Kamikaze-Klasse (1922)

Die Kamikaze-Klasse (jap. 神風型駆逐艦, Kamikaze-gata kuchikukan) w​ar eine Klasse v​on neun Zerstörern d​er Kaiserlich Japanischen Marine, d​ie nach d​em Ersten Weltkrieg gebaut wurden u​nd noch i​m Zweiten Weltkrieg z​um Einsatz kamen. Es w​ar die zweite Klasse dieses Namens, n​ach der Zerstörerklasse v​on 1905.

Kamikaze-Klasse
Asanagi im Dezember 1924
Asanagi im Dezember 1924
Schiffsdaten
Land Japan Japan
Schiffsart Zerstörer
Bauzeitraum 1921 bis 1925
Stapellauf des Typschiffes 25. September 1922
Gebaute Einheiten 9
Dienstzeit 1922 bis 1945
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
102,5 m (Lüa)
99,6 m (KWL)
97,5 m (Lpp)
Breite 9,1 m
Tiefgang max. 2,9 m
Verdrängung Standard: 1.400 ts/ 1.422 t
Einsatz: 1.720 ts/ 1.747 t
 
Besatzung 148 Mann
Maschinenanlage
Maschine 4 Kampon-Kessel
2 Getriebeturbinensätze
Maschinen-
leistung
38.500 PS (28.317 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
37,3 kn (69 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung

Bei Indienststellung

  • 4 × 12-cm Typ 3
  • 2 × 7,7-mm MG Typ 92
  • 6 × Torpedorohre ⌀ 53,3 cm
  • 18 Wasserbomben

Ab 1944

  • 3 × 12-cm Typ 3
  • 13-20 × 2,5-cm Typ 96
  • 4 × Torpedorohre ⌀ 53,3 cm
  • 18 Wasserbomben

Entwicklungsgeschichte und Bau

Die Kamikaze-Klasse war das zweite Baulos der Minikaze-Klasse und auf Grund einiger Änderungen werden sie als eigene Klasse geführt, obwohl diese praktisch identisch mit den letzten drei Schiffen dieser Klasse waren. Diese Änderungen waren eine leicht gesteigerte Schiffsbreite und damit Verdrängung und Tiefgang zur Verbesserung der Stabilität. So sollte z. B. die Kuhl zwischen Brücke und Vorschiff dazu beitragen, die Gewalt der langen Dünungswellen des Pazifiks zu brechen[1].

Dies erfolgte, u​m das zusätzliche Obergewicht d​er nun geschlossenen Brücke auszugleichen. Durch d​ie Gewichtszunahme b​ei gleichbleibender Antriebsleistung reduzierte s​ich die Geschwindigkeit u​m 2 Knoten a​uf nur n​och 37,3.

Elf Einheiten wurden im Rahmen des zweiten Acht-Acht-Flottenprogramms (Hachihachi Kantai) 1921 bzw. 1922 bei vier privaten und zwei staatlichen Werften geordert, aber bereits 1922 wurden zwei von diesen in Folge des Washingtoner Flottenvertrages annulliert. Die Marine plante ursprünglich, dass die Schiffe Namen tragen sollten, aber nach ihrer Fertigstellung erhielten sie Zahlen aufgrund der projizierten großen Anzahl von Kriegsschiffen, welche voraussichtlich durch das Flottenprogramm zu bauen sein würden. Dies erwies sich bei den Besatzungen aber als äußerst unbeliebt und war eine ständige Quelle der Verwirrung in der Kommunikation. Darum wurden zum 1. August 1928 Namen vergeben, aber nicht die ursprünglich geplanten.

Liste der Schiffe

NameBauwerftKiellegungStapellaufIndienststellungVerbleib
Kamikaze Mitsubishi, Nagasaki 15. Dezember 192125. September 192219. Dezember 1922 ab Oktober 1947 abgewrackt
Asakaze 16. Februar 19228. Dezember 192216. Juni 1923 versenkt am 23. August 1944 durch amerik. U-Boot USS Haddo
Harukaze Marinewerft Maizuru 16. Mai 192218. Dezember 192231. Mai 1923 nach Minen- und Bombentreffern nicht mehr einsatzbereit,
ab 1947 abgewrackt
Matsukaze 2. Dezember 192230. Oktober 19235. April 1924 versenkt am 9. Juni 1944 durch amerik. U-Boot USS Swordfish
Hatakaze 3. Juli 192315. März 192430. August 1924 versenkt am 15. Januar 1945 nach Luftangriff
Oite Uraga Dock, Yokosuka 16. März 192327. November 192430. Oktober 1925 versenkt am 17. Februar 1944 nach Luftangriff
Hayate Ishikawajima Zōsen, Tokio 11. November 192223. März 192521. Dezember 1925 versenkt am 11. Dezember 1941 während der Schlacht um Wake,
durch Küstenartilleriebeschuß
Asanagi Fujinagata Zōsen, Osaka 5. März 192321. April 192429. Dezember 1924 versenkt am 22. Mai 1944 durch amerik. U-Boot USS Pollack
Yūnagi Marinewerft Sasebo 17. September 192323. April 192424. April 1925 versenkt am 25. August 1944 durch amerik. U-Boot USS Picuda
Ōkaze
Tsumikaze
Aufträge annulliert

Namenshistorie

Bei Planung Bei Stapellauf Ab 24. April 1924 Ab 1. August 1928
Kiyokaze (清風)
oder
Soyokaze (微風)
Dai-1 kuchikukan (第一駆逐艦),
Zerstörer 1.
Dai-1-Gō kuchikukan (第一号駆逐艦),
Zerstörer Nr.1
Kamikaze (神風)
Karukaze (軽風) Dai-3 kuchikukan (第三駆逐艦),
Zerstörer 3.
Dai-3-Gō kuchikukan (第三号駆逐艦),
Zerstörer Nr.3
Asakaze (朝風)
Makaze (真風) Dai-5 kuchikukan (第五駆逐艦),
Zerstörer 5.
Dai-5-Gō kuchikukan (第五号駆逐艦),
Zerstörer Nr.5
Harukaze (春風)
Dai-7 kuchikukan (第七駆逐艦),
Zerstörer 7.
Dai-7-Gō kuchikukan (第七号駆逐艦),
Zerstörer Nr.7
Matsukaze (松風)
Dai-9 kuchikukan (第九駆逐艦),
Zerstörer 9.
Dai-9-Gō kuchikukan (第九号駆逐艦),
Zerstörer Nr.9
Hatakaze (旗風)
Dai-11-Gō kuchikukan (第十一号駆逐艦),
Zerstörer Nr.11
Oite (追風)
Dai-13-Gō kuchikukan (第十三号駆逐艦),
Zerstörer Nr.13
Hayate (疾風)
Dai-15-Gō kuchikukan (第十五号駆逐艦),
Zerstörer Nr.15
Asanagi (朝凪)
Dai-17-Gō kuchikukan (第十七号駆逐艦),
Zerstörer Nr.17
Yūnagi (夕凪)
Ōkaze (大風)
Tsumikaze (旋風)

Technik

Rumpf

Der Rumpf e​ines Zerstörers d​er Kamikaze-Klasse w​ar 102,5 Meter lang, 9,1 Meter b​reit und h​atte bei e​iner Einsatzverdrängung v​on 1.747 Tonnen e​inen Tiefgang v​on 2,9 Metern.

Antrieb

Der Antrieb erfolgte durch zwei Turbinensätze von Parson mit vier ölbefeuerten DampferzeugernKesseln des Kampon-Typs – mit welcher eine Gesamtleistung von 38.500 PS (28.317 kW) erreicht wurde. Die Leistung wurde an zwei Wellen mit je einer Schraube abgegeben. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 37,3 Knoten (69 km/h). Es konnten 426 Tonnen Kraftstoff gebunkert werden, was zu einer maximalen Fahrstrecke von 3.400 Seemeilen (6.297 km) bei 14 Knoten führte.

Bewaffnung

Bei Indienststellung bestand d​ie Bewaffnung a​us vier 12-cm-Geschützen m​it Kaliberlänge 45 Typ 3 i​n drei Einzellafetten m​it einfachen Schilden, welche i​n Bootsmittellinie aufgestellt waren. Zur Flugabwehr standen z​wei 7,7-mm-Maschinengewehre Typ 92 i​n Einzellafette z​ur Verfügung, welche beidseits a​uf der Brücke aufgestellt waren. Des Weiteren befanden s​ich als Torpedobewaffnung d​rei Zweifachtorpedorohrsätze i​m Kaliber 53,3 cm u​nd achtzehn Wasserbomben a​n Bord, welche d​urch zwei Ablaufschienen u​nd zwei Werfer d​es Typs 81 eingesetzt wurden.

Änderung d​er Bewaffnung i​n größerem Umfang wurden a​b 1941 bzw. 42 durchgeführt. In d​em das achtere 12-cm-Geschütz zusammen m​it dem achteren Torpedorohrsatz a​n Land gegeben w​urde und d​ie Flugabwehrbewaffnung a​uf zehn 2,5-cm-Maschinenkanonen Typ 96 i​n zwei Einzel- u​nd vier Doppellafetten verstärkt wurde. Bedingt d​urch die starken alliierten Luftstreitkräfte während d​es Pazifikkrieges k​am es z​u einer kontinuierlichen Verstärkung d​er 2,5-cm-Geschütze. Ab 1944 w​aren zwischen dreizehn u​nd zwanzig 2,5-cm Geschütze a​n Bord.

Radar

Japanische Zerstörer waren nicht von Beginn des Pazifikkrieges mit Funkmesstechnik ausgerüstet. Erst Mitte des Jahres 1943 erhielten erste ausgewählte Einheiten Radar. Dieses war bei den Zerstörern der Kamikaze-Klasse eines zur Luftraumüberwachung des Typ 13, welche über eine lange Leiterantenne verfügte, die im Hauptmast verbaut war. Bedingt dadurch, dass frühe japanische Radargeräte unzuverlässig und ihr Bedienpersonal schlecht ausgebildet war, neigten Kommandanten dazu Hinweise durch diese nicht ernst zu nehmen und sich auf die klassischen Aufklärungsmethoden, wie Ausgucke mit optischen Geräten, zu verlassen. Dieses Vertrauen wurde immer problematischer, da die Amerikaner immer bessere Radarsysteme einführten und diese hauptsächlich zur Feuerleitung einsetzten.

Literatur

  • Mike J. Whitley: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01426-2, S. 183–184.
  • Hansgeorg Jentschura, Dieter Jung, Peter Mickel: Warships of the Imperial Japanese Navy 1869–1945. US Naval Institute Press, Annapolis 1977, ISBN 0-87021-893-X, S. 142–143 (englisch).
  • Mark Stille: Imperial Japanese Navy Destroyers 1919–45. Band 1. Osprey Publishing, Oxford 2013, ISBN 978-1-84908-984-5, S. 7–8 und 12–16 (englisch).
Commons: Kamikaze-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hugh und David Lyon: Kriegsschiffe von 1900 bis heute Technik und Einsatz. Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1978, S. 179.
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