Leutenberg
Leutenberg ist eine Landstadt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen, genannt „Stadt der sieben Täler“.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Saalfeld-Rudolstadt | |
Höhe: | 300 m ü. NHN | |
Fläche: | 57,52 km2 | |
Einwohner: | 2057 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 36 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 07338 | |
Vorwahl: | 036734 | |
Kfz-Kennzeichen: | SLF, RU | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 73 106 | |
Stadtgliederung: | 12 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 07338 Leutenberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Robert Geheeb (Freie Wähler/SPD) | |
Lage der Stadt Leutenberg im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt | ||
Geographie
Leutenberg liegt an der Sormitz, einem Nebenfluss der Loquitz, inmitten des Naturparks Thüringer Schiefergebirge-Obere Saale.
Stadtgliederung
Die Stadt gliedert sich in insgesamt neun Ortsteile:
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Darüber hinaus gibt es auf dem Gebiet der heutigen Stadt Leutenberg folgende Ortslagen, die nicht den Status eines Ortsteils besitzen:
Die sieben Täler
- Hüttengrund (Kiesbachtal)
- Sormitztal
- Lemnitztal
- Ilmtal
- Herschdorfer Tal
- Kalkgrubental
- Hinktal
- Marktplatz Leutenberg (Denkmalensemble)
- Stadtkirche
- Rathaus
- Scheunenreihe (Denkmalensemble)
- Cyriakskapelle am Friedhof
- Märchen-Pavillon oberhalb des Ortes
- FDGB-Erholungsheim Katja Niederkirchner, 2021; abgerissen im Dezember 2021[2]
Geschichte
Der Ort wurde 1187 als Lutenberg erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1208 wurde die Provinz Saalfeld von König Otto IV. an Schwarzburg gegeben. Darunter befand sich vermutlich auch Leutenberg, ohne jedoch explizit erwähnt zu werden.
Die damals gleichnamige Burg liegt hoch über dem Tal der Sormitz nordöstlich des Stadtzentrums von Leutenberg. Sie wurde strategisch günstig auf einem spornartigen Bergkopf über dem Tal errichtet. Gebaut wurde sie von den Herren von Leutenberg. Sie werden ab 1187 amtlich benannt. Im 13. Jahrhundert sind die Grafen von Schwarzburg Besitzer, da Burg und Land vom König Otto IV. als Reichslehen übergeben wurden.
Im Jahr 1326 wird erstmals in einer Urkunde von der Stadt Luthenberg gesprochen. 1395 wurde im mitteldeutschen Raum in Leutenberg das letzte Dominikanerkloster gebaut.[3] Von 1362 bis 1564 war die Stadt und Veste dann Sitz einer eigenen Linie der Schwarzburger: Schwarzburg-Leutenberg. Die Grafen von Gleichen belagerten die Bastion 1447 vergeblich. Die Beendigung der ständigen Erbstreitigkeiten zwischen den Schwarzburgern und Grafen von Orlamünde wurde in Leutenberg besiegelt, seitdem wird die Burg "Friedensburg" genannt. Erstmals lässt sich der Name Friedensburg um 1564 nachweisen. Sie brannte 1567 und nochmals 1934 aus und wurde stets wieder aufgebaut. Jetzt residiert ein Fachkrankenhaus für Dermatologie in der gut erhaltenen Anlage.[4][5][6]
Am 8. Oktober 1564 erlosch mit dem Tod von Graf Philipp I. von Schwarzburg-Leutenberg die Linie der Schwarzburg-Leutenberger und die Stadt fiel an Schwarzburg-Rudolstadt. Sie gehörte bis 1697 zur Oberherrschaft dieser Grafschaft und ab da bis 1918 zum gleichnamigen Fürstentum.
Am 7. Mai 1800 ist ganz Leutenberg abgebrannt, nur sieben Gebäude blieben vom Raub der Flammen verschont.[7]
Während des Zweiten Weltkriegs bestand in Leutenberg ein KLV-Lager, das im Rahmen der Kinderlandverschickung u. a. von Schülern aus Düsseldorf bewohnt wurde. Dazu entstanden in drei Leutenberger Gasthöfen Unterbringungsmöglichkeiten: In der Garküche, in der Unteren Friedensburg und im Leutenberger Hof.[8] Nach Abriss des Leutenberger Hofs wurde dort vom FDGB das Erholungsheim Katja Niederkirchner errichtet.[9]
Seitdem war Leutenberg Teil des Landkreises Saalfeld. Seit der Bildung des neuen Landkreises Saalfeld-Rudolstadt am 1. Juli 1994 (zunächst unter dem Namen Schwarza-Kreis) gehört Leutenberg diesem an.
Die heutige Einheitsgemeinde "Stadt Leutenberg" wurde mit dem Thüringer Gesetz zur Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden (Thüringer Gemeindeneugliederungsgesetz - ThürGNGG -) vom 23. Dezember 1996 gegründet (§ 22).[10][11] Dafür wurde die aus der Stadt Leutenberg und den Gemeinden Altenbeuthen, Dorfilm, Drognitz, Hirzbach, Landsendorf, Munschwitz, Neuenbeuthen, Reitzengeschwenda, Schweinbach und Steinsdorf bestehende Verwaltungsgemeinschaft Obere Saale aufgelöst. Aus dem Gebiet der aufgelösten Stadt Leutenberg und der aufgelösten Gemeinden Dorfilm, Hirzbach, Landsendorf, Munschwitz, Schweinbach und Steinsdorf wurde die neue Einheitsgemeinde gebildet. Die Stadt Leutenberg besteht seitdem aus den neun Ortsteilen Dorfilm, Herschdorf, Hirzbach, Kleingeschwenda, Landsendorf, Leutenberg, Munschwitz, Schweinbach und Steinsdorf.[12]
Politik
Stadtrat
Der Rat der Stadt Leutenberg besteht nach der Stadtratswahl am 26. Mai 2019 aus 14 Ratsmitgliedern:
Partei / Liste | Sitze | +/− |
CDU | 4 | − 1 |
FDP | 3 | ± 0 |
LINKE/Leutenberg sozial | 1 | ± 0 |
FWG Leutenberg e.V. | 5 | + 1 |
FFW Steinsdorf e.V. | 1 | ± 0 |
Bürgermeister
Der Diplom-Politologe Robert Geheeb (* 1977) war seit 2009 Stellvertretender Bürgermeister, seit 2015 ist er Bürgermeister der Stadt Leutenberg.[14]
Wappen
Blasonierung: „In Blau ein gekrönter goldener Löwe mit roter Zunge und Bewehrung.“
Städtepartnerschaften
Seit 1990 besteht eine Partnerschaft mit Stadtsteinach in Bayern sowie seit 1992 mit der Gemeinde Hochspeyer in Rheinland-Pfalz.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswert ist die historische Innenstadt mit Fachwerkhäusern, Brunnen, Kirche und Rathaus. Durch die Stadt und auch in den zugehörigen Gemeinden führen Hinweistafeln. Direkt hinter der Kirche am Schloßberg startet ein Naturlehrpfad, auf dem rund um den Berg einheimische Pflanzen und Tiere erläutert werden. Dazu zählen auch kleinere Besonderheiten der Region, wie die aus Korsika eingeführten Mufflons, die auch am Schloßberg vorkommenden Feuersalamander oder kalkliebende Arten wie Pimpernuss und Leberblümchen.
Am Ortsausgang Richtung Wurzbach liegt das Gelände der Naturparkverwaltung Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale mit einem ausgedehnten Naturerlebnisbereich entlang der Sormitz. Im Verwaltungsgebäude befindet sich eine Ausstellung über den Naturpark mit Mineralienzimmer.
Durch die Naturparkverwaltung werden zertifizierte Naturführer ausgebildet, die in Leutenberg und auch in anderen Bereichen des Naturparkes Touristen und Einheimische durch die Landschaft führen. Die Touren verteilen sich über das gesamte Naturparkgebiet von Saalfeld bis Blankenstein und vom Plothener Teichgebiet bis zum Rennsteig.
Baudenkmale
Auf Schloss Friedensburg befand sich von 1904 bis 1945 eine Privatpension, in die während der Zeit des Nationalsozialismus mehrere Häftlinge aus dem Frauengefängnis Hohenleuben als Angestellte vermittelt wurden, um sie einer Einweisung in ein KZ zu entziehen.
Geschichtsdenkmale
Ein sowjetischer Ehrenhain mit den Gräbern von 35 Opfern von Zwangsarbeit, die hierher auch aus anderen Orten (Kaulsdorf, Probstzella, Gräfenthal) umgebettet wurden, erinnert an die Zwangsarbeit von zahlreichen Arbeitskräften aus Osteuropa, die auch in den umliegenden Orten Kleingeschwenda, Landsendorf, Gleima, Schweinbach und Hirzbach arbeiten mussten. Seit 1985 erinnert eine Stele an der Kreuzung Bahnhofstraße/Saalfelder Straße an Opfer der Todesmärsche im Kreisgebiet.[15]
Die über 24 Register verfügende Orgel der Kirche stammt ursprünglich aus dem Jahr 1886 und wurde 1894 umgebaut. An ihrer Entstehung waren sowohl die Firmen Ladegast wie auch Peternell beteiligt. Das Instrument wurde von 2013 bis 2015 durch das Unternehmen Hermann Eule Orgelbau Bautzen restauriert.[16]
Persönlichkeiten
- Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz (1755–1829), Kanzler von Schwarzburg-Rudolstadt und Besitzer der Güter in Löhma, Munschwitz und St. Jakob
- Theodor Linschmann (1850–1940), Geistlicher und Bibliotheksdirektor
- Hildegard Tauscher (1898–1971), Rhythmikerin
Historische Ansichten
- Blick auf die Stadt 1953/54
- Straßenszene vor 1977
- Schloss Friedensburg 1953/54
- Ein Innenhof 1953/54
- Straßenszene 1953/54
- Blick auf das Schloss 1953/54
Weblinks
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- "Abriß von Ferienheim in Leutenberg", OTZ, 16. Dezember 2021
- Werner Mägdefrau: Thüringen im späten Mittelalter 1310–1482/85. Zu Leben und Werk deutscher Könige und sächsisch-thüringischer Landgrafen von Friedrich dem Freidigen über Sigmund bis Wilhelm III., dem Tapferen (= Thüringen im Mittelalter. Bd. 4). Rockstuhl, Bad Langensalza 2012, ISBN 978-3-86777-335-5, S. 145.
- Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 104.
- Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. 430 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-631-1, S. 236.
- Burg Leutenberg.
- Chronik der Stadt Sonneberg 1757-1802 von Johann Martin Steiner. Stadtarchiv Sonneberg 2017, S. 451, ISBN 978-3-00-058293-6
- Max Liedtke (Hrsg.): Für Hitler erzogen? Briefe und Notizen des Edgar Winzen aus der Kinderlandverschickung Leutenberg/Thüringen in Thüringen 1944/45. Waxmann, Münster u. a. 1999, ISBN 3-89325-765-9, S. 18 ff.
- Jens Voigt: Schandfleck kommt weg, doch die Erinnerungen bleiben, OTZ, 22. Dezember 2019
- Gesetz- und Verordnungsblatt 2/20 30. Dezember 1996, S. 333–340.
- Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 2/957 5. März 1996.
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997
- https://wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=GW&wJahr=2019&zeigeErg=GEM&wknr=073&gemnr=73106 Thüringer Landesamt für Statistik: Gemeinderatswahl 2019 in Thüringen – endgültiges Ergebnis für Leutenberg
- https://www.leutenberg.de/politik/person/41782/b%C3%BCrgermeister-robert-geheeb
- Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 237.
- Michael von Hintzenstern: Die Silbermanns aus Seligenthal. In Glaube und Heimat vom 26. September 2021, S. 8.