Olympische Sommerspiele 1984/Leichtathletik – 10.000 m (Männer)

Der 10.000-Meter-Lauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles wurde am 3. und 6. August 1984 im Los Angeles Memorial Coliseum ausgetragen. 45 Athleten nahmen teil.

SportartLeichtathletik
Disziplin10.000-Meter-Lauf
GeschlechtMänner
Teilnehmer45 Athleten aus 34 Ländern
WettkampfortLos Angeles Memorial Coliseum
Wettkampfphase3. August 1984 (Vorrunde)
6. August 1984 (Finale)
Medaillengewinner
Alberto Cova (Italien ITA)
Mike McLeod (Vereinigtes Konigreich GBR)
Michael Musyoki (Kenia KEN)
Blick auf des Eingangstor des Los Angeles Memorial Coliseum

Olympiasieger wurde der Italiener Alberto Cova. Er gewann vor dem Briten Mike McLeod und dem Kenianer Michael Musyoki.

Die Bundesrepublik Deutschland wurde durch Christoph Herle vertreten, der das Finale erreichte und Platz fünf belegte. Läufer aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil. Athleten aus der DDR waren wegen des Olympiaboykotts ebenfalls nicht dabei.

Aktuelle Titelträger

Olympiasieger 1980 Miruts Yifter (Athiopien 1975 Äthiopien) 27:42,69 min Moskau 1980
Weltmeister 1983 Alberto Cova (Italien Italien) 28:01,04 min Helsinki 1983
Europameister 1982 27:41,03 min Athen 1982
Panamerikanischer Meister 1983 José Gómez (Mexiko Mexiko) 29:14,75 min Caracas 1983
Zentralamerika und Karibik-Meister 1983 Gerardo Alcalá (Mexiko Mexiko) 31:05,86 min Havanna 1983
Südamerika-Meister 1983 Omar Aguilar (Chile Chile) 29:12,1 min Santa Fe 1983
Asienmeister 1983 Zhang Guowei (China Volksrepublik Volksrepublik China) 29:45,41 min Kuwait 1983
Afrikameister 1982 Mohamed Kedir (Athiopien 1975 Äthiopien) 28:55,5 min Kairo 1982

Bestehende Rekorde

Weltrekord 27:13,81 min Fernando Mamede (Portugal Portugal) Stockholm, Schweden 2. Juli 1984[1]
Olympischer Rekord 27:38,35 min Lasse Virén (Finnland Finnland) Finale OS München, BR Deutschland 3. September 1972

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Olympiasieger Alberto Cova verfehlte diesen Rekord im schnellsten Rennen, dem Finale, mit seinen 27:47,54 min um 9,19 Sekunden. Zum Weltrekord fehlten ihm 33,73 Sekunden.

Doping

In diesem Wettbewerb gab es einen Dopingfall. Der Finne Martti Vainio wurde fünf Tage nach seinem zweiten Platz positiv auf den Einsatz von Primobolan getestet, das als Methenolon zu den verbotenen anabolen Steroiden gehört. Seine Silbermedaille wurde ihm aberkannt und auch für das Finale über 5000 Meter wurde er folgerichtig gesperrt.[2]

Benachteiligt wurde der Mexikaner José Gómez, der sich über seine Zeit im ersten Vorlauf eigentlich für die Finalteilnahme qualifiziert hätte.

Vorrunde

Datum: 3. August 1984[3]

Die 45 Teilnehmer wurden in drei Läufe gelost. Für das Finale qualifizierten sich pro Lauf die ersten fünf Athleten. Darüber hinaus kamen die drei Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser, weiter. Die direkt qualifizierten Athleten sind hellblau, die Lucky Loser hellgrün unterlegt.

Mit Marios Kassianidis in Lauf drei nahm erstmals ein Leichtathlet aus Zypern an Olympischen Spielen teil.

Der Kenianer Sostenes Bitok erzielte mit 28:12,17 min in Lauf drei die schnellste Vorlaufzeit. Der langsamste direkt qualifizierte Athlet war der Brite Nick Rose in Lauf 2 mit 28:31,13 min. Der schnellste Athlet, der sich nicht qualifizieren konnte, war der Mexikaner José Gómez, der im ersten Lauf mit 28:28,50 min ausschied. Er wäre aufgrund der dopingbedingten späteren Disqualifikation Martti Vainios eigentlich für das Finale qualifiziert gewesen.

Vorlauf 1

Craig Virgin – ausgeschieden als Neunter des ersten Vorlaufs
PlatzNameNationZeitAnmerkung
1Fernando MamedePortugal Portugal28:21,87 min
2Salvatore AntiboItalien Italien28:22,57 min
3Michael MusyokiKenia Kenia28:24,24 min
4Masanari ShintakuJapan 1870 Japan28:24,30 min
5Mike McLeodVereinigtes Konigreich Großbritannien28:24,92 min
6José GómezMexiko Mexiko28:28,50 mineigentlich für das Finale qualifiziert
7Omar AguilarChile Chile28:29,06 min
8Paul WilliamsKanada Kanada28:36,15 min
9Craig VirginVereinigte Staaten USA28:37,58 min
10José João da SilvaBrasilien 1968 Brasilien29:10,52 min
11Luis TipánEcuador Ecuador30:07,49 min
12Ibrahim JumaTansania Tansania30:29,50 min
13Basil KilaniJordanien Jordanien30:43,54 min
DNFRuddy CornielleDominikanische Republik Dominikanische Republik
Ramón LópezParaguay 1954 Paraguay

Vorlauf 2

PlatzNameNationZeit
1Alberto CovaItalien Italien28:26,10 min
2Zephaniah NcubeSimbabwe Simbabwe28:28,53 min
3Joseph NzauKenia Kenia28:28,71 min
4Christoph HerleDeutschland BR BR Deutschland28:30,28 min
5Nick RoseVereinigtes Konigreich Großbritannien28:31,13 min
6Gidamis ShahangaTansania Tansania28:42,92 min
7Antonio PrietoSpanien Spanien28:57,78 min
8Martín PitayoMexiko Mexiko28:59,19 min
9Paul CummingsVereinigte Staaten USA29:09,82 min
10Arie GamlielIsrael Israel29:31,32 min
11Mohiddin Mohamed KulmiyeSomalia Somalia29:37,93 min
12Matthews KambaleMalawi 1964 Malawi30:47,73 min
13Orlando MoraCosta Rica Costa Rica30:49,43 min
14Tau John TokwepotaPapua-Neuguinea Papua-Neuguinea31:29,14 min
DNFAli Al-GhadiVereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate

Vorlauf 3

PlatzNameNationZeitAnmerkung
1Sostenes BitokKenia Kenia28:12,17 min
2Yutaka KanaiJapan 1870 Japan28:14,67 min
3Zakariah BarieTansania Tansania28:15,18 min
4Steve JonesVereinigtes Konigreich Großbritannien28:15,22 min
5John TreacyIrland Irland28:18,13 min
6Pat PorterVereinigte Staaten USA28:19,94 min
7Ahmed Musa JoudaSudan Sudan28:20,26 min
8Francesco PanettaItalien Italien29:00,78 min
9Marios KassianidisZypern 1960 Zypern29:06,08 min
10Domingo TibaduizaKolumbien Kolumbien29:07,19 min
11Julio GómezArgentinien Argentinien29:58,06 min
12Frans NtaoleLesotho 1966 Lesotho30:18,71 min
13Albert MarieSeychellen 1977 Seychellen32:04,11 min
DNFNecdet AyazTurkei Türkei
DOPMartti VainioFinnland Finnland28:19,25 minfür das Finale zugelassen

Finale

Olympiasieger Alberto Cova
Silbermedaillengewinner Mike McLeod (links, in einem Rennen mit Dick Quax im Jahr 1977)
Der achtplatzierte Steve Jones
John Treacy (hier bei den Spielen 1980, als er kollabierte) belegte Rang neun

Datum: 6. August 1984[4]

Zwischenzeiten
Zwischenzeit-
Marke
Zwischenzeit Führende(r) 1000-m-Zeit
1000 m 2:53,0 min Jouda, Treacy, Barie 2:53,0 min
2000 m 5:47,6 min Jouda, Treacy, Barie 2:54,6 min
3000 m 8:40,4 min Musyoki, Jouda, Treacy, Barie 2:52,8 min
4000 m 11:32,5 min Jouda, Treacy, Barie 2:52,1 min
5000 m 14:19,8 min Treacy, Porter, Jones 2:47,3 min
6000 m 17:00,3 min Vainio, Cova, Rose 2:40,5 min
7000 m 19:40,9 min Vainio, Cova 2:40,6 min
8000 m 22:25,0 min Vainio, Cova 2:44,1 min
9000 m 25:12,8 min Vainio, Cova 2:47,8 min
10.000 m 27:47,5 min Cova 2:34,7 min
PlatzNameNationZeit
1Alberto CovaItalien Italien27:47,54 min
2Mike McLeodVereinigtes Konigreich Großbritannien28:06,22 min
3Michael MusyokiKenia Kenia28:06,46 min
4Salvatore AntiboItalien Italien28:06,50 min
5Christoph HerleDeutschland BR BR Deutschland28:08,21 min
6Sostenes BitokKenia Kenia28:09,01 min
7Yutaka KanaiJapan 1870 Japan28:27,06 min
8Steve JonesVereinigtes Konigreich Großbritannien28:28,08 min
9John TreacyIrland Irland28:28,68 min
10Ahmed Musa JoudaSudan Sudan28:29,43 min
11Zephaniah NcubeSimbabwe Simbabwe28:31,61 min
12Nick RoseVereinigtes Konigreich Großbritannien28:31,73 min
13Zakariah BarieTansania Tansania28:32,28 min
14Joseph NzauKenia Kenia28:32,57 min
15Pat PorterVereinigte Staaten USA28:34,59 min
16Masanari ShintakuJapan 1870 Japan28:55,54 min
DNFFernando MamedePortugal Portugal
DOPMartti VainioFinnland Finnland27:51,10 min

Für das Finale hatten sich alle drei Kenianer und alle drei Briten qualifiziert. Weitere Finalisten waren zwei Italiener und zwei Japaner. Dazu kamen noch jeweils ein Läufer aus den USA, aus der Bundesrepublik Deutschland, Irland, Simbabwe, dem Sudan, Finnland, Portugal und Tansania.

Der Welt- und Europameister Alberto Cova aus Italien galt als Favorit. Zwar konnte sich auch der portugiesische Weltrekordler Fernando Mamede für das Finale qualifizieren, wurde aber nicht so stark eingeschätzt. Der Vizeweltmeister Werner Schildhauer nahm wegen des Olympiaboykotts der DDR nicht teil.

Das Rennen wurde in der Anfangsphase vom Sudanesen Ahmed Musa Jouda angeführt. Der Finne Martti Vainio übernahm nach fünftausend Metern die Spitze und erhöhte das Tempo. Nur Cova konnte dem Finnen folgen. Zweihundert Meter vor dem Ziel setzte Cova zum Endspurt an, dem der Finne nichts entgegenzusetzen hatte. Mit dreieinhalb Sekunden Vorsprung vor Vainio wurde Cova Olympiasieger. Hinter dem Finnen kamen der Brite Mike McLeod und der Kenianer Michael Musyoki ins Ziel. Covas Landsmann Salvatore Antibo beendete das Rennen als Fünfter, der Weltrekordler Mamede hatte aufgegeben.[5]

Anhand der Zwischenzeiten wird deutlich, dass die zweite Rennhälfte deutlich schneller gelaufen wurde als die erste. Allerdings waren nach der 5000-Meter-Zwischenzeit von 14:19,8 min keine Topzeiten mehr möglich. Hier ging es um Medaillen, nicht um Rekorde.

Martti Vainio wurde anschließend wegen einer positiven Dopingprobe disqualifiziert. Er hatte Methenolon eingenommen. Seine Silbermedaille wurde ihm aberkannt und an McLeod vergeben, der Kenianer Musyoki erhielt nachträglich die Bronzemedaille.[6] Alle weiteren Läufer, die das Rennen beenden konnten, stiegen einen Platz auf. Auch für das noch ausstehende Finale über 5000 Meter, für das Vainio sich qualifiziert hatte, wurde er nicht zugelassen.[2]

Alberto Cova wurde mit seinem Sieg der erste italienische Olympiasieger über 10.000 Meter.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 10.000 m - Men, sport-record.de, abgerufen am 8. November 2021
  2. Martti Vainio, the silver medalist in the 10,000 meters,..., United Press International 12. August 1984, upi.com, abgerufen am 8. November 2021
  3. Official Report of the Games of the XXIIIrd Olympiad Los Angeles, 1984, Volume 2, Competition Summary and Results, S. 276f, englisch/französisch (PDF, 41.082 KB), abgerufen am 8. November 2021
  4. Official Report of the Games of the XXIIIrd Olympiad Los Angeles, 1984, Volume 2, Competition Summary and Results, S. 279, englisch/französisch (PDF, 41.082 KB), abgerufen am 8. November 2021
  5. Athletics at the 1984 Los Angeles Summer Games: Men's 10000 metres, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 8. November 2021
  6. Volker Kluge: Olympische Sommerspiele – Die Chronik III: Mexiko-Stadt 1968 – Los Angeles 1984. Sportverlag, Berlin 2000, ISBN 3-328-00741-5, S. 1061.
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