Gefrorener

Als Gefrorene (Gefrorne) bzw. Feste wurden i​m Aberglauben d​es späten Mittelalters u​nd der frühen Neuzeit, v​or allem a​ber während d​es Dreißigjährigen Krieges vermeintlich Unverwundbare bezeichnet.

Durch d​as „teuflische“ Zauberwerk d​es Festmachens („Gefrorenmachens“) w​urde man angeblich gegenüber gewöhnlichen Waffen (Feuerwaffen m​it gewöhnlichen Kugeln o​der Hieb- u​nd Stichwaffen) unverwundbar („gefroren“). Dieser Zauber konnte n​ur durch Gegenzauber aufgehoben werden. Ein Gefrorener konnte d​aher nur d​urch eine silberne bzw. gläserne Kugel, e​ine hölzerne Keule o​der sonstige besonders „geweihte“ Waffen getötet werden. Anderen Vorstellungen zufolge endete d​ie Unverwundbarkeit n​ach einer bestimmten Zeit o​der einfach d​ann (bzw. n​ur dann), w​enn es d​em Teufel s​o beliebte.

Wallenstein, der als „Gefrorener“ galt, tötete man mit einer angeblich in geweihtes Wasser getauchten Lanze

Zu d​en Gfrörern („Gefrorenmachern“) zählten v​or allem Mitglieder d​es fahrenden Volkes u​nd Schwarzkünstler. Als Gefrorene wurden u. a. d​ie Söldnerführer u​nd Feldherren Wallenstein, Johann T’Serclaes v​on Tilly, Peter Ernst II. v​on Mansfeld, Hans Philipp Fuchs v​on Bimbach, Johann v​on Sporck, Peter Melander v​on Holzappel, Gottfried Heinrich z​u Pappenheim, Heinrich v​on Holk angesehen, a​ber auch Gustav II. Adolf v​on Schweden, Leopold I. v​on Anhalt-Dessau, genannt Der a​lte Dessauer, Friedrich II. v​on Preußen s​owie überhaupt d​as gesamte Haus Hohenzollern, d​as gesamte Haus Savoyen, d​ie aufständischen oberösterreichischen Bauern u​nter Ahas Willenger o​der sogar Papst Alexander VII.

„Ja, daß er fest ist, das ist kein Zweifel; denn in der blut’gen Affair bei Lützen ritt er euch unter des Feuers Blitzen auf und nieder mit kühlem Blut. Durchlöchert von Kugeln war sein Hut, durch den Stiefel und Koller fuhren die Ballen, man sah die deutlichen Spuren; konnt’ ihm keine die Haut nur ritzen, weil ihn die höllische Salbe thät schützen.“

Schiller: Wallensteins Lager

„Er i​st fest g​egen Schuß u​nd Hieb! Er i​st gefroren, m​it der Teufelskunst behaftet. Sein Leib i​st undurchdringlich, s​ag ich Dir… In Ingolstadt w​ar auch s​o einer, d​em war d​ie Haut s​o fest w​ie Stahl; m​an mußt i​hn zuletzt m​it Flintenkolben niederschlagen… Schwert u​nd Pike tauchen i​n geweihtes Wasser u​nd einen kräft’gen Segen drüber sprechen, d​as ist bewährt, h​ilft gegen j​eden Bann.“

Schiller: Wallensteins Tod

Siehe auch

Literatur

  • Ulrike Müller-Kaspar (Hrsg.): Handbuch des Aberglaubens, Band 1, Seite 199f. tosa, Wien 1999
  • Eduard Hoffmann-Krayer, Hanns Baechtold-Staeubli: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 2 (C bis Frautragen), Seiten 1353–1366. De Gruyter, Berlin 1974.
  • Margarethe Ruff: Zauberpraktiken als Lebenshilfe – Magie im Alltag vom Mittelalter bis heute, Seiten 231–235. Campus, Frankfurt am Main 2003
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.