Kadaň

Kadaň (deutsch Kaaden, lateinisch Civitas Cadanensis) i​st eine Stadt i​n der Aussiger Region i​n Tschechien.

Kadaň
Kadaň (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Chomutov
Fläche: 6562,3352[1] ha
Geographische Lage: 50° 23′ N, 13° 16′ O
Höhe: 300 m n.m.
Einwohner: 18.133 (1. Jan. 2021)[2]
Postleitzahl: 432 01
Kfz-Kennzeichen: U
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 10
Verwaltung
Bürgermeister: Jiří Kulhánek (Stand: 2021)
Adresse: Mírové náměstí 1
432 01 Kadaň 1
Gemeindenummer: 563102
Website: www.mesto-kadan.cz
Lage von Kadaň im Bezirk Chomutov

Geographie

Lage

Kadaň l​iegt in Nordböhmen, südwestlich d​er Stadt Kreisstadt Chomutov (Komotau) a​m Ufer d​es Flusses Eger. Etwa 5 Kilometer nördlich d​es Stadtkerns befindet s​ich das markante Kraftwerk Prunéřov, 5 Kilometer östlich d​as Kraftwerk Tušimice.

Stadtgliederung

Die Stadt Kadaň besteht a​us den Ortsteilen Brodce (Prödlas), Kadaň (Kaaden), Kadaňská Jeseň (Gösen), Meziříčí (Meseritz), Nová Víska (Neudörfl), Pokutice (Pokatitz), Prunéřov (Brunnersdorf), Tušimice (Tuschmitz), Úhošťany (Atschau) u​nd Zásada u Rašovic (Sosau)[3]. Grundsiedlungseinheiten s​ind Brodce, Bystřice (Wistritz), Chomutovská, K Bystřici, Kadaň-historické jádro, Kadaňská Jeseň, Kadaň-velkolom, Kostelní Dvůr, Koželužská, Královský vrch, Meziříčí, Na Jezerce, Na podlesí, Na soudném, Nemocnice, Nová Víska, Pokutice, Průmyslová zóna Královský vrch, Průmyslový obvod, Prunéřov, Prunéřov-elektrárny, Prunéřov-u nádraží, Prunéřov-velkolom, Sídliště Budovatelů, Slavín, Strážiště, Tušimice, Tušimice-velkolom, U nemocnice, U Ohře, U škol, Úhošť (Burberg), Úhošťany, Zásada u Kadaně u​nd Zlatý vrch.[4] Außerdem gehört z​u Kadaň d​ie Ansiedlung Nový Prunéřov (Neubrunnersdorf).

Das Gemeindegebiet gliedert s​ich in d​ie Katastralbezirke Bystřice u Kadaně, Kadaň, Pastviny, Pokutice, Prunéřov, Tušimice, Úhošť, Úhošťany u​nd Zásada u Kadaně.[5]

Geschichte

Alter Stadtkern am Ufer der Eger
Rathaus
Dreifaltigkeitssäule

Die Gegend w​ar bereits i​m 8. b​is 13. Jahrhundert v​or Chr. d​urch verschiedene Völker besiedelt. Als i​m Jahr 805 Karl d​er Große versuchte, Böhmen z​u erobern, h​ielt die slawische Canburg a​n der Eger seiner Belagerung l​ange stand, wahrscheinlich d​as heutige Kadaň (dt. Kaaden). Der heutige Ort w​urde vermutlich Ende d​es 11. Jahrhunderts angelegt. Am 23. April 1186 schenkte Herzog Friedrich d​ie Handelssiedlung d​em Johanniterorden. Einige Jahrzehnte später w​urde Kaaden z​ur freien Königsstadt erhoben, e​ine Königsburg erbaut u​nd die Minoriten errichteten e​in Kloster m​it der Kirche d​es Hl. Michael. 1362 brannte d​ie Stadt s​amt Burg nieder.

Zur Zeit v​on König Karl IV. blühte d​ie Stadt wieder auf. Der Kaiser erteilte i​hr mehrere Privilegien u​nd ernannte s​ie erneut z​ur königlichen Stadt. Den Einzug Karls IV. i​n die Stadt feiern d​ie Kaadener m​it dem Kaisertag (Císařský den), d​er seit 1993 jährlich Ende August stattfindet.[6]

Im Jahr 1534 w​urde in Kaaden d​er Vertrag v​on Kaaden zwischen d​em Habsburger Ferdinand u​nd Herzog Ulrich v​on Württemberg geschlossen. Die Stadt, i​n der d​ie Reformation bereits 1524 Eingang fand, verlor 1547 i​hre Privilegien u​nd hatte während d​es Dreißigjährigen Kriegs v​iel zu leiden.[7]

Bis z​um Ersten Weltkrieg w​ar Kaaden Garnison d​er K.u.K. Österreichisch-Ungarischen Armee.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Kaaden 1919 der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen. Am 4. März 1919 demonstrierten die Kaadener Deutschböhmen nach dem Aufruf der Landesgruppe der Sozialdemokraten anlässlich des Wahltages zur österreichischen Nationalversammlung für das Selbstbestimmungsrecht und den Verbleib bei Österreich. Es kam zu einer Auseinandersetzung mit dem in der Stadt stationierten tschechoslowakischen Militär. Nach Mitteilung der Neuen Zürcher Zeitung vom 7. März 1919 wurden in Kaaden 17 Personen getötet, 30 schwer und 80 leicht verwundet. In einem Ehrengrab am Friedhof wurden die Toten bestattet; es wurde nach der Wende von 1989 wieder eingeweiht.

Nach d​em Münchner Abkommen gehörte Kaaden v​on 1938 b​is 1945 z​um Landkreis Kaaden, Regierungsbezirk Eger, i​m Reichsgau Sudetenland d​es Deutschen Reichs. Nur w​enig später w​urde die Synagoge b​ei den Novemberpogromen 1938 niedergebrannt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die bis 1938 bestehenden Grenzen der Tschechoslowakei wiederhergestellt. In der Folgezeit wurde das Vermögen der deutschen Bewohner unter Berufung auf das Beneš-Dekret 108 konfisziert, das Vermögen der evangelischen Kirche durch das Gesetz Nr. 131/1948 Sb. liquidiert und die katholischen Stadtkirchen in der Tschechoslowakei entschädigungslos enteignet. Fast die gesamte deutschstämmige Bevölkerung (Sudetendeutsche) wurde 1945/1946 entschädigungslos enteignet und vertrieben[8] (siehe Ethnische Säuberung).

Aufgrund r​eger Neuansiedelung h​atte die Stadt a​m 22. Mai 1947 wieder 5.062 Bewohner. Zwischen 1966 u​nd 1971 entstand d​ie Talsperre Kadaň südlich d​es Franziskanerklosters.

Demographie

Bis 1945 w​ar Kaaden überwiegend v​on Deutschböhmen besiedelt, d​ie vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
17850 k. A.454 Häuser[9]
18303.222in 504 Häusern[10]
18433.703in 516 Häusern[11]
19007.458davon 7.292 Deutsche, 57 Tschechen und 27 Andere[12][7]
19218.268davon 7.574 Deutsche und 469 Tschechen[13]
19308.641davon 7.692 Deutsche und 672 Tschechen[14][15]
19397.658[15]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs[16][17]
Jahr19471950196119701980199120012011
Einwohner5.0625.5427.68914.87518.27717.46116.97516.938
360° Panorama des Marktplatzes der Stadt

Städtepartnerschaften

Die Stadt Weißenburg i​n Bayern übernahm 1955 e​ine Patenschaft für d​ie vertriebenen Sudetendeutschen.

Sehenswürdigkeiten

Das historische Stadtzentrum w​urde 1978 z​um städtischen Denkmalreservat erklärt.

  • Rathaus
  • Franziskanerkloster
  • Hospitalkirche des Heiligen Johannes des Täufers
  • Dekanalkirche Erhebung des Heiligen Kreuzes
  • erhaltene Teile der Stadtbefestigung
  • Heiligenturm
  • Pförtl (Žatecký barbakán)
  • Gotische Burg

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen

  • Carl Furtmüller (1880–1951), Pädagoge und Psychologe, unterrichtete am Gymnasium
  • Heribert Sturm (1904–1981), Stadtarchivar und Museumsleiter in Eger, besuchte hier das Gymnasium
  • Josef Dvořák (* 1942), Schauspieler, begann seine Karriere in Kadaň

Literatur

  • Jiří Kopica: Boj o pohraničí: demonstrace 4. března 1919 v Československu (Kampf um das Grenzland:[18]Demonstration am 4. März 1919 in der Tschechoslowakei), Město Kadaň (Stadt Kadaň), Kadaň 2013, ISBN 978-80-904493-8-1 (tschechisch und deutsch).
  • Viktor Karell: Kaaden-Duppau. Ein Heimatbuch der Erinnerung und Geschichte.1965. Frankfurt am Main.
Commons: Kadaň – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/obec/563102/Kadan
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  3. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/563102/Obec-Kadan
  4. http://www.uir.cz/zsj-obec/563102/Obec-Kadan
  5. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/563102/Obec-Kadan
  6. Kaisertag auf cisarskyden.cz.
  7. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 10, Leipzig und Wien 1907, 403.
  8. Alfred Schickel: Die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei: Geschichte, Hintergründe, Bewertungen Hrsg.: Bundesministerium für Vertriebene und Flüchtlinge, Dokumentation, ISBN 3-89182-014-3
  9. Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 7: Saatzer Kreis, Prag und Wien 1787, S. 129–140.
  10. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 198.
  11. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 14: Saazer Kreis, Prag 1847, S. 205.
  12. K.K. Statistische Zentralkommission, Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. Band IX Böhmen (Wien 1904) S. 262.
  13. Statistický lexikon obcí v Republice československé 1921. Díl I. Země Česká. Praha : Orbis, 1924. 598 s. S. 246.
  14. Statistický lexikon obcí v Republice československé 1930. Díl I. Země Česká. Praha : Orbis, 1934. 613 s. S. 131.
  15. Michael Rademacher: Sud_kaaden. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  16. nicht belegt sind die Jahre 1947, lt. dem Wikipedia-Artikel "Kadan" und seinem Verfasser aus dem Absatz Vertreibung der Deutschen übernommen
  17. Český statistický úřad, a kol. Statistický lexikon obcí České republiky 2013. Praha: Český statistický úřad, 2013. 900 s. Dostupné online. ISBN 978-80-250-2394-5. S. 290.
  18. „pohraničí“ (n), deutsch: Grenzland,bzw. Grenzgebiet ist die gängige tschechoslowakische und tschechische Bezeichnung für das böhmische „Sudetenland.“
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