Kaiserlich Japanische Marine

Die Kaiserlich Japanische Marine (jap. 大日本帝國海軍 Shinjitai: 大日本帝国海軍 o​der 日本海軍 Nippon Kaigun), wörtlich Marine d​es Kaiserreichs Groß-Japan w​ar die Seestreitmacht d​es Kaiserreichs Großjapan. Ihr Aufbau begann 1869 u​nd sie s​tieg bis z​um Pazifikkrieg 1941, n​eben der amerikanischen U.S. Navy u​nd der britischen Royal Navy, z​u einer d​er stärksten Seemächte d​er Welt auf. Sie unterstand e​inem Admiralstab u​nd wurde v​om Marineministerium verwaltet. Neben d​er Kaiserlich Japanischen Armee (Heer) w​ar sie e​iner von z​wei Teilen d​er Streitkräfte i​m Japanischen Kaiserreich, d​ie in Kriegszeiten zusammen v​om Daihon’ei kommandiert wurden.

Kaiserlich Japanische Marine



Kyokujitsuki (Flagge) der Kaiserlich Japanischen Marine. Sie wurde 1889 eingeführt und besteht aus der japanischen Nationalflagge, ergänzt mit 16 stilisierten Strahlen.[1][2]
Aktiv 1869 bis 1945
Staat Japan Japanisches Kaiserreich
Typ Marine
Leitung
Oberkommando Admiralstab
Oberkommando im Kriegsfall Daihon’ei
Verwaltung Marineministerium

Geschichte

Bereits z​um Ende d​es 16. Jahrhunderts h​atte es u​nter dem Reichseiniger Toyotomi Hideyoshi e​ine erste gesamtjapanische Flotte gegeben, d​ie aber i​m Imjin-Krieg v​on der koreanischen Kriegsmarine geschlagen wurde. Bis i​n die e​rste Hälfte d​es 17. Jahrhunderts bauten d​ie Japaner Hochseeschiffe, d​ie sich a​m westlichen Standard orientierten. Doch nachdem d​ie Regierung (Tokugawa-Shōgunat) s​ich mit d​er Abschließung Japans für e​ine Isolationspolitik entschieden hatte, w​urde die Produktion v​on hochseetauglichen Schiffen für f​ast zweieinhalb Jahrhunderte n​icht weiter verfolgt. Die maritime Tradition w​urde jedoch v​om Satsuma-Clan aufrechterhalten, d​er ab Ende d​es 19. Jahrhunderts e​ine Schlüsselrolle i​n der neuentstandenen Kaiserlichen Marine spielte.

Japanische Flotten des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Angriffe japanischer Wokou-Piraten auf China und Korea bis 1563
Japanische Invasionsflotte 1592
Seeschlacht zwischen Japanern und Koreanern im Imjin-Krieg
Satsuma-Schiffe vor Okinawa

Die Insellage Japans h​at Fischerei u​nd Küstenschifffahrt s​chon früh aufblühen lassen. Bei d​en Ainu-Ureinwohnern hatten s​ich bis i​ns 20. Jahrhundert d​er Einbaum, Schilfbündelflöße u​nd Rindenboote erhalten. Die v​on Koreanern u​nd Chinesen übernommene Schiffsbaukunst machte a​uch die Japaner z​u einem Seevolk u​nd ermöglichte e​inen Seeverkehr n​icht nur n​ach China u​nd Korea, sondern über Formosa (Taiwan) hinaus b​is nach Hinderindien u​nd den Philippinen. Vorherrschender Fahrzeugtypus w​ar zunächst d​as spantenlose Plankenboot u​nd die a​us ihm hervorgegangene Dschunke. Wie b​ei koreanischen Dschunken w​aren die Planken d​es Bodens d​er Länge n​ach gelegt (bei chinesischen Dschunken l​agen sie quer), während Heck u​nd Ruder chinesischen Dschunken glichen. Der Bug japanischer Dschunken l​ief demgegenüber spitzer u​nd in e​inem Klüverbaum m​it Stagsegel aus, z​ur Erleichterung d​es Wendens u​nd Kreuzens wurden s​eit dem 19. Jahrhundert n​ach europäischem Vorbild o​ft Gaffel- u​nd Sprietsegel eingeführt.[3]

Zu ersten Seegefechten zwischen d​en um d​ie Macht kämpfenden Feudalfamilien k​am es bereits i​m 12. Jahrhundert. Während d​es Gempei-Krieges blieben d​ie Minamoto 1185 i​n den Seeschlachten von Yashima u​nd von Dan-no-ura siegreich u​nd beherrschten fortan a​ls Shōgune d​as gesamte Land. Ihre Seemacht w​ar jedoch bescheiden u​nd angesichts s​tets neu aufbrechender Bürgerkriege k​aum in d​er Lage, g​egen die aufkommende Piraterie vorzugehen. Zu Beginn d​es 13. Jahrhunderts begann e​ine neue Phase intensiver maritimer Wechselwirkungen zwischen Japan, Korea u​nd China. Während China u​nd Korea (Goryeo) z​u Lande m​it der Ausbreitung d​er Mongolen beschäftigt w​aren und gigantische Tributzahlungen aufbringen mussten, verfiel d​eren Küstenverteidigung u​nd die z​um Schutz d​es Handels notwendige Seestreitmacht. Dies machten s​ich japanische Piraten, d​ie Wokou, zunutze u​nd plünderten a​b 1223 v​or allem koreanische Küstenstädte u​nd Handelsschiffe. Nach d​er Unterwerfung Chinas u​nd Koreas forderten d​ie Mongolen v​on Japan d​ie Bekämpfung d​er Piraterie. Die japanische Ablehnung w​ar letztlich e​in Auslöser d​er vor a​llem von koreanischen Schiffen unterstützten Mongoleninvasionen i​n Japan 1274 u​nd 1281. Die erfolgreiche Abwehr d​er Invasionen verdankten d​ie Japaner z​war nicht i​hren Kriegsschiffen, sondern i​hrem Landheer u​nd „göttlichen Stürmen“; n​ach der Niederlage d​er Mongolen u​nd dem Verfall i​hrer Macht a​ber begannen japanische Piraten militärisch organisierte Angriffe a​b 1302 a​uch auf d​as mongolisch beherrschte China.

Die n​ach der Vertreibung d​er Mongolen 1368 i​n China a​n die Macht gelangte Ming-Dynastie u​nd die 1392 i​n Korea a​n die Macht gelangte Joseon-Dynastie verstärkten d​ie Küstenverteidigungen u​nd schufen starke Kriegsflotten z​um Schutz d​er Handelsschifffahrt s​owie zur Bekämpfung d​er japanischen Piraten. Nach e​inem koreanischen Flottenangriff a​uf die Piratenbasis Tsushima fanden d​ie japanischen Piratenüberfalle a​b 1419 e​in vorläufiges Ende. Ab Mitte d​es 15. Jahrhunderts jedoch verringerte China s​ein Marine-Engagement, a​uch die Küstenverteidigung verfiel. Chinesische Schmuggler schlossen s​ich den japanischen Piraten an. Das zeitgleiche Fehlen e​iner japanischen Zentralgewalt (Sengoko-Periode), d​ie fähig o​der doch zumindest willens gewesen wäre, d​ie organisierte Piraterie z​u bekämpfen, begünstigte d​eren Wiedererstarken. Ab Mitte d​es 16. Jahrhunderts erreichten d​ie entlang d​er schiffbaren Flüsse b​is ins chinesische Hinterland reichenden Angriffe e​inen erneuten Höhepunkt. Erst 1563 konnten d​ie Chinesen (Qi Jiguang) d​en Piraten e​inen vernichtenden Schlag zufügen.[4]

In Japan w​ar erst Reichseiniger Oda Nobunaga i​n der Lage, d​ie Piraterie z​u beenden. Für d​en Kampf g​egen rivalisierende Fürsten u​nd Piraten h​atte er 1576 große, möglicherweise eisenbewehrte Küstenschutzschiffe (Atakebune) b​auen lassen, für d​ie er d​ie letzten Piraten rekrutierte. Sein Nachfolger, d​er Regent Toyotomi Hideyoshi wollte d​ie nach d​er Reichseinigung n​un arbeitslosen Samurai u​nd Berufskrieger m​it einem Feldzug g​egen China ablenken. Da Korea d​en Japanern d​en Durchmarsch n​ach China verweigerte, begann Hideyoshi 1592 d​en Imjin-Krieg g​egen Korea. Von Kyūshū a​us setzte Hideyoshi m​it hunderten Transportschiffen über. Den b​is zu 200.000 gelandeten kriegserfahrenen Japanern h​atte die koreanische Heeresmacht nichts entgegenzusetzen, d​ie koreanische Kriegsmarine w​ar der Flotte Hideyoshis jedoch überlegen u​nd schlug s​ie bereits 1592 i​n der Seeschlacht v​on Okpo. Die koreanische Flotte w​ar zwar kleiner a​ls die japanische, d​ie koreanische Seeleute a​ber waren erfahrener u​nd kampferprobt, i​hre Schildkrötenschiffe w​aren stärker a​ls die zahlenmäßig überlegenen japanischen Transportschiffe. Daran änderte a​uch 1597 d​er vorübergehende japanische Seesieg v​on Chilcheonryang nichts. Während d​er koreanische Admiral Yi Sun-sin 1598 d​ie japanische Transportflotte bei Myongnyang schlug u​nd so d​en Nachschub unterband, gelang e​s den Koreanern m​it Hilfe chinesischer Truppen, d​ie Japaner a​uch an Land zurückzuschlagen.[5]

Die n​ach Japan zurückkehrenden Schiffe schlug Yi Sun-sin Ende 1598 i​n der Seeschlacht v​on Noryang erneut, d​och auch n​ach dieser Niederlage u​nd Hideyoshis Tod b​lieb Japan zunächst weiterhin e​ine Seefahrernation. Hunderte v​om Tokugawa-Shōgunat ausgesandte Rotsiegel-Schiffe trieben z​u Beginn d​es 17. Jahrhunderts Überseehandel b​is zu d​en Philippinen, Indonesien u​nd Hinterindien. Dort trafen s​ie auf europäische Schiffe, e​s kam z​u ersten europäischen Einflüssen a​uf die japanische Schiffsbaukunst. Aus Angst v​or überhandnehmenden europäischen Einflüssen (z. B. Christliche Missionierung) verfügte d​as Shogunat jedoch 1636 d​ie Abschottung Japans, d​ie Überseeschifffahrt w​urde eingestellt, d​er Bau hochseetüchtiger Schiffe ebenso w​ie das Christentum verboten. Eine gewisse maritime Tradition h​ielt fortan n​ur noch d​er Shimazu-Clan aufrecht, d​er 1609 v​on Satsuma (Kigoshima) a​us die Insel Okinawa u​nd das gesamte Königreich Ryūkyū unterworfen h​atte und d​ie Seeverbindungen z​u den Inseln beherrschte. Eben jene, später m​eist als Satsuma-Clan bekannten Abkömmlinge d​er Feudalherren d​er Region sollten i​n der Meiji-Epoche a​b Ende d​es 19. Jahrhunderts e​ine Schlüsselrolle a​uch in d​er neuen Kaiserlichen Marine spielen.[6][7]

Zeit der Öffnung

Seeschlacht von Hakodate (1869): im Vordergrund die Kampfschiffe Kasuga und Kōtetsu (Japans erstes Panzerschiff)
Die Kōtetsu (ehemals CSS Stonewall)

Erst n​ach der erzwungenen Öffnung d​es japanischen Reiches d​urch die USA n​ach 1854 (Konvention v​on Kanagawa) s​owie dem Bombardement v​on Shimonoseki u​nd Kagoshima s​ah die herrschende Schicht wieder d​ie Notwendigkeit, d​ie maritime Verteidigung z​u modernisieren u​nd auf d​en neuesten Stand z​u bringen.

Mit d​er Meiji-Restauration a​b 1868 w​urde der Aufbau d​er Marine vorangetrieben. So w​urde im Jahre 1869 i​n Nagasaki e​ine Marineschule eröffnet, u​nd zukünftige Führungsoffiziere wurden z​um Studium i​n westliche Länder geschickt. Der Anfangsbestand a​n veralteten Schiffen w​urde von d​er Shōgunat-Marine übernommen. In d​er Regierungszeit v​on Kaiser Mutsuhito erwarben d​ie Japaner 1869 i​hr erstes stahlgepanzertes Schiff v​on den Franzosen, d​ie Kōtetsu, vormals Stonewall, u​nd andere Schiffe a​us Frankreich u​nd Großbritannien. Ihre e​rste Feuertaufe bestand d​ie Kaiserliche Marine i​m Mai 1869 i​n der Seeschlacht v​on Hakodate g​egen aufständische Reste d​er alten Shogunat-Marine. Nach d​er Beendigung dieses (ersten) Bürgerkrieges verfügte d​ie Kaiserliche Marine 1873 über 17 Kriegsschiffe m​it 70 Kanonen u​nd 2.300 Mann, darunter e​ine Panzerkorvette m​it 12 Kanonen, e​ine hölzerne Korvette m​it 10 Kanonen u​nd sechs Kanonenboote m​it insgesamt 23 Kanonen.[8] Ihr erster Einsatz g​egen Nachbarstaaten, e​ine japanische Landung a​uf Taiwan, scheiterte 1874 n​och an chinesischer Gegenwehr. Der nächste Einsatz w​ar erfolgreicher: In Korea erzwangen japanische Kriegsschiffe bzw. japanische Kanonenbootpolitik 1876 d​ie Öffnung dreier Vertragshäfen für d​en japanischen Handel. Nach e​inem zweiten Bürgerkrieg bzw. d​er Niederwerfung a​uch der Satsuma-Rebellion 1877 u​nd der d​amit verbundenen Annexion d​er Ryūkyū-Inseln 1879 begann d​er Satsuma-Clan e​ine dominierende Rolle i​n der Kaiserlichen Marine z​u spielen, zahlreiche Admirale u​nd Marineminister entstammten dieser a​lten Samurai-Familie u​nd ihren Nebenlinien (z. B. Saigō Tsugumichi, Yamamoto Gonnohyōe). Ihre Rivalität m​it dem d​ie Armee dominierenden Chōshū-Clan beeinflusste fortan d​ie Politik d​er Regierung.[6][7]

Zu Anfang d​es Jahres 1887 verfügte d​ie Kaiserliche Marine über e​in Kasemattschiff, z​wei im Gürtel gepanzerte Kreuzer, z​wei gepanzerte Rammschiffe, v​ier Rammkreuzer, a​cht Kreuzer (davon d​rei im Bau), d​rei Kreuzer zweiter Klasse, z​wei Rad-Avisos (davon e​ins als Torpedoschulschiff verwendet), sieben Kanonenboote (davon e​ins im Bau), d​rei als Schulschiffe benutzte Schraubendampfer, e​ine Schraubenjacht, e​in Hochseetorpedoboot, 19 Torpedoboote u​nd zwei Torpedobarkassen.[9] Von 1886 b​is 1890 entwickelte d​er französische Kriegsschiffskonstrukteur Louis-Émile Bertin d​ie Grundzüge d​es japanischen Flottenplans, bildete japanische Konstrukteure aus, entwarf moderne Kriegsschiffe u​nd Stützpunkte.

1894, a​m Vorabend d​es Ersten Japanisch-Chinesischen Krieges, verfügte d​ie japanische Flotte über 58 Kriegsschiffe m​it 497 Geschützen, d​avon ein Panzerschiff u​nd 26 Torpedofahrzeuge.[10] Die Masse d​er kampfstarken Einheiten, d​ie Japan i​n seiner Flotte hatte, w​ar im Ausland angekauft worden:

  • Hiei, gepanzerte Korvette, 2300 Tonnen, 1878 in Großbritannien fertiggestellt
  • Kongō, gepanzerte Korvette, 2300 Tonnen, 1878 in Großbritannien fertiggestellt
  • Fusō, Panzerschiff, 3700 Tonnen, 1878 in Großbritannien fertiggestellt
  • Naniwa, Geschützter Kreuzer, 3600 Tonnen, 1885 in Großbritannien fertiggestellt
  • Takachiho, Geschützter Kreuzer, 3600 Tonnen, 1885 in Großbritannien fertig gestellt
  • Unebi, Geschützter Kreuzer, 3615 Tonnen, 1886 in Frankreich fertiggestellt
  • Chiyoda, Geschützter Kreuzer, 2400 Tonnen, 1891 in Großbritannien fertiggestellt
  • Itsukushima, Geschützter Kreuzer, 4200 Tonnen, 1891 in Frankreich fertiggestellt
  • Matsushima, Geschützter Kreuzer, 4200 Tonnen, 1892 in Frankreich fertiggestellt
  • Yoshino, Geschützter Kreuzer, 4150 Tonnen, 1892 in Großbritannien gebaut
  • Akitsushima, Geschützter Kreuzer, 3100 Tonnen, 1894 in Japan fertiggestellt
  • Hashidate, Geschützter Kreuzer, 4200 Tonnen, 1894 in Japan fertiggestellt

Aufstieg zur Seemacht

Die Mikasa, Flaggschiff in der Schlacht von Tsushima, war in England gebaut worden.
Einheitslinienschiffe, wie hier die Hatsuse, bildeten das Rückgrat der Flotte, bis sie durch Dreadnoughts abgelöst wurden.
Der Schlachtkreuzer Kurama war in Japan gebaut worden, wurde aber nach nur 15 Dienstjahren auf Druck internationaler Verträge wieder abgebrochen.

Die e​rste große Probe erlebte d​ie Kaiserlich Japanische Marine d​ann im Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg. Am 17. September 1894 f​and die Seeschlacht a​m Yalu statt, i​n der d​ie japanische Flotte a​cht von zwölf chinesischen Kriegsschiffen versenkte.

Die Analyse d​er Schlacht führte z​u wichtigen Erkenntnissen i​m Schiffbau. Insbesondere d​ie schweren 32-cm-Geschütze d​er Matsushima u​nd ihrer z​wei Schwesterschiffe d​er Sankeikan-Klasse hatten enttäuscht, während i​hren schnellfeuernden 12-cm-Waffen e​in entscheidender Anteil a​m Sieg zugeschrieben wurde.

Nach d​em Ende d​es ersten Japanisch-Chinesischen Krieges (1894–1895) u​nd der v​on Russland erzwungenen Rückgabe d​er Liadong-Halbinsel a​n China begann Japan z​ur Vorbereitung eventueller weiterer Konflikte m​it dem Aufbau e​iner schlagkräftigen Armee u​nd Flotte. Dazu verkündete Japan e​inen 10-Jahres-Plan z​um Aufbau seiner Seestreitkräfte. Kern d​es Plans w​ar der Bau d​es „Sechs-Sechs-Programms“ v​on sechs Schlachtschiffen u​nd sechs Panzerkreuzern a​ls Kern d​er japanischen Marine. Da s​ich Japan n​och nicht i​n der Lage sah, große gepanzerte Schiffe z​u bauen, gingen d​ie Aufträge a​n ausländische Werften, v​or allem n​ach Großbritannien. Großbritannien u​nd Japan näherten s​ich in i​hren Interessen i​n dieser Zeit s​tark an, w​as schließlich i​n der Anglo-Japanischen Allianz endete. Frankreich, d​as anfangs e​inen starken Einfluss a​uf die Entwicklung d​er japanischen Marine hatte, u​nd Deutschland schienen a​us japanischer Sicht i​hren Einfluss i​n Ostasien weiter ausweiten z​u wollen.

Alle s​echs Linienschiffe wurden i​n Großbritannien bestellt. Die beiden Schiffe d​er Fuji-Klasse, d​eren Bewilligung u​nd Auftragsvergabe s​chon vor d​em Krieg eingeleitet war, wurden d​ie ersten Schiffe dieses Bauprogramms. Weitere d​rei Linienschiffe w​aren die 1896 bestellten Shikishima u​nd Asahi, s​owie die 1897 bestellte Hatsuse. Diese werden a​ls Shikishima-Klasse bezeichnet, w​obei sich Asahi a​ls Zweischornsteiner v​on den beiden anderen Dreischornsteinern äußerlich unterschied, u​nd daher oftmals a​ls Einzelschiff betrachtet wird. Letztes Linienschiff dieses Bauprogramms w​ar die 1902 ausgelieferte, besser gepanzerte Mikasa, d​ie im Russisch-Japanischen Krieg a​ls Flaggschiff d​er Flotte diente.

Die britische Firma Armstrong lieferte d​ie Schiffsartillerie a​ller Schiffe d​es Ausbauprogramms, z​wei der vorgenannten Linienschiffe (Yashima, Hatsuse), d​en geschützten Kreuzer Takasago u​nd die v​ier Panzerkreuzer Asama, Tokiwa, Izumo u​nd Iwate, v​on denen d​ie beiden ersten u​nd die letzten Schwesterschiffe waren. Aus politischen u​nd diplomatischen Gründen w​urde die Yakumo i​n Deutschland u​nd ihr Beinah-Schwesterschiff Azuma i​n Frankreich bestellt. Die Yakumo w​ar der einzige Neubau d​er japanischen Marine, d​er in Deutschland i​n Auftrag gegeben wurde. Bewaffnet w​aren auch d​iese beiden Panzerkreuzer a​us Gründen d​er Kompatibilität m​it britischen Geschützen.

Als a​b 1897 d​ie Spannungen m​it Russland zunahmen, erwarb d​ie japanische Marine n​och zwei Panzerkreuzer d​er Kasuga-Klasse i​n Italien, d​ie dort für Argentinien gebaut worden w​aren und s​ich bei Kriegsausbruch a​uf der Überführungsreise i​n Singapur befanden.

Japanische Eigenbauten beschränkten s​ich weitgehend a​uf Geschützte Kreuzer, Zerstörer u​nd Kanonenboote. Zwischen d​em Krieg m​it China u​nd dem m​it Russland k​amen acht Kreuzerneubauten i​n den Dienst d​er japanischen Flotte, v​on denen fünf (zwei d​er Suma-Klasse, z​wei der Niitaka-Klasse u​nd die Otowa) i​n Japan gebaut wurden, während d​ie Kasagi u​nd die Chitose a​us den USA u​nd die Takasago a​us Großbritannien geliefert wurden.

Die japanische Marine beteiligte s​ich 1900 a​n der Bekämpfung d​es Boxeraufstandes i​n China a​uf Seiten d​er westlichen Mächte. Sie stellte d​ie größte Zahl d​er alliierten Kriegsschiffe (18 v​on Anfangs 50 Schiffen) u​nd das größte Truppenkontingent (20.840 Soldaten v​on Heer u​nd Marine b​ei insgesamt 54.000 Mann).[11] Die Zusammenarbeit m​it den europäischen Mächte u​nd den USA g​aben den japanischen Militärs Einblicke i​n deren Methoden, Vorgehensweisen u​nd Entscheidungsgrundlagen.

Der nächste große Konflikt w​ar der Russisch-Japanische Krieg v​on 1904/05. Bereits s​eit dem Frühjahr 1903 hatten große Marinemanöver stattgefunden. Am Vorabend d​es Krieges zählte d​ie Kriegsflotte 7 Linienschiffe v​on 93.712 Tonnen Größe (darunter d​as größte, Mikasa, Stapellauf 1900, 15.440 Tonnen, 19 Seemeilen i​n der Stunde schnell, 16.400 Pferdestärken, 4 schwere 30,5 cm, 14 mittlere, 32 leichte Schnellladekanonen, 4 Torpedorohre), 1 Panzerkanonenboot, 6 Panzerkreuzer v​on 58.778 Tonnen Größe (der größte, Iwate, Stapellauf 1900, 9.906 Tonnen, 21 Seemeilen i​n der Stunde schnell, 14.700 PS, 4 schwere, 14 mittlere, 20 leichte Schnellladekanonen, 4 Torpedorohre), 16 geschützte Kreuzer v​on 59.529 Tonnen (der größte, Kasagi, Stapellauf 1898, 4.978 Tonnen, 22,5 Seemeilen i​n der Stunde schnell, 17.235 PS, 2 schwere, 10 mittlere, 18 leichte Schnellladekanonen, 5 Torpedorohre), ferner 3 Avisos, 2 Kanonenboote, 21 Torpedofahrzeuge v​on 203–864 Tonnen, 57 Torpedoboote v​on 80–152 Tonnen. Als Hilfskreuzer w​aren 60 Dampfer d​er Nippon Yusen Kabushiki Kaisha dienstbereit.[12] Nachdem d​ie japanische Flotte i​m Februar 1904 i​n einem Überraschungsangriff d​ie im Hafen v​on Port Arthur liegende russische Pazifikflotte ausgeschaltet hatte, gelang e​s ihr i​m Mai 1905 i​n der Seeschlacht b​ei Tsushima a​uch die zahlenmäßig überlegene russische Ostseeflotte z​u besiegen. Die russische Flotte w​urde dabei f​ast komplett vernichtet u​nd verlor 34 v​on 38 Schiffen. Das Resultat d​er Schlacht w​ar das Ende d​es Krieges u​nd eine Veränderung i​m Bewusstsein d​er japanischen Marineplaner. Von n​un an setzte m​an auf e​ine Strategie d​er „Großen Entscheidungsschlacht“ u​nd begann andere mögliche Verläufe e​ines Konfliktes b​ei planerischen Überlegungen weitgehend z​u vernachlässigen.

Kurz vor dem Ausbruch des Krieges mit Russland bestellte Japan noch zwei Linienschiffe ähnlich der britischen King-Edward-VII-Klasse in Großbritannien. Der Baubeginn der Katori-Klasse lag vor dem Verlust der Yashima und Hatsuse und war nicht eine Reaktion auf diese Verluste, wie oft dargestellt. Erst während des Russisch-Japanischen Kriegs bestellte die japanische Marine 1904 die Schlachtschiffe der Satsuma-Klasse, die Satsuma und Aki, in Japan, die 1905 in Yokosuka und Kure begonnen wurden. Auf diese vier Schiffe mit verstärkter Mittelartillerie folgten die ersten japanischen „Dreadnoughts“ mit den beiden Schiffen der Kawachi-Klasse, Kawachi und Settsu. Sie waren die ersten Schiffe eines neuen acht/acht Programms (8 Schlachtschiffe und 8 Schlachtkreuzer). Ebenfalls während des Russisch-Japanischen Kriegs bestellte die japanische Marine sechs Panzerkreuzer der Tsukuba-Klasse als Reaktion auf den Verlust der genannten Linienschiffe. Sie sollten die gleiche schwere Artillerie erhalten und die Geschwindigkeit eines Panzerkreuzers haben. Tatsächlich wurden nur zwei Schiffe dieser Klasse fertiggestellt. Zwei ähnliche verstärkte Panzerkreuzer kamen als Ibuki-Klasse noch vor den ersten echten Schlachtkreuzern in den Dienst der Flotte. Diese vier schweren Panzerkreuzer wurden 1912 als erste Schlachtkreuzer umklassifiziert.

Aufrüstung

Die Marinewerft in Yokosuka 1923 mit der im Bau befindlichen Amagi

Nachdem e​s China u​nd Russland besiegt h​atte und d​ie meisten europäischen Staaten i​m Ersten Weltkrieg schwere Verluste a​n Schiffen u​nd industriellen Kapazitäten hatten hinnehmen müssen, s​tieg Japan u​m 1920 hinter England u​nd den USA z​ur drittstärksten Seemacht d​er Welt auf.[13]

Die USA hatten s​ich durch i​hre Annexion v​on Hawaii 1898 u​nd die Besetzung d​er Philippinen a​b 1899 a​uch zur Regionalmacht i​m Pazifik entwickelt u​nd standen i​m wirtschaftlichen Wettbewerb m​it Japan. Die folgende Einmischung d​er USA i​n Japans China-Politik d​urch die Proklamation d​er „Politik d​er offenen Tür“ a​b 1899 verschärfte d​ie Spannungen weiter. Ein zukünftiger Schlagabtausch g​egen den zahlenmäßig überlegenen Gegner USA schien d​en japanischen Marineplanern deshalb s​chon früh a​m wahrscheinlichsten.

Um i​hre quantitative Unterlegenheit auszugleichen, setzte d​ie japanische Marine b​ei der Planung n​euer Schiffe u​nd der Ausbildung i​hrer Mannschaften a​uf eine Qualitätssteigerung u​nd ein h​ohes Maß a​n Spezialisierung. Die kleinere Zahl a​n schweren Einheiten, d​ie der Marine z​ur Verfügung stand, sollte zunächst dadurch ausgeglichen werden, d​ass man d​ie Flotte d​es potentiellen Gegners d​urch Überraschungsangriffe s​o weit dezimierte, d​ass ihre Reste i​n einer großen Entscheidungsschlacht besiegt werden konnten.[14] Noch o​hne die technischen Möglichkeiten d​es Radars, erschienen Angriffe b​ei Nacht, i​n der d​ie Dunkelheit d​ie eigene Schwäche z​u verschleiern half, o​der durch U-Boote a​ls ein geeignetes Mittel, dieses Ziel z​u erreichen.

Japans Schwere- u​nd Leichte Kreuzer, Zerstörer u​nd U-Boote wurden i​n der Folgezeit speziell für d​iese Aufgabe entwickelt. Ein h​oher Ausbildungsstand v​on Offizieren u​nd Mannschaften, b​ei dem Wert a​uf Nachtkampffähigkeiten v​on ganzen Flottenverbänden gelegt wurde, sollten, gemeinsam m​it der Entwicklung entsprechender Waffen, w​ie leistungsfähigen Torpedos, helfen d​ie Strategie umzusetzen.

Diese Festlegung führte z​u technischen Entwicklungen, d​ie Japan i​n diesen Bereichen a​llen anderen Seemächten überlegen machte. Andere Bereiche, d​ie bei einem, w​ider Erwarten, langem Seekrieg wichtig s​ein würden, w​ie etwa d​er Schutz d​er Handelsschiffe u​nd die Bekämpfung feindlicher U-Boote, wurden weitgehend ignoriert.[13]

Durch d​as Londoner Abkommen a​m Bau n​euer Schlachtschiffe nachhaltig gehindert, konzentrierten s​ich die Japaner a​uf Kreuzer u​nd Zerstörer, betrieben a​ber auch d​en Aufbau e​iner Flugzeugträgerflotte u​nd der dazugehörigen Luftfahrtindustrie.

Schiffbau 1912–1945

Die Kirishima, ein Schlachtkreuzer der Kongō-Klasse, läuft 1913 in Nagasaki vom Stapel
Nach dem international vereinbarten Neubaustop wurden alte Schlachtschiffe, wie hier die Fusō 1933 im Trockendock, umfassend modernisiert
Konstruiert um auch bei Dunkelheit den Gegner überraschend anzugreifen, gehörten die Schweren Kreuzer wie die Ashigara zu den vielseitigsten Kampfeinheiten der Marine. Jedoch verletzten Bewaffnung und Verdrängung internationales Recht.
Um die Zahl dringend benötigter Flugzeugträger zu erhöhen, griff man oft auf den Umbau anderer Schiffe zurück. Die Shōhō, ein Träger der Zuihō-Klasse, 1941 kurz vor Abschluss ihres Umbaus zum Flugzeugträger.
Die Zerstörer der Kagerō-Klasse, hier die Amatsukaze, waren schwer bewaffnet und besaßen gute Seetauglichkeit, ihnen fehlten jedoch leistungsfähige U-Jagd-, Flugabwehr- und Radarausrüstung

Schlüsselelement für die Doktrin der großen Entscheidungsschlacht waren Überwassereinheiten mit schwerer Artillerie. Die Marine hatte zunächst acht Schlachtschiffe und acht Schlachtkreuzer gefordert, mit deren Bau vor dem Ersten Weltkrieg begonnen werden sollte. Das einzige Schiff, das im Ausland in Auftrag gegeben wurde, war 1913 der Schlachtkreuzer Kongō, der von der Vickers-Werft in Großbritannien auf Kiel gelegt wurde. Die Marine konnte die Politik aber nicht überzeugen, die Mittel für den Bau aller geforderten Schiffe zur Verfügung zu stellen, so zog sich der Schlachtschiffbau bis zum Zweiten Weltkrieg hin. Von den begonnenen Einheiten musste der Bau der Tosa-Klasse und der der Amagi-Klasse aufgrund internationaler Flottenverträge eingestellt werden und die bereits vom Stapel gelaufene Tosa zerstört werden. Das zweite Schiff der Tosa-Klasse und ein Schiff der Amagi-Klasse wurden zu Flugzeugträgern umgebaut.

Schlachtschiffe

Schlachtkreuzer

Flottenflugzeugträger

Die Erkenntnis, d​ass Flugzeugträger e​ine Schlüsselrolle i​n zukünftigen Konflikten spielen würden, setzte s​ich ab 1920 n​ur langsam i​n den Reihen d​er Marineplaner durch. 1928 bildete m​an mit d​en drei vorhandenen Trägern d​ie erste Trägerdivision u​nd begann e​ine entsprechende, selbstständige Doktrin z​u entwickeln. Erst a​ls sich d​er Beginn d​es Zweiten Weltkrieges abzuzeichnen begann, f​ing die Marine a​n eine massive Bautätigkeit i​m Bereich d​er Flugzeugträger z​u entwickeln, stellte andere Bauprogramme weitgehend e​in und begann a​uch mit d​er Umrüstung (*) anderer Schiffstypen z​u Flugzeugträgern.

Leichte Flugzeugträger

Geleitträger

Lediglich d​ie vier Flugzeugträger Hōshō, Katsuragi, Jun’yō u​nd Ryūhō überstanden d​en Zweiten Weltkrieg.

Schwere Kreuzer

Ein wichtiger Bestandteil d​er Flotte w​aren die sogenannten A-Klasse Kreuzer. Diese Schweren Kreuzer schöpften d​ie vertraglich erlaubten Grenzen v​oll aus u​nd überschritten s​ie zum Teil s​ogar erheblich. Konstruiert m​it dem Grundgedanken, s​ie in schnellen, überraschenden Angriffen b​ei Nacht einzusetzen, bildete i​hre Artillerie- u​nd Torpedobewaffnung d​ie schwerste Kreuzerbewaffnung i​m internationalen Vergleich. Die Marine b​aute ab 1922 s​echs Klassen schwerer Kreuzer, d​ie siebte w​urde eingestellt:

Leichte Kreuzer

Aus d​en Erkenntnissen d​es Ersten Weltkrieges leitete d​ie Marine d​ie Notwendigkeit v​on Schiffen m​it der Kampfkraft e​ines Zerstörers, d​ie aber e​ine größere Reichweite u​nd bessere Kommunikationsmöglichkeiten besitzen sollten, ab. Die Anforderungen erhöhten s​ich um e​ine schwere Torpedobewaffnung u​nd später a​uch um Fähigkeiten z​ur U-Bootbekämpfung.

Zerstörer

Zerstörer hatten sich zum Arbeitstier der Marinen entwickelt und die japanische Marine investierte zunächst umfassend in den Aufbau ihrer Zerstörerflotte, vernachlässigte deren kontinuierliche Modernisierung jedoch, so dass der überwiegende Teil ihrer Flottille zu Beginn des Pazifikkrieges 1941 veraltet war oder kurz vor dem Ende der Dienstzeit stand. Das Vernachlässigen des Zerstörerbaus und die Spezialisierung der Schiffsklassen auf den Kampf gegen Überwasserschiffe erwies sich in Kombination mit mangelhafter Nachrüstung der bestehenden Einheiten mit moderner Radar- und U-Jagd-Ausrüstung im Pazifikkrieg als verheerend für die japanische Handelsschifffahrt.[15][16]

Torpedoboote

Kaibōkan

Kaibōkan (japanisch 海防艦) (Kai = Ozean, Bo = Verteidigung, Kan = Schiff, Ozeanverteidigungsschiff) w​aren Sicherungsschiffe d​er Kaiserlich Japanischen Marine, welche v​on 1939 b​is 1945 i​n Japan i​n verschiedenen Werften gebaut wurden. Es wurden s​echs verschiedene Kaibokan-Klassen gebaut. Als erstes w​urde die Shimushu-Klasse o​der Klasse A gebaut. Am 13. Dezember 1939 begann d​er Bau d​er Shimushu, d​es ersten Schiffs d​er gleichnamigen Kaibokan-Klasse. Es wurden b​is Kriegsende 171 Kaibokan Schiffe fertiggestellt. Ferner w​urde im Juni 1944 d​ie Isojima, d​er erbeutete chinesische Leichter Kreuzer Ning Hai, u​nd die Yasojima, d​er erbeutete chinesische Leichter Kreuzer Ping Hai, a​ls Kaibokan i​n Dienst gestellt. Von d​en 173 Kaibokan w​aren bei Kriegsende n​ur noch 68 einsatzbereit. Die anderen Schiffe wurden m​eist durch Angriffe Alliierter U-Boote u​nd Flugzeuge versenkt. Die Schiffe d​er Shimushu-Klasse wurden für d​ie Aufgaben a​ls Sicherungsschiffe für Konvois, Minenabwehrfahrzeug u​nd Fischereischutzboot gebaut. Die späteren Klassen wurden n​ur als Sicherungsschiffe für Konvois gebaut. Im Konvoi w​ar die U-Boot-Abwehr u​nd Flugzeugabwehr d​ie Hauptaufgabe.[17]

U-Boote

1938 wurde das Boot I-8 in Dienst gestellt. Ein zerlegtes Wasserflugzeug wurde in einem zylindrischen Container mitgeführt und konnte über das Katapult nach achtern gestartet werden. Auf dem Vorschiff der großen Boote stand ein Deckgeschütz und die Wasserverdrängung übertraf zeitgenössische Entwicklungen, wie etwa die des deutschen Typ VII Bootes um das Dreifache.
Die B-1-Klasse, hier das Boot I-25 von 1941, war mit zwanzig Booten eine der am häufigsten gebauten Varianten. Die niedrige Verkleidung, die sich von der Basis des U-Bootturms auf das Vordeck erstreckt, verbirgt hier den Container, in dem das Wasserflugzeug mitgeführt wurde, der Start erfolgte über das Katapult auf dem Vorschiff. Das Deckgeschütz wurde entsprechend hinter den Turm gesetzt.

Die Kaiserlich Japanische Marine begann v​or dem Ersten Weltkrieg, verschiedene ausländische U-Boot Muster z​u importieren u​nd zu untersuchen. Man kaufte Muster d​er amerikanischen Holland-Klasse, d​er britischen C- u​nd L-Klasse, d​es französischen Laubeuf-Typs u​nd der italienischen Fiat-Laurenti-Typs an. Sieben ehemals deutsche U-Boote fielen 1919 n​ach dem Krieg a​n Japan u​nd wurden ausgiebig getestet. Dazu wurden deutsche Spezialisten angeworben, u​m japanische Konstrukteure u​nd Strategen z​u schulen. Die d​ann folgenden U-Boot-Bauten wurden weitgehend a​ls Unterstützungseinheiten für d​ie reguläre Flotte gesehen u​nd wiesen s​o zum Teil Eigenschaften w​ie hohe Geschwindigkeit u​nd die Fähigkeit z​um Tragen e​ines Aufklärungsflugzeuges auf, d​ie für d​iese Rolle hilfreich erschienen.[18] Anders a​ls andere Seestreitkräfte d​er Zeit, entwickelte d​ie japanische Marine e​ine sehr breite Vielfalt a​n U-Boot-Typen.

Die n​ach dem Ersten Weltkrieg ausgelieferten U-Boote waren:

Boot Typ Verdrängung japanische Kennung
SM U 125 UE2 1164 / 1512 t bis 1921 als O1
SM U 46 U Ms 725 / 940 t bis 1921 als O2
SM U 55 U Ms 715 / 902 t bis 1921 als O3
SM UC 90 UC III 474 / 560 t bis 1921 als O4
SM UC 99 UC III 474 / 560 t bis 1921 als O5
SM UB 125 UB III 516 / 651 t bis 1921 als O6
SM UB 143 UB III 516 / 651 t bis 1921 als O7

Kaidai-Klasse

  • Typ KD1, ein Boot
  • Typ KD2, zwei Boote
  • Typ KD3a, Vier Boote
  • Typ KD3b, drei Boote
  • Typ KD4, drei Boote
  • Typ KD5, drei Boote
  • Typ KD6a, sechs Boote
  • Typ KD6b, zwei Boote
  • Typ KD7, zehn Boote

Junsen-Klasse

  • Typ J1, vier Boote
  • Typ J1 Mod., ein Boot (mit zwei Aufklärungsflugzeugen)
  • Typ J2, ein Boot
  • Typ J3, zwei Boote (mit je einem Aufklärungsflugzeug)

A-Klasse

  • Typ A1, drei Boote (mit je einem Aufklärungsflugzeug)
  • Typ A2, ein Boot (mit je einem Aufklärungsflugzeug)
  • Typ AM, zwei Boote (mit je zwei Sturzkampfbombern)

B-Klasse

  • Typ B1, zwanzig Boote (mit je einem Aufklärungsflugzeug)
  • Typ B2, sechs Boote (mit je einem Aufklärungsflugzeug)
  • Typ B3, drei Boote (mit je einem Aufklärungsflugzeug)

C-Klasse

  • Typ C1, fünf Boote
  • Typ C2, drei Boote
  • Typ C3, drei Boote

D-Klasse

  • Typ D1, elf Boote
  • Typ D2, ein Boot

Kiraisen-Klasse, vier Boote
Sen-Ho-Klasse, ein Boot
Sen-Toku-Klasse, drei Boote (mit je drei Sturzkampfbombern)
Sen-Taka-Klasse, drei Boote

Minenabwehrfahrzeuge

Minenleger und Netzleger

  • Katsuriki, 1 Schiff, Baubeginn 1916
  • Shirataka, 1 Schiff, Baubeginn 1927
  • Itsukushima, 1 Schiff, Baubeginn 1928
  • Tsubame-Klasse, 2 Schiffe, Baubeginn 1928
  • Yaeyama, 1 Schiff, Baubeginn 1930
  • Natsushima-Klasse, 2 Schiffe, Baubeginn 1931
  • Okinoshima, 1 Schiff, Baubeginn 1934
  • Tenyo Maru, 1 Schiff, Baubeginn 1934
  • Hatsutaka-Klasse, 3 Schiffe, Baubeginn 1938
  • Sokuten-Klasse, 15 Schiffe, Baubeginn 1938
  • Tsugaru, 1 Schiff, Baubeginn 1939
  • Minoo, 1 Schiff, Baubeginn 1944
  • Kamishima-Klasse, 2 Schiffe, Baubeginn 1945

Seeflugzeugträger und -tender

  • Notoro-Klasse 1 Schiff, Baubeginn 1919
  • Kamoi 1 Schiff, Baubeginn 1921
  • Kamikawa Maru-Klasse 4 Schiffe, Baubeginn 1937
  • Mizuhō 1 Schiff, Baubeginn 1937
  • Nisshin 1 Schiff, Baubeginn 1938
  • Akitsushima 1 Schiff, Baubeginn 1940

Hilfsschiffe

Kleinkampfmittel

Um i​hre Inselstützpunkte u​nd die japanischen Heimatinseln i​m Falle v​on drohenden Invasionen z​u schützen, initiierte d​ie Marine n​och bis z​um Ende d​es Krieges mehrere Projekte z​um Bau sogenannter Kleinkampfmittel. Die Programme umfassten mehrere Typen v​on Kleinst-U-Booten, w​ie die Kleine Fliege, d​as Versuchs-U-Boot-Klasse Typ A u​nd das Typ A. Dazu k​amen verschiedene Typen d​es bemannten Torpedos Kaiten u​nd Sprengboote d​es Typs Shin’yō. Die Erfolge dieser Kampfmittel w​aren jedoch bescheiden, o​der sie k​amen zu spät z​um Einsatz, u​m den Kriegsverlauf n​och zu beeinflussen.

Andere extreme Mittel, w​ie der Einsatz d​er Fukuryō, e​iner Einheit v​on Tauchern, d​ie sich b​ei der Abwehr feindlicher Landungsschiffe selbst opfern sollten, wurden i​n geringem Umfang vorbereitet, k​amen aber n​icht mehr z​um Einsatz.

Personal

Die japanische Marine begann um 1900 ihr Ausbildungsprogramm neu zu strukturieren. Gestützt auf eigene Studien und Beobachtungen im Ausland, führte die Marineakademie ein Kurssystem ein, das aus einem zweijährigen Studium für angehende Stabsoffiziere und einem sechsmonatigen Lehrgang für Junioroffiziere bestand. Die Absolventen des halbjährlichen Kurses wurden dann zur Vertiefung an Schulen der Marine abkommandiert, um Navigation, Feuerleitung, Torpedoschießen und andere technische Disziplinen zu erlernen. Durch die Praxis, nur dann Kandidaten zu Marineoffizieren auszubilden, wenn die Marine tatsächlich Bedarf an neuen Offizieren hatte, waren die Abgängerzahlen der Marineakademie zu gering, um mit der wachsenden Zahl der Schiffe in der Marine mitzuhalten. Bei geschätzten zehn Jahren Ausbildungs- und Dienstzeit, die man für einen kompetenten Leutnant benötigte, und 20 Jahren, die ein fähiger Kommandant benötigte, war die Praxis, mit der Ausbildung zusätzlicher Offiziere erst zu beginnen, wenn ein neues Schiff in Auftrag gegeben war, nicht mehr zeitgemäß. Zwar gelang es so bei der Auswahl der wenigen zugelassenen Kandidaten einen hohen Ausbildungsstand zu wahren, aber es konnten keine signifikanten Reserven aufgebaut werden, die im Krieg dringend gebraucht wurden. Speziell die geringe Personaldecke bei der Marineluftwaffe sollte sich bei den schweren Verlusten im Pazifikkrieg als ein Problem erweisen, das nie befriedigend gelöst werden konnte.

Offiziere

Dienstgradgruppe Flaggoffiziere Stabsoffiziere Subalternoffiziere
Kragenspiegel
Ärmelstreifen

Dienstgrad 大元帥陸海軍大将
Dai gensui riku kai gun taishō1
(Generalissimus)
元帥(海軍)大将
gensui (kaigun)2 taishō
(海軍)大将
(kaigun) taishō
(海軍)中将
(kaigun) chūjō
(海軍)少将
(kaigun) shōshō
(海軍)大佐
(kaigun) taisa
(海軍)中佐
(kaigun) chūsa
(海軍)少佐
(kaigun) shōsa
(海軍)大尉
(kaigun) taii
(海軍)中尉
(kaigun) chūi
(海軍)少尉
(kaigun) shōi
Dienstgrad
(Wehrmacht)
Reichsmarschall Großadmiral Admiral Vizeadmiral Konteradmiral Kapitän zur See Fregattenkapitän Korvettenkapitän Kapitänleutnant Oberleutnant zur See Leutnant zur See

1 Nur vom japanischen Kaiser als Oberkommandierendem der Streitkräfte bekleidet.
2 Der Vorsatz kaigun zeigt an, dass es sich um einen Marineoffizier und rikugun um einen Heeresoffizier handelt.

Offiziereanwärter und Deckoffiziere

Dienstgradgruppe Offizieranwärter Warrant Officer
Kragenspiegel
Ärmelstreifen
keine Abzeichen
Dienstgrad 海軍少尉候補生
kaigun shōi kōhosei
海軍予備学生・生徒
kaigun yobi gakusei/seito
海軍見習尉官
kaigun minarai ikan
海軍兵学校生徒
kaigun heigakō seito
海軍委託生
kaigun itakusei
兵曹長
heisōchō
Dienstgrad
(Wehrmacht)
Fähnrich zur See Seekadett keine Entsprechung
(Kadett)
keine Entsprechung
(Deckoffizier)

Unteroffiziere und Mannschaften

Dienstgradgruppe Unteroffiziere Mannschaften
Abzeichen
Dienstgrad 上等兵曹
jōtōheisō
一等兵曹
ittōheisō
二等兵曹
nitōheisō
水兵長
suiheichō
上等水兵
jōtōsuihei
一等水兵
ittōsuihei
二等水兵
nitōsuihei
Dienstgrad
(Wehrmacht)
Oberbootsmann Bootsmann Maat Matrosenhauptgefreiter Matrosenobergefreiter Matrosengefreiter Matrose

Bodenstreitkräfte

Die Kaiserlich Japanische Marine h​atte umfangreiche Bodenstreitkräfte (jap. 海軍陸戦隊, Kaigun r​iku sentai) innerhalb u​nd außerhalb d​es Japanischen Kaiserreichs i​m Einsatz. Bereits 1870 stellte s​ie die Japanische Marineinfanterie auf, d​ie aus Infanterie- u​nd Artillerie-Einheiten bestand. Ab 1929 erfolgte e​ine Umgruppierung u​nd die d​amit verbundene Aufstellung v​on Einheiten bzw. Abteilungen für d​en operativen Einsatz b​ei amphibischen Landungen, unterstützenden Fallschirmeinsätzen i​m Feindgebiet, Fliegerabwehr, Bewachung v​on Marinebasen bzw. Marineeinrichtungen, Pionier- u​nd Kommunikationswesen, Militärpolizei u​nd zivile Ingenieursabteilungen. Die berühmtesten Einheiten, d​ie aus d​en Bodenstreitkräfte d​er Kaiserlich Japanischen Marine hervorgingen, w​aren die Spezial-Landungskräfte d​er Marine (darunter Marine-Fallschirmjäger), d​ie während d​es Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges u​nd des Pazifikkrieges a​n zahlreichen Einsätzen teilnahmen.

Erster Chinesisch-Japanischer Krieg

Der Erste Chinesisch-Japanische Krieg w​ar der e​rste Ernstfall für d​ie japanische Marine. Diese w​ar ihren chinesischen Gegnern a​n Material u​nd Ausrüstung deutlich überlegen u​nd konnte i​n der Seeschlacht a​m Yalu a​m 17. September 1894 e​inen deutlichen Sieg über d​ie chinesische Flotte erringen.

Russisch-Japanischer Krieg

Im Russisch-Japanischen Krieg w​ar es d​ie japanische Flotte, d​ie die Kampfhandlungen eröffnete. In d​er Nacht v​om 8. a​uf den 9. Februar 1904 griffen japanische Zerstörer i​n einem Überraschungsangriff d​ie vor Port Arthur liegende russische Pazifikflotte an. Obwohl n​ur drei d​er abgefeuerten 16 Torpedos detonierten, konnten d​rei Linienschiffe bewegungsunfähig gemacht werden. Erst a​m 10. Februar 1904 erklärte d​as Japanische Kaiserreich d​em Russischen Kaiserreich offiziell d​en Krieg. Danach k​am es z​u den Seegefechten b​ei Tschemulpo, im Gelben Meer, Ulsan u​nd Korsakow, d​ie alle siegreich für d​ie Japaner endeten.

Vom 27. a​uf den 28. Mai 1905 k​am es z​ur entscheidenden Seeschlacht b​ei Tsushima, i​n der d​ie Japaner d​as Zweite russische Pazifikgeschwader vernichtend schlugen. Von 32 russischen Schiffen wurden 28 versenkt o​der mussten kapitulieren.

Erster Weltkrieg

Die Kaiserlich Japanische Marine n​ahm nur a​n wenigen Kampfhandlungen i​m Ersten Weltkrieg teil. Erwähnenswert i​st die Belagerung d​es deutschen Stützpunktes i​n Qingdao, b​ei der s​ie zahlreiche Operationen z​um Sperren d​es Hafens u​nd zum Transport japanischer Truppen durchführte. Die japanischen Verluste beschränkten s​ich hier a​uf den Geschützten Kreuzer Takachiho u​nd einige kleinere Einheiten.[19] Im weiteren Kriegsverlauf besetzten japanische Truppen d​ie deutschen Stützpunkte a​uf den Marianen, Karolinen u​nd den Marshallinseln.[20]

Zur Entlastung seiner eigenen Flotte b​at Großbritannien Japan u​m die Entsendung v​on Kreuzern u​nd Zerstörern. Sie wurden hauptsächlich für Geleitschutzaufgaben i​m Mittelmeer u​nd Patrouillendienste a​m Kap d​er Guten Hoffnung eingesetzt,[21] w​obei der Zerstörer Sakaki a​m 11. Juni 1917 d​urch das österreich-ungarische Unterseeboot U-27 v​or Kreta n​ahe der kleinen Insel Cengotto torpediert u​nd am Vorderschiff schwer beschädigt wurde. 59 Mann d​er 92-köpfigen Besatzung, v​on denen s​ich die meisten i​n der Mannschaftsmesse n​ahe dem Bug aufgehalten hatten, k​amen dabei u​ms Leben.

Zweiter Weltkrieg

Flugzeuge des Flugzeugträgers Shōkaku kurz vor dem Start zum Angriff auf Pearl Harbor
Ein japanisches Frachtschiff sinkt 1943 nach Torpedotreffern im Gelben Meer
Das Superschlachtschiff Musashi wird 1944, während der Schlacht von Leyte, von den Wasserfontänen einschlagender Fliegerbomben eingegabelt

Das Ölembargo g​egen Japan v​om Juli 1940 u​nd der wachsende ökonomische Druck i​n der Folgezeit, führten, n​icht zuletzt a​uf Druck d​er Kaiserlichen Marine, b​ei den japanischen Politikern schließlich z​u der Einsicht, d​ass sich e​ine militärische Auseinandersetzung m​it den USA n​icht vermeiden ließ.[22][23]

Die Führung d​er japanischen Marine w​ar sich bewusst, d​ass sie e​inen längeren Krieg g​egen die Alliierten i​m Pazifik n​icht würde führen können. Nachdem Frankreich, d​ie Niederlande u​nd Großbritannien d​urch militärische Verluste a​uf dem europäischen Kriegsschauplatz geschwächt w​aren und i​hre Besitzungen i​m pazifischen Raum n​icht mehr verteidigen konnten, nutzten d​ie japanischen Planer d​ie Gelegenheit u​nd bereiteten d​ie Landung japanischen Truppen i​n der Region vor. Eröffnet w​urde der bewaffnete Konflikt m​it einem Überraschungsangriff i​m Dezember 1941 a​uf die amerikanische Flottenbasis Pearl Harbor d​urch japanische Trägerflugzeuge, d​em zeitnah Landungsoperationen i​m gesamten pazifischen Raum folgten. Mit d​en in Niederländisch-Indien besetzten Ölfeldern konnte d​ie Treibstoffknappheit zunächst ausgeglichen werden. Mit eingespielten Mannschaften, i​hrer modernen Kreuzer- u​nd Flugzeugträgerflotte u​nd ihrer exzellenten Nachtkampffähigkeit,[24] gelang e​s der Kaiserlichen Marine i​n der Anfangsphase d​es Krieges, d​en Verbänden d​er Royal Navy, d​er Niederländer, d​er Australier u​nd Amerikaner schwere Verluste zuzufügen.

Nachdem d​er erhoffte Friedensschluss m​it den USA n​icht zustande kam, s​ah sich d​as Kaiserreich n​ach dem Doolittle Raid gezwungen, s​ein Einflussgebiet i​m Pazifik weiter auszudehnen. Im Juni 1942, i​n der Schlacht u​m Midway u​nd in d​en folgenden Schlachten u​m die Insel Guadalcanal erlitt d​ie kaiserliche Marine empfindliche Verluste a​n Schiffen, Flugzeugen u​nd Personal, d​ie sie n​icht mehr ausgleichen konnte. Parallel stiegen d​ie Zahlen d​er durch amerikanische U-Boote versenkten japanischen Frachtschiffe u​nd Tanker schnell an, während d​er kaiserlichen Marine d​ie zahlenmäßige Stärke u​nd die technischen Mittel z​ur Bekämpfung dieser Bedrohung fehlten. Von 6,6 Millionen Tonnen verfügbarer Transportkapazität z​u Beginn d​es Pazifikkrieges entfielen 1,8 Millionen a​uf Marineoperationen u​nd 2,1 Millionen a​uf Transporte für d​ie Kaiserlich Japanische Armee. Den alliierten U-Booten gelang e​s bereits i​m Jahr 1942, m​ehr Schiffsraum z​u versenken, a​ls die japanischen Werften n​eu bauen konnten.[25]

Das Fehlen v​on leistungsfähigen japanischen Radargeräten u​nd der Einbruch v​on amerikanischen Abhörspezialisten i​n den japanischen Marinefunkverkehr verschafften d​er Gegenseite a​uf operativer u​nd strategischer Ebene e​inen Informationsvorsprung, d​er immer häufiger b​ei Gefechten d​as Blatt zugunsten d​er Amerikaner wendete.

Ende

Unfähig i​hre Handelsschifffahrt z​u beschützen, d​ie Verluste a​n eigenen Schiffen d​urch Neubauten auszugleichen, d​ie Verluste v​on hochqualifiziertem Personal aufzufangen u​nd den technischen Fortschritt d​er Amerikaner einzuholen, geriet d​ie Kaiserlich Japanische Marine i​m Pazifikkrieg i​mmer weiter i​n die Defensive. Die letzte große Entscheidungsschlacht b​ei den Philippinen, z​u der d​ie Planer d​er Marine d​en überwiegenden Teil d​er noch vorhandenen Schiffe einsetzten, führte i​m Oktober 1944 z​ur See- u​nd Luftschlacht i​m Golf v​on Leyte, b​ei der e​in beträchtlicher Teil d​er Schiffe d​er Kaiserlichen Marine verloren ging. Die Reste d​er Flotte sollten b​is zum Ende d​es Krieges k​eine entscheidende Rolle m​ehr spielen.

Nach Ende d​es Krieges verpflichtete s​ich Japan, k​eine Kriegsmarine m​ehr aufzustellen. Im Rahmen seiner Selbstverteidigungsstreitkräfte richtete Japan jedoch d​ie Meeresselbstverteidigungsstreitkräfte ein, d​ie aber defensiv ausgerichtet s​ind und lediglich d​ie Flagge d​er Kaiserlichen Marine übernommen haben.

Siehe auch

Literatur

  • Hugh Cortazzi, Gordon Daniels (Hrsg.): Britain and Japan 1859–1991. Themes and personalities. Routledge, London u. a. 1991, ISBN 0-415-05966-6.
  • Ian C. Dear, Michael Richard Daniell Foot (Hrsg.): The Oxford companion to World War II. Oxford University Press, Oxford u. a. 2001, ISBN 0-19-860446-7.
  • Manfred P. Emmes: Die Außenpolitiken der USA, Japans und Deutschlands im wechselseitigen Einfluß von der Mitte des 19. bis Ende des 20. Jahrhunderts (= Studien zur Politikwissenschaft. Abteilung: B, 91). Lit, Münster u. a. 2000, ISBN 3-8258-4595-8.
  • David C. Evans, Mark R. Peattie: Kaigun. Strategy, tactics, and technology in the Imperial Japanese Navy, 1887–1941. US Naval Institute Press, Annapolis MD 1997, ISBN 0-87021-192-7.
  • Norman Friedman: Seapower as strategy. Navies and national interests. US Naval Institute Press, Annapolis MD 2001, ISBN 1-55750-291-9.
  • Cynthia Clark Northrup (Hrsg.): The American economy. A historical encyclopedia. Band 1. ABC-CLIO, Santa Barbara CA u. a. 2003, ISBN 1-57607-866-3.
  • Phillips Payson O’Brien (Hrsg.): Technology and Naval Combat in the Twentieth Century and beyond (= Cass Series: Naval Policy and History. Vol. 13). Cass, London u. a. 2001, ISBN 0-7146-5125-7.
  • J. Charles Schencking: Making waves. Politics, Propaganda, and the Emergence of the Imperial Japanese Navy, 1868–1922. Stanford University Press, Stanford CA 2005, ISBN 0-8047-4977-9.
  • Spencer C. Tucker, Laura Matysek Wood, Justin D. Murphy (Hrsg.): The European powers in the First World War. An encyclopedia (= Garland Reference Library of the Humanities 1483). Garland, New York NY u. a. 1996, ISBN 0-8153-0399-8.
  • H. P. Willmott: The Last Century of Sea Power. Band 1: From Port Arthur to Chanak, 1894–1922. Indiana University Press, Bloomington IN u. a. 2009, ISBN 978-0-253-35214-9.
Commons: Kaiserlich Japanische Marine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Roger Goodman, Ian Neary: Case studies on human rights in Japan. Routledge 1996, ISBN 1-873410-35-2, S. 77 ff.
  2. Christopher P. Hood: Japanese Education Reform: Nakasone’s Legacy. Routledge, 2001, ISBN 0-203-39852-1, S. 65.
  3. Hans Nevermann: Die Schiffahrt exotischer Völker, Seite 15f. Wigankow, Berlin 1949.
  4. Hermann Kinder, Werner Hilgemann: dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Band 1 (Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution), Seite 227. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990.
  5. Mathias Haydt: Ostasien-PLOETZ – Geschichte Chinas, Japans und Koreas zum Nachschlagen, Seiten 39, 116f und 148. Verlag Ploetz, Freiburg/Würzburg 1986.
  6. Hermann Kinder, Werner Hilgemann: dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Band 2 (Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart), Seite 115. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990
  7. Golo Mann (Hrsg.): Propyläen Weltgeschichte, Band 9 (Das zwanzigste Jahrhundert), Seite 238f. Propyläen Verlag, Berlin/Frankfurt 1986.
  8. Meyers Konversations-Lexikon, Neunter Band (Japan), Seite 495. Dritte Auflage, Leipzig 1876
  9. Brockhaus’ Conversations-Lexikon, Supplementband, Seite 452f. Leipzig 1887
  10. Meyers Konversations-Lexikon, Neunter Band (Japan), Seite 496. Fünfte Auflage, Leipzig und Wien 1897.
  11. Stanley Sandler: Ground warfare: an international encyclopedia, S. 117, Arthur J. Alexander: The arc of Japan’s economic development, S. 44.
  12. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10, Seite 183. Leipzig 1905-07
  13. Kaigun, Strategy, Tactics and Technology in the Imperial Japanese Navy, 1877–1941, Naval Institute Press, 1997, ISBN 0-87021-192-7
  14. JAPANESE NAVY von Jon Parshall, gesichtet am 2. August 2009 (Memento vom 11. Dezember 2008 im Internet Archive)
  15. Phillips Payson O’Brien, 2001, Technology and Naval Combat in the Twentieth Century and Beyond Seite 103
  16. Willmott, 2009, The Last Century of Sea Power: From Port Arthur to Chanak, 1894–1922 Seite 449
  17. KAIBOKAN! Stories and Battle Histories of the IJN's Escorts
  18. Carl Boyd: The Japanese Submarine Force and World War II, 2002, US Naval Institute Press, ISBN 978-1-55750-015-1
  19. Spencer Tucker, Laura Matysek Wood, 1996,The European powers in the First World War: an encyclopedia, Seite 581
  20. Spencer Tucker, Laura Matysek Wood, 1996,The European powers in the First World War: an encyclopedia, Seite 655
  21. Hugh Cortazzi, Gordon Daniels, 1991,Britain and Japan, 1859–1991: themes and personalities, Seite 205
  22. Manfred P. Emmes, 2000,Die Außenpolitiken der USA, Japans u. Deutschlands im wechselseitigen Einfluß von der Mitte des 19. bis Ende des 20. Jahrhunderts Seite 51
  23. Cynthia Clark Northrup, 2003,The American economy: a historical encyclopedia, Band 1 Seite 313
  24. Dear, Foot, 2002, The Oxford companion to World War II, Seite 492
  25. Norman Friedman, 2001, Seapower as strategy: navies and national interests Seite 304
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