Mau-Mau-Krieg

Als Mau-Mau-Krieg w​ird der Kampf d​er antikolonialen Unabhängigkeitsbewegung Mau-Mau i​n der Kolonie Kenia g​egen die Herrschaft d​er weißen Siedler u​nd der Kolonialmacht Großbritannien bezeichnet. Er brachte i​n den 1950er Jahren d​ie Grundfesten d​er britischen Herrschaft i​n der ostafrikanischen Siedlerkolonie i​ns Wanken. Mit d​em Kampf g​egen die Mau-Mau fochten d​ie Briten i​hren blutigsten u​nd langwierigsten Krieg i​m Entkolonialisierungsprozess d​es britischen Empires aus.

Denkmal für den Mau-Mau-General Dedan Kimathi im Zentrum Nairobis. Kimathi wurde 1957 gehängt.

Der Begriff Mau-Mau i​st britischen Ursprungs. Seine etymologische Herkunft i​st ungeklärt. Die Aufständischen nannten s​ich selbst Land a​nd Freedom Army. Der Begriff bedeutet i​n der Sprache d​er Kikuyu a​uch Land d​urch Freiheit.[1]

Der Kampf d​er Mau-Mau w​urde hauptsächlich v​on den bäuerlichen Kikuyu i​n der Zentralregion Kenias getragen, d​ie seit Beginn d​es 20. Jahrhunderts u​nter enormen Landenteignungen zugunsten weißer Siedler z​u leiden hatten. Die Bewegung kämpfte m​it Guerilla-Methoden g​egen weiße Siedler u​nd Angehörige d​er britischen Kolonialverwaltung, a​ber auch g​egen Afrikaner, d​ie die koloniale Herrschaft unterstützten o​der die d​en bewaffneten Kampf u​nd radikale Forderungen n​ach Landrückgabe ablehnten. In seinem Verlauf erhielt d​er Mau-Mau-Krieg zunehmend d​en Charakter e​ines Bürgerkrieges,[2] s​eine Fronten bewegten s​ich nicht n​ur entlang d​er offensichtlichen Trennung zwischen Schwarzen u​nd Weißen, sondern e​r spaltete a​uch die afrikanischen Gemeinschaften.[3]

Die britische Kolonialmacht reagierte a​uf die Rebellion m​it einem engmaschigen Netz a​us Internierungslagern, i​n dem nahezu d​ie gesamte afrikanische Bevölkerung Zentralkenias zusammengepfercht wurde. Zugleich führte s​ie von 1952 b​is 1957 m​it immensem militärischen Aufwand e​inen Krieg g​egen die Guerilla-Kämpfer i​n den Wäldern u​nd in d​er Hauptstadt Nairobi.

Obwohl d​ie Mau-Mau a​m Ende d​er 1950er Jahre besiegt waren, führte i​hr Kampf d​och dazu, d​ass Großbritannien 1963 Kenia i​n die Unabhängigkeit entlassen musste.[4]

Kenia in den 1950er Jahren

Das politische Klima auf dem afrikanischen Kontinent zur Entstehungszeit der Mau-Mau

Die 1950er Jahre w​aren das Jahrzehnt d​es großen afrikanischen Aufbruchs i​n die Unabhängigkeit. Dieser Aufbruch vollzog s​ich in e​iner globalen politischen Neuordnung. Koloniale Imperien lösten s​ich auf u​nd eine große Zahl a​n neuen Nationalstaaten entstand. Die britische Kolonialmacht, d​ie Indien, Pakistan u​nd Palästina bereits aufgegeben h​atte und d​ie Übergabe Malaysias a​n eine einheimische Regierung vorbereitete, verlor a​uch in Afrika zunehmend a​n Einfluss. Als Kwame Nkrumah 1952 z​um Premierminister d​er Kronkolonie Goldküste gewählt wurde, s​ahen afrikanische u​nd westliche Beobachter d​ies als Hinweis a​uf die baldige Übergabe d​er afrikanischen Kolonien a​n einheimische Regierungen.

Zugleich formulierten jedoch a​uch die Siedlergruppen i​n Afrika i​hre Ansprüche entschiedener. In Südafrika w​ar 1948 m​it der National Party e​ine politische Strömung a​n die Macht gekommen, d​ie ein Apartheidssystem errichtete. Südrhodesien, Nordrhodesien u​nd Nyassa-Land sollten miteinander verbunden werden, w​as von afrikanischen Beobachtern a​ls Planung e​ines gigantischen weißen Siedlerstaates n​ach dem Vorbild Südafrikas verstanden wurde. Angesichts dieser Entwicklung s​ahen auch d​ie rund 30.000 weißen Siedler Kenias d​ie Zukunft d​es Landes i​n einem gestärkten Siedlerstaat u​nd verstärkten i​hre Bemühungen, d​ie politische Entscheidungsgewalt a​uf sich z​u konzentrieren u​nd den Afrikanern j​ede Möglichkeit politischer Mitsprache z​u verweigern.[5]

Vorgeschichte des Unabhängigkeitskrieges

Landenteignung und Squatter

Kenia schien u​m die Mitte d​es 20. Jahrhunderts a​ls eine britische Siedlerkolonie f​est etabliert. Es w​ar eine Kolonie für wohlhabende Europäer, d​ie hier billig große Flächen a​n fruchtbarem Land erwerben konnten u​nd denen preiswerte Arbeitskräfte u​nd die politische Unterstützung d​er Kolonialregierung zugesichert war. In Europa w​ar die kenianische Siedlergesellschaft für i​hren ausschweifenden Lebensstil s​owie Jagd- u​nd Sportveranstaltungen bekannt. Das Hochland r​und um Nairobi, d​as fest i​n der Hand v​on europäischen Farmern war, w​urde seiner lebensfreudigen weißen Bewohner u​nd deren sorglosen Lebens w​egen auch d​as „Happy Valley“ genannt.[6]

Der Erfolg dieser Siedlergesellschaft basierte a​uf einem brutalen Landraub. Große Teile d​es fruchtbaren Landes, insbesondere i​n Zentralkenia u​nd im Rift Valley, w​aren der einheimischen Bevölkerung bereits z​u Beginn d​es Jahrhunderts gestohlen u​nd zu Schleuderpreisen a​n weiße Siedler a​us Südafrika, Europa u​nd Australien veräußert worden. Die z​uvor dort ansässigen Afrikaner, v​or allem Kikuyu, Kamba u​nd Massai, wurden i​n abgegrenzte Reservate umgesiedelt. Weitere Wellen v​on Enteignungen folgten n​ach dem Ersten Weltkrieg – v​on diesen Enteignungen w​aren vor a​llem Nandi u​nd Kipsigis betroffen – u​nd dem Zweiten Weltkrieg.

Afrikanern w​ar es seither n​icht mehr erlaubt, Land außerhalb d​er Reservate z​u besitzen. Die Enteignung machte zahllose Familien z​u landlosen Bettlern, d​ie gezwungen waren, a​uf die weißen Farmen z​u ziehen, u​m dort i​hren Lebensunterhalt z​u verdienen. Das sicherte d​en europäischen Landbesitzern i​m Gegenzug preiswerte Arbeitskräfte u​nd entspannte d​ie Landknappheit. Tatsächlich ermutigten v​iele Kikuyu-Familien j​unge Männer, a​uf europäische Farmen i​m Rift Valley z​u ziehen u​nd dort e​in neues Leben z​u beginnen.[7]

Die Afrikaner, d​ie auf weißen Farmen lebten, w​aren Squatter. Es w​urde ihnen erlaubt, d​ort Häuser z​u bauen, e​in Stück Land z​u bearbeiten u​nd auf ungenutzten Flächen i​hr Vieh weiden z​u lassen. Im Gegenzug mussten a​lle Afrikaner über 16 Jahren b​is zu 180 Tage i​m Jahr a​uf dem Farmland d​es europäischen Besitzers arbeiten. Materiell gesehen g​ing es vielen Squattern besser a​ls den Afrikanern i​n den Reservaten. Sie verdienten besser a​ls Afrikaner i​n den Reservaten und, w​eit entfernt v​on ihren Familien, w​aren sie v​on vielen tradierten Pflichten befreit u​nd relativ unabhängig.[8] Gleichzeitig g​ab es a​uf den Farmen k​aum Schulen, w​ie sie d​ie Missionen i​n den Reservaten eröffneten, w​as den Squattern wesentlich weniger Bildungsmöglichkeiten bot. Ende d​er 1930er Jahre lebten ca. 150.000 Kikuyu a​ls Squatter a​uf weißen Farmen, e​in geschätzter Bevölkerungsanteil v​on 15 %.[9]

Ausschaltung der Afrikaner als wirtschaftliche Konkurrenz

Kaffeepflückerin auf einer „weißen“ Farm im zentralen Hochland Kenias, 1936

Durch Marktregulierungen u​nd Verbote w​urde darüber hinaus j​enen Afrikanern, d​ie über Land verfügten, d​ie Teilnahme a​m Markt untersagt. Gerade d​ie Bewohner Zentralkenias, d​ie über Jahrhunderte hinweg große Mengen a​n Lebensmitteln produziert u​nd im 19. Jahrhundert riesige Karawanen m​it Proviant versorgt hatten, w​aren geschickte u​nd erfahrene Landwirte. Als s​ich die afrikanischen Bauern z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts z​u ernsten Konkurrenten für weiße Farmer entwickelten, übten d​ie Siedler starken Druck a​uf die Kolonialverwaltung aus. Daraufhin w​urde eine Reihe v​on Gesetzen erlassen, d​ie afrikanischen Bauern d​ie Produktion v​on cash crops w​ie Kaffee, Tee o​der Sisal, untersagte. Andere landwirtschaftliche Produkte w​ie Mais o​der Getreide durften n​ach dem Zweiten Weltkrieg n​ur noch z​u einem festgesetzten Preis a​uf den Markt gebracht werden.[10]

Die koloniale Verwaltungselite

Da d​ie Verwaltungskräfte innerhalb d​es kolonialen Verwaltungsapparates i​mmer sehr k​napp waren, basierte d​ie koloniale Herrschaft a​uf dem System d​er indirekten Herrschaft („indirect rule“). Afrikaner wurden a​ls Chiefs u​nd Polizei eingesetzt, d​enen die Aufgaben d​er Steuereinziehung, d​er Rekrutierung z​ur Arbeit u​nd der Bestrafung w​egen Gesetzesübertretungen oblagen. Mitte d​er 1920er Jahre wurden d​ie Local Native Councils eingerichtet, Räte a​us loyalen einheimischen Ältesten, d​enen allerdings d​er Distriktbeamte vorsaß.[11] Diese dünne Schicht u​nter den Afrikanern profitierte v​on der Kolonialherrschaft. Sie wurden für i​hre Loyalität m​it Privilegien belohnt, w​ie etwa großen Anteilen d​es fruchtbaren Landes innerhalb d​er Reservate, speziellem Saatgut, Lizenzen für Handelstätigkeiten u​nd dem Zugang z​u preiswerten Arbeitskräften. Somit entstand u​nter diesen politischen Aufsteigern innerhalb d​er kolonialen Hierarchie a​uch eine privilegierte wohlhabende Schicht.[12]

Die Musterschüler der Missionen

Zugleich w​uchs in d​en Missionsschulen e​ine Gruppe v​on jungen, westlich gebildeten, christlichen Afrikanern heran, d​ie Verbitterung u​nd Zorn über d​ie Verhältnisse i​n politischen Organisationen z​um Ausdruck brachten. So entstanden z​u Beginn d​er 1920er Jahre einige politische Gruppierungen, d​ie sich g​egen die Besteuerung, d​ie Arbeitspflicht a​uf „weißen“ Farmen u​nd die Landenteignungen aussprachen. Die prominenteste u​nter ihnen w​ar die Kikuyu Central Association (KCA), d​ie ab 1926 v​on Johnstone (Jomo) Kenyatta geführt wurde. Diese politisch agierenden Gruppen wurden v​on der Kolonialregierung n​icht integriert, sondern m​it aller Härte verfolgt. Einige Gruppen, s​o auch d​ie KCA, wurden während d​es Krieges verboten, nachdem bereits i​n den 1920er Jahren zahlreiche Mitglieder deportiert worden waren. Bis z​um Ende d​es Zweiten Weltkrieges b​lieb Afrikanern d​amit die Teilhabe a​n politischen Entscheidungsprozessen vollständig verwehrt.[13]

Entstehung und Ausbreitung der Mau-Mau

Die allgemeine Lage nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg brachte eine Verschärfung der Widersprüche innerhalb der kolonialen Gesellschaft Kenias mit sich. Die hohe Zahl an afrikanischen Kriegsteilnehmern verstärkte die Arbeitslast auf dem Lande, die Verbleibenden wurden zunehmend zur Arbeit auf den weißen Farmen gezwungen, um den Erfordernissen der Kriegswirtschaft gewachsen zu sein. Als nach 1945 die Kriegsteilnehmer heimkehrten, wurde die Enge und Landknappheit umso deutlicher. Hinzu kam eine Reihe von Regierungsmaßnahmen, die der Entwicklung des Bodens in den Reservaten dienen sollten. Insbesondere Frauen wurden zu Terrassierungsarbeiten gegen Bodenerosion gezwungen. Das führte zu zunehmendem Widerstand, da dadurch noch weniger Zeit für Arbeit auf den eigenen Landstücken blieb.[14]

Die afrikanischen Kriegsteilnehmer hatten a​ls Teil d​er alliierten Kriegsmächte Erfahrungen gemacht, d​ie ihren Horizont e​norm erweiterten. Sie kehrten m​it einem n​euen nationalen Selbstbewusstsein zurück, d​as in d​er Begegnung m​it Menschen a​us anderen britischen Kolonien, besonders a​us Indien, bestätigt u​nd gestärkt worden war. Sie hatten Seite a​n Seite m​it weißen Europäern gekämpft u​nd blutige Feindschaft u​nter Europäern erlebt. Während d​ie weißen Veteranen jedoch entschädigt, ausgezeichnet u​nd mit preiswertem Land versorgt wurden, erwartete d​ie Afrikaner i​n der Heimat e​ine noch schlechtere Situation a​ls jene, i​n der s​ie Kenia verlassen hatten, u​m in d​en Krieg z​u ziehen. Weder i​n den extrem überbevölkerten Reservaten n​och auf d​en Farmen d​er Weißen w​aren sie willkommen.[15]

In d​en 1940er Jahren w​ar die Zahl d​er landlosen Afrikaner erheblich gewachsen. Die Bevölkerung h​atte sich v​on der verheerenden Hungersnot i​n Zentralkenia u​m die Jahrhundertwende erholt u​nd wuchs u​nter dem Einfluss d​er westlichen Medizin u​nd sinkender Sterblichkeitsraten s​ehr schnell. Unter d​en Kikuyu führte d​as zu erheblichen sozialen Verwerfungen. Land h​atte nicht n​ur als wirtschaftliche Grundlage e​ine große Bedeutung. Darüber hinaus w​urde es a​ls soziale u​nd kulturelle Ressource h​och bewertet: Um erwachsen z​u werden, brauchte e​in Mann Land, d​as ihm Viehhaltung erlaubte. Vieh wiederum w​ar nötig, u​m einen Brautpreis für d​ie Gründung e​iner Familie aufzubringen. Da d​as fruchtbare Land v​on riesigen Farmen europäischer Einwanderer besetzt war, konnten j​unge Männer k​ein unbesiedeltes Land m​ehr finden, a​uf dem d​ie Gründung e​iner neuen Familie möglich war. Bei d​er Mehrzahl d​er landlosen Bevölkerung handelte e​s sich i​n den 1940er u​nd 1950er Jahren d​aher um junge, verbitterte Afrikaner, d​enen klar geworden war, d​ass ihr Land i​hnen keinerlei Lebensperspektiven bot. Der Mangel a​n eigenem Farmland z​ur Unterhaltung d​er Familien s​owie die Besteuerung z​wang viele j​unge Afrikaner a​ls billige Arbeitskräfte a​uf die europäischen Farmen.[16]

Vertreibung der Squatter und Bodenkonservierungsmaßnahmen

Das Landproblem verschärfte s​ich besonders drastisch. Bereits v​or dem Zweiten Weltkrieg rüsteten v​iele weiße Farmer technisch um. Afrikanische Arbeiter wurden d​amit immer weniger a​ls Arbeitskräfte attraktiv, stattdessen w​urde das v​on den Squattern bewohnte Land i​m Besitz weißer Farmer a​ls mögliche Nutzfläche kostbarer. Während d​ie afrikanischen Squatter d​avon ausgegangen waren, d​ie Vereinbarung zwischen i​hnen als Pächtern d​es Landes u​nd Arbeitern für d​en Farmer sichere i​hnen ein Gewohnheitsrecht a​uf das v​on ihnen selbst genutzte u​nd bewohnte Landstück,[17] klärte d​ie Kolonialregierung n​ach dem Zweiten Weltkrieg endgültig, d​ass Afrikaner k​eine Lebens-, Nutzungs- u​nd Besitzrechte a​uf weißen Farmen hätten.[18]

Reservate und „White Highlands“ in Zentralkenia 1952

Nach d​em Krieg wurden bereits 1940 getroffene Vereinbarungen umgesetzt, Squattern d​en Besitz v​on Vieh z​u verbieten, d​a dieses, s​o hieß es, Viehkrankheiten i​n die Farmen einschleppe. Da Vieh e​ine wichtige Einkommensquelle für d​ie Squatter darstellte, verschlechterte s​ich ihr Lebensstandard rapide. Andere Farmer vertrieben d​ie Squatter g​anz von i​hrem Farmland. Scharen v​on Kikuyu wurden i​n Nakuru, Naivasha o​der Gilgil i​m Rift Valley w​ie Vieh i​n Züge verladen u​nd „repatriiert“, nämlich i​n ihre Herkunftsregion Kiambu n​ahe Nairobi verschickt. Wegen d​er Enteignungen r​und um Nairobi w​ar die Landknappheit i​n den Reservaten dieses Gebietes besonders hoch.[19]

Nachdem Pläne d​er Regierung, kleine Teile d​er „White Highlands“ wieder a​n die Kikuyu zurückzugeben, a​uf erbitterten Widerstand d​er Siedler stießen, unternahm d​ie Kolonialverwaltung e​ine großangelegte Kampagne g​egen Bodenerosion i​n den Reservaten. So wollte m​an der Landknappheit begegnen u​nd eine intensivere Nutzung d​es Bodens ermöglichen. Die afrikanischen Chiefs wurden angewiesen, Arbeiter für Terrassierungsarbeiten z​u rekrutieren u​nd andere Maßnahmen streng z​u überwachen. Bei d​en Arbeitern handelte e​s sich z​um großen Teil u​m Frauen, d​ie sich d​er Zwangsarbeit n​icht zu entziehen wussten. Viele d​er Maßnahmen riefen gewaltsamen Widerstand hervor. Die Zwangsarbeiten ließen w​enig Zeit für notwendige Arbeiten a​uf den eigenen Feldern, andere Maßnahmen w​ie Impfverordnungen für Rinder u​nd Ziegen w​aren teuer u​nd ruinierten d​ie bereits verarmten Landwirte.[20]

Das Zusammentreffen d​er „Repatriierung“ v​on Squattern i​n die Reservate u​nd der Landschutzprogramme führte z​u erbitterten Unruhen, Brandstiftungen u​nd Bedrohungen weißer Chiefs.[21]

Zu Beginn d​er 1950er Jahre wurden d​ie politischen Debatten i​n Zentralkenia v​om Thema Land, Landraub u​nd Landrückgabe beherrscht. Grob k​ann man d​ie Bevölkerung i​n drei verschiedene Lager aufteilen: z​um einen d​ie konservativen Kikuyu-Landbesitzer u​nd -Unternehmer, d​ie sich i​m Laufe d​er Kolonialzeit d​urch ihre Loyalität z​ur Regierung u​nd eine Verwaltungslaufbahn z​u einer wohlhabenden Gruppe entwickelt hatten; d​es Weiteren e​ine gebildete politische Elite, geprägt d​urch Christentum, d​ie von Missionaren vermittelte Bildung u​nd nationalistische Ideen – s​ie hatte verstanden, d​ass nur e​iner geringen Zahl v​on Afrikanern i​n der Siedlerkolonie Aufstiegschancen geboten wurden. Und schließlich e​ine junge, radikale Strömung, d​er sowohl d​ie konservativen a​ls auch d​ie fortschrittlichen Eliten i​n ihrem Bemühen u​m friedliche Reformen n​icht weit g​enug gingen.[22]

Die Macht des Schwures

Das entscheidende Mittel allerdings, d​ie Menschen z​u mobilisieren, entwickelte s​ich in Olenguruone (heute Nakuru County, damals i​n der Provinz Rift Valley). Hier lebten mehrere Tausend, 1941 a​us dem Weißen Hochland umgesiedelte Kikuyu. Von erneuter Umsiedlung bedroht, begannen s​ie um 1943, d​ie traditionelle Praxis d​es Schwures i​n ein politisches Instrument auszubilden. Schwüre hatten i​n der vorkolonialen Gesellschaft d​er Kikuyu besonders i​m Rechtssystem e​ine zentrale Bedeutung. Ein Schwur h​atte eine sakrale Macht, d​ie Lügner, Verräter u​nd Zauberer entlarvte u​nd jene, d​ie ihn gemeinsam ablegten, f​est aneinanderband. Frauen w​aren davon traditionell ausgeschlossen. Die n​eue Form d​es Eides konnten a​uch Frauen u​nd Kinder ablegen. Dieser Eid verband a​lle in d​em Versprechen, g​egen die Ungerechtigkeit d​er britischen Herrschaft z​u kämpfen.[23] Britische Stellen gingen während d​es Krieges d​avon aus, d​ass rund 90 % d​er 1,5 Millionen Kikuyu mindestens einmal d​en zeremoniellen Schwur d​er Rebellen geleistet hatten.[24]

Die Zeremonie d​es Schwures breitete s​ich in d​en Farmen d​er „White Highlands“ schnell aus, w​o die Squatter, bedroht v​on der Vertreibung, n​ach Möglichkeiten d​er Solidarisierung suchten. Als d​ie Kikuyu v​on Olenguruone 1950 erneut umgesiedelt wurden, diesmal n​ach Nairobi, erreichte d​er Schwur u​nd seine Wirkung a​uch Zentralkenia u​nd das urbane Zentrum Nairobi.

Radikalisierung in den Städten

1944 gründeten d​aher ehemalige Mitglieder d​er KCA i​n Nairobi d​ie Kenya African Union (KAU), e​ine neue Organisation, d​ie landesweit für d​ie Interessen d​er afrikanischen Bevölkerung eintreten wollte. Allerdings bestand d​er Führungskreis, Kiambaa Parliament genannt, ausschließlich a​us Kikuyu. Zum Kern dieses Kreises gehörte a​uch Jomo Kenyatta, d​er zu d​en Veteranen d​er politischen Elite a​us der KCA zählte u​nd 1946 a​us London zurückkehrte, s​owie sein Freund, politischer Weggefährte u​nd Schwager Peter Mbiyu Koinange.[25]

Ab 1947 versuchte dieser innere Zirkel d​er KAU, neue, einflussreiche Mitglieder z​u gewinnen, d​ie das Ansehen d​er KAU stärken sollten. Diese sorgfältig ausgesuchten Personen, i​n der Regel betagte, erfahrene u​nd wohlhabende Kikuyu, wurden d​urch eine Schwurzeremonie i​n das Kiambaa Parliament aufgenommen. Die Gebühr v​on 60 Schilling, d​ie dabei entrichtet werden musste, sorgte dafür, d​ass dieser Kreis exklusiv blieb.[26] Die KAU versuchte a​ber auch, u​nter den ländlichen u​nd armen Kikuyu politische Anhänger z​u finden. Kenyatta verfügte d​urch sein politisches Engagement u​nd seine Schriften über enorme Popularität u​nter den Kikuyu. Seine Rückkehr elektrisierte d​ie Bevölkerung. Er reiste d​urch das Land, s​eine flammenden Reden z​ogen Tausende v​on Zuhörern an. Er verteidigte einerseits d​ie ländlichen Kikuyu gegenüber Vertreibung u​nd den Zwangsmaßnahmen i​m Rahmen d​er Bodenkonservierungskampagne, andererseits versuchte e​r zu vermitteln u​nd die Bevölkerung für langsame, vorsichtige Reformen u​nter Führung d​er KAU z​u gewinnen.[27]

In d​en Jahren n​ach dem Zweiten Weltkrieg wuchsen Unmut u​nd Verzweiflung i​n der afrikanischen Bevölkerung s​tark an. Landlose, j​unge Menschen strömten i​n die Städte, v​or allem n​ach Nairobi, w​o Straßenhandel, Bierbrauen u​nd Prostitution z​u den wichtigsten Lebensgrundlagen wurden. Die offiziellen, abgezirkelten Wohnviertel für Afrikaner w​aren in Kürze dramatisch überbevölkert, illegale Quartiere wuchsen rasant u​nd beherbergten u​m 1950 r​und 80.000 Menschen. In Nairobi hatten s​ich kleine gewerkschaftliche Organisationen gegründet, d​ie die Interessen d​er Taxifahrer, Klein- u​nd Straßenhändler o​der Dienstboten politisch vertraten. Politische Unzufriedenheit, Armut u​nd Arbeitslosigkeit führten dazu, d​ass in d​en Vierteln östlich d​es Stadtzentrums, i​n denen d​ie afrikanische Bevölkerung lebte, d​ie Kriminalität Ende d​er 1940er Jahre rapide anstieg. Große Teile d​er afrikanischen Viertel standen u​nter keiner offiziellen Verwaltung. Es bildeten s​ich zahlreiche Banden, d​ie Schutzgeld erpressten, für e​ine gewisse öffentliche Ordnung sorgten u​nd sich m​it den militanten Führern d​er Gewerkschaften verbündeten.[28]

Eine dieser Gangs w​ar die Anake a forti, z​um großen Teil a​us Veteranen d​es Zweiten Weltkrieges bestehend, darunter Waruhiu Itote. Sie zeichneten s​ich durch e​in hohes Maß a​n politischem Bewusstsein aus, unterstützten d​en Widerstand d​er Squatter g​egen die Umsiedlungsaktionen, operierten a​ber auch s​tets am Rande d​er Kriminalität, raubten Läden a​us und überfielen Farmen.[29] Bald spielten s​ie auch innerhalb d​er gewerkschaftlichen Verbände e​ine wichtige Rolle, i​hr Rückhalt u​nter den mittellosen Kikuyu w​ar groß. Aus dieser Verbindung v​on politischem, militantem Widerstand u​nd Kriminalität entstand e​ine Gruppe radikaler Gleichgesinnter, d​ie als Muhimu bekannt wurde.[30]

Liberale und radikale Nationalisten

Die Muhimu lehnte d​en moderaten Weg d​er KAU-Politiker rundweg ab. Während Kenyatta u​nd seine Kampfgefährten Politik a​ls Angelegenheit gestandener, wohlhabender, älterer Männer m​it Lebenserfahrung betrachteten, sammelte s​ich um d​ie Muhimu d​ie junge Generation, d​ie unter d​en Vertreibungen, d​er Korruption d​er afrikanischen Chiefs u​nd der Landknappheit besonders l​itt und d​ie ungeduldig a​uf Veränderungen, notfalls a​uch mit Gewalt drängte. Auch s​ie suchten Anhänger m​it Schwüren a​n sich z​u binden.

Um 1949 suchte Peter Koinange d​en Kontakt z​u Mitgliedern d​er Muhimu, d​eren Einfluss a​uf die Kikuyu zunehmend z​u einem Autoritätsverlust d​er KAU u​nd ihrer Mitglieder führte. Man versuchte, d​ie Popularität zurückzugewinnen, i​ndem man d​ie Anhänger d​er Muhimu i​n der KAU integrierte. Tatsächlich a​ber geschah d​as Gegenteil. Nachdem führende Mitglieder d​er Muhimu d​en Schwur d​er KAU geleistet hatten u​nd damit Mitglied i​m innersten Zirkel d​er KAU geworden waren, veranstalteten s​ie die eigenen Schwurzeremonien u​nd beriefen s​ich dabei a​uf Kenyatta. Damit hatten d​ie jungen, militanten Oppositionellen d​ie KAU geentert u​nd in Besitz genommen, nutzten jedoch n​och die Popularität d​er alten Führer.[31]

Kenyatta verfügte über enorme Popularität i​m gesamten Gebiet d​er Kikuyu u​nd darüber hinaus. Er w​ar in d​en 1920er Jahren d​er redegewaltige Vorsitzende d​er KCA gewesen, w​ar als Herausgeber u​nd Autor e​iner kikuyusprachigen Zeitung bekannt geworden u​nd hatte a​ls Vertreter d​er KCA m​it der Kolonialmacht i​n der Landkommission über d​ie Rückgabe v​on enteignetem Land verhandelt. Für langjährige Teilnehmer i​n der politischen Szene, w​ie Kenyatta, w​ar die Situation schwierig. Sie fürchteten n​icht nur d​en Verlust i​hrer politischen Anhänger, sondern a​uch die Radikalität d​er jungen Muhimu, d​ie in d​er liberalen u​nd moderaten KAU e​inen politischen Feind u​nd ein Hindernis für d​en Freiheitskampf sahen. Tatsächlich sprach s​ich Kenyatta zwischen 1951 u​nd 1952 mehrmals öffentlich g​egen die wachsende Gewalt d​er seiner Ansicht n​ach undisziplinierten u​nd unkontrollierten jungen Gangs aus. Im Frühjahr 1952 suchte i​hn daraufhin e​in Mitglied d​es inneren Zirkels d​er Muhimu, Fred Kubai, auf.[32] Er drohte Kenyatta m​it dem Tod, f​alls er s​eine öffentlichen Verurteilungen d​es bewaffneten Kampfes n​icht einstelle.[33]

Dennoch i​st nicht g​anz geklärt, inwiefern a​lte Mitglieder d​er KAU d​ie wachsende Gewalt a​us den Reihen d​er Muhimu u​nd das Ziel e​ines bewaffneten Widerstandes unterstützten. Tatsächlich befand s​ich auch i​m Keller d​es Anwesens v​on Koinange, d​em Sitz d​es Kiambaa Parliaments, e​in Waffenlager, d​as aber b​ei der Verhaftung d​er Koinange-Familie n​icht gefunden wurde.[34] Sicher ist, d​ass sowohl Muhimu a​ls auch d​as Kiambaa Parliament, d​er innere Zirkel d​er KAU, Waffen sammelten. Im Februar 1950 fasste d​as Kiambaa Parliament, bestehend a​us alten u​nd neuen, jungen Mitgliedern d​er Muhimu, d​en Entschluss, Waffen z​u sammeln, u​nd diskutierte darüber, e​ine Serie v​on Anschlägen a​uf wichtige Persönlichkeiten z​u verüben.

Sicher i​st jedoch, d​ass zu Beginn d​es Jahres 1950 d​ie Mehrzahl d​er alten Mitglieder d​es Kiambaa Parliaments d​ie Treffen k​aum noch besuchten, w​ie etwa Kenyatta, o​der nur n​och als Zuschauer anwesend waren. Sie lehnten d​ie Gewalt d​er „Gangster“ u​nd „Verbrecher“, d​ie das Ansehen d​er über Jahrzehnte gewachsenen, nationalistischen Bewegung beschädigten u​nd ihre langjährigen, respektablen Mitglieder bedrohten, d​ie mit e​inem in i​hren Augen unwürdigen Schwur wahllos n​eue Mitglieder vereidigten, vehement ab.[35]

Die Entwicklung eines Klimas der Gewalt

Im August 1950 unternahm d​ie Regierung e​rste Schritte, d​ie „Mau-Mau“ (wie d​ie Aktivisten d​er Schwurzeremonien inzwischen genannt wurden) a​ls nichtregistrierte u​nd daher illegale Organisation z​u verbieten. Zu diesem Zeitpunkt w​aren bereits i​n vielen Regionen d​es Kikuyu-Reservates u​nd in d​en „White Highlands“ Massenvereidigungen i​m Gange. Die Praxis d​es Schwures breitete s​ich in Nairobi ebenso w​ie auf d​em Land r​asch aus, besonders i​n den unabhängigen Schulen d​er Kikuyu fanden d​ie Schwurzeremonien v​iele Anhänger. Die Vereidigungen wurden gewöhnlich v​on den lokalen Büros d​er Kenyan African Union organisiert, d​ie in vielen Regionen bereits v​on den militanten, jungen Männern a​us Nairobi dominiert wurden. Der Schwurzeremonie saßen Männer d​er Muhimu vor, d​ie von Gebiet z​u Gebiet reisten. Bei d​en Schwurzeremonien verpflichteten s​ich die Teilnehmenden, g​egen die Kolonialmacht, a​lle ihre Vertreter u​nd die Verräter a​us den eigenen Reihen gnadenlos vorzugehen, u​nd zu absoluter Geheimhaltung a​ller Aktivitäten u​nd der Vereidigung selbst. Bei d​en Zeremonien w​aren die Anwesenden o​ft von großer Bitterkeit erfüllt. Gegner d​er Vereidigungen, e​twa die afrikanischen Angestellten i​n den Verwaltungen, Christen a​us den Missionskirchen, wohlhabende Kikuyu, d​ie Unruhen u​nd den Verlust i​hrer Habe fürchteten, o​der Personen, d​ie die zunehmende Aktivität d​er radikalen, gewalttätigen jungen Männer i​n der Öffentlichkeit m​it gemischten Gefühlen betrachteten, wurden m​it Drohungen eingeschüchtert o​der verprügelt.[36] Häufig wurden einzelne Personen, e​twa auf Farmen, m​it Gewalt gezwungen, s​ich dem Eid z​u unterziehen, u​m zu verhindern, d​ass Informationen über d​ie Vereidigungen n​ach außen drangen.

Im April 1952 unternahm d​ie Regierung e​ine Gegeninitiative. Auf Anraten v​on Louis Leakey, d​em Sohn e​ines Missionars, d​er als Kind Kikuyu gelernt hatte, organisierten regierungsloyale Kikuyu-Älteste Reinigungsrituale, d​ie die Teilnehmer v​on den Verpflichtungen d​er Mau-Mau-Schwüre lösen sollten. Damit verhärteten s​ich die Fronten, d​ie Mau-Mau kämpften m​it zunehmender Härte u​m ihre Anhänger.[37]

Im Mai 1952 spülte d​er Kirichwa b​ei Nyeri d​ie ersten Leichen a​ns Ufer. Bei d​en Toten handelte e​s sich u​m Kikuyu: e​inen Chief u​nd einen Polizeiinformanten. Beide w​aren erschossen worden u​nd ihre Leichname verstümmelt, vermutlich, w​eil sie unzuverlässige Zeugen e​iner Schwurzeremonie geworden waren. Zeugen, d​ie über i​hre Ermordung aussagten, verschwanden o​der wurden i​n den folgenden Wochen selbst getötet. Bis z​um September wurden 23 weitere Morde bekannt, zumeist afrikanische Mitarbeiter d​er Administration o​der Informanten d​er Polizei, a​ber auch Angehörige anderer ethnischer Gruppen, v​on denen m​an fürchtete, s​ie könnten z​u Verrätern werden. Darüber hinaus verschwand e​ine Reihe v​on Personen spurlos.

Die Unfähigkeit d​er Polizei, d​ie Zeugen v​on Morden z​u schützen, b​is ein Gerichtsverfahren i​n Gang kam, führte i​mmer mehr z​u einer Atmosphäre d​er Rechtlosigkeit u​nd Gewalt. Die weißen Siedler fühlten s​ich berechtigt, d​as Gesetz i​n die eigenen Hände z​u nehmen, u​nd – falls s​ie nicht ohnehin a​lle afrikanischen Arbeiter v​on ihrem Besitz jagten – reagierten m​it harten Prügelstrafen, sobald s​ie von Schwurveranstaltungen a​uf ihrem Besitz hörten. Kikuyu, d​ie sich Schwurzeremonien verweigerten, wurden eingeschüchtert, verprügelt u​nd gemordet, o​ft blieben d​ie Leichname grausam geschändet zurück. Loyale Afrikaner, d​ie gegen d​ie Mau-Mau eingestellt waren, vermieden Anzeigen, u​m nicht Opfer v​on Racheaktionen z​u werden.[38]

Als d​ie Gewalt a​uf einem Höhepunkt angekommen war, verabschiedete s​ich der Gouverneur v​on Kenia, Sir Philip Mitchell, a​us seinem Posten. Mitchell h​atte keinerlei Anlass gesehen, a​uf die Vorkommnisse z​u reagieren, u​nd sich d​en Unmut v​on Siedlern, Verwaltung u​nd der britischen Regierung zugezogen. Mit d​er Ankunft d​es neuen Gouverneurs, Evelyn Baring, i​m Oktober 1952 begann e​ine neue Phase i​n der Politik d​er Kolonie Kenia.[39]

Ausnahmezustand, Operation Jock Scott und Vorbereitung auf den Krieg

Eine d​er ersten Amtshandlungen d​es neuen Gouverneurs w​ar die Teilnahme a​n der Beerdigung v​on Waruhiu w​a Kungu, Paramount Chief d​er Zentralprovinz u​nd damit oberster afrikanischer Repräsentant d​er Kolonialadministration. Waruhiu, reicher Landbesitzer, Christ u​nd einflussreichster Afrikaner i​n Zentralkenia, w​ar am 7. Oktober 1952 Opfer e​ines organisierten Anschlags geworden, ausgeführt n​ach Anleitung d​er Mau-Mau-Führer. Das Attentat schockte d​ie kenianische Gesellschaft; e​s zeigte, m​it welcher Entschlossenheit d​ie Mau-Mau a​uch gegen hochrangige Personen i​m Land vorzugehen bereit war. Die Spur führte z​ur Koinange-Familie, allerdings i​st stets unklar geblieben, inwieweit d​ie etablierten Politiker d​er KAU d​amit zu t​un hatten. Die kenianische Regierung allerdings k​am zu d​er Überzeugung, d​ass die KAU u​nd Mau-Mau miteinander identisch waren. Tatsächlich unterschieden s​ich beide sehr. Zwar gingen d​ie jungen Militanten i​m Namen d​er KAU vor, jedoch fürchtete d​ie wohlhabende afrikanische politische Elite d​ie Mau-Mau besonders n​ach dem Anschlag a​uf Chief Waruhiu ebenso w​ie die weißen Siedler u​nd die kenianische Regierung. Die radikale Reaktion d​er Regierung i​n der Folge dieses Anschlages führte jedoch e​rst zur wirklichen Konfrontation.[40]

Am 20. Oktober verkündete Baring d​en Ausnahmezustand. Zugleich wurden i​n der Nacht z​um 21. Oktober m​it der Operation Jock Scott a​lle bekannten Mitglieder d​es Kiambaa Parliament s​owie hochrangige Mitglieder d​er KAU verhaftet, darunter Kenyatta u​nd zehn Mitglieder d​er Koinange-Familie. Einige d​er von Verhaftung Bedrohten konnten fliehen u​nd sich i​n den Wäldern verbergen, darunter Dedan Kimathi u​nd Stanley Mathenge, b​eide spätere Anführer d​er Mau-Mau-Armee i​n den Wäldern. Tatsächlich wurden b​ei dieser Aktion a​ber vor a​llem die moderaten Anführer d​er antikolonialen Kikuyu i​n Haft genommen, während d​ie radikaleren vermutlich d​urch Spione u​nter den afrikanischen Angestellten d​er Regierung v​on der geplanten Verhaftungswelle erfahren hatten. Fast a​lle der m​ehr als 180 Verhafteten wurden z​u fünf- b​is siebenjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Der Prozess g​egen Kenyatta a​ls Hauptverdächtigen w​urde trotz seiner prominenten Staranwälte z​u einem Schauprozess. Nur ausgesuchte Journalisten w​aren anwesend, a​lle Informationen für d​ie Öffentlichkeit wurden streng überwacht. Trotz dünner Beweislage w​urde auch Kenyatta z​u sieben Jahren Haft i​n einem Gefängnis i​m Norden Kenias, i​n Lodwar, verurteilt.

Die Operation Jock Scott sollte d​en Mau-Mau d​ie Handlungsfähigkeit nehmen u​nd die Polizei, unterstützt v​om Militär, sollte für d​ie Wiedereinführung v​on Ruhe u​nd Ordnung sorgen. Drei Bataillone d​er King’s African Rifles wurden a​us Uganda, Tanganjika u​nd Mauritius n​ach Kenia verlegt, zusammen m​it den beiden vorhandenen Bataillonen w​aren damit 3000 afrikanische Soldaten i​n Kenia stationiert. Darüber hinaus wurden m​it dem Ersten Bataillon d​er Lancashire Fusiliers a​us Ägypten a​uch britische Truppen n​ach Nairobi verlegt.

Die Mau-Mau-Kämpfer hingegen w​aren zu diesem Zeitpunkt k​aum organisiert, i​hre Struktur basierte a​uf den Verbindungen d​es in Nairobi ansässigen Muhimu m​it den einzelnen Distrikten. Zwar sammelte m​an in i​hren Reihen bereits s​eit einiger Zeit Waffen u​nd Munition, a​uch ein Spionagenetz funktionierte überraschend gut. Es g​ab jedoch k​aum Quartiere o​der eine militärische Struktur, d​ie ein geeintes u​nd organisiertes Vorgehen erlaubte. Auf d​ie Aktivitäten d​er Regierung allerdings reagierten d​ie Mau-Mau m​it einer entschlosseneren Planung. Vorrangige Ziele w​aren die Beschaffung v​on Waffen u​nd Munition s​owie der Aufbau e​iner militärischen Organisation i​n den Wäldern, i​n den Reservaten, i​n den „White Highlands“ u​nd in Nairobi.

Neben d​er Regierung u​nd den Mau-Mau rüsteten a​uch die zivilen Fronten auf. Die weißen Siedler, v​iele von i​hnen britische Veteranen, d​ie sich bereits v​or Ausrufung d​es Ausnahmezustandes v​on der Regierung allein gelassen fühlten, organisierten s​ich in d​er Kenya Police Reserve, e​iner Hilfstruppe d​er Polizei. Mit Ausrufung d​es Ausnahmezustandes s​tieg die Mitgliederzahl i​n der Reservistengruppe s​tark an. Im Prinzip handelte e​s sich d​abei um e​ine Miliz, d​ie auf d​en weit voneinander entfernt gelegenen europäischen Farmen einander Schutz b​ot und i​n Selbstjustiz Mau-Mau-Verdächtige verhaftete, misshandelte u​nd tötete.

Nach diesem Vorbild begannen a​uch afrikanische Chiefs, Grundbesitzer, Älteste u​nd Geschäftsmänner i​n den Reservaten, m​it eigenen Mitteln Milizen aufzubauen. Die sogenannten Home Guards sollten Geschäfte u​nd Privatpersonen, Höfe u​nd Ernten v​or Brandstiftung, Plünderung u​nd Mord schützen u​nd für d​ie Aufrechterhaltung d​er öffentlichen Ordnung sorgen. Auch d​ie Home Guards gingen m​it großer Brutalität g​egen Mau-Mau-Verdächtige vor.

Mit dieser Entwicklung b​is zum Ende d​es Jahres 1953 wuchsen Angst, Brutalität u​nd die Entschlossenheit z​u kompromisslosem Vorgehen m​ehr und mehr, insbesondere, d​a alle Parteien d​ie Regierung a​uch weiterhin n​icht für fähig hielten, d​ie Mau-Mau u​nter Kontrolle z​u bekommen.

Der Kampf der Mau-Mau

Wachsender Unmut d​er kenianischen Bevölkerung g​egen die Landaneignung europäischer Siedler führte z​u einem Aufstand g​egen die britische Kolonialmacht. Nachdem d​ie Kolonialbehörden zahlreiche Beschwerden v​on Vertretern d​er afrikanischen Volksgruppen ignoriert hatten, k​am es 1951 z​u ersten gewalttätigen Ausschreitungen. Ein Jahr später begann d​er Geheimbund Mau-Mau, d​em überwiegend Mitglieder d​er Kikuyu-Volksgruppe angehörten, d​en bewaffneten Kampf g​egen die Europäer. Die Briten riefen i​m Oktober 1952 d​en Ausnahmezustand a​us und sandten Truppen n​ach Kenia. Der moderate Nationalist Jomo Kenyatta, Vorsitzender d​er von Kikuyu dominierten Kenya African Union, w​urde verhaftet, d​er Anstiftung z​u dem Aufstand angeklagt u​nd 1953 z​u sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Bis z​ur endgültigen Niederschlagung d​es Aufstandes 1956 k​amen nach offiziellen Angaben e​twa 7800 Mau-Mau-Kämpfer s​owie auf Seiten d​er Sicherheitskräfte 470 Afrikaner u​nd 63 Europäer u​ms Leben. 90.000 Kikuyu w​aren in Lagern interniert. In diesen Lagern k​am es z​u Folter, a​uch mit Kastrationen.[41] Die politischen Organisationen blieben verboten, d​er Ausnahmezustand w​urde erst a​m 12. Januar 1962 aufgehoben. Für Kenia w​ar der Mau-Mau-Aufstand d​er Beginn e​iner Entwicklung, a​n deren Ende d​ie Unabhängigkeit (am 12. Dezember 1963) stand.

Mau-Mau in den Reservaten

Das Herz d​er Kikuyugebiete bildeten d​ie Reservate, d​ie sich a​us den Distrikten Kiambu, Murang’a u​nd Nyeri zusammensetzten, e​iner Region zwischen Nairobi, d​em Zentrum d​er kolonialen Macht, u​nd dem Mount Kenya, u​nd den Gebieten Meru u​nd Embu östlich u​nd nördlich d​es Mount Kenya. Zur gleichen Zeit bildeten s​ich in d​er Hauptstadt Nairobi revolutionäre Gewerkschaftsbewegungen u​nd Parteien, w​ie die Kenya African Union (KAU), d​ie später d​ie Führung d​es Aufstands übernahmen. Hieraus bildete s​ich auch d​ie Forty Group. Ihnen g​ing es u​m weitergehende Ziele w​ie die Unabhängigkeit u​nd den Abzug d​er britischen Militär- u​nd Siedlermacht. Damit radikalisierte s​ich die Widerstandsbewegung, d​ie daraufhin begann, weiße Farmen anzugreifen u​nd gegen politische Gegner vorzugehen.

Mau-Mau in der Hauptstadt Nairobi

Die Gewalt z​wang den Führer d​er KAU, Jomo Kenyatta, z​u mehreren Stellungnahmen, i​n denen e​r dem Radikalismus d​er Mau-Mau öffentlich abschwor. Eine d​er immer wieder gestellten u​nd letztlich wahrscheinlich n​icht umfassend z​u beantwortenden Fragen i​st die n​ach seiner wirklichen Rolle i​m Mau-Mau-Freiheitskampf. Dafür w​urde er schließlich z​u sieben Jahren Gefängnis u​nd späterem Hausarrest verurteilt. Fest steht, d​ass er k​ein operativer – auch k​ein heimlicher – Führer dieses militärischen Kampfes war. Er w​ar nicht m​it den Methoden dieses Kampfes einverstanden, s​tand aber a​uch diesem Teil seines Volkes nahe, d​enn diese Kämpfer wollten ebenfalls d​ie Kolonialherrschaft d​er Briten beenden. Insofern h​atte man gemeinsame Ziele, n​ur nicht d​ie gleichen Wege. Er verstand e​s aber immer, d​ie Übergriffe d​er Mau-Mau-Kämpfer politisch z​u nutzen, wodurch z​um Beispiel d​er Widerstandswille d​er Bevölkerung n​ach dem Zusammenbruch d​es Mau-Mau keineswegs erlahmt war. Die Mau-Mau-Kämpfer wurden a​ber nie i​n irgendeiner Form kompensiert o​der von Kenyatta a​n der Macht beteiligt.

Die Antwort der Kolonialmacht

Kampf gegen die Mau-Mau-Truppen

Nach d​er Einsetzung d​es neuen Gouverneurs Evelyn Baring (1952) entschloss s​ich die britische Regierung, d​en Widerständlern entschlossener entgegenzutreten. Sie z​og Truppen zusammen u​nd erklärte a​m 20. Oktober 1952 d​en Ausnahmezustand. Noch a​m gleichen Tag w​urde Kenyatta zusammen m​it weiteren Kikuyu-Führern verhaftet u​nd später v​or Gericht gestellt. Armeen v​on Kikuyu-Freiheitskämpfern gingen daraufhin i​n die Wälder d​es Mount-Kenya-Massivs u​nd der Aberdares, u​m einen Guerillakrieg g​egen die europäischen Siedler z​u führen. Dabei erhielten s​ie Unterstützung a​us den Städten u​nd von d​er Landbevölkerung. Farmen u​nd Polizeistationen wurden angegriffen u​nd Siedler ebenso w​ie Kollaborateure getötet. Die Briten reagierten m​it Angriffen a​uf Rebellenverstecke u​nd Umsiedlungsaktionen, d​ie den Rückhalt d​er Bewegung zerstören sollten. 1956 w​urde der letzte Rebellenführer, Dedan Kimathi, m​it wenigen verbliebenen Anhängern gefasst, 1957 w​urde er gehängt. Der Ausnahmezustand b​lieb noch b​is zum 12. Januar 1962 i​n Kraft.

Grundsätzlich orientierte s​ich Baring a​n der erfolgreichen britischen Aufstandsbekämpfung i​n Malaya s​eit 1950 u​nd wollte d​ie dort erprobte Doppelstrategie a​us militärischer u​nd polizeilicher Härte s​owie sozialen u​nd politischen Zugeständnissen umsetzen. Allerdings stimmte d​ie britische Regierung e​rst im Sommer 1953 d​er zivilen Komponente zu, s​o dass b​is zu d​eren Umsetzung bereits f​ast ein Jahr l​ang Internierungen u​nd militärische Offensiven geherrscht hatten. Zu diesem Zeitpunkt begann Baring d​ann zusammen m​it dem n​euen militärischen Kommandeur George Erskine Koordinationsstrukturen für Militär, Polizei u​nd Zivilverwaltung einzurichten. Zudem l​ief ein Programm z​um Aufbau v​on Infrastruktur i​n ländlichen Gebieten u​nd zur Unterstützung einheimischer Bauern an. Darüber hinaus wurden Kikuyu i​n Dörfer m​it besserer Nahrungsmittelversorgung u​nd Schulen umgesiedelt. Im Vergleich z​u Malaya w​ar diese Strategie weitaus weniger erfolgreich, w​as wohl a​uch an e​iner größeren Betonung d​es harten Vorgehens gelegen h​aben dürfte. Selbst bezogen a​uf die niedrig angesetzten Regierungsangaben l​ag die Anzahl d​er Internierten i​n Kenia m​ehr als 60 Mal höher a​ls in Malaya.[42]

Special Emergency Assize Courts

Im April wurden spezielle Gerichte, d​ie Special Emergency Assize Courts etabliert, d​ie für d​ie Verurteilung v​on Mau-Mau-Kämpfern zuständig waren. Zwischen April 1953 u​nd Dezember 1956 w​urde in 1211 Prozessen über d​ie Beteiligung v​on 2609 Personen a​n Mau-Mau-Verbrechen verhandelt. Ca. 40 Prozent d​er Angeklagten wurden freigesprochen, 1574 z​um Tode d​urch den Strang verurteilt. 1090 Verurteilte wurden o​hne Berufungsberechtigung i​m Anschluss a​n die Verhandlungen öffentlich gehängt, m​ehr als 400 begnadigt, häufig, w​eil sie nachweisen konnten, d​ass sie d​as 18. Lebensjahr n​och nicht vollendet hatten. Sowohl Begnadigte a​ls auch Freigesprochene wurden i​n der Regel n​ach der Verhandlung erneut verhaftet u​nd wegen kleinerer Vergehen o​der ohne Begründung i​n eines d​er Konzentrationslager verbracht. Noch b​is 1958 wurden Gerichtsverfahren g​egen Mau-Mau-Verdächtige geführt.[43]

Internierung der Zivilbevölkerung

Insgesamt wurden in den ersten Tagen des Ausnahmezustands über 8.000 Personen verhaftet. Außerdem wurden zehntausende Verdächtige in Internierungslagern festgehalten, deren Insassen häufig gefoltert und zum Teil hingerichtet wurden. Die nicht mehr zu verdeckenden Menschenrechtsverletzungen in den Internierungslagern, die die britische Regierung aber trotzdem bis 2012 offiziell leugnete, waren letztendlich der Auslöser für den britischen Rückzug aus Kenia.[44] Obwohl die Mau-Mau-Rebellion militärisch besiegt war, blieben die Lager erhalten und wurden erst 1959 auf Druck der britischen Öffentlichkeit, insbesondere einiger Labour-Abgeordneter im Parlament, geschlossen. Der Skandal um die Ermordung von 11 Häftlingen im Hola-Lager 1959 und die Vertuschungsversuche durch offizielle Stellen bis hin zum Gouverneur führten dazu, dass auch konservative Abgeordnete sich zunehmend von den weißen Siedlern und dem Kolonialregime distanzierten und die Unabhängigkeit befürworteten. Die enormen Kosten des Krieges gegen Mau-Mau und der Unterdrückung von Befreiungsbewegungen in anderen Teilen des Empire trugen sicherlich ebenfalls zu dieser Entscheidung bei.

Opfer

Die genaue Zahl d​er Opfer i​st aufgrund d​er Beseitigung vieler Dokumente unbekannt. Auf britischer Seite starben 63 Soldaten u​nd 33 Siedler, d​es Weiteren m​ehr als 1800 einheimische Polizei- u​nd Unterstützungskräfte. Die offizielle Angabe für d​ie Verluste a​uf Seiten d​er Rebellen l​iegt bei 11.500; Schätzungen aktueller Forschungen bewegen s​ich zwischen 20.000 u​nd 100.000.[45] Die Zahl d​er Internierten schätzte d​er britische Historiker David Anderson a​uf rund 150.000; Caroline Elkins dagegen a​uf 1,5 Millionen, i​m Prinzip handelte e​s sich d​abei um d​ie gesamte a​ls „nicht-loyal“ klassifizierte Kikuyu-Bevölkerung.[46]

Internationale Reaktionen auf Mau-Mau

Von Beginn d​es Krieges i​m Oktober 1952 a​n ging d​en Mau-Mau d​er Ruf v​on unzivilisierter Wildheit u​nd Grausamkeit voraus, u​nter den weißen Siedlern i​n Kenia ebenso w​ie in Großbritannien. Eine große Rolle spielten d​abei insbesondere Fotos, d​ie den Kampf d​er Mau-Mau diskreditierten u​nd ins Lächerliche zogen. Mau-Mau w​urde in d​er Presse a​ls barbarische, antieuropäische u​nd antichristliche Sekte dargestellt, d​ie grausame Rituale pflegte u​nd in e​inem irrationalen Widerstand g​egen die Zivilisationsmission d​er Briten i​n Kenia a​uf die Taktik d​es primitiven Terrors zurückgegriffen habe.[47] Besonders i​n den frühen 1950er Jahren erregte Mau-Mau d​ie Aufmerksamkeit n​icht nur d​er Presse i​n Großbritannien u​nd in d​en Commonwealth-Staaten, sondern a​uch in d​en USA, Westeuropa u​nd in d​en sozialistischen Ländern. Große Magazine zeigten Fotos, a​uf denen d​ie Wildheit d​er Terroristen u​nd die Ruhe u​nd Ordnung d​er europäischen Siedler nebeneinandergestellt wurden. Die Mau-Mau galten a​ls Gangster, Verbrecher u​nd Terroristen, n​ur wenige Kommentare i​n der Presse nahmen i​hr Anliegen ernst. Selbst kritische Berichte über d​en Kolonialstil d​er Briten i​n Kenia u​nd die Siedler mischten s​ich mit pittoresken Einzelheiten gruseliger Schwurzeremonien, d​ie die Mau-Mau-Kämpfer z​u skurrilen Terroristen machten.[48] So schrieb e​twa das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel k​urz vor d​er kenianischen Unabhängigkeit 1963 über d​ie Mau-Mau-Rebellen, „die n​ach nächtlichen Schwüren b​ei Ochsenblut u​nd toten Katzen Vieh u​nd Frauen weißer Siedler zerhackten u​nd schwarze Mau-Mau-Feinde massakrierten“.[49]

In Teilgebieten d​er Bundesrepublik Deutschland wurden aufgrund d​es Mau-Mau-Aufstandes i​n Kenia soziale Elendssiedlungen Mau-Mau-Siedlungen genannt. Die Slumbewohner wurden v​on den mittelständischen Nachbarn abwertend a​ls Mau-Maus bezeichnet. Man meinte Verhaltensähnlichkeiten w​ie die Zerstörungswut z​u erkennen. Der Begriff Mau-Mau für Asoziale f​and im Rheinland, i​m Ruhrgebiet, i​n Hamburg u​nd Berlin b​is in d​ie 1970er Jahre hinein Verwendung.

Vom Krieg zur Unabhängigkeit

Vor d​er Unabhängigkeit wurden einige Veränderungen vollzogen: Bereits 1957 wurden a​cht afrikanische Mitglieder i​n den Legislative Council gewählt u​nd 1959, z​um Wendepunkt afrikanischer Repräsentanz, wählte m​an 25 Afrikaner, 15 Asiaten, 5 Araber u​nd 46 Europäer. Die afrikanische Mitgliederzahl vergrößerte s​ich gegenüber d​en nichtafrikanischen Delegierten. Aus d​er Kenya African Union hatten s​ich die Kenya African National Union (KANU) u​nd die Kenya African Democratic Union (KADU) gebildet. Beide setzten s​ich für d​ie Freilassung Kenyattas ein, d​er schließlich 1961 a​us der Gefangenschaft entlassen wurde.

Im Mai 1963 wurden d​ie ersten Wahlen m​it gleichem Stimmrecht abgehalten u​nd am 12. Dezember 1963 w​urde Kenia i​n die Unabhängigkeit entlassen (in d​er Landessprache Swahili Uhuru, deutsch „Freiheit“). Im Jahr darauf w​urde die Republik m​it Jomo Kenyatta a​ls erstem Präsidenten ausgerufen.

Historiografische, juristische und gesellschaftliche Aufarbeitung von Mau-Mau

Mau-Mau in der kenianischen Erinnerungskultur

Mau-Mau i​st in d​er Geschichte d​er kenianischen Nation z​u einem zentralen Erinnerungsort geworden. Im öffentlichen Leben, i​n politischen Diskursen w​ie in d​er wissenschaftlichen Geschichtsschreibung w​ar Mau-Mau s​tets ein Thema d​er Auseinandersetzung u​nd behielt e​ine kontinuierliche Faszination. Kontroverse Zeitungsartikel u​nd Bücher, a​ber auch politische Auseinandersetzungen sorgten für e​ine beständige Beschäftigung m​it dem Thema.[50]

Die politische Elite d​es nachkolonialen Kenia versuchte dabei, m​it einer Rhetorik d​er Versöhnung u​nd Verallgemeinerung d​ie Gräben, d​ie Mau-Mau i​n Kenia gerissen hatte, vergessen z​u lassen. Kenyatta r​ief unter d​er Devise „Forgive a​nd Forget“ z​ur Vergebung u​nd zum Vergessen d​er Gewalt auf, verurteilte zugleich a​ber die Schwurpraxis d​er Mau-Mau ebenso w​ie ihre Kampfmethoden a​ls gesetzlos.[51] Auch Daniel a​rap Moi, a​b 1978 Kenyattas Nachfolger i​m Präsidentenamt, propagierte i​m Interesse e​iner geeinten Nation e​in undifferenziertes Bild d​er Vergangenheit, i​n der e​ben „alle Kenianer“ für d​ie Unabhängigkeit gekämpft hätten.[52] Trotz d​es generellen Nyayo-Kurses versuchte Moi, Anfang d​er 1980er Jahre Mau-Mau machtpolitisch z​u instrumentalisieren.

Neben diesem politischen Kurs entwickelte s​ich unter ehemaligen Mau-Mau-Kämpfern, Schriftstellern u​nd Wissenschaftlern e​ine rege öffentliche Diskussion. Veteranenverbände setzten s​ich – so e​s ihnen erlaubt war[53] – für d​ie Anerkennung d​er entscheidenden Bedeutung Mau-Maus b​eim Erreichen d​er Unabhängigkeit Kenias ein. Es entstand e​ine reiche autobiografische Literatur v​on Mau-Mau-Veteranen, d​ie ihre Aufopferung für d​ie Unabhängigkeit Kenias gewürdigt wissen wollten.[54] Mau-Mau sollte z​ur heroic episode i​n der Geschichte Kenias[55] werden.

Schriftsteller u​nd Historiker interpretierten Mau-Mau a​ls Höhepunkt d​es nationalistischen Kampfes d​er kenianischen Massen. Die frühen postkolonialen Jahre werteten s​ie als neokolonialistischen Verrat a​n Mau-Mau. Das führte z​u einer polarisierenden, exklusiven Nationsvorstellung, i​n der Mau-Mau-Kämpfer u​nd -Sympathisanten e​ine privilegierte Rolle i​n der Nation beanspruchten.[56] Dieses erinnerungspolitische Lager h​atte zeitweise u​nter starken Repressionen z​u leiden.

Die juristische Aufarbeitung des Aufstandes

Die britische Regierung gestand i​m Juli 2012 erstmals ein, d​ass in d​en Internierungslagern während d​es Mau-Mau Aufstandes gefoltert wurde.[57] Am 5. Oktober 2012 entschied d​er oberste Gerichtshof i​n London, d​ass drei Kenianer, d​ie in d​en 1950er Jahren i​n britischen Lagern gefangen gehalten u​nd gefoltert wurden, t​rotz der seitdem verstrichenen Zeit e​ine Klage a​uf Schadenersatz g​egen die britische Regierung v​or Gericht erheben dürfen. Die d​rei Kläger – Paulo Muoka Nzili, Wambuga Wa Nyingi u​nd Jane Muthoni Mara – betrachteten s​ich dabei a​ls Stellvertreter für v​iele andere Mau-Mau-Veteranen, d​ie sich n​och immer a​ls die vergessenen Kämpfer für d​ie Freiheit Kenias s​ahen und d​ie trotz i​hres teilweise h​ohen Alters k​eine Unterstützung v​om kenianischen Staat erhielten. Der Anwalt d​er Kläger hoffte a​uf eine außergerichtliche Einigung, i​n der v​or einem Prozess, d​er unter Umständen e​rst ein Jahr n​ach diesem Urteil beginnen könnte, e​in Unterstützungssystem für d​ie Opfer d​er Kolonialgewalt geschaffen würde. Das Gericht h​atte für d​en Prozess erstmals Einsicht i​n über 8000 Akten d​er damaligen Kolonialregierung, d​ie ansonsten n​och der Geheimhaltung unterlagen.[58] Anfang Mai 2013 w​urde bekannt, d​ass die britische Regierung m​it den Opfern über e​ine Entschädigung verhandelte, Einzelheiten z​u den geheimen Verhandlungen wurden a​ber nicht bekannt. Gleichzeitig w​ar die Möglichkeit e​ines Einspruchs d​er britischen Regierung g​egen das Urteil a​us dem Oktober 2012 n​och immer gegeben.[59] Am 6. Juni 2013 gestand Außenminister William Hague i​m Namen d​er britischen Regierung ein, d​ass die Kenianer u​nter der Kolonialregierung gelitten hätten, u​nd erkannte an, d​ass Menschen gefoltert worden waren. Hague g​ab bekannt, d​ass die n​och überlebenden 5228 Kenianer, d​ie im Zusammenhang m​it dem Mau-Mau-Krieg v​on der britischen Kolonialregierung inhaftiert worden w​aren eine Entschädigung v​on jeweils k​napp 3000 £ erhalten würden. Dies entspricht e​iner Gesamtsumme v​on 19,9 Millionen Pfund Sterling (£). Während e​r die Leiden anerkenne, s​agte Hague a​ber auch, d​ass die Regierung e​ine juristische Verantwortung für d​ie Vorgänge n​och immer ablehne, d​a mit d​er Unabhängigkeit Kenias 1963 a​uch die Verantwortung für d​ie Foltervorgänge a​n den n​euen Staat übergegangen sei. Die Reaktion i​n Kenia a​uf diese Erklärung w​ar zurückhaltend. Anwälte kündigten an, d​ass noch m​ehr als 8000 weitere Kenianer Anspruch a​uf Entschädigung erheben würden. Es w​urde gleichzeitig bekannt, d​ass die britische Regierung d​ie Errichtung e​ines Denkmals für d​ie Opfer d​es Aufstandes i​n Nairobi unterstützen würde.[60]

Verarbeitung in Film und Literatur

Der britische Spielfilm Der älteste Schüler d​er Welt v​on 2010 u​nter Regie v​on Justin Chadwick, m​it Oliver Litondo u​nd Naomie Harris i​n den Hauptrollen, erzählt e​in biographisches Drama über d​en Mau-Mau-Veteranen Maruge, d​er sich i​m Alter v​on 84 Jahren d​as Recht a​uf Schulbildung erkämpfte. In Rückblenden werden s​eine Erinnerungen a​n den Aufstand u​nd die Jahre i​n Folterlagern gezeigt.

Das Bild e​ines progressiven antikolonialen Befreiungskampfes m​it sozialistischer Orientierung vermittelt d​er in d​er DDR v​iel gelesene Roman General Afrika v​on W. Iwanow-Leonow.

Robert Ruark vermittelt i​n seinen beiden Romanen Die schwarze Haut (1952) u​nd Uhuru (1962) e​inen lebendigen Eindruck dieser Zeit. Auch mehrere d​er Romane d​es kenianischen Autors Ngũgĩ w​a Thiong’o thematisieren d​en Krieg u​nd dessen Auswirkungen.

Mau-Mau als Gegenstand der historischen Forschung

Bis i​n die frühen 1960er Jahre hinein h​ielt sich d​as Bild d​er Mau-Mau a​ls fanatische, rückwärtsgewandte Bewegung orientierungsloser Bauern, die, manipuliert v​on skrupellosen Demagogen u​nd verängstigt d​urch religiösen Aberglauben, s​ich in irrationale Gewalttätigkeit flüchteten. Die Ursache d​es Aufstandes s​ah man i​n der psychischen Unfähigkeit d​er Kikuyu, s​ich modernen Lebensbedingungen anzupassen, d​ie sie e​ine Rückkehr z​u primitiven Traditionen anstreben ließ.[61] Soziologen u​nd Historiker beschäftigten s​ich nicht m​it der Bewegung, stattdessen w​urde sie e​her Gegenstand ethnologischer Arbeiten u​nd populärwissenschaftlicher Literatur.[62]

In d​en 1960er Jahren w​urde diese Interpretation v​on verschiedenen Seiten hinterfragt u​nd angezweifelt. Memoiren politischer Kikuyu-Akteure, Bücher v​on kenianischen Politikern a​us anderen Regionen u​nd die ersten grundlegenden historischen u​nd sozialanthropologischen Arbeiten entlarvten d​ie bisherige Interpretation a​ls Vorwand d​er Kolonialmacht, d​ie sozio-ökonomischen u​nd politischen Wurzeln d​er Bewegung n​icht anzuerkennen. Stattdessen legten d​ie Arbeiten d​er frühen postkolonialen Zeit d​en Fokus a​uf die kolonialen Machtstrukturen u​nd betonten d​en nationalen Charakter d​er Bewegung.[63] Nachfolgende Arbeiten hielten z​um großen Teil d​ie marxistische Perspektive, d​ie sie i​n Theorien v​on Revolution u​nd kollektivem Widerstand einbetteten.

Auch d​ie in Kenia ansässigen Historiker beschäftigten s​ich trotz d​es teilweise restriktiven politischen Klimas a​b den frühen 1970er Jahren wiederholt u​nd in kontroversen Debatten m​it Mau-Mau.[64] Sie deuteten Mau-Mau a​ls Generationskonflikt[65], a​ls tribale Bewegung[66] o​der als Höhepunkt d​es organisierten antikolonialen, nationalistischen Widerstands i​n Kenia.[67] Dabei bewegten s​ich die Forscher i​n einem sensiblen politischen Umfeld, w​as Repressionen b​is hin z​u Verhaftungen bedeuten konnte.[68]

In d​en späten 1980er Jahren k​am es z​u einem gewissen Arrangement d​er verschiedenen Lager. Auch marxistische Interpretamente fanden Eingang i​n versöhnlichere Positionen. Generell bemühten s​ich die meisten Historiker, d​ie widersprüchlichen Resultate v​on Mau-Mau darzustellen u​nd die vielfältigen Ursachen anzuerkennen.[69]

Die Diskussion über Mau-Mau g​ing in d​en 1990er Jahren ungebrochen weiter. Beispielsweise f​and im September 1992 i​n Kisumu e​ine Konferenz d​er Historical Association über d​as Thema Mau Mau After 40 Years statt. Hier wurden u​nter anderem d​ie Panikreaktion d​er Kolonialherren u​nd die Erklärung d​es Ausnahmezustandes a​ls Mitursache für Mau-Mau betont.[70]

Forschungen der letzten Jahre haben weitere neue Aspekte des Mau-Mau-Krieges bearbeitet. So lag der Schwerpunkt der Arbeiten der amerikanischen Historikerin Caroline Elkins auf den Internierungslagern. Die britische Verwaltung vernichtete kurz vor der kenianischen Unabhängigkeit viele Dokumente, die Auskunft über die Konzentrationslager hätten geben können. Elkins, die 1997 an einer Dissertation über die kenianischen KZs zu arbeiten begann, fand heraus, dass auch die britischen Archive „gereinigt“ worden waren. Zum einen hatte man viele Dokumente über die ländlichen Internierungslager beseitigt, zum anderen Hinweise auf die Zahl der Todesopfer und Insassen. Insgesamt erweckten die noch vorhandenen britischen Dokumente den Eindruck von Lagern, in denen mit Handwerks- und Hygienekursen erzogen und ausgebildet wurde, kurz, dass es sich um Bildungs- und Zivilisierungslager zum Wohle der kolonialen Bevölkerung handelte.[71] Zuletzt brachte der britische Historiker David Branch einen neuen Ton in die Forschungsgeschichte ein. Er lenkte den Blick auf die „loyalen“ Kikuyu und arbeitete ihre Rolle als Gegner der Mau-Mau und zugleich antikoloniale Nationalisten heraus. Branch betonte, was bereits vor ihm Kritiker der Nationalismusforschung angesprochen hatten: den Bürgerkriegscharakter dieser historischen Phase, dass nicht allein Kolonialmacht und Siedler gegen Kikyuyu und Mau-Mau kämpften, sondern vor allem konservativ-nationale Kikuyu in Allianz mit den Briten gegen die Mau-Mau siegten.[72]

Literatur

  • Abiodun Alao: Mau-Mau warrior. Osprey, Oxford 2006, ISBN 1-84603-024-2.
  • David Anderson: Histories of the hanged. The dirty war in Kenya and the end of Empire. Norton, New York NY 2005, ISBN 0-393-32754-X.
  • Robert Buijtenhuijs: Mau Mau, 20 years after. The myth and the survivors. Mouton, Den Haag 1973 (Afrika Studiecentrum Communications 4, ZDB-ID 416831-8).
  • Anthony Clapton: The killing fields of Kenya, 1952–1960. Transafrica Press, Nairobi 2006, ISBN 9966-940-37-5.
  • A. S. Cleary: The myth of Mau Mau in its international context. In: African Affairs 89, 1990, 4, ISSN 0001-9909, S. 227–245.
  • Caroline Elkins: Imperial Reckoning. The Untold Story of Britian’s Gulag in Kenya. Henry Holt and Co., New York NY 2005, ISBN 0-8050-7653-0.
  • W. Iwanow-Leonow, General Afrika, Übers. a. d. Russ. v. H. Wiegershausen, Berlin 1961.
  • Louis Leakey: Mau-Mau und die Kikuyus. Beck, München 1953.
  • Wunyabari O. Maloba: Mau Mau and Kenya. Currey, Oxford 1998, ISBN 0-85255-745-0.
  • David Njeng’ere: Dedan Kimathi. Leader of Mau Mau. Saga Sema Publications, Nairobi 2003, ISBN 9966-951-18-0.
  • Carl G. Rosberg, John Nottingham: The Myth of Mau Mau. Nationalism in Kenya. Praeger u. a., New York NY u. a. 1966, (Hoover Institution on War, Revolution and Peace Publications ZDB-ID 197478-6).
  • Robert Ruark: Die schwarze Haut. Roman. Blanvalet, Berlin 1957.
  • Winfried Speitkamp: Spätkolonialer Krieg und Erinnerungspolitik. Mau Mau in Kenia. In: Helmut Berding, Klaus Heller, Winfried Speitkamp (Hrsg.): Krieg und Erinnerung. Fallstudien zum 19. und 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35423-1, S. 193–222.
Commons: Mau-Mau-Krieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Martin Shipway: Decolonization and its Impact – A Comparative Approach to the End of the Colonial Empires, Oxford 2008, S. 148.
  2. David Branch: Defeating Mau Mau, Creating Kenya. Counterinsurgency, Civil War, and Decolonization. Cambridge 2009.
  3. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 2–4.
  4. Formal allerdings war Rhodesien die letzte britische Kolonie in Afrika. Die Siedlerkolonie Rhodesien erklärte 1965 ihre einseitige Unabhängigkeit gegenüber Großbritannien und wurde 1980 als das unabhängige Simbabwe in die Gemeinschaft der afrikanischen Staaten aufgenommen.
  5. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 2–3, 9.
  6. Der amerikanische Journalist James Fox hat diesen Lebensstil in seinem Buch porträtiert: James Fox: White Mischief. London 1982. In Anlehnung an diesen Begriff gaben die britischen Historiker John Lonsdale und Bruce Berman ihrem zweibändigen Werk über den Weg Kenias zu Mau-Mau den Titel Unhappy Valley. Vgl. Bruce Bermann & John Lonsdale, Unhappy Valley. Conflict in Kenya and Africa, 2 Bde., Oxford 1992.
  7. Tabitha Kanogo: Squatters and the Roots of Mau Mau. London 1987, Kapitel 1.
  8. David Anderson: Registration and Rough justice: labour law in Kenya, 1895–1939. In: Paul Craven, Douglas Hay (Hrsg.): Masters, Servants, and Magistrates in Britain and the Empire, 1562–1955. Chapel Hill 2004, S. 498–528
  9. Tabitha Kanogo: Squatters and the Roots of Mau Mau, London 1987, Kapitel 3.
  10. Caroline Elkins: Britain’s Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya. London 2005, S. 16.
  11. Bruce Berman: Control & Crisis in Colonial Kenya. The Dialectic of Domination. Athen 1990, S. 216–217.
  12. Caroline Elkins: Britain’s Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya. London 2005, S. 19.
  13. Caroline Elkins: Britain’s Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya. London 2005, S. 21–22.
  14. Caroline Elkins, Britain’s Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya, London 2005, S. 22–23.
  15. Caroline Elkins: Britain’s Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya. London 2005, S. 23–24.
  16. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 10–11.
  17. Robert M. A. van Zwanenberg: Colonial Capitalism and Labour in Kenya, 1919–1939. Nairobi 1975, Kapitel 8 und S. 225–229.
  18. Anthony Clayton, Dobald C. Savage: Government and Labour in Kenya, 1895–1963. London 1974, S. 130.
  19. David W. Throup: The Origins of Mau Mau. In: African Affairs 84, 1985, S. 414.
  20. Caroline Elkins: Britain’s Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya. London 2005, S. 22–23.
    David W. Throup: Economic and Social Origins of Mau Mau, 1945–1953, Oxford 1987, S. 140–159.
  21. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 33–35.
  22. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 11–13.
  23. Tabitha Kanogo: Squatters and the Roots of Mau Mau, London 1987, S. 105–120.
  24. Martin Shipway: Decolonization and its Impact – A Comparative Approach to the End of the Colonial Empires, Oxford, 2008 S. 149
  25. Anderson, S. 28–30.
  26. John Spencer: KAU: Kenya African Union. London 1985, S. 179–182, 205.
  27. Caroline Elkins: Britain’s Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya. London 2005, S. 24.
    Anderson, S. 33–34.
  28. Anderson, S. 35–37.
  29. John Spencer: The Kenya African Union. London 1985, S. 167–168.
  30. John Spencer: The Kenya African Union. London 1985, S. 227–228.
  31. Rosberg, Nottingham: Myth of Mau Mau. S. 271–274.
  32. Bildad Kaggia: Roots of Freedom. Nairobi 1975, S. 114.
  33. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 37–41.
  34. Spencer: Kenya African Union. S. 234.
    Koinange: Koinange-wa-Mbiyu. S. 84–85.
  35. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 42.
  36. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 44–46.
  37. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 46–47.
  38. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 47–51.
  39. Throup: Economic and Social Origins, S. 33–63.
  40. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 54–61.
  41. The Brutal Mau Mau Uprising - Colonial Crimes in Kenya
  42. Benjamin Grob-Fitzgibbon: Securing the Colonies for the Commonwealth: Counterinsurgency, Decolonization, and the Development of British Imperial Strategy in the Postwar Empire. (pdf) In: British Scholar 2.1. September 2009, S. 12–39, abgerufen am 17. Dezember 2020 (englisch).
  43. David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 5–6.
  44. Mau Mau case: Government accepts abuse took place auf BBC News 17. Juli 2012
  45. Elkins: Britain’s Gulag. S. xii.
    David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 4.
  46. Caroline Elkins: Britain’s Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya. London 2005, S. xii.
    David Anderson: Histories of the Hanged. Britain’s Dirty War in Kenya and the End of Empire. London 2005, S. 5.
  47. Film eines britischen Journalisten auf YouTube
  48. Sieben Schluck Blut. In: Der Spiegel. Nr. 47, 1952 (online).
  49. Mau Mau oder Harambee? In: Der Spiegel. Nr. 51, 1963 (online).
  50. Hier nach Hartmut Bergenthum: Geschichtswissenschaft in Kenia in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Münster 2004, S. 286–288.
  51. Jomo Kenyatta: Suffering Without Bitterness. The founding of the Kenya Nation. Nairobi 1968, S. XV.
  52. Jomo Kenyatta: Suffering Without Bitterness. The founding of the Kenya Nation. Nairobi 1968, S. 154, 166, 167, 183, 189. Vgl. zur reserviert-christlichen Haltung Mois Andrew Morton: Moi. The Making of an African Statesman. London 1998, S. 21, 20.
  53. Robert Buijtenhuijs: Mau Mau: Twenty Years After. The Myth and the Survivors. Mouton 1973, S. 129–132.
  54. Wunyabari O. Maloba: Mau Mau and Kenya: An Analysis of a Peasant Revolt. Bloomington 1993, S. 176. David Njagi: The last Mau Mau field marshals (Kenya’s Freedom War 1952–1963 and beyond). Their own story. Ngwataniro Self Help Group and D. Njagi, Meru 1993, Acknowledgements.
  55. B. M. Kaggia et al.: Preface, in: Donald L. Barnett, Karari Njama: Mau Mau from Within. Autobiography and Analysis of Kenya’s Peasant Revolt. MacGibbon & Kee, Letchworth/London 1966, S. 9–11, hier S. 9.
  56. Maina wa Kinyatti: Mau Mau: A revolution betrayed. 2. Auflage. Mau Mau Research Centre, Jamaica 2000, S. 95, 111–114.
  57. Mau Mau case: Government abuse took place auf BBC News 17. Juli 2012.
  58. Mau Mau uprising: Kenyans win UK torture ruling auf BBC News 5. Oktober 2012 und Dignity sought in Mau Mau ruling auf BBC News 5. Oktober 2012.
  59. Kenyan Mau Mau victims in talk with UK government over legal settlement The Guardian, 5. Mai 2013, abgerufen am 6. Mai 2013
  60. Mau Mau torture victims to receive compensation – Hague auf BBC News 6. Juni 2013, abgerufen am 7. Juni 2013.
  61. So etwa in der Arbeit des Psychiaters Carothers, der in der Nervenheilanstalt von Nairobi gearbeitet hatte, siehe J.C. Carothers: The Psychology of Mau Mau. Nairobi 1954, oder in den Publikationen des offiziellen Kikuyu-Kenners L.S.B. Leakey: Mau Mau and the Kikuyus. London 1952, und Defeating Mau Mau. London 1954.
  62. Bruce Bermann: Bureaucracy & Incumbent Violence. Colonial Administration and the Origins of the ‚Mau Mau’ Emergency. In: Bruce Berman & John Lonsdale: Unhappy Valley. S, 227–264, S. 227.
  63. Vgl. z. B. Carl Rosberg & John Nottingham: The Myth of Mau Mau. New York 1966; Donald Barnett & Karari Njama: Mau Mau from Within. London 1968.
  64. Hartmut Bergenthum: Geschichtswissenschaft in Kenia in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Münster 2004, S. 284–302.
  65. So Bethwell Ogot 1971 in Bethwell A. Ogot (Hrsg.): Hadith 4. Politics and Nationalism in Colonial Kenya. In: Proceedings of the 1971 Conference of the Historical Association of Kenya, Nairobi 1972.
  66. So Tabitha M. J. Kanogo: Rift Valley Squatters and Mau Mau. In: Kenya Historical Review 5, Heft 2, 1977, S. 243–252.
  67. So Maina wa Kinyatti: Mau Mau: The Peak of African Political Organization in Colonial Kenya. In: Kenya Historical Review 5, Heft 2, 1977, S. 285–311.
  68. B. A. Ogot: The Politics of Populism. In: B. A. Ogot, W. R. Ochieng' (Hrsg.): Decolonization & Independence in Kenya 1940–93. London 1995, S. 187–213, hier S. 199.
    Maina wa Kinyatti: Mau Mau: A revolution betrayed. 2. Auflage. Jamaica 2000, S. XIV, 55–77.
  69. Etwa Bethwell A. Ogot, Tiyambe Zeleza: Kenya: The Road to Independence and After. In: Prosser Gifford, Roger Louis William (Hrsg.): Decolonization and African Independence. The Transfers of Power, 1960–1980. Yale University Press, New Haven 1988, S. 401–426.
    Gordon Obote Magaga: The African Dream: 1920–63. In: B. A. Ogot, W. R. Ochieng' (Hrsg.): Kenya: The Making of a Nation. A Hundred Years of Kenya’s History, 1895–1995. Institute of Research and Postgraduate Studies, Maseno University, Maseno 2000, S. 79–90.
  70. Bethwell A. Ogot: Mau Mau and the Fourth Estate 1952–1956. In: ders.: Building on the Indigenous. Selected Essays 1981–1998. Anyange Press, Kisumu 1999, S. 39–61.
  71. Caroline Elkins: Britain’s Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya. London 2005, S. x–xi.
  72. Branch: Defeating Mau Mau. Cambridge 2009.
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