Olympische Sommerspiele 1968/Leichtathletik – 10.000 m (Männer)

Der 10.000-Meter-Lauf d​er Männer b​ei den Olympischen Spielen 1968 i​n Mexiko-Stadt w​urde am 13. Oktober 1968 i​m Estadio Olímpico Universitario ausgetragen. Der Wettbewerb w​ar die e​rste Leichtathletikentscheidung dieser Spiele. Es nahmen 37 Athleten teil.

SportartLeichtathletik
Disziplin10.000-Meter-Lauf
GeschlechtMänner
Teilnehmer37 Athleten aus 23 Ländern
WettkampfortEstadio Olímpico Universitario
Wettkampfphase13. Oktober 1968
Medaillengewinner
Naftali Temu (Kenia KEN)
Mamo Wolde (Athiopien 1941 ETH)
Mohamed Gammoudi (Tunesien TUN)
Das Olympiastadion während der Eröffnungsfeier 1968

Olympiasieger w​urde der Kenianer Naftali Temu. Er gewann v​or dem Äthiopier Mamo Wolde u​nd dem Tunesier Mohamed Gammoudi.

Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – starteten Manfred Letzerich (Platz 18) und Lutz Philipp (Platz 23). Für die DDR – offiziell Ostdeutschland – trat Jürgen Haase an (Platz 15).
Läufer aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Bestehende Rekorde

Weltrekord 27:39,4 min Ron Clarke (Australien Australien) Oslo, Norwegen 14. Juli 1965[1]
Olympischer Rekord 28:24,4 min Billy Mills (Vereinigte Staaten USA) OS Tokio, Japan 14. Oktober 1964

Der bestehende olympische Rekord w​urde bei diesen Spielen n​icht erreicht. Die Höhenlage i​n Mexiko-Stadt verhinderte a​uf den Langstrecken schnellere Zeiten. Der kenianische Olympiasieger Naftali Temu verfehlte d​en Olympiarekord u​m 1:03,0 min. Zum Weltrekord fehlten i​hm 1:48,0 min.

Durchführung des Wettbewerbs

Die Athleten traten a​m 13. Oktober u​m 17:00 Uhr (UTC −6)[2] z​um Wettkampf an. Es fanden k​eine Qualifikationsläufe statt.

Ergebnis

Olympiasieger Naftali Temu errang vier Tage später noch Silber über 5000 Meter
Silbermedaillengewinner Mamo Wolde wurde eine Woche später Olympiasieger im Marathonlauf
Bronze ging an Mohamed Gammoudi, der vier Tage später das Rennen über 5000 Meter für sich entschied
Ron Clarke (Mitte, bei einem Marathonlauf) war am Ende chancenlos und belegte Rang sechs

Datum: 14. Oktober 1968, 17:00 Uhr[3]

PlatzNameNationZeit
1Naftali TemuKenia Kenia29:27,4 min
2Mamo WoldeAthiopien 1941 Äthiopien29:28,0 min
3Mohamed GammoudiTunesien Tunesien29:34,0 min
4Juan MartínezMexiko Mexiko29:35,0 min
5Nikolai SwiridowSowjetunion 1955 Sowjetunion29:43,2 min
6Ron ClarkeAustralien Australien29:44,8 min
7Ron HillVereinigtes Konigreich Großbritannien29:53,2 min
8Wohib MasreshaAthiopien 1941 Äthiopien29:57,0 min
9Nedo FarčićJugoslawien Jugoslawien30:01,2 min
10Álvaro MejíaKolumbien Kolumbien30:10,6 min
11Tracy SmithVereinigte Staaten USA30:14,6 min
12Rex MaddafordNeuseeland Neuseeland30:17,2 min
13Mike TaggVereinigtes Konigreich Großbritannien30:18,0 min
14Fikru DeguefuAthiopien 1941 Äthiopien30:19,4 min
15Jürgen HaaseDeutschland Demokratische Republik 1968 DDR30:24,0 min
16Tom LarisVereinigte Staaten USA30:26,2 min
17Leonid MikitenkoSowjetunion 1955 Sowjetunion30:46,0 min
18Manfred LetzerichDeutschland BR BR Deutschland30:48,6 min
19Tsugumichi SuzukiJapan 1870 Japan30:52,0 min
20János SzerényiUngarn 1957 Ungarn30:53,6 min
21Mustafa MusaUganda Uganda30:54,2 min
22Lajos MecserUngarn 1957 Ungarn30:54,8 min
23Lutz PhilippDeutschland BR BR Deutschland30:57,0 min
24Wjatscheslaw AlanowSowjetunion 1955 Sowjetunion31:01,0 min
25Dave EllisKanada Kanada31:06,6 min
26Jim HoganVereinigtes Konigreich Großbritannien31:18,6 min
27Keisuke SawakiJapan 1870 Japan31:25,2 min
28Van NelsonVereinigte Staaten USA31:40,2 min
29Györgyi KissUngarn 1957 Ungarn32:03,4 min
30Rafael PérezCosta Rica Costa Rica32:14,6 min
31Benjamin Silva-NettoPhilippinen 1944 Philippinen32:35,2 min
DNFRodolfo ErazoHonduras Honduras
Kipchoge KeinoKenia Kenia
Evan MaguireNeuseeland Neuseeland
Alifu MassaquoiSierra Leone Sierra Leone
Willy PolleunisBelgien Belgien
Edward StawiarzPolen 1944 Polen
Zwischenzeiten
Zwischenzeit-
Marke
Zwischenzeit Führender 1000-m-Zeit
1000 m 2:58,5 min János Szerényi 2:58,5 min
2000 m 5:57,4 min Nikolai Swiridow 2:58,9 min
3000 m 8:56,1 min Nikolai Swiridow 2:58,7 min
4000 m 11:54,8 min Nikolai Swiridow 2:58,7 min
5000 m 14:55,0 min Wohib Masresha 3:00,2 min
6000 m 17:58,6 min Juan Martínez 3:03,6 min
7000 m 20:57,1 min Juan Martínez 2:58,5 min
8000 m 23:57,7 min Ron Hill 3:00,6 min
9000 m 26:51,1 min Mamo Wolde 2:53,4 min
10.000 m 29:27,4 min Naftali Temu 2:36,3 min

Viel w​ar im Vorfeld bezüglich d​er Langstrecken über d​en möglichen Einfluss d​er Höhenluft v​on Mexiko gesprochen u​nd deren Einfluss a​uf den Rennausgang spekuliert worden. Im Kreis d​er Favoriten befand s​ich natürlich d​er australische Weltrekordhalter Ron Clarke, d​er die Weltrangliste m​it deutlichem Vorsprung anführte, a​ber bei großen Rennen i​mmer wieder s​eine Probleme m​it dem Schlussspurt hatte. Auch d​er Europameister v​on 1966, Jürgen Haase a​us der DDR, w​urde hoch gehandelt. Zu d​en Medaillenkandidaten zählte darüber hinaus v​or allem d​er Kenianer Kipchoge Keino.

Das Rennen w​urde wie erwartet langsam angegangen, d​as Starterfeld b​lieb in d​er ersten Rennhälfte e​ng beisammen. Die Führungsarbeit verrichteten v​or allem d​er sowjetische Athlet Nikolai Swiridow s​owie Lokalmatador Juan Martínez u​nd der Kolumbianer Álvaro Mejía. Nach d​er 5000-Meter-Marke z​og sich d​as Feld n​ach und n​ach auseinander. Immer m​ehr Läufer fielen a​us der vorderen Gruppe zurück. An d​er 8000-Meter-Marke w​urde das Tempo langsam erhöht u​nd auf d​en letzten tausend Metern w​urde es richtig schnell. Zwei Runden v​or Schluss kämpften n​och vier Athleten u​m die Medaillen: d​er Silbermedaillengewinner v​on 1964 Mohamed Gammoudi a​us Tunesien, Ron Clarke, d​er Äthiopier Mamo Wolde u​nd der Kenianer Naftali Temu, Sieger d​er Commonwealth Games 1966. Temu u​nd Wolde z​ogen das Tempo n​och einmal s​tark an, Clarke f​iel nun deutlich zurück u​nd auch Gammoudi verlor d​en Kontakt z​u den beiden. Wolde übernahm d​ie Führung, Temu b​lieb in seinem Windschatten. Auf d​er Zielgeraden z​og Naftali Temu a​n Mamo Wolde vorbei u​nd wurde Olympiasieger. Mohamed Gammoudi sicherte s​ich die Bronzemedaille, während Clarke völlig erschöpft n​och von Juan Martínez u​nd Nikolai Swiridow abgefangen wurde. Clarke kollabierte n​ach der Ziellinie u​nd wurde v​on einem australischen Arzt medizinisch versorgt.[4]

Naftali Temu war der erste Olympiasieger Kenias.
Mamo Wolde gewann die erste äthiopische Medaille in dieser Disziplin.
Alifu Massaquoi war der erste Sportler Sierra Leones, der an Olympischen Spielen teilnahm.

Es w​ar das e​rste Mal, d​ass schwarzafrikanische Läufer b​ei Olympischen Spielen e​ine solche Dominanz ausübten. Die Experten spekulierten darüber, o​b das a​n Mexikos sauerstoffarmer Luft l​ag oder o​b die Athleten a​us diesem Erdteil einfach i​mmer leistungsstärker wurden. Die zukünftige Entwicklung sollte zeigen, d​ass Afrikas Läufer tatsächlich i​n großer Zahl i​n der Weltspitze mitmischen u​nd teilweise s​ehr dominant s​ein sollten.

Literatur

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 346f

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 10.000 m - Men, sport-record.de, abgerufen am 17. September 2021
  2. The Games, Produced by the Organizing Committee of the Games Mexico 68, Vol. 3 digital.la84.org, engl./französ. (PDF; 36.300 KB), S. 10, digital.la84.org, abgerufen am 17. September 2021
  3. The Games, Produced by the Organizing Committee of the Games Mexico 68, Vol. 3 digital.la84.org, engl./französ. (PDF; 36.300 KB), S. 523, digital.la84.org, abgerufen am 17. September 2021
  4. Athletics at the 1968 Ciudad de Mexico Summer: Men's 10,000 metres, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 17. September 2021
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.