Faun-Werke
FAUN-Werke war der Name eines deutschen Fahrzeugbau-Unternehmens, das Feuerlöschfahrzeuge, Lastkraftwagen und Autokrane, kurzzeitig auch Personenkraftwagen und Traktoren herstellte. Es entstand 1917 bzw. 1920 durch eine Fusion und hatte ursprünglich die Rechtsform einer Aktiengesellschaft; sein Sitz war zunächst in Ansbach, dann in Nürnberg. Später existierte es als GmbH bzw. als GmbH & Co. KG und war in Lauf an der Pegnitz angesiedelt. Seit den 1970er Jahren gab es ein Zweigwerk in Osterholz-Scharmbeck. 1990 bzw. 1995 wurde es in zwei Nachfolge-Unternehmen aufgeteilt, die beide den Namen weiterführen: die FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG (Osterholz-Scharmbeck; Abfallsammelfahrzeuge und Kehrmaschinen) und die Tadano FAUN GmbH (Lauf an der Pegnitz; Mobilkrane).
FAUN-Werke AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1917 (als Fahrzeugfabriken Ansbach und Nürnberg AG) |
Auflösung | 1990/1995 |
Auflösungsgrund | Aufteilung in die FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG und die Tadano FAUN GmbH |
Sitz | Ansbach, Nürnberg, Deutschland |
Branche | Kraftfahrzeughersteller |
Unternehmensgeschichte
1917 fusionierte die Fahrzeugfabrik Ansbach AG mit der Nürnberger Feuerlöschgeräte-, Automobillastwagen- und Fahrzeugfabrik Karl Schmidt, zu deren Vorgängern unter anderen die 1845 gegründete Gießerei von Justus Christian Braun gehörte, unter der neuen Firma Fahrzeugfabriken Ansbach und Nürnberg AG, die 1920 auf die Abkürzung FAUN-Werke AG geändert wurde. Der Unternehmenssitz war Ansbach, das Nürnberger Werk wurde offiziell als Zweigwerk bezeichnet. Als Aktionärin beteiligte sich unter anderen die Fried. Krupp AG.
Nach dem Ende der Inflation, die durch die „Flucht in die Sachwerte“ auch den Verkauf von Kraftfahrzeugen begünstigt hatte, geriet die FAUN-Werke AG – wie auch viele andere Fahrzeughersteller – gegen Mitte der 1920er Jahre in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten und wurde 1925 unter Geschäftsaufsicht gestellt, bis 1926 ein Vergleich geschlossen werden konnte. Die im Vergleich vereinbarten Zahlungen konnte das Unternehmen zunächst durch den Verkauf des Nürnberger Werks leisten, das dabei aber im Einflussbereich der Familie des Unternehmers Karl Schmidt verblieb und auch den Namen FAUN-Werke behielt. Während die (neuen) FAUN-Werke unter baldiger Aufgabe der Personenkraftwagen-Sparte erfolgreich weiterbestanden, ging die in Fahrzeugwerke Ansbach zurückbenannte Aktiengesellschaft 1928 in Konkurs.
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges erlitten die FAUN-Werke schwere Schäden, erst 1946 konnte die Produktion von Müllfahrzeugen wieder aufgenommen werden, wenige Jahre später folgte die Entwicklung und Fertigung neuer Kehrfahrzeuge. 1969 wurden die Werksanlagen der Büssing AG in Osterholz-Scharmbeck durch die FAUN-Werke übernommen, 1973 wurde die Kommunalfahrzeug-Produktion komplett dorthin verlagert.[1]
1976 richtete FAUN ein europaweites Händlernetz ein und widmete sich verstärkt dem Export. Zudem wurde das Maschinenangebot für die Bauwirtschaft und die Bergbauindustrie in den darauffolgenden Jahren konsequent erweitert. So übernahm FAUN 1977 den angeschlagenen Baumaschinenhersteller Frisch und konnte so Radlader und Grader in das Produktprogramm aufnehmen. Die in diesem Zuge neu gegründete FAUN-Frisch-Baumaschinen GmbH erwarb 1978 die Baggersparte von Mengele und begann wenig später mit der Fertigung von Hydraulikbaggern. 1979 erfolgte darüber hinaus die Übernahme der Radlader-Fertigung von Eaton-Yale im US-amerikanischen Batavia.[2]
Zu Beginn der 1980er Jahre setzte sich die Expansion fort. 1983 erwarb FAUN die KUKA Umwelttechnik GmbH und deren bekannten Drehtrommeln für Müllfahrzeuge. Später kamen noch das Schweizer Unternehmen J. Ochsner AG und die Grange SA aus Frankreich zum Unternehmen. Mitte der 1980er Jahre konnte FAUN seinen Kunden ein umfangreiches Fahrzeug- und Maschinenprogramm anbieten. Doch insbesondere die Baumaschinensparte blieb hinter den Erwartungen zurück. Gründe hierfür waren unter anderem instabile Märkte in Europa und die zunehmende Konkurrenz aus Japan. Die FAUN-Werke hatten im Verlauf der Nachkriegszeit mehrfach die Rechtsform gewechselt (KG bzw. GmbH und Co. KG), waren aber durchgehend im Besitz der Familie Schmidt geblieben. 1984 wurde der Konzern schließlich wieder in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Der zum Hoesch-Konzern gehörige Baumaschinenhersteller Orenstein & Koppel (O&K) übernahm 1986 die Aktienmehrheit an FAUN.[2] Die Sparte der Kommunalfahrzeuge mit dem Werk in Osterholz-Scharmbeck wurde hierbei ausgenommen und verblieb als FAUN-KUKA noch in Familienbesitz, bevor sie 1994 an die Kirchhoff Gruppe verkauft wurde, die Umfirmierung in FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG folgte ein Jahr später. O&K behielt die Baumaschinensparte, trennte sich jedoch 1990 vom Rest des Unternehmens. Der japanische Mobilkranhersteller Tadano Ltd. übernahm daraufhin das FAUN-Werk in Lauf und gab das stark exportabhängige Geschäft mit schweren Zugmaschinen auf. Die Produktion und der Vertrieb von Mobilkranen laufen seit 2012 unter der Firma Tadano FAUN GmbH.
Produkte
Galerie
- FAUN 6/30-PS-Typ K 3 (1927)
- Faun ZRS (Schiene-Straße-Zugmaschine, 1940)
- Faun ZR zieht Me 323 Gigant
- FAUN L 8/56
- Faun K10 (1956)
- FAUN „Kraftkarren KRAKA“ (Prototyp 1962)
- FAUN L 912/45-Zugmaschine der Bundeswehr
- Faun K85 (1970)
- Löschgruppenfahrzeug
LF 8 - FAUN-Kehrmaschine (älteres Modell)
- FAUN Z 912/21, Zugmaschine der Bundeswehr
- Grader FAUN-Frisch F 155 (1984)
- FAUN Schwerlastzugmaschine in Großbritannien
Produkte bis 1945
In den 1920er Jahren entwickelte FAUN vor allem Kommunalfahrzeuge zur Abfallentsorgung und Straßenreinigung. Zwischen 1924 und 1928 wurden auch Automobile produziert. Das erste Modell 6/24 PS Typ K 2 war mit einem Vierzylindermotor mit 1405 cm³ Hubraum und 24 PS Leistung ausgestattet. 1926 folgte der 6/30 PS Typ K 3, dessen Vierzylindermotor aus 1550 cm³ Hubraum 30 PS leistete.
In den 1930er Jahren bereicherten Schwerlastkraftwagen mit Nutzlasten bis zu 15 t und Zugmaschinen das Produktspektrum von FAUN. Die FAUN-Werke erhielten wie viele Fahrzeugunternehmen im Rahmen der deutschen Wiederaufrüstung ab 1933 Verträge zur Lieferung von Lastkraftwagen für die neue Wehrmacht. Der bekannteste schwere Lkw vom Typ L900 D 567 wurde neben einigen Verkäufen in den zivilen Fernverkehr auch als Panzertransporter für Panzer vom Typ Panzerkampfwagen I, Panzerkampfwagen II und Panzerkampfwagen 38 (t) bestellt. Dabei wurde er als Ausrüstung der verlasteten Panzerabteilungen[Anm. 1] der „leichten Divisionen“ gern auf Paraden der Vorkriegszeit gezeigt und während des Überfalls auf Polen eingesetzt. Nach dem Überfall auf Polen wurden diese militärischen Verbände neu ausgerüstet und etwa zweihundert Transporter von FAUN und Büssing mit ihren Sonderanhängern 115 an die Instandsetzungeinheiten (Bergungs- und Werkstatteinheiten) der Wehrmacht abgegeben.
Für den Einsatz bei der Reichsbahn und Wehrmacht wurden ab Ende der 1930er Jahre auch schwere Radschlepper und der schwere Kranwagen LK5 gebaut. Der Radschlepper vom Typ ZRS konnte, mit einem bestimmten Schienenradsatz versehen, im Rangierbetrieb Eisenbahnwaggons schieben und ziehen. Er war jedoch genau wie der Typ ZR auch in der Lage, mit normaler Bereifung auf der Straße zu fahren.[3]
Nachkriegszeit
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die FAUN-Werke weitgehend zerstört. 1946 nahm man die Produktion wieder auf, zunächst mit Konstruktionen aus der Kriegs- und Vorkriegszeit. 1948 kam die erste Neukonstruktion nach dem Krieg auf den Markt: ein kleiner 4,5-t-Lastwagen mit Dieselmotoren zwischen 90 und 100 PS. 1949 wurde der Typ L7 mit 6,5 t Nutzlast und einem 150-PS-Motor von Klöckner-Humboldt-Deutz vorgestellt. Des Weiteren wurden Traktoren gebaut.[4] Den L7 gab es als klassischen Langhauber und als Frontlenker. Die Typen L8 (mit 180 PS und 8 t Nutzlast) und Sepp (mit 130 PS und 6,5 bis 7 t Nutzlast) ersetzten ab 1951 und 1950 die bisherigen Modelle von FAUN. Ab 1953 gab es den Dreiachser L 912/45 AL für den schweren Baustelleneinsatz. Der L 912/45 A konnte bis zu 16 t Nutzlast transportieren. Der L8 und der L 912/45 A wurden bis 1962 hergestellt, der Sepp bis 1955. 1955 kamen modernisierte Modelle mit einer neuen Bezeichnungsweise auf den Markt (F55, F56, F64, F66, F68), die zwischen 4,5 und 5,6 t Nutzlast aufwiesen. Von den Ostner-Werken übernahm FAUN 1955 einen leichten Frontlenker-Lastkraftwagen in das eigene Lieferprogramm, der 1957 technisch überarbeitet und bis 1968 gebaut wurde. Ab 1956 ergänzten Schwerlastwagen und Zugmaschinen das Programm, die auch mit Allradantrieb erhältlich waren.
Mitte der 1950er Jahre begann der erneute Aufstieg des Unternehmens durch den Bau von geländegängigen Schwerlast- und Spezialfahrzeugen für die Bundeswehr sowie von Autokranen in der Gewichtsklasse zwischen 10 und 12 t. 1960 ersetzte der Typ F687 den F68. Der F687 hatte einen 8-Zylinder-Motor von Klöckner-Humboldt-Deutz mit 195 PS und blieb bis 1969 im Angebot, zuletzt leistete der Motor 250 PS. Die Schwerstzugmaschine L 1212/45 ZA hatte Allradantrieb und einen luftgekühlten Zwölfzylindermotor mit 19 Liter Hubraum. Er ließ Brutto-Anhängerlasten von 110 Tonnen zu.[5] Ab 1965 waren auch Frontlenker mit einer kippbaren Fahrerkabine erhältlich, die einen besseren Zugang zum Motor für Wartungs- und Reparaturarbeiten ermöglichte. Die damalige Fernlaster-Baureihe 610 umfasste zwei- und dreiachsige Fahrzeuge mit dem luftgekühlten Zehnzylinder-Dieselmotor F 10 L 714 von Deutz.[6]
Ausrichtung auf Spezialfahrzeuge
Ende der 1960er Jahre ging der Erfolg von FAUN bei den schweren Fernverkehrslastkraftwagen zurück. Kleinere Produzenten wie FAUN oder Kaelble konnten mit den großen Unternehmen wie MAN, Magirus-Deutz und Mercedes-Benz nicht mehr konkurrieren und gaben den Bau konventioneller Lastkraftwagen auf. FAUN stellte auch die Herstellung von Omnibussen ein und verlegte sich ab 1969 ganz auf die Konstruktion und den Bau von Spezialfahrzeugen, die nur in geringen Stückzahlen gefertigt wurden. Dazu zählten Zugmaschinen, Schwertransporter, Feuerwehr- und Flughafenfeuerwehrfahrzeuge, Muldenkipper, Fahrzeugkrane und Kranträger sowie Kommunalfahrzeuge wie z. B. Pressmüllwagen. Das Fabrikationsprogramm umfasste in der Reihe der Muldenkipper in Zweiachs-Bauart Fahrzeuge von 11 bis 80 t Nutzlast.
Mitte der 1970er Jahre war FAUN Lieferant von Zugmaschinen an die Sowjetunion im Rahmen des sogenannten Delta-Projekts: Zur Erschließung von Ölfeldern in Sibirien, zum Bau der Baikal-Amur-Magistrale und in Industrieprojekten benötigte die Sowjetunion schwere geländegängige und extrem robuste Zugmaschinen mit Tiefladeaufliegern. FAUN lieferte 86 Sattelzüge HZ 34.30/41 mit V12-Deutz-Motor und 326 PS Leistung. Später bestellte die Sowjetunion weitere FAUN-Zugmaschinen aller Baugrößen, angefangen von HZ 32.25/40 mit 305-PS-V10-Motor bis hin zur überschweren Geländezugmaschine HZ 40.45/45 mit 456-PS-V12-Deutz-Motor. Insgesamt lieferte FAUN 254 Zugmaschinen in die UdSSR, die letzten im Jahre 1989.
Durch die Übernahme der Frisch GmbH im Jahre 1977 konnte FAUN seinen Kunden nun auch eine ganze Reihe von verschiedenen Radlader- und Grader-Modellen anbieten. Hinzu kamen sechs verschiedene Hydraulikbagger-Modelle, nachdem 1978 die zugehörigen Baurechte von Mengele erworben worden waren. Mit dem Ankauf der Eaton-Yale-Produktion übernahm FAUN ab 1979 außerdem die Fertigung der großen Trojan-Radlader und reihte sie unter der Bezeichnung F 3500 und F 5000 in das Produktprogramm ein. Zwischen 1983 und 1985 erfolgte dann mit der Einführung der Radlader-Modelle F 1110, F 1310 und F 1410 eine letzte Modellpflege vor dem Verkauf an O&K. Die Auswahl an Hydraulikbaggern wurde 1984 auf die vier Grundtypen FM 1015, FM 1025, FM 1035 sowie FR 1035 reduziert.[2]
Siehe auch
Literatur
- Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, 30. Ausgabe 1925, Band 1, S. 615 f.
- Werner Oswald: Deutsche Autos 1920–1945. 4. Auflage, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1981, ISBN 3-87943-519-7, S. 111.
- 150 Jahre FAUN. 1995.
- Wolfgang H. Gebhardt: FAUN. Giganten der Landstraße. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-02040-8.
- G.N. Georgano: World War Two Military Vehicles Transport & Halftracks. Reprint Auflage. Osprey, London 1995, ISBN 1-85532-406-7, S. 208.
- Halwart Schrader: Deutsche Autos 1886–1920. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02211-7, S. 78 f.
- FAUN Archiv. 5 Bände, Verlag truckbook.de, 2005–2010.
- Wolfgang H. Gebhardt: Faun. Lastwagen 1916–1988. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02685-6. (Reihe Typenkompass)
Weblinks
Anmerkungen
- „Verlastete Panzerabteilungen“ sind militärische Verbände, deren Ausrüstung, hier Panzer, auf Transportfahrzeugen verladen ist.
Einzelnachweise
- Historie – 164 Jahre FAUN auf www.faun.com, zuletzt abgerufen am 3. Juni 2015
- Ulf Böge: Jahrbuch Baumaschinen 2020. Podszun-Verlag, 2019, ISBN 978-3-86133-934-2, Seite 102 ff.
- Georgano Military Vehicle S. 99+S. 103
- FAUN – Schlepper im Stil des Hauses auf traktorclassic.de
- Schwerstzugmaschinen. In: Kraftfahrzeugtechnik. Nr. 8/1965, S. 314.
- Fernverkehrsfahrzeuge von Faun. In: Kraftfahrzeugtechnik 7/1968, S. 210–211.