King-Edward-VII-Klasse
Die King-Edward-VII-Klasse, benannt nach Eduard VII., war eine Klasse von Einheitslinienschiffen der Royal Navy.
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Geschichte
Im Jahr 1901 befanden sich bei der britischen Royal Navy insgesamt 29 Schlachtschiffe verschiedener Klassen (Majestic-Klasse, Canopus-Klasse, Formidable-Klasse, London-Klasse, Queen-Klasse und Duncan-Klasse[1]) im Dienst, die nach einem einheitlichen Konzept von William Henry White entworfen worden waren. Die Entwürfe wurden kritisiert, weil die Bewaffnung im Vergleich zur Größe der Schiffe unzureichend erschien. Alle Schiffe führten vier 30,5 cm Geschütze in jeweils zwei Zwillingstürmen. Die Sekundärbewaffnung bestand aus zwölf 15 cm-Geschützen. Die Verdrängung lag zwischen 13.000 und 15.000 Britischen Tonnen. Die Ausrüstung mit 15 cm-Geschützen erschien angesichts der verbesserten Panzerung ausländischer Schlachtschiffe fraglich. Die italienische Marine und die United States Navy hatten begonnen, ihre Schlachtschiffneubauten mit 20 cm-Geschützen auszustatten. Die King-Edward-VII-Klasse wurde als Antwort auf diese Entwicklungen mit der Absicht entworfen, die Lücke in der Feuerkraft zu schließen und die Dominanz der Royal Navy auf den Weltmeeren zu sichern.[2] Das ungewöhnliche Kaliber der Mittelartillerie ist darauf zurückzuführen, dass die 15,2-cm-Geschütze keine Durchschlagskraft gegenüber den neuen Krupp-Panzerplatten auf einer gewöhnlichen Kampfdistanz aufwiesen. Deshalb wurden Geschütze mit 23 cm verbaut[3].
Konstruktion
Wie alle anderen Neubauten der Royal Navy folgte auch die King Edward VII-Klasse dem Entwurf der Majestic-Klasse. Gleichzeitig war sie die erste signifikante Weiterentwicklung seit der Majestic-Klasse. Die Verdrängung wurde um rund 1.000 britische Tonnen erhöht, und erstmals im britischen Schiffbau wurde eine Batterie mit 23 cm-Geschützen zusätzlich zur Hauptbewaffnung und zur Sekundärbewaffnung eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt stellte sie aufgrund des höheren Geschossgewichtes eine vorzügliche Waffe dar. Die vier Geschütze waren in Einzeltürmen zwischen Vor- und Großmast aufgestellt. Bei einer Breitseite konnten jeweils zwei dieser Geschütze zum Einsatz kommen. Bereits damals wurde jedoch kritisiert, dass die Sekundärbewaffnung nicht einheitlich mit 23 cm-Geschützen ausgeführt wurde. Allerdings hätte diese grundlegende Änderung des Entwurfes den Zeitbedarf für die Konstruktion beträchtlich vergrößert. Die einheitliche Sekundärbewaffnung wurde dann erst mit der Lord-Nelson-Klasse verwirklicht. Dennoch erwies es sich praktisch als unmöglich, die Einschläge der Geschosse im Wasser den jeweiligen Kanonen zuzuordnen, was die Feuerleitung beträchtlich erschwerte und dass, obwohl die Schiffe der King-Edward-VII-Klasse mit Feuerleitständen auf Vor- und Großmast ausgestattet waren, im Gegensatz zu den Schiffen früherer Klassen, die nur einen Feuerleitstand besaßen.[4]
Die ersten fünf Schiffe der Klasse (Commonwealth, Dominion, Hindustan, King Edward VII und New Zealand/Zealandia) wurden mit der Armstrong Whiteworth Mk IX-Kanone ausgerüstet, die letzten drei (Africa, Britannia und Hibernia) mit der verbesserten Version Mk X. Von einer Installation der Sekundärbewaffnung in Kasematten sah man ab. Stattdessen wurde mittschiffs in einer Zentralbatterie aufgestellt, die durch einen 178 mm starken Seitenpanzer geschützt wurde. Auch wenn einige Details verändert wurden entsprach die Panzerung grundsätzlich der der London-Klasse.[4]
Erstmals seit den 1870er Jahren besaßen Schlachtschiffe wieder ausgeglichene Seitenruder. Die Schiffe waren sehr manövrierfähig, bei 13 Knoten betrug der Durchmesser des Wendekreises nur 311 m. Die verbesserte Manövrierfähigkeit wurde allerdings mit verringerter Stabilität der Schiffe um die Längsachse erkauft. Daher erhielten sie während ihrer Einsatzzeit in der Grand Fleet von 1914 bis 1916 den Spitznamen "the Wobbling Eight". Die Schiffe rollten stärker als vorherige Schiffe, galten aber dennoch als stabile Geschützplattformen. Allerdings konnte auf Grund ihres niedrigen Freibords das Oberdeck bei rauer See leicht überflutet werden.[4]
Alle Schiffe hatten kohlegefeuerte Dampfkessel und besaßen bis auf die New Zealand eine Ölzusatzfeuerung, die mit dieser Klasse im britischen Schlachtschiffbau eingeführt wurde. Dies erlaubte eine schnelle Erhöhung des Kesseldrucks, was die Beschleunigung der Schiffe verbesserte. Auf den acht Schiffen wurden zu Vergleichszwecken vier verschiedene Dampfkesselbauarten ausgeführt. Die King Edward VII hatte 10 Babcock & Wilcox Kessel und 6 Scotch Marine Kessel. Die Afrika, Britannia, Hindustan und Hibernia achtzehn Babcock & Wilcox-Kessel sowie drei zylindrische Rücklaufkessel. Die New Zealand verwendete achtzehn Niclausse-Kessel und drei zylindrische Rücklaufrohrkessel. In der Praxis erwiesen sich die Schiffe mit gemischten Kesseltypen als Enttäuschung, da die unterschiedlichen Kesseltypen das Triebwerk komplizierter machten und einen effizienten Betrieb behinderten; sie brachten keine Vorteile, und die Experimente wurden bei späteren Entwürfen nicht wiederholt. Die Dominion und Commonwealth erhielten sechzehn Babcock & Wilcox-Kessel. Alle Schiffe erreichten ihre Konstruktionsgeschwindigkeit zwischen 18,1 und 19,3 Knoten (35,7km/h) bei der Erprobung.[4][5]
Zum Zeitpunkt ihrer Entwicklung stellten die Schiffe der Klasse schlagkräftige Schlachtschiffe dar. Sie erfüllten alle Erwartungen, die in sie gesetzt wurden. Unglücklicherweise fanden jedoch gerade in dieser Zeit große Umwälzungen im Bereich der Bewaffnung, der Feuerleitung, der Panzerung und des Schiffsantriebes statt. Die Schiffe wurden zwischen 1905 und den ersten Monaten des Jahres 1907 in Dienst gestellt. Schon bald nach ihrer Indienststellung wurden sie vom geradezu revolutionären Entwurf der HMS Dreadnought, die Ende 1906 in Dienst gestellt wurde, überholt. In den folgenden Jahren wurde eine große Anzahl dieser neuartigen Schlachtschiffe in die Flotte übernommen.[6]
Flotteneinsatz
Die Schiffe der King-Edward-VII-Klasse wurden im Laufe ihrer Dienstzeit meist im geschlossenen Verband eingesetzt. Sie kamen vor dem Ersten Weltkrieg bei der Atlantic Fleet, Channel Fleet und Home Fleet zum Einsatz. 1912 bildeten sie das 3. Schlachtgeschwader (3rd Battle Squadron), einzelne Schiffe wurden zwischen 1916 und 1918 anderen Verbänden zugeteilt. Das Geschwader kam während des Ersten Balkankrieges 1912–1913 im Mittelmeer zum Einsatz und war während der Ersten Hälfte des Ersten Weltkrieges meist der Grand Fleet zugeteilt. 1914 war es für kurze Zeit der Channel Fleet unterstellt, zwei Schiffe wurden während der Dardanellen-Kampagne 1915/16 im Mittelmeer eingesetzt.[7] Zu Beginn des Ersten Weltkrieges waren die Schiffe der King-Edward-VII-Klasse so veraltet, dass sie als Verbandsführer für modernere Schlachtschiffe eingesetzt wurden. An der Spitze eines Schlachtschiffverbandes laufend, sollten sie Seeminen erkennen und bekämpfen, um die nachfolgenden wertvolleren modernen Schlachtschiffe zu schützen.[6] Das 3. Schlachtgeschwader wurde 1916 aus der Grand Fleet ausgegliedert und anschließend aufgelöst, einige Schiffe kamen noch kurzzeitig in der Adria und im Atlantik zum Einsatz, die anderen Schiffe wurden in die Reserve überstellt und kamen in heimischen Gewässern für Hilfsdienste zum Einsatz. Die Commonwealth wurde 1917/18 umgebaut und mit allen Elementen moderner Schlachtschiffe ausgestattet, um als Ausbildungsschiff zu dienen. Während des Ersten Weltkrieges gingen zwei Schiffe der Klasse verloren, der Rest wurde zwischen 1920 und 1922 zum Abwracken verkauft.[7]
Schiffe
HMS Africa
HMS Africa kam in der Atlantic Fleet (1906–1907), Channel Fleet (1907–1908) und in der Home Fleet (1908–1914) zum Einsatz. 1912 wurde auf ihr der Einsatz von Flugzeugen erprobt. HMS Africa war das erste größere britische Kriegsschiff, von dem ein Flugzeug gestartet wurde. Dazu wurde auf dem Deck eine provisorische Startbahn installiert. Als Teil des 3. Schlachtgeschwaders wurde sie während des Ersten Balkankrieges 1912–1913 ins Mittelmeer abgestellt. Mit dem Geschwader diente sie in der Grand Fleet (1914), der Channel Fleet (1914) und nochmals der Grand Fleet (1914–1916). 1917–1918 kam sie im Atlantik zum Einsatz, wurde anschließend der Reserve überstellt und 1920 zum Abwracken verkauft.[8]
HMS Britannia
HMS Britannia kam in der Atlantic Fleet (1906–1907), Channel Fleet (1907–1909) und in der Home Fleet (1909–1914) zum Einsatz. Als Teil des 3. Schlachtgeschwaders wurde sie während des Ersten Balkankrieges 1912–1913 ins Mittelmeer abgestellt. Nach Rückkehr zum Geschwader diente sie in der Grand Fleet (1914), der Channel Fleet (1914) und nochmals der Grand Fleet (1914–1916). 1916–1917 kam sie im Atlantik, 1917/18 in der Adria zum Einsatz. Am 9. November 1918 wurde sie unmittelbar vor Inkrafttreten des Waffenstillstandes vom deutschen U-Boot UB 50 vor Kap Spartel torpediert und sank. Dabei kamen 51 Seeleute ums Leben, 80 wurden verletzt. HMS Britannia war der letzte britische Kriegsschiffverlust im Ersten Weltkrieg.[9]
HMS Commonwealth
HMS Commonwealth kam in der Atlantic Fleet (1906–1907), Channel Fleet (1907–1909) und in der Home Fleet (1909–1914) zum Einsatz. Als Teil des 3. Schlachtgeschwaders wurde sie während des Ersten Balkankrieges 1912–1913 ins Mittelmeer abgestellt. Nach Rückkehr zum Geschwader diente sie in der Grand Fleet (1914), der Channel Fleet (1914) und nochmals der Grand Fleet (1914–1916). 1916–1917 kam sie zum Nore Command. 1918 diente sie in der Northern Patrol und anschließend bis 1921 bis seegehendes Ausbildungsschiff. 1921 wurde HMS Commonwealth zum Abwracken verkauft.[10]
HMS Dominion
HMS Dominion kam in der Atlantic Fleet (1905–1907), Channel Fleet (1907–1909) und in der Home Fleet (1909–1914) zum Einsatz. Als Teil des 3. Schlachtgeschwaders wurde sie während des Ersten Balkankrieges 1912–1913 ins Mittelmeer abgestellt. Nach Rückkehr zum Geschwader diente sie in der Grand Fleet (1914), der Channel Fleet (1914) und nochmals der Grand Fleet (1914–1916). 1916–1917 kam sie zum Nore Command. 1918/19 wurde sie für Hilfsdienste eingesetzt und 1921 zum Abwracken verkauft.[10]
HMS Hibernia
HMS Hibernia kam in der Atlantic Fleet (1906–1907), Channel Fleet (1907–1909) und in der Home Fleet (1909–1914) zum Einsatz. 1912 war sie an der Erprobung des Flugzeugeinsatzes von Schlachtschiffen beteiligt. Commander C. Samson vom Royal Naval Air Service führte von ihr mit einem modifizierten Wasserflugzeug Short S.38 T.2 den ersten Start von einem Kriegsschiff auf See aus. Die Startbahn war über den Rohren des vorderen Turms der Hauptbewaffnung installiert, die Landung erfolgte im Wasser. Als Teil des 3. Schlachtgeschwaders von 1912 bis 1917 wurde sie während des Ersten Balkankrieges 1912–1913 ins Mittelmeer abgestellt. Mit dem Geschwader diente sie in der Grand Fleet (1914), der Channel Fleet (1914) und nochmals der Grand Fleet (1914–1916). 1915–1916 kam sie in der Dardanellen-Kampagne zum Einsatz, 1916/17 beim Nore Command. Sie wurde 1917–1919 bei der Reserve eingesetzt und 1921 zum Abwracken verkauft.[8]
HMS Hindustan
HMS Hindustan kam in der Atlantic Fleet (1905–1907), Channel Fleet (1907–1909) und in der Home Fleet (1909–1914) zum Einsatz. Als Teil des 3. Schlachtgeschwaders wurde sie während des Ersten Balkankrieges 1912–1913 ins Mittelmeer abgestellt. Nach Rückkehr zum Geschwader diente sie in der Grand Fleet (1914), der Channel Fleet (1914) und nochmals der Grand Fleet (1914–1916). 1916–1918 kam sie zum Nore Command. 1918 wurde sie für Hilfsdienste eingesetzt, kam 1918/19 zur Reserve und wurde 1921 zum Abwracken verkauft.[10]
HMS King Edward VII
HMS King Edward VII wurde während der gesamten Dienstzeit als Flaggschiff eingesetzt. Sie kam in der Atlantic Fleet (1905–1907), Channel Fleet (1907–1909) und in der Home Fleet (1909–1914) zum Einsatz. Als Teil des 3. Schlachtgeschwaders wurde sie während des Ersten Balkankrieges 1912–1913 ins Mittelmeer abgestellt. Nach Rückkehr zum Geschwader diente sie in der Grand Fleet (1914), der Channel Fleet (1914) und nochmals der Grand Fleet (1914–1916). 1916 kam sie zum Nore Command. Am 6. Januar 1916 lief sie bei Kap Wrath auf eine von SMS Möve kurz vorher gelegte Mine. Die Maschinenräume wurden überflutet. Neun Stunden nach dem Minentreffer kenterte das Schiff und sank, Menschenleben waren nicht zu beklagen.[11]
HMS New Zealand
HMS New Zealand kam in der Atlantic Fleet (1905–1907), Channel Fleet (1907–1909) und in der Home Fleet (1909–1914) zum Einsatz. 1911 wurde sie in HMS Zealandia umbenannt, ihren Namen trug seitdem der Schlachtkreuzer HMS New Zealand. Als Teil des 3. Schlachtgeschwaders wurde sie während des Ersten Balkankrieges 1912–1913 ins Mittelmeer abgestellt. Nach Rückkehr zum Geschwader diente sie in der Grand Fleet (1914), der Channel Fleet (1914) und nochmals der Grand Fleet (1914–1916). 1915–1915 wurde sie mit einem Teil des Schlachtgeschwaders in der Dardanellen-Kampagne eingesetzt. 1916/17 war sie Teil des Nore Command, von 1917 bis 1919 Teil der Reserve und 1921 wurde sie zum Abwracken verkauft.[8]
Einzelnachweise
- in verschiedenen Quellen werden die London-Klasse und die Queen-Klasse als Unterklassen der Formidable-Klasse geführt.
- Burt, S. 229
- Hugh und David Lyon; Siegfried Greiner: Kriegsschiffe 1900 bis heute. Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1979, S. 27.
- Conway’s All the World’s Fighting Ships, 1860–1905. S. 38.
- Lyon; Roberts, "Great Britain and Empire Forces". S. 38
- Burt, S. 235
- Burt, S. 246–258
- Burt, S. 257–258
- Burt, S. 251, 253; Conway’s All the World’s Fighting Ships, 1906–1921, S. 9
- Burt, S. 255–256
- Burt, S. 246–249, 251
Literatur
- R.A. Burt: British Battleships 1889–1904. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1988, ISBN 0-87021-061-0.
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Conway’s All The World’s Fighting Ships, 1860–1905. Mayflower Books, Inc., New York 1979, ISBN 0-8317-0302-4.
- Tony Gibbons: The Complete Encyclopedia of Battleships and Battlecruisers: A Technical Directory of All the World’s Capital Ships From 1860 to the Present Day. Salamander Books Ltd., London 1983.
- E.H.H. Archibald, Ray Woodward: The Metal Fighting Ship in the Royal Navy 1860–1970. Arco Publishing Co., New York, ISBN 0-668-02509-3.
- Lyon, David & Roberts, John (1979). "Great Britain and Empire Forces". In Chesneau, Roger & Kolesnik, Eugene M. (eds.). Conway's All the World's Fighting Ships, 1860–1905. Greenwich: Conway Maritime Press. ISBN 978-0-85177-133-5.
Weblinks
- MaritimeQuest King Edward VII Class Overview
- MaritimeQuest Royal Navy Battleship Index
- World War 1 Naval Combat