Kōtetsu
Kōtetsu (jap. 甲鉄, dt. „Panzerung“), später umbenannt in Azuma (東, „Osten“), war das erste Panzerschiff der Kaiserlichen Japanischen Marine. Sie wurde 1864 in Frankreich für die Marine der Konföderierten Staaten von Amerika gebaut und im Februar 1869 von den Vereinigten Staaten von Amerika übernommen. Kōtetsu war ein stahlgepanzertes Widderschiff. Sie spielte im Mai 1869 eine entscheidende Rolle in der Seeschlacht von Hakodate, die das Ende des Boshin-Krieges darstellte und zum Erfolg der Meiji-Restauration führte.
Kōtetsu als CSS Stonewall ca. 1865 | |
Übersicht | |
Typ | Widderschiff |
Bauwerft |
L’Arman Frères, Bordeaux |
Bestellung | 1862 |
Kiellegung | 1863 |
Stapellauf | 21. Juni 1864 |
Auslieferung | 10. Juli 1865 |
Indienststellung | 25. Oktober 1864 |
Außerdienststellung | 23. Januar 1888 |
Verbleib | 1888 abgewrackt |
Technische Daten | |
Verdrängung |
Konstruktion: 1358 t |
Länge |
KWL: 50,48 m |
Breite |
9,92 m |
Tiefgang |
4,94 – 5,02 m |
Antrieb |
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Geschwindigkeit |
9,5 kn |
Reichweite |
1200 sm bei 8 kn |
Bewaffnung |
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Takelung |
Brigg |
Segelfläche |
740 m² |
Vorrat |
95 t Kohle |
Panzerung |
Material: Schmiedeeisen |
Ihr Schwesterschiff Cheops wurde an die Preußische Marine verkauft und dort als SMS Prinz Adalbert in Dienst gestellt.
Geschichte
Die Kōtetsu wurde unter dem Namen Sphynx[E 1] auf der Werft L’Arman in Bordeaux für die Marine der Konföderierten Staaten von Amerika während des amerikanischen Bürgerkriegs gebaut.
Im Juni 1863 fragte der konföderierte Abgesandte John Slidell den französischen Kaiser Napoleon III. während einer Privataudienz nach der Möglichkeit, für die konföderierte Regierung Panzerschiffe in Frankreich bauen zu lassen. Die französischen Gesetze verboten die Ausrüstung von Kriegsschiffen einer Konfliktpartei wie den Konföderierten Staaten von Amerika, aber Slidell und der konföderierte Agent James D. Bulloch waren zuversichtlich, dass der französische Kaiser eher in der Lage sei, seine eigenen Gesetze zu umgehen als die britische Regierung. Napoleon III stimmte dem Bau der Schiffe unter der Bedingung zu, dass ihre Bestimmung geheim gehalten werde.[E 2] Im nachfolgenden Monat schloss Bulloch einen Vertrag mit Lucien Arman, einem Schiffbauer und persönlichen Vertrauten des Kaisers, über den Bau von zwei gepanzerten Widderschiffen, die in der Lage sein sollten, die Seeblockade der Union zu durchbrechen. Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, wurden die Geschütze in England hergestellt und die Schiffe auf die Namen Cheops und Sphynx getauft, um Gerüchte zu bestätigen, dass die Schiffe für die ägyptische Marine gebaut würden[E 3].
Vor der Auslieferung suchte ein Angestellter der Werft die US-Vertretung in Paris auf und händigte Dokumente aus, die die illegale Ausrüstung der Schiffe aufdeckten.[E 4] Die französische Regierung stoppte unter dem Druck der Vereinigten Staaten den Verkauf, aber L’Arman war in der Lage, die Schiffe illegal an Preußen und Dänemark, die sich im Deutsch-Dänischen Krieg gegenüberstanden, zu verkaufen. Die Cheops wurde an Preußen verkauft und als SMS Prinz Adalbert in Dienst gestellt, während die Sphynx von Dänemark den Namen Stærkodder erhielt.
Mit einer dänischen Besatzung verließ das Schiff Bordeaux am 21. Juni 1864 zur Erprobungs- und Überführungsfahrt, während die abschließenden Verhandlungen zwischen dem Dänischen Marineministerium und L’Arman stattfanden. Da es nicht zu einer Einigung über den endgültigen Preis und einer Ausgleichszahlung von L’Arman für die verzögerte Auslieferung kam, brach L’Arman die Verhandlungen am 30. Oktober 1864 ab und trat vom Verkauf zurück. Die dänische Regierung weigerte sich, das Schiff abzugeben und begründete dies mit der Konfusion während der Verhandlungen. Das Schiff erreichte Kopenhagen im November 1864, als der Deutsch-Dänische Krieg bereits beendet war. Bei der Überführungsfahrt wurden zahlreiche Mängel festgestellt. Die Panzerung war mangelhaft befestigt und das Schiff erreichte statt 12 Knoten nur eine Höchstgeschwindigkeit von 10,8 Knoten. Das dänische Marineministerium verweigerte daraufhin die Abnahme und das Schiff verließ Kopenhagen am 6. Januar 1865. Für die Werft war der Rücktritt vom Kauf kein Unglück. Entscheidend war, dass sich das Schiff außerhalb Frankreichs befand und es konnte jetzt wie ursprünglich geplant an die Konföderierten Staaten von Amerika verkauft werden.
CSS Stonewall
Ende Januar 1865 wurde das Schiff auf See von einer konföderierten Mannschaft unter dem Kommando von Captain T.J. Page, CSN übernommen und als CSS Stonewall in Dienst gestellt.
Die Ankunft der „gewaltigen“ Stonewall in Amerika wurde von den Nordstaaten gefürchtet und mehrere Schiffe, unter ihnen die USS Kearsarge und die USS Sacramento, versuchten, sie abzufangen. Nach Verlassen von Quiberon schlug die Stonewall leck und Captain Page fuhr nach Spanien, um Reparaturen durchzuführen. Im Februar und März beschatteten USS Sacramento und USS Niagara aus der Entfernung die Stonewall, die vor A Coruña vor Anker lag. Am 24. März 1865 stach die Stonewall in See und forderte die US-Schiffe heraus, die daraufhin abdrehten. Captain Page fuhr nach Lissabon, um von dort den Atlantik zu überqueren und Port Royal, Generalmajor Shermans Basis während des South Carolina-Feldzuges, anzugreifen.
Die Stonewall erreichte am 6. Mai 1865 Nassau und fuhr von dort weiter nach Havanna, wo Page vom Kriegsende erfuhr. Er beschloss, das Schiff an den spanischen Generalkapitän von Kuba für die Summe von 16.000 $ zu übergeben. Das Schiff wurde später den Vereinigten Staaten gegen eine Kostenerstattung in gleicher Höhe überlassen.[E 5] Sie wurde vorübergehend außer Dienst gestellt, bis sie der japanischen Regierung des Tokugawa-Shogunats zum Kauf angeboten wurde.
Kōtetsu
Die Kōtetsu sollte 1868 im Rahmen der fortschreitenden Modernisierung des Heeres und der Marine an das Tokugawa-Shogunat geliefert werden. 30.000 $ waren bereits bezahlt und die restlichen 10.000 $ sollten bei Lieferung bezahlt werden. Als der Boshin-Krieg zwischen dem Shogunat und Pro-kaiserlichen Kräften ausbrach, verhielten sich die westlichen Staaten neutral, riefen ihre Militärberater zurück und stoppten die Lieferung von Kriegsmaterial. Die Kōtetsu erreichte Japan unter japanischer Flagge, jedoch befahl der US-Gesandte Robert B. van Valkenburg wieder die amerikanische Flagge zu hissen.
Kōtetsu wurde im Februar 1869 an die neue Meiji-Regierung geliefert. Sie wurde unverzüglich in Dienst gestellt und mit sieben weiteren dampfgetriebenen Kriegsschiffen nach Hokkaidō verlegt, um die Streitkräfte des Shoguns, der dort die Republik Ezo gründete, zu bekämpfen. Während der Seeschlacht von Miyako am 25. März 1869 wehrte die Kōtetsu einen nächtlichen Kaperversuch durch die Kaiten mit der an Bord befindlichen Gatling ab.
Anschließend nahm sie an der Invasion von Hokkaidō und an der Seeschlacht von Hakodate teil.
1871 erhielt die Kōtetsu neue Geschütze und wurde in Azuma umbenannt. Anschließend wurde sie als Wachschiff eingesetzt und 1888 aus der Flottenliste gestrichen. Die letzte Verwendung war als Depot- und Kasernenschiff.
Als einziges Panzerschiff in japanischen Gewässern galt die Kōtetsu als gut bewaffnetes Schiff mit Kasemattgeschützen und wurde als „beeindruckend“ und „unsinkbar“ angesehen. Sie konnte direkten Treffern widerstehen und sich gegen jedes hölzerne Kriegsschiff durchsetzen.
Somit war Japan nur zehn Jahre nach dem Stapellauf des ersten hochseetauglichen Panzerschiffes, der französischen La Gloire, im Besitz eines fortschrittlichen Panzerschiffes.
Einzelnachweise
- Register of ships of the U.S. Navy, 1775–1990: major combatants Karl Jack Bauer, Stephen S. Roberts S. 47, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Case and Spencer, S. 429–33.
- Case and Spencer, S. 435–9.
- Case and Spencer, S. 437–9.
- Brief von William H. Seward an Gideon Wells, 18. Juli 1865.
Literatur
- Hakodate no bakumatsu-ishin. France shikan Brunet no sketch 100-mai (函館の幕末・維新 : フランス士官ブリュネのスケッチ100枚). Chūō Kōronsha, Tokio 1988, ISBN 4-12-001699-4.
- J. Thomas Scharf: History of the Confederate States Navy from its organization to the surrender of its last vessel. Rogers and Sherwood, New York 1887, nachgedruckt: The Fairfax Press, 1977.
- Lynn M. Case, Warren F. Spencer: The United States and France. Civil War Diplomacy. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1970.
- R. Steen Steensen, Vore panserskibe, (Marinehistorisk Selskab, 1968)