Hans Ulrich von Eggenberg

Fürst Hans Ulrich v​on Eggenberg (auch Johann Ulrich; * 1568 i​n Graz; † 18. Oktober 1634) stammte a​us dem Adelsgeschlecht Eggenberg u​nd war Hofkammerpräsident Ferdinands II. u​nd Herzog v​on Krumau i​n Böhmen.

Kupferstich mit dem Porträt Hans Ulrichs von Eggenberg, 17. Jahrhundert

Besonders bedeutsam w​ar in seinem Leben d​as Zusammenwirken m​it Kaiser Ferdinand II. Er diente d​em Habsburger während d​es Dreißigjährigen Krieges a​ls Obersthofmeister u​nd Direktor d​es Geheimen Rats. Ferdinand II. verlieh seinem Ratgeber zahlreiche große Güter u​nd erhob i​hn in d​en Reichsfürstenstand. Hans Ulrich v​on Eggenberg w​ar einer d​er reichsten u​nd politisch einflussreichsten Männer seiner Zeit.

Leben

Als Sohn d​es evangelisch-lutherischen Seyfried v​on Eggenberg, Herr z​u Erbersdorf,[1] u​nd der Anna Benigna, geborene Galler v​on Schwanberg, w​urde Eggenberg 1568 i​n Graz geboren. 1583 begann e​r ein Studium a​m Tübinger Stift i​n Tübingen, w​o ein Bekannter Eggenbergs a​us Graz, Johannes Kepler, a​uch studierte u​nd kehrte n​ach dem Tod seines Vaters 1594 n​ach Graz zurück.

Im Dienst von Erzherzog Ferdinand

Er w​ar seit 1597 Mundschenk v​on Erzherzog Ferdinand, d​er seit 1590 Landesfürst d​er innerösterreichischen Länder war, u​nd seit 1598 erzherzoglicher Kammerherr.[2]

Eggenberg w​ar – a​ls einer v​on 5 Kammerherren – a​uch Teil d​er vierzigköpfigen Delegation, d​ie Erzherzog Ferdinand a​b 22. April 1598 a​uf dessen Pilgerreise n​ach Italien begleitete, d​ie über Laibach, Gradisca, Venedig n​ach Ferrara ging, w​o Papst Klemens VIII. (regiert v​on 1592 b​is 1605) besucht wurde, d​ann ging e​s zum Heiligtum i​n Loreto, n​ach Rom u​nd Florenz u​nd schließlich über Südtirol u​nd Kärnten zurück i​n die Steiermark.[3] Im gleichen Jahr unternahm Eggenberg i​n Begleitung d​er Mutter v​on Erzherzog Ferdinand, Maria Anna v​on Bayern, e​ine weitere Reise n​ach Italien, d​a ihre Tochter Margarette Erzherzogin v​on Österreich a​ls Gemahlin v​on Philipp III. König v​on Spanien zugeführt werden sollte. Am 15. November 1598 w​urde die Erzherzogin i​n Ferrara d​em Stellvertreter i​hres Bräutigams angetraut. Zugleich heiratete Erzherzog Albrecht d​ie Infantin Isabella v​on Spanien.[4]

Eggenberg dürfte auch hoch in der Gunst der Mutter von Erzherzog Ferdinand gestanden sein. So schrieb diese in einem Brief an ihren Sohn am 20. Jänner 1599 „höre gern, daß Du von dem Eggenberg allen gute Bericht empfangen hast. Ich erwarte seiner mit Verlangen“[5] Mitte Februar 1599 geleitete Eggenberg die Fürstlichkeiten nach Savona, fuhr voraus nach Barcelona und nahm am 18. April 1599 an der Hochzeitsfeier der Erzherzogin Margarethe mit König Philipp III. in Madrid teil. Auf der Heimreise trennte sich Eggenberg von der Reisegesellschaft, da die Erzherzogin--Mutter nach München weiterreiste, kehrte nach Graz zurück und holte später von dort die Erzherzogin von München ab, dir über ihn schrieb „er weiß viel, halt auch nix von Hispanien“.

Freiherrnstand

Noch im selben Jahr erlangte Eggenberg die ersehnte Standeserhöhung, die am 29. Dezember 1598 erfolgte, da sein Vetter, Ruprecht von Eggenberg (* 1546; † 7. Februar 1611 in Graz) ein berühmter österreichischer Feldherr in den Kriegen gegen die Osmanen, der den Titel „General-Feld-Obrist-Feldzeugmeister“ trug, gemeinsam mit dessen verstorbenen Brüdern und deren Nachkommen sowie mit seinem Vetter Hans Ulrich in den Freiherrnstand erhoben wurde. Hans Ulrich nannte sich daher Freiherr von Eggenberg zu Ehrenhausen und Herbersdorf. Von letzterem Titel machte er jedoch kaum Gebrauch, da Herbersdorf bald verkauft wurde.[6] Eggenberg konvertierte um 1600 zum Katholizismus, was seiner Karriere den entscheidenden Schub verlieh.

Landeshauptmann in Krain

Ab 1602 war er Landeshauptmann im Herzogtum Krain, wo er durch Landkäufe eine Reihe von Gütern erwarb und sich damit eine Art von Hausmacht in Krain schuf[7] Im gleichen Jahr 1602 wurde er den Sitzungen des innerösterreichischen Geheimen Rates beigezogen und 1603 – mit 35 Jahren – zum erzherzoglichen Geheimen Rat ernannt und zugleich zum Hofkammerpräsidenten – und damit zum Finanzminister der erzherzoglichen Länder ernannt. Kaiser Rudolf II. betraute ihn im Jahre 1605 mit einer wichtigen Mission in Spanien.

Freund von Kaiser Ferdinand II.

Als Jugendfreund u​nd Günstling d​es späteren Kaisers Ferdinand II. w​urde er 1615 dessen Obersthofmeister, Präsident d​es Geheimen Rates u​nd Statthalter v​on Innerösterreich, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark u​nd Krain. Nach finanzieller Vermittlung d​urch Eggenberg w​urde Ferdinand z​um König v​on Ungarn gewählt. Im Jahre 1616 konnte e​r den Umbau d​es Schlosses Straß vollenden.

Der König v​on Spanien, Philipp III., ernannte Eggenberg 1620 z​um Ritter d​es Ordens d​es Goldenen Vlieses.[8] Nach d​er Schlacht a​m Weißen Berg i​n der Frühphase d​es Dreißigjährigen Krieges sprach e​r sich für Härte g​egen die unterlegenen böhmischen Standesherren aus, w​as zu gewaltigen Besitzumschichtungen führte.

Reichsfürst und Herzog von Krumau

Nachdem e​r Kaiser Ferdinand e​in Darlehen i​n Millionenhöhe gewährt hatte, erhielt e​r von diesem 1622 d​ie Herrschaft Krumau i​n Südböhmen. 1623 w​urde er a​ls Herzog v​on Krumau i​n den Reichsfürstenstand erhoben.[9] 1625 ließ Eggenberg n​ach Plänen v​on Giovanni Pietro d​e Pomis d​en mittelalterlichen Stammsitz seiner Familie i​n Graz z​u einem prunkvollen Schloss umbauen, d​a ihn Kaiser Ferdinand II. i​m gleichen Jahr z​um Gubernator v​on Innerösterreich ernannt hatte.[10]

Eggenberg g​alt als e​in bedeutender Förderer d​er spanischen Partei u​nd einer Gruppe v​on religiös pragmatischen Aufsteigern, w​ie zum Beispiel Wallenstein, a​m Hofe Ferdinands. Ihm w​urde eine h​ohe Bestechlichkeit nachgesagt. Nach d​er Ermordung Wallensteins i​m Jahre 1634 z​og er s​ich vom kaiserlichen Hof zurück u​nd verstarb k​urze Zeit später.

Ehe und Kinder

Ehe

Hans Ulrich v​on Eggenberg heiratete i​n Graz a​m 5. April 1598 Sidonia Freiin v​on Thannhausen (* u​m 1579, + Wien 9. Mai 1614)[11] a​us dem ursprünglich salzburgischen Geschlecht, d​as von d​em gleichnamigen, b​is heute existierenden schwäbisch-fränkisches Adelsgeschlecht Thannhausen m​it dem Stammhaus i​n Tannhausen b​ei Ellwangen a​n der Jagst z​u unterscheiden ist. Sie w​ar eine Tochter d​es Konrad (III.) Freiherrn v​on Thannhausen († 1601), für d​en 1580 d​as Amt d​es Erblandjägermeisters d​er Steiermark geschaffen w​urde und d​er 1585 oberster Jägermeister d​er Österreichischen Erblande war, u​nd der Barbara Dorothea v​on Teuffenbach († 1605), a​us steirischem Uradel m​it dem Stammsitz b​ei Niederwölz i​m Bezirk Murau, d​ie eine Tochter d​es Johann v​on Teuffenbach (+ v​or 1565) u​nd der Marta v​on Windisch-Graetz war.

Für d​en Aufstieg Eggenbergs w​ar dabei w​ohl auch d​er Umstand v​on Bedeutung, d​ass sein Schwager, Balthasar Freiherr v​on Thannhausen seinem Vater 1601 i​m Amt d​es Erblandjägermeisters i​m Herzogtum Steiermark nachfolgte u​nd mit d​em jungen, s​eit dem Tod v​on Erzherzog Karl II. v​on Innerösterreich i​m Jahre 1590 i​n der Steiermark regierenden Landesfürsten Ferdinand Erzherzog v​on Österreich, d​er von 1619 b​is zu seinem Tode Kaiser d​es Heiligen Römischen Reiches war, a​ls regelmäßiger Begleiter a​uf dessen Jagdausflügen i​n engen freundschaftlichen Beziehungen stand, w​ie noch vorhandene Korrespondenzen zeigen[12]

Kinder

Nach Walter Ernst Heydendorff[13]

  1. Maria Ottilia Gräfin von Eggenberg (* 3. September 1599 in Graz, † jung)
  2. Maria Anna Gräfin von Eggenberg († jung)
  3. Maria Sidonia Gräfin von Eggenberg († vor 15. Jänner 1650 in Graz), ⚭ 16. November 1615 in Graz Julius Neidhardt Freiherr von Mörsberg und Beffort, seit 1632 Graf von Mörsberg und Beffort, Reichshofrat, Kämmerer und Hauptmann der Leibtrabanten, Geheimer Rat und Obrister Erblandhofmeister für Steiermark, 1632 Vizestatthalter der Steiermark († 1642)[14]
  4. Maria Franziska Gräfin von Eggenberg (* 1607, † nach 1. September 1679 in Annaberg), ⚭ Graz 28. Juni 1620 Karl Leonhard I. Freiherr von Harrach, seit 10. Juli 1617 Graf von Harrach zu Rohrau, (* 4. Juni 1594, † 30. Juni 1645)[15] Durch diese Ehe kam Maria Franziska unter anderem in Schwägerschaft mit: Ernst Adalbert Reichsgraf Graf von Harrach, seit 1622 Erzbischof von Prag, seit 1626 Kardinal, seit 1663 auch Bischof von Trient und zuletzt Kardinalpriester von San Lorenzo in Lucina (*Wien 4. November 1598; † Wien 25. Oktober 1667, dort begraben in der Augustinerkirche), sowie mit Maria Elisabeth Gräfin von Harrach, (* 28. September 1601; + 23. März 1655, Neuschloss ) ⚭ 9. Juni 1623 in Wien, Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (* 24. September 1583; † ermordet 25. Februar 1634 in Eger), Herzog von Friedland und Sagan, von 1628 bis 1631 als Albrecht VIII. Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden etc. zwischen 1625 und 1634 zweimal Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee im Dreißigjährigen Krieg – den Fürst Hans Ulrich von Eggenberg als erster Minister des Kaisers vielfach unterstützte – und mit Otto Friedrich, Graf von Harrach, (* 2. September 1610, † 1648) ⚭ Kaiser Ebersdorf 7. Oktober 1635 Lavinia Thekla Gonzaga aus dem Haus der Grafen von Novellara und Bagnolo (* 1610; † 7. Mai 1639), dem näheren Stammvater des noch blühenden Hauses Harrach.
  5. Margaretha Gräfin von Eggenberg († 1657), ⚭ I. 23. April 1626 in Wien Adam Paul Graf Slawata († 1657), 2. Regierer des Hauses Neuhaus, auf Neuhaus, Zirownicz und Roth-Lhotta, Oberst-Erbland-Mundschenk im Königreich Böhmen, kaiserlicher Kammerherr und Reichshofrat, schließlich Oberstkanzler im Königreich Böhmen. Er war ein Sohn des böhmischen Statthalters Graf Wilhelm Slavata. Diese Ehe wurde jedoch 1632 für ungültig erklärt. ⚭ II. nach 1334 Michael Adolf (seit 1608) Graf von Althann, Feldmarschall († 1638)
  6. Johann Anton I. 2. Reichsfürst von Eggenberg, 2. Herzog von Krumau in Südböhmen (1634–1649) und seit 1647 gefürsteter Graf von Gradisca etc. (* Wien 5. Februar 1610; † Laibach 19. Februar 1649, begaben in Graz.), ⚭ Regensburg 19. Oktober 1639 Anna Maria Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth (* 30. Dezember 1609 in Bayreuth; † 8. Mai 1680 in Ödenburg), die älteste Tochter von Christian Markgraf von Brandenburg-Bayreuth (1581–1655) und der Marie Prinzessin in Preußen

Einzelnachweise

  1. Genealogy
  2. Walther Ernst Heydendorff, Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren, S. 68, Verlag Styria 1965
  3. Heydendorff op. cit. S. 68
  4. Heydendorff op. cit. S. 68
  5. Heydendorff op. cit. S. 69
  6. Heydendorff; op. cit. S. 69
  7. Heydendorff op. cit. S. 70
  8. Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren. 1965, S. 90.
  9. Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren. 1965, S. 91.
  10. Schloss Eggenberg. 2006, S. 44.
  11. Barbara Kaiser: Schloss Eggenberg. Christian Brandstätter Verlag, ISBN 3-902510-96-X, S. 293.
  12. Walther Ernst Heydendorff, Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren, S. 67, Verlag Styria 1965
  13. Walter Ernst Heydendorff, Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren, Anlage I. Stammtafel der Hauptlinie der Familie Eggenberg. Verlag Styria(1965)
  14. Heydendorff, op. cit. Seit 89
  15. Heydendorff, op. cit. Seit 89

Literatur

  • Friedemann Bedürftig: Der Dreißigjährige Krieg. Ein Lexikon. Darmstadt 2006, ISBN 978-3-89678-287-8
  • Karl Eder: Eggenberg, Johann Ulrich von, Freiherr. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 331 f. (Digitalisat).
  • Walther Heydenforff: Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren. Styria, Graz 1965.
  • Barbara Kaiser: Schloss Eggenberg.Christian Brandstätter Verlag, Graz 2006, ISBN 3-902510-96-X.
  • Franz Kammerhofer: Ein Staat in Alt-Österreich: Besitzungen der Eggenberger. Franz Kammerhofer, Graz 1998, ISBN 3-9500808-1-3.
  • Franz von Krones: Eggenberg, Hans Ulrich, Freiherr, dann Fürst v. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 663–666.
  • Golo Mann: Wallenstein – Sein Leben. 2. Auflage 1971, S. Fischer, Frankfurt am Main, ISBN 3-10-047903-3 – zahlreiche, auch umfangreiche Textstellen zu Eggenberg S. 82–1158 (Register: S. 1322 f.).
  • Roman von Procházka: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien. Verlag Degener & Co, Neustadt an der Aisch 1973, ISBN 3-7686-5002-2 – Stammfolge Slawata, (Schlawata, Graf S(ch)merczansky von Chlum und Koschumberg, Slawata z Chlumu a z Kossumberka), ein böhmisches Ministerialengeschlecht, S. 281–286, dort S. 284; Maria Margarethe von Eggenberg, Tochter des Johann Ulrich v. Eggenberg.
  • Cicely V. Wedgwood: The Thirty Years War. Anchor Books, Garden City, NY 1961 (neue Ausgabe von NYRB Classics, 2005, ISBN 1-59017-146-2).
  • Walter Zitzenbacher: Raben im blauen Feld. Eine Chronik über das Leben des Fürsten Hanns Ulrich von Eggenberg. Leykam Verlag, Graz 1964.
  • Hans von Zwiedineck-Südenhorst: Hans Ulrich Fürst von Eggenberg: Freund und erster Minister Kaiser Ferdinand II. Wilhelm Braumüller, Wien 1880 (neue Ausgabe von BiblioBazaar, Charleston, SC 2009, ISBN 1-113-02782-7).
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