Mesalliance
Mesalliance (IPA: [mezaˈli̯ɑ̃ːs][1], ; französisch mésalliance „Missheirat“) bezeichnet in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ständegesellschaft eine Eheschließung zwischen Partnern, die verschiedenen Gesellschaftsschichten angehörten. Die Folgen trafen in der Regel besonders Nachkommen aus solchen Verbindungen, die rechtlich dem Standesminderen aus einer solchen Verbindung folgten, und konnten für Angehörige des Adels bis zum Verlust ihres Standes führen.
Umgangssprachlich bezeichnet Mesalliance heute eine unglückliche Verbindung von Partnern, die nicht zueinander passen oder zu passen scheinen;[2] in dieser Bedeutung wird die Bezeichnung auch auf politische Bündnisse (Allianzen) und ideologische Systeme übertragen, beispielsweise auf die Paarung „Wirtschaft – Wertvorstellung“[3] oder „Utilitarismus – Ökologie“.
Beispiele
- Die Verbindung des britischen Königs Eduard VIII. mit der bürgerlichen und bereits zweifach geschiedenen Wallis Simpson, die 1936 eine Verfassungskrise und Eduards Abdankung zur Folge hatte.
Mesalliancen in den Künsten
In der Literatur waren Mesalliancen immer wieder Ausgangspunkt oder Thema. Im Nibelungenlied bildet der von Brünhild vermutete Standesunterschied zwischen Siegfried und Kriemhild den Ausgangspunkt eines tödlichen Streits.[4]
Thematisiert wurden Mesalliancen auch in Molières Komödien oder Theodor Fontanes Berliner Romanen, so 1888 in Irrungen, Wirrungen. Im bürgerlichen Trauerspiel Kabale und Liebe von Friedrich Schiller von 1784 droht beispielsweise der adlige Präsident mit Enterbung, sollte sein Sohn die Bürgerliche Luise Miller heiraten. Auch George Bernard Shaws Komödie Mesallianz oder Falsch verbunden (englisch Misalliance) und Werner Schwabs Stück Mesalliance. Aber wir ficken uns prächtig von 1992 enthalten Beispiele.
Siehe auch
- Morganatische Ehe (Ehe zur linken Hand beim Adel), Ebenbürtigkeit
- Hypergamie (Heirat oberhalb der eigenen sozialen Schicht, Gegensatz Hypogamie, Heirat unterhalb der eigenen sozialen Schicht)
- Anisogamie (Heirat allgemein außerhalb der sozialen Schicht)
Literatur
- Jürgen Beyer: Estin aus Kielkond auf Oesel und dänischer Ratsherr in Visby auf Gotland. Eine Mesalliance um die Mitte des 16. Jahrhunderts? In: Marju Luts-Sootak, Sanita Osipova, Frank Ludwig Schäfer (Hrsg.): Einheit und Vielfalt in der Rechtsgeschichte im Ostseeraum. Sechster Rechtshistorikertag im Ostseeraum, 3.-5. Juni 2010, Tartu (Estland) / Riga (Lettland) (= Rechtshistorische Reihe. Band 428). Lang, Frankfurt 2012, S. 39–51.
Weblinks
- Eckart Conze: Heilige Mésalliance: Monique de Saint Martin kennt den französischen Adel. In: swiki.hfbk-hamburg.de. Sumpf Sonne - Lebensreform, 3. Mai 2003, abgerufen am 6. April 2014 (Buchbesprechung zu Monique de Saint Martin: Der Adel. Soziologie eines Standes. UVK, Konstanz 2003).
Einzelnachweise
- angepasst von: Mesalliance, die. In: duden.de. Abgerufen am 28. September 2021.
- Siehe beispielsweise Friedrich Wilhelm Korff: Der Philosoph und die Frau. Zur Geschichte einer Mesalliance. Essays. Reclam, Leipzig 2000.
- Siehe beispielsweise Hans Albrecht Hartmann: Wirtschaft und Werte. Eine menschheitsgeschichtliche Mésalliance. Festvortrag und Ansprachen anlässlich der Feier zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Reinhard Blum am 3. November 1998. Augsburg 1998.
- Nibelungenlied, Handschrift B, V. 636–638.