Bootsmann
Bootsmann ist eine Funktionsbezeichnung in der Schifffahrt sowie ein Dienstgrad der Marine.
Pluralformen
Der Plural von „Bootsmann“ ist laut Duden entweder „Bootsleute“ oder „Bootsmänner“.[1] Im zivilen Sprachgebrauch ist eine leichte (aber abnehmende) Präferenz für die Form „Bootsleute“ auszumachen.[A 1] In der Bundeswehr wird meist auch von „Bootsleuten“ gesprochen.
Seeschifffahrt
In der historischen Seeschifffahrt war der Bootsmann verantwortlich für die Wartung und Instandhaltung der technischen Ausrüstung des Schiffs, insbesondere von Segeln, Tauwerk und Anker. Er war dem Kapitän oder dem Steuermann unterstellt und befehligte die Decksmannschaften bei allen seemannschaftlichen Aufgaben. Auf größeren Schiffen bestanden die Dienstgrade Oberbootsmann und Unterbootsmann.[2][3]
In der Handelsmarine bezeichnet man den Vorarbeiter der Decksmannschaft als Bootsmann. In Deutschland sind Bootsleute zum Teil Handwerksmeister mit der Bezeichnung Schiffsbetriebsmeister. Auf dem Großteil der deutschen Handelsschiffe mit multinationaler Besatzung wird die Stelle als Bootsmann ohne Zertifikat besetzt.
Reichsmarine und Kriegsmarine
Ein Deckoffizier der Reichs- und Kriegsmarine im seemännischen Dienst führte den Dienstgrad Bootsmann. Äquivalente Dienstgrade anderer Verwendungsbereiche hießen Steuermann, Maschinist, Signalmeister, Feuerwerker usw.
Bundeswehr
Bootsmann | |
---|---|
Dienstgradgruppe | Unteroffiziere mit Portepee[5] |
NATO-Rangcode | OR-6[6] |
Dienstgrad Heer/Luftwaffe | Feldwebel[7] |
Dienstgrad Marine | Bootsmann[7] |
Abkürzung (in Listen) | Btsm (B)[8] |
Besoldungsgruppe | A 7 nach BBesO[9] |
Der Bootsmann ist einer der Dienstgrade der Bundeswehr für Marineuniformträger, vergleichbar dem Feldwebel. Gesetzliche Grundlage ist die Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten[7] und das Soldatengesetz.[10]
Dienstgradabzeichen
Die Dienstgradabzeichen des Bootmannes zeigen einen Winkel mit der Spitze nach oben auf beiden Unterärmeln. Ähnlich gestaltet sind die Schulterabzeichen. Die Schulterklappen sind zusätzlich mit einer geschlossenen Tresse umrandet.[7][4]
Inoffizielle Verwendung als Sammelbezeichnung
Inoffiziell werden die Marineuniformträger der Dienstgradgruppe Unteroffiziere mit Portepee als Bootsleute[11], vereinzelt auch als Bootsmänner[12] bezeichnet. Aufgrund des inoffiziellen Charakters der Bezeichnung bleibt meist unklar, ob die einem anderen Bezeichnungsschema folgenden Dienstgrade der Offizieranwärter aus der Dienstgradgruppe der Unteroffiziere mit Portepee (Fähnrich zur See und Oberfähnrich zur See) ebenfalls unter diese inoffizielle Bezeichnung fallen.
Sonstiges
Die Dienstgradbezeichnung ranggleicher Luftwaffen- und Heeresuniformträger lautet Feldwebel.[7] Hinsichtlich Befehlsgewalt, Ernennung, Sold, den nach- und übergeordneten Dienstgraden, ähnlich auch hinsichtlich der Dienststellungen sind Bootsleute und Feldwebel gleichgestellt.[6]
Unteroffizierdienstgrad | ||
Niedrigerer Dienstgrad[13] | Höherer Dienstgrad[13] | |
Stabsunteroffizier Obermaat |
Feldwebel Bootsmann Fähnrich Fähnrich zur See |
Oberfeldwebel Oberbootsmann |
Dienstgradgruppe: Mannschaften – Unteroffiziere o.P. – Unteroffiziere m.P. – Leutnante – Hauptleute – Stabsoffiziere – Generale |
Nationale Volksarmee
Vergleichbar mit dem Dienstgrad Bootsmann der Bundeswehr war der Dienstgrad Meister der Volksmarine. Rangniedriger war der Obermaat, ranghöher der Obermeister.
Russische Streitkräfte
Der Bozman (russisch, deutsch: Bootsmann) war bis 1917 in der Kaiserlich Russischen Marine ein Dienstgrad, der dem Feldwebel in der Kaiserlich Russischen Armee vergleichbar war. Nach der Oktoberrevolution wurde der Dienstgrad abgeschafft.
Siehe auch
Anmerkungen
- Vgl. dazu Bootsleute, Bootsmänner. In: Google books Ngram Viewer. Abgerufen am 14. November 2014 (englisch, Die größte Verbreitung des Wortes „Bootsleute“ relativ zu „Bootsmännern“ ergibt sich in deutschsprachigen Büchern seit 1800 demnach zu Beginn der Betrachtungsperiode. Heute ist der Häufigkeitsunterschied zwischen beiden Begriffe relativ klein.).
- Links: Dienstgradabzeichen auf einer Schulterklappe für Marineuniformträger der 30er Verwendungsreihen. Rechts: Ärmelabzeichen der Jacke des Dienstanzugs eines Marineuniformträgers der 60er Verwendungsreihen. Soldaten in anderer Verwendung weisen andere Verwendungabzeichen auf.
Literatur
- Joachim Schult: Segler-Lexikon. 9. Auflage. Delius Klasing, Bielefeld 1994, ISBN 3-87412-103-8
Einzelnachweise
- Bootsmann, der. In: Duden. 2013, abgerufen am 12. November 2014.
- Bootsmann. In: J. Schult: Segler-Lexikon. S. 61.
- Bootsmann. In: Krünitz – Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz (1773 bis 1858)
- Hartmut Bagger, Führungsstab der Streitkräfte I 3, Bundesministerium der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 37/10. Anzugordnung für die Soldaten der Bundeswehr. Bonn 16. Juli 2008, 4 Kennzeichnungen, S. 539 (dmb-lv-westfalen.de [PDF; 3,5 MB; abgerufen am 9. Januar 2015] Juli 1996. Neudruck von Oktober 2008; Neudruck Oktober 2008 ersetzt Erstausgabe von Juli 1996). dmb-lv-westfalen.de (Memento des Originals vom 19. September 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr, S. B 185 (Nicht zu verwechseln mit dem Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz)).
- Agreed English texts. STANAG 2116. NATO standardization agreement (STANAG). NATO codes for grades of military personnel. 5. Auflage. 1992 (NATO Rank Codes - 1992 [abgerufen am 25. März 2014] Englisch).
- Der Bundespräsident (Hrsg.): Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten. BPräsUnifAnO. 14. Juli 1978 (gesetze-im-internet.de [PDF] Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten vom 14. Juli 1978 (BGBl. I S. 1067), die zuletzt durch Artikel 1 der Anordnung vom 31. Mai 1996 (BGBl. I S. 746) geändert worden ist).
- Bundesminister der Verteidigung; Führungsstab der Streitkräfte IV 1 (Hrsg.): Abkürzungen für den Gebrauch in der Bundeswehr - Deutsche Abkürzungen – ZDv 64/10. Bonn 19. Januar 1979 (pingwins.ucoz.de [PDF] Stand 17. September 1999).
- Anlage I (zu § 20 Absatz 2 Satz 1) Bundesbesoldungsordnungen A und B. (Online [abgerufen am 25. März 2014] Bundesbesoldungsordnungen (BBesO) gelten nur für Berufs- und Zeitsoldaten und sind Anlage zum Bundesbesoldungsgesetz (BBesG)).
- Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz - SG). Bonn 19. März 1956, § 4 Abs. 3 (2) – (gesetze-im-internet.de [PDF; abgerufen am 25. März 2014] Neugefasst durch Bek. v. 30. Mai 2005 I 1482. Zuletzt geändert durch Art. 1 G v. 8. April 2013 I 730).
- vgl. Presse- und Informationszentrum Marine: Karriere als Bootsmann. In: Website der Marine. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 17. Juli 2014, abgerufen am 28. Oktober 2014: „Was ist neu an der Laufbahn der Bootsleute?“
- Karrieremöglichkeiten in der Marine. Presse- und Informationszentrum Marine, 1. April 2014, abgerufen am 28. Oktober 2014: „Die Feldwebellaufbahn ist in der Marine die Laufbahn der Bootsmänner.“
- Die äquivalenten, ranghöheren und rangniedrigeren Dienstgrade sind im Sinne der ZDv 14/5 B 185 angegeben, vgl. Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr, S. B 185 (Nicht zu verwechseln mit dem Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz). Die in der Infobox dargestellte Reihenfolge der Dienstgrade entspricht nicht notwendigerweise einer der in der Soldatenlaufbahnverordnung vorgesehenen regelmäßig durchlaufenen Dienstgradabfolgen und auch nicht notwendigerweise der in der Vorgesetztenverordnung beschriebenen Dienstgradhierarchie im Sinne eines Vorgesetztenverhältnisses).