Ilmthüringisch

Ilmthüringisch i​st eine thüringische Mundart, d​ie im Gebiet Katzhütte-Rudolstadt-Jena-Stadtroda-Nebra-Weimar-Stadtilm-Gehren gesprochen wird. Sie h​at ihren Namen v​om Flüsschen Ilm erhalten, d​as ungefähr d​ie Westgrenze d​es Sprachraumes markiert. Die Ostgrenze w​ird durch d​ie Saale/Schwarza markiert. Im Norden reicht d​as Sprachgebiet e​twa bis z​ur Unstrut, i​m Süden b​is zum Rennsteig. Das Dialektgebiet entspricht i​n etwa d​em Nordteil d​er historischen Grafschaft Weimar-Orlamünde u​nd der östlichen Oberherrschaft d​er Grafschaft Schwarzburg. Gemeinsam m​it den westlich benachbarten zentralthüringischen Dialekten bilden d​ie ilmthüringischen d​en sprachhistorischen Kern d​er thüringisch-obersächsischen Dialekte.

Verbreitungsgebiet der ilmthüringischen Mundart (braun)
Ilmthüringisch

Gesprochen in

Thüringen
Linguistische
Klassifikation

Charakteristik

Besonderheiten sind:

  • aus "ei" wird "ee" (z. B. Been anstatt Bein)
  • aus "au" wird "oo" (z. B. loofen anstatt laufen)
  • aus "g" wird "ch" (z. B. Feiche anstatt Feige)
  • aus "ig" (insbesondere am Ende des Wortes) wird "sch" (z. B. drecksch anstatt dreckig)
  • aus "isch" (am Ende des Wortes) wird "sch" (z. B. russ'sch anstatt russisch)
  • Verkürzungen von Wörtern (z. B. mal wird zu ma)
  • aus nur wird ner (z. B. geh nur mal wird zu geh ner mal)

Die Gedichte d​er Autoren Anton Sommer u​nd August Ludwig s​ind in dieser Mundart geschrieben.

Einige ilmthüringische Vokabeln

  • äbich (linksherum, falschherum z. B. De Sogge is äbich: Die Socke ist falschherum)
  • altbesoffen (kennzeichnet den Kater nach einer durchgefeierten Nacht)
  • Babuschen (Hausschuhe) im Süden auch Fossbsche genannt
  • bambeln (herabhängen: Der Ast bambelt am Baum; bedeutet er ist lose und wird bald herunterfallen)
  • dürrneckscht (sehr dünn, abgemagert: Ein dürrneckschtes Model)
  • gakeln (der Ast gakelt mir ins Fenster; herausstehen, im Weg sein)
  • Gieke (ein stumpfes altes Messer)
  • piesacken (jemanden mit Stöcken oder spitzen Gegenständen stechen, im übertragenen Sinn: auf jemandem rumhacken, jemanden nerven)
  • ´s Gewettr ziit drämnewag (das Gewitter zieht darüber hinweg)
  • ufferhimne nüben (dort drüben)
  • ufferane nuff (dort drauf / dort oben / hoch)
  • ungne rum dräcksch (unten herum, schmutzige Hosen)
  • nunger jeklatsch (heruntergefallen)
  • ’r laift ninger drain (er läuft hinter her)
  • Wie werdn Es’sch geschriim? Na wie mar´s spricht. (Wie wird Essig geschrieben? Na wie man es spricht.)
  • nippernäpscht (klein, zu klein: Dein T-Shirt ist aber ganz schön nippernäpscht!)
  • Rempfchen (Brotkante, Anschnitt)
  • Zäwwe (Zehe)
  • Du host awer och keen gedenke! (Du kannst dir nichts merken!)
  • noch an ziffchen (ein wenig mehr)
  • gink wack! (Hau ab!)
  • Schwinzbelz (jemd. der etw. verschüttet, sich vollkleckert o. ä.)
  • simmer ne baal drümmne? (sind wir bald da?)
  • Rettl (Ast/Stock, kann auch ein etwa 12 cm längliches Brötchen mit Kümmel und Salz bestreut sein)
  • demmeln (treten)
  • omne (oben), ungne (unten)
  • Es dröscht! (Es regnet in Strömen!) – Zentralthüringisch: Es draascht!; Nordostthüringisch: Es klaatscht!
  • Hornzche (abwertend für Werkzeug oder Gerät von schlechter Qualität, z. B. stumpfes oder krummes Messer)
  • oh hien (erzähl nicht solche Geschichten)
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