Sète
Sète oder Sete [sɛt] (bis zum 19. Januar 1928: Cette; im 17. und 18. Jahrhundert auch Sette, Septe, Cète, Cept geschrieben; okzitanisch: Seta [ˈseta]) ist eine Hafenstadt an der Mittelmeerküste Südfrankreichs. Sie ist mit 43.858 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) die drittgrößte Stadt im Département Hérault in der Region Okzitanien. Die Stadt ist Hauptort und einzige Gemeinde des Kantons Sète.
Sète | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Okzitanien | |
Département (Nr.) | Hérault (34) | |
Arrondissement | Montpellier | |
Kanton | Sète | |
Gemeindeverband | Communauté d’agglomération du Bassin de Thau | |
Koordinaten | 43° 24′ N, 3° 42′ O | |
Höhe | 0–176 m | |
Fläche | 41,80 km² | |
Einwohner | 43.858 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 1.049 Einw./km² | |
Postleitzahl | 34200 | |
INSEE-Code | 34301 | |
Website | www.ville-sete.fr | |
Kai Maréchal de Lattre de Tassigny |
Lage und Daten
Die Stadt Sète liegt 32 km südwestlich der Stadt Montpellier direkt am Mittelmeer auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Mittelmeer und der 18 km langen Lagune Étang de Thau (auch „Bassin de Thau“). Sète ist praktisch von allen Seiten von Wasser umgeben und wird deswegen auch als „Klein-Venedig des Languedoc“ bezeichnet. Das Zentrum der Stadt ist der Canal Royal (Königskanal), an dem viele Souvenirläden und Restaurants liegen. Stilistisch ist die Stadt eine Mischung mediterraner Stile mit deutlichem italienischem Akzent.
Sète hat zwölf Brücken, darunter drei Klapp- und zwei Drehbrücken. Das Quartier „Haut“, das sich am Stadthügel entlangzieht, hat bis heute seinen malerischen Charme behalten. Der 183 Meter hohe Stadthügel Mont Saint-Clair am südlichen Stadtrand, ein Kalksteinfelsen, bietet vom Gipfel aus in alle Himmelsrichtungen Panoramaaussichten über die Gewässer. Der Hafen besteht seit Juli 1666, der Patron von Hafen und Stadt ist der 1297 heiliggesprochene Ludwig IX.
Auf dem Weg über die Sandbank „Le Toc“ zum 19 km entfernten südwestlich von Sète gelegenen Ort Cap d’Agde befinden sich auf 15 km Länge verschiedene Sandstrände, die im Sommer von Einheimischen und Touristen zum Baden genutzt werden. Um den Étang de Thau haben sich im Laufe der Geschichte Fischer- und Winzerdörfer angesiedelt.
Geschichte
Bereits am Ende der Bronzezeit (1100–800 v. Chr.) lassen sich erste Spuren an der Stelle des heutigen Sète nachweisen. Sie wurden 1973 entdeckt und liegen im Bassin de Thau, unter 2 m Wassertiefe. In Sète wurde auch das Fragment eines Kupferbarrens in Form einer Ochsenhaut (sogenannte Ochsenhautbarren) entdeckt, das vermutlich ins späte 12. oder frühe 11. Jahrhundert v. Chr. datiert und bei dem es sich wahrscheinlich um eine in Sardinien produzierte Nachahmung zyprischer Ochsenhautbarren handelt.[2] Der Name der Stadt erschien schon im Altertum bei Ptolemaios (Geographie II,10.2) als Σήτιον ὄρος (Berg Setion) und bei Avienus (Ora maritima) als „Setius mons“ mit gleicher Bedeutung und benannte den heutigen Mont Saint-Clair.
Im 16. Jahrhundert war der Ort noch kaum bewohnt, und der Fels St. Clair diente als Piratenrefugium. König Heinrich IV. plante Cette per Dekret von 1596 zu einem Exporthafen für Waren des Languedoc auszubauen, was aber aus unbekannten Gründen nicht umgesetzt wurde. Erst Ludwig XIV. und sein Minister Jean-Baptiste Colbert ließen Mole und Hafen ausbauen, in Zusammenhang mit dem zwischen 1667 und 1681 gebauten Canal du Midi, der in Sète an das Mittelmeer angebunden ist. Am 29. Juli 1666 wurde offiziell die erste Steinmole „Saint Louis“ errichtet, 1684 besuchte der berühmte französische Festungsbaumeister Vauban die Stadt.
1703 erfolgte die Einweihung der Kirche St. Louis. Vom 24. bis 29. Juli 1710 wurde Cette von einer Flotte der Engländer belagert und eingenommen, jedoch nach wenigen Stunden durch Truppen des Herzogs von Noailles, Adrien-Maurice de Noailles (1678–1766), befreit. 1711 wurden die Festungswerke Saint Pierre und Butte Ronde (runde Anhöhe/Hügel) fertiggestellt, 1794 Ankauf des Rathausgebäudes. Weiterer Ausbau der Festung durch die Errichtung der Zitadelle Richelieu und des Turmes von Castellas erfolgte 1744.
Am 9. Juni 1839 bekam die Stadt, die damals stets Cette genannt wurde, durch die Eröffnung der Eisenbahnlinie Montpellier–Cette Anschluss an das Eisenbahnnetz, in den 1850er Jahren siedelten sich italienische Fischer aus der Nähe von Neapel an, um bessere Lebensbedingungen zu finden. 1872 wurde die Handelskammer gegründet. 1901 erhielt die Stadt im Zuge der Stadtmodernisierung eine elektrische Straßenbahn, die 1933 stillgelegt wurde (siehe Straßenbahn Sète). Seit dem 20. Januar 1928 wurde der Name der Stadt per Ministerialdekret auf die heutige Schreibweise Sète festgelegt. 1947 lief die Exodus unter den Augen der Weltöffentlichkeit und britischer Kriegsschiffe aus dem Hafen von Sète aus.[3]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2017 |
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Einwohner | 36.301 | 40.476 | 39.258 | 39.545 | 41.510 | 39.542 | 43.008 | 43.229 |
Quellen: Cassini und INSEE |
Wirtschaft
Sètes Wirtschaft ist vom Hafen geprägt, der mit seinem Handelsvolumen von 3,6 Millionen Tonnen (2005) an der französischen Mittelmeerküste hinter Marseille an zweiter Stelle, insgesamt in Frankreich an elfter Stelle steht. Der Hafen Sète bedient unter anderem die Fischerei (Sardinen, Makrelen und Tunfisch). Sète ist der wichtigste französische Fischereihafen am Mittelmeer. Die morgendliche Heimkehr der Fischkutter, die von zahllosen Möwen begleitet werden, geben dabei ein täglich einzigartiges Bild ab. Die Hälfte der auf dem Frischmarkt in der Fischauktionshalle am Vieux Port, dem „Alten Hafen“, versteigerten Fische wird in die Nachbarländer Spanien und Italien verkauft. Der Hafen dient überdies dem Export vom Wein und dem Fährverkehr nach Nordafrika.
Des Weiteren ist die Westseite der abwasserfreien Lagune des Étang de Thau (gespeist vom Canal du Midi mit kalkreichem Wasser aus den Pyrenäen) ein idealer Ort für die Austernzucht – hier wachsen 20 Prozent der französischen Austernproduktion, sowie die Zucht von Muscheln.
Touristisch werden Badetourismus und die Vermietung von Hausbooten angeboten, mit denen man ohne Führerschein durch die Kanäle nach Toulouse (durch den Canal du Midi) oder in Richtung Rhône fahren kann (Rhône-Sète-Kanal).
Verkehr
Sète ist mit allen Verkehrsmitteln gut zu erreichen.
Straße
In der Nähe von Sète verläuft die französische Autobahn A 9, die bei Orange von der Autoroute du Soleil A 7 abzweigt und zur spanischen Grenze führt. Mit der Autobahn ist die Stadt durch die N 300 verbunden.
Zugverbindungen
Im Bahnhof Sète treffen die elektrifizierten Bahnstrecken Bordeaux–Sète und Tarascon–Sète-Ville aufeinander. Es bestehen Verbindungen nach Barcelona, Marseille, Lyon, Paris und Straßburg.
Schiffsverbindungen
Es bestehen Fährverbindungen nach Tanger und Nador in Marokko[4].
In Sète endet der Canal du Rhône à Sète (98 km). Jenseits des Étang de Thau beginnt der Canal du Midi, der nach Toulouse führt.
Flughafen
In einer Entfernung von ca. 30 km liegt der Aéroport Montpellier Méditerranée. Dieser Flughafen hat Verbindungen in Frankreich und nach Europa (nach Deutschland zum Flughafen Frankfurt-Hahn, Berlin-Tegel, Düsseldorf; grenznah zum Flughafen Basel).
Kulturstadt Sète
Sehenswürdigkeiten
- Musée Paul Valery: Ausstellung zur Stadtgeschichte und zum Dichter Paul Valéry. Unmittelbar neben dem Museum befindet sich der „Cimetière marin“, den Valéry in einem seiner Gedichte würdigt. Dort ist auch sein Grab.
- Espace Georges Brassens: Museum zum Gedenken des Sängers und Dichters Georges Brassens. Auch er ist, entsprechend seinem Wunsch, in der Nähe begraben, auf dem 1877[5] angelegten Friedhof Le Py.
- Mont Saint-Clair: schöne Aussicht auf die Stadt Sète und den Étang de Thau.
- Cimetière Marin mit den Grabstätten von Paul Valéry und Jean Vilar[5]
Veranstaltungen
Kulturelle Veranstaltungen: Die Stadt feiert im direkt am Meer gelegenen „Théâtre de la Mer“ alljährliche kulturelle Veranstaltungen und Festivals.
Schifferstechen: Am 25. August findet im „Canal Royal“ seit der Eröffnung des Hafens im Jahr 1666 traditionellerweise ein Schifferstechen (Joute Nautique „Fête de la Saint Louis“) statt, bei dem zwei Parteien mit ihren Booten ein Kampfspiel veranstalten. Dabei geht es darum, mit Schild und Lanze bewaffnet von einer kleinen Schiffsplattform aus den Gegner auf seiner Schiffsplattform ins Wasser zu stoßen. Die Kämpfer werden von Musik auf der traditionellen Oboe des Languedoc (Autbòi) und der Trommel begleitet.
Kulinarisches
Die Markthalle von Sète und die Fischrestaurants sind berühmt für ihre mediterranen Spezialitäten, dies sind Austern, die „Tielles“ (Tintenfisch im Teigmantel mit Tomatensauce), das „Aioli“ (würzige Knoblauchmayonnaise), die „Bourride“ (landestypische Fischsuppe mit Brot), die „Rouille de Seiches“ (geschmorte Sepia) sowie weitere Arten von Meeresfrüchten.
Sport
Der FC Sète 34 (gegründet 1900) gehörte zu den erfolgreichsten französischen Fußballvereinen zwischen den Weltkriegen. 1934 wurde er als Erster in ein und demselben Jahr Französischer Fußballmeister und Pokalsieger (das sog. Double). Die Volleyball-Männer von Arago de Sète spielen in der ersten französischen Liga (Pro A) und in der Champions League.
Partnerstädte
Persönlichkeiten
Sète ist die Geburtsstadt von:
- Étienne-Louis Arthur Fallot (1850–1911), Arzt, nach ihm ist die Fallot-Tetralogie benannt
- Paul Valéry (1871–1945), Schriftsteller
- Paul-Marie Masson (1882–1954), Musikpädagoge und Hochschullehrer
- Marcel Jeanjean (1893–1973), Illustrator
- Yvette Labrousse (1906–2000), Miss France und spätere Begum Aga Khan
- Paul Durand (1907–1977), Komponist
- Jean Vilar (1912–1971), Schauspieler, Gründer des Festivals von Avignon
- Pierre Nocca (1916–2016), Bildhauer
- Georges Brassens (1921–1981), Musiker und Dichter
- Manitas de Plata (1921–2014), Musiker
- Yves Rouquette (1936–2015), okzitanischer Romancier
- Richard Engel (* 1940), deutscher Regisseur
- Hervé Di Rosa (* 1959), Maler
- Richard Di Rosa (* 1963), Bildhauer
- Ève Angeli (* 1980), Popsängerin
- Andy Delort (* 1991), Fußballspieler
In den Gässchen von Sète befinden sich viele Maler-Ateliers. Den Poeten Georges Brassens und Paul Valéry sind allein schon vier verschiedene Museen gewidmet. Für Menschen, die das Wasser lieben, ist Sète ein Ort der künstlerischen Inspiration.
- Claude Joseph Vernet: Ansicht des Hafens von Cette
- „The Great Wave, Sète“ (1857) Fotografie von Gustave Le Gray
- Sète vom Mont Saint-Clair in Richtung Osten
Weblinks
- Offizielle Seite der Stadt Sète (französisch)
Einzelnachweise
- Ancien Palais Consulaire bei pss-archi.eu, abgerufen am 6. Januar 2020
- Fulvia Lo Schiavo: The oxhide ingot from Sète, Hérault (France). In: Fulvia Lo Schiavo, James D. Muhly, Robert Maddin, Alessandra Giumlia-Mair (Hrsg.): Oxhide ingots in the Central Mediterranean, Rom 2009, S. 421–430.
- Jacques Derogy: La Secrète et Véritable Histoire de l’« Exodus ». La loi du retour. Éditions Fayard, Paris 1969, S. 359.
- Horaires des Ferries | Port de Sète. Abgerufen am 9. September 2019.
- Beate Taudte-Repp: Vierundzwanzig Strophen für die Ewigkeit. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 77, 1. April 2010, S. R4.