Altstädter Brückenturm
Der Altstädter Brückenturm (tschechisch Staroměstská mostecká věž) ist ein im 14. Jahrhundert errichteter gotischer Torturm in Prag. Er steht am östlichen Ende der Karlsbrücke.
Geschichte und Beschreibung
Der Brückenturm wurde in der Folge des Brückenneubaus zwischen 1370 und 1380 durch Peter Parler errichtet. Er befindet sich genau über dem ersten Brückenpfeiler auf der Altstädter Seite am Ufer der Moldau. Reste der Turmbauten der Vorgängerbrücke (Judithbrücke) sind in die Keller der benachbarten Gebäude integriert worden. Der Turm erhebt sich etwa 40 Meter über der Fahrbahn der Brücke.
Während der Belagerung von Prag durch die Schweden 1648 im Dreißigjährigen Krieg wurde dieser Turm von der Kleinseite her beschossen und sein Fassadenschmuck auf der Westseite vernichtet. Dieser zeigte ein von Karl und seiner Gemahlin Elisabeth von Pommern flankiertes Marienbildnis, das schließlich ganz entfernt werden musste. Seine Ostfassade ist über die Jahrhunderte erhalten geblieben, jedoch durch die ständige Verkehrsbelastung und die Witterungsunbilden beschädigt und nachgedunkelt. 1874–1878 wurden umfassende Sanierungsarbeiten unter dem Baumeister Josef Mocker ausgeführt, bei denen der Turm sein heutiges Dach erhielt. Die früheren gotischen Malereien in den Gewölbebögen wurden in dieser Zeit durch P. Maixner erneuert und ergänzt.[1]
Kunsthistorisch bedeutsam ist der Brückenturm wegen der überlebensgroßen Plastiken Kaiser Karls IV. und dessen Sohnes Wenzel sowie des Heiligen Veit in Höhe der zweiten Etage über dem Torbogen und in Maßwerk eingefasst. Unmittelbar über dem breiten Torbogen sind die Wappen aller Länder, die zur Zeit des Brückenbaus zum Böhmischen Königreich gehörten, das Wappen des römischen Kaisers, das Wappen des böhmischen Königs sowie ein von einem Schleier umrahmter Eisvogel (ein Symbol für Wenzel IV.) in Sandstein gearbeitet. In der dritten Etage findet man ein Schild mit Adler sowie einen (nicht heraldischen) Löwen. Den oberen Abschluss der Fassade bilden Statuen der Heiligen Adalbert und Sigismund. Das Netzgewölbe des Tordurchgangs ist mit einem als Königskrone gestalteten Schlussstein versehen.[1]
Der Turm kann gegen ein kleines Eintrittsgeld bestiegen und in einer Aussichtsetage umrundet werden. Häufig unterhält ein historisch gewandeter Trompeter von dort oben die Touristen.
Der Turm diente auch als Politikum: Die Köpfe von 27 hingerichteten Teilnehmern des Aufstandes gegen die Habsburger wurden zehn Jahre lang (1621–1631) in eisernen Körben dort außen zur Abschreckung angehängt. Eine 1650 angebrachte Gedenktafel erinnert an die Teilnehmer der Befreiungskämpfe gegen die Schweden aus dem Jahr 1648.[1]
Auf dem nördlich vor dem Turm liegenden Kreuzherrenplatz befinden sich eine 4 Meter hohe Statue Kaiser Karls IV. von Ernst Hähnel aus dem Jahr 1846 sowie die Kirche der Kreuzherren mit dem Roten Stern und die Salvatorkirche.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Prag. Reiseführer Olympia. Olympia-Verlag Prag 1988, Seiten 39/40