Liste der Stolpersteine in Graz
Die Liste der Stolpersteine in Graz enthält Stolpersteine in der Stadt Graz, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die von den Nationalsozialisten dort ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig gefertigt, viele von ihm persönlich verlegt; Planung, Organisation und Finanzierung erfolgten durch den Verein für Gedenkkultur in Graz, zahlreiche Personen spenden die Verlegung eines Steins.
Die Stolpersteine liegen im Regelfall vor dem letzten selbst gewählten Wohnort des Opfers, fallweise auch vor dessen Arbeitsstätte oder Schule.
Der Verein für Gedenkkultur Steiermark bilanziert nach der Verlegung am 18. September 2020, dass seit 2013 in Graz 206 Stolpersteine[3] an 71 Stellen (Adressen) verlegt wurden.[4]
Verlegte Stolpersteine
In der Landeshauptstadt Graz wurden 2013 bis Oktober 2021 folgende Stolpersteine – und österreichweit erstmals eine Stolperschwelle – verlegt:
- Die Tabelle ist nach Name und Standort sortierbar; die redigierte Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach Familienname, Vorname, Geburtsjahr. Steine und Schwellen ohne Namen zuerst. – Für Rosa Dicker, Edgar Düdner und Richard Zach wurden jeweils 2 Steine an jeweils unterschiedlichen Orten verlegt, gereiht nach dem Verlegedatum. Für die erblindete Irene Ransburg wurden 2 Steine beim Odilien-Institut verlegt, einer mit Text in (von vorne eingeschlagener) Schwarzschrift und einer, etwas größer – erstmals – mit (von hinten eingedrückter, vorne erhabener) Braille-Blindenschrift derselben Zeilen.
Stolperstein | Inschrift | Verlegeort | Name, Leben |
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SIE WAREN MITSCHÜLER WURDEN DER SCHULE VERWIESEN 1938 SIE WAREN JUDEN |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Titelstein zu 27 Stolpersteinen für 27 Schüler der Schule | |
HIER LERNTE FRANZ ADLER JG. 1922 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Franz Adler[5] | |
HIER ARBEITETE FRANZ BARANYAI JG. 1891 DEPORTIERT ERMORDET JULI 1943 AUSCHWITZ |
Paulustorgasse 8 verlegt am 27. Juli 2013[6] |
Franz Baranyai (* 1891) war Polizist beim Sicherheits- und Hilfsdienst in Graz und beschwerte sich brieflich beim Reichsstatthalter wegen „ungerechtfertigter Behandlung als Zigeuner“. Eine Überprüfung der Statthalterei ergab, dass er in der „Zigeunerevidenz“ seines Heimatorts aufschien. Seine Brüder waren schon deportiert worden, seine Deportation war geplant. Obwohl er einen Ariernachweis vorlegen konnte wurde entschieden, dass er „als Vollzigeuner zu betrachten“ sei. Im April 1942 wurde er aus dem Polizeidienst entlassen, verlor danach immer wieder seine Arbeitsstellen, da der Landrat von Fürstenfeld ständig bei Arbeitgebern auf seine „Zigeuner-Abstammung“ hinwies. Baranyai wurde deportiert und im Juli 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet.[7] | |
HIER WOHNTE ERICH BENEDIKT JG. 1911 FLUCHT 1938/39 USA |
Grieskai 50 verlegt am 29. Juni 2018 |
Erich Benedikt | |
HIER WOHNTE JOSEF BENEDIKT JG. 1876 KANTOR DER JÜDISCHEN GEMEINDE FLUCHT 1938 USA |
Grieskai 50 verlegt am 29. Juni 2018 |
Josef Benedikt | |
HIER WOHNTE LEO BENEDIKT JG. 1909 FLUCHT 1938 UNGARN USA |
Grieskai 50 verlegt am 29. Juni 2018 |
Leo Benedikt | |
HIER WOHNTE REGINA BENEDIKT GEB. GOLDSTEIN JG. 1886 FLUCHT 1938 UNGARN USA |
Grieskai 50 verlegt am 29. Juni 2018 |
Regina Benedikt geb. Goldstein | |
HIER WOHNTE ILSE BIRO GEB. STERN JG. 1904 FLUCHT 1938 JUGOSLAWIEN, PALÄSTINA |
Pestalozzistraße 32 | Ilse Biro (1904–?) | |
HIER WOHNTE LORE BIRO JG. 1931 FLUCHT 1938 JUGOSLAWIEN, PALÄSTINA |
Pestalozzistraße 32 | Lore Biro (1931–?) | |
HIER WOHNTE ALFRED BLÜH JG. 1922 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1939 FLUCHT 1939 JUGOSLAWIEN PALÄSTINA 1943 ÄGYPTEN |
Annenstraße 31 verlegt am 17. Juni 2016 |
Alfred Blüh wurde 1922 geboren. Die Familie Blüh hatte ein Lederwarengeschäft in der Annenstraße 31 und wohnte auch dort. Nach Enteignung und Flucht ins damalige Jugoslawien starb der Vater Wilhelm Blüh in Ljubljana 1939 an einem Herzinfarkt. Wilhelm Blühs Ehefrau Olga Blüh und die Kinder aus erster Ehe Gertrude (verheiratete Scharfstein), Alfred und Hans flohen auf unterschiedlichen Fluchtwegen über Jugoslawien nach Ecuador, Palästina/Ägypten bzw. in die USA. Nach dem Krieg übersiedelte der Großteil der Familie nach Chile.[8] | |
HIER WOHNTE UND ARBEITETE GERTRUDE BLÜH VERH. SCHARFSTEIN JG. 1914 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1939 FLUCHT 1939 ENGLAND, ECUADOR |
Annenstraße 31 verlegt am 17. Juni 2016 |
Gertrude Scharfstein geb. Blüh[9] | |
HIER WOHNTE UND ARBEITETE HANS BLÜH JG. 1912 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1939 FLUCHT 1939 JUGOSLAWIEN, USA |
Annenstraße 31 verlegt am 17. Juni 2016 |
Hans Blüh | |
HIER WOHNTE UND ARBEITETE OLGA BLÜH GEB. FLEISCHER JG. 1889 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1939 VERHAFTET 1939 GEGEN KAUTION ENTLASSEN FLUCHT 1939 JUGOSLAWIEN, ITALIEN 1943 ECUADOR |
Annenstraße 31 verlegt am 17. Juni 2016 |
Olga Blüh geb. Fleischer | |
HIER WOHNTE UND ARBEITETE WILHELM BLÜH JG. 1880 'SCHUTZHAFT' 1938 DACHAU GESCHÄFT 'ARISIERT' 1939 FLUCHT 1939 JUGOSLAWIEN TOT AN DEN FOLGEN 7.12.1941 LJUBLJANA |
Annenstraße 31 verlegt am 17. Juni 2016 |
Wilhelm Blüh | |
HIER WOHNTE ALOIS BLÜHWEIS JG. 1876 VON SS MISSHANDELT 1938 GESCHÄFT 1938 'ARISIERT' FLUCHT 1938 JUGOSLAWIEN VERHAFTET 9.2.1942 DEPORTIERT 1942 KZ JASENOVAC ERMORDET |
Elisabethstr. 35 verlegt am 16. August 2016 |
Alois Blühweis | |
HIER WOHNTE HELMA BERTA BLÜHWEIS JG. 1926 FLUCHT 1938 JUGOSLAWIEN 1943 ITALIEN |
Elisabethstr. 35 verlegt am 16. August 2016 |
Helma Blühweis, Tochter von Alois. | |
BERTHA BONYHADY GEB.STÖSSL JG. 1863 TOT 1940 |
Feuerbachgasse 10 verlegt am 27. September 2017 |
Bertha Bonyhady | |
HIER WOHNTE BERTHOLD (BERTSCHI) BONYHADY JG. 1896 1936 AUS MAGDEBURG ZURÜCK NACH GRAZ UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN DEPORTIERT 15.10.1941 LODZ ERMORDET |
Feuerbachgasse 10 verlegt am 27. September 2017 |
Berthold Bonyhady | |
HIER WOHNTE EDITH BONYHADY GEB. REISS JG. 1894 FLUCHT 1939 ENGLAND AUSTRALIEN |
Grieskai 2 verlegt am 27. September 2017 |
Edith Bonyhady | |
HIER WOHNTE EDUARD (EDWARD) BONYHADY JG. 1888 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1938 VERHAFTET 12.11.1938 DACHAU ENTLASSEN 12.12.1938 FLUCHT 1939 ENGLAND, AUSTRALIEN |
Grieskai 2 verlegt am 27. September 2017 |
Eduard Bonyhady | |
HIER WOHNTE ELISABETH (ELSE) BONYHADY GEB. SAMTER JG. 1899 1936 AUS MAGDEBURG ZURÜCK NACH GRAZ UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN DEPORTIERT 15.10.1941 LODZ, 1944 AUSCHWITZ ERMORDET |
Feuerbachgasse 10 verlegt am 27. September 2017 |
Elisabeth Bonyhady | |
HIER WOHNTE ERICH (ERIC) BONYHADY JG. 1923 FLUCHT 1939 ENGLAND AUSTRALIEN |
Grieskai 2 verlegt am 27. September 2017 |
Erich Bonyhady | |
HIER LERNTE ERICH BONYHADY JG. 1923 FLUCHT 1939 ENGLAND AUSTRALIEN |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Erich Bonyhady | |
HIER WOHNTE FRIEDRICH (FRED) BONYHADY JG. 1928 FLUCHT 1939 ENGLAND AUSTRALIEN |
Grieskai 2 verlegt am 27. September 2017 |
Friedrich Bonyhady | |
HIER WOHNTE SALOMON BONYHADY JG. 1861 VERHAFTET MÄRZ 1938 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1938 MISSHANDELT TOT 1939 |
Feuerbachgasse 10 verlegt am 27. September 2017 |
Salomon Bonyhady | |
HIER WOHNTE ODILIE BORGES JG. 1864 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT MALY TROSTINEC ERMORDET |
Alberstraße 18 verlegt am 17. Juli 2015 |
Ottilie Borges wurde am 7. November 1864 in Prag geboren. Sie war mit einem Gerichtsvorsteher von Gröbming verheiratet, der früh starb. Sie blieb kinderlos, betätigte sich als Hausfrau und erteilte Französischunterricht. Ende 1939 war sie als Jüdin gezwungen, ihre Wohnung in der Alberstraße 18 zu räumen und in eine Sammelwohnung in Wien zu übersiedeln. Am 28. Juni 1942 wurde sie von ihrem letzten Aufenthaltsort Seegasse 16, Wien 9, Richtung Theresienstadt deportiert. Am 25. August 1942 erfolgte ihre Überstellung ins Vernichtungslager Maly Trostinez südöstlich von Minsk, wo sie ermordet wurde. | |
HIER WOHNTE FELLA BORUCHOWICTZ JG. 1934 HAUS 'ARISIERT' 1938 UNFREIWILLIG VERZOGEN JÄN. 1939 SCHICKSAL UNBEKANNT |
Josef-Huber-Gasse 4 verlegt am 27. September 2017 |
Fella Boruchowitz | |
HIER WOHNTE KAROLINE BORUCHOWICS GEB. TEITELBAUM HAUS 'ARISIERT' 1938 DES LANDES VERWIESEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Josef-Huber-Gasse 4 verlegt am 27. September 2017 |
Karoline Boruchowics, Verwandte von Familie Silberstein | |
HIER WOHNTE NATHAN BORUCHOWICTZ JG. 1901 HAUS 'ARISIERT' 1938 UNFREIWILLIG VERZOGEN JÄN. 1939 SCHICKSAL UNBEKANNT |
Josef-Huber-Gasse 4 verlegt am 27. September 2017 |
Nathan Boruchowitz | |
HIER WOHNTE LEOPOLDINE BRANDNER JG. 1906 INTERNIERT 1940 LAGER SALZBURG-MAXGLAN DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET 18.2.1943 |
Ägydigasse 6 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Leopoldine Brandner, Roma-Opfer | |
HIER LERNTE HANS BERNHARD BRAUN JG. 1924 FLUCHT ENGLAND 1940 USA |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Hans Bernhard Braun | |
HIER ARBEITETE PATER ANSGAR BREHM JG. 1890 IM CHRISTLICHEN WIDERSTAND VERHAFTET 23.7.1941 'HEIMTÜCKE' STRAFANSTALT KARLAU ENTLASSEN 1.8.1943 |
Mariahilferplatz 3, Pfarre Mariahilf verlegt am 4. Juli 2014[10] |
Ansgar Brehm OFM Conv., geboren am 20. Juli 1890 in Theilheim, trat mit 22 Jahren in den Minoritenorden Würzburg ein. Im Ersten Weltkrieg arbeitete er als Krankenpfleger. Er studierte Theologie in Freiburg in der Schweiz. Dort wurde er 1921 zum Priester geweiht. Von 1922 bis 1929 wirkte er als Kaplan in der Ordenspfarre Neunkirchen, ab 1929 in der Ordenspfarre Mariahilf in Graz. Wegen verschiedener Anschuldigungen wurde er im Juli 1941 durch die Gestapo verhaftet, und im Januar 1942 durch ein Sondergericht beim Landesgericht in Graz zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Haft erfolgte in der Strafanstalt Karlau. Zum 1. August 1943 wurde er begnadigt, und auf Bewährung entlassen.[11] | |
HIER WOHNTE HILDEGARD BURGER GEB. FREIHSE JG. 1903 IM WIDERSTAND/KPÖ VERHAFTET 1941 'HOCHVERRAT' TODESURTEIL 20.5.1943 HINGERICHTET 23.9.1943 |
Sackstraße 26 verlegt am 17. Juli 2017 |
Hildegard Burger geb. Freihse wurde am 6. November 1905 in Zeltweg geboren, lebte als Hausfrau in Graz, unterstützte die Rote Hilfe und war ab 1940 im kommunistischen Widerstand als Verbindungsfrau aktiv. Sie wurde 1935, 1939 und zuletzt 1941 von der Gestapo verhaftet. Am 20. Mai 1943 wurde sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, etwa durch Weitergabe der Zeitschrift Der rote Stosstrupp, vom Oberlandesgericht Wien, das in Graz tagte, zum Tode verurteilt und am 23. September 1943 im Landesgericht Graz durch das Fallbeil hingerichtet. Ihr Name findet sich auf der Gedenktafel im ehemaligen Hinrichtungsraum des Grazer Landesgerichts. | |
HIER LERNTE ALFRED DEUTSCH JG. 1923 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Alfred Deutsch | |
HIER ARBEITETE MARIA (MARY) DICKER GEB. KOREF JG. 1867 GESCHÄFT 1938 'LIQUIDIERT' UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Sackstraße 16 verlegt am 27. September 2017 |
Maria Dicker | |
HIER ARBEITETE MICHAEL DICKER JG. 1867 GESCHÄFT 1938 'LIQUIDIERT' SCHICKSAL UNBEKANNT |
Sackstraße 16 verlegt am 27. September 2017 |
Michael Dicker, Geschäftspartner von Markus Silberstein | |
HIER ARBEITETE ROSA DICKER JG. 1872 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1938 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN DEPORTIERT 20.6.1942 THERESIENSTADT 1942 TREBLINKA ERMORDET |
Albrechtgasse 4 (1. Stein) verlegt am 27. September 2017 |
Rosa Dicker | |
HIER WOHNTE ROSA DICKER JG. 1872 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1938 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN DEPORTIERT 20.6.1942 THERESIENSTADT 1942 TREBLINKA ERMORDET |
Sackstraße 21 (2. Stein, Wohnhaus) verlegt am 22. November 2017 |
Rosa Dicker | |
HIER WOHNTE ANNA CHANNA DORTORT GEB. KÖRNER JG. 1898 FLUCHT 1939 JUGOSLAWIEN KLADOVO-TRANSPORT ERMORDET 1942 SAJMIŠTE |
Jakoministraße 10 verlegt am 4. Juli 2014 |
Anna Channa Rechla Dortort geb. Körner kam am 15. März 1898 in Stryj in Galizien zur Welt. Sie hatte mehrere Geschwister und folgte ihnen in die steirische Landeshauptstadt. Von diesen wurden später vier sicherlich vom NS-Regime ermordet, zwei andere mutmaßlich. Anna Dortort arbeitete ab 1922 als Modistin in einem Hutgeschäft in der Grazer Jakominigasse und lernte in Budapest den Schriftsetzer Franz Heim Dortort kennen, den sie 1924 heiratete. Sie hatten zwei Kinder: Blanka (* 1924) und Leo (* 1928). In den Jahren 1935 bis 1937 betrieb Anna Dortort eine kleine Konditorei im Haus Jakominigasse 10, in dem sie mit ihrer Familie im ersten Stock wohnte. Nach der Annexion Österreichs verlor die Familie Arbeitsplatz und Wohnung und musste am 5. Oktober 1938 in eine Sammelwohnung in der Zweiglgasse 14 ziehen. Tochter Blanka konnte am 2. November 1938 mit einem Kindertransport nach Palästina in Sicherheit gebracht werden. Anna, Franz und Leo Dortort flüchteten am 12. März 1939 nach Jugoslawien und schlossen sich dem Kladovo-Transport an. Nach zwei Jahren konnte der 12-jährige Sohn Leo auf dem Landweg nach Palästina flüchten. Anna Dortort wurde schließlich vom KZ Sajmište aus mutmaßlich in einem Gaswagen ermordet, ihr Ehemann wurde vom NS-Regime erschossen. Als Todestag wurde der 12. Oktober 1941 festgesetzt. | |
HIER WOHNTE BLANKA DORTORT JG. 1924 FLUCHT 1938 PALÄSTINA |
Jakoministraße 10 verlegt am 4. Juli 2014 |
Blanka Dortort war die Tochter von Anna und Franz Dortort und wurde 1924 geboren. Sie konnte am 2. November 1938 mit 80 jüdischen Jugendlichen nach Palästina flüchten. Ihr jüngerer Bruder Leo konnte sich im März 1941 von Šabac auf dem Landweg nach Palästina retten. Mutter und Vater wurden vom NS-Regime ermordet. Blanka Dortort heiratete später in Palästina Kalman Flaks. Das Paar hatte zwei Kinder, Hanika und Michal, sowie vier Enkelkinder.[12] | |
HIER WOHNTE FRANZ HAIM DORTORT JG. 1897 FLUCHT 1939 JUGOSLAWIEN KLADOVO-TRANSPORT ERMORDET 12.10.1941 ŠABAC |
Jakoministraße 10 verlegt am 4. Juli 2014 |
Franz Haim Dortort wurde am 26. März 1897 in Boryslaw in Galizien geboren und wuchs in Ungarn auf. In Budapest lernte er seine spätere Frau Anna Channa Körner kennen. Nach Abschluss seiner Schriftsetzerlehre arbeitete er noch einige Zeit in Bratislava, ging dann nach Graz und heiratete 1924. Im selben Jahr kam Tochter Blanka zur Welt, fünf Jahre später Sohn Leo. Zunächst wohnte die Familie in der Wielandgasse 23, nach Leos Geburt im ersten Stock des Hauses Jakominigasse 10. Im selben Haus hatte seine Frau von 1922 bis 1924 als Modistin in einem Hutgeschäft gearbeitet und Franz Dortort wirkte dort als Geschäftsführer eines Kurzwarengeschäfts. Seine Tochter konnte bereits am 2. November 1938 mit einem Kindertransport nach Palästina in Sicherheit gebracht werden. Am 12. März 1939 flüchteten Anna und Franz Dortort mit ihrem 10-jährigen Sohn Leo nach Jugoslawien und schlossen sich dem Kladovo-Transport an. Im März 1941 gelang es rund 200 Jugendlichen, sich auf dem Landweg via Griechenland, Istanbul, Aleppo und Beirut nach Palästina zu retten, darunter war der nunmehr 12-jährige Leo.[13] Die Eltern konnten Šabac nicht mehr verlassen. Alle erwachsenen Männer des Transports wurden vom NS-Regime erschossen, darunter Franz Dortort am 12. Oktober 1941. Die Frauen und verbliebenen Kinder wurden zwischen 1941 und Mai 1942 in Gaswägen ermordet, darunter Anna Channa Dortort. | |
HIER WOHNTE LEO DORTORT JG. 1928 FLUCHT 1939 JUGOSLAWIEN KLADOVO-TRANSPORT 1941 PALÄSTINA |
Jakoministraße 10 verlegt am 4. Juli 2014 |
Leo Dortort wurde am 18. September 1928 in Graz als Sohn von Anna und Franz Dortort geboren. Seine Schwester Blanka wurde 1924 geboren. Er besuchte die jüdische Volksschule bei der Synagoge. Er durfte zwar noch für einige Zeit am Nachmittag die Färberschule am Mehlplatz besuchen, wurde aber dann als jüdischer Schüler vom Unterricht ausgeschlossen. Im Oktober folgte die Zwangsumsiedlung in eine Sammelwohnung in Graz, im November die Trennung von der Schwester, die mit einem Kindertransport nach Palästina flüchten konnte, und am 12. März 1939 gemeinsam mit Vater und Mutter die Flucht nach Jugoslawien. Im März 1941 gelang es Leo Dortort, sich in einer Gruppe von rund 200 Jugendlichen sich auf dem Landweg via Griechenland, Istanbul, Aleppo und Beirut nach Palästina zu retten. Mutter und Vater wurden vom NS-Regime ermordet. 1946 war Leo Dortort zwei Jahre lang bei der Jewish Settlement Police verpflichtet. 1950 kehrte er nach Österreich zurück, um die Rückstellung des arisierten Vermögens zu regeln. 1954 wanderte er nach Kanada aus. | |
KONRAD DRASCHKOWITSCH |
Rankengasse 24 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Konrad Draschkowitsch, homosexuelles Opfer, Männerheim | |
HIER WOHNTE KARL DREWS JG. 1901 IM WIDERSTAND/KPÖ VERHAFTET 28.7.1941 TODESURTEIL 28.7.1942 HINGERICHTET 7.10.1942 |
Elisabethstraße 14 verlegt am 17. Juli 2015 |
Karl Drews wurde am 29. Oktober 1901 in Triest als Sohn eines Maschinenoffiziers geboren, nach dessen Pensionierung die Familie von Triest nach Graz übersiedelte. Flucht nach Frankreich, seine Frau wurde von der Gestapo verhaftet und floh nach Großbritannien. Nach seinem ersten Auftritt an der Grazer Oper im September 1938 wurde er im Zuge einer Verhaftungswelle gegen Kommunisten verhaftet, aber nach wenigen Tagen freigelassen. | |
HIER WOHNTE EDGAR 'EDI' DÜDNER JG. 1921 DER SCHULE VERWIESEN 1938 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN FLUCHT FRANKREICH INTERNIERT SEPTFONDS, DRANCY DEPORTIERT 31.8.1942 AUSCHWITZ ERMORDET |
Griesgasse 26 verlegt am 16. August 2016 |
Edgar Düdner, Sohn von Isak und Sara | |
HIER LERNTE EDGAR 'EDI' DÜDNER JG. 1921 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN FLUCHT FRANKREICH INTERNIERT SEPTFONDS, DRANCY DEPORTIERT 31.8.1942 AUSCHWITZ ERMORDET |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Edgar Düdner[14] | |
HIER WOHNTE ERNST 'DAVID' DÜDNER JG. 1919 FLUCHT 1939 BELGIEN, FRANKREICH SCHICKSAL UNBEKANNT |
Griesgasse 26 (1. Stein) verlegt am 16. August 2016 |
Ernst Düdner, Sohn von Isak und Sara | |
HIER WOHNTE HEDWIG DÜDNER GEB. KESTEN JG. 1867 GESCHÄFT 1939 'ARISIERT' UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 6.5.1943 |
Griesgasse 26 verlegt am 16. August 2016 |
Hedwig Düdner | |
HIER WOHNTE ISAK DÜDNER JG. 1888 'SCHUTZHAFT' 1938 GESCHÄFT 1939 'ARISIERT' UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN DEPORTIERT 5.6.1942 GHETTO IZBICA ERMORDET |
Griesgasse 26 verlegt am 16. August 2016 |
Isak Düdner | |
HIER WOHNTE SARA DÜDNER GEB. DIDNER JG. 1896 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN DEPORTIERT 5.6.1942 GHETTO IZBICA ERMORDET |
Griesgasse 26 verlegt am 16. August 2016 |
Sara Düdner | |
HIER LERNTE ARTUR EIBUSCHÜTZ JG. 1926 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Artur Eibuschütz | |
HIER WOHNTE HERBERT EICHHOLZER JG. 1903 IM WIDERSTAND / KPÖ VERHAFTET 7.2.1941 'HOCHVERRAT' TODESURTEIL 9.9.1942 HINGERICHTET 7.1.1943 |
Schröttergasse 7 verlegt am 4. Juli 2014 |
Herbert Eichholzer wurde am 31. Jänner 1903 in Graz geboren. Er wohnte ab 1913 in der Kirchengasse 15 (heute: Schröttergasse 7). 1922 legte er die Matura ab. Das Architekturstudium an der TU Graz schloss er 1928 ab. 1931/32 Bauleitung Arbeitsamt Graz. 1932–1939 war er in der Frankfurter Planungsgruppe für Wohnstädte in Moskau. Er engagierte sich bei den Sozialisten und beteiligte sich an den Februarkämpfen 1934. Verteilte vor der Abstimmung 1938 Flugblätter gegen den Anschluss Österreichs. Eichholzer flüchtete nach Triest, Schweiz, Paris, dem Zentrum des österreichischen Exils. Er organisierte für die KPÖ Umschulungen und Flüchtlingshilfe. Arbeitete als Architekt in Frankreich, Deutschland, Türkei. . Er verteilte ein Flugblatt gegen die NS-Euthanasiepraxis. Eichholz kam nach Verdun, wurde am 20. Jänner 1941 verhaftet und nach Wien gebracht, wo er 1942 mit anderen wegen Hochverrats zum Tode verurteilt wurde.
Herbert Eichholzer wurde am 7. Jänner 1943 im Wiener Landesgericht mit dem Fallbeil hingerichtet. | |
HIER WOHNTE HANS EISLER JG. 1925 FLUCHT 1939 'LISL-TRANSPORT' PALÄSTINA |
Andrägasse 13 verlegt am 27. November 2017 |
Hans Eisler | |
HIER LERNTE KURT EISLER JG. 1922 FLUCHT 1938 PALÄSTINA |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Kurt Eisler | |
HIER WOHNTE KURT EISLER JG. 1922 FLUCHT 1938 JUGEND-TRANSPORT PALÄSTINA |
Andrägasse 13 verlegt am 27. November 2017 |
Kurt Eisler | |
HIER WOHNTE MARGARETHE (GRETE) EISLER GEB. FRIED JG. 1896 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1938 FLUCHT 1939 'LISL-TRANSPORT' PALÄSTINA |
Andrägasse 13 verlegt am 27. November 2017 |
Margarethe Eisler | |
HIER WOHNTE WALTER EISLER JG. 1897 GESCHÄFT 'ARISIERT' 1938 FLUCHT 1939 'LISL-TRANSPORT' PALÄSTINA |
Andrägasse 13 verlegt am 27. November 2017 |
Walter Eisler | |
HIER WOHNTE KARL ENDSTRASSER JG. 1904 ZEUGE JEHOVAS KRIEGSDIENST VERWEIGERT TODESURTEIL 22.11.1939 HINGERICHTET 15.12.1939 BERLIN-PLÖTZENSEE |
Wiener Straße 53 verlegt am 27. Juli 2013 |
Karl Endstrasser (* 3. Dezember 1904) verweigerte als Zeuge Jehovas Anfang September 1939 aus Gewissensgründen den Wehrdienst. Am 21. November 1939 wurde er als einer der ersten Wehrdienstverweigerer vom Reichskriegsgericht in Berlin zum Tode verurteilt und am 15. Dezember 1939 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.[15] | |
HIER WOHNTE HEINRICH ENGEL JG. 1897 ENTEIGNET 1938 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Lazarettgasse 12 verlegt am 4. Juli 2014 |
Heinrich Engel wurde 1897 geboren und heiratete 1926 Rosa Silber. Die Familien Engel und Silber stammten aus Galizien und ließen sich vor dem Ersten Weltkrieg in Graz nieder. Das Paar hatte zwei Kinder: Gerda (* 1927) und Alfred (* 1930), der sich nach der Emigration Avram nannte. Sie lebten in äußerst bescheidenen Verhältnissen zunächst in der Pestalozzistraße, dann in der Lazarettgasse 12, wo Heinrich Engels Schwiegervater, Elias Silber, in den 1930er Jahren ein kleines Lebensmittelgeschäft aufgebaut hatte. Die Kinder besuchten die jüdische Volksschule am Grieskai. Aus wirtschaftlichen Gründen wanderte die Familie 1933 nach Palästina aus, kehrte allerdings nach drei Jahren zur Verwandtschaft nach Graz zurück. Avram Engel beurteilte die Rückkehr im Rückblick als unerklärlich, „wo doch die Zeichen so deutlich und so laut waren.“
Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs verschlechterte sich die Lage dramatisch. Am 2. November 1938 wurde der Familie der Ausweisungsbefehl ausgestellt. Heinrich Engel konnte der Verhaftung durch die Gestapo nur durch Zufall entgehen. Mehrere Verwandte hingegen waren von den Massenverhaftungen im Zuge der Novemberpogrome 1938 betroffen. Es folgten viele Versuche der Engels, zu einer Auswanderungsmöglichkeit zu gelangen. Als sich dies anfangs hoffnungslos gestaltete, sollten zumindest die Kinder nach Schweden oder England in Sicherheit gebracht werden, was ebenfalls scheiterte. Ende April 1939 konnten Heinrich und Rosa Engel mit ihren beiden minderjährigen Kindern per Schiffstransport nach Palästina entkommen. Auf der unter panamaischer Flagge registrierten Lisl konnten insgesamt 720 Österreicher flüchten, darunter mehr als 200 aus der Steiermark. Bis sich die Eltern in Haifa eine eigene Unterkunft leisten konnten, wohnte Avram Engel bei einem älteren Ehepaar in Haifa. Nach der Übersiedlung nach Tel Aviv schlugen sich seine Eltern mit Gelegenheitsarbeiten durch. Die Engels konnten es sich nach einiger Zeit „relativ akzeptabel“ einrichten und dachten nicht mehr an eine Rückkehr nach Österreich. Mehrere Verwandte, die sich wirtschaftlich nicht integrieren konnten, wanderten nach Kanada oder in die USA aus. Heinrichs und Rosas Tochter Gerda heiratete einen ehemaligen Grazer und folgte ihm, auf Grund seines Berufes, nach Deutschland. Sohn Avram blieb in Israel, studierte Architektur, heiratete und bekam zwei Kinder. | |
HIER WOHNTE ROSA ENGEL GEB. SILBER JG. 1905 ENTEIGNET 1938 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Lazarettgasse 12 verlegt am 4. Juli 2014 |
Rosa Engel, geb. Silber wurde 1905 als Tochter von Elias Silber geboren. Sie hatte zumindest eine Schwester, Sophie, geboren am 7. Juni 1899 in Stanislaw. 1926 heiratete sie Heinrich Engel. Das Paar hatte zwei Kinder: Gerda (* 1927) und Alfred (* 1930), die beide die jüdische Volksschule am Grieskai besuchten. Die Familie lebte in äußerst bescheidenen Verhältnissen zunächst in der Pestalozzistraße, dann in der Lazarettgasse 12, wo ihr Vater, Elias Silber, in den 1930er Jahren ein kleines Lebensmittelgeschäft aufgebaut hatte. Die Kinder besuchten die jüdische Volksschule am Grieskai. Aus wirtschaftlichen Gründen wanderte die Familie 1933 nach Palästina aus, kehrte allerdings nach drei Jahren zur Verwandtschaft nach Graz zurück.
Nach der Annexion Österreichs im Jahr 1938 folgte die Arisierung des Geschäfts ihres Vaters, der Versuch der Gestapo, den Ehemann zu verhaften und schließlich am 2. November desselben Jahres der Ausweisungsbefehl für die ganze Familie. Die Familie keine Visa und auch für Gerda und Alfred keine Plätze in den Kindertransporten. Im April 1939 konnte die Familie Engel auf dem Viehtransportschiff Lisl nach Palästina flüchten. Der Vater blieb zurück und wurde Anfang 1940 im KZ Buchenwald ermordet. Die Schwester konnte nach Italien flüchten und wurde 1944 vom NS-Regime gefasst, nach Auschwitz deportiert und ebenfalls ermordet. | |
HIER LERNTE LEOPOLD ENIS JG. 1925 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Leopold Enis | |
HIER WOHNTE BERL FISCHLER JG. 1880 FLUCHT 1939 ITALIEN INTERNIERT TERAMO 1940 ENTLASSEN |
Wartingergasse 9 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Bernhard Fischler, genannt Berl, wurde 1880 in Kimpolung im heutigen Rumänien geboren. Er arbeitete als Straßenverkäufer. 1921 heiratete er Rosa geb. Waldner false Egert. Ab Juli 1921 wohnte das Paar in der Wartingergasse 9/II in Graz. Das Paar bekam zwei Kinder, Selma Schulamit, geboren am 23. Februar 1922, und Max, geboren am 26. November 1929. Nach dem „Anschluss“ versuchte die Familie zu flüchten. Die Tochter gelangte im November 1938 nach Palästina, der Sohn konnte mit einem Kindertransport im April 1939 nach Skandinavien in Sicherheit gebracht werden. [...][16] | |
MAX FISCHLER |
Wartingergasse 9 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Max Fischler, jüdisches Opfer | |
ROSA FISCHLER |
Wartingergasse 9 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Rosa Fischler, jüdisches Opfer | |
SELMA SCHULAMIT FISCHLER |
Wartingergasse 9 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Selma Schulamit Fischler, jüdisches Opfer | |
HIER LERNTE RUDOLF FLEISCHHACKER JG. 1925 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Rudolf Fleischhacker | |
HIER ARBEITETE ELLA FLESCH JG. 1900 FLUCHT 1933 AUS LEIPZIG FLUCHT 1938 SCHWEIZ |
Opernring vor der Oper verlegt am 18. September 2020 |
Ella Flesch, Sopransängerin, jüdisch, *1900 | |
HIER WOHNTE OTHMAR VON GADOLLA JG. 1895 ERMORDET 15.3.1938 |
Schönaugasse 86 verlegt am 17. Juli 2015 |
Othmar von Gadolla, auch Otmar, wurde am 11. Juni 1895 als Sohn von Klemens Ritter von Gadolla (1847–1919) geboren. Er hatte fünf Geschwister, darunter der spätere Oberstleutnant Josef Ritter von Gadolla, der 1945 die Stadt Gotha kampflos den Alliierten übergab und dafür von der NS-Justiz zum Tode verurteilt und standrechtlich erschossen wurde. Othmar von Gadolla nahm am Ersten Weltkrieg teil, schied als Hauptmann aus und wurde leitender Polizeibeamter (Amtssekretär) in Graz. 1919 heiratete er Josefine Hatzy, das Paar hatte vier Söhne und eine Tochter. Von Gadolla stand als Monarchist in Opposition zum Nationalsozialismus. Er wurde am 15. März 1938 im Zuge eines Handgemenges mit SA-Leuten von diesen in seinem Amtszimmer erschossen. Sein Tod wurde, weil er den Nationalsozialisten ungelegen kam, offiziell als Selbstmord dargestellt, die Witwe erhielt eine Pension. | |
JAKOB GAPP |
Kirchengasse 1 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Jakob Gapp, christlicher Widerstand | |
HIER WOHNTE ADOLF GERTLER JG. 1927 FLUCHT 1939 SCHWEDEN |
Neubaugasse 59 verlegt am 4. Juli 2014 |
Adolf Gertler wurde 1927 als jüngstes Kind der Familie geboren, kam per Kindertransport 1939 nach Schweden, zuerst zu einer Bauernfamilie, dann zu einem jüdischen Textilgeschäftsinhaber. Gertler baute später mit einem Kompagnon selbst ein Textilgeschäft in Göteborg auf. | |
HIER WOHNTE BERTA GERTLER JG. 1925 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Neubaugasse 59 verlegt am 4. Juli 2014 |
Berta Gertler (* 1925) erhielt erst im Dezember ein Einwanderungszertifikat für Palästina und konnte am 24. Dezember 1939 ihren Eltern und Schwestern nachfolgen. | |
HIER WOHNTE GOLDA HENIE GERTLER GEB. BAUMGARTEN JG. 1885 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Neubaugasse 59 verlegt am 4. Juli 2014 |
Golda Gertler, geb. Baumgarten, kam 1885 in Galizien zur Welt. Sie folgte einem ihrer Brüder nach Graz, lernte Mayer (Max) Gertler (* 1884, ebenfalls aus der Gegend um die Stadt Drohobycz) kennen, ihre Hochzeit fand 1913 statt. Max war Soldat im Ersten Weltkrieg. Golda Gertler arbeitete in einer Kantine und kümmerte sich um die Töchter Klara (* 1915) und Sally (* 1917). Rückkehr nach Galizien, Geburt der Töchter Laura (* 1921) und Berta (* 1925). Wieder nach Graz, Geburt von Adolf (* 1927), wohnten in der Idlhofgasse, dann Neubaugasse; Familienbetrieb Textilfachgeschäft in der Mariahilferstraße. Max wurde inhaftiert, kam nach Dachau und mit Ausreiseverpflichtung wieder zurück. Wegen des Alterslimits von mindestens 15 Jahren für den Transport nach Palästina, wurde der 12-jährige Max 1939 nach Schweden geschickt. Sally (22) floh nach England. Berta (14) bekam erst später ein Zertifikat, nach Palästina reisen zu dürfen und folgte im Dezember 1939.
Mutter Golda, Vater Mayer Max mit den Töchtern Klara und Laura reisten Juni 1939 per „Lisl“-Schiffstransport nach Palästina.[17] | |
HIER WOHNTE KLARA GERTLER JG. 1915 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Neubaugasse 59 verlegt am 4. Juli 2014 |
Klara Gertler (* 1915) musste im Juni 1939 mit Eltern und Schwester nach Palästina flüchten. | |
HIER WOHNTE LAURA GERTLER JG. 1921 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Neubaugasse 59 verlegt am 4. Juli 2014 |
Laura Gertler (* 1921) musste im Juni 1939 mit Eltern und Schwester nach Palästina flüchten. | |
HIER WOHNTE MAX MAYER GERTLER JG. 1884 VERHAFTET NOV. 1938 DACHAU FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Neubaugasse 59 verlegt am 4. Juli 2014 |
Max Mayer Gertler (* 1884) stammte aus der Nähe von Drohobycz, Galizien. 1913 heiratete er in Graz Golda Baumgarten. Als Soldat im Ersten Weltkrieg. Max wurde inhaftiert, kam nach Dachau und mit Ausreiseverpflichtung wieder zurück nach Graz. Gemeinsam mit seiner gesamten Familie gelang ihm die Ausreise nach Palästina. | |
HIER WOHNTE SALLY GERTLER JG. 1917 FLUCHT 1939 ENGLAND |
Neubaugasse 59 verlegt am 4. Juli 2014 |
Sally Gertler (* 1917) floh 1939 (bevor ihre Eltern und zwei Schwestern Juni 1939 nach Palästina fahren konnten) als einzelne ihrer Familie nach England. Dort arbeitete sie als Dienstmädchen. | |
HIER WOHNTE EMMERICH GUTMANN JG. 1900 VERURTEILT 3.9.1940 WEGEN § 175 DEPORTIERT 1941 FLOSSENBÜRG ERMORDET 29.9.1941 |
Rankengasse 24 verlegt am 16. August 2016 |
Emmerich Gutmann verstarb am 29. September 1941 im Konzentrationslager Flossenbürg.[18] | |
HIER WOHNTE ANTON (TONI) HACKL JG. 1911 SPANIENKÄMPFER INTERNIERT GURS, DACHAU ERSCHOSSEN AUF DER FLUCHT 28.4 1945 |
Lindengasse 7 verlegt am 20. September 2019 |
Toni Hackl; politischer Widerstand | |
HIER ... JOSEF HART |
Triesterstraße 85 verlegt am 20. September 2019 |
Josef Hart; Zeuge Jehovas | |
HIER ARBEITETE HERTHA HEGER JG. 1918 MÄRZ 1938 ENTLASSEN FLUCHT 1939 SCHWEIZ |
Opernring vor der Oper verlegt am 18. September 2020 |
Hertha Heger, Schauspielerin, jüdisch, *1918 | |
HIER WOHNTE ANNA HERZOG GEB. REICH JG. 1883 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 WIEN FLUCHT 1939 ENGLAND |
Radetzkystraße 8 verlegt am 16. August 2016 |
Anna Herzog | |
HIER WOHNTE UND ARBEITETE DAVID HERZOG JG. 1869 VERHAFTET MÄRZ 1938 MISSHANDELT UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 WIEN FLUCHT 1939 ENGLAND |
Radetzkystraße 8 7 am 16. August 2016 |
David Herzog, Historiker und Landesrabbiner für Steiermark und Kärnten. An ihn und seine Misshandlung erinnert weiters eine Gedenktafel am Haus Radetzkystraße 8 und das "Lauftext Mahnmal" (2013 und 2021) von Catrin Bolt, das sich auf Gehsteigen von dort bis zum Griesplatz hinzieht. | |
HIER WOHNTE FRIEDRICH HERZOG JG. 1907 FLUCHT 1939 SCHWEDEN 1940 USA |
Radetzkystraße 8 verlegt am 16. August 2016 |
Friedrich Herzog, Sohn von David und Anna | |
HIER WOHNTE ROBERT HERZOG JG. 1903 UMZUG FRANKREICH INTERNIERT DRANCY DEPORTIERT 1943 SOBIBOR, MAJDANEK SCHICKSAL UNBEKANNT |
Radetzkystraße 8 verlegt am 16. August 2016 |
Robert Herzog, Sohn von David und Anna | |
HERBERT VON HOFFINGER |
Humboldtstraße 14 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Herbert von Hoffinger | |
HIER WOHNTE ANNA JAGODA GEB. STEINER JG. 1906 SCHICKSAL UNBEKANNT |
Ghegagasse 34 verlegt am 27. September 2017 |
Anna Jagoda | |
HIER WOHNTE GERTRUD (GERTI) JAGODA JG. 1929 FLUCHT 1939 CHILE |
Ghegagasse 34 verlegt am 27. September 2017 |
Gertrud Jagoda | |
HIER WOHNTE EGON JAGODA JG. 1931 FLUCHT 1939 CHILE |
Ghegagasse 34 verlegt am 27. September 2017 |
Egon Jagoda | |
HIER LERNTE ERNST JAGODA JG. 1927 FLUCHT PALÄSTINA |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Ernst Jagoda | |
HIER WOHNTE SAMUEL JAGODA JG. 1892 VERHAFTET DACHAU ENTLASSEN FLUCHT JUGOSLAWIEN DEPORTIERT 4.8.1941 DARUVAR, JASENOVAC ERMORDET |
Ghegagasse 34 verlegt am 27. September 2017 |
Samuel Jagoda | |
HIER ARBEITETE FRITZ JAHODA JG. 1909 FLUCHT 1933 AUS KÖLN FLUCHT 1938 ENGLAND, USA |
Opernring vor der Oper verlegt am 18. September 2020 |
Fritz Jahoda, Pianist und Dirigent, jüdisch, *1909 | |
HIER LEBTE FRANZ JAUK JG. 1904 IM WIDERSTAND / KPÖ VERHAFTET 15.11.1938 'HOCHVERRAT' 1939 WIEN 1941 DACHAU BEFREIT |
Seidenhofgasse 62 verlegt am 27. September 2017 |
Franz Jauk | |
HIER WOHNTE GISA JOSEFSBERG GEB. KÖRNER JG. 1904 FLUCHT JUGOSLAWIEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Zweiglgasse 14 verlegt am 4. Juli 2014 |
Gisa Josefsberg, geb. Körner, wurde 1904 in Drohobytsch geboren. Sie hatte zumindest fünf Geschwister: die Brüder Markus (1890–mutmaßlich 1941), Arnold (1900–?) und Isidor (1903–1941), sowie die Schwestern Ettel, später verehel. Pruckner (1886–1942) und Anna Channa, später verehel. Dortort (1898–1941). Sehr wahrscheinlich hat keines ihrer Geschwister und auch sie selbst nicht das NS-Regime überlebt. Gisa Josefsberg war mit Simon Josefsberg verheiratet, das Paar hatte einen Sohn, Leo, geboren 1931. Der Verein für Gedenkkultur schreibt über Gisa: „Vermutlich in Jugoslawien umgekommen“, über ihren Ehemann und ihre Söhne: „ermordet“. | |
HIER WOHNTE LEO JOSEFSBERG JG. 1931 FLUCHT JUGOSLAWIEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Zweiglgasse 14 verlegt am 4. Juli 2014 |
Leo Josefsberg wurde am 16. Dezember 1931 als Sohn von Gisa und Simon Josefsberg geboren und – laut Verein für Gedenkkultur – im Knabenalter vom NS-Regime ermordet. | |
HIER WOHNTE SIMON JOSEFSBERG FLUCHT 1938 SCHICKSAL UNBEKANNT |
Zweiglgasse 14 verlegt am 4. Juli 2014 |
Simon Josefsberg heiratete Gisa Körner. Er hatte als einziger der Familien Dortort/Körner/Prucker/Josefsberg einen gültigen Pass und flüchtete sofort in der Nacht zum 12. März 1938. Der Verein für Gedenkkultur geht von seiner Ermordung aus. DÖW und A Letter To The Stars nennen einen Simon Josefsberg (mit Geburtsdatum 18. Mai 1883), dessen letzten bekannten Wohnsitz (Wien 2, Schreigasse 8/6), seine Deportation ins Ghetto Litzmannstadt am 28. Oktober 1941 sowie seine Ermordung durch das NS-Regime. Die Personenidentität ist jedoch nicht gesichert. | |
HIER LERNTE OTTO GÜNTER KLEIN JG. 1923 FLUCHT 1940 PALÄSTINA |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Otto Günter Klein | |
HIER WOHNTE CHRISTINE (CHRISTL) KLEMENTSCHITZ GEB. KRUŽÍK (KRUSCHNIK) JG. 1889 IM WIDERSTAND / SP / KP VERHAFTET 24.9.1944 DEPORTIERT RAVENSBRÜCK ERMORDET 12.11.1944 |
Annenstraße 30 verlegt am 20. September 2019 |
Christine Klementschitz; politischer Widerstand | |
HIER WOHNTE ERNST KLEMENTSCHITZ JG. 1881 IM WIDERSTAND / SP / KP VERHAFTET 1.9.1939 DEPORTIERT 10.9.1939 BUCHENWALD BEFREIT |
Annenstraße 30 verlegt am 20. September 2019 |
Ernst Klementschitz; politischer Widerstand | |
HIER WOHNTE GERTRUDE KOHN GEB. SALZBERGER UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 WIEN DEPORTIERT 20.5.1942 MALY TROSTINEC ERMORDET 26.5.1942 |
Strauchergasse 19 verlegt am 16. August 2016 |
Gertrude Kohn | |
HIER WOHNTE HERBERT KOHN JG. 1912 FLUCHT 1938 SCHWEIZ 1940 DOMINIKAN. REPUBLIK |
Strauchergasse 19 verlegt am 16. August 2016 |
Herbert Kohn, Sohn von Ludwig und Gertrude Kohn | |
HIER WOHNTE LUDWIG KOHN JG. 1879 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 WIEN DEPORTIERT 20.5.1942 MALY TROSTINEC ERMORDET 26.5.1942 |
Strauchergasse 19 verlegt am 16. August 2016 |
Ludwig Kohn | |
HIER WOHNTE WALTER KOHN JG. 1908 SPANIENKÄMPFER 1937 INTERN. BRIGADE INTERNIERT 1939 SAINT CYPRIEN, GURS LE VERNET RIVESALTES, DJELFA EMIGRIERT 1944 UDSSR RÜCKKEHR 1945 |
Strauchergasse 19 verlegt am 16. August 2016 |
Walter Kohn, Sohn von Ludwig und Gertrude Kohn | |
FRANZ KORB |
Baiernstraße 14 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Franz Korb, Zeuge Jehovas | |
HIER WOHNTE ARNOLD KÖRNER JG. 1900 FLUCHT 1938 JUGOSLAWIEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Oeverseegasse 27/II verlegt am 4. Juli 2014 |
Arnold Körner wurde am 12. Oktober 1900 geboren. Er hatte zumindest fünf Geschwister: Ettel, später verehel. Pruckner (1886–1942), Markus (1890–mutmaßlich 1941), Anna Channa, später verehel. Dortort (1898–1941), Isidor (1903–1941) und Gisa, später verehel. Josefsberg (1904–?). Er lebte von 28. April 1934 bis 10. Dezember 1938 in der Oeverseegasse 27/II, danach in der Schmölzergasse 6/I, mutmaßlich eine Sammelwohnung. Er ist vermutlich geflohen. | |
HIER ARBEITETE ISIDOR KÖRNER JG. 1903 ENTEIGNET 1938 FLUCHT 1939 KLADOVO-TRANSPORT JUGOSLAWIEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Grazbachgasse 41 verlegt am 4. Juli 2014 |
Isidor Körner wurde am 17. Februar 1903 in Stryj geboren, hatte zumindest fünf Geschwister: Ettel, später verehel. Pruckner (1886–1942), Markus (1890–mutmaßlich 1941), Anna Channa, später verehel. Dortort (1898–1941), Arnold (1900–?) und Gisa, später verehel. Josefsberg (1904–?). Isidor Körner lernte Schlosser in den Puchwerken, lebte ab Jänner 1934 mit nichtjüdischer Lebensgefährtin und gemeinsamem Sohn in Grazbachgasse 41 im ersten Stock. Im Erdgeschoss betrieb er eine Fahrradhandlung und Vulkanisieranstalt, die 1938 enteignet wurde. Flüchtete mit anderen Familienmitgliedern am 12. März 1938 nach Jugoslawien. Das DÖW verzeichnet als Sterbedatum 11. Dezember 1941 und als Sterbeort Brčko. | |
HIER WOHNTE MARIA KÖRNER JG. 1891 ENTEIGNET 1938 FLUCHT JUGOSLAWIEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Zweiglgasse 14 verlegt am 4. Juli 2014 |
Maria Körner wurde am 26. Juni 1891 geboren. Sie war verheiratet mit Markus Körner, betrieb eine Altwarenhandlung in der Jakoministraße 15, wohnte mit ihrem Mann in der Zweiglgasse 14b, die im Herbst 1938 zu einer Sammelwohnung wurde. Vermutlich in Jugoslawien ermordet, nach dem Untergang des NS-Regimes tot erklärt. | |
HIER WOHNTE MARKUS KÖRNER JG. 1890 ENTEIGNET 1938 FLUCHT 1938 JUGOSLAWIEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Zweiglgasse 14 verlegt am 4. Juli 2014 |
Markus Körner wurde am 25. August 1890 geboren. Er hatte zumindest fünf Geschwister: Ettel, später verehel. Pruckner (1886–1942), Anna Channa, später verehel. Dortort (1898–1941), Arnold (1900–?), Isidor (1903–1941) und Gisa, später verehel. Josefsberg (1904–?). Er wurde Vulkaniseur, heiratete die Altwarenhändlerin Maria. Im Haus Zweiglgasse 14, in dem er mit seiner Frau wohnte, betrieb er einen Alteisenhof. 1938 wurde er enteignet. Als die Gestapo vor der Tür stand, flüchtete er durch den Hintereingang und gelangte mit dem Rad nach Jugoslawien. Von dort aus verhalf er seinen Geschwistern und weiteren Familienangehörigen im März 1939 zur Flucht nach Jugoslawien. Danach verlieren sich seine Spuren. Er, seine Ehefrau und zumindest drei Geschwister wurden mutmaßlich vom NS-Regime ermordet. Nach 1945 wurden Maria und Markus Körner für tot erklärt. | |
HIER WOHNTE ADELE KURZWEIL JG. 1925 FLUCHT 1938 SCHWEIZ/FRANKREICH INTERNIERT DRANCY DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN AUSCHWITZ |
Schröttergasse 7 verlegt am 4. Juli 2014 |
Adele Kurzweil wurde am 31. Jänner 1925 als Tochter von Bruno und Gisela Kurzweil geboren. Mit den Eltern am 28. August 1942 in Südfrankreich verhaftet, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. | |
HIER WOHNTE BRUNO KURZWEIL JG. 1891 FLUCHT 1938 SCHWEIZ/FRANKREICH INTERNIERT DRANCY DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN AUSCHWITZ |
Schröttergasse 7 verlegt am 4. Juli 2014 |
Bruno Kurzweil wurde am 13. Jänner 1891 in Josefstadt in Böhmen geboren. Seine Elternfamilie ging noch vor 1900 nach Graz, am 22. September 1912 trat Bruno aus der IKG Graz aus, ließ sich katholisch taufen, trat jedoch zehn Jahre später auch aus der katholischen Kirche aus. Er studierte Jus in Graz, 1914 wurde er promoviert. 1922 Heirat mit Gisela. Am 11. Juni 1938 erhielt er als Jude Berufsverbot durch die Rechtsanwaltskammer. Im Juli entschied Kurzweil sich für die Emigration nach Frankreich. In Paris schloss er sich sozialdemokratischen Organisationen an. Kam im Februar 1940 aus dem Internierungslager in Frankreich. Im Mai 1940 marschierte Deutschland in Belgien und Holland ein. Am 17. Juni 1940 ging die Familie in den Süden Frankreichs nach Montauban. Er organisierte für Flüchtlinge die Ausreise durch Hilfsgelder und Visa aus Frankreich. Am 28. August 1942 wurde die Familie in Auvillar nahe Montauban mit 170 anderen verhaftet und über zwei Lager am 9. September 1942 nach Auschwitz (KZ) deportiert und ermordet. | |
HIER WOHNTE GISELA KURZWEIL GEB. TRAMMER JG. 1900 FLUCHT 1938 SCHWEIZ/FRANKREICH INTERNIERT DRANCY DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN AUSCHWITZ |
Schröttergasse 7 verlegt am 4. Juli 2014 |
Gisela Kurzweil, geb. Trammer kam am 25. Februar 1900 in Oderberg in Böhmen zur Welt. Sie heiratete Bruno aus Böhmen. 1925 wurde ihr einziges Kind Adele geboren. Trat am 11. Juni 1926 mit ihrer Tochter aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus. Die Familie reiste am 1. Oktober 1938 in die Schweiz aus und am 17./19. weiter nach Frankreich. 1942 vom NS-Regime verhaftet, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. | |
HIER WOHNTE ING. ADOLF LACHS JG. 1864 UNFREIWILLIG VERZOGEN 15.1.1939 DEPORTIERT 10.7.1942 THERESIENSTADT ERMORDET 26.9.1942 |
Volksgartenstraße 18 verlegt am 27. Juli 2013 |
Adolf Lachs (* 28. Dezember 1864 in Wlachowitz / Ungarisch Brod, Mähren) absolvierte 1890 die Technische Hochschule in Wien als Ingenieur für Bauwesen. Ab 1891 arbeitete er bei der Südbahngesellschaft, im August 1907 wurde er als Oberingenieur nach Graz versetzt und wohnte dort in der Volksgartenstraße 18. 1923 ging er als Zentralinspektor in Pension. Als 74-Jähriger mussten er und seine erblindete Frau Melanie Graz verlassen und wurden nach Wien gebracht, wo sie in Sammelwohnungen leben mussten. Am 10. Juli 1942 wurde Lachs ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er am 26. September 1942 umkam.
Ihrem Sohn Ernst Lachs, geboren 1904, Magistratsoberkommissär in Wien, gelang es mit seiner Frau Minna Lachs und ihrem Sohn Thomas im September 1938 ohne Visum in die Schweiz zu fliehen.[19] | |
HIER WOHNTE MELANIE LACHS UNFREIWILLIG VERZOGEN 15.1.1939 DEPORTIERT 10.7.1942 THERESIENSTADT ERMORDET 18.10.1944 AUSCHWITZ |
Volksgartenstraße 18 verlegt am 27. Juli 2013 |
Melanie Lachs, geb. Berger (* 31. Mai 1882 in Wallachisch Meseritsch / Valašské Meziříčí, Mähren) heiratete 1903 in Mürzzuschlag Adolf Lachs, wurde mit ihrem Mann nach Wien gebracht und wie er am 10. Juli 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert. Am 16. Oktober 1944 wurde sie ins KZ Auschwitz überstellt und dort am 18. Oktober 1944 ermordet.[20] | |
HIER LERNTE KLEMENS LANDAU JG. 1926 FLUCHT PALÄSTINA |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Klemens Landau | |
HIER LERNTE KURT LANDSKRONER JG. 1927 FLUCHT 1939 ENGLAND |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Kurt Landskroner | |
HIER WOHNTE FRANZ LEITNER JG. 1918 IM WIDERSTAND/KPÖ VERHAFTET 1.9.1939 BUCHENWALD BEFREIT |
Lagergasse 29 verlegt am 27. September 2017[21] |
Franz Leitner wurde am 12. Februar 1918 in Wiener Neustadt geboren. Er maturierte 1936 in der Staatsgewerbeschule für Maschinenbau. Bereits im selben Jahr wurde er aufgrund seiner Mitgliedschaft in der während der Zeit des Austrofaschismus verbotenen kommunistischen Jugend zu vier Monaten Kerkerhaft und 15 Monaten Polizeistrafe verurteilt. Er wurde am 1. September 1939 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. In seiner Funktion als Blockältester des „Kinderblocks“ (Baracke 8) rettete er hunderten Kindern das Leben. Dafür wurde ihm 1999 von der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen. Er war Träger des steirischen Menschenrechtspreises und weiterer hoher Auszeichnungen der Republik Österreich, des Landes Steiermark und der Stadt Wien.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Leitner in mehreren politischen Funktionen tätig, unter anderem von 1958 bis 1979 als Landesparteivorsitzender der KPÖ–Steiermark und von 1961 bis 1970 als Landtagsabgeordneter in der Steiermark. Bis ins hohe Alter gab er seine Lebenserfahrungen als Zeitzeuge an darauffolgende Generationen weiter. Leitner starb am 20. Oktober 2005 in Höf-Präbach bei Graz.[22] | |
HIER WIRKTE MICHAEL LERPSCHER JG. 1905 IM CHRISTL. WIDERSTAND VERURTEILT 2.8.1940 'WEHRKRAFTZERSETZUNG' ZUCHTHAUS BRANDENBURG-GÖRDEN HINGERICHTET 5.9.1940 |
Ulrichsbrünnl, Ulrichsweg ca. Nr. 16 (bei der Kirche) verlegt am 27. September 2017 |
Michael Lerpscher | |
HIER WOHNTE DR. ADOLF LICHTENSTEIN JG. 1906 FLUCHT 1938 ITALIEN, PALÄSTINA |
Wielandgasse 23 verlegt am 19. September 2019 |
Adolf Lichtenstein; jüdisch | |
HIER WOHNTE UND ARBEITETE EMIL JERACHMIEL LICHTENSTEIN JG. 1874 GESCHÄFT 'ARISIERT' FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Wielandgasse 23 verlegt am 19. September 2019 |
Emil Lichtenstein; jüdisch | |
HIER WOHNTE KLARA (CHAJA) LICHTENSTEIN GEB. WERDINGER JG. 1878 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Wielandgasse 23 verlegt am 19. September 2019 |
Klara Lichtenstein | |
HIER WOHNTE DR. SIBYLLE MELITTA LICHTENSTEIN GEB. TARTER JG. 1912 FLUCHT 1938 ITALIEN, PALÄSTINA |
Wielandgasse 23 verlegt am 19. September 2019 |
Sibylle Lichtenstein | |
HIER WOHNTE GUIDA HENRIETTE LOEWI GEB. GOLDSCHMIEDT JG. 1888 ENTEIGNET UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 WIEN FLUCHT 1941 USA |
Johann-Fux-Gasse 35 verlegt am 20. September 2019 |
Guida Loewi; jüdisch | |
HIER WOHNTE DR. OTTO LOEWI JG. 1873 'SCHUTZHAFT' 1938 ENTEIGNET FLUCHT 1938 ENGLAND, USA |
Johann-Fux-Gasse 35 verlegt am 20. September 2019 |
Otto Loewi; jüdisch; deutsch-österreichisch-amerikanischer Pharmakologe. Er und der britische Physiologe und Biochemiker Henry Hallett Dale erhielten gemeinsam „für ihre Entdeckungen bei der chemischen Übertragung der Nervenimpulse“ 1936 den Nobelpreis für Medizin. | |
HIER WOHNTE VIKTOR LOEWI JG. 1912 VERHAFTET 1938 FLUCHT 1938 ENGLAND |
Johann-Fux-Gasse 35 verlegt am 20. September 2019 |
Viktor Loewi; jüdisch | |
HIER WOHNTE WILHELM GUIDO LOEWI JG. 1915 VERHAFTET 1938 FLUCHT 1938 ENGLAND |
Johann-Fux-Gasse 35 verlegt am 20. September 2019 |
Wilhelm Guido Loewi; jüdisch | |
HIER LEBTE FRITZ MARSCH JG. 1894 IM SOZIALISTISCHEN WIDERSTAND VERHAFTET 3.4.1945 SS KASERNE WETZELSDORF ERMORDET 3.4.1945 |
Fellingergasse 3 verlegt am 4. Juli 2014 |
Fritz Marsch wurde am 5. Mai 1894 in Graz geboren. Er war im sozialistischen Widerstand tätig, wurde – unklar wann – verhaftet, am 3. April 1945, also 35 Tage vor Kriegsende mit 13 Mithäftlingen unter paarweiser Fesselung per Autos abgeholt. Vorwiegend Personen (Gewerkschafter und Widerstandskämpfer), die im Widerstand mit Fritz Marsch zusammengearbeitet hatten. In der damaligen SS-Kaserne in Wetzelsdorf, der heutigen Belgierkaserne, ermordet und vermutlich dort in einem Bombenkrater verscharrt. Im Dezember 2005 wurde beim Kaserneneingang ein Gedenkstein für die NS-Opfer gesetzt, in der Folge vom Verteidigungsministerium eine Kommission eingesetzt, die die Bombentrichter untersuchte, die dann als Gedächtnishain mit einem Gedenkstein markiert wurden.
Der gleichnamige Sohn Fritz Marsch wurde Nationalratsabgeordneter und war von 1970 bis 1987 Zentralsekretär der SPÖ. | |
MARIA MATZNER |
Pulverturmstraße 28 / Ecke Edisonstraße verlegt am 22. Oktober 2020 |
Maria Matzner, Sozialdemokratischer Widerstand | |
HIER WIRKTE DR. MAX JOSEF METZGER JG. 1887 IM CHRISTL. WIDERSTAND VERHAFTET 29.6.1943 VERURTEILT 14.10.1943 'HOCHVERRAT' HINGERICHTET 17.4.1944 BRANDENBURG-GÖRDEN |
Ulrichsbrünnl, Ulrichsweg ca. Nr. 16 (bei Kirche) verlegt am 20. September 2019 |
Max Josef Metzger; christlicher Widerstand | |
HIER LEBTE ALFRED MITKROIS JG. 1897 VERHAFTET SEPT. 1939 AB 1940 HAFT IN VERSCHIEDENEN KZ ZULETZT DACHAU ERMORDET 29.1.1941 |
Elisabethstraße 18 verlegt am 4. Juli 2014 |
Alfred Mitkrois stammte aus einer aus Offiziersfamilie, besuchte die Militärakademie, studierte einige Monate in Graz, wohnte ab 1918 in der Elisabethstraße 18, kam als Hauptmann 1926 wegen verbotener Homosexualität vor Gericht, protestierte gemeinsam mit seinem Freund schriftlich beim Bundeskanzleramt und forderte als einer der ersten die Streichung des Strafrechtsparagraphen. Nach seiner Verurteilung wurde er in Graz Buchhalter. Nach Ermittlungen der Gestapo gegen zahlreiche homosexuelle Männer wurde er im September 1939 in Untersuchungshaft genommen. Am 20. März 1940 wurde er wegen „Unzucht wider die Natur“ zu drei Monaten schwerem Kerker verurteilt. Am 24. August 1940 wurde er im KZ Dachau registriert und als politischer Schutzhäftling geführt, wohl weil er auch ein Gegner des Nationalsozialismus und mit dem Widerstand vernetzt war. Er wurde in das KZ Sachsenhausen, dann in das KZ Neuengamme und am 22. Jänner 1941 wieder nach Dachau verlegt und starb dort am 29. Jänner 1941. | |
HIER WOHNTE JOHANN MOSER JG. 1900 ZEUGE JEHOVAS KRIEGSDIENST VERWEIGERT TODESURTEIL 17.9.1940 HINGERICHTET 10.10.1940 ZUCHTHAUS BRANDENBURG |
Reininghausstraße 50 verlegt am 16. August 2016 |
Johann Moser | |
HIER WOHNTE KLEMENTINE NARODOSLAVSKY JG. 1897 EINGEWIESEN APRIL 1936 SONDERKRANKENHAUS 'VERLEGT' JANUAR 1941 SCHLOSS HARTHEIM ERMORDET 24.1.1941 |
Südtiroler Platz 10 verlegt am 27. Juli 2013 |
Klementine Narodoslavsky (* 22. November 1887 in Graz) begann eine Lehre als Hutmacherin, musste diese aber abbrechen als sie fast erblindete. Nachdem sie ihre Sehkraft zurückgewann, arbeitete sie zunächst als Hilfsarbeiterin und später als Kanzleihilfskraft. Sie ging eine Lebensgemeinschaft mit dem verheirateten Militärbediensteten Oskar Kreisler ein (eine Scheidung war damals nicht möglich) und bekam zwei Kinder: Hertha (* 1923) und Alfred (* 1932). Ab April 1936 wurde sie als psychisch Erkrankte vom LKH Graz ins Landesnervenkrankenhaus Feldhof (heute LKH Graz II Standort Süd) überstellt. Wahrscheinlich am 18. oder 19. Jänner 1941 wurde sie nach Linz-Niederhart und weiter am 20. Jänner 1941 in die Tötungsanstalt Hartheim überstellt. Ihrem Bruder, der täglich aus Linz anreiste, um seine in Gefahr gewusste Schwester abzuholen, wurde ein Besuch unter dem Vorwand, dass angeblich eine Epidemie in der Anstalt ausgebrochen wäre, verwehrt. Laut Sterbeurkunde ist sie am 24. Jänner 1941 an „Herzschlag in akutem Erregungszustand“ „verstorben“. Anzunehmen ist, dass Klementine wie tausende andere in Hartheim mit Giftgas ermordet wurde. Todesdaten wurden dort systematisch auch im Datum gefälscht, um die Zeitpunkte zu streuen und um betrügerisch Geld von Kostenträgern für angeblich längeren Aufenthalt zu bekommen. Vgl. Aktion T4.[23] | |
HIER LERNTE HELMUT NEUFELD JG. 1926 FLUCHT 1939 ENGLAND |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Helmut Neufeld | |
HIER LERNTE KARL WALTER NEUFELD JG. 1924 FLUCHT 1939 ENGLAND |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Karl Walter Neufeld | |
HIER WOHNTE JOSEF NEUHOLD JG. 1890 IM WIDERSTAND VERHAFTET 1.2.1941 VERURTEILT 28.7.1942 IN HAFT GEFOLTERT TOT 25.8.1942 |
Rechbauerstraße 27 verlegt am 27. Juli 2013 |
Josef Neuhold (* 15. August 1890 in Graz) war gelernter Steindrucker und Angestellter. 1919 war er Soldatenrat im Arbeiterhilfskorps und bis 1934 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und des Republikanischen Schutzbundes sowie Obmann des Senefelderbundes. 1934 trat er in die KPÖ ein und baute zusammen mit Karl Drews, Franz Weiß und Anton Kröpfl eine in der Steiermark vernetzte kommunistische Widerstandsgruppe auf. Am 1. Februar 1941 wurde Neuhold verhaftet und am 28. Juli 1942 in Graz vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Noch vor der Vollstreckung des Urteils starb er am 25. August 1942 in Wien aufgrund der Misshandlungen in der Haft.[24] | |
HIER WOHNTE MARIA NEUHOLD GEB. SPENDIER JG. 1894 IM WIDERSTAND/KPÖ VERURTEILT 18.5.1943 'HOCHVERRAT' OLG GRAZ ZUCHTHAUS WALDHEIM BEFREIT 7.5.1945 TOT AN HAFTFOLGEN |
Rechbauerstraße 27 verlegt am 27. September 2017 |
Maria Neuhold | |
HIER WOHNTE JULIA PONGRACIC JG. 1910 IM SOZIALDEMOKRATISCHEN WIDERSTAND VERHAFTET 3.3.1945 GRAZ ERMORDET 3.4.1945 SS-KASERNE GRAZ-WETZELSDORF |
Villenstraße 7 verlegt am 27. September 2017 |
Julia Pongracic | |
HIER WOHNTE ETTEL PRUCKER GEB. KÖRNER JG. 1886 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1940 WIEN DEPORTIERT 1942 MALY TROSTINEC ERMORDET 4.9.1942 |
Leitnergasse 2 verlegt am 4. Juli 2014 |
Ettel Prucker geb. Körner kam am 3. September 1886 in Boryslaw in Galizien zur Welt. Sie hatte zumindest fünf jüngere Geschwister: Markus (1890–mutmaßlich 1941), Anna Channa, später verehel. Dortort (1898–1941), Arnold (1900–?), Isidor (1903–1941) und Gisa, später verehel. Josefsberg (1904–?). Sie heiratete Israel Pruckner[25] und lebte von 1915 bis Dezember 1938 in der Leitnergasse 2, 2. Stock, Tür 7. Ihr Mann betrieb ein Textil-/Manufakturgeschäft am Lendplatz 7. Der Verein für Gedenkkultur gibt weiters an: spätestens 1940 Sammelwohnung in Wien, am 31. August 1942 Deportation ins Vernichtungslager Maly Trostinez mit Transport 39, Zug 225 und Ermordung am selben Tag. | |
HIER WOHNTE ISRAEL PRUCKER JG. 1884 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1940 WIEN FLUCHT JUGOSLAWIEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Leitnergasse 2 verlegt am 4. Juli 2014 |
Israel Prucker wurde am 8. Oktober 1884 in Drohobytsch in Galizien geboren, war verheiratet mit Ettel Körner, betrieb ein Textil-/Manufakturgeschäft am Lendplatz 7. Der Verein für Gedenkkultur gibt für seine Frau an: spätestens 1940 Sammelwohnung in Wien, am 31. August 1942 Deportation ins Vernichtungslager Maly Trostinez mit Transport 39, Zug 225 und Ermordung am selben Tag. Es ist wahrscheinlich, dass er ihr Los teilte. | |
HIER WOHNTE IRENE RANSBURG JG. 1898 VERHAFTET 21.9.1944 DEPORTIERT 1944 THERESIENSTADT ERMORDET 23.10.1944 AUSCHWITZ-BIRKENAU 1. Stein mit üblicher Seitenlänge: 95 mm. 2. Stein 122 mm im Quadrat in Blindenschrift (erstmals in Europa)[26] |
Leonhardstraße 130 (Odilien-Blindeninstitut) verlegt am 16. August 2016 |
Irene Ransburg verlor mit 16 im Jahr 1915 Augenlicht und Hörvermögen. | |
HIER WOHNTE ALOISIA REGENFELDER GEB. GODAR JG. 1897 ZEUGIN JEHOVAS VERHAFTET 15.10.1941 IN VERSCHIEDENEN KZ ZULETZT MITTELBAU-DORA BEFREIT / ÜBERLEBT |
Reininghausstraße 28 verlegt am 4. Juli 2014 |
Aloisia Regenfelder, geb. Godard wurde am 17. Juli 1897 in Schirmdorf bei Radkersburg geboren. Sie wurde wie ihr Mann Josef im Oktober 1941 verhaftet und schließlich ins KZ Ravensbrück überstellt. Am 30. Juni 1942 kam sie ins KZ Auschwitz und wurde dort in gestreifter Sträflingskleidung und mit Lila Winkel fotografiert. Alle Zeuginnen Jehovas kamen von dort ins Lager Birkenau, wurden ins Stabsgebäude umquartiert um vor lagertypischen Krankheiten geschützt zu sein und bekamen besondere Aufgaben etwa in Büros, Küchen, Schneidereien der SS. Mitte Jänner 1945 begann für Aloisia in einer Gruppe von etwa 40 Zeuginnen Jehovas der Evakuierungstransport von Auschwitz – zu Fuß durch Schnee – über Groß-Rosen, Mauthausen, Bergen-Belsen nach Dora-Mittelbau, wo am 4. März nur noch 26 lebend ankamen. Am 5. April 1945 wurden Aloisia und die anderen Häftlinge am Weg nach Neuengamme befreit. Ab Oktober wohnte sie wieder in Graz-Eggenberg und von 1946 bis 1956 in der Reininghausstraße 28. Bis zuletzt war sie aktive Zeugin Jehovas, war ruhig, erzählte offensichtlich nicht über ihre drei Jahre Überleben in KZs und starb 81-jährig am 22. August 1978 in Gratwein. | |
HIER WOHNTE JOSEF REGENFELDER JG. 1895 ZEUGE JEHOVAS VERHAFTET 15.10.1941 DEPORTIERT 1942 DACHAU ERMORDET 7.3.1944 |
Reininghausstraße 28 verlegt am 4. Juli 2014 |
Josef Regenfelder wurde am 11. März 1895 in Straganz bei Meiselding geboren. Er heiratete am 19. August 1929 Aloisia Godar, und das Paar wohnte ab da in der Reininghausstraße 28/I. Unklar ist, wann die beiden zu den Zeugen Jehovas konvertierten. Er wurde laut Meldekarteikarte als Arbeitsinvalider am 15. Oktober 1941 verhaftet und ins Polizeigefängnis Graz eingeliefert und am 3. Mai 1942 von dort entlassen. Ab 27. Juni 1942 wurde er im KZ Dachau mit der Nummer 30667 registriert und starb dort am 7. März 1944. | |
HIER WOHNTE CÄCILIA REITER JG. 1891 ZEUGIN JEHOVAS VERHAFTET 1.12.1939 DEPORTIERT 2.2.1940 RAVENSBRÜCK ERMORDET 1942 AUSCHWITZ |
Einödstraße 1 verlegt am 27. Juli 2013 |
Cäcilia Reiter (* 26. September 1891 in Wolfsberg bei Leibnitz) war gelernte Schneiderin und Hilfsarbeiterin bei der Firma Reininghaus. In den 1920er Jahren wurde sie Zeugin Jehovas. Wegen angeblicher Weigerung den Hitlergruß zu leisten wurde sie vom Briefträger denunziert und am 1. Dezember 1939 verhaftet. Da sie sich weigerte, Munitionstaschen zu nähen, wurde sie im Februar 1940 ins KZ Ravensbrück deportiert und später ins KZ Auschwitz überstellt, wo sie 1942 umkam.[27] | |
HIER WOHNTE ERNST REITER JG. 1915 ZEUGE JEHOVAS KRIEGSDIENST VERWEIGERT VERHAFTET 6.6.1938 GRAFENWÖHR/BAYERN INTERNIERT NOV. 1940 FLOSSENBÜRG ÜBERLEBT |
Einödstraße 1 verlegt am 27. Juli 2013 |
Ernst Reiter (* 11. April 1915 in Graz) wurde mit elf Jahren Vollwaise und von seiner Tante Cäcilia und der Großmutter Theresia Reiter aufgenommen. Nach diesen wurde auch er in den frühen 1930er Jahren zum Zeugen Jehovas. Aufgrund seiner religiösen Überzeugung kam er wiederholt zugestellten Einberufungsbefehlen nicht nach. Am Morgen des 6. September 1938 wurde er an seinem Arbeitsplatz als Verkäufer von Polizisten verhaftet und in den nächsten Wochen wiederholt verhört und in Graz zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Er wurde ein weiteres Mal verurteilt und im März 1939 nach Grafenwöhr deportiert. Er verweigerte den Wehrdienst weiterhin und wurde zum Strafvollzug nach Bayreuth, im November 1940 ins KZ Flossenbürg überstellt und erhielt einen „Lila Winkel“ zur Markierung als Zeuge Jehovas. Er überlebte 1600 Tage Folter, Steinbrucharbeit und Unterernährung. Am 8. April 1945 begann die SS mit der Beseitigung ihrer Spuren im KZ. Die wenigen überlebenden Häftlinge mussten am 20. April den sogenannten Todesmarsch antreten, von dem sie schließlich von den US-Amerikanern erlöst wurden.
Reiter erhielt ein Fahrrad von einem US-Soldaten und fuhr damit 800 km in die Heimat. Am 6. September 1945 kam er nach Graz, musste feststellen, dass seine Großmutter gestorben und Tante Cäcilia Im KZ Auschwitz umgekommen war. Er heiratete 1947 Kristina Semlitsch, 1949 kamen Zwillinge, 1954 noch eine Tochter auf die Welt. Er starb 2006. | |
HIER LERNTE AXEL ROSENBERGER JG. 1922 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Axel Rosenberger | |
HIER LERNTE LEO ROTH JG. 1921 KINDERTRANSPORT 1938 ENGLAND 1940 AUSTRALIEN 1941 SHANGHAI |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Leo Roth | |
HIER WIRKTE JOSEF RUF JG. 1905 IM CHRISTL. WIDERSTAND VERHAFTET MAI 1940 GRAZ, BERLIN-MOABIT VERURTEILT 14.9.1940 'WEHRKRAFTZERSETZUNG' ZUCHTHAUS BRANDENBURG-GÖRDEN HINGERICHTET 10.10.1940 |
Ulrichsbrünnl, Ulrichsweg ca. Nr. 16 (bei der Kirche) verlegt am 27. September 2017 |
Josef Ruf | |
HIER WOHNTE ELSA SALZMANN GEB. FREUDMANN JG. 1887 FLUCHT 1939 TANGER |
Griesplatz 4 verlegt am 17. Juli 2015 |
Elsa Salzmann, geb. Freudmann kam 1887 zur Welt, heiratete den Malermeister Simon Salzmann und hatte mit ihm einen Sohn, Harald (* 1921). Nach der Arisierung des Unternehmens ihres Mannes flüchtete die Familie über Südfrankreich nach Marokko. Elsa Salzmann starb 1943 in Tanger. | |
HIER WOHNTE HARALD SALZMANN JG. 1921 FLUCHT 1939 TANGER |
Griesplatz 4 verlegt am 17. Juli 2015 |
Harald Salzmann wurde 1921 in Graz als Sohn von Elsa und Simon Salzmann geboren, ging nach der Schule, wo er antisemitischen Anfeindungen seitens seiner Mitschüler ausgesetzt war, ab 1936 beim Vater, einem Malermeister, in die Lehre. Er berichtete 1980 über eine überfallsartige Hausdurchsuchung kurz nach der Annexion Österreichs im März 1938 durch zwei junge Burschen, die die Wäsche seiner Mutter aus dem Schrank warfen und seine jüdischen Bücher beschlagnahmten. Die Familie flüchtete im Sommer 1937 über Wien, Straßburg und Marseilles nach Tanger, wo seine Mutter im Jahr 1943 verstarb. Er war ab 1947 wieder in Graz und nach Restitution wieder Maler. Harald arbeitete zuletzt als Bibliothekar der Steiermärkischen Landesregierung und wirkte als Kultusrat der IKG. Er starb 1990 in Graz. | |
HIER WOHNTE SIMON (SIMCHE CHAIM) SALZMANN JG. 1882 FLUCHT 1939 TANGER |
Griesplatz 4 verlegt am 17. Juli 2015[28] |
Simon Salzmann, auch Simche Chaim genannt, wurde 1882 in Czernowitz geboren. Er kam im Ersten Weltkrieg nach Graz, wo er Elsa Freudmann kennen lernte und heiratete. 1921 wurde Sohn Harald geboren. Die Familie wohnte am Griesplatz 4/III. Simon Salzmann war Inhaber eines Malerbetriebs und erwarb eine Villa in Wetzelsdorf. Im Herbst 1938 wurde der Betrieb unter kommissarische Verwaltung gestellt, Konten gesperrt, schließlich „arisiert“. Wie viele andere Juden in Graz wurde Simon kurz darauf verhaftet, mehrere Wochen im KZ Dachau inhaftiert und die Wohnung beschlagnahmt. Verzweifelte Suche nach Fluchtmöglichkeiten: Auswanderungsformalitäten nach Chile, wo bereits ein Verwandter war, verzögerten sich, doch seine nach Gibraltar emigrierte Halbschwester Rosa Reisz (aus erster Ehe ihres Vaters) erwirkte die Ausstellung eines fingierten Arbeitsvertrags für Simon, wodurch sie Visa für Tanger in Marokko erhielten, das sie via Wien, Straßburg, Marseille am 10. Juli 1939 erreichten. Seine Ehefrau Elsa verstarb dort 1943. Simon Salzmann und Sohn kehrten 1947 nach Graz zurück, wo er 1957 erneut heiratete. Nach der Restitution ihres Besitzes nahmen Vater und Sohn den Betrieb als Malermeister wieder auf. | |
HIER WOHNTE JOSEF SCHARFSTEIN JG. 1905 VERHAFTET 1938 GRAZ GEGEN KAUTION ENTLASSEN FLUCHT 1939 ENGLAND, ECUADOR |
Ruckerlberggürtel 14 verlegt am 17. Juni 2016, im Zuge von Fernwärmeaufgrabung abhanden gekommen, textident nachverlegt am 27. Jänner 2017 |
Josef Scharfstein, später José | |
HIER WOHNTE ARON 'ADOLF' SCHKOLNIK JG. 1879 GESCHÄFT UND GRUNDSTÜCK 1938 'ARISIERT' FLUCHT POLEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Lagergasse 89 verlegt am 29. Juni 2018 |
Aron Schkolnik | |
HIER WOHNTE CHANE BEILE SCHKOLNIK GEB. SCHREIER (SZREIER) VERW. DIAMAND JG. 1892 GESCHÄFT UND GRUNDSTÜCK 1938 'ARISIERT' MÄRZ 1939 AMTL. ABGEMELDET FLUCHT POLEN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Lagergasse 89 verlegt am 29. Juni 2018 |
Chane Beile Schkolnik, geb. Schreier | |
HIER WOHNTE ELISABETH SCHKOLNIK GEB. BENEDIKT JG. 1908 FLUCHT 1938 PALÄSTINA |
Pestalozzistraße 1 verlegt am 29. Juni 2018 |
Elisabeth Schkolnik, geb. Benedikt | |
HIER WOHNTE RUTH SCHKOLNIK VERH. ROSOWSKY JG. 1934 FLUCHT 1938 PALÄSTINA |
Pestalozzistraße 1 verlegt am 29. Juni 2018 |
Ruth Schkolnik, verh. Rosowsky | |
HIER WOHNTE SAMUEL SCHKOLNIK JG. 1901 1938 GESCHÄFT 'ARISIERT'< ,EHRFACH VERHAFTET 'SCHUTZHAFT' GRAZ, DACHAU FLUCHT 1938 PALÄSTINA |
Pestalozzistraße 1 verlegt am 29. Juni 2018 |
Samuel Schkolnik | |
HIER WOHNTE SYLVIA LUCIA SCHKOLNIK VERH. SHAMAI JG. 1937 FLUCHT 1938 PALÄSTINA |
Pestalozzistraße 1 verlegt am 29. Juni 2018 |
Sylvia Lucia Schkolnik, verh. Shamai | |
HIER LERNTE MAX SCHÖN JG. 1923 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Max Schön | |
HIER WOHNTE FRIEDRICH SCHÖNINGER JG. 1893 VERURTEILT 15.2.1939 DEPORTIERT 25.5.1939 EMSLANDLAGER, DACHAU, RAVENSBRÜCK, SACHSENHAUSEN 'VERLEGT' 6.8.1952 TB-STATION DACHAU TOT 8.9.1942 |
Schörgelgasse 79 verlegt am 20. September 2019 |
Friedrich Schöninger; homosexuelles Opfer | |
HIER LEHRTE OTHMAR SCHRAUHSER JG. 1906 IM WIDERSTAND / KPÖ VERHAFTET 31.7.1941 VERURTEILT GRAZ 1.8.1942 ’HOCHVERRAT’ HINGERICHTET 2.12.1942 WIEN LANDESGERICHT I |
Hasnerplatz 12/ Theodor-Körner-Straße (Pädagogische Hochschule) verlegt am 19. September 2019 |
Othmar Schrauhser; politischer Widerstand | |
HIER WOHNTE ERICH SCHREIER (SZREIER) JG. 1928 FLUCHT 1938/1939 PALÄSTINA |
Lagergasse 89 verlegt am 29. Juni 2018 |
Erich Schreier | |
HIER WOHNTE HELENE SCHREIER (SZREIER) GEB. SCHKOLNIK JG. 1902 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Lagergasse 89 verlegt am 29. Juni 2018 |
Helene Schreier, geb. Schkolnik | |
HIER WOHNTE JAKOB SCHREIER (SZREIER) JG. 1900 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Lagergasse 89 verlegt am 29. Juni 2018 |
Jakob Schreier | |
HIER WOHNTE JOHANNA SCHUNKO GEB. LAGEISCHEK JG. 1868 ZEUGIN JEHOVAS VERHAFTET 8.11.1939 GEFÄNGNIS GRAZ ENTLASSEN 15.12.1939 |
Grüne Gasse 43 verlegt am 23. Oktober 2021 |
Johanna Schunko | |
HIER LERNTE ROBERT SCHWARZ JG. 1926 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Robert Schwarz | |
HIER WOHNTE FRANZ SCHWARZL JG. 1897 VERURTEILT 20.3.1940 DEPORTIERT 1941 KZ GUSEN ERMORDET 23.3.1943 |
Rechbauerstraße 3 verlegt am 17. Juli 2015 |
Franz Schwarzl wurde am 25. Dezember 1897 in Graz als Sohn eines höheren Beamten geboren, studierte vier Semester Pharmazie, heiratete und ließ sich in Deutschland als Apothekenassistent nieder. Gegen den Geschiedenen schwebte 1936 in Danzig ein Verfahren wegen „widernatürlicher Unzucht“. Am 16. Juni 1936 wurde er vom Landgericht Hamburg wegen fortgesetzten „Verführens eines Mannes unter 21“ zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus verurteilt, außerdem verstieß er als Österreicher in Deutschland gegen das Reichsverweisungsgesetz. Er kam ins Zuchthaus Hamburg-Fuhlsbüttel, dann nach Bremen-Oslebshausen. Am 11. November 1937 wurde seine Strafe unterbrochen und es erfolgte die Ausweisung aus Deutschland. Er kehrte nach Graz zurück. Hier wurde er im Dezember 1939 von der Gestapo angezeigt wegen mehrmaligem Sex 1938 mit einem 19-jährigen in seiner Wohnung Rechbauerstraße 3. Am 20. März 1940 wurde er in Graz wegen „Unzucht wider die Natur desselben Geschlechts“ nach § 129 Ib zu einem Jahr schwerem Kerker verurteilt. Auf Anweisung der Kriminalpolizeistelle Graz transportierte man ihn am 11. März 1941 in das KZ Mauthausen, Außenlager Gusen, wo er die Häftlingsnummer 11119 erhielt. Franz Schwarzl starb dort am 23. März 1943 im Alter von 45 Jahren.
In Hamburg-Neustadt erinnert ein weiterer Stolperstein an ihn. | |
HELENE SERFECZ |
Weißeneggergasse 11 verlegt am 22. Oktober 2020 |
Helene Serfecz, Widerstand (Rote Gewerkschaft) | |
HIER WOHNTE OLGA SIAK JG. 1906 ZEUGIN JEHOVAS VERHAFTET 8.11.1939 GEFÄNGNIS GRAZ ENTLASSEN 15.12.1939 |
Grüne Gasse 43 verlegt am 23. Oktober 2021 |
Olga Siak | |
HIER WOHNTE ASRIEL SELIG 'SIGMUND' SILBER JG. 1903 'SCHUTZHAFT' 1938 FLUCHT 1938/1939 PALÄSTINA |
Lagergasse 89 verlegt am 29. Juni 2018 |
Asriel Silber | |
HIER WOHNTE ELIAS SILBER JG. 1862 ENTEIGNET DEPORTIERT 1939 BUCHENWALD ERMORDET 20.2.1940 |
Lazarettgasse 12 verlegt am 4. Juli 2014 |
Elias Silber wurde am 15. Mai 1862 in Stanislaw in Polen geboren. In der Zwischenkriegszeit führte er in der Lazarettgasse 12 ein kleines Lebensmittelgeschäft. Er hatte zumindest zwei Töchter: Sophie, geboren am 7. Juni 1899 in Stanislaw, später verehelichte Kornreich; und Rosa, Geburtsdatum unbekannt, später verehelichte Engel. Die Familie wanderte 1933 aus wirtschaftlichen Gründen nach Palästina aus, kehrte jedoch 1936 wieder nach Graz zurück. Sein Enkelsohn Alfred, der das NS-Regime überlebte, beurteilte in der Retrospektive die Rückkehr als unerklärlich, „wo doch die Zeichen so deutlich und so laut waren.“
Am 2. November 1938 erteilten die NS-Behörden der ganzen Familie den Ausweisungsbefehl. Am 29. November 1938 verlor Elias Silber seine Wohnung und wohnte bis zu seiner Deportation nach Wien bei seiner Tochter Sophie in der Schmölzergasse 6. Während seiner Tochter Rosa, deren Mann und den beiden Enkelkindern im April 1939 an Bord der panamaischen Lisl die Flucht nach Palästina gelang, fand der hochbetagte Mann keine Möglichkeit sich in Sicherheit zu bringen. Tochter Sophie flüchtete im Juli 1939 nach Italien, Elias wurde ins KZ Buchenwald deportiert, wo er am 20. Jänner (DÖW) oder 20. Februar 1940 (Lager Buchenwald) vom NS-Regime ermordet wurde. Seine Tochter Sophie wurde nach dem deutschen Einmarsch in Italien von NS-Truppen aufgegriffen und im April 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. | |
HIER WOHNTE ERIKA SILBER VERH. GRUENZWEIG JG. 1929 KINDERTRANSPORT 1939 SCHWEDEN |
Lagergasse 89 verlegt am 29. Juni 2018 |
Erika Silber, verh. Gruenzweig | |
HIER WOHNTE GERTRUD 'TRUDE' SILBER VERH. TEPPERBERG JG. 1931 UNFREIWILLIG VERZOGEN NOV. 1938 KINDERTRANSPORT 1939 SCHWEDEN |
Lagergasse 89 verlegt am 29. Juni 2018 |
Gertrud Silber, verh. Tepperberg | |
HIER WOHNTE MARGARETE 'GRETE' SILBER GEB. SCHKOLNIK JG. 1904 FLUCHT PALÄSTINA |
Lagergasse 89 verlegt am 29. Juni 2018 |
Margarete Silber, geb. Schkolnik | |
HIER WOHNTE AMALIE 'MELANIE' SILBERSTEIN JG. 1919 'SCHUTZHAFT' 1938 FLUCHT 1939 ENGLAND |
Neutorgasse 6–8 (heute: Kapistran-Pieller-Platz) verlegt am 16. August 2016 |
Amalie "Melanie" Silberstein, Familie Silberstein (Neutorgasse) | |
HIER ARBEITETE MARKUS SILBERSTEIN JG. 1890 'SCHUTZHAFT' 1938 GESCHÄFTE 1938 'ARISIERT' FLUCHT 1939 USA |
Mariahilfer Straße 3 verlegt am 16. August 2016 |
Markus Silberstein, ehem. Modehaus Silberstein | |
HIER ARBEITETE OTMAR 'OTTO' SILBERSTEIN JG. 1920 FLUCHT 1939 ENGLAND AUSTRALIEN |
Mariahilfer Straße 3 verlegt am 16. August 2016 |
Otmar Silberstein (1), ehem. Modehaus Silberstein, Sohn Otmar | |
HIER LERNTE OTMAR SILBERSTEIN JG. 1921 'SCHUTZHAFT' 1938 DACHAU ENTLASSEN 23.12.1938 FLUCHT 1939 ENGLAND USA |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Otmar Silberstein | |
HIER WOHNTE OTMAR SILBERSTEIN JG. 1921 MAI 1938 DER SCHULE VERWIESEN 'SCHUTZHAFT' 1938 DACHAU ENTLASSEN 23.12.1938 FLUCHT 1939 ENGLAND USA |
Neutorgasse 6–8 (heute: Kapistran-Pieller-Platz) verlegt am 16. August 2016 |
Otmar Silberstein (2), Familie Silberstein (Neutorgasse), Sohn von Robert und Rejla Feiga | |
HIER WOHNTE UND ARBEITETE REJLA FEIGA SILBERSTEIN JG. 1894 GESCHÄFT 1938 'ARISIERT' 'SCHUTZHAFT' 1938 FLUCHT 1939 ENGLAND |
Neutorgasse 6–8 (heute: Kapistran-Pieller-Platz) verlegt am 16. August 2016 |
Rejla Feiga Silberstein, Familie Silberstein (Neutorgasse) | |
HIER WOHNTE UND ARBEITETE ROBERT SILBERSTEIN JG. 1894 GESCHÄFT 1938 'ARISIERT' 'SCHUTZHAFT' 1938 FLUCHT 1939 ITALIEN, FRANKREICH IN FRZ. ARMEE FLUCHT 1942 USA |
Neutorgasse 6–8 (heute: Kapistran-Pieller-Platz) verlegt am 16. August 2016 |
Robert Silberstein, Familie Silberstein (Neutorgasse), Bruder von Markus (Modehaus) | |
HIER ARBEITETE SALKA SILBERSTEIN GEB. TEITELBAUM GESCHÄFTE 1938 'ARISIERT' FLUCHT 1939 USA |
Mariahilfer Straße 3 verlegt am 16. August 2016 |
Salka Silberstein, ehem. Modehaus Silberstein | |
HIER WOHNTE SAMUEL SILBERSTEIN JG. 1924 'SCHUTZHAFT' 1938 FLUCHT 1939 ENGLAND USA |
Neutorgasse 6–8 (heute: Kapistran-Pieller-Platz) verlegt am 16. August 2016 |
Samuel Silberstein, Familie Silberstein (Neutorgasse), Sohn von Robert und Rejla Feiga | |
HIER WOHNTE FRIEDERIKE SPIEGEL GEB. LUSTIG JG. 1900 FLUCHT 1938 FRANKREICH 1939 PALÄSTINA |
Schmiedgasse 38 verlegt am 20. September 2019 |
Friederike Spiegel; jüdisch | |
HIER WOHNTE LEO SPIEGEL JG. 1890 VERHAFTET 9.11.1938 FLUCHT 1938 FRANKREICH 1939 PALÄSTINA |
Schmiedgasse 38 verlegt am 20. September 2019 |
Leo Spiegel; jüdisch | |
HIER OTTO SPIEGEL |
Beethovengasse 17 verlegt am 20. September 2019 |
Otto Spiegel; jüdisch | |
HIER WOHNTE SUSANNE SPIEGEL JG. 1925 FLUCHT 1938 FRANKREICH 1939 PALÄSTINA |
Schmiedgasse 38 verlegt am 20. September 2019 |
Susanne Spiegel; jüdisch | |
HIER WOHNTE AMALIA SPIELMANN JG. 1885 ENTEIGNET 13.10.1938 FLUCHT 1939 PALÄSTINA TOT 28.1.1944 |
Annenstraße 34 verlegt am 27. Juli 2013 |
Amalia Spielmann, geb. Hübsch (* 10. Dezember 1885, Pribram, heute Tschechien) Frau von Geschäftsinhaber Wilhelm, Mutter von drei Kindern: Grete (* 1912), Hans (* 1914), Ernst (* 1916). 1939 gelang die Flucht mit Mann und zwei der Kinder (Grete und Ernst). Zuletzt lebt das Elternpaar in Tel Aviv. Amalia starb am 28. Jänner 1944, Jahre vor ihrem Mann.
Ihr Sohn Hans wurde am 10. Februar 1945 im KZ Buchenwald vom NS-Regime ermordet. | |
HIER WOHNTE ERNST SPIELMANN JG. 1916 FLUCHT 1939 AUSTRALIEN ÜBERLEBT |
Annenstraße 34 verlegt am 27. Juli 2013 |
Ernst Spielmann (* 13. Jänner 1916 in Graz) Sohn von Amalia und Wilhelm, der etwa 23-jährig mit den Eltern fliehen konnte. Er kam 1945 als britischer Soldat nach Graz zurück, bemühte sich lange um Restitution des geraubten Familienvermögens und erhielt letztlich nur einige tausend Schilling (= wenige hundert Euro). Er verstarb am 12. November 1992 in Sydney, Australien. | |
HIER WOHNTE GRETE SPIELMANN JG. 1912 ENTEIGNET 13.10.1938 FLUCHT 1939 PALÄSTINA ÜBERLEBT |
Annenstraße 34 verlegt am 27. Juli 2013 |
Grete Spielmann verh. Weinberg (* 14. Juli 1912 in Graz) war die Tochter von Amalia und Wilhelm, die etwa 27-jährig mit den Eltern fliehen konnte. Sie verstarb am 1. April 2006 in Jerusalem. | |
HIER WOHNTE HANS SPIELMANN JG. 1914 DEPORTIERT AUSCHWITZ BUCHENWALD 10.2.1945 ERMORDET 18.2.1945 |
Annenstraße 34 verlegt am 27. Juli 2013 |
Hans Spielmann (* 13. Dezember 1914, Graz), Sohn von Amalia und Wilhelm, wurde ins KZ Auschwitz deportiert und kam am 10. Februar 1945 im KZ Buchenwald ums Leben. | |
HELMUT SPIELMANN JG. 1930 FLUCHT DEZ. 1938 SHANGHAI RÜCKKEHR 1947 |
Annenstraße 34 verlegt am 27. Juli 2013 |
Helmut Spielmann (* 22. Mai 1930 in Graz) Sohn von Paula und Rudolf, die zu dritt nach Shanghai flüchten konnten, wo sie im Dezember 1938 ankamen. Sein Vater starb dort bereits 1941, seine Mutter arbeitete in einer Hemdenfabrik und ermöglichte ihm den Besuch des Saint Franzis Xavier Colleges der Jesuiten. 1947 erfolgte die Heimfahrt mit dem Schiff bis Neapel und per Viehwaggon nach Österreich. Helmut wurde Sprachenlehrer in Arnfels und Leutschach (Steiermark), heiratete Elisabeth geb. Hofer. Der Familie entsprossen zwei Töchter: Edith und Eva. Eine Wiedergutmachung konnte Helmut nicht erreichen, er erhielt bloß eine Summe von einigen tausend Schilling. Er starb am 14. Dezember 2012 in Feldbach. | |
PAULA SPIELMANN JG. 1900 ENTEIGNET 13.10.1938 FLUCHT DEZ. 1938 SHANGHAI RÜCKKEHR 1947 |
Annenstraße 34 verlegt am 27. Juli 2013 |
Paula Spielmann, geb. Sternthal kam am 6. Juni 1900 zur Welt. Katholisch aufgewachsen, nahm sie mit der Eheschließung den mosaischen Glauben an, trat mit ihrem 1930 geborenen Sohn jedoch wieder zum katholischen Glauben über. Arbeitete in einer Hemdenfabrik und ermöglichte ihrem Sohn den Besuch eines Jesuitenkollegs. 1947 erfolgte die Heimfahrt von Shanghai mit dem Schiff über Singapur nach Neapel und mit dem Viehwaggon weiter nach Österreich, wo ihr Sohn Helmut Sprachenlehrer in der Südsteiermark wurde und eine Familie mit Kindern gründete (s. oben). | |
HIER ARBEITETE RUDOLF SPIELMANN JG. 1889 ENTEIGNET 13.10.1938 VERHAFTET NOV. 1938 DACHAU FLUCHT DEZ. 1938 SHANGHAI TOT 1941 |
Annenstraße 34 verlegt am 27. Juli 2013 |
Rudolf Spielmann (* 1889 in Graz) war der Halbbruder von Wilhelm und Teilhaber an den Kleidergeschäften, er wurde ins KZ Dachau deportiert und kam nach 31 Tagen frei („Ich habe für Österreich und den Kaiser gekämpft!“), mit der Auflage das Reich binnen 30 Tagen zu verlassen. Der Familie (mit Frau Paula und Sohn Helmut) gelang dank einer Erbschaft die Flucht nach Shanghai, wo sie im Dezember 1938 ankam. Rudolf starb dort am 11. April 1941 im jüdischen Spital und wurde am „Friedhof der Flüchtlinge“ begraben. | |
HIER WOHNTE WILHELM SPIELMANN JG. 1876 ENTEIGNET 13.10.1938 FLUCHT 1939 PALÄSTINA ÜBERLEBT |
Annenstraße 34 verlegt am 27. Juli 2013 |
Wilhelm Spielmann (* 29. April 1876) Inhaber von zwei Textilgeschäften in der Annenstraße 25 und 3, Vater von drei Kindern. Der Fehringer Schneidermeister Josef Knilli (seit 1932 SA-Mitglied, 1934 wegen politischer Betätigung zu sechs Monaten Haft verurteilt, 1938 NSDAP-Mitglied) erlangt, unterstützt durch einen SA-Vorgesetzten, durch „Kauf“ um die Hälfte des niedrigen Schätzpreises die Geschäfte Spielmanns über die Vermögensverkehrsstelle (VVST), die die Geschäfte liquidiert. Spielmann erhält die geringe Kaufsumme nie, da die Gestapo das VVST-Sperrkonto 1941 beschlagnahmt: Im Ausland weilenden Bürgern wird Staatsbürgerschaft und Eigentum entzogen. Er konnte mit Ehefrau Amalia und zwei von drei Kindern (ohne Hans) fliehen. Zuletzt lebte das Ehepaar in Tel Aviv, wo Amalia 1944 und Wilhelm am 23. März 1956 starb.[29] | |
HIER WOHNTE DR. MAX STEIGMANN JG. 1895 DEPORTIERT 10.11.1938 FLUCHT 2.1.1939 URUGUAY ÜBERLEBT |
Afritschgasse 30 verlegt am 27. Juli 2013 |
Max Steigmann (* 2. November 1895 in Kute, West-Ukraine, damals Polen) – war jüdischer Arzt wohnte mit Frau Pauline und dem gemeinsamen Sohn Kurt (* um 1930) in einer Wohnung im Haus Afritschgasse 30 und hatte dort auch seine Ordination. Laut Zeitzeugin war er als Arzt beliebt und hatte eine soziale Ader. Laut Sohn wurde er „Armenarzt“ genannt, da er Zahlungsunfähige kostenlos behandelte. In der Wohnung verkehrten Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle. Während der Novemberpogrome wurde Vater Max aus dem Bett geholt, malträtiert und mitgenommen. Sein damals auf das Wohnzimmersofa gebetteter Sohn Kurt berichtete 2014 per E-Mail an den Verein für Gedenkkultur: „junge Menschen (Menschen ??) in schwarzer Uniform und glänzenden Stiefeln […] gingen ins Schlafzimmer […] hörte ich Schreien und Stöhnen und verstand als 8-jähriger natürlich gar nichts. Sie verprügelten meinen Vater, verletzten ihn durch Stiefeltritte im Gesicht und zuletzt nahmen sie ihn mit.“ Max Steigmann wurde im KZ Dachau fälschlich ohne „i“ als STEGMANN eingetragen, dadurch mit einem Arier dieses Namens verwechselt und kam deshalb nach einigen Monaten frei.
Er flüchtete nach Italien, kam nach Uruguay, Montevideo; behandelte Emigranten, eröffnete eine Ordination und arbeitete daneben 35 Jahre ehrenamtlich im Armenhospital Pereira Rossel. Lebte sparsam, bereiste alle zwei Jahre die Welt, brach 1973 bewusstlos zusammen. Magenkrebs wurde festgestellt, der Sohn nimmt nahm in São Paulo auf, zuletzt zog es ihn wieder nachhause nach Montevideo, wo er 1974 in „seinem“ Hospital starb. Max ließ sich 1938 von Pauline scheiden, auch um Sohn und Frau, als danach altkatholisch getaufte „um die Frage Religion beantworten zu können“, das Überleben zu erleichtern. Max kam 1948 wieder kurz ins Haus in der Afritschgasse, ging wieder nach Montevideo und kam 1963 ein letztes Mal nach Graz. Pauline blieb im Haus und starb 1984. Die Ordinationseinrichtung in Graz wurde enteignet. Mutter Pauline schneiderte für Kaufhäuser. Ehemalige Patienten unterstützten sie bei Razzien und ermöglichten Kurt den Schulbesuch. Vor Razzias flüchteten sie auch in den durch Bomben geöffneten Keller-Luftschutzraum der Schule in der nahen Marschallgasse. Als Kurts Schule nach Admont verlegt wurde und er dort verfolgt wurde, flüchtete er per Rad nach Graz. Kurt folgte seinem Vater erst nach Studienabschluss 1952 nach Montevideo und ging 1953 nach Brasilien, wo er mit 30 heiratete, etwa 2005 Witwer wurde und 2010 São Paulo verließ.[30] | |
HIER LERNTE WALTER STEIN JG. 1924 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Walter Stein | |
HIER LERNTE FRITZ STRAUSS JG. 1922 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Fritz Strauss | |
HIER MAX TARTER |
Uhlandgasse 14 verlegt am 19. September 2019 |
Max Tarter | |
HIER ROSA TARTER |
Uhlandgasse 14 verlegt am 19. September 2019 |
Rosa Tarter | |
HIER WOHNTE RUCHLA TEITELBAUM JG. 1870 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 WIEN DEPORTIERT 22.7.1942 THERESIENSTADT 1942 TREBLINKA ERMORDET |
Josef-Huber-Gasse 4 verlegt am 16. August 2016 |
Ruchla Teitelbaum, Verwandte von Fam. Silberstein | |
HIER WOHNTE KLEMENTINE THALHOFER TOLCZYNER GEB. HIRSCHLER JG. 1877 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 WIEN FLUCHT JUGOSLAWIEN DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET |
Afritschgasse 35 verlegt am 19. September 2019 |
Klementine Thalhofer; jüdisch | |
HIER WOHNTE MARTIN WOLFGANG TORNQUIST JG. 1900 SEIT 1925 VERSCHIEDENE HEILANSTALTEN 'VERLEGT' HEILANSTALT FELDHOF-GRAZ ERMORDET 11.2.1945 |
Gabriel-Seidl-Gasse 10 verlegt 4. Juli 2014 |
Martin Tornquist | |
HIER LEHRTE VALESKA TÜRNER JG. 1888 IM WIDERSTAND / KPÖ VERHAFTET 27.9.1938 LICHTENBURG RAVENSBRÜCK ’VERLEGT’ 1942 BERNBURG ERMORDET 7.2.1942 |
Hasnerplatz 12 / Theodor-Körner-Straße (Pädagogische Hochschule) verlegt am 19. September 2019 |
Valeska Türner; politischer Widerstand | |
HIER WOHNTE DR. MELITTA URBANCIC GEB. GRÜNBAUM JG. 1902 EMIGRIERT SEPT. 1938 ISLAND |
Waldmüllergasse 14 verlegt am 27. September 2017 |
Melitta Urbancic | |
HIER WOHNTE DR. VICTOR URBANCIC JG. 1903 EMIGRIERT AUG. 1938 ISLAND |
Waldmüllergasse 14 verlegt am 27. September 2017 |
Victor Urbancic | |
HIER WOHNTE ANTON VALENTIN VIDIC JG. 1904 DEPORTIERT 1939 DACHAU, BUCHENWALD 1941 MAUTHAUSEN BEFREIT |
Fabriksgasse 38 verlegt am 23. Oktober 2021 |
Anton Valentin Vidic | |
HIER ARBEITETE ALBERT WEINBERGER JG. 1906 BERUFSVERBOT 1938 FLUCHT 1939 SCHWEIZ, PALÄSTINA |
Herrengasse 3 verlegt am 22. Oktober 2021 |
Albert Weinberger wurde am 9. Februar 1906 in Preßburg geboren. Seine Eltern waren der Gemischtwarenhändler Moritz Weinberger (1872–1938) und Berta geb. Lustig (1872–1931). Er hatte fünf Geschwister. Er studierte Rechtswissenschaften und wurde Rechtsanwalt in Graz. 1938/39 war er interimistischer Vorstand der Jüdischen Gemeinde Graz. 1939 flüchteten er, seine beiden Brüder, eine seiner Schwestern und weitere Verwandte nach Palästina. 1954 kehrte er nach Österreich zurück. Er starb 1988 in Wien.[31][32]
Stolpersteine für seinen Vater, drei Geschwister, einen Schwager und einen Neffen wurden in Frohnleiten verlegt, siehe Liste der Stolpersteine in Graz-Umgebung. | |
EMANUEL WEINBERGER |
Vorbeckgasse 4 / Ecke Annenstraße verlegt am 22. Oktober 2020 |
Emanuel Weinberger, jüdisches Opfer | |
HIER LERNTE KURT WEINBERGER JG. 1927 FLUCHT 1939 PALÄSTINA |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Kurt Weinberger | |
MARTHA WEINBERGER |
Vorbeckgasse 4 / Ecke Annenstraße verlegt am 22. Oktober 2020 |
Martha Weinberger, jüdisches Opfer | |
HIER LERNTE EGON HANS WEISS JG. 1925 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Egon Hans Weiss | |
HIER LERNTE FRITZ GERHARD WEISS JG. 1926 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Fritz Gerhard Weiss | |
HIER WOHNTE EDUARD WOHINZ JG. 1898 ZEUGE JEHOVAS VERHAFTET 1.6.1938 1939 DACHAU MAUTHAUSEN 1940 DACHAU 1942 SCHLOSS HARTHEIM ERMORDET 3.3.1942 |
Weissenkircherstraße 35 verlegt am 27. September 2017 |
Eduard Wohinz | |
HIER LERNTE KARL LEOPOLD WOLF JG. 1928 FLUCHT 1939 ITALIEN, ZYPERN PALÄSTINA ÄGYPTEN, TANGANYIKA 1943 KENIA |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Karl Leopold Wolf | |
HIER LERNTE MAX WULKAN JG. 1924 FLUCHT |
Oeverseegasse 28 vor dem BG/BRG Oeversee verlegt am 27. Juni 2017 |
Max Wulkan | |
HIER WOHNTE RICHARD ZACH JG. 1919 IM WIDERSTAND VERHAFTET 31.10.1941 VERURTEILT 17.8.1942 HINGERICHTET 27.1.1943 |
Pestalozzistraße 67 (1. Stein) verlegt am 27. Juli 2013 |
Richard Zach (* 23. März 1919 in Graz) war Schriftsteller, Lehrer und Widerstandskämpfer. Er gründete im legalen christlichsozialen Verein „Freiheitsbund“ eine Jugendgruppe namens „Jungfreiheitsbund“ und betätigte sich in einer Gruppe antifaschistisch. Ab Herbst 1940 gab er eine Flugschrift Der Rote Stoßtrupp in einer Auflage von 150 Stück heraus, die bis Fohnsdorf gelangte. Nach kurzer Wehrmachtszeit arbeitete er als Lehrer in Graz. „Am 31. Oktober 1941 wurde er (und andere) ‚wegen Verdachts, kommunistische Parolen geschmiert zu haben‘ festgenommen und am 17. August 1942 vom Reichskriegsgericht in Berlin zum Tode verurteilt. Bis zu seiner Hinrichtung am 27. Jänner 1943 im Zuchthaus Berlin-Brandenburg-Görden verfasste Zach über 800 Gedichte, die er z. T. aus der Zelle schmuggelte und z. T. mit Schreiberlaubnis verfasst hatte.“[33] | |
HIER LEHRTE RICHARD ZACH JG. 1919 IM WIDERSTAND/ KPÖ VERHAFTET 31.10.1941 VERURTEILT 17.8.1942 HINGERICHTET 27.1.1943 |
Hasnerplatz 12 / Theodor-Körner-Straße (Pädagogische Hochschule) (2. Stein) verlegt am 19. September 2019 |
Richard Zach; politischer Widerstand, siehe Beschreibung beim 1. Stein. | |
HIER WOHNTE ANTON ZIERLER JG. 1900 VERURTEILT 17.3.1943 DEPORTIERT 28.5.1943 MAUTHAUSEN ERMORDET 25.4.1945 |
Schönaugürtel 53 verlegt am 27. September 2017 |
Anton Zierler | |
Stolperschwelle
In Graz wurde am 22. Oktober 2020 die erste Stolperschwelle Österreichs beim Lager Liebenau, am linken Muruferweg auf Höhe des 2019 abgerissenen Puch-Stegs verlegt. Der Steg war die Verbindung des linksufrigen Zwangsarbeiterlagers Graz-Liebenau mit dem Puch-Werk, das auch während des 2. Weltkriegs Fahrräder und Motorräder herstellte, die überwiegend an den Staat abgegeben werden mussten. Der schmale Steg war bis zuletzt (nur) für Radfahrer und Fußgänger offen und wurde im Zusammenhang mit dem Lager (etwa) 1942 errichtet, nach dem 2. Weltkrieg 1949 und um 2010 saniert und 2019 wegen des Baus des Murkraftwerks Graz-Puntigam abgerissen und verschrottet. Am linken Brückenkopf war eine gefräste Alutafel zur Entstehung (fehlerhaft datiert, siehe Bildtext) und Tragfähigkeit des Stegs angebracht und auf einem Stahlrohrsteher ein grün-weißes Straßenschild – eventuell ebenfalls mit Zeitangabe. Es wurde die Zeit der Sanierung nach dem Krieg und nicht die Zeit des Baus im Krieg angegeben. Über den Verbleib beider Schilder ist beim Archiv der Stadt Graz 2020 nichts bekannt; das Bauwerk stand nicht im Eigentum der Stadt Graz verlautete es von dort.
Text auf der 720×97×97 mm großen Stolperschwelle:
„EHEMALIGER ´PUCH-STEG´– ´LAGER V´ GRAZ LIEBENAU 1940–1945
DIESE – HEUTE VERSETZTE — BRÜCKE MUSSTEN MINDESTENS 5.000 ZWANGSARBEITER/INNEN UND KRIEGSGEFANGENE
TÄGLICH AUF DEM WEG VOM ´LAGER V´ IN DIE STEYR-DAIMLER-PUCH-WERKE ÜBERQUEREN
IM APRIL 1945 WAR DAS LAGER ZUDEM ZWISCHENSTATION FÜR ÜBER 5.000 UNGARISCH-JÜDISCHE ZWANGSARBEITER
AUF DEN TODESMÄRSCHEN IN DAS KZ MAUTHAUSEN MINDESTENS 34 MENSCHEN WURDEN IM LAGER ERSCHOSSEN
VIELE WEITERE STARBEN AN VERWEIGERTER MEDIZINISCHER VERSORGUNG UND MANGELNDER VERPFLEGUNG“
Die Verlegung erfolgte in einen vorbereiteten Rahmen aus einer Reihe Granitpflastersteinen durch Mitarbeiter des Straßenerhalters Holding Graz vor einer Gedenk-Gemeinde von 45 Personen. Noch während der Ansprachen überquerte Manfred Nestelbacher per Stand-Up-Paddling-Board mehrfach den Fluss, nun aufgestaut durch das Murkraftwerk, um auf die Lage des bis 2019 hier bestehenden alten Puchstegs hinzuweisen. Auch wurde musiziert.
Verlegedaten und Veranstaltungen
Bis Ende 2018 wurden in der Steiermark insgesamt 171 Steine – 170 davon in der Landeshauptstadt Graz – verlegt. Einer davon (Josef Scharfstein, aus 2016) war zwischenzeitlich abhandengekommen und wurde am 27. Jänner 2017 nachverlegt. Per Ende Oktober 2021 liegen mehr als 220 Steine in Graz.
An folgenden Tagen wurden Stolpersteine verlegt oder fand eine andere Veranstaltung statt:
- [6][34] 1. Verlegung: 27. Juli 2013. 18 Steine.
- [35] 2. Verlegung: 4. Juli 2014. 33 Steine.
- [36] Die Verlegung 2015 fand – laut Regionalmedien – „unter reger Anteilnahme der Grazer Bevölkerung“ und in Anwesenheit prominenter Politiker statt, darunter Stadträtin Lisa Rücker, Ex-Stadtrat Karl-Heinz Herper und Landtagsabgeordnete Claudia Klimt-Weithaler. Die Vereinsobfrau und Gemeinderätin Daniela Grabe betonte in ihrer Ansprache: „Stolpersteine in Graz sind ein immens wichtiges Zeichen – zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Menschen, als Zeichen für Überlebende und Angehörige und zur Erinnerung gerade in der ehemaligen Stadt der Volkserhebung.“[37] 3. Verlegung: 17. Juli 2015. 8 Steine.
- [38][39] 4. Verlegung: 16. Juni 2016. 6 Steine.
- [40] Einer der zwei an diesem Tag für Irene Ransburg verlegten Stolpersteine war europaweit der erste in Braille-Schrift. Die erhabenen Punkte sind von der Rückseite der Platte herausgetrieben. 5. Verlegung: 16. August 2016. 28 Steine.
- Internat. Holocaust-Gedenktag). 2 Steine: 1 Nachtrag eines versehentlich nicht rechtzeitig hergestellten (Robert Herzog) + 1 Nachverlegung des durch Bautätigkeit verlorenen Steines von Josef Scharfstein. Ohne Demnig, durch zwei Mitarbeiter der Holding Graz, den Straßenerhalter, die sonst regelmäßig die Vorarbeiten, wie das Öffnen des Belags und Herstellen etwa passender Öffnungen darin, machen. 6. Verlegung: 27. Jänner 2017 (
- Oeversee-Gymnasiums, schachbrettmusterartig angeordnet + 1 Stein als Titel. – Prominente Teilnehmer: Landtagspräsidentin Bettina Vollath, Stadtrat Günter Riegler, scheidender und kommender Schuldirektor, eine Schulklasse. 7. Verlegung: 27. Juni 2017. 27 Steine für jüdische Schüler des Grazer
- a. 8. Verlegung: 27. September 2017, 12:00–20:00 Uhr, 26 Steine an 14 Orten durch Holding Graz, Enthüllung unter Anwesenheit von Demnig, Landtagspräsidentin Vollath u.
- 9. Verlegung am 22. November 2017: 5 Steine
- 10. Verlegung: 29. Juni 2018, 14:00–16:00 Uhr, 17 Steine an 3 Stellen. Unter Anwesenheit von zwei als Kleinkinder vertriebenen Frauen aus Israel und Verwandten in den USA.
- 11. Verlegung: 25. April 2019, Griesplatz 9: 8 Steine für die Familie Lichtenstein.[41]
- 12. Verlegung: 19. September 2019, 7 Steine in Graz, darunter ein 2. Stein für Richard Zach.
- 13. Verlegung: 20. September 2019, 13 Steine für (zumindest) 13 Personen, mit etwa aus England angereisten Angehörigen.
- 14. Verlegung: 18. September 2020, 3 Stolpersteine für 3 Personen vor der Grazer Oper anlässlich der Premiere des Stücks "Die Passagierin".[42] Ursprünglich geplant für März 2020.
- 15. Verlegung: am 22. Oktober 2020, Lager V Liebenau (Angergasse/Ecke Theyergasse), Österreichs erste Stolperschwelle und weiters 12 Stolpersteine
- 21. Oktober 2021, Filmvorführung im Rechbauerkino: Dem Leben entgegen – Kindertransporte nach Schweden (2019) von Gülseren Şengezer, in Schweden lebende Kurdin aus der Türkei. Hans Wiener, Herta Lichtenstein (Stolperstein am folgenden Tag verlegt), Elise Reifeisen-Hallin und Gertrud Fletzberger erzählen 2019 über ihr Aufwachsen bei Gastfamilien im Exil, nachdem sie sich als 4- bis 13-Jährige an österreichischen Bahnhöfen von ihren Eltern verabschiedet hatten. Schweden nahm limitiert 500 jüdische Kinder auf.
- 16. Verlegung: am 22. Oktober 2021, 10–17 Uhr, 22 Steine an 9 Stellen in Graz. Die Verlegungen an diesem Freitag erfolgten (wieder) vor den Augen der Besucher durch Mitarbeiter des Straßenerhalter Holding Graz in zuvor vorbereitete Öffnungen. Bei der Verlegungsfeier für die Widerstandsaktivistin am Südtirolerplatz waren gut ein Dutzend Menschen aus KPÖ und Umfeld anwesend, darunter der ehemalige Stadtrat Ernst Kaltenegger und Elke Kahr, Bürgermeisterin in spe. Die gewürdigte Frau hatte Spenden für Kinderland gesammelt, also wurde von den Musikanten begleitet ein Lied dieser Jugendbewegung gesungen. Alle anderen Steine wurden an diesem Tag für jüdische Opfer verlegt, um die Sabbatruhe am folgenden Verlegetag, einem Samstag, einzuhalten.
- 17. Verlegung: 23. Oktober 2021, 11 Steine an 5 Stellen in Graz, musikbegleitet durch ein Streichertrio. Wolfgang Benedek wohnte der Verlegung für Roma in der Ägydigasse bei.
- (angekündigt, anderer Bezirk, dort:) 1. Verlegung: 8. November 2021, 2 Steine an 1 Stelle in der Hauptstraße in Kindberg
Handwerklicher Vorgang des Verlegens
1. Festlegen der Lage und Orientierung eines Steins, eventuell auch der Anordnung einer oder mehrere Gruppen von Steinen. Ehepaare nebeneinander, Generationen zeilenweise übereinander. Zumeist wird vor einem damaligen oder heutigen Hauseingang verlegt. Die Zeilen am Stein liegen meist parallel zur Grenze Gebäude-Straße und das Schrift-Oben zum Haus hin gerichtet. Liest man den Stein und sieht man dann auf, sieht man zum Haus, zur Eingangstür. Es gibt allerdings auch Steine, die gut zu lesen sind, wenn man sich in einer Gehrichtung längs des Gehsteig befindet. Und es kommen Steinorientierungen im 45-Grad-Winkel dazwischen vor (etwa am Hause nächst der Brückenkopfgasse). Die Stolperschwelle und ihre langen Zeilen liegt quer über den die Mur begleitenden Uferweg.
2. Berücksichtigen von schon bestehenden Strukturen im Straßenbelag, wie Einbauten oder Pflastersteine.
3. Herstellen einer Öffnung für den oder die Steine plus 1–2 cm Fuge rundum mittels Diamantscheibe am Winkelschleifer (mit Stromaggregat) und Hammer und Meißel. Diese Arbeit ist laut und staubend und wird daher schon vor der Verlegungsfeier vorbereitet. Der Grund der Öffnung wird mit Feinsplitt passend hoch geebnet, für jeden geplanten Stolperstein kommt ein Holzwürfel als Platzhalter in die Öffnung. Eine 2–3 mm starke schwarze Gummimatte darübergelegt stellt die Begehbarkeit her. Die Ecken der Matte werden häufig mit transparentem Silikonkitt am Boden angeklebt.
4. Live vor Publikum werden die Platzhalter aus Holz entnommen, die auf ihre Identität kontrollierten Stolpersteine werden probeweise eingelegt um Höhenlage und Fugenbreite zu ermittelnd. Unter händischer Anpassung des Splitbetts werden die Steine einzeln mit einem Gummihammer ins Bett eingeklopft. Nach Kontrolle der Ebenheit mit der Umgebung etwa mittels einer Holzleiste wird noch etwas Splitt in die Fugen gestreut, um die Steine gegen Verrutschen beim Verfugen zu sichern. Der Splitt darf bis zu ein Viertel der Fugentiefe hochreichen.
5. In einem Kübel mit einer Kelle frisch angerührter, schnell abbindender Fügenmörtel wird aus einer Schöpfkelle rinnend dickflüssig in die Fugen gefüllt. Nach und nach rundum hochstehende, um zu vermeiden, dass ein Stein kippt. Unter Anpressen der Steine kann durch Hineinstoßen einer Kellenklinge in die Fugen das Rinnen der Masse bis zum Grund gefördert werden. Die Fugen werden zügig und mit etwas Überstand verfüllt.
6. In etwa 10 Minuten Zeit sollte der Mörtel "anziehen", was durch Anreiben mit einer Fingerspitze getestet werden kann.
7. Danach wird der Mörtelüberstand mit einem nassen Schaumgummibrett abgerieben. Der grobporige Gummi wird in einem rechteckigen Kübel durch Anklatschen am Wasser vom Mörtelschlamm befreit und durch Abrollen über das über dem Kübel gelagerte Porenwalzenpaar getrocknet. Mit dem dann nur wenig feuchten Schaumgummi wird die Verfugung verrieben und auch die umgebende Straße gereinigt.
8. Zuletzt wird die Messingoberfläche der Steine mit einem trockenen Putzlappen gesäubert.
9. Indem die Feier folgt und Blumen bei den Steinen abgelegt werden ist damit zu rechnen, dass in der Abbindezeit des Fugenmörtels übermäßige Beanspruchungen der Steine ausbleiben.
Stolpersteinverfärbungen
Im Februar 2015 und zwischen Dezember 2015 und 3. Februar 2016 wurden Stolpersteine an drei Adressen blaugrün verfärbt vorgefunden. Messing enthält Kupfer als einen Hauptbestandteil. Kupferionen färben wässrige Lösungen blaugrün, Kupfersalze können blaugrüne Kristalle bilden. Es gab die Vermutung von absichtlicher Beschädigung. Eine Analyse aus 2015, veranlasst von der Landespolizeidirektion Steiermark, ergab Spuren von Sulfat- und Nitrat- neben Chlorid-Ionen. Streusalz-Auftaumittel bestehen zumeist aus kostengünstigem Natriumchlorid, mitunter jedoch auch aus oder mit Calciumchlorid, das etwas sauer reagiert und damit korrosiver wirken kann. Auch Sulfate sind bekannte Begleitstoffe von Salz.[43]
Weitere Aktivitäten
Für den kommunistischen Widerstandskämpfer Franz Leitner veranstaltete der Verein zunächst eine Gedenkfeier, da ein Stolperstein für ihn ursprünglich in seiner Heimatgemeinde Wiener Neustadt geplant war. Am 27. September 2017 fand die Verlegung letztlich an seiner ehemaligen Grazer Wohnadresse (Lagergasse 29) statt.[21][22]
Siehe auch
Weblinks
- stolpersteine-graz.at Verein für Gedenkkultur in Graz: Stolpersteine in Graz
- stolpersteine.eu Website von Gunter Demnig
Anmerkungen
- Für den Brauch, beim Besuch jüdischer (und anderer) Grabstellen kleine Steinchen hinzulegen gibt es verschiedene Erklärungen:
- Mechanischer Schutz des Grabs, etwa um durch Verkeilen das Wegrollen des großen Verschlusssteins einer Grabhöhle zu verhindern
- Zeichen des Besuches des Grabs, Anklopfen am Grab, Gruß an den weiterlebend gedachten Toten
- Weiterbauen am Lebenswerk des Verstorbenen
Einzelnachweise
- Warum legt man kleine Steine auf jüdische Grabsteine? Jüdisch Historischer Verein Augsburg, Beitrag vom 16. November 2010, abgerufen am 2. Februar 2017.
- Der jüdische Friedhof, Jüdische Gemeinde Wiener Neustadt, Sulzgruber & Stankiewicz 2017, abgerufen am 2. Februar 2017.
- Anm. 206 Stolpersteine für gut 200 Opfer, weil für 4 Opfer je 2 Steine verlegt worden sind.
- Aktuelles > Stolpersteinverlegung für drei ehemalige Ensemblemitglieder der Grazer Oper am 18.9.2020 stolpersteine-graz.at, Verein für Gedenkkultur in Graz, 18. September 2020, abgerufen am 19. September 2020.
- Vgl. Gesellschaft und Politik BG/BRG Oeversee, abgerufen 23. September 2019.
- Harald Schober: Erste Stolpersteinverlegung in Graz. (Nicht mehr online verfügbar.) In: meinbezirk.at. 18. Juli 2013, archiviert vom Original am 27. Januar 2016; abgerufen am 27. Januar 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Stolpersteine in Graz – Franz Baranyai. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 28. Januar 2016.
- Verlegung von Stolpersteinen für die Familie Blüh. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 13. Juni 2016.
- Gertrude Scharfstein, stolpersteine-graz.at, abgerufen am 26. Mai 2018.
- Zweite Stolpersteinverlegung am 4. Juli 2014, abgerufen am 26. Jänner 2016.
- Ansgar Brehm, Verein für Gedenkkultur in Graz
- Family Card Kalman FLAKS (Memento des Originals vom 8. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 8. Februar 2016
- Judith Brandner: Kladovo Transport: Missglückte Flucht vor den Nazis ORF ON Science, sciencev1.orf.at, 1. Jänner 2010 / Mittwoch, 8. 8. (2010?), abgerufen am 8. Februar 2015
- Vgl. Situation jüdischer Schüler > Die Lebensspuren Edgar Düdners, eines jüdischen Schülers der Oberschule für Jungen in der Oeverseegasse Prof. Josef Saringer, auf: oeversee.at, BG/BRG Oeversee, abgerufen 23. September 2019.
- Heimo Halbrainer: „In der Gewissheit, dass ihr den Kampf weiterführen werdet:“ Briefe steirischer WiderstandskämpferInnen aus Todeszelle und KZ. Clio, 2000, S. 63 f.
- DERLA: für Berl Fischler, abgerufen am 6. Januar 2021
- Adolf Gertler, Verein für Gedenkkultur in Graz, abgerufen am 26. Jänner 2016.
- Emmerich Gutmann, Verein für Gedenkkultur in Graz, abgerufen am 15. Jänner 2015.
- Stolpersteine in Graz – Dipl. Ing Adolf Lachs. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 28. Januar 2016.
- Stolpersteine in Graz – Melanie Lachs. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 28. Januar 2016.
- Stolpersteine-Verlegung in Graz. In: erinnern.at. Abgerufen am 26. April 2021.
- Franz Leitner. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 26. April 2021.
- Stolpersteine in Graz – Klementine Narodoslavsky. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 28. Januar 2016.
- Stolpersteine in Graz – Josef Neuhold. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 2. Februar 2016.
- Schreibweise von Mann und Frau sind fallweise unterschiedlich: Israel Pruckner, aber Ettel Prucker.
- Colette M. Schmidt: Gedenkkultur : In Graz wurde der erste Stolperstein Europas in Brailleschrift verlegt derstandard.at, 16. August 2016, abgerufen 19. September 2020.
- Stolpersteine in Graz – Cäcilia Reiter. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 2. Februar 2016.
- Dritte Stolpersteinverlegung am 17. Juli 2015, stolpersteine-graz.at, abgerufen am 26. Jänner 2016.
- Amalia Spielmann, stolpersteine-graz.at, abgerufen am 26. Jänner 2016.
- Dr. Max Steigmann, stolpersteine-graz.at, abgerufen am 26. Jänner 2016.
- MeinBezirk.at: Stolpersteinverlegung für jüdische Kaufmannsfamilie Weinberger, 25. Oktober 2021
- Stolpersteine in Graz – Albert Weinberger. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 19. November 2021.
- Richard Zach, stolpersteine-graz.at, abgerufen am 26. Jänner 2016.
- Stolpersteine in Graz Erste Stolpersteinverlegung in Graz. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 28. Januar 2016.
- Stolpersteine in Graz Zweite Stolpersteinverlegung. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 28. Januar 2016.
- Stolpersteine in Graz Dritte Stolpersteinverlegung. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 28. Januar 2016.
- Mein Bezirk: Stolpersteine-Verlegung am 17.7.2015 (Memento des Originals vom 7. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Mailaussendung des Vereins für Gedenkkultur, Daniela Grabe, 13. Juni 2016, 13h17.
- Vierte Stolpersteinverlegung, abgerufen am 13. Juni 2016
- Verlegung Stolpersteine in Graz am 16. August 2016, stolpersteine-graz.at, abgerufen am 7. Mai 2019.
- Stolpersteine-Verlegung für die Familie Lichtenstein, stolpersteine-graz.at, abgerufen am 24. April 2019
- oper-graz.buehnen-graz.com
- Neuerlich „Stolpersteine“ in Graz beschädigt. Salzburger Nachrichten / salzburg.com am 4. Februar 2016, abgerufen am 9. Februar 2016.