Rhein-Erft-Kreis
Der Rhein-Erft-Kreis (1975 bis 2003 Erftkreis) ist eine Gebietskörperschaft mit 469.611 Einwohnern (31. Dezember 2020) im Westen von Nordrhein-Westfalen im Regierungsbezirk Köln. Er umfasst das dicht besiedelte Umland im Westen der Millionenstadt Köln sowie den dünner besiedelten Ostteil der Jülich-Zülpicher Börde zu beiden Seiten der namensgebenden Erft. Die Kreisstadt des Rhein-Erft-Kreises ist Bergheim, seine größte Stadt ist Kerpen. Der Kreis ist, gemessen an der Einwohnerzahl, der fünftgrößte Landkreis in Nordrhein-Westfalen und der neuntgrößte in Deutschland.
Wappen | Deutschlandkarte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Regierungsbezirk: | Köln |
Landschaftsverband: | Rheinland |
Verwaltungssitz: | Bergheim |
Fläche: | 704,7 km2 |
Einwohner: | 469.611 (31. Dez. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 666 Einwohner je km2 |
Kfz-Kennzeichen: | BM |
Kreisschlüssel: | 05 3 62 |
Kreisgliederung: | 10 Gemeinden |
Adresse der Kreisverwaltung: |
Willy-Brandt-Platz 1 50126 Bergheim |
Website: | |
Landrat: | Frank Rock (CDU) |
Lage des Rhein-Erft-Kreises in Nordrhein-Westfalen | |
Geographie
Naturraum
Der Kreis hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 38 Kilometern und eine Ost-West-Ausdehnung von 28 Kilometern. Der höchste Punkt des Kreises befindet sich mit 205,8 m ü. NN auf der Glessener Höhe östlich von Bergheim. Der nördliche Stommelerbusch, an der Pulheimer Stadtgrenze gegen Dormagen und Köln, verzeichnet eine Höhenlage von nur 42 m. Somit befindet sich dort der niedrigste Punkt des Kreisgebiets.
Der Kreis liegt im Zentrum der Kölner Bucht, direkt westlich von Köln. Er wird etwa mittig von Süd nach Nord von der Erft durchflossen. Mit der Stadt Wesseling hat der Kreis daneben auch einen kleinen Anteil am Rhein. Die Flusstäler der Erft und des Rheins werden im Kreisgebiet durch den Höhenzug der Ville voneinander getrennt. Große Teile des Kreisgebietes liegen im Rheinischen Braunkohlerevier. Der Braunkohleabbau hat die Landschaft vor allem entlang der Ville und im westlichen Teil des Kreises in den vergangenen Jahrzehnten deutlich geprägt. Viele Dörfer wurden umgesiedelt und abgebaggert, künstliche Erhebungen und Seen entstanden. Mit Hambach und Garzweiler sind noch zwei aktive Braunkohletagebaue teilweise im Kreisgebiet gelegen. Während das östliche Kreisgebiet nach Köln hin heute sehr dicht besiedelt ist, ist das Gebiet östlich der Ville und entlang der Erft intensiv von Landwirtschaft und großen, nach dem Ende des Braunkohleabbaus rekultivierten Flächen geprägt.
Bewaldung
Der Rhein-Erft-Kreis zählt mit nur circa elf Prozent Waldanteil und einem Pro-Kopf-Anteil von circa 177 m² zu den waldärmsten Kreisen in Nordrhein-Westfalen. Der Landesdurchschnitt der bewaldeten Fläche von Nordrhein-Westfalen liegt bei circa 26 Prozent. Mit der beschlossenen Erweiterung des Braunkohletagebaus Hambach fielen nochmals circa 1300 Hektar Wald weg und der Waldanteil verringert sich damit weiter auf circa acht Prozent. Vor diesem Hintergrund wurde im Erftkreis ein Waldvermehrungsprogramm initiiert. Innerhalb von neun Pflanzperioden (1993/1994 bis 2001/2002) wurden bisher circa 150 Hektar neu aufgeforstet. Dies entspricht einer Neupflanzung von circa 750.000 heimischen Laubbäumen und Sträuchern. Die Städte Bedburg, Bergheim, Brühl, Erftstadt, Kerpen, Hürth, Pulheim und Wesseling unterstützen das Waldvermehrungsprogramm des Rhein-Erft-Kreises aktiv und haben, neben eigenen örtlichen Waldaktionen, bisher eine Fläche von gesamt etwa 40 Hektar für überregionale Aufforstungen bereitgestellt.
Nachbarkreise und Nachbarstädte
An den Rhein-Erft-Kreis grenzen, im Norden beginnend im Uhrzeigersinn, der Rhein-Kreis Neuss, die kreisfreie Stadt Köln, der Rhein-Sieg-Kreis und die Kreise Euskirchen und Düren.
Kreisangehörige Städte
(Einwohnerstand am 31. Dezember 2020[2])
- Bedburg, Mittlere kreisangehörige Stadt (23.743)
- Bergheim, Große kreisangehörige Stadt (61.749)
- Brühl, Mittlere kreisangehörige Stadt (43.673)
- Elsdorf, Mittlere kreisangehörige Stadt (21.745)
- Erftstadt, Mittlere kreisangehörige Stadt (50.060)
- Frechen, Mittlere kreisangehörige Stadt (51.947)
- Hürth, Mittlere kreisangehörige Stadt (59.525)
- Kerpen, Große kreisangehörige Stadt (65.802)
- Pulheim, Mittlere kreisangehörige Stadt (54.636)
- Wesseling, Mittlere kreisangehörige Stadt (36.731)
Geschichte
Der Rhein-Erft-Kreis wurde im Rahmen der Kreisreform gemäß § 26 Köln-Gesetz am 1. Januar 1975 unter der Bezeichnung Erftkreis aus den ehemaligen Kreisen Bergheim (Erft) und Köln (außer den Köln zugeschlagenen Teilen) sowie der Stadt Erftstadt des Kreises Euskirchen neu gebildet.[3] Es gab zunächst zwei Verwaltungssitze, nämlich Hürth und Bergheim. Seit dem 3. September 1993 sind diese zu einem einzigen Sitz in Bergheim zusammengefasst. Am 1. Juni 1976 kam zum Kreisgebiet noch die Stadt Wesseling hinzu, die aus der Stadt Köln wieder ausgegliedert werden musste.[3] Durch diese Veränderung erhielt der Kreis Zugang zum Rhein, blieb jedoch weiterhin nur nach der weitaus weniger bedeutenden Erft benannt.
Nachdem der Kreistag die Umbenennung des Kreises in Rhein-Erft-Kreis beschlossen hatte, genehmigte das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen mit Wirkung vom 1. November 2003 den neuen Namen. Der Landrat nahm am 25. September 2003 die Urkunde zur Umbenennung entgegen. Der Kreis verspricht sich vom neuen Namen eine bessere internationale Vermarktung.
Einwohnerstatistik
Jahr | Einwohner[5] |
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1976 | 383.246 |
1980 | 399.322 |
1985 | 403.357 |
1990 | 419.414 |
1995 | 442.356 |
2000 | 455.487 |
2005 | 462.862 |
2010 | 464.130 |
2015 | 466.657 |
2018 | 470.089 |
Konfessionsstatistik
Gemäß dem Zensus 2011 waren 229.753 der Einwohner (50,9 %) römisch-katholisch, 76.985 (17,1 %) der Einwohner evangelisch, und 32,1 % waren konfessionslos oder gehörten einen anderen Religionsgemeinschaft an.[6] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Ende Dezember 2019 waren von den Einwohnern 214.000 (45,5 %) % römisch-katholisch.[7]
Politik
Kreistag
- Stimmenanteile der Parteien in Prozent
Jahr | CDU | SPD | GRÜNE | FDP | DIE LINKE. | Pro NRW | FW RhE | PIRATEN | AfD |
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1969 | 43,8 | 48,8 | 6,5 | ||||||
1975 | 44,5 | 47,9 | 7,0 | ||||||
1976 | 43,4 | 49,4 | 7,1 | ||||||
1979 | 45,9 | 47,7 | 6,4 | ||||||
1984 | 41,6 | 45,8 | 7,3 | 5,3 | |||||
1 | 198935,1 | 47,3 | 6,4 | 6,8 | |||||
2 | 199438,4 | 47,1 | 8,1 | 4,3 | |||||
1999 | 49,7 | 38,7 | 6,3 | 5,1 | |||||
2004 | 45,0 | 34,6 | 9,97 | 9,2 | |||||
2009 | 41,6 | 28,1 | 11,4 | 9,7 | 3,7 | 2,6 | 2,1 | ||
2014 | 40,8 | 31,8 | 11,3 | 4,9 | 3,4 | 3,1 | 2,8 | 1,9 | |
2020 | 38,0 | 24,7 | 18,6 | 5,2 | 3,2 | – | 3,4 | 1,5 | 5,4 |
Fußnoten
Landräte
- 1975–1983: Bernhard Worms, ehrenamtlicher Landrat
- 1983–1984: Willi Kaiser, ehrenamtlicher Landrat
- 1985–1995: Klaus Lennartz, ehrenamtlicher Landrat
- 1995–1999: Wolfgang Bell, erster hauptamtlicher Landrat
- 1999–2013: Werner Stump, erster direkt gewählter hauptamtlicher Landrat
- 2013–2020: Michael Kreuzberg
- seit 2020: Frank Rock
Oberkreisdirektoren
Bis zum Jahr 1995 waren die Landräte ehrenamtlich. Die Verwaltung führte in dieser Zeit der Oberkreisdirektor. Mit der Übernahme der Verwaltungsaufgaben durch einen hauptamtlichen Landrat entfiel in Nordrhein-Westfalen das Amt des Oberkreisdirektors.
- 1975–1987: Helmuth Bentz
- 1987–1995: Wolfgang Bell, anschließend erster hauptamtlicher Landrat
Wirtschaft
Im sogenannten „Zukunftsatlas“ von 2016 belegte der Rhein-Erft-Kreis Platz 193 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Orten mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko-Mix“ für die Zukunft.[8] In der Ausgabe von 2019 lag er auf Platz 131 von 401.[9]
Der Rhein-Erft-Kreis ist geprägt von Bodenschätzen, im Besonderen von der Braunkohle. Der Kreis liegt im Zentrum des Rheinischen Braunkohlereviers. Das Unternehmen RWE betreibt im Kreisgebiet (Bergheim-Niederaußem) eines der größten Braunkohlekraftwerke Europas. Auch die Landschaft der Region ist von den großen Tagebauen geprägt. Ganze Dörfer mussten den Baggern weichen. Auch wegen der verkehrstechnisch guten Lage siedelten sich viele Unternehmen im Kreis an. Sie nutzen die optimale Umlandstruktur sowie die Nähe zum Flughafen und dem Container-Bahnhof Köln-Eifeltor.
Neben der Energiewirtschaft ist im Süden des Kreises die chemische Industrie stark vertreten, insbesondere die Petrochemie und die Polymerchemie. Bedeutende Betriebe finden sich in Hürth im Chemiepark Knapsack und in Wesseling, unter anderem mit der Raffinerie von Shell sowie der Olefinproduktion von LyondellBasell und dem Polymerwerk von Braskem.
Gesundheitswesen
In allen Städten, außer in Kerpen, Pulheim und Elsdorf, befinden sich Krankenhäuser der Grund- und erweiterten Versorgung. Die meisten Fachkliniken gibt es in Hürth, das Frechener St. Katharinenhospital ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln und beheimatet beispielsweise die einzige neurologische Fachklinik im Kreis. Eine Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen im Rhein-Erft-Kreis gilt als Ansprechpartner für Suchende.
Verkehr
Schienenverkehr
Da der Kreis sich fast komplett um das linksrheinische Köln schließt, sind die Städte des Rhein-Erft-Kreises an die von Köln ausgehenden Eisenbahnstrecken angebunden:
- Hürth und Brühl an die Strecken Köln–Bonn–Koblenz (linke Rheinstrecke), bzw. Köln–Euskirchen–Trier (Eifelstrecke)
- Frechen und Kerpen an die Strecke Köln–Horrem–Düren–Aachen (auch S-Bahn)
- Pulheim an die Strecke Köln–Grevenbroich–Mönchengladbach
- Erftstadt an die Strecke Köln–Euskirchen–Trier (Eifelstrecke)
- Bergheim an die Strecke (Köln–)Horrem–Bergheim–Bedburg(–Neuss)
- Bedburg an die Erftbahn und an die Bahnstrecke Düren–Neuss
Bergheim und Bedburg liegen an der Erftbahn, einer Verbindungsstrecke von Horrem nach Bedburg. Dabei handelt es sich um eine Strecke der ehemaligen Bergheimer Kreisbahn.
Die Bahnstrecke Düren–Neuss ist seit 1995 nur noch bis Bedburg betriebsfähig. Der Abschnitt Elsdorf-Düren wurde mit der Erweiterung des Tagebaus Hambach abgegraben. Der Abschnitt Bedburg-Elsdorf wurde mangels Nachfrage demontiert. Die Trassenführung ist jedoch bis heute im Gelände erkennbar.
Die Städte Wesseling, Brühl, Hürth und Frechen sind zudem noch an das Kölner Stadtbahnnetz angeschlossen. Durch Wesseling führt die Rheinuferbahn der ehemaligen Köln-Bonner Eisenbahnen (KBE), heute Stadtbahnlinie 16. Durch Hürth und Brühl fährt die ehemalige Vorgebirgsbahn der KBE, heute Linie 18. Nach Frechen verläuft die Strecke der ehemaligen Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn (KFBE), heute die Stadtbahnlinie 7.
Straßenverkehr
Ähnlich wie bei den Schienenstrecken wird auch hier der Rhein-Erft-Kreis von der Lage in der Peripherie des Verkehrsknotens Köln begünstigt.
Die Städte sind an folgende Autobahnen und Bundesstraßen gut angeschlossen:
- Pulheim: A 4, A 1, A 57, B 59
- Frechen: A 1, A 4, B 55, B 264
- Hürth: A 1, A 4, B 265
- Brühl: A 553, B 51, Anbindung in Umkreis von 10 km: A 1, A 61
- Wesseling: A 553, A 555, B 9
- Bedburg: A 61, Anbindung in Umkreis von 10 km: A 44, A 540, A 46, A 4, B 477, B 55, B 59, B 264
- Bergheim: A 61, B 55, B 477, Anbindung in Umkreis von 10 km: A 4
- Kerpen: A 4, A 61, B 264, B 477, Anbindung in Umkreis von 10 km: A 1
- Erftstadt: A 1, A 61, B 265, Anbindung in Umkreis von 10 km: A 553, B 51
- Elsdorf: A 61, B 55, B 477, Anbindung in Umkreis von 10 km: A 4
Busverkehr
Die kreiseigene Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) unterhält zahlreiche Regionalbuslinien. Die wichtigsten werden in der Regel im Halbstundentakt bedient. Zusätzlich gibt es noch die Linie 145 der KVB (Kölner Verkehrs-Betriebe), diese verbindet Frechen mit Köln-Bocklemünd über Köln-Weiden, Köln-Lövenich, Köln-Widdersdorf.
Darüber hinaus betreibt die REVG sowie die Stadtwerke Wesseling, Stadtwerke Brühl und die Stadtwerke Hürth zahlreiche Buslinien mit lokaler Bedeutung. Die Ringbuslinie 921 in Kerpen-Sindorf und die Buslinie 922 in Kerpen, Elsdorf und Bergheim werden von der Firma Tirtey aus Rödingen betrieben.
In den 1990er Jahren wurde das Angebot insbesondere in den Abendstunden nach 22 Uhr stark gekürzt (Bedienung nur noch aus Richtung Köln in den Kreis hinein) und durch städtische Anrufsammeltaxen ersetzt. Der Nachteil dieser Anrufsammeltaxen liegen darin, dass diese nur auf Bestellung fahren und selten ein Angebot über die jeweiligen Stadtgrenzen aufweisen können. In Wesseling betreiben die Stadtwerke zusammen mit der REVG einen „Stadtbus“, die Linie 721. Die Städte Hürth und Brühl haben in Kooperation mit der RVK einen eigenen Stadtbusverkehr aufgenommen, sodass die REVG dort nur noch einzelne Linien in die übrigen Gebiete im Kreis betreibt, welche vor allem im Komfortstandard und in der Bedienungsfrequenz starke Unterschiede zum teilweise im 20-Minuten-Takt verkehrenden Stadtbus aufweisen. In Brühl betreibt die RVK im Auftrag des Kreises Euskirchen zudem noch die Linie 985, welche von Brühl über Weilerswist nach Euskirchen führt. Der Rhein-Erft-Kreis gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS).
Kultur
Museen
Kulturdenkmäler
sind in der Regel unter den jeweiligen Städten, Gemeinden und Ortsteilen aufgeführt
- Bauwerke von überregionaler Bedeutung
- Schloss Augustusburg mit Kirche Maria zu den Engeln, Park und Jagdschloss Falkenlust (Brühl)
- Abtei Brauweiler
- Schloss Bedburg
- Schloss Paffendorf
- Skulpturen und Einzelstücke
- Das sogenannte fränkische Fürstengrab im ehem. Morken-Harff bei Bedburg ca. 600 n. Chr. Ein mit Goldbeschlägen verzierter Spangenhelm befindet sich heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn; eine Kopie wird im Schloss Paffendorf gezeigt.
- Der Büsdorfer Kruzifixus von 1060/1070 (vergleichbar dem Gerokreuz im Kölner Dom)
- Die Pietà in Frechen-Grefrath von 1420/1430
- Das Antwerpener Schnitzretabel von 1520 in der Sankt-Pankratius-Kirche (Paffendorf)
- Technische Baudenkmäler
- Die Brücke der Rheinbraun Nord-Süd-Bahn über die Bundesbahnstrecke Köln-Aachen (siehe Horrem) war bei ihrer Erbauung 1953/1954 die Spannbetonbrücke mit der weitesten Spannweite in Deutschland.
- Denkmalensembles
- Bauwerke von regionaler Bedeutung
- Die Landesburg Lechenich (ab 1306), einer der ersten Backsteinbauten im Rheinland, nachdem die Technik des Brennens von Ziegeln nach der Römerzeit in Vergessenheit geraten war.
- Die Synagoge in Stommeln von 1882, eine von insgesamt vier Synagogen in der Umgebung Kölns (neben Köln, Hülchrath, Titz-Rödingen) sowie 27 jüdische Friedhöfe
- Die Moscheen in Wesseling und Alt-Hürth, sind die einzige auf dem Gebiet von Stadt Köln und Rhein-Erft-Kreis im nachempfundenen byzantinischen Kuppelbau-Stil. Vergleichbare Bauten stehen in Aachen und Königswinter.
Jüdische Friedhöfe
Für den Rhein-Erft-Kreis sind 27 jüdische Friedhöfe dokumentiert: in Bergheim (5), in Bedburg (3), in Brühl (1), in Elsdorf (2), in Erftstadt (7), in Frechen (1), in Hürth (2), in Kerpen (3), in Pulheim (2) und in Wesseling (1).[10] Es sind schützenswerte Kulturdenkmäler – steinerne Zeugen für ehemals existierende jüdische Gemeinden und eines regen jüdischen Gemeindelebens bis in die 1930er Jahre.
Partnerschaften
Der Rhein-Erft-Kreis unterhält zwei Partnerschaften mit europäischen Regionen:
- seit 1969 mit dem französischen Département Morbihan (einer Gebietskörperschaft) in der Bretagne;
- seit 2001 mit dem polnischen Powiat Bielski (einem Landkreis) in Oberschlesien.
Der Kreis ist Mitglied der Regionale 2010 in der Region Köln/Bonn.
Mittelalterliche Literatur
In dieser Zeit war die Entstehung von Literatur im ländlichen Bereich im Wesentlichen auf Klöster beschränkt. Abt Konrad von Brauweiler schrieb um 1115 die Vita Wolfhelmi mit dem Ziel von dessen Heiligsprechung. Wolfhelm war ebenfalls Abt in Brauweiler (* um 1020 Köln; † 22. April 1091 Brauweiler).
Literatur ab etwa 1980
Dass es nicht nur in Köln ein reges literarisches Leben gibt, sondern auch im angrenzenden Rhein-Erft-Kreis, zeigen die vielen Lesungen in Stadtbibliotheken und anderen kulturellen Institutionen sowie die Schriften und Veranstaltungen des Autorenkreis Rhein-Erft, der 1992 für seine zahlreichen Aktivitäten mit dem Kreis-Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Gegründet wurde der Kreis 1985 von dem Hürther Schriftsteller Herbert Sinz (1913–1989). Von 1986 bis 1989 wurde er von Petra Hammesfahr (* 1951) geleitet, anschließend bis 1997 von Axel Kutsch (* 1945). Seitdem ist Gynter Mödder (* 1942) ihr Vorsitzender.
Ein filigranes Spektrum von Autoren aus dem Rhein-Erft-Kreis bietet das 1990 von Jochen Arlt (* 1948) und Axel Kutsch im Pulheimer Rhein-Eifel-Mosel-Verlag herausgegebene regionale Lesebuch: Knollen, Kohle und Miljöh, das neben Lyrik und Prosa von einheimischen Schriftstellern auch einen in Bergheim-Oberaußem spielenden Auszug aus Die Blechtrommel von Günter Grass (1927–2015) enthält. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs hat Grass mehrere Jahre in Oberaußem gelebt.
Der in Kerpen lebende Uwe Erichsen (* 1936) und Petra Hammesfahr (* 1951) zählen mit ihren Krimis und Psychothrillern zu den namhaften Vertretern der deutschsprachigen Spannungsliteratur. Erichsen ist vor allem durch seinen mit Götz George (* 1938) verfilmten Roman Das Leben einer Katze (1983) bekannt geworden. Petra Hammesfahr erreicht seit den 1990er Jahren mit ihren zum Teil für das Fernsehen verfilmten Psychothrillern (u. a. Der stille Herr Genardy, 1993, Die Mutter, 2000, Das letzte Opfer, 2002) breite Leserkreise. Auch Carsten Sebastian Henn (* 1973) aus Hürth hat sich in den vergangenen Jahren als Verfasser von Kriminalromanen über die Grenzen des Rhein-Erft-Kreises hinaus einen Namen gemacht (u. a. In dubio pro vino, 2004). 2014 erhielt er den Kulturpreis des Kreises.
Zu den ebenfalls überregional wahrgenommenen Romanautoren gehören der Elsdorfer Kay Löffler (* 1958) (zuletzt Dorf der Wolkenmacher, 2001), der Bergheimer Gynter Mödder (u. a. Laßt mich leben!, 1996, Gullivers fünfte Reise, 2005), der Pulheimer Klaus Poche (1927–2007) (Atemnot, 1978) sowie die Erftstädter Linda Pfeiffer (* 1948) (u. a. Schwarze Liebe, 1989) und Hans Josef Jungheim (1927–2012), der neben Romanen für Erwachsene (u. a. Im Jahr der Krähen, 1990, Das Labyrinth, 1994) auch Kinder- und Jugendliteratur veröffentlicht hat. Mit zahlreichen Preisen wurde der Brühler Dieter Kühn (1935–2015) für seine Romane, Erzählungen, Biographien und Hörspiele ausgezeichnet (u. a. Hörspielpreis der Kriegsblinden, 1975, Hermann-Hesse-Preis, 1977, Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1989).
Zwei der renommiertesten Kinder- und Jugendbuchautoren sind bundesweit Gottfried Schädlich (1917–2007) aus Brühl (Pseudonym Fried Noxius) und Tilman Röhrig (* 1945) (Hürth), der 1984 für seinen Roman In dreihundert Jahren vielleicht mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Zu Schädlichs zahlreichen Veröffentlichungen zählt unter anderem der Roman Laßt euch den Mond nicht rauben (1986). Als Sachbuchautoren haben sich seit den 1990er Jahren der Frechener Jürgen Streich (* 1960) (zuletzt Vorbilder – Der Alternative Nobelpreis, 2005) und der Elsdorfer Andreas Rumler (* 1955) (u. a. Tübinger Dichter-Spaziergänge, 2003) profiliert. Eine große Zahl Lexika und Sachbücher aber auch Lyrik und Erzählungen schreibt René Zey (* 1955). Er wurde 1982 mit dem Kulturpreis der Stadt Essen geehrt. 1991 gründete er das Königsdorfer Verlagsbüro in Frechen. Große Resonanz fand 2005 Henner Voss (* 1942) (Bergheim) mit seinem Buch Vor der Reise – Erinnerungen an Bernward Vesper.
Im Mittelpunkt des literarischen Schaffens von Dolores Burkert (* 1974) (Bedburg), Axel Kutsch (Bergheim), Helmut Schmale (* 1934) (Frechen) und Christa Wißkirchen (* 1945) (Pulheim) steht die Lyrik. Neben ihrem Buch Auf Reisen und Abwegen (2004) hat Dolores Burkert etliche Anthologien publiziert. Kutsch hat sowohl regionale Lesebücher als auch bundesweit beachtete Lyrik-Anthologien herausgegeben und mehrere von der Kritik gelobte Gedichtbände veröffentlicht (u. a. Wortbruch, 1999, Ikarus fährt Omnibus, 2005, Versflug, 2015). Ebenfalls auf positive Resonanz stießen die Lyrikbände von Helmut Schmale (u. a. überschreibungen, 1994, Im Tal der Zeichen, 2001) und Christa Wißkirchen (Blickfeld, 2001, Der Nährwert des Kiesels, 2007). Mit seinem Debütband Erinnerung & Morgenröte (Lyrik und Prosa) machte 2006 der Kerpener Gerrit Wustmann (* 1982) auf sich aufmerksam. Es folgten mehrere Gedichtbücher, so 2013 Istanbul Bootleg und 2014 grüngewandet. 2015 erhielt er den NRW-Förderpreis für Literatur.
Die Hürther Autorin Katja Kutsch (* 1976) veröffentlichte 2007 mit dem Geschichtenband Schützenfest ihr erstes Buch, nachdem sie bereits zuvor für ihre Erzählungen mit zwei Literaturpreisen ausgezeichnet worden war. 2016 erschien ihr Roman Fräulein Pippa fliegt davon. Der Historiker und Volkskundler Peter (Josef) Kremer (* 1953) (Wo das Grauen lauert. Düren 2003) spezialisiert sich auf die düstere Seite der Sagenwelt an der Erft (Werwölfe und Wiedergänger) und befasst sich speziell mit dem Prozess gegen den Werwolf von Epprath im Jahre 1589.
Rainald Grebe (* 1971) aus Frechen (u. a. Global Fish, Roman, 2006) erhielt zwischen 2003 und 2008 verschiedene Literaturpreise.
Der Erftstädter Journalist Ulrich Harbecke (* 1943) nimmt in seinen beiden Büchern Der gottlose Pfarrer (1995) und Der gläubige Kardinal (2004) kritisch aber humorvoll Stellung zu den Schwierigkeiten, als Pfarrer oder als Bischof innerhalb vorhandener kirchlicher Strukturen christlichen Glauben zu verkünden und zu leben.
Kfz-Kennzeichen
Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis Bergheim (Erft) bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen BM zugewiesen. Es wird im Rhein-Erft-Kreis durchgängig bis heute ausgegeben.
Literatur
- Jochen Arlt, Axel Kutsch: Knollen, Kohle und Miljöh – Erftkreis-Lesebuch. Rhein.Eifel.Mosel-Verlag, Pulheim 1990, ISBN 3-924182-17-5.
- Jakob Baumann, Bernd Wiese: Der Erftkreis Natur-Mensch-Wirtschaft. Geostudien 10/1986, Köln 1986.
- Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. 4: Der Landkreis Köln. Düsseldorf 1897, Nachdruck Düsseldorf 1983, ISBN 3-590-32118-0.
- Erftkreis (Hrsg.): Klöster und Stifte im Erftkreis. Hürth 1988, ISBN 3-7927-1044-7.
- Herbert Heermann: Die Entstehung des Erftkreises 1966 bis 1976 (Dissertation Universität zu Köln). Kerpen 1989, ISBN 3-00-002997-4.
- Herbert Heermann: Die Erftkreisgründung im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform – Ende oder Anfang für ein kommunales Identitätsbewusstsein? In: Geschichte im Westen (GiW), Jahrgang 16 (2001), ISSN 0930-3286, S. 173–211.
- Hermann Hinz: Archäologische Funde und Denkmäler des Rheinlandes. Bd. 2, Kreis Bergheim. Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1969 (weitgehender Abdruck).
- Arno Kleinebeckel: Unternehmen Braunkohle – Geschichte eines Rohstoffs, eines Reviers, einer Industrie im Rheinland. Köln 1986, ISBN 3-7743-0225-1.
- Almuth Knust-Willmann: Prächtige Schlösser, mächtige Burgen – Wasserburgen im Rhein-Erft-Kreis. Verlag Bachem, Köln 2006, ISBN 3-7616-1972-3.
- Johann Köllen, Hans Kinsky, Robert Steimel: Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Robert Steimel-Verlag, Köln 1966.
- Kreisverwaltung Erftkreis Hrsg.: Der Erftkreis (aus der Reihe Städte – Kreise – Regionen). Oldenburg 1985, ISBN 3-88363-035-7.
- Frank Kretzschmar: Kirchen Klöster und Kapellen im Erftkreis. Erftkreisveröffentlichung Nr. 92, Köln 1984 (2. Auflage 1992), ISBN 3-7927-0821-3.
- Frank Kretzschmar: Kulturregion Erftkreis – Verluste einer Denkmal-Landschaft. Erftkreisveröffentlichung Nr. 144, Köln 1991, ISBN 3-7927-1228-8.
- Frank Kretschmar: Kirchen und Andachtsstätten im Rhein-Erft-Kreis. Köln 2005, ISBN 3-7616-1944-8.
- Frank Kretzschmar: Religiöse Orte an Rhein und Erft. J.P. Bachem Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-7616-2617-7.
- Henriette Meynen: Wasserburgen, Schlösser und Landsitze im Erftkreis. Köln 1979, ISBN 3-7927-0521-4.
- Annaliese Ohm, Albert Verbeek: Die Denkmäler des Rheinlandes, 17. Band: Kreis Bergheim 3. Rheinland-Verlag / L. Schwann Verlag, Düsseldorf 1971, ISBN 3-508-00186-5 (3 Bände).
- Dieter Peters: Land zwischen Rhein und Maas. Genealogische Daten von jüdischen Friedhöfen in der ehemaligen Rheinprovinz und in der niederländischen Provinz Limburg. Kleve 1993.
- Elfi Pracht: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, [Teil I] Regierungsbezirk Köln. Köln 1997, ISBN 3-8311-1003-4.
- Rhein-Erft-Kreis (Hrsg.): Museen und Privatsammlungen an Rhein und Erft. 2. Auflage, 2009.
- Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz, Hrsg.: Das Rheinische Braunkohlengebiet – eine Landschaft in Not. Neuss 1953.
- Klaus H.S. Schulte: Dokumentation zur Geschichte der Juden am linken Niederrhein seit dem 17. Jahrhundert. Veröffentlichungen des historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere das alte Erzbistum Köln, Düsseldorf 1972.
- Helmut Weingarten: Die Eisenbahn zwischen Rhein und Erft. Köln 1987, ISBN 3-7927-0973-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2020 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 21. Juni 2021. (Hilfe dazu)
- Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2020 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 21. Juni 2021. (Hilfe dazu)
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 304.
- Datenbank Zensus 2011, Kreis Rhein-Erft-Kreis, Alter + Geschlecht
- Landesdatenbank Nordrhein-Westfalen
- Rhein-Erft Kreis Religion -in %, Zensus 2011
- Statistik: Das Erzbistum Köln in Zahlen, abgerufen am 7. August 2020
- Zukunftsatlas 2016. Archiviert vom Original; abgerufen am 23. März 2018.
- Zukunftsatlas 2019 | Handelsblatt. Abgerufen am 10. Dezember 2019.
- Erftkreis. In: Übersicht über alle Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Nordrhein-Westfalen. Bearbeiterin: Claudia Pohl. Fassung: Dezember 2002; hier: Nordrhein – Liste nach der heutigen Verwaltungsgliederung – Regierungsbezirk Köln.