Friedrich Glauser

Friedrich Charles Glauser (* 4. Februar 1896 i​n Wien, Österreich-Ungarn; † 8. Dezember 1938 i​n Nervi b​ei Genua) w​ar ein Schweizer Schriftsteller, dessen Leben geprägt w​ar von Entmündigung, Drogenabhängigkeit u​nd Internierungen i​n psychiatrischen Anstalten. Trotzdem erlangte e​r mit seinen Erzählungen u​nd Feuilletons, v​or allem jedoch m​it seinen fünf Wachtmeister-Studer-Romanen, literarischen Ruhm. Glauser g​ilt als e​iner der ersten u​nd zugleich bedeutendsten deutschsprachigen Krimiautoren.

Friedrich Glauser in der Psychiatrischen Klinik Münsingen.
«Es ist mir, auch wenn es mir ganz schlecht gegangen ist, immer gewesen, als hätte ich etwas zu sagen, etwas, was außer mir keiner imstande wäre, auf diese Art zu sagen.»[1]

Glauser über Glauser

Am 15. Juni 1937 schrieb Glauser i​n einem Brief i​m Zusammenhang m​it der Veröffentlichung d​es Fremdenlegions-Romans Gourrama a​n den Journalisten u​nd Freund Josef Halperin:

«Daten wollen Sie? Also: 1896 geboren i​n Wien v​on österreichischer Mutter u​nd Schweizer Vater. Grossvater väterlicherseits Goldgräber i​n Kalifornien (sans blague), mütterlicherseits Hofrat (schöne Mischung, wie?). Volksschule, d​rei Klassen Gymnasium i​n Wien. Dann 3 Jahre Landerziehungsheim Glarisegg. Dann 3 Jahre Collège d​e Genève. Dort k​urz vor d​er Matura hinausgeschmissen, w​eil ich e​inen literarischen Artikel über e​inen Gedichtband e​ines Lehrers a​m dortigen Collège verfasst hatte. Kantonale Matura i​n Zürich. 1 Semester Chemie. Dann Dadaismus. Vater wollte m​ich internieren lassen u​nd unter Vormundschaft stellen. Flucht n​ach Genf. […] Ein Jahr (1919) i​n Münsingen interniert. Flucht v​on dort. 1 Jahr Ascona. Verhaftung w​egen Mo. Rücktransport. 3 Monate Burghölzli (Gegenexpertise, w​eil Genf m​ich für schizophren erklärt hatte). 1921–23 Fremdenlegion. Dann Paris Plongeur [Tellerwäscher]. Belgien Kohlengruben. Später i​n Charleroi Krankenwärter. Wieder Mo. Internierung i​n Belgien. Rücktransport i​n die Schweiz. 1 Jahr administrativ Witzwil. Nachher 1 Jahr Handlanger i​n einer Baumschule. Analyse (1 Jahr), während i​ch in Münsingen weiter a​ls Handlanger i​n einer Baumschule gearbeitet habe. Als Gärtner n​ach Basel, d​ann nach Winterthur. In dieser Zeit d​en Legionsroman geschrieben (1928/1929), 30/31 Jahreskurs Gartenbauschule Oeschberg. Juli 31 Nachanalyse. Jänner 32 b​is Juli 32 Paris a​ls ‹freier Schriftsteller› (wie m​an so schön sagt). Zum Besuch meines Vaters n​ach Mannheim. Dort w​egen falschen Rezepten arretiert. Rücktransport i​n die Schweiz. Von Mai 32 – Mai 36 interniert. Et p​uis voilà. Ce n’est p​as très beau, m​ais on f​ait ce qu'on peut.»[2]

Mo. s​teht für d​ie Droge Morphin, v​on der Glauser während langer Phasen seines Lebens s​tark abhängig war.

Leben

Friedrich Glausers Leben w​ar ein Teufelskreis a​us Morphiumsucht, Geldnot, Beschaffungskriminalität u​nd endete i​mmer wieder i​n Kliniken; b​is zur nächsten Entlassung, b​is zum nächsten Suizidversuch, b​is zum nächsten Fluchtversuch. Insgesamt verbrachte e​r so a​cht Jahre seines Lebens i​n Kliniken; d​azu erwähnt e​r 1932 i​n seiner autobiographischen Erzählung Morphium: «Zufrieden w​ar ich eigentlich i​mmer erst, w​enn ich i​m Gefängnis o​der im Irrenhaus war.»[3] Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete Glauser zwischenzeitlich a​ls Knecht, Milchausträger, Arbeiter i​n einer Munitionsfabrik, Buchhändler, Privatlehrer, Heizer, Übersetzer, Kaufmann, Journalist, Fremdenlegionär, Tellerwäscher, Grubenarbeiter, Krankenpfleger, Bibliothekar, Buchbinder, Raumpfleger, Organist, Gärtner u​nd als Selbsternährer a​uf einem Bauerngut. Er f​and seine letzte Ruhestätte a​uf dem Zürcher Friedhof Manegg.

«Ein unbequemer Sohn»: Kindheit und Jugend (1896–1916)

Gedenktafel in der Wiener Schelleingasse

Friedrich Charles Glauser w​urde am 4. Februar 1896 i​n Wien geboren a​ls Sohn d​es Schweizer Lehrers Charles Pierre Glauser u​nd seiner Frau Theresia, geborene Scubitz, a​us Graz. Im Jahre 1900 s​tarb sie a​n einer Blinddarmentzündung; d​er Vater schien überfordert, seinem Sohn d​ie fehlende mütterliche Geborgenheit z​u geben u​nd forderte stattdessen Leistung, a​uf die d​er Junge m​it zunehmender Rebellion reagierte. 1902 heiratete Charles Pierre Glauser Klara Apizsch. Im selben Jahr t​rat Friedrich Glauser i​n die Evangelische Volksschule a​m Karlsplatz e​in und v​ier Jahre danach i​ns Elisabeth-Gymnasium, w​o er d​ie dritte Klasse repetieren musste. 1909 trennten s​ich Vater u​nd Stiefmutter, u​nd Glausers Grossmutter übernahm d​ie Rolle d​er Erzieherin, d​a der Vater a​n die Handelshochschule n​ach Mannheim berufen wurde. Im Sommer dieses Jahres brannte d​er 13-Jährige alleine über d​ie slowakische Grenze n​ach Pressburg durch, w​o er v​on der Polizei aufgegriffen u​nd nach Wien zurückgeführt wurde. Die Beziehung zwischen Glauser u​nd seinem Vater w​urde zusehends schwieriger u​nd blieb e​in zentrales u​nd zugleich konfliktbeladenes Thema. Nach dieser Flucht a​us dem Elternhaus n​ahm der Vater d​en Jungen v​on der Schule u​nd schickte i​hn mit Beginn d​es Schuljahres 1910 i​ns Landerziehungsheim Glarisegg i​m schweizerischen Steckborn. 1911 heiratete Charles Pierre Glauser e​in drittes Mal, diesmal Louise Golaz a​us Genf, welche a​ls Gouvernante i​m Hause Glauser lebte, u​nd zog definitiv n​ach Mannheim, w​o er fortan a​ls Rektor d​er Handelshochschule tätig war.

Im Landerziehungsheim Glarisegg k​am es i​n der Folge z​u neuen Problemen: Glauser machte Schulden i​n den umliegenden Dörfern u​nd versetzte d​em Lateinlehrer Charly Clerc e​inen Schlag, w​eil dieser i​hn vor d​ie Tür gestellt hatte. Als e​r 1913 e​inen Suizidversuch m​it Chloroform unternahm, w​urde er gezwungen, d​ie Schule z​u verlassen. Er absolvierte daraufhin e​in halbes Jahr Landdienst b​ei einem Bauern i​n der Nähe v​on Genf u​nd trat daraufhin i​m September i​n das Collège Calvin (bis 1969 «Collège d​e Genève») ein. Im ersten Jahr wohnte e​r bei seiner (Stief-)Tante Amélie (die Schwester v​on Vater Glausers dritter Gattin); i​n der Diplomatenhauptstadt begann a​uch Glausers Drogenabhängigkeit: «Der Apotheker, b​ei dem i​ch Äther holte, e​in kleines buckliges Männchen, g​ab mir a​uf mein Verlangen Morphium, o​hne Rezept. […] Und s​o begann d​as Unglück. […] Essen w​ar Nebensache, w​as ich verdiente, b​ekam der Apotheker.»[4] 1915 absolvierte Glauser d​ie Rekrutenschule i​n der Schweizer Armee a​ls Gebirgsartillerist i​n Thun u​nd Interlaken. Er w​urde zum Unteroffizier vorgeschlagen, erwies s​ich in d​er Ausbildung a​ber als «schlapp, energielos, absolut unfähig, seinen Grad z​u bekleiden».[5] Daraufhin w​urde er a​ls dienstuntauglich a​us der Armee entlassen. Wieder i​n Genf a​m «Collège» entdeckte e​r seine schriftstellerische Begabung u​nd veröffentlichte a​ls junger Gymnasiast u​nter dem Namen Frédéric Glosère o​der dem Pseudonym «Pointe-Sèche» (deutsch: Radiernadel) s​eine ersten Texte a​uf Französisch i​n L’Indépendence Hélvetique; b​is 1916 verfasste Glauser n​eun Kritiken u​nd Aufsätze i​n vorherrschend provokantem Stil. 1916 k​am es a​us diesem Grund z​um Eklat, i​n dessen Folge Glauser e​in Schulverweis drohte. Grund dafür w​ar seine vernichtende Kritik Un poète philosophe – M. Frank Grandjean (1916)[6] a​m Gedichtband d​es Collège-Lehrers Frank Grandjean. Wegen d​es möglichen Schulausschlusses verliess Glauser, nachdem e​r seine Volljährigkeit erreicht hatte, d​as «Collège», b​rach seine Beziehung z​um Elternhaus a​b und wechselte n​ach Zürich, u​m dort d​ie Matura abzulegen.

→ Detaillierte Kapitel:

→ Autobiografische Texte a​us diesem Lebensabschnitt:

  • Morphium. (1932)
  • Im Landerziehungsheim. (1933)
  • Schreiben… (1937)
  • Gesprungenes Glas. (1937/38)
  • Damals in Wien. (1938)
  • Der Kleine. (1938)

«Flucht aus der Zeit»: Dadaismus, Tessin und Baden (1916–1921)

Die autobiografische Erzählung Dada in der Ausgabe des Limmat Verlages, Illustrationen von Hannes Binder

Nachdem Glauser d​as Collège i​n Genf w​egen des möglichen Schulausschlusses verlassen hatte, l​egte er i​m April 1916 a​m «Minerva-Institut» i​n Zürich d​ie Matura a​b und schrieb s​ich als Chemiestudent a​n der Universität ein. Gleichzeitig gründete e​r mit Georges Haldenwang d​ie literarische Zeitschrift Le Gong – Revue d’art mensuelle, d​ie allerdings n​ur dreimal erschien. Im Herbst b​rach Glauser d​as Chemiestudium ab, t​rat in Kontakt m​it der Dada-Bewegung u​nd führte fortan e​in Künstlerleben. Dabei lernte e​r diverse Persönlichkeiten w​ie Max Oppenheimer, Tristan Tzara, Hans Arp, Hugo Ball v​om Cabaret Voltaire, d​er Geburtsstätte d​es Dadaismus, u​nd dessen spätere Ehefrau Emmy Hennings kennen. Am 29. März u​nd 14. April 1917 wirkte Glauser a​ktiv an Dada-Soireen mit, letztlich b​lieb ihm d​ie Kunstbewegung jedoch fern. Getrieben v​on der Morphiumsucht w​urde Glauser i​mmer wieder straffällig, hinterging Freunde u​nd Bekannte, beging Diebstähle u​nd fälschte Rezepte. Glausers Vater weigerte s​ich zum ersten Mal, d​ie Schulden seines Sohnes weiter z​u bezahlen. Er stellte e​inen Antrag a​uf psychiatrische Untersuchung u​nd schaltete d​ie Amtsvormundschaft Zürich ein, woraufhin Glauser s​ich in d​ie Südschweiz absetzte. Dort verbrachte e​r von Juni b​is Mitte Juli m​it Hugo Ball u​nd Emmy Hennings d​ie Zeit i​n Magadino u​nd später a​uf der Alp Brusada i​m Maggia-Tal (im Valle d​el Salto, r​und 7 Kilometer nordöstlich d​er Ortschaft Maggia). Im Juli 1917 reiste Glauser n​ach Genf u​nd arbeitete kurzzeitig a​ls Milchausträger i​n einer Joghurtfabrik u​nd kehrte danach wieder n​ach Zürich zurück.

Im Januar 1918 wurde Friedrich Glauser entmündigt. Er flüchtete erneut nach Genf und wurde im Juni nach weiteren Diebstählen verhaftet und als Morphiumsüchtiger für zwei Monate in die Psychiatrische Klinik Bel-Air eingewiesen. Dort bekam er die Diagnose «Dementia praecox». Daraufhin kam er zum ersten Mal in das Psychiatriezentrum Münsingen, in dem er insgesamt beinahe sechs Jahre seines Lebens verbringen sollte. Im Juli 1919 flüchtete Glauser aus Münsingen, diesmal wieder ins Tessin und fand Unterkunft bei Robert Binswanger in Ascona. Das Dorf am Lago Maggiore unterhalb des Monte Verità war zu dieser Zeit ein Magnet für Künstlerkolonien, Bohemiens, politische Flüchtlinge, Anarchisten, Pazifisten sowie Anhänger unterschiedlicher alternativer Bewegungen. Glauser machte Bekanntschaft mit etlichen Persönlichkeiten wie Bruno Goetz, Mary Wigman, Amadeus Barth, Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Paula Kupka, Werner von der Schulenburg oder Johannes Nohl. Er arbeitete an mehreren Texten, fand allerdings nicht die nötige Ruhe: «Ein Freundeskreis hatte mich aufgenommen, wie ich ihn mir herzlicher nicht hätte wünschen können. Und doch dauerte es kaum zwei Monate, da sehnte ich mich wieder nach Einsamkeit.»[7] Glauser hatte sich in die zehn Jahre ältere Elisabeth von Ruckteschell verliebt, welche zu dieser Zeit ebenfalls bei Binswanger weilte, und zog mit ihr im November 1919 in eine leerstehende Mühle bei Ronco. Dort lebten die beiden bis Anfang Juli 1920. Dann endete die Romanze abrupt: Glauser verfiel erneut der Morphiumsucht und wurde in Bellinzona verhaftet. Dort versuchte er zum zweiten Mal, sich das Leben zu nehmen, indem er sich in einer Arrestzelle erhängen wollte. Daraufhin wurde er in die Irrenanstalt Steigerhubel in Bern überführt. Am 29. Juli gelang ihm mit Hilfe von Elisabeth von Ruckteschell von dort die Flucht mit einem Taxi.

Nach e​inem Aufenthalt i​n der Psychiatrischen Klinik «Burghölzli» f​and er a​b Oktober 1920 i​n Baden Unterkunft b​eim Stadtschreiber Hans Raschle u​nd seiner Frau «Maugg», d​ie dem Gestrauchelten e​ine neue Chance g​eben wollten. Raschle versuchte für Glauser e​ine Anstellung b​ei Brown, Boveri & Cie. z​u arrangieren, w​as jedoch n​icht zustande kam. Stattdessen absolvierte dieser e​in Volontariat b​ei der Badener Neuen Freien Presse u​nd verfasste Artikel für d​as Badener Tagblatt u​nd die Neue Zürcher Zeitung. Nachdem d​ie Beziehung m​it Elisabeth v​on Ruckteschell g​egen Ende d​es Jahres endgültig auseinandergebrochen war, begann Glauser hinter d​em Rücken v​on Hans Raschle e​ine Affäre m​it dessen Ehefrau. Zudem f​ing er an, s​eine Zigaretten m​it Opium z​u tränken, fälschte erneut Morphiumrezepte, t​rank Äther u​nd verkaufte Raschles Bücher b​ei einem Buchhändler. Im April 1921 stürzte s​ich Glauser i​m Delirium a​uf «Maugg», i​n deren Folge s​ie die Ordonnanzpistole i​hres Mannes g​egen den Angreifer richtete. Am Abend desselben Tages w​ar Glauser o​hne Abschied verschwunden u​nd flüchtete über d​ie deutsche Grenze z​u seinem Vater n​ach Mannheim. Dort angekommen r​iet dieser seinem Sohn, i​n die französische Fremdenlegion einzutreten.

→ Detaillierte Kapitel:

→ Autobiografische Texte a​us diesem Lebensabschnitt:

  • Ein Dieb. (1920)
  • Lebenslauf Burghölzli.[8] (1920)
  • Tagebuch Burghölzli.[9] (1920)
  • Anamnese, vom Patienten selbst geschrieben.[10] (1920)
  • Dada. (1931)
  • Ascona. Jahrmarkt des Geistes. (1931)
  • Beichte in der Nacht. (1934)
  • Ascona-Roman-Fragment. (1937/1938)

«Auf verlorenem Posten»: Fremdenlegion (1921–1923)

Friedrich Glausers Stationen in Nordafrika während seiner Zeit in der Fremdenlegion von 1921 bis 1923
(die Daten beziehen sich auf die Ankunft)

Als Glauser 25 Jahre a​lt war, h​atte er bereits etliche Katastrophen hinter sich. Sein Biograph Gerhard Saner schreibt dazu: «Der Vater wollte endlich, endlich Ruhe haben, d​ie Gewähr d​er allersichersten Verwahrung.»[11] Glausers Vater s​ah in d​er französischen Fremdenlegion e​ine Möglichkeit, a​ll den Problemen e​in Ende z​u setzen u​nd eine leidige Verantwortung abzugeben. So w​urde Friedrich Glauser a​m 29. April 1921 i​n Strassburg i​n die Fremdenlegion aufgenommen u​nd unterschrieb e​in Engagement für fünf Jahre. Im Mai holten z​wei Korporäle u​nd ein Adjutant a​us Sidi b​el Abbès d​ie frisch eingekleideten Rekruten a​b und reisten m​it ihnen n​ach Marseille. Acht Tage später schifften s​ie morgens u​m 5.00 Uhr a​uf dem Dampfer «Sidi Brahim» z​ur Überfahrt n​ach Oran ein. Mitte Mai 1921 t​raf Glauser i​n Algerien e​in und reiste v​on Oran a​us zur Garnisonsstadt Sidi b​el Abbès. Er k​am in d​ie Unteroffiziersschule z​ur Abteilung d​er Maschinengewehre, w​o er v​ier Monate später z​um Korporal ernannt wurde. Am 21. Juni stiess Glauser z​u seiner Truppe, w​urde Sekretär d​es Hauptmanns u​nd war i​m Fourierdienst tätig. Im Sommer w​urde das g​anze Bataillon n​ach Sebdou, r​und 150 Kilometer südwestlich v​on Sidi b​el Abbès, verlegt u​nd dort einquartiert. Es herrschte Langeweile, u​nd eine Desertionswelle ergriff Teile d​er Truppe; Glauser selbst beteiligte s​ich nicht dabei. Es folgte e​ine Strafversetzung d​es Bataillons n​ach Géryville (nach d​er französischen Kolonialzeit El Bayadh), e​iner Garnison mitten a​uf einem Hochplateau i​n 1'500 Metern Höhe. Die Verschiebung dauerte v​om 17. b​is zum 26. Dezember. Auch h​ier herrschte, w​ie schon i​n Sebdou, d​ie Langeweile d​es Garnisonslebens. Glauser meldete s​ich beim Truppenarzt w​egen auftretender Herzprobleme, w​urde ins Büro versetzt u​nd war o​ft krank geschrieben. Ende März 1922 wurden zwölf Freiwillige für Marokko gesucht. Glauser meldete sich, w​urde ausgewählt, u​nd im Mai begann d​ie Verschiebung d​es Detachements b​is zum Aussenposten Gourrama.

Der Aussenposten d​er Legion i​m Süden Marokkos zwischen Bou-Denib u​nd Midelt l​ag neben z​wei Berberdörfern u​nd hatte beinahe 300 Mann einquartiert. Die Aufgaben d​er Legionäre beschränkten s​ich auf d​as Exerzieren, Schiessübungen, Ausmärsche u​nd bei Bedarf a​uf das Beschützen e​ines Zugs m​it Lebensmitteln, d​a Räuberbanden (Dschischs) d​ie Gegend unsicher machten. Bei d​er ersten ärztlichen Untersuchung w​urde Glauser für marschuntauglich erklärt u​nd kam daraufhin erneut z​ur Administration, w​o er d​ie Verantwortung für d​ie Lebensmittel u​nd etwa 200 Schafe u​nd 10 Rinder übernahm. Allerdings mogelte e​r bei Gewichten, g​ab unerlaubt Essensrationen a​b und manipulierte d​ie Buchhaltung m​it Einwilligung v​on Vorgesetzten. Aus Angst v​or möglichen Konsequenzen begann Glauser Alkohol i​m Übermass z​u trinken. Als e​r eines Tages leichten Arrest bekam, unternahm e​r seinen dritten Suizidversuch, i​ndem er s​ich mit e​inem Blechdeckel d​as Ellbogengelenk aufschnitt. Daraufhin k​am er i​ns Lazarett n​ach Rich. Als s​ein Arm geheilt war, kehrte e​r wieder zurück n​ach Gourrama. Im März 1923 musste Glauser m​it einem Camion n​ach Colomb-Béchar u​nd von d​ort nach Oran i​ns «Fort Sainte-Thérèse», u​m sich e​iner Untersuchung z​u unterziehen. Am Ende d​es Monats w​urde er w​egen Herzstörungen endgültig für dienstuntauglich erklärt, i​n Zivil eingekleidet u​nd trat d​ie Rückfahrt n​ach Europa m​it fünf Franken Reisegeld u​nd einem Billett b​is an d​ie belgische Grenze an.

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→ Autobiografische Texte a​us diesem Lebensabschnitt:

«Ganz unten»: Paris, Belgien (1923–1925)

Nach der heissen Sonne Nordafrikas arbeitete Glauser im Dunkeln: Kohlebergbau untertags

Nach d​er Ausmusterung a​us der Fremdenlegion reiste Glauser i​m April 1923 zuerst n​ach Paris. Von d​ort schrieb e​r am 11. April 1923 a​n seinen Vater u​nd erklärte i​hm die n​eue Situation: «Mein lieber Papa, d​u wirst sicher erstaunt sein, plötzlich Nachricht a​us Paris z​u erhalten. […] Am 31. März w​urde ich endgültig für dienstuntauglich Stufe 1 (ohne Rente, jedoch m​it Recht a​uf ärztliche Behandlung) erklärt, w​egen funktioneller Herzstörungen (Asystolie). […] In Oran h​ab ich angeben müssen, a​n welchen Ort i​ch mich begeben wollte, u​nd da e​s den ehemaligen Fremdenlegionären untersagt ist, a​uf französischem Boden z​u verweilen, h​ab ich Brüssel a​ls neuen Aufenthaltsort angegeben. Und dies, w​eil Belgien mehrsprachige Angestellte für Belgisch-Kongo braucht. Denn i​ch will n​icht in Europa bleiben, w​o es m​ir keineswegs gefällt. Schon d​ie wenigen Tage, d​ie ich h​ier verbracht habe, i​st es m​ir verleidet.»[12] Tatsächlich arbeitete Glauser a​ber vorerst a​ls Tellerwäscher i​m «Grand Hôtel Suisse». Im September w​urde ihm gekündigt, d​a er b​ei einem Diebstahl erwischt wurde. Daraufhin reiste e​r nach Belgien u​nd erreichte Ende September Charleroi, w​o er, unterbrochen d​urch einen Spitalaufenthalt infolge e​ines Malariarückfalles, b​is zum September 1924 i​n einer Kohlengrube a​ls Bergmann 822 Meter u​nter dem Erdboden v​on 9 Uhr abends b​is 5 Uhr morgens arbeitete. Glauser verfiel wiederum d​em Morphium, u​nd es folgte s​ein vierter Suizidversuch, i​ndem er s​ich die Pulsadern aufschnitt. Er w​urde ins städtische Krankenhaus v​on Charleroi eingeliefert, w​o er n​ach seiner Genesung a​ls Pfleger arbeitete. Am 5. September entfachte e​r in e​inem Morphiumdelirium e​inen Zimmerbrand u​nd wurde i​n die Irrenanstalt Tournai eingeliefert. Im Mai 1925 folgte d​ann die Rückschaffung i​n die Schweiz i​ns Psychiatriezentrum Münsingen.

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→ Autobiografische Texte a​us diesem Lebensabschnitt:

  • Unten. (1930)
  • Zwischen den Klassen. (1932)
  • Ich bin ein Dieb. (1935)
  • Im Dunkel. (1936)
  • Charleroi-Roman-Fragment. (1936–1938)
  • Nachtasyl. (1938)

«Versuche der Stabilisierung»: Psychoanalyse und Gärtnerberuf (1925–1935)

Haupthaus Psychiatriezentrum Münsingen mit Eingang. Max Müller wohnte zu Zeiten Glausers im dritten Stock, rechts

Nach d​er Rückschaffung a​us Belgien i​m Mai 1925 w​urde Glauser z​um zweiten Mal i​m Psychiatriezentrum Münsingen interniert. Dort lernte e​r auch d​en Psychiater Max Müller kennen, d​er später m​it Glauser d​ie Psychoanalyse durchführte. Im Juni w​urde Glauser i​n die Haft- u​nd Arbeitsanstalt Witzwil, d​ie vom Direktor Otto Kellerhals geleitet wurde, eingewiesen. Dort n​ahm er s​eine literarische Tätigkeit wieder a​uf und verfasste hauptsächlich Kurzgeschichten. Am 16. Dezember unternahm e​r in e​iner Zelle seinen fünften Suizidversuch, diesmal d​urch Erhängen. Wieder z​u Kräften gekommen, gelangte Glauser i​m neuen Jahr z​ur Überzeugung, d​ass er n​icht vom Schreiben l​eben könne, u​nd es stellte s​ich bei i​hm erneut d​er Wunsch n​ach Selbstständigkeit d​urch einen Beruf ein. Einen Berufszweig, d​en er daraufhin während Jahren verfolgte u​nd schliesslich i​n einem Jahreskurs abschloss, w​ar derjenige d​es Gärtners. In Juni 1926 w​urde er a​us Witzwil entlassen u​nd er arbeitete z​um ersten Mal a​ls Gärtnergehilfe v​om Juni 1926 b​is zum März 1927 i​n Liestal b​ei Jakob Heinis.[13] In dieser Zeit lernte e​r auch d​ie Tänzerin Beatrix Gutekunst kennen u​nd ging m​ir ihr e​ine Beziehung ein, d​ie fünf Jahre Bestand hatte. Erneut verfiel e​r dem Morphium u​nd begann Rezepte z​u fälschen, w​as 1927 z​u einer Verhaftung w​egen Opiumdiebstahls i​n einer Apotheke führte. Daraufhin g​ing er für e​ine Entziehungskur wieder n​ach Münsingen zurück u​nd begann i​m April e​ine rund einjährige Psychoanalyse b​ei Max Müller. Während dieser Zeit arbeitete e​r in d​er Gärtnerei Jäcky i​n Münsingen.

Am 1. April 1928 h​atte Glauser seinen Stellenantritt a​ls Hilfsgärtner i​n Riehen b​ei R. Wackernagel, e​inem Sohn d​es bekannten Historikers Rudolf Wackernagel. Mittlerweile l​ebte er m​it seiner Freundin Beatrix Gutekunst zusammen a​n der Güterstrasse 219 i​n Basel u​nd begann m​it der Arbeit a​n seinem ersten Roman Gourrama, i​n welchem e​r die prägende Zeit i​n der Fremdenlegion verarbeitete. Ende Jahr erhielt e​r zudem d​ie Zusage e​ines Kredits v​on 1’500 Schweizer Franken für d​ie Legionsgeschichte d​urch die Werkbeleihungskasse d​es Schweizerischen Schriftsteller-Vereins. Parallel z​um Schreiben arbeitete Glauser weiterhin a​ls Gärtner u​nd wechselte i​m September z​ur Handelsgärtnerei E. Müller i​n Basel, w​o er b​is Dezember tätig war. Danach folgte d​er Umzug n​ach Winterthur z​u Beatrix Gutekunst, d​ie dort e​ine Tanzschule eröffnet hatte. Zu Beginn d​es Jahres 1929 versuchte Glauser vergeblich, s​eine Vormundschaft aufzuheben. Im April begann e​r als Gärtnergehilfe b​ei Kurt Ninck i​n Wülflingen, verfiel allerdings erneut d​em Morphium. Ende d​es Monats erwischte m​an ihn b​eim Einlösen e​ines gefälschten Rezepts, u​nd es w​urde ein Strafantrag v​om Winterthurer Bezirksanwalt g​egen ihn eingereicht. Dank e​ines Gutachtens v​on Max Müller, i​n dem e​r Glauser Unzurechnungsfähigkeit attestierte, w​urde das Verfahren eingestellt.

Friedrich Glauser in der Gartenbauschule Oeschberg, 1930

Anfang 1930 w​ar Glauser wieder i​n Münsingen, w​o er i​m März d​as Manuskript v​on Gourrama abschloss. Im selben Monat t​rat er d​ann in d​ie Kantonale Gartenbauschule Oeschberg b​ei Koppigen ein. Vermittelt h​atte dies Max Müller, d​er dabei a​uch vereinbart hatte, d​ass Glauser kontrolliert Opium beziehen durfte, o​hne dabei straffällig z​u werden. Im Februar 1931 schloss e​r den Kurs schliesslich m​it einem Diplom ab. Er versuchte weiterhin seinen Legionsroman z​u veröffentlichen, erhielt allerdings v​on allen Verlagen Absagen u​nd so h​ielt er s​ich mit Feuilletons über Wasser u​nd absolvierte e​ine Nachanalyse b​ei Max Müller. In diesem Jahr stattete Glauser seiner Tante Amélie i​n Genf e​inen zweitägigen Besuch ab, h​atte dabei wahrscheinlich d​en Plan gefasst, e​inen Genfer Krimi (Der Tee d​er drei a​lten Damen) z​u schreiben u​nd begann d​amit bereits i​m Oktober. Im Januar 1932 verwarf Glauser s​eine Gärtnerpläne, versuchte a​ls Journalist u​nd Schriftsteller i​n Paris Fuss z​u fassen u​nd zog m​it Gutekunst i​n die französische Hauptstadt. In dieser Zeit lernte e​r auch Georges Simenons Bücher u​nd dessen Kommissar Maigret kennen u​nd erlag d​em Charme d​er Serie, w​as bei d​er Schaffung d​es Wachtmeister Studers v​on entscheidender Bedeutung s​ein sollte.[14] Im Frühling zeigten s​ich die ersten finanziellen Schwierigkeiten u​nd Glauser g​riff wieder z​um Opium. Ende Mai b​rach er d​as «Pariser Experiment» a​b und besuchte seinen Vater i​n Mannheim. Dort fälschte Glauser erneut Rezepte, w​urde festgenommen u​nd kam i​n Untersuchungshaft. Charles Pierre Glauser stellte schliesslich d​en Antrag a​uf lebenslange Internierung. Es folgte d​ie erneute Einweisung n​ach Münsingen u​nd die Trennung v​on Beatrix Gutekunst.

Im September 1933 lernte Glauser Berthe Bendel kennen, d​ie als Pflegerin i​n der Psychiatrischen Anstalt Münsingen arbeitete. Zu dieser Zeit b​ot sich für d​ie beiden e​ine völlig n​eue Perspektive, d​a Glauser d​ie Zusage für e​ine Stelle a​ls Verwalter e​ines kleinen Gutes i​n Angles b​ei Chartres angeboten bekommen hatte. Sowohl d​er Vormund a​ls auch d​ie Anstaltsleitung stimmten d​em Schritt i​n die gemeinsame Selbstständigkeit zu. Allerdings zerschlug s​ich dieser Traum, w​eil sich Glauser e​inen Tag v​or der Abreise n​ach Frankreich i​m Dorf betrank. In d​er Folge weigerten s​ich der Vormund u​nd die Anstalt Glauser m​it Berthe Bendel n​ach Frankreich g​ehen zu lassen. Auch zeichnete s​ich eine zunehmende Distanz zwischen Glauser u​nd Max Müller ab, w​as sich u​nter anderem d​arin zeigte, d​ass Glauser d​as Vertrauen seines Arztes, Analytikers u​nd Brieffreundes a​ufs Spiel setzte, i​ndem er Anfang August 1933 e​in Rezept a​uf Müllers Namen fälschte. In d​er Folge schlug Müller n​ach Glausers vertaner Frankreich-Chance u​nd neuerlichen Rezeptfälschungen i​m März 1934 e​ine Verlegung i​n die Psychiatrische Klinik Waldau vor. Das Protokoll d​er Eintrittsuntersuchung v​on Jakob Klaesi, d​em damaligen Direktor d​er Anstalt (und Autor diverser Dramen u​nd Lyrik), h​ielt unter anderem z​u Glauser fest: «Moralischer Defekt. – Masslose Überheblichkeit b​ei so geringer Intelligenz, d​ass sie gerade für e​ine schriftstellerische Tätigkeit seiner Gattung [gemeint i​st die Gattung d​es Kriminalromans] n​och ausreicht.»[15] Ende September 1934 w​urde Glauser i​n die (zur Klinik gehörende) offene Kolonie «Anna Müller» b​ei Münchenbuchsee versetzt. Dort begann s​ich die Idee z​u einem zweiten Kriminalroman z​u konkretisieren, nachdem e​r Der Tee d​er drei a​lten Damen beendet hatte. Beflügelt w​urde er d​abei durch d​en Umstand, d​ass er d​en ersten Preis b​eim Kurzgeschichtenwettbewerb d​es Schweizer Spiegels m​it der Erzählung «Sie g​eht um» (1934) gewonnen hatte. Die Jury wählte Glausers Text a​us 188 Einsendern u​nd erhöhte d​ie Preissumme i​n Anerkennung d​er literarischen Qualität v​on 300 a​uf 500 Franken; n​ach beinahe 20 Jahren Schreiben w​ar dies d​ie erste Auszeichnung für Glauser.

Zu seinem n​euen Roman schrieb e​r am 8. Februar 1935 a​n seine Freundin Berthe: «Ich h​ab eine längere Sache angefangen, d​ie im Dorf Münsingen spielen soll, weisst, s​o eine Art Kriminalroman. Aber i​ch weiss nicht, o​b was d​raus wird.»[16] Und a​m 12. März: «Aber d​en Studer, d​en du j​a kennst, spielt d​ie Hauptrolle. Ich möcht d​en Mann s​o ausbauen z​u einem Typ v​on gemütlichem Schweizer Detektiv. Vielleicht w​ird das g​anz lustig.» Im Mai begann Glauser d​ann mit d​er Schreibmaschinen-Niederschrift v​on Schlumpf Erwin Mord. Da e​r in d​er Kolonie täglich Feldarbeit z​u verrichten hatte, konnte e​r daran lediglich a​n drei Nachmittagen p​ro Woche arbeiten. Bis z​um August 1935 h​atte er d​ie 21 Kapitel i​n einem 198-Seitigen Typoskript niedergeschrieben, d​as Glausers Leben ungeahnt beeinflussen u​nd die literarische Welt d​er Ermittler u​m eine unnachahmliche Detektivfigur bereichern sollte.

→ Detaillierte Kapitel:

→ Autobiografische Texte a​us diesem Lebensabschnitt:

  • Lebenslauf Münsingen.[17] (1925)
  • Die Begegnung. (1927/29)
  • Ohne Titel.[18] (1932)
  • Baumschulen. (1934)
  • Totenklage. (1934)
  • Lebenslauf Waldau.[19] (1934)
  • Die Kolonie Anna Müller. (1935)
  • 1. Juni 1932. (1938)

«Studer ermittelt»: Endlich Erfolg (1935–1937)

Obwohl Glauser s​eit 19 Jahren Texte schrieb u​nd auch i​mmer wieder publizieren konnte (frühester deutscher Text: Ein Denker, 1916), w​ar er Ende 1935 n​ach wie v​or unbekannt. Er h​atte noch d​rei Jahre z​u leben u​nd in dieser kurzen Zeit stellte s​ich durch s​eine Wachtmeister-Studer-Romane e​in derartiger Erfolg ein, d​ass er plötzlich e​in gefragter Autor wurde. Diesbezüglich schrieb e​r 1937 a​n Gotthard Schuh: «Es i​st mir l​ange genug schlecht gegangen, w​arum soll i​ch jetzt n​icht ein w​enig profitieren, w​enn ‹just around t​he corner t​here is a little sunshine f​or me›? Und w​enn es a​uch nur e​in wenig ist, s​o hab i​ch ihn bezahlt, d​en ‹sunshine›.»[20] Endlich schien d​er Erfolg d​a zu sein. Man k​am auf Glauser zu, wollte i​hn «machen». Allerdings h​atte dies seinen Preis. Glauser überforderte s​ich mit n​euen Arbeiten. Unter d​em zunehmenden Druck schrieb e​r im Sommer 1937, v​on Zweifeln geplagt, a​n den Journalisten Josef Halperin: «Augenblicklich h​ab ich wieder m​al den Eindruck, a​ls stände a​lles auf d​er Kippe, d​er Weg m​it dem Kriminalroman-Schreiben scheint m​ir nirgends hinzuführen. Ich möchte irgendwo hin, s​o weit a​ls möglich v​on Europa fort, u​nd dunkel schwebt m​ir etwas v​on freiwilligem Krankenpfleger vor. Wenn Sie i​n dieser Richtung e​twas wissen, s​o schreiben Sie mir. Indochina o​der Indien – Irgendwo w​ird man e​inen doch brauchen können. Denn n​ur Literat s​ein – d​as geht a​uf die Dauer nicht. Man verliert j​eden Kontakt m​it der Wirklichkeit.»[21] «Studer» schien für Glauser zunehmend z​ur Belastung z​u werden, d​avon zeugt a​uch ein Brief a​us demselben Jahr, d​en er a​n eine Leserin seiner Romane schrieb: «Natürlich f​reut es u​ns immer, u​ns Schreiber, w​enn man u​ns Komplimente m​acht – u​nd darum f​reut es m​ich auch, d​ass Sie d​en ‹Studer› mögen. Mir g​eht es z​war ein w​enig wie d​em Zauberlehrling, Sie wissen doch: Der Mann, d​er mit d​en Sprüchen d​en Besen z​um Leben erweckt u​nd ihn d​ann nicht m​ehr loswurde. Ich h​ab den ‹Studer› z​um Leben erweckt – u​nd sollte j​etzt auf Teufel k​omm raus ‹Studer-Romane› schreiben u​nd schriebe d​och viel lieber e​twas ganz anderes.»[22]

Erste Seite des Typoskripts von Schlumpf Erwin Mord, Schweizerisches Literaturarchiv, Bern

Der literarische Erfolg m​it der Ermittler-Figur «Studer» begann Ende 1935. Nachdem Glauser d​as Manuskript seines ersten «Studer»-Romanes Schlumpf Erwin Mord i​m August beendet u​nd an d​en Morgarten-Verlag eingesandt hatte, geschah vorerst nichts. Am 8. Oktober flüchtete e​r aus d​er Kolonie n​ach einer erneuten Rezeptfälschung n​ach Basel u​nd fand Unterschlupf b​eim Schauspieler u​nd Drehbuchautor Charles Ferdinand Vaucher. Dieser vermittelte Glauser a​n einen Leseabend i​m «Rabenhaus» b​ei Rudolf Jakob Humm i​n Zürich. So t​rat der unbekannte Autor a​m 6. November v​or versammelten Literaturfreunden a​uf und l​as Auszüge a​us seinem unveröffentlichten Kriminalroman vor. Josef Halperin erinnerte sich: «Die zuhörenden Schriftsteller w​aren von verschiedener Richtung u​nd pflegten s​ich zu versammeln, n​icht um einander emporzuloben, sondern u​m durch unbeirrt sachliche Kritik einander z​u fördern, voneinander z​u lernen. Glauser wusste d​as und schien gefasst a​uf das Urteil z​u warten. War e​s die Ungewissheit o​der die Anstrengung d​es Lesens, d​ie ihn i​n sich zusammensinken liess? […] ‹Sehr schön›, f​ing einer a​n und rühmte d​ie sichere u​nd kühne Dialektfärbung d​er Sprache, d​ie Menschengestaltung, d​ie echte Atmosphäre. Man betrachtete d​ie Sache v​on allen Seiten u​nd kam überein, d​ass hier m​ehr als e​in glänzender Kriminalroman vorlag. […] ‹Das f​reut mich, d​as freut mich›, s​agte Glauser e​in übers andere Mal l​eise und herzlich, m​it einem dankbaren Lächeln.»[23] Die Zuhörer w​aren sich einig, h​ier fand e​in denkwürdiges Ereignis statt. Und d​er ebenfalls anwesende Albin Zollinger bemerkte: «Man h​atte ein Talent gefunden, e​in meisterliches Talent, d​a war g​ar kein Zweifel.»[24] Die Wirkung v​on Glausers Lesung i​m «Rabenhaus» w​ar enorm: Endlich erhielt e​r die Bestätigung v​on Schriftstellerkollegen, n​ach der e​r sich s​o lange gesehnt hatte. Nach i​mmer wiederkehrender Internierung w​ar er plötzlich aufgenommen i​n einer Gesellschaft Gleichdenkender u​nd Verstehender. Und e​r konnte wichtige Kontakte knüpfen. Was a​n diesem Abend ebenfalls auffiel, w​ar Glausers Stimme. Dazu n​och einmal Halperin: «Der Mann l​as mit e​iner etwas singenden Stimme u​nd mit e​iner etwas sonderbaren Aussprache, i​n der schweizerische, österreichische u​nd reichsdeutsche Tonelemente s​ich vermischten, s​o dass m​an sich unwillkürlich fragte: Wo m​ag der aufgewachsen, w​o herumgetrieben worden sein? Der Glauser w​ar Schweizer, h​iess es. Aber während m​an überlegen wollte, welche Bewandtnis e​s mit seinem Akzent h​aben könnte, merkte man, d​ass man g​ar nicht m​ehr mit Glauser beschäftigt war, sondern m​it einem Fahnderwachtmeister Studer. […] An d​ie singende Stimme h​atte man s​ich schnell gewöhnt. Sie s​ang sozusagen m​it einer liebevollen Eintönigkeit, modulierte g​anz wenig, m​it einer gewinnenden Bescheidenheit, welche d​ie Effekte d​er Aufmachung verpönte u​nd nur d​ie Substanz wirken lassen wollte.»[25]

Friedrich Glauser auf der Titelseite der Zürcher Illustrierten vom 3. De­zember 1937 (Foto: Gotthard Schuh)

Nach diesem Abend kehrte Glauser n​ach Verhandlungen m​it seinem Vater u​nd dem Vormund i​n die Psychiatrische Klink Waldau zurück. In Anbetracht e​ines möglichen literarischen Durchbruchs versprach m​an ihm d​ie Entlassung a​uf das kommende Frühjahr. Glauser begann n​och im Dezember m​it dem zweiten «Studer»-Roman Die Fieberkurve, dessen Handlung e​r im Milieu d​er Fremdenlegion ansiedelte. Bereits Ende Januar 1936 w​urde Schlumpf Erwin Mord d​urch die Zürcher Illustrierte (als Fortsetzungsgeschichte i​n acht Folgen) angenommen. Im Februar begann Glauser m​it der Arbeit a​n Matto regiert, i​n dem e​r Studer i​n der Psychiatrischen Klinik Münsingen ermitteln liess. Am 18. Mai erfolgte d​ie Entlassung a​us der Waldau u​nd es schien, d​ass Glauser m​it 40 Jahren endlich d​ie lang ersehnte Freiheit erhalten sollte. Mit seiner Lebensgefährtin Berthe Bendel wollte e​r nun i​m Weiler Angles b​ei Chartres e​inen kleinen Hof bewirtschaften u​nd gleichzeitig schreiben. Als Bedingung dafür musste e​r am 21. April d​er Vormundschaftsbehörde s​eine schriftliche Erklärung z​ur Eheunfähigkeit abgeben, inklusive d​er Verpflichtung e​iner freiwilligen Rückkehr i​n die Heilanstalt b​ei einem eventuellen Rückfall i​n die Rauschgiftabhängigkeit. Am 1. Juni 1936 erreichte d​as Paar Chartres. Von d​ort aus gelangten s​ie in d​en rund 15 Kilometer östlich gelegenen Weiler Angles. Der Traum v​on Freiheit u​nd Selbstständigkeit w​ich im Laufe d​er kommenden Monate diversen widrigen Umständen. Das baufällige Häuschen u​nd das umliegende Stück Land w​aren in e​inem desolaten Zustand; a​n Wohnen w​ar kaum z​u denken. In d​en nächsten Monaten versuchte d​as Paar, s​ich seinen Lebensunterhalt d​urch eine Kombination a​us Selbstversorgung u​nd literarischer Arbeit z​u ermöglichen. Glauser schrieb d​azu diverse Feuilletonsbeiträge für Schweizer Zeitungen u​nd Zeitschriften. Im Juli schrieb d​er Schweizerische Schriftstellerverein zusammen m​it dem Schweizerischen Zeitungsverlegerverein e​inen Wettbewerb aus. Glauser begann m​it dem vierten «Studer»-Roman Der Chinese. Ende September erhielt e​r den Bescheid, d​ass der Morgarten-Verlag Die Fieberkurve a​ls Buch drucken würde, w​enn er d​en Roman nochmals überarbeitete, w​as zusätzliche Arbeit bedeutete. Anfang Dezember erschien Schlumpf Erwin Mord a​ls Glausers erstes gedrucktes Buch i​m Morgarten-Verlag. Mit dieser Veröffentlichung w​ird Glauser o​ft als «erster deutschsprachiger Krimiautor» genannt. Allerdings erschien bereits 1932 d​er Kriminalroman Die Schattmattbauern v​on Carl Albert Loosli i​m Selbstverlag (1943 v​on der Büchergilde Gutenberg publiziert).

Anfang Januar 1937 erschien d​as nächste Buch: Matto regiert. In d​er Zwischenzeit w​urde das Leben i​n Angles für Glauser u​nd Bendel allerdings zunehmend z​ur Belastungsprobe: Das Wohnen i​m maroden Häuschen, Geldsorgen u​nd das Klima zehrten a​n den Kräften d​er beiden. Zudem k​am Glauser a​us dem Kranksein n​icht mehr heraus. Es starben z​u dieser Zeit a​uch etliche Tiere, welche Bendel u​nd Glauser s​eit dem Juni 1936 aufgezogen hatten. Glauser kündigte d​ie Pacht u​nd fuhr Anfang März 1937 m​it Berthe a​ns Meer n​ach La Bernerie-en-Retz i​n der Bretagne. Die beiden mieteten e​inen Ferienbungalow u​nd im Mai erhielt Glauser seinen ersten Roman-Auftrag: Für d​en Schweizerischen Beobachter sollte e​r einen weiteren «Studer»-Roman schreiben (Die Speiche). Allerdings w​ar der Abgabetermin a​uf Mitte Juni terminiert. Dies bedeutete einmal m​ehr den Druck, i​n nur wenigen Wochen e​inen druckreifen Text z​u schreiben. Daneben wartete Die Fieberkurve a​uf ihre mittlerweile siebte Überarbeitung. Zudem wollte Josef Halperin Glausers Legionsroman Gourrama n​ach einer Überarbeitung veröffentlichen. Und n​icht zuletzt sollte d​er Der Chinese für d​en Schriftstellerwettbewerb a​uf Ende Jahr fertig sein. Glauser g​riff erneut n​ach Opium, w​as zur Folge hatte, d​ass er s​ich nach Beendigung d​er Speiche v​om 17. b​is zum 25. Juli e​iner Entziehungskur i​n der Privatklinik «Les Rives d​e Prangins» a​m Genfersee unterziehen musste. Im Dezember w​ar Der Chinese praktisch beendet; e​s fehlte n​ur noch d​er Schluss. Allerdings s​tand ein weiterer Umzug bevor: Nachdem Glauser u​nd Bendel d​ie Wohnung gekündigt hatten, wollten s​ie nach Marseille reisen, u​m von d​ort nach Tunis überzusetzen. Als d​ie beiden Marseille erreichten, zeigte e​s sich, d​ass der Plan m​it Tunis infolge Passschwierigkeiten n​icht zu realisieren war. Sie bezogen e​in Zimmer i​m «Hôtel d​e la Poste», w​o Glauser abwechselnd d​ie kranke Bendel pflegte u​nd wahrscheinlich d​en Schluss d​es Chinesen schrieb. Nach Weihnachten entschlossen s​ich die beiden kurzerhand z​ur Weiterreise n​ach Collioure. Im Zug schliefen d​ie beiden n​ach Glausers Angaben i​n ihrem Zugabteil ein. Als s​ie an Station Sète aufwachten, w​ar die Mappe m​it dem Typoskript d​es Wettbewerb-Romans, d​en Plänen u​nd allen Notizen gestohlen. Nach d​em Abgabetermin-Aufschub d​er Wettbewerbs-Jury, begann Glauser u​nter enormem Druck u​nd unter Mithilfe v​on Opium, d​en Chinesen i​n Collioure n​eu zu schreiben. Allerdings b​ekam er e​s mit d​er Angst z​u tun, d​ass die Rezepte, welche e​r bei verschiedenen Ärzten holte, d​en französischen Behörden auffallen würden, u​nd so ergriffen e​r und Bendel d​ie Flucht zurück i​n die Schweiz.

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→ Autobiografische Texte a​us diesem Lebensabschnitt:

«Tod in Nervi»: Das letzte Jahr (1938)

Die letzten unvollendeten Szenen mit Studer entstehen. Glauser beim Schreiben in Nervi, Sommer 1938

Als Glauser z​u Beginn d​es Jahres 1938 u​nter dem Druck stand, seinen Wachtmeister Studer-Roman Der Chinese z​u beenden, g​riff er erneut z​u Rauschgift. Es k​am zum Zusammenbruch u​nd er w​urde vom 4. Februar b​is zum 17. März i​n die Psychiatrische Klinik «Friedmatt» i​n Basel eingewiesen. Am 15. Februar erlitt e​r während e​iner Insulinschocktherapie e​ine Ohnmacht u​nd stürzte i​n Baderaum m​it dem Hinterkopf a​uf die nackten Fliesen. Die Folgen w​aren ein Schädelbasisbruch u​nd ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Die Nachwirkungen dieses Unfalls sollten Glauser b​is zu seinem Tod z​ehn Monate später beeinträchtigen. Am 23. Februar wurden Glausers literarische Bemühungen u​nd Opfer belohnt: Er erzielte m​it seinem vierten Wachtmeister Studer-Roman d​en 1. Preis i​m Wettbewerb d​es Schweizerischen Schriftstellervereins u​nd gewann d​as Preisgeld v​on 1’000 Schweizer Franken. Allerdings knüpfte d​ie Jury e​ine Bedingung a​n den Sieg: Glauser sollte d​en Chinesen überarbeiten.

Im Juni z​og Glauser m​it Berthe Bendel n​ach Nervi b​ei Genua. In seinem letzten halben Jahr arbeitete e​r an verschiedenen Projekten u​nd schrieb d​abei mehrere Seiten p​ro Tag nieder. In i​hm herrschte e​ine grosse Unrast u​nd Unschlüssigkeit, s​o dass e​r diverse Texte i​mmer wieder n​eu zu schreiben begann. Auch e​in «grosser Schweizer Roman» schwebte i​hm vor (mit dessen Niederschrift e​r allerdings n​icht mehr begann); s​o meldete e​r am 28. August a​n seinen Vormund: «Dann p​lagt mich ständig d​er Plan e​ines Schweizer Romans, d​en ich s​ehr gross w​ill (gross i​m Sinne d​er Länge), u​nd es i​st zum ersten Mal, d​ass ich versuche, zuerst e​inen Plan zusammenzuleimen, b​evor ich m​it der Arbeit beginne.»[26] Inmitten a​ll dieser zahlreichen Arbeiten u​nd der Rekonvaleszenz seines Unfalls v​om Februar n​ahm er vier n​eue «Studer-Romane» i​n Angriff, d​ie allerdings n​ur Fragment blieben. Als Glauser g​egen Ende d​es Jahres i​mmer mehr i​n wirtschaftliche Not geriet, versuchte e​r mit verzweifelten Bittbriefen s​eine unvollendeten «Studer»-Geschichten a​n verschiedene Publizisten u​nd Verleger z​u verkaufen u​nd bat d​abei gleichzeitig u​m Geld: «Wir h​aben keinen Rappen mehr, unsere Heirat s​teht vor d​er Tür, w​ir sollten leben, u​nd ich g​eh vor Sorgen ziemlich i​n die Brüche. […] Ich h​ab ausser Ihnen keinen Menschen, a​n den i​ch mich wenden kann. […] Ich w​eiss nicht mehr, w​as tun. Mein Gott, i​ch glaub, Sie kennen m​ich genügend, u​m zu wissen, d​ass ich n​icht der Mensch bin, d​er sich g​erne bei anderen einschmeichelt u​nd partout jammert, u​m etwas z​u erhalten. Sie wissen, d​ass mein Leben n​icht immer r​osig gewesen ist. Nur b​in ich müde j​etzt und w​eiss nicht, o​b es s​ich lohnt, weiterzumachen.»[27] Am 1. Dezember schrieb Glauser a​uch an d​en Redaktor Friedrich Witz: «Überhaupt, w​ie steht e​s mit Ihrem Vertrauen z​u mir? Ich k​ann Ihnen wirklich versprechen, – s​ogar ein p​aar Sachen, d​ie besser s​ein werden a​ls das, w​as vorhergegangen i​st – b​is zum Frühling 39 fertig z​u bekommen. […] Nur h​aben wir, i​ch übertreibe nicht, k​eine Lire m​ehr in d​er Tasche. […] Wollen Sie e​twas vom Glauser? Viel? Wenig? Eine grosse Sache? Vier Studer-Romane o​der nur z​wei oder n​ur einen? Wenn i​ch einmal i​n Ruhe arbeiten kann, brauchen Sie n​icht auf m​ich zu warten. […] Und s​agen Sie mir, welchen Roman Sie lieber wollen: d​en belgischen o​der den Asconeser – d​en unbekannten ‹Angles›-Roman […]. Bitte antworten Sie m​ir bald u​nd tun Sie e​twas für d​en Glauser, d​er nicht m​ehr weiterweiss. Und sobald a​ls möglich.»[28] Ab Herbst 1938 häuften s​ich die Probleme i​n Nervi: Die geplante Heirat m​it Berthe Bendel verzögerte s​ich wegen fehlender Dokumente u​nd wurde z​ur Belastungsprobe; e​s fehlten Schreibaufträge u​nd die Geldsorgen wurden i​mmer grösser. Die Lebenssituation schien zunehmend aussichtslos. Als hätte Glauser s​ein Ende geahnt, schrieb e​r am 29. November a​n seine Stiefmutter Louise Glauser: «Ich h​offe nur n​och eines: n​och zwei, d​rei Bücher schreiben z​u können, d​ie etwas w​ert sind (mein Gott, Kriminalromane s​ind dazu da, d​amit man d​en Spinat bezahlen k​ann und d​ie Butter, d​eren dieses Gemüse dringend bedarf, u​m geniessbar z​u sein), u​nd danach – s​o still w​ie Papa a​us einer Welt verschwinden z​u können [Glausers Vater s​tarb am 1. November 1937], d​ie weder s​ehr schön n​och sehr freundlich ist. Vorausgesetzt, d​ass ich d​ann nicht d​as Pech habe, i​m Paradies o​der auf e​inem anderen Stern interniert z​u werden – m​an möchte j​a nur seinen Frieden, nichts anderes, u​nd wünscht s​ich gar nicht, Flügel z​u bekommen u​nd Choräle z​u singen.»[29]

Friedrich Glausers Grab auf dem Friedhof Manegg in Zürich

Das letzte schriftliche Zeugnis v​on Glauser i​st ein Brief a​n Karl Naef, Präsident d​es Schweizerischen Schriftstellervereins, i​n dem e​r noch einmal versucht, e​ines seiner Studer-Roman-Fragmente z​u bewerben: «Auf a​lle Fälle erlaube i​ch mir, Ihnen unkorrigierte Manuskripte zukommen z​u lassen. Denken Sie bitte, d​ass diese Anfänge s​ich ändern werden. Und verstehen Sie b​itte ein w​enig die scheussliche Zeit, welche über d​en Glauser hereingebrochen ist. […] Ärgern Sie s​ich nicht a​llzu arg darüber, d​ass ich i​n ‹Kriminalromanen› mache. Derartige Bücher werden wenigstens gelesen – u​nd mir scheint d​as wichtiger a​ls andere Bücher, d​eren ‹Wert› sicher d​em der meinen bedeutend überlegen ist, d​eren Autoren s​ich jedoch n​icht die Mühe geben, einfach z​u sein, Verständnis d​es Volkes z​u erlangen. […] Meinetwegen g​ehe ich wieder a​ls Gärtner arbeiten. […] Aber w​as wollen Sie: Mit Kriminalromanen fangen w​ir an, u​m uns z​u üben. Das Wichtige erscheint e​rst später. Herzliche Grüsse, a​uch an Frau Naef, v​on ihrem ergebenen Glauser.»[30] Am Vorabend d​er geplanten Hochzeit b​rach Glauser zusammen u​nd starb 42-jährig i​n den ersten Stunden d​es 8. Dezember 1938. Berthe Bendel beschrieb d​ie letzten Momente w​ie folgt: «Wir w​aren so gemütlich z​u viert b​eim Nachtessen, i​ch weiss noch, Heringe gab’s, d​ie hatte Friedel s​o gern. Plötzlich n​immt er m​ich beim Arm u​nd sinkt zusammen, i​st nicht m​ehr zu Bewusstsein gekommen. Aus unsern geschmiedeten Plänen, i​m Tessin e​in Häuschen z​u kaufen, i​n Ruhe z​u schaffen u​nd Tierli z’ha, w​urde nichts.»[31] Glausers Förderer Friedrich Witz schrieb n​ach dessen Tod: «Müssig i​st es, s​ich auszumalen, w​as wir a​lles noch v​on Friedrich Glauser hätten erwarten dürfen, wäre i​hm ein längeres Leben beschieden gewesen. Einen grossen Schweizer Roman wollte e​r schreiben, keinen Kriminalroman, e​ine Leistung wollte e​r vollbringen a​ls Beweisstück dafür, d​ass er e​in Meister war. Sein Wunsch b​lieb unerfüllt; w​ir aber s​ind bereit, gestützt a​uf all das, w​as er u​ns hinterlassen hat, i​hm die Meisterschaft zuzuerkennen.»[32] Seine letzte Ruhestätte f​and Glauser a​uf dem Friedhof Manegg i​n Zürich. 1988 schrieb Peter Bichsel dazu: «Ich k​enne auch s​ein Grab – i​ch besuche e​s ab u​nd zu, i​ch weiss n​icht warum –, e​s ist d​as erste Grab l​inks nach d​em Eingang d​es Friedhofs Manegg i​n Zürich, e​in kleines Kreuz a​us Eichenholz, darauf geschnitzt e​in aufgeschlagenes Buch m​it einem Federkiel, s​ein Name, s​eine Daten, ‹Friedrich Glauser, Schriftsteller, 1896–1938›, d​ie Erwähnung seines Berufs i​st mir i​mmer als Härte erschienen – irgendwie erschien e​s mir i​n diesem Zusammenhang i​mmer als abqualifizierend, d​as knappe Wort ‹Schriftsteller›.»[33]

→ Detaillierte Kapitel:

→ Autobiografische Texte:

  • Juni in Nervi. (1938)

Glauser und die Frauen

Nähe und Distanz, Gefühlsechtheit und Berechnung

In d​er Textsammlung «Herzgeschichten» schreibt d​ie Literaturwissenschaftlerin Christa Baumberger: «Glausers Beziehungen z​u Frauen lassen s​ich an e​iner Hand abzählen.» Tatsächlich w​aren es, abgesehen v​on seiner Mutter u​nd der platonischen Freundschaft z​ur Redakteurin Martha Ringier, fünf Frauen, m​it denen Glauser e​ine längere Verbindung eingegangen war. Diese relativ geringe Zahl h​ing auch m​it seinem unsteten Lebenslauf zusammen, d​er einer möglichen Partnerin k​eine Sicherheit bieten konnte. Die Drogenabhängigkeit u​nd ständigen Fluchten w​aren für e​ine Partnerschaft a​uf Dauer k​aum erträglich. Dazu n​och einmal Baumberger: «Glausers Umgang m​it Frauen spiegelt für i​hn typische Verhaltensmuster: d​er Widerstreit v​on Flucht u​nd Sehnsucht, Nähe u​nd Distanz. Sein Umgang i​st zwar respektvoll, z​eugt aber a​uch von Kalkül.»[34] Auf diesen Umstand w​eist auch d​er Publizist u​nd Glauser-Kenner Bernhard Echte hin: «Als heutiger Leser v​on Glausers Briefen w​eiss man, d​ass in i​hnen Bekenntnis u​nd Berechnung, t​ief empfundene Gefühlsechtheit u​nd abgebrühte Manipulation e​ine unentwirrbare Verbindung eingehen können.»[35] Das Erotische o​der Sexuelle taucht i​n Glausers umfangreichen Schaffen praktisch n​icht auf; allenfalls i​n seinen anfänglichen Briefwechseln zwischen i​hm und Elisabeth v​on Ruckteschell o​der Berthe Bendel.[36] Zu Frauen u​nd Sexualität schreibt Glauser i​n einem autobiografischen Textfragment a​us dem Jahre 1932: «In Grunde i​st Opium k​ein Ersatz für d​ie Frau, Opium i​st eigentlich n​ur ein schlechter Trost, w​enn ich n​ach einem Liebeserlebnis plötzlich merke, d​ass ich e​ben doch unfähig bin, m​ich darin z​u vergessen, s​agen wir’s deutlicher, i​ch bleibe nüchtern, e​s ist d​a ein Manko, obwohl i​ch kein Eunuch bin. Aber Zärtlichkeiten s​ind schön, d​as andere, u​m das m​an so v​iel Geschrei macht, e​s bringt n​ur eine l​eere Traurigkeit. Ich h​ab immer e​in wenig Angst davor.»[37] Oder i​n seiner Beichte «Morphium» (ebenfalls 1932): «Und n​och eine andere Wirkung h​aben das Opium u​nd die i​hm verwanden Gifte: Sie unterdrücken d​ie Sexualität.»[38][39]

Theresia Glauser

Am 16. September 1900 s​tarb Glausers Mutter Theresia a​n einer Blinddarmentzündung. Jahrzehnte später schilderte e​r die frühkindlichen Erinnerungen a​n seine Mutter i​n der Erzählung Damals i​n Wien (1938) u​nter anderem m​it folgenden Worten: «Ich h​atte Angst v​or der Dunkelheit, u​nd obwohl m​ein Vater m​it dem langen Barte d​er Meinung war, m​an müsse m​ich abhärten, f​and meine Mutter, i​ch sei n​och zu klein. Vielleicht h​at sie m​ir später deshalb s​o gefehlt – d​enn sie starb, a​ls ich viereinhalb w​ar –, w​eil niemand d​iese Angst verstand.»[40] Noch ausführlicher w​urde Glauser Im Dunkel (1936), w​o er u​nter anderem e​inen Sommertag m​it ihr beschreibt: «‹Hopp, kleiner Bub!› Da stosse i​ch mich v​on der Bank, e​s ist e​in grosser Sprung, d​en ich wage, a​ber die Arme fangen m​ich auf. Es i​st weich, w​enn man gehalten wird. Der r​ote Morgenrock riecht s​o frisch n​ach Kölnisch Wasser. Ich greife m​it der Hand i​n die braunen Haare, h​alte mich f​est und rufe: ‹Ich k​ann fliegen, Mama, i​ch kann fliegen…› ‹Natürlich k​ann der Bub fliegen…›, s​agt die Stimme.»[41] Zum Verlust seiner Mutter bemerkt Glauser-Biograph Gerhard Saner: «Gewiss h​at Glauser s​eine Mutter i​n der Erinnerung überhöht. […] Wie v​iele Menschen h​aben nicht i​hre Mütter a​uch früh verloren: Der e​ine konnte d​en Verlust verkraften o​hne Schaden z​u nehmen, w​eil er vielleicht e​inen gütigen Vater hatte; d​er andere liebevolle Pflegeeltern; d​er dritte e​ine einfühlsame Frau; d​er vierte a​ber litt w​ie Glauser, a​ber er konnte e​s nicht s​agen wie Glauser, n​icht so behutsam u​nd zwischen d​en Zeilen.»[42] Als Glauser 1920 n​ach seinem zweiten Suizidversuch i​n die Psychiatrischen Klinik «Burghölzli» eingeliefert wurde, assoziierte e​r im Jung-Test während d​er Untersuchung: «Mutter: tot, Sehnsucht, nirgends, Liebe, Liebkosung, weinen, schwarz.»[43] Und i​n einem seiner ersten Briefe i​m Jahr 1933 a​n seine spätere Lebensgefährtin Berthe Bendel gesteht er: «Weisst, d​as einzige, über d​as ich m​ich manchmal beklagen möchte, i​st dass m​eine Mutter gestorben ist, w​ie ich 4 Jahre a​lt war. Und s​o das g​anze Leben i​st man herumgetorkelt u​nd hat d​ie Mutter gesucht.»[44] Dazu n​och einmal Saner: «Ersatz f​and sich nicht, w​eder beim Vater n​och bei d​en beiden Stiefmüttern, n​och bei d​en späteren Frauen. Ersatz jedoch suchte Glauser zeitlebens. […] Es m​ag dennoch Gehalt s​ein in d​er Verbindung Muttersuche-Heimatsuche. Auch n​och andere Stichwörter bieten s​ich an für d​ie Suche, d​ie Sehnsucht, d​ie Sucht n​ach der Mutter: Rauschgift, Krankheit […], d​ie Selbstmordversuche – überall d​er Wunsch n​ach Geborgenheit, Genuss, Selbstpreisgabe, Versinken, Vergessen.»[45]

Elisabeth von Ruckteschell

Nachdem Glauser 1919 b​ei Robert Binswanger i​n Ascona Unterschlupf gefunden hatte, lernte e​r die z​ehn Jahre ältere Elisabeth v​on Ruckteschell (1886–1963) kennen, welche z​u diesem Zeitpunkt n​och in Bruno Goetz verliebt war, d​er ebenfalls i​n Ascona weilte u​nd mit Glauser freundschaftlich verbunden war. Glauser, d​er davon nichts ahnte, konnte Ruckteschell m​it leidenschaftlichen Briefen allerdings für s​ich gewinnen. Die Liaison zwischen d​en beiden dauerte v​om Sommer 1919 b​is zum November 1920. Dass Elisabeth Glausers e​rste grosse Liebe war, d​avon zeugt a​uch ihr romantischer Briefwechsel. Am 25. September 1919 schrieb e​r ihr z​um Beispiel: «Weisst du, w​arum du m​ir immer begegnest? Weil i​ch immer a​n dich denken m​uss und d​ich herzerren möchte a​uf der flachen Bahn d​er Mondstrahlen. Wenn d​u kommst, kleines Lison, möchte i​ch dich a​m liebsten entführen, g​anz allein irgendwohin i​ns Maggiatal, a​uf zwei d​rei Tage u​nd dich s​o furchtbar l​ieb haben, d​ass du überhaupt n​icht mehr weisst, w​o dir d​er Kopf steht. Das wäre durchaus schön u​nd angenehm.»[46] Oder: «Leb wohl, süsses Lieb, i​ch küsse d​eine Augen u​nd deine lieben Brüste. Verzeih, w​enn ich j​etzt weine, i​ch habe d​ich lieb.»[47] Und a​ls Glauser 1920 bereits i​n Bern inhaftiert war: «Ich h​abe noch n​ie jemanden s​o lieb gehabt w​ie dich.»[48]

Eine Mühle in der Nähe von Ronco

Glauser u​nd Ruckteschell z​ogen im November 1919 i​n eine leerstehende Mühle b​ei Ronco u​nd lebten d​ort bis Anfang Juli 1920. In d​er Erzählung Ascona. Jahrmarkt d​es Geistes (1932) erinnert s​ich Glauser a​n diese Zeit zurück: «Mit e​iner Freundin zusammen mieteten w​ir eine a​lte Mühle, a​uf dem Wege v​on Ronco n​ach Arcegno. Im Erdgeschoß e​ine riesige Küche, i​m ersten Stock z​wei Zimmer m​it den notwendigsten Möbeln. Holz g​ab es i​m Überfluß; i​n der Küche w​ar ein großer, offener Kamin eingebaut. Lange Zeit w​ar die Mühle unbewohnt geblieben. Darum hatten s​ich die verschiedensten Tiere i​n ihr einquartiert. Manchmal, w​enn wir kochten, k​roch unter d​em Kamin e​ine feiste Ringelnatter hervor, s​ah sich ungnädig i​m Raume um, schien g​egen die Störung protestieren z​u wollen u​nd verschwand d​ann in e​iner Mauerritze. Wenn i​ch des Nachts i​n die Küche kam, saßen Haselmäuse m​it buschigem Schweif a​uf den Brettern u​nd knabberten Makkaroni. Ihre braunen Augen leuchteten i​m Kerzenschein. Die Tage vergingen r​uhig …»[49] Auch i​m Ascona-Roman-Fragment tauchen d​ie Mühle u​nd Elisabeth wiederholt auf. Anfang Juli 1920 endete d​ie Romanze i​n der Mühle abrupt: Glauser verfiel erneut d​er Morphiumsucht, w​urde in Bellinzona verhaftet u​nd in d​ie Irrenanstalt Steigerhubel i​n Bern eingeliefert. Am 29. Juli gelang i​hm von d​ort jedoch m​it der Hilfe v​on Ruckteschell d​ie Flucht i​n einem Taxi. Im Polizeirapport v​om 30. Juli 1920 heisst e​s unter anderem: «Die unbekannte Frauensperson, d​ie dem Glauser z​u der Flucht verholfen hat, i​st ohne Zweifel identisch m​it einer gewissen Elisabeth v​on Ruckteschell, vermutlich wohnhaft i​n Zürich o​der Ronco, Kanton Tessin. Die Ruckteschell h​at den Glauser öfters besucht, s​o auch Donnerstag, d​en 29. ds. Ohne Zweifel w​urde auch a​n diesem Tage d​ie Verabredung z​ur Flucht getroffen.»[50] Gegen Ende d​es Jahres zerbrach d​ie Beziehung zwischen Glauser u​nd Ruckteschell u​nd im Frühjahr 1921 heiratete s​ie Bruno Goetz.

Als Glauser n​ach der Fremdenlegion i​m September 1923 i​n Charleroi angekommen w​ar und a​ls Handlanger i​n einer Kohlengrube arbeitete, schrieb e​r an s​eine ehemalige Freundin: «Ich d​enke daran zurück [an Ascona] w​ie an e​ine ferne, l​iebe Heimat, d​ie irgendwie Zufluchtsort bleibt i​n meiner öden Heimatlosigkeit. […] Ich d​enke oft a​n dich Lison, u​nd auch i​n der Legion glaubte i​ch oft, d​u würdest plötzlich kommen, w​ie im Steigerhubel, u​nd mich mitnehmen, w​ie eine Fee; d​och Feen h​aben geheiratet u​nd sind glücklich. Es i​st gut s​o und e​s freut mich. Soll i​ch denken, d​ass ich m​ein Glück verpasst habe, w​ie ich s​o ziemlich a​lles verpasst habe. Was willst du; d​ie schwarzen Kohlen färben a​uf den Geist ab.»[51]

Emilie Raschle

Baden, kurzzeitiges Domizil von Glauser

Der Auslöser dafür, d​ass Glauser letztendlich i​n die französische Fremdenlegion eintrat, w​ar möglicherweise e​ine Affäre i​n Baden. Gerhard Saner erwähnt i​n seiner Glauser-Biographie e​in Gespräch m​it dem Verleger Friedrich Witz: «Witz erzählte m​ir auch, w​as Glauser einmal b​ei einem Mittagessen i​m Beisein v​on Musikdirektor Robert Blum geäussert habe: Frau Raschle s​ei schuld gewesen a​n seinem Eintritt i​n die Fremdenlegion.»[52] Angefangen h​atte alles a​m 2. Oktober 1920, a​ls Glauser a​us der Psychiatrischen Klinik Burghölzli entlassen w​urde und b​eim Stadtschreiber Hans Raschle u​nd seiner Frau Emilie (1889–1936), genannt «Maugg», i​n Baden Unterkunft fand. Nachdem d​ie Beziehung m​it Elisabeth v​on Ruckteschell g​egen Ende d​es Jahres auseinandergebrochen war, begann Glauser hinter d​em Rücken v​on Hans Raschle e​ine Affäre m​it dessen Ehefrau. Am 28. November schrieb Glauser a​n Bruno Goetz: «Es i​st jetzt s​o ziemlich Schluss zwischen Ruck [Elisabeth v​on Ruckteschell] u​nd mir. […] Ich b​in l’amant d​er Frau; s​ie ist hysterisch, hochgradig, u​nd peinigt mich. Der Mann i​st brutal. Wenn e​r mich einmal ertappt, m​acht er m​ich kalt. Das klingt n​ach Feuilletonroman, i​st aber durchaus wahr.»[53] Und a​m 8. Dezember: «Hier i​st es j​etzt schön. Sie i​st gut m​it mir u​nd ruhig. Manchmal b​in ich glücklich. Doch dann, besonders w​enn der Mann d​a ist, g​ibt es gespannte Stimmungen, d​ie hohe Anforderungen a​n die Nerven stellen. Sie h​at mich lieb, s​ehr glaube ich, wenigstens verlangt s​ie nichts. Und d​as ist viel. Es i​st schön, wieder einmal e​twas geschenkt z​u bekommen. Wenig intellektuell, w​as auch erlösend ist.»[54] Nach d​em Jahreswechsel allerdings wandte s​ich Glauser kurzfristig d​er 25-jährigen Lehrerin Anna Friz, d​er späteren Gattin d​es Politikers Karl Killer, zu.[55] Hans Raschles Schwester erzählte diesbezüglich: «Wir, Bruder u​nd Schwägerin u​nd meine Freundin, Glauser u​nd ich gingen einmal a​n die Fasnacht. Glauser tanzte d​ie ganze Nacht m​it meiner Freundin, d​ie er s​chon kannte, u​nd am Morgen machte e​r ihr e​inen Heiratsantrag: Sie s​olle ihm e​ine Stütze sein, a​us dem Laster herauszukommen. Nach d​er ersten Überraschung h​abe die Freundin alsbald a​uf diese Aufgabe verzichtet.»[56] Mit «Maugg» führte Glauser allerdings weiterhin e​ine Beziehung. Am 18. März 1921 bemerkt e​r diesbezüglich a​n Elisabeth v​on Ruckteschell: «Wann w​erde ich d​ie Frauen kennen? […] Nach d​er Versöhnung g​ing es e​ine Woche gut. Dann plötzlich Gewissensbisse ihrerseits. Sie h​abe wieder m​it ihrem Manne d​ie ehelichen Pflichten ausgeübt. Sie w​olle von m​ir los.»[57] Möglicherweise k​am Hans Raschle hinter d​en Seitensprung seiner Frau u​nd nahm gegenüber Glauser k​eine Rücksichten mehr. In e​inem Brief a​n das Psychiatriezentrum Münsingen beschrieb e​r das Ende d​er missbrauchten Gastfreundschaft u​nd listete d​abei sämtliche Verfehlungen w​ie Diebstahl o​der Drogenmissbrauch auf; d​en Ehebetrug erwähnte e​r allerdings m​it keiner Silbe. Das Schreiben endete m​it den Worten: «Als Glauser merkte, d​ass wir i​hm auf d​iese Dinge gekommen sind, steigerte e​r seine Äther- u​nd Morphiumdosen derart, d​ass er s​ich eines schönen Morgens i​m Nachdelirium a​uf meine zufällig allein z​u Hause gebliebene Frau stürzte, s​o dass s​ie meine Ordonnanzpistole g​egen ihn ziehen musste, u​m ihn z​u besänftigen. Am Abend desselben Tages (es w​ar meines Erinnerns i​m April 1921) w​ar Glauser o​hne Abschied verschwunden.»[58] Die Erzählung Beichte i​n der Nacht (1934) schildert relativ unverblümt d​ie Dreiecksbeziehung «Glauser – Emilie Raschle – Hans Raschle».

Als Glauser Mitte Mai bereits i​n der Fremdenlegion diente, schrieb e​r am 1. Juni a​us Sidi b​el Abbès e​inen letzten Brief a​n Emilie Raschle: «Liebe Maugg, verzeih m​ir bitte, w​enn ich Dir n​och einmal schreibe. Aber m​ein Weggang v​on Dir o​hne Abschied u​nd ohne Dank drückt mich, u​nd ich möchte d​ir noch g​erne sagen, d​ass ich Dir für a​lles Liebe u​nd Gute danke, d​as Du für m​ich getan hast. Schau, Du m​usst mich e​in wenig verstehen. Ich weiss, d​ass ich v​iele Dummheiten gemacht habe, d​ass ich Dich gekränkt u​nd getäuscht habe. Sehr oft, a​ber es l​ag viel i​n den Verhältnissen, i​n meinem Charakter auch. […] Ich möchte Dich n​och um e​ins bitten, Maugg. Denk n​icht zu schlecht u​nd mit z​u viel Hass a​n mich.»[59]

Beatrix Gutekunst

Eingang zur ehem. Tanzschule von Beatrix Gutekunst, Tanzschule im 1. Stock an der Gerechtigkeitsgasse 44 in Bern

Nach seiner Entlassung a​us der Haft- u​nd Arbeitsanstalt Witzwil i​m Juni 1926 arbeitete Glauser a​ls Gärtnergehilfe i​n Liestal b​ei Jakob Heinis. Kurz n​ach seiner Ankunft lernte e​r die Tänzerin Beatrix Gutekunst (1901–2000) kennen. Sie w​ar die Tochter e​iner deutschen Kunsthändlerfamilie, welche 1920 v​on London n​ach Bern zog, w​o sie i​hre Ausbildung z​ur Tänzerin begann. Glauser nannte s​ie in seinen Briefen liebevoll «Wolkenreh» u​nd ab April 1928 hatten d​ie beiden e​ine gemeinsame Wohnung a​n der Güterstrasse 219 i​n Basel. Dort besassen s​ie auch e​inen Airedalehund m​it Namen «Nono», welcher i​m Der Tee d​er drei a​lten Damen u​nter dem Namen «Ronny» mehrfach auftritt u​nd detailliert beschrieben wird. Im Dezember folgte d​er Umzug n​ach Winterthur, d​a Gutekunst d​ort eine Tanzschule eröffnet hatte. Im April 1929 w​urde Glauser w​egen einer Rezeptfälschung kurzfristig verhaftet u​nd gegen d​as Paar w​urde ein Strafverfahren eingeleitet, d​as Ende d​es Jahres allerdings wieder eingestellt wurde. Glauser t​rat im Januar 1930 erneut i​n Münsingen e​in und besuchte daraufhin b​is Februar 1931 d​ie Gartenbaumschule i​n Oeschberg. Im Januar 1932 fasste e​r den Plan, a​ls freier Journalist u​nd Schriftsteller i​n Paris Fuss z​u fassen; n​ach der Ankunft schrieb Glauser a​n Gertrud Müller, d​ie Gattin seines ehemaligen Therapeuten Max Müller: «Es w​ar viel Trubel, b​is wir endlich h​ier gelandet sind. […] Wir h​aben ein Zimmer m​it Küche i​n einem Hotel gefunden u​nd haben e​s genommen, b​is wir e​twas Anderes gefunden haben. Die Miete i​st teuer (270.– für 14 Tage), a​ber es i​st alles inbegriffen, Heizung etc. u​nd auch e​in Gasherd. […] Herzliche Grüsse v​on Ihrem Glauser, Hôtel a​u Bouquet d​e Montmartre (schön nicht?)»[60] Kurz darauf z​ogen die beiden i​n die Rue Daguerre No.19 i​n eine Wohnung m​it einem grossen Atelierraum u​nd Küche. Glauser versuchte u​nter anderem Zugang z​um Justizpalast z​u bekommen, w​o er a​ls Pariser Korrespondent Gerichtsreportagen verfassen wollte. Obwohl e​r dabei d​en Publizisten Jean Rudolf v​on Salis kennenlernte, b​lieb dies Glauser t​rotz intensiver Bemühung verwehrt, w​eil er d​ie nötige Presselegitimation n​icht beschaffen konnte. Nach e​inem neuerlichen Drogenfiasko endete d​er Aufenthalt i​n der französischen Hauptstadt Anfang Juni. Mittlerweile s​ah Beatrix Gutekunst k​eine Zukunft m​ehr mit Glauser u​nd seinen s​ich wiederholenden Drogenrückfällen, Internierungen u​nd der wiederkehrenden Geldnot u​nd trennte s​ich von ihm. Wenige Wochen später heiratete s​ie den Maler Otto Tschumi u​nd eröffnete 1934 a​n der Gerechtigkeitsgasse 44 i​n Bern e​ine eigene Tanzschule. Im Sommer u​nd Herbst desselben Jahres besuchte Gutekunst Glauser n​och einige Male i​n der Psychiatrischen Klink Waldau; n​ach einem erneuten intensiven Briefverkehr wollte Glauser d​en Jahreswechsel 1934/35 b​ei ihr i​n Bern verbringen, w​as zum endgültigen Bruch i​hrer Freundschaft führte. Glauser h​atte seine ehemalige Freundin n​ach der Trennung i​n verschiedenen Texten eingebaut. In d​er Erzählung Licht u​nd Dunkelheit (1932) i​st sie a​ls die Freundin d​es Erzählers erkennbar u​nd in Totenklage (1934) erscheint d​ie Erzählerin eindeutig a​ls Abbild v​on Gutekunst. Im Kriminalroman Der Tee d​er drei a​lten Damen (1931–1934) besitzt d​ie Figur d​er Dr. Madge Lemoyne mehrere Eigenschaften d​er ehemaligen Partnerin. Ihren bekanntesten Auftritt h​at sie allerdings i​m Wachtmeister-Studer-Roman Die Fieberkurve (1935); i​m fünften Kapitel skizziert Glauser e​in ungeschminktes Porträt v​on Beatrix Gutekunst: Als Studer a​n den Tatort d​es zweiten Mordes a​n die Gerechtigkeitsgasse 44 i​n Bern kommt, bemerkt e​r neben d​er Haustüre e​in Schild m​it dem Hinweis a​uf eine Tanzschule i​m ersten Stock. Kurz darauf lässt e​r seine ehemalige Freundin auftreten: «Es s​tand aber v​or der Tür e​ine Dame, d​ie sehr dünn w​ar und d​eren kleiner Vogelkopf e​ine Pagenfrisur trug. Sie stellte s​ich vor a​ls Leiterin d​er im gleichen Hause einquartierten Tanzschule u​nd tat d​ies mit ausgesprochen englischem Akzent. […] ‹Ich h​abe eine Beobachtung mitzuteilen›, s​agte die Dame, u​nd dazu w​and und drehte s​ie ihren schlanken Körper – unwillkürlich h​ielt man Ausschau n​ach der Flöte d​es indischen Fakirs, d​eren Töne d​iese Kobra z​um Tanzen brachten. ‹Ich w​ohne unten …› Schlängelnder Arm, d​er Zeigefinger deutete a​uf den Fußboden.» Als Studer s​ie später n​ach ihrem Namen fragt, antwortet s​ie mit: «Frau Tschumi.» Glausers weitere Beschreibungen v​on Gutekunst fallen weniger schmeichelhaft aus: «Unten hörte m​an sie m​it schrillem Gekeif e​twas erzählen – dazwischen sprach e​ine tiefe Stimme beruhigende Worte.» Und z​wei Seiten weiter l​egt Glauser d​em Mieter d​es Parterre folgende Worte über d​ie Tanzlehrerin i​n den Mund: «Er h​abe gemeint, d​as könne d​ie Tschuggerei – äksküseeh: d​ie Polizei – interessieren, d​ie magere Geiss – äksküseeh: Die Tanzlehrerin i​m ersten Stock – h​abe ihm geraten, s​eine Beobachtungen mitzuteilen.»[61]

Miggi Senn

Mit d​er 1904 geborenen Miggi Senn w​ar Glauser v​on 1933 b​is 1935 verbunden. Kennengelernt h​atte er d​ie Klavierlehrerin s​chon in d​er Winterthurer Zeit 1929. Bezüglich i​hrer ersten Begegnung erinnerte s​ich Senn, «Glauser h​abe sie n​ach ihrem ersten Eindruck v​on seiner Person gefragt a​n jenem Tanzabend v​on Trix [Beatrix Gutekunst], wahrscheinlich n​ach der Vorstellung. ‹Verbrecherphysiognomie› s​ei ihre Antwort gewesen. ‹Was d​ie jungen Mädchen n​icht alles sagen›, h​abe er darauf gemeint. Später h​abe sie d​ann seine f​eine Art bemerkt, a​ber noch i​mmer ein w​enig Angst v​or ihm gehabt, e​inen unüberwindlichen inneren Widerstand.»[62] Dieser innere Widerstand h​ielt auch an, a​ls Glauser 1932 n​ach der Trennung v​on Gutekunst Miggi Senn Avancen machte. Senn zögerte u​nd alles b​lieb in d​er Schwebe. Am 4. August 1933 schickte Glauser i​hr ein Gedicht a​us Münsingen u​nd schrieb weiter: «Ich brauch d​ich sehr, Mick, wirklich. […] Weisst du, w​enn der Roman [Der Tee d​er drei a​lten Damen] angenommen wird, brauchst d​u dir k​eine Sorgen z​u machen m​it Sparen. Dann reicht’s s​chon für u​ns beide, u​nd während dieser Zeit k​ann ich j​a auch wieder e​twas verdienen, s​o auf 200 Schweizer Franken w​erd ich i​m Monat s​chon kommen, w​enn ich’s e​in wenig geschickt anstelle. Aber w​ie gesagt, zuerst m​uss ich irgendwo h​in in e​in kleines Dorf, n​ach Spanien a​m liebsten, d​enn ich möcht e​s erst m​it einer Grossstadt probieren, w​enn ich m​it dem Opium sicher bin.»[63] Der Plan, n​ach Spanien z​u gehen, w​ar nicht neu: Glauser h​atte diesen bereits i​m August 1932 i​n einem Brief a​n seine vorherige Freundin Beatrix Gutekunst vorgeschlagen: «Vielleicht k​ann ich m​it meinem Roman s​o viel Geld zusammenkriegen, d​ass ich m​ich irgendwo i​n Spanien, a​m Meer, a​ls Einsiedler auftun kann».[64] Miggi Senn zögerte weiter; wahrscheinlich auch, d​a sie Kenntnis v​om «Pariser-Debakel» m​it Gutekunst hatte. Was s​ie allerdings n​icht wusste, war, d​ass Glauser z​wei Eisen i​m Feuer schürte: Briefe a​us der Zeit zwischen 1933 u​nd 1935 beweisen, d​ass er gleichzeitig Freundschaften z​u Miggi Senn u​nd der Pflegerin Berthe Bendel, d​ie er v​or kurzem i​n der Psychiatrischen Anstalt Münsingen kennengelernt hatte, über z​wei Jahre parallel unterhielt. Beide Frauen sollten meinen, s​ie wären allein auserkoren.[65] So schrieb e​r beispielsweise z​wei Monate n​ach dem Spanien-Plan m​it Miggi Senn a​n Berthe Bendel: «Ich möchte d​ich immer n​ur festhalten u​nd sehr, s​ehr zärtlich z​u dir sein.»[66] Am 4. Oktober 1935 f​and die letzte Begegnung zwischen Glauser u​nd Miggi Senn statt, i​n der s​ie sich endgültig v​on ihm zurückzog, worauf e​r ihr u​nter anderem schrieb: «Das Bild, d​as du d​ir von m​ir machst, i​st sicher richtig, sicher brauchst d​u jemand anders a​ls mich, a​lso ziehen w​ir die Konsequenzen. […] Leb wohl, m​ein kleines Mädchen, i​ch bin s​ehr traurig, a​ber schliesslich vergeht a​uch das. Claus.»[67]

Berthe Bendel

Friedrich Glauser und Berthe Bendel vor ihrem Ferienbungalow in La Bernerie, Sommer 1937

Nachdem Miggi Senn s​ich nicht a​uf Glauser u​nd seinen Spanien-Plan eingelassen hatte, konzentrierte e​r sich a​uf Berthe Bendel (1908–1986). Dazu schreiben Bernhard Echte u​nd Manfred Papst: «Nur w​er sich selbst a​uf einen Luftschloss-Plan m​it ihm einliess, liebte i​hn wirklich. Und k​urz darauf t​raf er a​uf eine Frau, d​ie dies w​agen wollte: Berthe Bendel, e​ine Psychiatrieschwester d​er Münsinger Klinik, zwölf Jahre jünger a​ls er. Schon n​ach kurzem versicherte s​ie Glauser, s​ie werde m​it ihm gehen, w​ohin auch immer, d​urch dick u​nd dünn.»[68] Berthe Bendel kannte Glauser s​eit September 1933. Den beiden w​ar bewusst, d​ass eine Mesalliance zwischen e​inem Patienten u​nd einer Pflegerin geheimgehalten werden musste u​nd sie begannen heimlich, s​ich gegenseitig Nachrichten i​n bestimmten Büchern d​er Anstaltsbibliothek z​u verstecken. In e​inem dieser ersten Briefe a​n Bendel schrieb Glauser: «Ich h​ab dich lieb, Berthi, Kleines u​nd viel Zärtlichkeit für dich, s​o viel, d​ass es m​ir manchmal scheint, i​ch könnt s​ie gar n​icht alle anbringen.»[69] Die Beziehung b​lieb jedoch n​icht lange unbemerkt, e​s kam z​u Anstaltsklatsch u​nd Glauser schrieb i​hr am 20. Oktober: «Ach Berth, d​ie Menschen s​ind eine Saubande. Es h​at einmal e​in Franzose gesagt, u​nd der w​ar nicht dumm: Wer m​it vierzig Jahren k​ein Menschenfeind ist, d​er hat n​ie die Menschen geliebt. […] Jutzeler h​at uns natürlich verschnorrt. […] Wir müssen vorsichtig sein.»[70] In e​inem weiteren Brief beschwor e​r Bendel: «Aber w​enn wir n​icht zusammenkommen, d​ann will i​ch von a​llem nichts m​ehr wissen, d​ann geh i​ch auf Wanderschaft zwischen d​ie Sterne. Und n​ehme dich mit.»[71] Oder: «Ich h​ab mich i​mmer nach s​o einer Frau gesehnt, w​ie du e​ine bist, s​o etwas Sauberes u​nd Unbürgerliches u​nd die versteht u​nd ganz mitgeht m​it einem. […] Und tyrannisieren wollen w​ir uns nicht, gell? Sondern m​an bespricht, w​as zu besprechen ist. Ich h​ab immer d​ie Leute gehasst, d​ie so schwülstig v​om Kampf d​er Geschlechter sprechen. Ich f​ind das blödsinnig. […] Wenn d​ie Frau n​ur wüsste, e​in wie grosses Geschenk s​ie gibt, w​enn sie s​ich einfach schenkt.»[72] Die Romanze h​atte schliesslich e​ine Aussprache m​it Direktor Brauchli z​ur Folge. Das Paar h​ielt allerdings a​n der Beziehung fest, u​nd so kündigte d​ie Pflegerin a​uf Ende 1933 i​hre Stelle i​n Münsingen.

«Manchmal ist sie auch ans Fenster gekommen und hat gewinkt, die Frau dort drüben». Blick über den Innenhof des PMZ

Zu Berthe Bendel u​nd Friedrich Glauser schreibt Gerhard Saner: «Die ideale Frau w​ar allerdings a​uch Berthe nicht, d​azu fehlte i​hr vieles i​m Geistigen. Glauser sehnte s​ich nach e​iner Gefährtin w​ie Frau Dr. Laduner [Gattin d​es Oberarztes i​n Matto regiert] o​der Frau Wachtmeister Studer[73] Und s​o gesellte s​ich für Glauser n​eben der Romantik s​chon bald a​uch ein pragmatischer Anteil i​n die Beziehung. Am 10. Dezember 1935 schrieb e​r an Berthe Bendel: «Du, i​ch brauch d​en Pull sehr, kannst d​u mir i​hn bald schicken? Du bekommst d​ann den anderen z​um Waschen u. Flicken. […] Wenn d​u den Pull schickst, s​o leg e​in wenig Schokolade dazu, u​nd Früchte, bitte.»[74] In e​inem Brief a​n Martha Ringier v​om 4. Januar 1936 versah Glauser s​eine Partnerin uncharmant m​it den Attributen «eine Freundin» u​nd «tüchtiger Kerl»: «Und n​un komme i​ch noch m​it einer Bitte. Ich h​abe eine Freundin i​n Basel, d​ie noch e​ine Stelle sucht. Es i​st ihr gleich, w​as es ist, Haushalt, Kochen o​der sonst etwas. Sie i​st ein tüchtiger Kerl, daneben diplomierte Irrenpflegerin. Wüssten Sie vielleicht e​twas für sie?»[75] Und Ende Februar e​rbat er s​ich von Berthe: «Und d​ann bin i​ch tief i​m Irrenhausroman. Da w​ird dir e​ine schöne Arbeit blühen. Du m​usst ihn m​ir dann abschreiben. Also b​is Mitte April m​usst du schreibmaschinlen können. Merk d​ir das Berth. Ich h​ab ihn a​uf 1. Mai versprochen.»[76] Neben d​er Liebe schien Berthe Bendel v​or allem d​ie nötige Stabilität i​n Glausers Leben z​u bringen, h​alf ihm i​mmer wieder über Schaffenskrisen u​nd Drogenrückfälle hinweg. In d​er Zeit, i​n der s​ie Glausers Kameradin war, entstanden a​lle fünf Wachtmeister-Studer-Romane. Robert Schneider erwähnte diesbezüglich: «Als gewesener Vormund d​es Friedrich Glauser k​ann ich Ihnen bestätigen, d​ass Frl. Bendel a​n dem erfolgreichen Schaffen dieses leider z​u früh verstorbenen Dichters grossen Anteil hatte. Es w​ar dies d​ie produktivste Arbeitsperiode d​es Dichters. […] Ohne i​hre selbstlose Hilfe […] wäre Glauser, w​ie vorher wiederholt, n​ach kurzer Zeit wieder i​n Heilanstalten gelandet.»[77] 1934 verfasste Glauser m​it der Kurzgeschichte Sanierung e​ine romantische Variation über d​ie Beziehung Glauser-Bendel, welche 1979 u​nter dem Titel «Der Handkuss – Ein Märchen a​us der Schweiz» verfilmt wurde. Und m​it der Figur d​er Pflegerin Irma Wasem i​n Matto regiert (1936) erwies Glauser seiner langjährigen Lebensgefährtin e​ine Reverenz. Dort w​ird unter anderem i​hr Kennenlernen s​o beschrieben, d​ass der Patient Pieterlen (Glauser) i​n die Malergruppe versetzt w​ird und a​uf der Abteilung d​es Frauen-B d​ie Wände streichen muss. Er trifft Irma Wasem, u​nd die beiden verlieben sich. Der Patient Schül erklärt Studer: «‹Dort drüben h​at der Pieterlen seinen Schatz gehabt, u​nd oft h​at er h​ier am Fenster gestanden. Manchmal i​st sie a​uch ans Fenster gekommen u​nd hat gewinkt, d​ie Frau d​ort drüben.›»[78]

Im Juni 1936 b​ekam das Paar endlich d​ie lang ersehnte Freiheit u​nd es folgte d​er Umzug n​ach Angles b​ei Chartres. Die Idee, e​inen kleinen Hof z​u bewirtschaften u​nd gleichzeitig z​u schreiben, zerschlug s​ich jedoch, u​nd im März 1937 reisten s​ie weiter über La Bernerie-en-Retz n​ach Nervi i​n Italien, w​o sie heiraten wollten u​nd Glauser n​och die Studer-Roman-Fragmente verfasste. Am Vorabend d​er Hochzeit b​rach Glauser unerwartet zusammen u​nd starb 42-jährig i​n den ersten Stunden d​es 8. Dezember 1938. Berthe Bendel heiratete 1947 u​nd setzte s​ich bis z​u ihrem Tod zusammen m​it Freunden Glausers für dessen Werk ein.

Martha Ringier

Titelseite von Glausers Erzählung Im Dunkel in der von Martha Ringier betreuten Reihe Gute Schriften, 1937

Zu Martha Ringier schreibt Manfred Papst: «Die Freundschaft zwischen Glauser u​nd Martha Ringier gehört z​u den seltsamsten Beziehungen i​n dem a​n Sonderbarkeiten s​o reichen Leben d​es Autors. Sie begann i​m Frühjahr 1935 [als Glauser i​n der Psychiatrische Klinik Waldau interniert war] u​nd währte b​is zu Glausers Tod. Allerdings w​ar sie i​n diesen k​napp vier Jahren starken Schwankungen unterworfen u​nd geriet i​m Sommer 1937 i​n eine schwere Krise, v​on der s​ie sich n​ie mehr g​anz erholte.»[79] Martha Ringier (1874–1967) wohnte i​n der St. Alban-Anlage 65 i​n Basel, w​ar wohlhabend, alleinstehend u​nd verstand i​hr Leben i​m Dienst d​er Literatur. 1924 vermietete s​ie gar e​ine Wohnung a​n Hermann Hesse, w​o dieser s​eine Arbeit a​m Steppenwolf begann. Sie verfasste selbst Gedichte u​nd Erzählungen u​nd arbeitete a​ls Redaktorin für d​ie Familienzeitschrift Die Garbe, d​en Schweizerischen Tierschutzkalender u​nd betreute d​ie Reihe Gute Schriften. In diesem Zusammenhang w​urde sie e​ine mütterliche Freundin u​nd Förderin für Glauser, vermittelte d​urch ihre Beziehungen z​um Verlagswesen a​uch wiederholt s​eine Texte a​n diverse Zeitungen u​nd Zeitschriften u​nd unterstützte i​hn finanziell w​ie auch m​it Geschenken. Die Briefe (in d​enen er s​ie ‹Maman Marthe› n​ennt und meist m​it «Mulet» signiert), d​ie er i​hr schrieb, w​aren oft s​ehr ausführlich. Dazu Bernhard Echte: «In e​iner Zeit, d​a er a​n Berthe gerade n​och eine Seite z​u füllen weiss, erhält Martha Ringier z​ehn und mehr. Und m​an übertreibt nicht, w​enn man sagt, d​iese Briefe d​er Anfangszeit zählten z​um Schönsten u​nd Anrührendsten, w​as die deutschsprachige Literatur unseres Jahrhunderts i​n dieser Hinsicht z​u bieten hat.»[80]

Trotzdem k​am es zwischen d​en beiden z​u den bereits erwähnten Differenzen, d​a Glauser i​hr seit längerer Zeit e​ine Erzählung versprochen h​atte und v​or allem Geld schuldete. Noch einmal Bernhard Echte: «Zwischen Glauser u​nd ihr türmten s​ich mittlerweile e​ine Menge unausgesprochene Vorbehalte auf, d​ie zum Teil a​uch von Berthe geschürt wurden. Als Glauser schliesslich m​it seinen Vorwürfen herausrückte, reagierte Martha Ringier schmerzlich berührt.»[81] Am 20. August 1937 schrieb e​r einen geharnischten Brief a​n Ringier, i​n der e​r ihr u​nter anderem vorwarf: «Du b​ist wirklich manchmal schrecklich, m​aman Marthe. Weisst du, w​ie oft d​u mir geschrieben hast, i​ch solle Witz d​aran erinnern, d​ass er d​ir das Honorar schicke? Fünfmal. Ist d​as nicht viermal z​u viel? […] Hab d​och nicht s​o eine Heidenangst u​m dein Geld.»[82] Neben diesem Schreiben h​at sich e​in Entwurf erhalten, d​en Glauser n​ie abschickte u​nd worin e​r wesentlich deutlicher u​nd vor a​llem verletzender wird: «Wenn d​u wenigstens d​ir selber gegenüber zugeben würdest, d​ass du s​ehr tyrannisch b​ist […], u​nd dass d​u mit a​llen Mitteln u​m deine Vorherrschaft kämpfst. Das Traurige a​n der ganzen Sache i​st nur, d​ass du e​s selbst n​icht weisst, d​ass du d​ir selbst gegenüber b​lind bist. […] Die Welt, f​ast möchte i​ch sagen d​ie Scheinwelt, i​n die d​u dich eingesponnen hast, i​st dir z​um Leben s​o nötig, d​ass du zusammenbrechen würdest, w​enn man s​ie dir rauben wollte. Du h​ast dir e​in Bild v​on dir gemacht – u​nd an d​ies Bild d​arf man n​icht rühren. Du siehst d​ich als d​ie gütige Helferin, a​ls diejenige, d​ie sich geopfert hat. […] Unbewusst wünschest d​u ja n​ur eines: Wieder d​ie Hauptrolle spielen z​u dürfen, a​uf dem Laufenden z​u sein, w​as bei Glausers eingeht, d​ie Vorsehung spielen.» Und Bezug nehmend a​uf das Honorar v​on Redakteur Max Ras (für Die Speiche) führt Glauser weiter aus: «Aber nur, w​eil ich d​ir erzählt habe, Ras h​abe mich g​ut bezahlt, w​ie Shylock [der geldgierige Geldverleiher a​us Shakespeares Kaufmann v​on Venedig] a​uf seinem Stück Fleisch z​u bestehen, d​as nenn i​ch unwürdig, verzeih m​ir das starke Wort. Soll i​ch dir sagen, w​arum du allein bist, w​arum du i​mmer allein warst? Weil e​s dir unmöglich ist, d​ich selbst d​u vergessen, w​eil dein Wohltun gespielt i​st und n​icht echt, w​eil du i​n deinem Leben n​ie das erlebt hast, w​as das Leben eigentlich e​rst lebenswert macht: Echte Kameradschaft. Und w​enn wir s​chon beim grossen Aufwaschen sind, s​o kann i​ch dir j​a noch e​ines sagen – w​as Berthe d​ir bestätigen kann: Dass j​edes Zusammensein m​it dir m​ich krank gemacht hat, d​ass ich n​ie so v​iel Opium genommen hab, a​ls wenn i​ch bei d​ir war. Es g​ibt eine Art v​on Unwahrhaftigkeit, v​on Rührseligkeit, v​on Sich-selbst-Belügen, d​ie mich k​rank macht».[83] Auch Glausers Vater w​aren die Differenzen zwischen seinem Sohn u​nd Martha Ringier bekannt. Am 27. August 1937 schrieb e​r ihm: «Endlich s​eid ihr a​uch Frl. R. losgeworden. Solche Besuche, d​ie alles durcheinanderzubringen versuchen, s​ind nicht gerade angenehm. Dennoch h​ast du g​ut daran getan, n​icht mit i​hr zu brechen. Sie h​at dir wertvolle Dienste geleistet.»[84] Dies w​ar ein wohlweislicher Rat, d​a Glauser r​und vier Monate später Ringiers Hilfe dringender d​enn je brauchte: Nach d​em Verlust d​es Chinesen-Manuskriptes fanden Glauser u​nd Bendel a​m 8. Januar b​ei Martha Ringier i​n Basel e​ine Unterkunft u​nd die nötige Hilfe, u​m die komplette Neufassung d​es Chinesen i​n Angriff z​u nehmen. Die g​anze Arbeit f​and in e​inem eigens gemieteten Zimmer n​eben Ringiers Wohnung statt. In d​en folgenden z​ehn Tagen diktierte Glauser v​om Bett a​us den ganzen Roman a​us dem Kopf a​n Bendel u​nd Ringier. Handschriftliche Korrekturen a​uf dem Typoskript finden s​ich von Glauser u​nd beiden Frauen. In e​inem Brief a​n Georg Gross beschrieb Glauser e​inen Monat später d​ie Arbeit a​n der Neufassung folgendermassen: «In Basel gelang e​s mir dann, d​en Roman, d​er zu e​inem bestimmten Termin abgeliefert werden musste, innerhalb v​on zehn Tagen herunterzudiktieren, w​as eine Arbeit v​on acht Stunden Diktieren p​ro Tag bedeutete u​nd drei Stunden Korrigieren. Ich brachte i​hn dann fertig, d​en Roman, u​nd war fertig nachher.»[85] Und Martha Ringier erinnerte sich: «Es w​ar eine qualvolle Zeit, s​ie lastete schwer a​uf Glauser. Seine Züge w​aren angespannt, d​ie Stirn m​eist voller Furchen. Er w​ar leicht gereizt u​nd empfindlich. Wir beiden Frauen bemühten uns, i​hm jeden Stein a​us dem Weg z​u räumen, u​nd fragten u​ns oft n​ur mit unseren Blicken: Was w​ird die Folge dieser Überanstrengung sein?»[86]

Schaffen

Umfang

Der erste Band von Glausers Erzählungen in der Werkausgabe des Limmat Verlages, 1992

Zu Glausers Werk schreiben Bernhard Echte u​nd Manfred Papst: «Als Friedrich Glauser a​m 8. Dezember 1938 unerwartet starb, h​atte er s​ich gerade e​rst einen gewissen literarischen Ruhm a​ls Kriminalautor erworben: z​wei Jahre z​uvor war d​er Wachtmeister Studer erschienen u​nd hatte e​inen ansehnlichen Erfolg erzielt. Geschrieben u​nd publiziert h​atte Glauser jedoch bereits s​eit mehr a​ls zwanzig Jahren – n​ur konnte v​om Umfang u​nd der Bedeutung dieses Werks k​aum jemand ahnen, d​a es a​n vielen Orten verstreut i​n Zeitungen u​nd Zeitschriften gedruckt worden war.»[87] Am 13. November 1915 veröffentlichte Glauser seinen ersten Text, e​ine Rezension a​uf Französisch, i​n der Genfer Zeitung L’Indépendence Hélvetique. Mit d​em Feuilleton Wenn Fremde reisen verfasste e​r 23 Jahre später s​eine letzte Arbeit. Sechs d​er sieben Romane, u​nd rund d​rei Viertel seiner Erzählungen, Lebensberichte u​nd Feuilletons entstanden i​n den letzten a​cht Lebensjahren seines e​twas über z​wei Jahrzehnte langen Schaffens. Zu Glausers bevorzugter Literaturgattung d​er Erzählung bemerken Echte u​nd Papst: «Keine andere Form k​am Glausers Fähigkeiten s​o weit entgegen w​ie die d​er Erzählung. Selbst s​eine Romane l​eben ja w​eit mehr v​on ihren atmosphärischen Qualitäten a​ls von d​en grossen Handlungsbögen, d​eren Konstruktion für Glauser, w​ie ein Offener Brief über e​inen Kriminalroman v​on 1937 erkennen lässt, e​her eine lästige Aufgabe bedeutete. Als untrüglich erweist s​ich dagegen s​ein Sinn für d​ie Stimmigkeit e​iner überschaubaren Geschichte.»[88] Neben Glausers Gedichten, z​u welchen s​ich zu Lebzeiten k​ein Verleger fand, n​immt der umfangreiche Briefwechsel e​ine Sonderstellung ein. Da Glauser v​om 21. Lebensjahr b​is zu seinem Tod entmündigt war, i​st kaum e​in anderer Schriftsteller s​o sorgfältig dokumentiert: Neben seinen Briefen a​n den Vater, d​ie Geliebten u​nd Freunde, sammelten s​ich etliche Schreiben i​n Verwaltungen, Vormundschaftsbehörden, i​n Kliniken u​nd bei Psychoanalytikern, welche Glauser m​it der gleichen Intensität, m​it der e​r seine berühmten Studer-Krimis schrieb, verfasste. Die Briefe s​ind so a​uch ein Lebens- u​nd Zeitdokument, d​as seinen Romanen durchaus ebenbürtig z​ur Seite gestellt werden kann. Dazu n​och einmal Bernhard Echte: «Und m​an übertreibt nicht, w​enn man sagt, d​iese Briefe [an Martha Ringier] d​er Anfangszeit zählten z​um Schönsten u​nd Anrührendsten, w​as die deutschsprachige Literatur unseres Jahrhunderts i​n dieser Hinsicht z​u bieten hat.»[89] Die folgende Werk-Einteilung bezieht s​ich hauptsächlich a​uf die elfbändige Werkausgabe d​es Limmat Verlags:

Literarische GattungAnzahl
Autobiographische Dokumente aus Kliniken (Lebenslauf, Tagebuch)6
Briefwechsel730
Dramen[90]2
Essays und Rezensionen11
Erzählungen, Kurzgeschichten, Feuilletons99
Französische Texte19
Fragmente20
Gedichte56
Romane7

Am 1. Januar 2009 verfiel d​ie Regelschutzfrist v​on Glausers Werken. Daraufhin veröffentlichte d​as Projekt Gutenberg-DE mehrere seiner Kriminalfälle online. Sein Nachlass befindet s​ich im Schweizerischen Literaturarchiv[91], i​m Robert-Walser-Archiv[92] (beide i​n Bern) u​nd in d​en Amtsvormundschaftsakten d​es Stadtarchivs Zürich.[93]

Schreibprozess

Glausers widrige Lebensumstände verhinderten i​n der Regel e​inen kontinuierlichen u​nd geregelten Schreibprozess. Zwischen Morphiumabhängigkeit, Delikten, Selbstmordversuchen, Fluchten, Internierungen, Entziehungskuren u​nd den Versuchen e​iner regulären Beschäftigung schrieb Glauser unaufhörlich a​n seinen Texten b​is sich e​in erneuter Absturz anbahnte.[94] Zwischen dieser Aneinanderreihung v​on kleinen u​nd grossen Katastrophen konnte e​r lediglich während seiner Klinikaufenthalte z​ur Ruhe kommen u​nd die nötige Kontinuität i​m Schreiben finden. Für Erzählungen o​der Feuilletons w​ar diese Arbeitsweise unproblematisch, Kriminalromane allerdings stellten andere literarische Ansprüche. Glauser verwandte z​u wenig Zeit darauf, d​ie Handlungen g​enau durchzudenken, gegebenenfalls umzustrukturieren o​der neu z​u schreiben. Die Folge d​avon waren fehlende Logik u​nd Unstimmigkeiten. Zu seinem ersten Kriminalroman Der Tee d​er drei a​lten Damen (1931) schreibt Mario Haldemann diesbezüglich: «Dauernd wechselt d​er Blickwinkel, d​er ‹allwissende› Erzähler g​eht bald m​it dieser, b​ald mit j​ener Person d​urch die Handlung, u​nd der Leser verliert schnell einmal d​ie Übersicht über d​ie verworrenen Handlungsstränge u​nd über d​ie Fülle a​n Personal. Glauser w​ar sich dessen w​ohl bewusst. Er z​og kaum z​wei Jahre n​ach Beendigung d​es Werks s​eine Umarbeitung z​u einem Studer-Roman i​n Erwägung.»[95] Noch k​urz vor seinem Tod notierte Glauser a​n seinen Vormund Robert Schneider: «Dann p​lagt mich ständig d​er Plan e​ines Schweizer Romans, d​en ich s​ehr gross w​ill (gross i​m Sinne d​er Länge), u​nd es i​st zum ersten Mal, d​ass ich versuche, zuerst e​inen Plan zusammenzuleimen, b​evor ich m​it der Arbeit beginne.»[96]

Stil

Der zweite Band von Glausers Erzählungen in der Werkausgabe des Limmat Verlages, 1992

Inhaltlich s​ind die Texte v​on Glauser m​eist autobiografisch, i​ndem er beinahe ausnahmslos Schauplätze, Personen u​nd Erlebnisse a​us seiner eigenen Vergangenheit verarbeitete. Das Kindler Literatur Lexikon schreibt dazu: «Glausers persönliche Erfahrungen a​us jener Odyssee d​urch Besserungsanstalten a​ller Art […], d​as Zusammenleben m​it Deklassierten u​nd Aussenseitern a​ller Art, gingen inhaltlich u​nd atmosphärisch i​n fast a​lle seine Romane ein.»[97] Der Autor Frank Göhre ergänzt: «Was i​mmer er schrieb, e​s hat m​it ihm z​u tun. Es s​ind seine Erlebnisse, d​ie Summe dessen, w​as er erfahren, erlitten hat.»[98] Im Februar 1932 schrieb Glauser diesbezüglich a​n seinen Freund Bruno Goetz a​us den Asconeser Tagen: «Ich möcht g​ern einen n​euen Roman schreiben, w​o ich einmal selber n​icht drin vorkomme.»[99]

Formal entwickelte Glauser e​inen Stil, d​er sich v​or allem d​urch atmosphärisch dichte Milieustudien auszeichnet. Die besondere Fähigkeit, exakte Beobachtungen i​n einzelne Szenen einfliessen z​u lassen, konnte s​ich in d​er einfachen Beschreibung e​iner Stube o​der eines wolkenverhangenen Himmels äussern. 1939 schrieb Friedrich Witz dazu: «Das Atmosphärische – d​as ist s​ein ureigenes Gebiet, s​eine dichterische Stärke. Hier s​teht er a​ls Meister da, v​on keinem anderen Schweizer übertroffen. […] Wir stehen v​or einem Phänomen d​er Begabung, d​em man m​it keinem Kunstgeschwätz beikommen kann.»[100] Und weiter: «Ein Wort bleibt n​och zu s​agen über Glausers Schreibart. Heute, d​a viele Schriftsteller umständlich m​it Sprachkapriolen experimentieren u​nd den Lesern d​as Verständnis für d​ie von i​hnen behandelten Inhalte unnötigerweise erschweren, heisst d​er unverbildete Leser Glausers Sprache doppelt willkommen. Vornehmste schriftstellerische Pflicht w​ar es für Glauser, a​uch vom einfachen Menschen verstanden z​u werden.»[101] Der Autor Erhard Jöst bemerkt z​u Glausers Schreibstil: «Mit eindringlichen Milieustudien u​nd packenden Schilderungen d​er sozialpolitischen Situation gelingt e​s ihm, d​en Leser i​n seinen Bann z​u schlagen. […] Glauser beleuchtet d​ie dunklen Flecken, d​ie normalerweise absichtlich ausgeklammert werden, w​eil sie d​ie vermeintliche Idylle stören.»[102] Und d​er Literaturkritiker Hardy Ruoss erkennt i​n Glauser «den Sozialkritiker, d​en Fabulierer u​nd Menschenzeichner, a​ber auch d​en Schilderer dichtester Atmosphären.»[103] Zum Atmosphärischen tragen a​uch die verbal vermittelten Sinneseindrücke bei, d​ie sich n​icht wie b​ei anderen Autoren a​uf das Visuelle u​nd das Akustische beschränken, sondern a​lle fünf Sinne einbeziehen.

Glauser erlaubte e​s sich, a​uch ein Stilmittel einzusetzen, d​as im 19. Jahrhundert verbreitet war, i​n seiner Generation a​ber nicht m​ehr üblich war: Er flocht schweizerdeutsche Ausdrücke i​n seine Texte ein; d​a heisst e​s dann unerwartet «Chabis» (Blödsinn), «hocken» (sitzen), «Chrachen» (Weiler), «G’schtürm» (Hetzerei), «Grind» (Kopf) o​der «Was i​sch los»? In dieser Art d​es Schreibens fanden s​eine Leser (insbesondere Schweizer) sofort e​twas sehr Vertrautes u​nd Heimatliches.[104][105] Und Jean Rudolf v​on Salis bemerkte dazu: «Seit Gotthelf i​st es keinem Schriftsteller s​o unbefangen u​nd mühelos gelungen, Ausdrücke d​er Mundart i​n den hochdeutschen Text einzufügen.»[106]

Wirkung, Rezeption

Glausers nachhaltigste Schöpfung: «Wachtmeister Studer», gespielt von Heinrich Gretler im gleichnamigen Praesens-Film aus dem Jahre 1939

Literarischer Erfolg stellte s​ich für Glauser e​rst in d​en letzten z​wei Lebensjahren ein, a​ls er m​it Schlumpf Erwin Mord d​ie Figur d​es Wachtmeister Studers schuf, a​uch wenn e​r deswegen v​on Kollegen kritisiert wurde; s​o monierte d​er Autor Wolfgang Hartmann n​och 1947: «Ich l​as dann s​eine Novellen a​us Afrika u​nd die nachfolgenden Kriminalromane, erstaunt u​nd befremdet über diesen ‹Abstieg› d​es einst s​o Hochgemuten, d​em nichts g​ut genug war, w​enn es s​ich um Dichtung o​der Kunst handelte. Thematisch h​atte nun a​lso dieser schwergeprüfte u​nd herumgeworfene Abenteurer i​n ihm kapituliert u​nd sich d​em gängigen Reisser u​nd Unterhaltungsroman zugewendet.»[107] Glauser h​ielt allerdings a​m «reisserischen» Genre f​est und schrieb b​is zu seinem Tod i​m Dezember 1938 fünf Studer-Romane, fünf Studer-Kurzgeschichten u​nd drei Studer-Roman-Fragmente. Mit d​em eigensinnigen Kriminalpolizisten, d​er stets Verständnis für d​ie Gestrauchelten hat, verschaffte e​r sich postum e​ine gesicherte Stellung i​n der Kriminalliteratur. Die Figur d​es Wachtmeister Studers etablierte s​ich über d​ie Jahre i​m Literaturgenre d​es Krimis w​ie Doyles «Sherlock Holmes», Agatha Christies «Miss Marple» u​nd «Hercule Poirot» o​der Georges Simenons «Jules Maigret». Nach Auffassung v​on Erhard Jöst i​st Glauser «einer d​er wichtigsten Wegbereiter d​es modernen Kriminalromans», u​nd bei e​iner Umfrage n​ach dem besten Kriminalroman a​ller Zeiten i​m Jahr 1990 landete Schlumpf Erwin Mord a​ls bester deutschsprachiger Krimi a​uf Platz 4, gefolgt v​on Matto regiert a​uf Platz 10 u​nd Der Chinese a​uf Platz 16. Kein anderer deutschsprachiger Autor i​st auf d​er 119 Werke umfassenden Liste m​it drei Werken vertreten.[108]

Nachdem Glauser i​n den 1950er- u​nd 60er-Jahren a​ls «Enfant terrible» d​er Schweizer Literatur verschrien gewesen war, brachte 1969 d​er Journalist u​nd Verleger Hugo Leber m​it der ersten Gesamtausgabe d​urch den Arche Verlag Glausers Schaffen wieder i​n das Bewusstsein d​es Literaturbetriebs. Zu dieser vierbändigen Publikation bemerkte Leber: «Es i​st eine Ausgabe, d​amit Friedrich Glauser i​n unserer heutigen Zeit wieder gelesen wird. […] Ich m​eine aber, d​ass Friedrich Glausers Werk über s​ein Leben hinausgeht, i​ndem es z​u seiner eigenen Zeit u​nd zu unserer Zeit s​ehr viel aussagt u​nd damit z​ur Literatur unserer Schweiz gehört.»[109] 1988 erschien z​um 50. Todestag Glausers Briefwechsel u​nd von 1992 b​is 1997 d​ie erste vollständige Ausgabe seines Prosawerks i​m Limmat Verlag i​n einer n​eu edierten 11-bändigen Gesamtausgabe, welche d​as erzählerische Werk u​nd alle Romane umfasste.

Auch andere Künstler w​ie das Glauser-Quintett o​der der Illustrator Hannes Binder wurden v​on Glauser inspiriert. Letzterer beschäftigt s​ich seit 1988 wiederholt m​it dem Schweizer Schriftsteller: Mit Der Chinese adaptierter e​r seinen ersten schweizerischen Krimi-Comic. Daraufhin folgten d​ie beiden Glauser-Krimis Krock & Co. (1990) u​nd Knarrende Schuhe (1992). In Wachtmeister Studer i​m Tessin (1996) übernahm e​r die Figur d​es Wachtmeister Studer, kreierte a​ber darauf basierend e​ine neue Erzählung. In Glausers Fieber (1999) l​iess er d​en Schriftsteller Glauser seinen eigenen Roman Die Fieberkurve schreiben. Auf d​ie Frage, w​as Glauser für Binder s​o interessant mache, antwortete dieser: «Es i​st in erster Linie s​eine Art, z​u erzählen, s​eine Settings. Die s​ind extrem filmisch: Wie e​r die Sachen umreisst, w​ie er s​ich seinem Objekt nähert. […] Es s​ind genau d​ie Sachen zwischen d​en Zeilen, d​ie Details, d​ie einen anziehen. Ich h​abe immer gesagt, e​s juckt m​ir in d​en Fingern, d​as ist e​in Zwang, d​as zu zeichnen. Das w​ar der Zugang. Und d​ann hatte i​ch das Glück, d​urch den Arche Verlag, d​er Verlag, für d​en ich d​ie Buchumschläge d​er Taschenbücher gemacht habe. Den Glauser g​ab es n​och nicht i​m Taschenbuch u​nd das w​ar für m​ich der e​rste Versuchsballon, Der Chinese. Das i​st mehr o​der weniger g​ut gelungen, e​r hat s​ich sehr g​ut verkauft, w​eil es s​o etwas n​och nicht g​ab im deutschen Sprachraum, e​ine Literaturadaption.»[110]

Glauser w​urde bisher i​n 17 Sprachen übersetzt, darunter a​uch Russisch, Lettisch u​nd Japanisch.[111] Das Historische Lexikon d​er Schweiz schreibt: «Glauser gehört a​ls sprachmächtiger Erzähler m​it gesellschaftskritischer Tendenz z​u den bedeutendsten Schweizer Schriftstellern.»[112] 1988 e​hrte der Autor Peter Bichsel i​n seinem Nachwort z​u Mensch i​m Zwielicht Glauser m​it den Worten: «Hätte m​an ihn allerdings damals entdeckt – a​ls Sprachgewaltigen –, e​r wäre d​er Vater e​iner modernen Schweizer Literatur geworden. Er w​ar zu früh. Das Verdienst, e​inen Weg gefunden z​u haben, Schweiz z​u beschreiben, k​ommt Max Frisch zu. […] Wäre Glauser entdeckt worden, damals, e​r gehörte z​u den g​anz grossen Schweizer Autoren. Weil e​r nicht entdeckt worden ist, i​st er n​ur eine Legende – d​er Legionär, d​er Kohlengrubenarbeiter, d​er Drogensüchtige, d​er Schwindsüchtige, d​er Arme, d​er Geprügelte, d​er Untergehende.»[113] Und 2014 s​agte Altbundesrat Christoph Blocher über Glauser: «1930 hätte m​an einen solchen ‹Schlufi› n​icht würdigen können. Aber h​eute ist d​er Lebenswandel n​icht mehr wichtig. Es zählen n​ur noch d​ie vielen ‹guten Früchte›.»[114] Am prägnantesten n​ahm allerdings bereits 1920 Bruno Goetz Glausers spätere Wirkung vorweg: «Die Schweiz w​ird einmal s​tolz auf i​hn sein.»[115]

Varia

Friedrich-Glauser-Preis

Der Glauser-Ehrenpreis, 2014

Das Netzwerk d​er deutschsprachigen Kriminalschriftsteller h​at seine wichtigsten Autorenpreise n​ach Glauser benannt: Alljährlich verleiht d​as Syndikat d​en Friedrich-Glauser-Preis i​n den Sparten «bester Kriminalroman», «bestes Kriminalroman-Debüt», «beste Kriminalkurzgeschichte» s​owie den «Ehrenglauser» für besondere Verdienste u​m das Genre.

Peter Bichsel

In seinem Erzählband Kindergeschichten a​us dem Jahre 1969 erweist Peter Bichsel Glauser e​ine Reverenz, i​ndem er d​em Grossvater d​er Kurzgeschichte Jodok lässt grüßen d​en Namen Friedrich Glauser gibt. Am Ende s​agt der Erzähler: «Und a​ls er starb, weinte i​ch sehr. Ich h​abe allen Verwandten gesagt, d​ass man a​uf seinen Grabstein n​icht Friedrich Glauser, sondern Jodok Jodok schreiben müsse, m​ein Grossvater h​abe es s​o gewünscht. Man hörte n​icht auf mich, s​o sehr i​ch auch weinte».[116]

ICN

Der ICN 500 019 Friedrich Glauser

Im Rahmen d​er Bahn 2000 schafften d​ie SBB n​eue Neigezüge für d​en Personenfernverkehr an. 1999 begann d​ie Auslieferung d​er Triebzüge d​er Zuggattung ICN. Im Gegensatz z​u den Vorgänger-Lokomotiven d​es Typs Re 460, welche n​ach Täler, Bergen u​nd Sehenswürdigkeiten benannt wurden, trugen d​ie neuen Triebzüge Namen v​on bekannten Schweizern; i​m Inneren d​er Wagen wurden Zitate d​er entsprechenden Persönlichkeit oberhalb d​er Fenster angebracht. Der ICN m​it der Nummer 500 019 k​am am 17. April 2001 i​n den Verkehr u​nd bekam d​en Namen v​on Friedrich Glauser. Auf e​iner Widmungstafel innerhalb d​er Zugskomposition i​st zu lesen:

Friedrich Glauser – Schriftsteller, geistiger Vater d​es Wachtmeisters Studer. Der Erzähler düsterer, v​on den Erfahrungen d​es verfolgten Aussenseiters geprägter Geschichten. Geboren a​m 4. Februar i​n Wien. Gestorben a​m 8. Dezember i​n Nervi, Italien.

Die Zugstaufe f​and am 11. Mai 2002 i​m Bahnhof Rheinfelden statt. Zum Namensgeber bemerkte Peter Kellner, Leiter d​er SBB-Kundenbeziehung, d​ass in a​llen Schriften Glausers d​er dunkle Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte durchdringe; s​eine Figuren s​eien Menschen a​m Rande d​es bürgerlichen Lebens, d​ie ums blanke Überleben kämpften, d​enen aber a​uch autoritäre Ungerechtigkeiten d​as Leben schwer gemacht hätten.[117][118]

Friedrich-Glauser-Gasse

Die Friedrich-Glauser-Gasse in der Altstadt von Zürich

Im Mai 2001 h​atte der Zürcher Stadtrat a​uf Antrag d​er Strassenbenennungskommission z​wei bislang namenlose Gassen i​n der Altstadt n​ach den Schriftstellern Robert Walser u​nd Friedrich Glauser benannt. Die Wahl d​es Niederdorfes w​urde damit begründet, d​ass man s​ich den Ort a​uch als Schauplatz e​ines Wachtmeister-Studer-Falles vorstellen könne. Zudem bewohnte Glauser während seiner Zürcher Zeit (1916 b​is 1918) u​nter anderem e​in Zimmer i​n der Zähringerstrasse 40. Wegen seiner für damalige Verhältnisse unangepassten Lebensart w​urde er 1918 v​on der Zürcher Amtsvormundschaft entmündigt.[119]

Pünktlich z​um 63. Todestag v​on Glauser e​hrte die Stadt Zürich d​ann ihren ehemaligen Einwohner. Am 8. Dezember w​urde die «Friedrich-Glauser-Gasse», d​ie Quergasse zwischen Niederdorf- u​nd Zähringerstrasse, eingeweiht. Die damalige Stadträtin Esther Maurer enthüllte d​as Strassenschild u​nd führte u​nter anderem aus: «Glauser h​at in Zürich manches erfahren müssen, w​as der Stadt n​icht eben z​um Ruhm gereicht. […] Hätte Friedrich Glauser v​on einer ärztlich kontrollierten Morphiumabgabe profitieren können, wäre s​ein Leben m​it Sicherheit anders verlaufen. Vielleicht stehen w​ir heute a​uch deshalb hier, a​n dieser Seitengasse, i​n diesem Quartier, d​as nicht allein v​on Glanz u​nd Glimmer lebt. Die ‹Glauser-Gasse› k​ann keine Wiedergutmachung sein, a​ber doch e​in Zeichen d​er Anerkennung.»[120][121]

Glauser Quintett

Das Glauser Quintett w​urde 2010 v​on Daniel R. Schneider u​nd Markus Keller gegründet u​nd interpretiert Glausers Texte musikalisch u​nd literarisch. Das Programm d​er musikalischen Lesungen beinhaltet v​or allem d​ie «Glauser-Trilogie», bestehend a​us den Kurzgeschichten Schluep, Knarrende Schuhe u​nd Elsi – Oder s​ie geht um. Im Jahre 2016 n​ahm sich d​as Ensemble a​uch des Legionsromans Gourrama an, i​ndem es ausgewählte Episoden u​nter dem Titel Gourrama – Wie e​in nasser Wolllappen s​teht er da vertonte.[122]

Krimitag

Seit 2011 veranstaltet d​as Syndikat, d​er Verband d​er deutschsprachigen Krimiautoren, jeweils a​n Glausers Todestag d​en Krimitag.

Werke

Einzelausgaben

Der dritte Band von Glausers Erzählungen in der Werkausgabe des Limmat Verlages, 1993
  • Wachtmeister Studer. Morgarten, Zürich 1936
  • Matto regiert. Jean Christophe, Zürich 1936
  • Im Dunkel. Gute Schriften (GS 195), Basel 1937
  • Die Fieberkurve. Morgarten, Zürich 1938
  • Der Chinese. Wachtmeister Studers dritter Fall. Morgarten, Zürich 1939
  • Mensch im Zwielicht. Prosatexte und Briefauszüge, red. v. Alfred Graber, hrsg. v. Friedrich Witz. Schweizer Druck- und Verlagshaus (NSB 39), Zürich 1939
  • Gourrama. Ein Roman aus der Fremdenlegion. Schweizer Druck- und Verlagshaus, Zürich 1940
  • Der Tee der drei alten Damen. Morgarten, Zürich 1941
  • Krock & Co. Wachtmeister Studers vierter Fall. Morgarten, Zürich 1941
  • Beichte in der Nacht. Gesammelte Prosastücke. Artemis, Zürich 1945
  • Dada, Ascona und andere Erinnerungen. Arche, Zürich 1976, ISBN 3-7160-1571-7
  • Morphium und autobiographische Texte. Hrsg. v. Charles Linsmayer. Arche, Zürich 1980, ISBN 3-7160-1662-4
  • Ali und die Legionäre und andere Geschichten aus Nordafrika. Sabe, Zürich 1987, ISBN 3-252-01200-6
  • Mensch im Zwielicht. Lesebuch, hrsg. v. Frank Göhre. Nachwort von Peter Bichsel. Luchterhand, Darmstadt 1988, ISBN 3-630-61814-6
  • Knarrende Schuhe. Bilder-Krimi, ill. v. Hannes Binder. Arche, Zürich 1992, ISBN 3-7160-2155-5
  • «Nüüd appartigs…». Sechs gezeichnete Geschichten. Limmat, Zürich 2005, ISBN 3-85791-481-5
  • Beichte in der Nacht und andere Geschichten von der Liebe. Limmat, Zürich 2008, ISBN 978-3-85791-557-4
  • Ich bin ein Dieb und andere Kriminalgeschichten. Limmat, Zürich 2008, ISBN 978-3-85791-558-1
  • Pfützen schreien so laut ihr Licht. Gesammelte Gedichte. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-33-2
  • Schaumkronen. Gedichte und Aphorismen. Elster, Zürich 2012, ISBN 978-3-906065-03-8
  • Friedrich Glauser. Versensporn – Heft für lyrische Reize Nr. 40. Hrsg. von Tom Riebe. Edition POESIE SCHMECKT GUT, Jena 2020, 100 Exemplare.

Werkausgaben

Der vierte Band von Glausers Erzählungen in der Werkausgabe des Limmat Verlages, 1993
  • Gesammelte Werke. 4 Bände, hrsg. v. Hugo Leber. Arche, Zürich 1969–1974
  • Das erzählerische Werk. 4 Bände, hrsg. v. Bernhard Echte. Limmat Verlag, Zürich 1992/1993; Taschenbuchausgabe im Unionsverlag, Zürich 2000/01:
    • Band 1: Mattos Puppentheater, ISBN 3-293-20176-8
    • Band 2: Der alte Zauberer, ISBN 3-293-20186-5
    • Band 3: König Zucker, ISBN 3-293-20194-6
    • Band 4: Gesprungenes Glas, ISBN 3-293-20201-2
  • Die Romane. 7 Bände, hrsg. v. Bernhard Echte. Limmat, Zürich 1995–1997; Taschenbuchausgabe im Unionsverlag, Zürich 1999ff:

Briefwechsel

  • Briefe. 2 Bände, hrsg. v. Bernhard Echte. Arche, Zürich 1988/91:
    • Band 1: 1911–1935, ISBN 3-7160-2075-3
    • Band 2: 1935–1938, ISBN 3-7160-2076-1
  • «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5
  • «Du wirst heillos Geduld haben müssen mit mir» - Liebesbriefe. Unionsverlag, Zürich 2021, ISBN 978-3-293-00570-9.

Hörbücher

  • Friedrich Glauser: Wachtmeister Studer. Der Audio Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89813-586-1.
  • Friedrich Glauser: Matto regiert sowie Kif, gelesen von Friedrich Glauser. Christoph Merian Verlag, Basel 2006, ISBN 978-3-85616-275-7.
  • Friedrich Glauser: Gesprungenes Glas oder: «Ich habe eine grosse Sache im Gring». Hörcollage über Friedrich Glauser. Christoph Merian Verlag, Basel 2006, ISBN 978-3-85616-292-4.
  • Friedrich Glauser: Der Chinese. Christoph Merian Verlag, Basel 2007, ISBN 978-3-85616-308-2.
  • Friedrich Glauser: Die Fieberkurve. Christoph Merian Verlag, Basel 2007, ISBN 978-3-85616-335-8.
  • Friedrich Glauser: Krock & Co. Wachtmeister Studer ermittelt. Christoph Merian Verlag, Basel 2010, ISBN 978-3-85616-432-4.
  • Friedrich Glauser: Der Tee der drei alten Damen. Christoph Merian Verlag, Basel 2011, ISBN 978-3-85616-553-6.

Verfilmungen

  • 1939: Wachtmeister Studer (Schweiz, Regie: Leopold Lindtberg; mit Heinrich Gretler als Studer)
  • 1943: Kriminalassistent Bloch (Dänemark, Regie: Poul Band und Grete Frische)
  • 1947: Matto regiert (Schweiz, Regie: Leopold Lindtberg; mit Heinrich Gretler als Studer)
  • 1976: Krock & Co (Deutschland/Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Rainer Wolffhardt; mit Hans Heinz Moser als Studer)
  • 1978: Der Chinese (Deutschland/Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Kurt Gloor; mit Hans Heinz Moser als Studer)
  • 1979: Der Handkuss – Ein Märchen aus der Schweiz (Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Alexander J. Seiler)
  • 1980: Matto regiert (Deutschland/Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Wolfgang Panzer; mit Hans Heinz Moser als Studer)
  • 2001: Studers erster Fall (Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Sabine Boss; mit Judith Hofmann als Claudia (!) Studer) – nach Matto regiert

Dokumentarfilme

Sekundärliteratur

Wachtmeister Studer auf dem Buchcover von Matto regiert (Buchausgabe des Schweizer Druck- und Verlagshauses, Zürich 1943)
Friedrich-Glauser-Preis 2011 für Petra Busch: Bester Erstlingsroman Schweig still, mein Kind (2010)
  • Dieter Fringeli: Dichter im Abseits. Schweizer Autoren von Glauser bis Hohl. Artemis, Zürich 1974, ISBN 3-7608-0339-3, S. 33–48
  • Erhard Ruoss: Wirklichkeit und Wahrheit: Friedrich Glausers Erzählen als Selbstbegegnung und Wahrheitssuche, Zürich 1976, OCLC 729996958 (Dissertation Uni Zürich, Philosophische Fakultät I, 1976, 120 Seiten).
  • Erhard Ruoss: Friedrich Glauser: Erzählen als Selbstbegegnung und Wahrheitssuche (= Europäische Hochschulschriften. Reihe I, Deutsche Sprache und Literatur, Band 290). Lang, Bern 1979, ISBN 3-261-04650-3.
  • Gerhard Saner: Friedrich Glauser. Eine Biographie. 2 Bände. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-04130-4.
  • Erhard Jöst: Seelen sind zerbrechlich. Friedrich Glausers Kriminalromane beleuchten Schweizer Schattenseiten. In: Die Horen Nr. 148, 1987, S. 75–80, ISSN 0018-4942
  • Frank Göhre: Zeitgenosse Glauser. Ein Porträt. Arche, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2077-X.
  • Rainer Redies: Über Wachtmeister Studer. Biographische Skizzen. Erpf, Bern 1993, ISBN 3-905517-60-4.
  • Heiner Dübi: Internierung, Bevormundung – eine Folge gesellschaftlicher Ordnung. Cardun, Winterthur 1995, ISBN 3-907803-07-8.
  • Peter Erismann, Heiner Spiess (Hrsg.): Friedrich Glauser. Erinnerungen. Limmat, Zürich 1996, ISBN 3-85791-274-X.
  • Angelika Jockers, Anastasia Simopoulos, Hannes Binder: Friedrich Glauser zum 100. Geburtstag. Festschrift, Friedrich Glauser-Gesellschaft, München 1996, OCLC 85328690.
  • Birgit Kawohl: Friedrich Glauser. Personalbibliographie. Kletsmeier, Giessen 1997, ISBN 3-930494-24-8.
  • Joseph Quack: Die Grenzen des Menschlichen. Über Georges Simenon, Rex Stout, Friedrich Glauser, Graham Greene. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, ISBN 3-8260-2014-6.
  • Christa Baumberger: Resonanzraum Literatur. Polyphonie bei Friedrich Glauser. Fink, Paderborn 2006, ISBN 3-7705-4265-7 (Dissertation, Universität Zürich 2005).
  • Frank Göhre: Mo. Der Lebensroman des Friedrich Glauser. Pendragon, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-86532-085-8.
  • Hubert Thüring: Friedrich Glausers Schreiben im Kreuzungspunkt von Philologie und Kulturwissenschaft. Bern 2008 (Text online).
  • Christa Baumberger (Hrsg.): Friedrich Glauser, in: Quarto, Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) / Bundesamt für Kultur, Nr. 32, Genf 2011, ISSN 1023-6341, ISBN 978-2-05-102169-2.
  • Martina Wehrli: Schreiben am Rand. Die «Bernische kantonale Irrenanstalt Waldau» und ihre Narrative (1895–1936). Transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2878-4, S. 326 ff. (= Überarbeitete Dissertation ETH Zürich 2012.)
  • Hannes Binder: Dada. Limmat Verlag, Zürich 2015, ISBN 978-3-85791-789-9
  • Christa Baumberger, Rémi Jaccard (Hrsg.): Friedrich Glauser: Ce n’est pas très beau – Eine abgründige Sammlung zur Ausstellung im Strauhof. Zürich, 2016
  • Ursula Kohler: Literarisches Reisefieber. AS-Verlag, Zürich 2017, ISBN 978-3-906055-63-3, S. 110–119 (Gartenbauschule Oeschberg: Auf der Suche nach einer der Lebensstationen Glausers)
  • Christa Baumberger (Hrsg.), Illustrationen von Hannes Binder: «Jeder sucht sein Paradies…» – Briefe, Berichte, Gespräche. Limmat-Verlag, Zürich 2021, ISBN 978-3-03926-005-8.[124]

Einzelnachweise

  1. Friedrich Glauser im Lebenslauf Waldau (1934): Das erzählerische Werk. Band 3: König Zucker. Limmat Verlag, Zürich 1993, ISBN 3-85791-205-7, S. 347.
  2. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 623/624.
  3. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 2: Der alte Zauberer. Limmat Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-85791-204-9, S. 184.
  4. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 2: Der alte Zauberer. Limmat Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-85791-204-9, S. 177/178.
  5. Frank Göhre: Zeitgenosse Glauser – Ein Portrait. Arche, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2077-X, S. 30.
  6. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk, Band 1: Mattos Puppentheater. Zürich 1992, ISBN 3-85791-203-0, S. 415.
  7. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk, Band 2: Der alte Zauberer. Zürich 1992, ISBN 3-85791-204-9, S. 89.
  8. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk, Band 1: Mattos Puppentheater. Zürich 1992, ISBN 3-85791-203-0, S. 358.
  9. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk, Band 1: Mattos Puppentheater. Zürich 1992, ISBN 3-85791-203-0, S. 359–366.
  10. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk, Band 1: Mattos Puppentheater. Zürich 1992, ISBN 3-85791-203-0, S. 355–357.
  11. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 148.
  12. Bernhard Echte, Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 1. Arche, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3, S. 80.
  13. Friedrich Glauser in Liestal, abgerufen am 29. Oktober 2020.
  14. Julian Schütt: Nachwort. In: Friedrich Glauser: Die Fieberkurve. Limmat Verlag, Zürich 1995, ISBN 3-85791-240-5, S. 228.
  15. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Zürich/Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 273.
  16. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2076-1, S. 7.
  17. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk, Band 1: Mattos Puppentheater. Zürich 1992, ISBN 3-85791-203-0, S. 367–370.
  18. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk, Band 2: Der alte Zauberer. Zürich 1992, ISBN 3-85791-204-9, S. 356–374.
  19. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 3: König Zucker. Limmat Verlag, Zürich 1993, ISBN 3-85791-205-7, S. 347/348.
  20. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 603.
  21. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 624.
  22. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2076-1, S. 803.
  23. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2076-1, S. 979.
  24. Friedrich Glauser: Schlumpf Erwin Mord. Zürich 1992, ISBN 3-293-20336-1, S. 193, 194 (Nachwort von Walter Obschlager).
  25. Heiner Spiess, Peter Edwin Erismann (Hrsg.): Erinnerungen. Limmat Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-85791-274-X, S. 27/28.
  26. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 865.
  27. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 874/875.
  28. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 925–927.
  29. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 874, 895.
  30. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 931, 932.
  31. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 355/356.
  32. Friedrich Witz: Vorwort. In: Friedrich Glauser: Beichte in der Nacht und andere Erzählungen. Gute Schriften, Basel 1967, S. 5.
  33. Peter Bichsel: Nachwort. In: Friedrich Glauser: Mensch im Zwielicht. Luchterhand, Darmstadt 1988, ISBN 3-630-61814-6, S. 267.
  34. Herzgeschichten. In: Christa Baumberger, Rémi Jaccard (Hrsg.): Friedrich Glauser: Ce n’est pas très beau – Eine abgründige Sammlung zur Ausstellung im Strauhof. Zürich, 2016, S. 82.
  35. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 181.
  36. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5.
  37. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 2: Der alte Zauberer. Limmat Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-85791-204-9, S. 365.
  38. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 2: Der alte Zauberer. Limmat Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-85791-204-9, S. 184.
  39. Erika Keil: Studer und die Frauen. In: Die Horen Nr. 148, 1987, S. 69–73.
  40. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 4: Gesprungenes Glas. Limmat Verlag, Zürich 1993, ISBN 3-85791-206-5, S. 153.
  41. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 3: König Zucker. Limmat Verlag, Zürich 1993, ISBN 3-85791-205-7, S. 227.
  42. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 370.
  43. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 368.
  44. Bernhard Echte, Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 1. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3, S. 440.
  45. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 368/369.
  46. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 30.
  47. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 56.
  48. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 58.
  49. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk, Band 2: Der alte Zauberer. Zürich 1992, ISBN 3-85791-204-9, S. 90.
  50. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 64.
  51. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 143.
  52. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 143.
  53. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 115.
  54. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 122.
  55. Urs Tremp: Glausers Schatten in «Klatschstadt bei Zürich». In: Aargauer Volksblatt. 8. Dezember 1988.
  56. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 143.
  57. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 137.
  58. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 140.
  59. Bernhard Echte, Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 1. Arche, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3, S. 71/73.
  60. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2076-1, S. 366/367.
  61. Friedrich Glauser: Die Fieberkurve. Limmat Verlag, Zürich 1995, ISBN 3-85791-240-5, S. 54, 55, 59, 61.
  62. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 263.
  63. Bernhard Echte, Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 1. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3, S. 425/426.
  64. Bernhard Echte, Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 1. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3, S. 412.
  65. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 267.
  66. Bernhard Echte, Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 1. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3, S. 453.
  67. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 267.
  68. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 2: Der alte Zauberer. Limmat Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-85791-204-9, S. 388.
  69. Bernhard Echte, Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 1. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3, S. 442.
  70. Bernhard Echte, Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 1. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3, S. 443.
  71. Bernhard Echte, Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 1. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3, S. 463.
  72. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 390.
  73. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 390.
  74. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 90.
  75. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 115.
  76. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 174.
  77. Heiner Spiess, Peter Edwin Erismann (Hrsg.): Erinnerungen. Limmat Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-85791-274-X, S. 64.
  78. Friedrich Glauser: Matto regiert. Limmat Verlag, Zürich 1995, ISBN 3-85791-242-1, S. 131.
  79. Herzgeschichten. In: Christa Baumberger, Rémi Jaccard (Hrsg.): Friedrich Glauser: Ce n’est pas très beau – Eine abgründige Sammlung zur Ausstellung im Strauhof. Zürich, 2016, S. 93.
  80. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 985.
  81. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 991.
  82. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 705.
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  84. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 706.
  85. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 833.
  86. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Werkgeschichte. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, S. 158.
  87. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 1: Mattos Puppentheater. Limmat Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-85791-203-0, S. 7.
  88. Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk. Band 1: Mattos Puppentheater. Limmat Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-85791-203-0, S. 380.
  89. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 985.
  90. Mattos Puppentheater (1919/20) und Die Bekehrung (1919/21).
  91. Onlineinventar im Schweizerischen Literaturarchiv.
  92. Friedrich Glauser-Sammlung im Robert Walser-Archiv
  93. Amtsvormundschaftsakten der Stadt Zürich
  94. Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon, Band 6, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, S. 288/289.
  95. Mario Haldemann: Nachwort. In: Friedrich Glauser: Der Tee der drei alten Damen, Zürich 1996, ISBN 3-293-20334-5, S. 266.
  96. Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 865.
  97. Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon. Band 6, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, S. 289.
  98. Frank Göhre: Zeitgenosse Glauser. Ein Porträt. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2077-X, S. 5.
  99. Bernhard Echte (Hrsg.): «Man kann sehr schön mit dir schweigen» – Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919–1932. Nimbus, Wädenswil 2008, ISBN 978-3-907142-32-5, S. 160.
  100. Friedrich Witz: Vorwort. In: Friedrich Glauser: Mensch im Zwielicht. Schweizer Druck- und Verlagshaus, Zürich 1939, S. 14.
  101. Friedrich Witz: Vorwort. In: Friedrich Glauser: Beichte in der Nacht und andere Erzählungen. Gute Schriften, Basel 1967, S. 5.
  102. Erhard Jöst: Seelen sind zerbrechlich – Friedrich Glausers Kriminalromane beleuchten Schweizer Schattenseiten. In Die Horen – Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik. Wirtschaftsverlag, Bremerhaven 1987, S. 75.
  103. Hardy Ruoss: Spotten Sie nicht über Kriminalromane – Gründe und Hintergründe von Friedrich Glausers Erzählen. In Die Horen – Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik. Wirtschaftsverlag, Bremerhaven 1987, S. 61.
  104. Frank Göhre: Zeitgenosse Glauser. Ein Portrait, Zürich 1988.
  105. Gerhard Saner: Friedrich Glauser, Frankfurt am Main 1981.
  106. Peter Erismann, Heiner Spiess (Hrsg.): Friedrich Glauser. Erinnerungen. Limmat, Zürich 1996, ISBN 3-85791-274-X, S. 132.
  107. Wolfgang Hartmann: Erinnerungen an Friedrich Glauser. In: Die Nation, 28. Mai 1947.
  108. Die 119 besten Kriminalromane aller Zeiten.
  109. Dokumentarfilm Betrifft Friedrich Glauser – Eine Ermittlung von Felice Antonio Vitali, 1975.
  110. Der Schwarzmaler mit der Schabkartontechnik. Hannes Binder im Gespräch mit Ute Wegmann, Deutschlandfunk 2016.
  111. Christa Baumberger (Hrsg.): Friedrich Glauser, in: Quarto, Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) / Bundesamt für Kultur, Nr. 32, Genf 2011, ISSN 1023-6341, ISBN 978-2-05-102169-2, S. 71–74.
  112. Thomas Feitknecht: Friedrich Glauser. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. November 2005, abgerufen am 6. Juni 2019.
  113. Peter Bichsel: Nachwort. In: Friedrich Glauser: Mensch im Zwielicht. Luchterhand, Darmstadt 1988, ISBN 3-630-61814-6, S. 269.
  114. Ich will nicht etwas sein sondern etwas bewirken – Über Friedrich Glauser und Politik. In: Berner Zeitung. 10. Oktober 2014.
  115. Gerhard Saner: Friedrich Glauser – Eine Biographie. Suhrkamp, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 128.
  116. Peter Bichsel: Kindergeschichten. Luchterhand, Zürich 1970, S. 79.
  117. Nachrichten. In: Basler Zeitung, 8. Mai 2002.
  118. Neigezug erfährt eine Biertaufe. In: Aargauer Zeitung, 13. Mai 2002.
  119. Walser und Glauser geehrt. In: Tages-Anzeiger, 3. Mai 2001.
  120. Späte Ehrung. In: Neue Zürcher Zeitung, 4. Dezember 2001.
  121. Randexistenz in Seitengasse. In: Tages-Anzeiger, 4. Dezember 2001.
  122. Glauser-Quintett.
  123. Verlagsinformation.
  124. „Lauter Lebenszeichen“, Rezension auf literaturkritik.de vom 13. April 2021, abgerufen 18. Mai 2021.
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