Targa Florio 1956

Die 40. Targa Florio, auch Targa Florio, Piccolo Circuito delle Madonie, Sicilia, war ein Straßenrennen auf Sizilien und fand am 10. Juni 1956 statt.

Luigi Villoresi im Osca S750. Nach dem Ausfall in der fünften Runde wechselte Villoresi in den Osca MT4 1.5, den bis dahin Giulio Cabianca fuhr
Ferrari 290MM mit der Fahrgestellnummer 0628. Mit dem ursprünglich als Ersatzwagen gemeldeten Wagen erreichten Olivier Gendebien und Hans Herrmann den vierten Gesamtrang

Die Vorgeschichte

Anfang Juni 1956 feierten die Honoratioren der Stadt Palermo bei einer Festveranstaltung das 50-jährige Bestehen der Targa Florio. Besonders geehrt wurde der Gründer Vincenzo Florio, der 1956 als 73-Jähriger noch immer dem Organisationskomitee vorstand. Dass die Targa Florio nach nur einem Jahr den Status als Weltmeisterschaftslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft wieder verlor, lag vor allem an Florio’s Eigensinn. Eine der Folgen des Unfalls beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955, war der Wunsch der Funktionäre der Commission Sportive Internationale, die Renndistanzen der Straßenrennen zu verkürzen. 1955 fuhren die Teilnehmer der Targa Florio 13 Runden à 72 Kilometer. Stirling Moss und Peter Collins legten bei ihrer Siegesfahrt im Mercedes-Benz 300 SLR 936 Kilometer zurück und benötigten dafür 9:43:14 Stunden. Das war der CSI zu lange und sie forderten Florio auf, wieder zu den ursprünglichen acht Runden zurückzukehren. Florio schlug als Kompromiss zehn Runden vor, was der CSI immer noch zu viel war. Er beharrte nach einigem Hin und Her auf seinem Vorschlag, dem die CSI am Ende nicht zustimmte. Den Entzug des Weltmeisterschaftsstatus nahm Florio ungerührt zur Kenntnis, da die Veranstaltung aus seiner Sicht weit schlimmere Krisen überstanden hatte.[1]

Trotz der langen Distanz bestanden einige Fahrer darauf, das Rennen als Alleinfahrer bestreiten zu dürfen, ein Vorgang, der vom sportlichen Reglement der Targa Florio gedeckt war. In der Sportwagen-Weltmeisterschaft waren solche Alleingänge nicht mehr möglich. Auch dieser Umstand war ein Streitgegenstand zwischen Florio und der CSI.

Das Rennen

Teams, Hersteller und Fahrer

Zwei Einsatz- und einen Ersatzwagen meldete die Scuderia Ferrari für die Fahrerpaarungen Olivier Gendebien/Hans Herrmann und Eugenio Castellotti/Peter Collins. Nachdem Gendebien bei einem Trainingsunfall einen der beiden Ferrari 860 Monza beschädigt hatte, mussten er und Hans Herrmann in einem Ferrari 290MM starten. Die Werksmannschaft von Maserati brachte drei 300S nach Palermo, die von Piero Taruffi (einer der Einzelfahrer), Franco Bordoni-Bisleri/Piero Carini und Carlo Pottino/ Clemente Ravetto gefahren wurden. Bei Osca gab es ebenfalls zwei Einzelfahrer. Giulio Cabianca fuhr einen MT4 1.5 und Luigi Villoresi einen kleinen S750.

Umberto Maglioli ging auf einem Werks-Porsche 550 A RS 1500 an den Start. Ursprünglich war Porsche-Rennleiter Fritz Huschke von Hanstein als Teamkollege von Maglioli gemeldet. Da Maglioli das Rennen ebenfalls ohne zweiten Fahrer bestreiten wollte, zog von Hanstein seine eigene Meldung wieder zurück. Wolfgang Graf Berghe von Trips meldete seinen privaten Mercedes-Benz 300 SL. Sein Beifahrer war der Schwede Bengt Martenson.

Der Rennverlauf

Die Anfangsphase dominierte Eugenio Castellotti im Ferrari, ehe er in der vierten Runde mit einer gebrochenen Kardanwelle aufgeben musste. Danach übernahm Umberto Maglioli im Werks-Porsche die Führung, da der Mitfavorit Piero Taruffi Probleme mit dem Treibstofftank seines Maserati hatte. Ein aufgewirbelter Stein hatte zu Beginn des Rennens ein kleines Leck in den Tank geschlagen, wodurch beständig Benzin austrat. Vor dem ersten Tankstopp blieb der Wagen auf der Strecke ohne Treibstoff stehen und Taruffi erbat sich von den Zuschauern Benzin für die Weiterfahrt. Beim Stopp gelang es den Mechanikern dann das Loch zu schließen, allerdings war bereits viel Zeit verloren gegangen und die Chance auf den Gesamtsieg bereits entglitten.

Den Nachteil keinen ihn ablösenden Fahrer zu haben, bekam Umberto Maglioli zu spüren, als Luigi Villoresi nach seinem Ausfall in den Wagen von Giulio Cabianca wechselte. Villoresi hatte sich fast eine Stunde ausgeruht, bevor er sich ans Steuer des Osca MT4 setzte. Während Maglioli bis zur völligen Erschöpfung weiterfahren musste, holte der ausgeruhte Villoresi am Rennende stark auf. Im Ziel lag er allerdings noch immer 13 Minuten hinter Maglioli und musste sich mit dem zweiten Endrang zufriedengeben. Schnellster Fahrer in der zweiten Hälfte des Rennens war Taruffi, der bis auf zwei Minuten an Cabianca und Villoresi herankam und Dritter wurde.

Ergebnisse

Schlussklassement

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Fahrzeug Runden
1 S bis 1.5 84 Deutschland Porsche KG Italien Umberto Maglioli Porsche 550 A RS 1500 10
2 S bis 1.5 86 Italien Officine Specializzata Costruzioni Automobili Italien Giulio Cabianca
Italien Luigi Villoresi
Osca MT4 1.5 10
3 S über 2.0 104 Italien Officine Alfieri Maserati Italien Piero Taruffi Maserati 300S 10
4 S über 2.0 110T Italien Scuderia Ferrari Belgien Olivier Gendebien
Deutschland Hans Herrmann
Ferrari 290MM 10
5 S bis 2.0 96 Italien Scuderia Centro Sud Italien Giorgio Scarlatti
Italien Fernando Mancini
Maserati A6GCS/53 10
6 S über 2.0 102 Italien Officine Alfieri Maserati Italien Franco Bordoni-Bisleri
Italien Piero Carini
Maserati 300S 10
7 S über 2.0 108 Italien Officine Alfieri Maserati Italien Carlo Pottino
Italien Clemente Ravetto
Maserati 300S 10
8 GT über 2.0 40 Italien Armando Zampiero Italien Armando Zampiero
Italien Mario Sacchiero
Mercedes Benz 300 SL 8
9 S bis 2.0 100 Italien Aldo Pedini Italien Aldo Pedini Maserati A6GCS/53 8
10 GT über 2.0 36 Italien Guido Cestelli-Guidi Italien Guido Cestelli-Guidi
Italien Giuseppe Musso
Mercedes-Benz 300 SL 8
11 GT bis 2.0 34 Italien Francesco Arezzo Italien Francesco Arezzo
Italien Gennaro Altiero
Fiat 8V Zagato
12 S bis 1.1 62 Italien Francesco Tagliavia Italien Francesco Tagliavia
Italien Gaetano Santonocito
Osca MT4 1.1
13 S bis 1.5 90 Italien Amelio Garavaglia Italien Amelio Garavaglia
Italien Luciano Gramegna
Maserati 150S
14 S bis 1.1 74 Italien Angelo Sbordone Italien Angelo Sbordone Osca MT4 1.1
15 T bis 1.3 20 Italien Pietro Laureati Italien Pietro Laureati
Italien Pelloni
Alfa Romeo Giulietta Sprint Veloce
16 S bis 750 50 Italien Mario Piccolo Italien Mario Piccolo
Italien Vincenzo Gugliotta
Giaur Giannini 750 Sport
17 S bis 1.1 70 Italien Domenico Rotolo Italien Domenico Rotolo
Italien Giuseppe Alotta
Osca MT4 1.1
18 S bis 1.5 88 Italien Guido Perrella Italien Guido Perrella
Italien Vincenzo Sorrentino
Maserati 150S
19 T Unica 6 Italien Nevol Querci Italien Nevol Querci
Italien Pietro Pelloni
Alfa Romeo 1900 TI
20 GT bis 2.0 32 Italien Maggiorelli Fratelli Italien Maggiorello Maggiorelli
Italien Amedeo Maggiorelli
Fiat 8V
21 S über 2.0 114 Vereinigtes Konigreich Dan Margulies Vereinigtes Konigreich Dan Margulies
Vereinigtes Konigreich David Piper
Jaguar C-Type
22 TS bis 1.3 10 Italien Vito Coco Italien Vito Coco
Italien Vito Sabbia
Fiat 1100/103
23 S bis 750 52 Italien Salvatore Sirchia Italien Salvatore Sirchia
Italien Luigi di Pasquale
Patriarca 750 Sport
24 GT bis 1.3 30 Italien Guido Garufi Italien Guido Garufi
Italien Vincenzo Santonocito
Alfa Romeo Giulietta Sprint Veloce
25 GT bis 1.3 28 Italien Ignazio Scaletta Italien Ignazio Scaletta
Italien Piergiacomo Ghitti
Alfa Romeo Giulietta Sprint Veloce
26 T Unica 2 Italien Baldassarre Taormina Italien Baldassarre Taormina
Italien Pasquale Tacci
Alfa Romeo 1900 TI
27 GT bis 1.3 14 Italien Giacomo Franzitta Italien Giacomo Franzitta
Italien Igino Baseggio
Fiat 1100/103
28 GT bis 1.3 92 Italien Letterio Cucinotta Piccolo Italien Letterio Cucinotta Piccolo Maserati A6GCS/53
29 S bis 1.1 64 Italien Antonio di Salvo Italien Antonio di Salvo
Italien Antonio Picone
Fiat Raor 1100 Sport
30 TS bis 1.3 16 Italien Francesco Mentesana Italien Francesco Mentesana
Italien Ernesto Dagnino
Fiat 1100/103 TV
31 S bis 750 54 Italien Alfredo Fondi Italien Alfredo Fondi
Italien Marcantonio Bellomare
Fiat Fondi 750 Sport
32 S bis 1.1 82 Italien Francesco de Roberto Italien Francesco de Roberto
Italien Raffaele Fiordelisi
Stanguellini 1100 Sport
33 T Unica 8 Italien Roberto Dari Italien Roberto Dari Alfa Romeo 1900 TI
34 TS über 1.3 26 Italien Mennato Boffa Italien Mennato Boffa
Italien Vincesco Maresca
Lancia Aurelia B20 2.5
Ausgefallen
35 TS bis 1.3 4 Italien Rosario Montalbano Italien Rosario Montalbano
Italien Giuseppe Pizzo
Fiat 1100/103 TV
36 TS bis 1.3 12 Italien Gaspare Cavaliere Italien Gaspare Cavaliere
Italien Carmelo Micciché
Fiat 1100/103 TV
37 T Unica 22 Italien Cavallucci
Italien Vasco Parducci
Alfa Romeo 1900 TI
38 GT bis 2.0 24 Italien Alfonso Vella Italien Alfonso Vella
Italien Alotta
Fiat 8V
39 GT über 2.0 38 Deutschland Wolfgang Graf Berghe von Trips Deutschland Wolfgang Graf Berghe von Trips
Schweden Bengt Martenson
Mercedes-Benz 300 SL
40 S bis 750 44 Italien Alfredo Tinazzo Italien Alfredo Tinazzo Giaur Giannini 750 Sport
41 S bis 750 56 Italien Giuseppe Marino Italien Giuseppe Marino
Italien di Pasquale
Giannini 750 Sport
42 S bis 1.1 60 Italien Giampiero Chini Italien Giampiero Chini Ermini 1100 Sport
43 S bis 1.1 68 Italien Orazio Licciardello Italien Orazio Licciardello
Italien Enzo Catania
Ermini 1100 Sport
44 S bis 1.1 76 Italien Domenico Tramontana Italien Domenico Tramontana Osca MT4 1.1
45 S bis 1.1 80 Italien Francesco Spinel Italien Francesco Spinel
Italien Armando Soldano
Volpini 1100 Sport
46 S bis 1.1 98 Italien Naust
Italien Angelo Benzoni
Ferrari 500 Mondial
47 S über 2.0 106 Italien Luigi Chiaramonte Bordonaro Italien Antonio Pucci
Italien Luigi Chiaramonte Bordonaro
Ferrari 750 Monza
48 S über 2.0 112 Italien Scuderia Ferrari Italien Eugenio Castellotti
Vereinigtes Konigreich Peter Collins
Ferrari 860 Monza
49 S bis 750 58 Italien Officine Specializzata Costruzioni Automobili Italien Luigi Villoresi Osca S750 4
50 S bis 2.0 94 Italien Luigi Bellucci Italien Luigi Bellucci
Italien Vincenzo Sorrentino
Maserati A6GCS/53
Nicht gestartet
51 TS bis 1.3 18 Italien Emanuele Trapani Italien Emanuele Trapani
Italien R.Dagnino
Fiat 1100/103 TV 1
52 S bis 1.1 72 Italien Soldano Fratelli Italien Francesco Soldano
Italien Armando Soldano
Gilco Cisitalia 1100 Sport 2
53 S über 2.0 110 Italien Scuderia Ferrari Belgien Olivier Gendebien
Deutschland Hans Herrmann
Ferrari 860 Monza 3

1 nicht gestartet 2 nicht gestartet 3 Unfall im Training

Nur in der Meldeliste

Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis
54 S bis 750 42 Italien Salvatore Giuffrida Italien Salvatore Giuffrida
Italien Gregorio Filippone
Fiat Giannini
55 S bis 750 46 Italien Camillo Giuliani Italien Camillo Giuliani Giaur 750 Sport
56 S bis 750 48 Frankreich Paul Carle Frankreich Paul Carle
Frankreich J. Cazon
DB Panhard 750 Sport
57 S bis 1.1 66 Italien Attilio Brandi Italien Attilio Brandi
Italien Antonio Consolazio
Ermini 1100 Sport
58 S bis 1.1 78 Italien Giuseppe Picciotto Italien Giuseppe Picciotto
Italien Alieri
Stanguellini 1100 Sport

Klassensieger

Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
S über 2.0 Italien Piero Taruffi Maserati 300S Rang 3
S bis 2.0 Italien Giorgio Scarlatti Italien Fernando Mancini Maserati A6GCS/53 Rang 5
S bis 1.5 Italien Umberto Maglioli Porsche 550 A RS 1500 Gesamtsieg
S bis 1.1 Italien Francesco Tagliavia Italien Gaetano Santonocito Osca MT4 1.1 Rang 12
S bis 750 Italien Mario Piccolo Italien Vincenzo Gugliotta Giaur Giannini 750 Sport Rang 16
GT über 2.0 Italien Armando Zampiero Italien Mario Sacchiero Mercedes Benz 300 SL Rang 8
GT bis 2.0 Italien Francesco Arezzo Italien Gennaro Altiero Fiat 8V Zagato Rang 11
GT bis 1.3 Italien Guido Garufi Italien Vincenzo Santonocito Alfa Romeo Giulietta Sprint Veloce Rang 24
TS über 1.3 Italien Mennato Boffa Italien Vincesco Maresca Lancia Aurelia B20 2.5 Rang 34
TS bis 1.3 Italien Pietro Laureati Italien Pelloni Alfa Romeo Giulietta Sprint Veloce Rang 15
T Unica Italien Nevol Querci Italien Pietro Pelloni Alfa Romeo 1900 TI Rang 19

Renndaten

  • Gemeldet: 58
  • Gestartet: 50
  • Gewertet: 34
  • Rennklassen: 11
  • Zuschauer: unbekannt
  • Wetter am Renntag: warm und trocken
  • Streckenlänge: 72,000 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 7:54:52,000 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 10
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 720,000 km
  • Siegerschnitt: 90,970 km/h
  • Schnellste Trainingszeit: keine
  • Schnellste Rennrunde: Eugenio Castellotti – Ferrari 860 Monza (#112) – 0:44:54,000 = 96,213 km/h
  • Rennserie: zählte zu keiner Rennserie

Literatur

  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.
  • Pino Fondi: Targa Florio – 20th Century Epic. Giorgio Nada Editore Vimodrone 2006, ISBN 88-7911-270-8.
  • Alain Bienvenu: Endurance. 50 ans d’histoire. Band 1: 1953–1964. Éditions ETAI, Boulogne-Billancourt 2004, ISBN 2-7268-9327-9.
Commons: Targa Florio 1956 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. R. M. Clarke: Targe Florio – the Porsche & Ferrari Years 1955-1964 Brooklands Books, ISBN 1-85520-4878, Seite 30ff
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