Fusō-Klasse
Die Fusō-Klasse (japanisch 扶桑型戦艦 Fusō-gata senkan) war eine Klasse von zwei Schlachtschiffen der Kaiserlich Japanischen Marine, die im Ersten und im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen.
Die Fusō im August 1915 bei Erprobungsfahrten | ||||||||||||||
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Entwicklungsgeschichte und Technische Daten
Wettrüsten
Nachdem die Kaiserlich Japanische Marine nur knapp den Wettlauf um das erste „all-big-gun“ Schlachtschiff an die Dreadnought verloren hatte, da die eigenen Bauten Satsuma und Aki (Satsuma-Klasse) zwar früher als das britische Schiff begonnen worden waren, aber die schweren Artilleriegeschütze wegen fehlender Finanzierung nicht verfügbar waren, sollte die nächste Schiffsklasse jedes Schiff vom Dreadnought-Typ klar deklassieren.
Angefacht von der politischen Lage, sollte die Fusō-Klasse Japans erster Schritt im Rennen um den stärksten Superdreadnought werden. Mit Hinblick auf die New-York-Klasse und die Nevada-Klasse der US-Navy geplant, übertraf die japanische Konstruktion diese Schiffsklassen in Sachen Bewaffnung und Geschwindigkeit deutlich.
Antriebsanlagen
Das grundlegende Antriebskonzept setzte zum Zeitpunkt des Baus der Fusō 1912 noch immer auf Kohle als primären Brennstoff für die Kessel in den Maschinenräumen. Trotzdem war der Antrieb mit Schweröl bereits bekannt und bot deutliche Vorteile. Deshalb verbaute man in der Fusō-Klasse auch Kessel, die eine Ölbefeuerung zuließen. 24 Mijabara-Kessel lieferten Dampf an vier moderne Brown-Curtiss-Turbinen für eine Leistung von rund 40.000 PS, die diese über vier Wellen an die Propeller abgaben. Die Höchstgeschwindigkeit, die diese Kombination liefern konnte, lag bei 23 Knoten.
Bewaffnung
Die Hauptbewaffnung bestand aus sechs Geschütztürmen, von denen jeder Turm zwei 35,6-cm-L/45-Geschütze trug. Von den Türmen waren vier in Paaren, je zwei auf dem Vorschiff und zwei auf dem Achterdeck aufgestellt. Die übrigen beiden Türme wurden mittschiffs, je einer vor und einer hinter dem mittleren Schornstein verbaut.
Diese Konfiguration beschränkte den verfügbaren Platz im Inneren der Rümpfe allerdings nachhaltig. Jeder Turm stand auf einer zylindrischen Barbette aus Panzerstahl, die tief ins Schiffsinnere reichte und an deren unteres Ende sich wiederum die gepanzerten Lagerräume für Granaten und Kartuschen anschlossen. Die Verteilung der Türme über die gesamte Schiffslänge hatten enge Maschinenräume, sehr niedrige Zwischendecks und verwinkelte Gänge zur Folge.
Die Sekundärartillerie bestand aus achtzehn 14-cm-L/50-Geschützen, die in je neun Kasematten an backbord und steuerbord zusammengefasst waren. Die Schiffe hatten ursprünglich sechs in den Rumpf integrierte Unterwassertorpedorohre. Letztere wurden im Zuge des ersten Umbaus 1930–1933 zusammen mit zwei der 14-cm-Geschütze entfernt.
Umbauten
Ab 1930 gingen die Schiffe der Fusō-Klasse zur Überholung und erhielten neue Antriebsanlagen. Man öffnete dazu das Oberdeck und die gepanzerte Zitadelle, um die alten mit Kohle befeuerten Kessel zu entfernen. Auf die gleiche Weise wurden die alten Turbinen aus dem Maschinenraum gehoben. Die neuen Anlagen bestanden aus sechs Kesseln der Firma Kampon, die mit Öl befeuert wurden, und vier neuen Turbinen, die rund 30.000 PS mehr Leistung lieferten als die ursprünglich verwendeten. Die theoretisch erreichbare Höchstgeschwindigkeit wurde so auf 24,7 Knoten gesteigert.
Im Zuge der umfangreichen Arbeiten wurde auch der horizontale Panzerschutz verstärkt, insbesondere über den Munitionskammern. Weiterhin erhielten die Schiffe Torpedowülste, um den Unterwasserschutz an den Schiffsseiten zu verbessern.
Die Entfernung der alten Kessel erlaubte auch den Abbau des vorderen der beiden Schornsteine. Probeweise erhielt die Fusō ein Katapult zum Start von Flugzeugen auf dem Dach von Turm „C“. Die Bewaffnung wurde um 12,7-cm-Typ-89-Flugabwehrgeschütze verstärkt, von denen vier Zwillingsgeschütze aufgestellt wurden. Die ursprünglich vorhandene dreibeinige Maststruktur über der Brücke wurde entfernt und durch einen Pagodenmast ersetzt, bei dem verschiedene Beobachtungs- und Feuerleitsysteme in mehreren Etagen übereinander eingebaut wurden. Resultierend aus dem größeren Platzangebot für den Brückenaufbau auf der Yamashiro, war hier ein konventioneller, sich nach oben verjüngender Aufbau dieser neuen Brückenstruktur möglich, während auf der Fusō eine komplexe Stützstruktur errichtet werden musste, um von einer kleineren Grundfläche an Deck einen sich nach oben zunächst verbreiternden Aufbau aufstellen zu können.
Zusätzliche leichte Flugabwehrwaffen wurden in Form von 25-mm-Maschinenkanonen auf beiden Schiffen im Zweiten Weltkrieg nachgerüstet, um der wachsenden Bedrohung aus der Luft gerecht zu werden. Die Flugzeugkatapulte wurden schließlich auf beiden Schiffen der Klasse auf dem Achterschiff verbaut. Im Sommer 1944 erhielten die Schiffe der Klasse Radarsysteme, je zwei Typ 13, ein Typ 21 und zwei Typ 22.
Unterscheidungsmerkmale
Gegenüber dem Schwesterschiff Fusō war bei der Yamashiro der dritte Turm (Turm „C“), so montiert, dass er in Zurrstellung mit seinen beiden 35,6-cm-L/45-Geschützen nach achtern zeigte. Durch den längeren Brückenaufbau der Yamashiro war einfach nicht genug Platz um den Turm, wie bei der Fusō, zum Bug hin auszurichten. Die Brückenaufbauten der Yamashiro sind wegen der größeren Basisfläche leicht von denen der Fusō zu unterscheiden, die in der Seitenansicht einen schmaleren Aufbau besitzt, der sich erst auf halber Höhe durch die Stützstruktur für die Entfernungsmesser der Flugabwehr deutlich verbreitert.
Einheiten
Beide Schiffe wurden meist gemeinsam eingesetzt. Ihr Einsatz bei der Operation Shō-Gō 1, dem japanischen Plan zur Abwehr der amerikanischen Invasion auf den Philippinen im Oktober 1944, bei dem sie auch verloren gingen, wird kontrovers diskutiert. Während ursprünglich nur von einer japanischen Köderflotte bei Cape Engano ausgegangen wurde, deuten neue Erkenntnisse darauf hin, dass auch beide Einheiten der Fusō-Klasse von der japanischen Führung vorsätzlich auf einen Kurs geschickt wurden, der ihren Verlust wahrscheinlich machte, um auch den zweiten Sicherungsverband der Amerikaner, die Task Group 77.2, von der Transportflotte weg und weit in die Surigao-Straße hinein zu locken.[1]
Name | Bauwerft | Kiellegung | Stapellauf | Indienststellung | Verbleib |
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Fusō (扶桑) |
Marinewerft Kure | 11. März 1912 | 28. März 1914 | 8. November 1915 | versenkt am 25. Oktober 1944 in der Schlacht in der Surigaostraße, nach Angriff durch amerik. Zerstörer und Schnellboote |
Yamashiro (山城) |
Marinewerft Yokosuka | 20. November 1913 | 3. November 1915 | 31. März 1917 | versenkt am 25. Oktober 1944 in der Schlacht in der Surigaostraße, nach Angriff durch amerik. Schlachtschiffe, Kreuzer und Zerstörer |
Belege und Verweise
Literatur
Quellen zur Fusō-Klasse:
- Gakkan (Publ.): Fusō-Klasse. Pacific War Series, Nr. 30, ISBN 4-05-602444-8.
- Gakken (Publ.): Battleships of Japan. Tokyo 2004.
- Kaijinsha (Publ.): The Imperial Japanese Navy. (in 14 Bänden), Band 1 (Schlachtschiffe 1) Tokyo 1989/1994, ISBN 4-7698-0451-2.
- Fukui Shizuo: Japanese Naval Vessels Illustrated. 1869–1945 (in drei Bänden), Band 1, Battleships and Battlecruisers, Tokyo 1974.
- Todaka Kazushige: Japanese Naval Warship. (bislang in 6 Bänden) Band 2, Battleships and Battle Cruisers, Kure Maritime Museum, Kure 2005.
- Ishiwata Kohji: Japanese Battleships. Ships of the World Band 391, Tokyo 1988.
- Maru Special: Japanese Naval Vessels. (erste Serie in 56 Bänden), Band 13: Geschichte der Fuso- und Ise-Klassen, Tokyo 1986.
Quellen zu den politischen Lage und Planung der japanischen Marine:
- David C. Evans: Kaigun: Strategy, Tactics, and Technology in the Imperial Japanese Navy, 1887–1941. US Naval Institute Press, 2003, ISBN 0-87021-192-7
- Anthony P. Tully: Battle of Surigao Strait. Indiana University Press, 2009, ISBN 0-253-35242-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- Anthony P. Tully: Battle of Surigao Strait. Indiana University Press, 2009, ISBN 0-253-35242-8, S. 46.