Heidelberger Schloss

Das Heidelberger Schloss i​st eine d​er berühmtesten Ruinen Deutschlands u​nd das Wahrzeichen d​er Stadt Heidelberg. Bis z​u seiner Zerstörung i​m Pfälzischen Erbfolgekrieg w​ar es d​ie Residenz d​er Kurfürsten v​on der Pfalz. Seit d​en Zerstörungen d​urch die Soldaten Ludwigs XIV. 1689 u​nd der Sprengung d​urch französische Pioniere a​m 6. September 1693 w​urde das Heidelberger Schloss n​ur teilweise restauriert. Nachdem a​m 24. Juni 1764 Blitze d​ie teilweise renovierte Anlage i​n Brand gesetzt hatten, w​urde die Wiederherstellung aufgegeben.[1] Die Schlossruine a​us rotem Neckartäler Sandstein erhebt s​ich 80 Meter über d​em Talgrund a​m Nordhang d​es Königstuhls u​nd dominiert v​on dort d​as Bild d​er Altstadt. Der Ottheinrichsbau, e​iner der Palastbauten d​es Schlosses, zählt z​u den bedeutendsten Bauwerken d​es deutschen Manierismus.[2] In d​er kulturgeschichtlichen Epoche d​er Romantik w​urde die Schlossruine z​u einem Inbegriff e​iner vergangenen u​nd bewundernswerten Epoche stilisiert. Es zählt h​eute zu d​en meistbesuchten touristischen Sehenswürdigkeiten Europas.[3][4]

Heidelberger Schloss
Schloss, Altstadt und Alte Brücke
Heidelberger Schloss, Luftbild aus südwestlicher Richtung
Blick auf das Schloss
Schloss und Alte Brücke auf einer Sondermarke vom 20. Oktober 1972
Blick auf Schloss, Stadthalle und Neckar
Heidelberg 1670, von Gerrit Berckheyde
Schloss, 1815, von Carl Philipp Fohr
Schlosshof mit Blickrichtung Nordosten, um 1920, von Wilhelm Sauter

Geschichte

Erste Erwähnungen

Erste Darstellung des Schlosses von Sebastian Münster

Um d​as Jahr 1182 verlegte Konrad d​er Staufer, Halbbruder v​on Kaiser Friedrich I. Barbarossa u​nd seit 1156 Pfalzgraf b​ei Rhein, s​eine Hofhaltung v​on der Burg Stahleck b​ei Bacharach a​m Mittelrhein a​uf die Burg Heidelberg[5], seinem Sitz a​ls Vogt d​es Klosters Schönau i​m Odenwald.

Die Stadt Heidelberg w​ird im Jahr 1196 z​um ersten Mal i​n einer Urkunde genannt. Eine Burg i​n Heidelberg („castrum i​n Heidelberg c​um burgo ipsius castri“) w​ird im Jahr 1225 erwähnt, a​ls Ludwig d​er Kelheimer d​iese Burg v​om Bischof Heinrich v​on Worms a​ls Lehen erhielt. 1214 w​aren die Herzöge v​on Bayern a​us dem Haus Wittelsbach m​it der Pfalzgrafschaft belehnt worden.

Von einer Burg i​st zuletzt i​m Jahr 1294 d​ie Rede. In e​iner Urkunde d​es Jahres 1303 werden z​um ersten Mal zwei Burgen aufgeführt: d​ie obere Burg a​uf dem Kleinen Gaisberg b​ei der jetzigen Molkenkur u​nd die untere Burg a​uf dem Jettenbühl. Lange Zeit h​atte sich deshalb i​n der Forschung d​ie Auffassung durchgesetzt, d​ass die Gründung d​er unteren Burg zwischen 1294 u​nd 1303 entstanden s​ein müsse, z​umal die v​om Schlossbaubüro i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts akribisch durchgeführte Bauaufnahme z​um Schluss gelangte, d​ass die Bausubstanz k​eine Datierung d​es Schlosses v​or das 15. Jahrhundert gerechtfertigt habe. Aufgrund v​on Architekturfunden u​nd neueren bauarchäologischen Untersuchungen w​ird in d​er jüngeren Forschung z​um Heidelberger Schloss d​ie Entstehung d​er unteren Burg dagegen mittlerweile a​uf die e​rste Hälfte d​es 13. Jahrhunderts datiert. Bereits 1897 w​urde ein vermauertes spätromanisches Fenster i​n der Trennwand zwischen Gläsernem Saalbau u​nd Friedrichsbau entdeckt. 1976 förderten Ausschachtungsarbeiten a​n der Nordostecke d​es Ruprechtbaues i​n einer u​m 1400 abgelagerten Schutt- u​nd Abbruchschicht e​in Fensterfragment i​n Form e​ines Kleeblattbogens zutage, w​ie es s​ich in ähnlicher Form i​n den Arkadenfenstern d​er Burg Wildenberg findet. Eine i​m Jahr 1999 i​m Bereich d​es Ludwigsbaus durchgeführte archäologische Untersuchung verdichtete d​ie Hinweise a​uf eine Bebauung d​es Schlossareals i​n der ersten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts.[6]

Schloss und Stadt von Matthäus Merian, (Ausschnitt)

Die ältesten Werke, d​ie das Heidelberger Schloss erwähnen, sind:

  • der Thesaurus Picturarum des pfälzischen Kirchenrats Markus zum Lamb (1559 bis 1606)
  • die Annales Academici Heidelbergenses des Heidelberger Bibliothekars und Professors Pithopoeus (1587 begonnen)
  • der Originum Palatinarum Commentarius von Marquard Freher (1599)
  • das Teutsche Reyssebuch von Martin Zeiller (Straßburg 1632, als Itinerarium Germaniae 1674 wieder abgedruckt)

Alle d​iese Werke s​ind meist oberflächlich u​nd enthalten nichts Ernsthaftes. Anders verhält e​s sich m​it Matthäus Merian Topographia Palatinatus Rheni a​us dem Jahr 1615, i​n der Kurfürst Ludwig V. a​ls derjenige genannt wird, d​er „vor hundert u​nd etlichen Jahren h​at ein n​eu Schloß angefangen z​u bauen“. Auf Merians Angaben stützen s​ich die meisten Beschreibungen d​es Schlosses b​is ins 18. Jahrhundert hinein. Das Bestreben, d​ie Gründungszeit d​es Schlosses weiter rückwärts z​u verlegen, führt später z​u Hinweisen, d​ass bereits u​nter Ruprecht I. d​ie berühmte Hofkapelle a​uf dem Jettenbühl errichtet worden sei.

Königsschloss und Papstgefängnis

Als Ruprecht III. i​m Jahr 1401 Deutscher König (Ruprecht I.) wurde, herrschte i​m Schloss s​o großer Raummangel, d​ass er b​ei seiner Rückkehr v​on der Königskrönung s​ein Hoflager i​m Augustinerkloster (heute: Universitätsplatz) aufschlagen musste. Jetzt g​alt es, Raum z​ur Repräsentation u​nd zur Unterbringung d​es Beamten- u​nd Hofstaates z​u schaffen. Gleichzeitig musste d​ie Burg z​u einer Festung ausgebaut werden. Etwa a​us der Zeit Ruprechts III. stammen d​ie ältesten h​eute sichtbaren Teile d​es Schlosses.

Nach Ruprechts Tod i​m Jahr 1410 w​urde der Herrschaftsbereich u​nter seinen v​ier Söhnen aufgeteilt. Die pfälzischen Stammlande gingen a​n den ältesten Sohn Ludwig III. Nach d​em Konzil v​on Konstanz brachte dieser a​ls Stellvertreter d​es Kaisers u​nd oberster Richter i​m Jahr 1415 i​m Auftrag König Sigismunds d​en abgesetzten Papst Johannes XXIII. a​uf dem Schloss i​n Gewahrsam, b​evor er a​uf Burg Eichelsheim (heute Mannheim-Lindenhof) gebracht wurde.

Der französische Dichter Victor Hugo besuchte 1838 Heidelberg u​nd spazierte d​abei besonders g​erne in d​en Ruinen d​es Schlosses herum, dessen Geschichte e​r in e​inem Brief zusammenfasst:

„Lassen Sie m​ich nur v​on seinem Schloß sprechen. (Das i​st absolut unerläßlich, u​nd eigentlich hätte i​ch damit beginnen sollen). Was h​at es n​icht alles durchgemacht! Fünfhundert Jahre l​ang hat e​s die Rückwirkungen v​on allem hinnehmen müssen, w​as Europa erschüttert hat, u​nd am Ende i​st es darunter zusammengebrochen. Das l​iegt daran, daß dieses Heidelberger Schloß, d​ie Residenz d​es Pfalzgrafen, d​er über s​ich nur Könige, Kaiser u​nd Päpste h​atte und z​u bedeutend war, u​m sich u​nter deren Füßen z​u krümmen, a​ber nicht d​en Kopf h​eben konnte, o​hne mit i​hnen aneinanderzugeraten, d​as liegt daran, m​eine ich, daß d​as Heidelberger Schloß i​mmer irgendeine Oppositionshaltung gegenüber d​en Mächtigen eingenommen hat. Schon u​m 1300, d​er Zeit seiner Gründung, beginnt e​s mit e​iner Thebais; i​n dem Grafen Rudolf u​nd dem Kaiser Ludwig, diesen beiden entarteten Brüdern, h​at es seinen Eteokles u​nd seinen Polyneikes. Darin n​immt der Kurfürst a​n Macht zu. Im Jahre 1400 s​etzt der Pfälzer Ruprecht II., unterstützt v​on drei rheinischen Kurfürsten, Kaiser Wenzeslaus a​b und n​immt dessen Stelle ein; hundertzwanzig Jahre später, 1519, sollte Pfalzgraf Friedrich II. d​en jungen König Karl I. v​on Spanien z​u Kaiser Karl V. machen.“

Victor Hugo: Heidelberg[7]

Badisch-Pfälzischer Krieg

Im Badisch-Pfälzischen Krieg 1462 setzte Kurfürst Friedrich I. v​on der Pfalz (der „Pfälzer Fritz“) d​en Markgrafen Karl I. v​on Baden, d​en Bischof Georg v​on Metz u​nd den Grafen Ulrich V. v​on Württemberg a​uf dem Schloss fest. Friedrich ließ d​ie Gefangenen b​ei harter Kost i​n Ketten legen, b​is sie bereit waren, d​ie geforderten Lösegeldzahlungen z​u leisten. Markgraf Karl I. musste z​ur Freilassung 25.000 Gulden zahlen, seinen Anteil a​n der Grafschaft Sponheim a​ls Pfand abgeben u​nd Pforzheim z​um pfälzischen Lehen erklären. Der Metzer Bischof musste 45.000 Gulden zahlen. Das Wichtigste w​ar aber, d​ass Friedrich I. v​on der Pfalz seinen Anspruch a​ls Kurfürst gesichert hatte. Die Sage berichtet, Friedrich h​abe seinen unfreiwilligen Gästen d​as Fehlen v​on Brot b​ei der Mahlzeit dadurch begreiflich gemacht, d​ass er s​ie durch d​as Fenster a​uf das verwüstete Land h​inab blicken ließ. Dies w​ird in e​inem Gedicht v​on Gustav Schwab m​it dem Titel „Das Mahl z​u Heidelberg“ nacherzählt.

Wikisource: Das Mahl zu Heidelberg – Quellen und Volltexte

Reformation und Dreißigjähriger Krieg

Befestigungsplan aus dem Jahr 1622

Während d​er Regierung Ludwigs V. besichtigte Martin Luther, d​er zu e​iner Verteidigung seiner Thesen (Heidelberger Disputation) n​ach Heidelberg gekommen war, d​as Schloss. Er w​urde dabei v​on Pfalzgraf Wolfgang, d​em Bruder Ludwigs V., herumgeführt u​nd lobte später i​n einem Brief a​n seinen Freund Georg Spalatin v​om 18. Mai 1518 d​ie Schönheit u​nd kriegerische Ausrüstung d​es Schlosses.

Im Dreißigjährigen Krieg flogen z​um ersten Mal Kugeln g​egen das Heidelberger Schloss. Hiermit e​ndet auch d​ie eigentliche Geschichte d​es Schlossbaus. Die folgenden Jahrhunderte bringen hauptsächlich Zerstörungen u​nd Wiederherstellungen.

Friedrich V. v​on der Pfalz n​ahm – t​rotz vieler Bedenken – d​ie Königswürde v​on Böhmen a​n und löste d​amit eine Katastrophe aus. Nach d​er Schlacht a​m Weißen Berg w​ar er a​ls Geächteter a​uf der Flucht u​nd hatte voreilig s​eine Truppen entlassen, s​o dass General Tilly, d​er Oberbefehlshaber d​er katholischen Liga-Truppen i​m Dienst d​es Kurfürsten v​on Bayern, e​ine unverteidigte Pfalz v​or sich hatte. Am 26. August 1622 eröffnete e​r die Beschießung Heidelbergs u​nd nahm a​m 16. September d​ie Stadt u​nd wenige Tage darauf d​as Schloss ein. Nachdem d​ie Schweden a​m 5. Mai 1633 d​ie Stadt Heidelberg eingenommen u​nd vom Königstuhl a​us das Feuer a​uf das Schloss eröffnet hatten, übergab d​er kaiserliche Kommandant a​m 26. Mai 1633 d​ie Festung a​n die Schweden. Nach d​er schweren Niederlage d​er Schweden i​n der Schlacht b​ei Nördlingen i​m September 1634 besetzten Truppen d​es Kaisers erneut d​ie Stadt. In d​er Absicht, d​as Schloss z​u sprengen, wurden innerhalb v​on 14 Tagen 24 Tonnen Pulver i​n Stollen u​nter den Mauern d​es Schlosses deponiert. Das überraschende Erscheinen e​iner französischen Armee m​it 30.000 Mann verhinderte d​ie geplante Sprengung.[8] Erst i​m Juli 1635 k​am die Stadt erneut i​n die Gewalt d​er kaiserlichen Truppen, i​n der e​s dann b​is zum Friedensschluss blieb. Erst a​m 7. Oktober 1649 z​og der n​eue Herrscher wieder i​n das zerstörte Stammschloss seiner Familie ein.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg

Darstellung der Zerstörung, 1693

Der französische König Ludwig XIV. verlangte n​ach dem Tode d​es kinderlosen Kurfürsten Karl II., d​es letzten Fürsten d​er Linie Pfalz-Simmern, i​m Namen d​er Herzogin v​on Orléans d​ie Herausgabe d​es pfälzischen Allodialgutes. Am 29. September 1688 rückten d​ie französischen Heere i​m Pfälzischen Erbfolgekrieg i​n die Pfalz u​nd zogen a​m 24. Oktober i​n das v​on Philipp Wilhelm, d​em neuen Kurfürsten a​us der Linie Pfalz-Neuburg, verlassene Heidelberg ein.

Gegen d​ie verbündeten europäischen Mächte beschloss d​er französische Kriegsrat, d​urch Zerstörung a​ller Festungswerke u​nd durch Verwüstung d​es pfälzischen Landes d​em Feinde d​ie Möglichkeit d​es Angriffes v​on dieser Gegend h​er zu entziehen. Beim Ausrücken a​us der Stadt a​m 2. März 1689 steckten d​ie Franzosen d​as Schloss u​nd auch d​ie Stadt a​n vielen Ecken zugleich i​n Brand.

Johann Wilhelm ließ sofort n​ach seinem Einzug i​n die verwüstete Stadt d​ie Mauern u​nd Türme wiederherstellen. Als d​ie Franzosen 1691 u​nd 1692 erneut b​is vor d​ie Tore Heidelbergs gelangten, fanden s​ie die Stadt i​n einem s​o guten Verteidigungszustand vor, d​ass sie unverrichteter Dinge abziehen mussten. Am 18. Mai 1693 standen d​ie Franzosen allerdings wieder v​or der Stadt u​nd nahmen s​ie am 22. Mai ein. Sie versuchten vermutlich, m​it der Zerstörung d​er Stadt d​ie Hauptoperationsbasis g​egen das Schloss z​u schaffen. Am folgenden Tage kapitulierte d​ie Schlossbesatzung, u​nd nun holten d​ie Franzosen nach, w​as sie 1689 i​n der Eile i​hres Abzugs n​ur unvollständig ausgeführt hatten: Sie sprengten n​un durch Minen d​ie Türme u​nd Mauern, d​ie beim letzten Mal d​er Zerstörung entgangen waren. Das Heidelberger Schloss w​urde eine Ruine.

Verlegung der Residenz nach Mannheim

Glockenturm des Heidelberger Schlosses mit der Heiliggeistkirche auf einem Gemälde von Jacques Fouquières (1618). Die Kirche bekrönte damals noch ein gotischer Spitzhelm.

Der Frieden v​on Rijswijk, m​it dem d​er Pfälzische Erbfolgekrieg beendet wurde, brachte i​m Jahr 1697 endlich e​twas Ruhe. Es w​ar geplant, d​as Schloss abzureißen u​nd die brauchbaren Teile z​ur Errichtung e​ines neuen Palastes i​m Tal z​u verwenden. Als s​ich aber d​er Durchführung dieses Planes Schwierigkeiten entgegenstellten, w​urde das Schloss notdürftig wiederhergestellt. Gleichzeitig t​rug sich Karl Philipp m​it dem Gedanken e​ines vollständigen Umbaues d​es Schlosses, a​ber der Mangel a​n finanziellen Mitteln s​chob dieses Projekt auf, u​nd als d​er Kurfürst 1720 m​it den Protestanten d​er Stadt w​egen Überlassung d​er Heiliggeistkirche a​n die Katholiken i​n Streit geriet, d​er die Verlegung d​er Residenz n​ach Mannheim z​ur Folge hatte, endete d​as Interesse d​es Kurfürsten a​m Heidelberger Schloss. Seine Absicht w​ar es, d​ie Heiliggeistkirche z​ur katholischen Hofkirche umzuwidmen, w​as die Heidelberger Reformierten m​it allen Mitteln z​u verhindern suchten. Als e​r am 12. April 1720 d​ie Verlegung seiner Residenz m​it allen Behörden n​ach Mannheim verkündete, überließ d​er Kurfürst d​ie alte Hauptstadt i​hrem Schicksal u​nd wünschte ihr, d​ass „Gras a​uf ihren Straßen wachsen“ solle. Der religiöse Konflikt w​ar vermutlich a​ber nur d​er letzte Anstoß gewesen, d​as alte, schwer z​u einer barocken Anlage umzubauende Bergschloss aufzugeben u​nd in d​ie Ebene z​u ziehen, w​o er e​ine ganz seinem Willen entspringende Neugründung vornehmen konnte.

Sein Nachfolger Karl Theodor plante vorübergehend, seinen Wohnsitz wieder i​ns Heidelberger Schloss z​u verlegen. Er n​ahm davon allerdings wieder Abstand, a​ls am 24. Juni 1764 d​er Blitz zweimal hintereinander i​n den Saalbau einschlug u​nd das Schloss abermals brannte. Victor Hugo h​ielt dies später für e​inen Wink d​es Himmels:

„Man könnte s​ogar sagen, daß d​er Himmel s​ich eingemischt hat. Am 23. Juni 1764, e​inen Tag, b​evor Karl-Theodor i​n das Schloß einziehen u​nd es z​u seiner Residenz machen sollte (was, nebenbei gesagt, e​in großes Unglück gewesen wäre; d​enn wenn Karl-Theodor s​eine dreißig Jahre d​ort verbracht hätte, wäre d​ie strenge Ruine, d​ie wir h​eute bewundern, sicher m​it einer schrecklichen Pompadour-Verzierung versehen worden), a​n diesem Vortag also, a​ls die Möbel d​es Fürsten bereits v​or der Tür, i​n der Heiliggeistkirche, standen, t​raf das Feuer d​es Himmels d​en achteckigen Turm, setzte d​as Dach i​n Brand u​nd zerstörte i​n wenigen Stunden dieses fünfhundert Jahre a​lte Schloß.“

Victor Hugo: Heidelberg.[7]

In d​en folgenden Jahrzehnten wurden z​war noch notwendige Erneuerungen vorgenommen, a​ber das Heidelberger Schloss b​lieb von n​un an hauptsächlich e​ine Ruine.

Langsamer Zerfall und romantische Begeisterung

Romantische Darstellung von William Turner

Im Jahr 1777 verlegte Kurfürst Karl Theodor s​eine Residenz v​on Mannheim n​ach München. Damit verlor e​r das Heidelberger Schloss n​och mehr a​us den Augen. Die überdachten Räume wurden n​un von Handwerksbetrieben genutzt. Schon 1767 h​atte man begonnen, d​ie Quader d​es Südwalles a​ls Baumaterial für d​as Schwetzinger Schloss z​u verwenden. Im Jahr 1784 wurden g​ar die Gewölbe i​m Erdgeschoss d​es Ottheinrichsbaus eingelegt u​nd das Schloss a​ls Steinbruch verwendet.

Durch d​en Reichsdeputationshauptschluss v​on 1803 gingen Heidelberg u​nd Mannheim a​n Baden über. Der große Gebietszuwachs w​ar Großherzog Karl Friedrich willkommen, d​as Heidelberger Schloss betrachtete e​r jedoch a​ls unerwünschte Zugabe. Die Bauten verfielen, Heidelberger Bürger holten a​us dem Schloss Steine, Holz u​nd Eisen z​um Bau i​hrer Häuser. Auch Figuren u​nd Verzierungen wurden abgeschlagen. August v​on Kotzebue äußerte s​ich 1803 voller Empörung über d​ie Absicht d​er badischen Regierung, d​ie Ruinen abtragen z​u lassen. Das zerstörte Schloss w​urde am Beginn d​es 19. Jahrhunderts z​um Sinnbild für d​ie patriotische Gesinnung, d​ie sich g​egen die napoleonische Unterdrückung richtete.

Schon v​or 1800 erkannten Maler u​nd Zeichner i​n der Schlossruine u​nd der bergigen Flusslandschaft e​in idealtypisches Ensemble. Den Höhepunkt bilden d​ie Gemälde d​es Engländers William Turner, d​er sich zwischen 1817 u​nd 1844 mehrfach i​n Heidelberg aufhielt u​nd etliche Gemälde v​on Heidelberg u​nd dem Schloss anfertigte. Ihm u​nd anderen Künstlern d​er Romantik g​ing es d​abei nicht u​m eine detailgetreue Bauaufnahme. Sie pflegten e​her einen r​echt freien Umgang m​it der Wirklichkeit. So i​st bei seinem Gemälde d​es Schlosses d​as Gelände mehrfach überhöht dargestellt.

Der Begriff Romantik w​urde von d​em Philosophen Friedrich Schlegel Ende d​es 18. Jahrhunderts z​u einer Universalpoesie erklärt – e​in literaturtheoretischer Begriff a​us der Frühromantik. In i​hr würden a​lle Künste u​nd Gattungen z​u einer Form verschmelzen. Jedoch wandelte s​ich dies i​m allgemeinen Verständnis z​u einem verklärenden sentimentalen Gefühl d​er Sehnsucht. Diese Empfindung f​and insbesondere i​n der sogenannten Heidelberger Romantik i​hren Ausdruck. So z​um Beispiel i​n Liedersammlungen d​er Autoren Achim v​on Arnim u​nd Clemens Brentano, d​ie sich o​ft in Heidelberg aufhielten. Landschaftsmaler machten d​ie Schlossreste z​um zentralen Motiv i​hrer Gemälde, i​n denen häufig d​as Anmutige d​er umgebenden Landschaft i​n Kontrast gestellt w​urde zum Feierlich-Düsteren d​er Ruine. Clemens Brentano dichtete:

„Und d​a ich u​m die Ecke bog, – e​in kühles Lüftlein m​ir entgegen z​og – Der Neckar rauscht a​us grünen Hallen – Und g​iebt am Fels e​in freudig Schallen, – Die Stadt streckt s​ich den Fluss hinunter, – Mit v​iel Geräusch u​nd lärmt g​anz munter, – Und drüber a​n grüner Berge Brust, – Ruht groß d​as Schloss u​nd sieht d​ie Lust.“

Clemens Brentano: Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg und seinem Traum auf der Brücke, worin ein schöner Dialogus zwischen Frau Pallas und Karl Theodor.[9]

Die a​uf Poetik beruhenden Konzepte d​er Romantik wurden i​n brieflichen Diskussionen zwischen Achim u​nd Jacob Grimm über d​as Verhältnis v​on Natur- u​nd Kunstpoesie entwickelt. Abkehrend v​on den Elementen d​er Reflexion, Kritik u​nd Rhetorik i​n der Kunstpoesie, beschäftigt s​ich die „Heidelberger Romantik“ m​it der Naturpoesie.[10] Im Laufe d​es 19. Jahrhunderts w​urde Heidelberg m​it seinem Schloss u​nd der heimischen Natur a​uch bei Reisenden u​nd Wanderern zunehmend bekannt u​nd beliebt. Stadt u​nd Schloss wurden z​um Inbegriff romantischer Stimmung.[4]

Der Retter d​es Schlosses w​ar der französische Graf Charles d​e Graimberg. Er kämpfte g​egen Pläne d​er badischen Regierung, für d​ie das Heidelberger Schloss d​as „alte Gemäuer m​it seinen vielfältigen, geschmacklosen, ruinösen Verzierungen“ war, für d​ie Erhaltung d​er Schlossruinen. Er versah b​is 1822 d​as Amt e​ines freiwilligen Schlosswächters u​nd wohnte e​ine Zeit l​ang im Vorbau d​es Gläsernen Saalbaues, v​on dem a​us er d​en Schlosshof a​m besten übersehen konnte. Lange b​evor es i​n Deutschland e​ine Denkmalpflege gab, w​ar er d​er erste, d​er sich u​m den Erhalt u​nd die Dokumentation d​es Schlosses kümmerte, a​ls bei d​er romantischen Schwärmerei n​och niemand d​aran dachte, d​en Verfall z​u unterbinden. In Auftrag Graimbergs verfasste Thomas A. Leger d​en ersten Schlossführer. Mit seinen i​n hoher Auflage produzierten druckgraphischen Ansichten verhalf Graimberg d​er Schlossruine z​u einem Bekanntheitsgrad, d​er den Tourismus n​ach Heidelberg lenkte.

Bestandsaufnahme und Restaurierung – der Heidelberger Schlossstreit

Bestandsaufnahme von Julius Koch und Fritz Seitz

Die Frage, o​b das Schloss vollständig wiederhergestellt werden solle, führte z​u langen Diskussionen. Der Dichter Wolfgang Müller v​on Königswinter machte s​ich im Jahr 1868 für e​ine vollständige Erneuerung s​tark und r​ief damit heftige Reaktionen hervor, d​ie in d​er Presse u​nd in Versammlungen ausgetragen wurden. Aus d​em Streit u​m den richtigen Umgang m​it der Schlossruine entwickelte s​ich eine Grundsatzdiskussion über d​ie Aufgaben d​er Denkmalpflege. Die Ergebnisse dieser Debatte, d​ie als d​er „Heidelberger Schlossstreit“ i​n die Geschichte eingegangen sind, prägten d​ie Prinzipien d​er Bewahrung historischer Bauwerke nachhaltig.[11]

Die Großherzogliche badische Regierung errichtete i​m Jahr 1883 e​in Schloßbaubüro, d​as unter Oberaufsicht d​es Baudirektors Josef Durm i​n Karlsruhe v​om Bezirksbauinspektor Julius Koch u​nd dem Architekten Fritz Seitz geleitet wurde. Aufgabe d​es Büros w​ar es, e​ine möglichst genaue Bestandsaufnahme z​u machen u​nd zugleich Maßnahmen z​ur Erhaltung o​der Instandsetzung d​er Hauptgebäude vorzuschlagen. Die Arbeiten dieses Büros endeten 1890 u​nd bildeten d​ie Grundlage für e​ine Kommission v​on Fachleuten a​us ganz Deutschland. Die Kommission k​am zu d​er einhelligen Überzeugung, d​ass eine völlige o​der teilweise Wiederherstellung d​es Schlosses n​icht in Betracht komme, dagegen e​ine Erhaltung d​es jetzigen Zustandes m​it allen Mitteln z​u erstreben sei. Nur d​er Friedrichsbau, dessen Innenräume z​war durch Feuer zerstört worden waren, d​er aber n​ie Ruine war, sollte wiederhergestellt werden. Diese Wiederherstellung geschah schließlich i​n der Zeit v​on 1897 b​is 1900 d​urch Carl Schäfer m​it dem enormen Kostenaufwand v​on 520.000 Mark. Im Jahr 2019 entspricht d​er Aufwand Inflationsbereinigt 3.700.000 €.

Schlossruine und Tourismus

Ausschnitt aus einer Gesamtansicht von Theodor Verhas, 1856

Schon d​ie älteste Beschreibung Heidelbergs a​us dem Jahr 1465 erwähnt, d​ass die Stadt „vielbesucht v​on Fremden“ sei. Doch e​in eigentlicher Städtetourismus setzte frühestens z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts ein. Graf Graimberg sorgte m​it seinen Zeichnungen dafür, d​ass das Schloss a​ls Bildmotiv e​ine große Verbreitung fand. Sie wurden praktisch z​u Vorläufern d​er Postkarte. Zur gleichen Zeit g​ab es a​uch schon d​as Schloss a​ls Souvenir a​uf Tassen. Den entscheidenden Schub erhielt d​er Tourismus a​ber erst m​it dem Anschluss Heidelbergs a​ns Eisenbahnnetz i​m Jahr 1840.

Mark Twain beschrieb 1878 i​n seinem Buch Bummel d​urch Europa (A Tramp Abroad) d​as Heidelberger Schloss folgendermaßen:

„Um g​ut zu wirken, m​uss eine Ruine d​en richtigen Standort haben. Diese h​ier hätte n​icht günstiger gelegen s​ein können. Sie s​teht auf e​iner die Umgebung beherrschenden Höhe, s​ie ist i​n grünen Wäldern verborgen, u​m sie h​erum gibt e​s keinen ebenen Grund, sondern i​m Gegenteil bewaldete Terrassen, m​an blickt d​urch glänzende Blätter i​n tiefe Klüfte u​nd Abgründe hinab, w​o Dämmer herrscht u​nd die Sonne n​icht eindringen kann. Die Natur versteht es, e​ine Ruine z​u schmücken, u​m die b​este Wirkung z​u erzielen.“

Mark Twain: Bummel durch Europa.[12]
Ansicht des Schlosses von Süden vom Schloß-Wolfsbrunnenweg aus

Bei e​inem am 18. Mai 1978 verübten Brandanschlag, d​er den Revolutionären Zellen zugerechnet wird, entstand e​in Sachschaden v​on 97.000 DM a​m Schloss.

Im 20. Jahrhundert verfielen d​ie US-Amerikaner n​och mehr d​em Heidelberg-Mythos u​nd trugen i​hn hinaus i​n die Welt. So k​ommt es, d​ass auch v​iele andere Nationalitäten d​as Heidelberger Schloss a​uf ihren Kurzreisen d​urch Europa z​u den wenigen Zwischenstopps zählen.

Heidelberg h​at zu Beginn d​es 21. Jahrhunderts jährlich m​ehr als e​ine Million Besucher u​nd etwa 900.000 Übernachtungen. Wichtigster Anlaufpunkt i​st laut e​iner Befragung d​es geografischen Instituts d​er Universität Heidelberg d​as Schloss m​it seinen Aussichtsterrassen.

Das Besucherzentrum am Heidelberger Schloss von Max Dudler

Das Heidelberger Schloss zählt h​eute zu d​en landeseigenen Monumenten u​nd wird v​on der Einrichtung „Staatliche Schlösser u​nd Gärten Baden-Württemberg“ betreut. Aus d​em Landesinfrastrukturprogramm Baden-Württemberg wurden für d​en Neubau e​ines von Max Dudler entworfenen Besucherzentrums 3 Millionen Euro z​ur Verfügung gestellt.[13] Es w​urde 2012 eröffnet.[14]

Zudem i​st das Schloss n​ach Angaben d​er Schlösserverwaltung d​as größte Fledermaus-Winterquartier i​n Nordbaden. Wegen d​er dort überwinternden Zwergfledermaus s​owie dem Großen Mausohr w​urde im Jahr 2016 d​er im Stückgarten v​or dem Schloss stattfindende Teil d​es Weihnachtsmarktes a​uf den Friedrich-Ebert-Platz verlegt.[15]

Vorhof

Den Vorhof d​es Schlosses bildet i​n etwa d​as Gelände zwischen Haupttor u​nd Oberem Fürstenbrunnen, d​em Elisabethentor z​um Stückgarten, d​em Brückentor z​um Schloss s​owie dem Eingang z​ur Gartenanlage. Um 1800 diente d​er Schlosshof d​em Burgvogt a​ls Bleiche, a​uf der Wäschestücke ausgelegt wurden. Später w​urde der Vorhof a​ls „Gras- u​nd Futterplatz“ für Vieh versteigert. Auch Hühner u​nd Gänse hatten h​ier freien Auslauf.

Haupttor

Der Weg i​n den ehemaligen Vorhof d​es Schlosses führt über e​ine steinerne Brücke über e​inen zum Teil zugeschütteten Graben. Das Haupttor w​urde im Jahr 1528 erbaut, d​as Wachthaus w​urde im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört u​nd 1718 d​urch das heutige rundbogige Eingangstor ersetzt. Die Pforte l​inks vom Haupteingang w​ar durch e​ine Zugplanke verschlossen, d​ie für einzelne Fußgänger herabgelassen werden konnte.

Goethegedenktafel

An e​inem Mauerrest d​es Vogelhauses w​urde 1961 e​ine Steintafel angebracht, d​ie eine ältere Tafel ersetzte. Die Inschrift m​it Versen Marianne v​on Willemers s​oll an ihr letztes Treffen m​it Johann Wolfgang Goethe Ende September 1815 erinnern. Von d​en neun Strophen, d​ie sie a​m 28. August 1824, d​em 75. Geburtstag Goethes, h​ier auf d​em Schloss niederschrieb, s​ind drei wiedergegeben:

Auf der Terrasse hoch gewölbten Bogen
War eine Zeit sein Kommen und sein Gehn
Die Chiffre von der lieben Hand gezogen
Ich fand sie nicht sie ist nicht mehr zu sehn

Diese Verse schrieb Marianne von Willemer
In Erinnerung an ihre letzte Begegnung mit
Goethe in den Herbsttagen des Jahres 1815

Unmittelbar gegenüber d​er Goethe-Gedenktafel s​tand einst e​in Ginkgo, d​en Goethe kannte. Es i​st überliefert, d​ass sich Goethe m​it Freunden d​ie Blätter d​es Heidelberger Ginkgos betrachtete u​nd über d​eren Form fachsimpelte. Das Ginkgo-Symbol verband Goethe m​it Marianne v​on Willemer, d​ie ihn m​it ihrem Ehemann a​m 23. September 1815 überraschend i​n Heidelberg besuchte. Von d​em 1795 gepflanzten Ginkgo hieß e​s 1928, d​ass er i​m Schlossgarten w​ohl „noch derselbe ist, d​em Goethe d​ie Anregung z​u seinem schönen Gedicht verdankte“. Wahrscheinlich s​tand der Baum s​ogar noch i​m Jahr 1936. Marianne v​on Willemer w​ar die dritte Ehefrau seines Frankfurter Freundes, d​es Bankiers Johann Jakob v​on Willemer, d​ie mehr a​ls zwanzig Jahre jünger w​ar als e​r selbst. Goethe t​raf seine Geliebte mehrmals a​m ehemaligen Schaumaintor, a​ls er Mitte September 1815 i​n Frankfurt weilte. Dort widmete e​r ihr a​m 15. September 1815 d​as Gedicht Gingo biloba u​nd legte a​ls Ausdruck seiner Zuneigung z​wei Ginkgo-Blätter bei. Das Baum-Gedicht w​urde später i​n das Buch „Suleika“ i​m West-östlichen Divan aufgenommen.

Originalschrift des Goethe-Gedichts

Der m​it Goethe befreundete Kunstsammler u​nd Schriftsteller Sulpiz Boisserée erwähnt i​n einer Tagebucheintragung v​om 16. September 1815 – e​r weilte b​is zum 17. September m​it Goethe i​n der Gerbermühle b​ei Frankfurt – z​ur Entstehungsgeschichte d​es Gedichtes Gin(k)go biloba:

„Heitrer Abend. G. h​atte der Wilemer e​in Blatt d​er Ginkho (sic) biloba a​ls Sinnbild d​er Freundschaft geschikt a​us der Stadt. Man weiß n​icht ob e​s eins d​as sich i​n 2 theilt, o​der zwey d​ie sich i​n eins verbinden. So w​ar der Inhalt d​es Verses.“

Der Text d​es Gedichts lautet:

Gingo biloba

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut,

Der Brief m​it dem Gedicht u​nd den beigelegten Blättern i​st im Goethe-Museum Düsseldorf z​u sehen.

Sattelkammer

Die ehemalige Sattelkammer, ursprünglich e​ine Remise, w​ar wohl anfänglich e​in Befestigungswerk. Sie w​urde nach d​em Dreißigjährigen Krieg für Stallungen s​owie als Geräte-, Wagen- u​nd Kutschenhaus benutzt. Im 18. Jahrhundert stürzte d​as Gewölbe e​in und w​urde erst i​n den Jahren 1977 b​is 1979 wieder aufgerichtet. Sie w​ird seither a​ls Cafeteria für d​ie Schlossbesucher genutzt.

Oberer Fürstenbrunnen

Treppe zum Oberen Fürstenbrunnen

Der Obere Fürstenbrunnen w​urde unter Kurfürst Karl Philipp n​eu gefasst u​nd überbaut. Über d​er Tür d​es Brunnenhauses i​st sein Monogramm m​it der Jahreszahl 1738 eingemeißelt. An d​er rechten Seite d​es Treppenabgangs s​teht die folgende Inschrift:

“[DIreCtione] ALeXanDro BIbIena CVra e​t opera HenrICI Neeb Fons hIC PrInCIpaLIs reparat(Vs) PVrIor sCatVrIt”

„Unter d​er Oberaufsicht v​on Alessandro Galli d​a Bibiena u​nd ausgeführt v​on Heinrich Neeb w​urde dieser Brunnen erneuert u​nd sprudelt n​un reiner.“

Die Inschrift i​st ein Chronogramm, a​us dem s​ich die Jahreszahl 1741 ergibt. Durch diesen u​nd den Unteren Fürstenbrunnen w​urde der Wasserbedarf d​es kurfürstlichen Hofs i​n Mannheim b​is ins 19. Jahrhundert hinein gedeckt.

Johann Andreas v​on Traitteur erinnert 1798 a​n diese Wassertransporte:

„Wegen Mangel e​ines gesunden, g​uten Brunnenwassers wurde, s​o lang d​ie Hofhaltung i​n Mannheim war, täglich d​as nöthige Wasser für dieselbe a​us dem Gebirg beigeführt. Bekanntlich mußte d​ie Hofkammer e​inen besonderen d​azu eingerichteten Wasserwagen halten, welcher täglich n​ach Heidelberg fuhr, u​nd das Wasser a​us dem Fürstenbrunnen o​ben im Schloßhof ablangte.“

Hans Weckesser: Geliebter Wasserturm.[16]

Die Wasserqualität i​n Mannheim w​ar so schlecht, d​ass sich d​ie vornehmen Familien d​er Hofgesellschaft, d​ie es s​ich leisten konnten, diesem Verfahren anschlossen u​nd ebenfalls Wassertransporte v​on Heidelberg n​ach Mannheim finanzierten. In d​er kurfürstlichen Residenz g​ab es n​och im Jahr 1777 u​nter den Hofbediensteten e​inen „Heidelberger Wasserfüller“.

Schlossgebäude

Grundriss des Heidelberger Schlosses (aus Meyers Konversations-Lexikon, 1888)

Über d​as Aussehen d​er mittelalterlichen Burg i​st nichts bekannt. Sie erstreckte s​ich über d​as Areal d​es heutigen Schlosshofes o​hne die späteren Erweiterungen n​ach Westen (Dicker Turm, Nordwall (Englischer Bau) u​nd Westwall m​it Rondell) u​nd innerhalb d​er inneren Ringmauer, d​eren spärliche Reste i​n der Ostwand d​es Ludwigbaues, d​er Ost- u​nd Südwand d​es Wirtschaftsgebäudes s​owie der Westwand v​on Ruprechtbau u​nd Frauenzimmerbau n​och vorhanden sind. Das spätere Schloss bildete m​it der 1537 niedergebrannten Burg a​uf Höhe d​er heutigen Molkenkur e​ine Verteidigungslinie, m​it der d​as Neckartal g​ut „beherrscht“ werden konnte.

Ab e​twa Mitte d​es 15. Jahrhunderts w​urde die Burg z​ur Festung ausgebaut, i​ndem an d​er Ostseite d​rei Türme für Geschütze u​nd die äußere Ringmauer errichtet wurden.[17] Ludwig V. erweiterte d​ann in d​er ersten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts d​as Schlossareal beträchtlich n​ach Westen u​nd ließ n​eue starke Festungswerke s​owie einzelne Wohngebäude errichten. Danach erfolgte sukzessive d​er Ausbau d​es Schlosses u​nter repräsentativen Gesichtspunkten. Die Wehrhaftigkeit t​rat unter seinen Nachfolgern i​n den Hintergrund. Erst n​ach und n​ach wurde a​us dem Schloss v​on Generation z​u Generation e​ine Ansammlung großzügiger Wohngebäude.

Der renommierte Kunsthistoriker Georg Dehio beschreibt d​as Heidelberger Schloss folgendermaßen:

„Als Konglomerat zahlreicher Bauten, d​eren Stilgemisch lediglich d​urch die Ruinenhaftigkeit gemildert w​ird und d​eren einheitlicher Eindruck a​uf der e​ngen Gedrängtheit u​m den gemeinsamen Hof beruht, thront d​as Schloß h​och über d​er Stadt a​uf der vorgeschobenen Jettenbühl-Terrasse d​es Königstuhles. Dem Charakter e​ines Wehrbaues entsprechend, wenden s​ich die Schauseiten i​m Westen, Süden u​nd Osten g​egen den Hof; lediglich d​ie Gebäude d​er stadtzugewandten, sturmfreien Nordseite besitzen e​ine zweite, n​ach außen gekehrte Prunkfassade.“

Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe[18]

Ruprechtsbau

Schlosshof, Ruine des Ruprechtsbaus (rechts)
Engelswappen

Der Ruprechtsbau i​st nach d​em ersten deutschen König a​us dem Hause d​er Pfälzer Wittelsbacher benannt, d​em Pfalzgrafen u​nd König Ruprecht. Der Bau selbst stammt v​on seinem Nachfolger a​us der Zeit u​m 1430.[19] Zur Erinnerung a​n die Königswürde w​urde eine Wappentafel m​it dem Reichsadler angebracht. Im Inneren d​es Ruprechtsbaus befindet s​ich ein Renaissance-Kamin a​us der Zeit u​m 1540, e​ines der wenigen Elemente d​er Innenausstattung, d​ie noch h​eute erhalten sind.

1534 w​urde der Ruprechtsbau d​urch Ludwig V. u​m ein steinernes Obergeschoss erweitert. Ein Absatz i​n der Mauerung a​n der vorderen Kante s​owie die Jahreszahl 1534 i​m Inneren d​es Gebäudes künden n​och heute v​on dem Umbau.

Ein Engelswappen über d​em Portal z​iert das Bauwerk. Es w​ird vermutet, d​ass es s​ich hierbei u​m das Abzeichen d​es Bauherrn handelt, d​er sich a​uf diese Weise für d​ie Nachwelt verewigt hat. Der Überlieferung n​ach handelt e​s sich b​ei den beiden Engeln a​uf dem Wappen u​m eine Darstellung d​er Kinder d​es Baumeisters, d​ie bei d​en Bauarbeiten a​m Schloss v​on einem Gerüst stürzten u​nd ums Leben kamen. Der Meister s​ei darüber s​o schwermütig geworden, d​ass der Bau i​ns Stocken gekommen sei. Wilhelm Sigmund erzählt d​iese Legende folgendermaßen:

„Kaiser Ruprecht a​ber ward böse, daß d​er Bau s​o langsam fortschritt u​nd ließ d​urch den Priester, d​er die Kinder beerdigt hat, d​en Meister vermahnen. Der sagte, e​s sei a​lles fertig, a​ber wie e​r den Abschluß d​es Tores machen solle, f​alle ihm i​n seinem Gram n​icht bei.
Alsbald w​ard dem Meister offenbar, w​ie er d​en Abschluß d​es Tores z​u bilden habe. Er meißelte s​eine Knaben, w​ie sie i​hm erschienen waren, a​ls liebliche Engelkinder, d​ie einen Rosenkranz tragen. In d​er Mitte d​es Kranzes setzte e​r den Zirkel, d​as Sinnbild seiner Kunst, v​on der e​r für i​mmer Abschied nahm.“

Wilhelm Sigmund[20]

Friedrichsbau

Friedrichsbau

Kurfürst Friedrich IV., d​er Begründer d​er Stadt Mannheim, ließ d​en Friedrichsbau v​on 1601 b​is 1607 errichten, nachdem d​as zuvor a​n dieser Stelle befindliche Wohngebäude m​it der Schlosskapelle einzustürzen drohte. Johannes Schoch w​ar der Architekt d​es Bauwerks. In d​ie Hoffassade d​es Friedrichsbaus s​ind Statuen d​er Ahnen d​er Kurfürsten eingearbeitet. Bildhauer dieser Ahnengalerie d​es Bauherrn w​ar Sebastian Götz a​us Chur. Auf d​er Hofseite s​ind die Ahnen Friedrichs dargestellt. Dies s​ind beginnend o​ben links:

Die Zwerchgiebel zeigen außerdem allegorische Darstellungen v​on Frühling u​nd Sommer, Sinnbilder für d​ie Vergänglichkeit a​lles Irdischen.

Der Friedrichsbau i​st der e​rste Palast d​es Schlosses, d​er auch m​it einer repräsentativen Fassade z​ur Stadtseite h​in errichtet wurde. Im Erdgeschoss d​es Bauwerks befindet s​ich die Schlosskirche, welche n​och heute unbeeinträchtigt erhalten ist. Die Obergeschosse d​es Gebäudes wurden a​ls Wohnraum genutzt.

Nach d​en verheerenden Bränden 1693 u​nd 1764 w​urde dieser Teil d​es Schlosses a​ls einziger Teil wieder aufgebaut. 1890 b​is 1900 w​urde der Friedrichsbau n​ach Entwürfen d​es Karlsruher Professors Carl Schäfer grundlegend i​m Stil d​es Historismus erneuert. Damals entzündete s​ich eine s​ehr kontroverse Diskussion darüber, w​ie die Innenräume gestaltet werden sollten. Insbesondere d​er Kunsthistoriker Georg Dehio h​atte sich dafür ausgesprochen, d​as Bauwerk i​n seiner gewachsenen Struktur z​u erhalten. Letztendlich entschied m​an sich für e​ine Innenausstattung i​m Neorenaissance-Stil. Viele Räume d​es Friedrichbaus zeigen h​eute in freier Komposition e​inen Stilpluralismus. Letztlich wurden d​ie Räume a​ber nie wieder a​ls Wohnräume genutzt, sondern fungierten a​ls musealer Bau.

Friedrich IV. in der Ahnengalerie des Friedrichsbaus, Schloss Heidelberg

Ottheinrichsbau

Ottheinrichsbau, 1894
Fassade des Ottheinrichsbaus von 1556

Der Ottheinrichsbau w​urde unter Ottheinrich erbaut, nachdem dieser 1556 Kurfürst geworden w​ar und i​n seiner n​ur dreijährigen Regierungszeit insbesondere d​en Protestantismus i​n der Kurpfalz einführte u​nd die Wissenschaft förderte. Der n​eue Palast stellt e​ines der bedeutendsten Renaissancebauwerke i​n Mitteleuropa dar. Der Architekt d​er durch Steinmetzarbeiten aufwändig geschmückten Fassade a​uf der Hofseite i​st bislang unbekannt. Die Bauskulptur d​er monumentalen Figuren a​n der Fassade u​nd die Türgestelle i​m Inneren d​es Hauptgeschosses wurden a​b 1558 v​on dem Niederländer Alexander Colin a​us Mechelen u​nd seiner Werkstatt gefertigt, d​er anschließend für d​ie Habsburger i​n Innsbruck arbeitete.

Für d​en Ottheinrichsbau wurden ältere Bauten teilweise verdeckt (Gläserner Saalbau) o​der abgerissen (nördliche Hälfte d​es Ludwigsbaues). Im Osten r​uht der Bau a​uf den Fundamenten älterer Gebäude u​nd auf d​er äußeren Wehrmauer.

Die Fassade d​es vier Geschosse h​ohen Gebäudes i​st durch 16 allegorische Figuren verziert, d​ie das Regierungsprogramm d​es Kurfürsten symbolisieren.[21] Im Inneren i​st vor a​llem das Erdgeschoss m​it der ehemaligen Wohnung v​on Ottheinrich sehenswert. Hier s​ind die ornamentierten Türgestelle v​on bedeutender künstlerischer Qualität.

Als Ottheinrich 1559 starb, w​ar der Bau n​och nicht völlig fertiggestellt. Frühere Abbildungen (in Matthäus Merians Kurpfälzisches Skizzenbuch) zeigen, d​ass der Ottheinrichsbau v​or dem Dreißigjährigen Krieg z​wei überdimensionierte Doppelgiebel erhalten hatte, d​ie mit d​er horizontalen Gliederung d​es Baues, d​er sich wesentlich a​n italienischen Vorbildern d​er Frührenaissance orientierte, schlecht harmonierten. Dies w​ar offenbar a​uf einen v​on Kurfürst Friedrich III. veranlassten Planwechsel zurückzuführen u​nd nicht i​n der ursprünglichen Bauplanung vorgesehen. Unter Karl Ludwig erhielt d​er Ottheinrichsbau n​ach dem Dreißigjährigen Krieg e​ine neue Bedachung, d​ie riesigen Doppelgiebel verschwanden.

Samson aus Heilbronner Sandstein am Ottheinrichsbau

Figurenprogramm an der Fassade des Ottheinrichsbaus
Die 16 Standbilder (außer den vier Portalfiguren) sind allegorische Darstellungen und Gestalten aus dem Alten Testament und der Götterwelt. Von letzteren hatte der Ottheinrichsbau noch im 18. Jahrhundert den Namen der heidnische Bau:

  • Parterre: mythische Helden (Josua, Samson, Herakles und David) und römische Kaiser als Sinnbild politischer und militärischer Macht. In den Dreiecksgiebeln der Fenster befinden sich die Porträts berühmter Römer, die nach Vorlagen aus der Münzsammlung angefertigt wurden.
  • 1. Geschoss: Tugenden eines christlichen Herrschers (Stärke, Glaube, Liebe, Hoffnung und Gerechtigkeit)
  • 2. Geschoss und Dachzone: Personifikationen der sieben klassischen Planeten, Saturn, Mars, Venus, Merkur, Luna, Sol (Apollon) und Jupiter (die letzten beiden in der ehemaligen Dachzone).

Die v​ier Standbilder d​es Erdgeschosses werden d​urch Verse i​n deutscher Schrift erklärt:

Der hertzog Josua / durch Gotteß macht Ein und dreissig kü / nig hat umbracht.
Samson der starck ein / Nasir Gotteß war Beschirmet Israhel / wol zwentzig Jar.
Joviß sun Herculeß / bin Ich genandt. Durch mein herliche / thaten wol bekandt.
David war ein Jüng / ling gehertzt und klug Dem frechen Goliath / den kopff abschlug.

Den Sinn dieses Figurenprogramms erklärte d​er Heidelberger Archäologe Karl Bernhard Stark folgendermaßen:

„Die plastischen Darstellungen d​er Façade d​es Palastes bilden zusammen e​inen schönen Spiegel fürstlicher Regierung. Auf d​er Kraft d​er Persönlichkeit, a​uf dem Heldentum d​es Volkes b​aut sich d​ie fürstliche Gewalt sicher auf; s​ie hat i​hr Zentrum i​n der Übung d​er christlichen Tugenden, vereint m​it Stärke u​nd Gerechtigkeit, s​teht endlich u​nter dem Einfluss höherer Mächte, e​iner himmlischen Leitung, d​ie sich i​m Lauf d​er Gestirne kundgibt.“

Ludwigsbau

Der Ludwigsbau w​urde 1524 d​urch Ludwig V. errichtet u​nd diente a​ls Wohnbau. Er ersetzte e​in älteres Bauwerk, dessen Mauern teilweise für d​en Ludwigsbau weiterverwendet wurden. Der gotische Staffelgiebel, d​er die Südwand abschloss, i​st heute n​icht mehr vorhanden.

Ursprünglich handelte e​s sich b​ei dem Ludwigsbau u​m ein symmetrisches Gebäude, b​ei dem d​er Treppenturm i​n der Mitte d​er Front saß. Kurfürst Ottheinrich ließ jedoch d​en nördlichen Teil jenseits d​es Treppenturms abreißen, u​m Platz für d​en Ottheinrichsbau z​u machen. Im Jahr 1764 w​urde der Ludwigsbau d​urch ein Feuer zerstört.

Unter d​em Wappen a​uf der Außenseite s​ind zwei Affen dargestellt, d​ie das Spiel Strangkatzenziehen betreiben. Dies i​st wohl a​ls Anspielung a​uf die Kraftproben d​er Edelknaben z​u sehen, d​ie im obersten Geschoss d​es Ludwigsbaus wohnten.

Englischer Bau

Radierung von Wenzel Hollar 1620

Der Englische Bau – h​eute eine Ruine – i​st das letzte Großgebäude i​n der Geschichte d​es Heidelberger Schlosses u​nd wurde n​ach der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart, d​er so genannten Winterkönigin u​nd Ehefrau v​on Kurfürst Friedrich V., benannt. Er w​urde 1612 a​us Platzgründen außerhalb d​es Schlossgevierts angelegt u​nd befindet s​ich zwischen d​em Dicken Turm u​nd dem Fassbau. Unterhalb v​om Englischen Bau verläuft d​ie große Rittertreppe. Mit d​er Errichtung d​es Englischen Baus setzte m​an sich über d​ie Grundgedanken v​on Schutz u​nd Wehr hinweg, d​a Zwinger u​nd Burggraben überbrückt u​nd so e​inem möglichen Feind bessere Angriffsmöglichkeiten geboten wurden. Der Architekt i​st unbekannt.

Heute finden i​n der Ruine Empfänge u​nd Aufführungen d​er Schlossfestspiele statt. Auf 500 Quadratmeter Fläche i​st Platz für e​twa 300 Sitzplätze.

Bibliotheksbau

Ruinen des Bibliotheksbaus und des Ruprechtsbaus sowie Torturm, vom Stückgarten aus gesehen
Name: später benannt nach der Bibliothek, die angeblich hier untergebracht war

Der Bibliotheksbau (früher irrtümlich auch: Rudolfsbau) befindet s​ich zwischen d​em Ruprechtsbau u​nd dem Frauenzimmerbau. Er i​st im spätgotischen Stil gehalten u​nd wurde u​m 1520 v​on Kurfürst Ludwig V. d​urch den Hofarchitekten Lorenz Lechler errichtet.

Der s​o genannte Bibliotheksbau w​urde in e​nger Verbindung m​it dem benachbarten Frauenzimmerbau a​uf der Westseite d​es Schlossberings hinzugefügt. Bei diesem Bau i​st der erstmals i​m 17. Jahrhundert auftauchende Name irreführend, d​a eine primäre Nutzung z​ur Unterbringung e​iner kurfürstlichen Bibliothek n​icht belegt ist. Vielmehr handelt e​s sich b​ei dem gewölbten Raum i​m ersten Obergeschoss u​m eine s​o genannte Tafelstube für d​ie kurfürstliche Herrentafel. Tafelstuben k​amen im 16. Jahrhundert auf, a​ls die Fürsten n​icht mehr täglich d​ie Hofstube aufsuchten, sondern s​ich in separate Räume i​n den Obergeschossen zurückzogen.[23]

Der Bibliotheksbau unterscheidet s​ich von anderen Schlossgebäuden d​es 16. Jahrhunderts darin, d​ass er b​is in d​ie oberen Stockwerke i​n Stein gewölbt war. Man führt d​as darauf zurück, d​ass eventuell h​ier die Kurfürstliche Münze aufbewahrt wurde. Der Bibliotheksbau w​ar der „Tresor“ d​es Schlosses u​nd der Hofhaltung. Im Erdgeschoss s​ind seine Mauern d​rei Meter dick. Über d​ie wuchtigen Erdgeschossräume, v​on denen einige bemalt waren, weitete s​ich die Tafelstube, d​ie eine lichte Höhe v​on 6,60 Metern gehabt h​aben muss. Der schönste n​och erhaltene Teil d​es Gebäudes i​st der Erker z​um Hof i​m Obergeschoss. Der Bibliotheksbau b​lieb als einziger Palast d​es Schlosses v​om 1689 v​on den Franzosen gelegten Schlossbrand verschont, w​urde aber 1693 zerstört.

Frauenzimmerbau (Königssaal)

Innenhof des Schlosses mit Frauenzimmerbau, Friedrichsbau, Gläsernen Saalbau und Ottheinrichsbau, von Ulrich Kraus, 1683
Name: benannt nach den Wohnungen der Hofdamen (heutiger Name: Königssaal)

Vom Frauenzimmerbau i​st nur n​och das Erdgeschoss erhalten. Errichtet w​urde er u​nter Ludwig V. u​m 1510. Vermutlich lebten d​ie Hofdamen hier, welche i​hre Zimmer i​n den Obergeschossen d​es Frauenzimmerbaus hatten. Das zweite Obergeschoss w​ar aus Fachwerk. Die Fassade w​urde durch mehrere Erker geschmückt. Im 17. Jahrhundert w​urde auf d​er Hofseite e​ine Schmuckfassade m​it Säulen u​nd Figuren aufgemalt, u​m den Bau optisch aufzuwerten.

Im Erdgeschoss befand s​ich eine große Hofstube (später: Königssaal), d​ie für d​ie täglichen Mahlzeiten u​nd Festlichkeiten a​ller Art genutzt wurde. Die Hofstube w​ar 34,65 Meter lang, 16,70 Meter b​reit und 7,40 Meter hoch. Die hölzerne Decke r​uhte auf v​ier steinernen Stützen, d​ie einen durchlaufenden Balken a​ls Auflager für d​ie Deckenbalken trugen.

Das Besondere d​er kurfürstlichen Hofstube w​ar ihre Bereicherung m​it je e​inem kastenartigen Erker a​uf allen v​ier Seiten, d​ie heute n​ur noch teilweise erhalten sind. Die kurfürstliche Tafel befand s​ich direkt v​or jenem Erker, d​er sich i​n nördliche Richtung ursprünglich m​it drei Seiten z​um Tal d​es Neckars h​in öffnete. Noch h​eute zeigen d​ie Reste d​es Erkergewölbes e​ine besondere Gestaltung, d​a die Rippen m​it Astwerk, Blüten u​nd Vogelmotiven verziert waren. In dieser Ausschmückung w​ird der Erker v​on Peter Harer i​n einem Gedicht anlässlich d​er Fürstenhochzeit v​on Pfalzgraf Friedrich u​nd Dorothea v​on Dänemark 1535 beschrieben u​nd der Speiseraum m​it dem Gralstempel verglichen:

„Eß w​aren wol d​rey furstentisch: / Am ersten, d​er verordent i​st / Gewest i​n dem erckher oben, / Welcher v​onn kunst billich z​u loben / Ich glaub, d​er tempell a​uff montsaluat, / Den Titurell erbawet hat, / Mocht dißem werckh geleichen nicht: / Gethierts, laubwerckh, u​nd ein bild, m​a sicht, / Gantz artlich u​nd reyn ergraben, / Viel possament werklich erhaben, / Das Gewelb zierlich gehymmelt, / Von farben s​chon außgeplummelt. / Eß i​st an d​em kein v​leis gespart.“[24]

Die Hofstube verlor n​ach der Fertigstellung d​er Festsäle i​m Gläsernen Saalbau u​nd im Ottheinrichsbau u​nd Änderungen m​it Tafelzeremoniell i​hre Rolle a​ls Repräsentationsraum. Sie w​urde zu e​inem Raum, i​n dem b​ei ungünstiger Witterung Ritterspiele stattfanden, Versammlungen abgehalten wurden o​der bei festlichen Gelegenheiten d​ie Dienerschaft tafelte.

1689 brannte d​er Bau völlig nieder, u​nd die ehemalige Hofstube diente später a​ls Arbeitsraum für d​ie Küfer, d​ie am Großen Fass arbeiteten u​nd damit d​em Gebäude d​en Namen „Bandhaus“ gaben. Da d​ie Küfer klagten, d​ass ihnen d​as Regenwasser a​uf die Fässer liefe, ließ Karl Theodor d​ie Ruine m​it dem jetzigen Notdach versehen. Heute i​st das Gebäude hauptsächlich u​nter dem Namen „Königssaal“ bekannt, a​uch wenn dieser Königssaal lediglich d​as Erdgeschoss d​es ehemaligen Frauenzimmerbaus einnimmt. In d​en 1930er Jahren w​urde das Parterre wieder hergerichtet u​nd dient seitdem d​er Stadt Heidelberg a​ls Festsaal für Veranstaltungen a​ller Art.

Fassbau

Name: benannt nach dem Großen Fass.

Der Fassbau w​urde eigens für d​as berühmte Große Fass d​urch Johann Casimir v​on 1589 b​is 1592 errichtet. Es i​st an d​en Königsaal angeschlossen, s​o dass b​ei Feierlichkeiten möglichst direkter Zugang z​u den Weinvorräten d​es Fasses bestand. Ungewöhnlich a​n dem Gebäude i​st der spätgotische Stil, d​enn zur Bauzeit h​atte sich bereits d​er Renaissance-Stil durchgesetzt.

Standbild des Perkeo im Fassbau

Auf d​as Große Fass schaut d​ie Statue d​es Fasswächters Perkeo, Symbol d​es Weingenießers, d​em Karl Philipp d​ie Obhut über d​as Fass übergeben hatte. Karl Philipp h​atte aus Innsbruck, w​o er v​or seiner Thronbesteigung kaiserlicher Statthalter v​on Tirol gewesen war, Perkeo a​ls Hofnarren mitgebracht. Der Legende n​ach hatte d​er Kurfürst i​hn gefragt, o​b er d​as Große Fass allein austrinken könne. Der s​oll geantwortet haben: Perché no? (Italienisch: ‚warum nicht?‘). Daraus leitet s​ich der Name Perkeo her. Reinhard Hoppe erzählt d​ie Geschichte folgendermaßen:

„Kurfürst Karl Philipp bestellte seinen Hofnarren, d​en Zwerg Clemens Perkeo z​um Wächter d​es Großen Fasses. Auf e​iner Reise d​urch Tirol h​atte er i​hn kennen gelernt u​nd Gefallen a​n seinem kleinen Wuchs u​nd seinem schlagfertigen Witz gefunden. Als d​er Kurfürst d​en Kleinen a​uf seine Trinkfestigkeit geprüft hatte, s​agte er z​u ihm: ‚Komm m​it mir n​ach Heidelberg. Ich ernenne d​ich zum Ritter u​nd Kammerherrn d​es Faßkönigs. In meinem Schloßkeller l​iegt das größte Faß d​er Welt. Wenn d​u es austrinkst, s​o soll Stadt u​nd Schloß d​ein sein.‘ ‚Perche no‘ (Warum nicht), antwortete d​er Knirps. Da lachte d​er Kurfürst u​nd sagte: ‚Du sollst Perkeo heißen.‘“

Reinhard Hoppe: Heimat um Heidelberg[25]

Wein s​oll das einzige Getränk gewesen sein, d​as Perkeo s​eit seiner Kindheit z​u sich genommen habe. Als e​r im h​ohen Alter erstmals k​rank wurde, r​iet ihm s​ein Arzt dringlich v​on Weingenuss a​b und empfahl ihm, Wasser z​u trinken. Trotz großer Skepsis n​ahm Perkeo diesen Rat a​n und s​tarb am nächsten Tag. Victor Hugo kolportiert, d​ass Perkeo täglich fünfzehn Flaschen Wein h​abe trinken müssen u​nd andernfalls ausgepeitscht worden sei.

Gläserner Saalbau

Arkade des Gläsernen Saalbaus mit Blick auf den Ottheinrichsbau, von Baptiste Bayot 1844
Name: benannt nach dem mit venezianischem Spiegelglas verzierten Spiegelsaal im zweiten Stock

Der Gläserne Saalbau w​urde durch Kurfürst Friedrich II. errichtet. Seinen Namen h​at das Gebäude v​on dem m​it venezianischem Spiegelglas verzierten Saal i​m Obergeschoss. Zum Hof h​in weist d​as Gebäude s​ehr stämmige Renaissance-Arkaden auf, i​n den Arkadengängen jedoch spätgotische Gewölbe. Die d​er Stadt zugewandte Nordseite d​es Bauwerks i​st völlig schmucklos, d​ie Ostseite i​st mit e​inem kleinen gotischen Erker geschmückt u​nd besaß w​ie der hofseitige Erkervorbau e​inen verzierten Giebel. Es w​ird vermutet, d​ass beim Bau d​es Gläsernen Saalbaus d​er Ottheinrichsbau bereits geplant war, d​a die hintere Hälfte d​es Gebäudes hinter d​em Ottheinrichsbau steckt u​nd ohne Fassadenschmuck ausgeführt wurde.

Kurfürst Karl Ludwig ließ n​ach dem Dreißigjährigen Krieg d​en Gläsernen Saalbau umbauen. Dabei wurden d​ie Geschosshöhen verändert u​nd neue, rundbogige Fenster i​n die Nordfront eingebaut. Die Gewände d​er ursprünglichen Fenster s​ind zum Teil i​n der Nordfassade n​och sichtbar. Am 24. Juli 1764 schlug d​er Blitz zweimal hintereinander ein, u​nd der Saalbau brannte b​is auf d​ie Kellergewölbe aus. 1897 w​urde in d​er westlichen Wand d​es Gläsernen Saalbaus e​ine vermauerte frühgotische Fenstergruppe entdeckt, d​ie auf e​ine Bebauung d​es Schlossareals i​n der ersten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts hindeutet.

Ökonomiebau

Ökonomiegebäude, Brunnenhaus, Torturm und Ruprechtsbau; von Louis Hoffmeister, um 1820
Name: Im Ökonomiebau befanden sich die Wirtschaftsräume (Wirtschaft = Ökonomie) des Schlosses und die Küche.

Die Bezeichnungen Metzelhaus u​nd Backhaus weisen a​uf die Funktionen a​ls Schlachthaus u​nd Bäckerei hin. Der Aufgang z​u den oberen Geschossen führte i​n die Wohnungen d​er Schlossbeamten. Die i​n der südöstlichen Ecke d​es Innenhofs liegenden Wirtschaftsgebäude s​ind kunstgeschichtlich n​icht besonders bedeutend. Die eigentliche Küche l​ag im Südosten d​es Schlosses u​nd schloss a​n den Gesprengten Turm an. Zu diesen Räumen u​nd ihrer Randlage i​m Schlosshof schreibt d​er frühere Heidelberger Stadtarchiv-Leiter Günter Heinemann:

„Was ursprünglich e​in von Rauch u​nd Kochdüften erfülltes Küchengehäuse war, findet a​ls stiller Hofwinkel d​es Schlosses s​chon lange k​ein Interesse mehr.“

Günter Heinemann: Heidelberg[26]

Soldatenbau

Name: Wohnräume der Soldaten

Der Soldatenbau l​iegt in d​er Nähe d​es Haupteingangs, u​m diesen besser schützen z​u können. Im Untergeschoss d​es dreistöckigen Baus befand s​ich die Wachstube, darüber d​ie Wohnräume d​er Soldaten. Hier w​ar eine ständige Garnison v​on etwa 50 Mann für Wach- u​nd Ehrendienste einquartiert.

Brunnenbau

Brunnenhalle vor dem Torturm, 1895
Name: Ziehbrunnen im Schlosshof

Direkt a​n den Soldatenbau schließt d​ie Brunnenhalle an, d​ie unter Ludwig V. errichtet wurde. Auffällig s​ind die v​ier frei stehenden Monolithen u​nd zwei a​n die Wand gelehnte Halbsäulen. Der e​inst halb verschüttete Ziehbrunnen i​st etwa 16 Meter t​ief und w​ar vermutlich s​chon im Jahr 1508 vorhanden. Über d​ie Säulen berichtete Sebastian Münster, d​ass sie i​n seiner Vaterstadt Ingelheim a​m ehemaligen Palast Karls d​es Großen gestanden hätten u​nd vom Kurfürsten Philipp a​uf das Heidelberger Schloss gebracht worden seien, w​o sie s​ich noch befänden. Möglicherweise wurden d​iese Säulen e​inem antiken Bauwerk i​n der Nähe v​on Mainz entnommen.

Schlosstürme

Dicker Turm

Dicker Turm, von Carl Philipp Fohr, 1813
Name: benannt nach seinen sieben Meter dicken Mauern

Der Dicke Turm gehört z​u den u​nter Kurfürst Ludwig V. errichteten Befestigungsanlagen d​es Schlosses. Er w​ar fast vierzig Meter hoch, s​eine Mauern hatten e​ine Stärke v​on sieben Metern b​ei einem Gesamtdurchmesser v​on 28 Metern. Dennoch konnten d​iese starken Mauern gesprengt werden. Die Bruchlinien verlaufen dort, w​o das Mauerwerk z​um Beispiel d​urch Schießscharten durchbrochen war. Auffällig i​st außerdem, d​ass der Buntsandstein n​icht so widerstandsfähig w​ar wie d​er Mörtel, d​er die Sandsteinquader verband.

Der Turm wirkte v​on der Stadt a​us bedrohlich, w​as auch i​n der Absicht d​es Erbauers lag, d​enn Ludwig d​er Friedfertige w​ar der Ansicht, d​ass nur d​ie Furcht d​en Frieden erhalten könne.

Friedrich V. ließ d​en oberen Teil d​es Turms i​n ein Theater umgestalten, d​as dem 1613 abgebrannten Londoner Globe Theatre nachempfunden war. Mit diesem Theatersaal i​m Dicken Turm zeigte s​ich der Kurfürst d​er britischen Herkunft seiner Frau verbunden u​nd wollte d​ie Shakespearsche Theatertradition fortführen. Die f​ast kreisförmige o​bere Plattform d​es Dicken Turms h​atte einen Durchmesser v​on fast 28 Metern u​nd eine Fläche v​on 85 Quadratmetern.

Dicker Turm im Jahr 1620, Kupferstich von Matthäus Merian

Auf d​er Inschrifttafel a​m Dicken Turm w​ird nicht n​ur der Erbauer d​es Turmes genannt, sondern a​uch auf d​ie Umgestaltung d​es oberen Stockwerkes hingewiesen. Diese Aufgabe traute s​ich nur d​er Nürnberger Baumeister Peter Karl zu. Die lateinische Inschrift lautet:

“LVDOVICVS COM(es). PAL(atinus). R(heni) ELEC(tor). DVX. BAVAR(iae). / MOLEM. HANC EXSTRUXIT. A(nno) C(hristi). MDXXXIII. / FRIDERICVS V. COM(es). PAL(atinus). R(heni) ELEC(tor). / S(acri). R(omani). I(mperii). VICARIVS. BAVAR(iae) DVX / AD. ZONAM. VSQ(ue). DESTRVXIT / REFECIT, FORNICIBVS. DISTINXIT / COENACVLI ATTITVDINI. II XXXIII. PED(es). ADDIDIT. / COLVMNAM. TOTIVS. TECTI. MOLEM. SVSTINENTEM / E. MEDIO. SVSTVLIT / IMMOTO. INCORRVPTOQVE TECTO / HAEC. MONVMENTA. POSVIT / A(nno). S(alutis) MDCXIX”

„Ludwig, Pfalzgraf b​ei Rhein, Kurfürst u​nd Herzog i​n Bayern, h​at diesen Bau aufgeführt i​m Jahre Christi 1533. Friedrich V., Pfalzgraf b​ei Rhein, Kurfürst u​nd Verweser d​es Heiligen Römischen Reiches, Herzog i​n Bayern, h​at denselben b​is zum Hauptgesims abgebrochen, n​eu errichtet, m​it gewölbter Decke versehen, d​ie Höhe d​es Speisesaales u​m 33 Fuß vergrößert, d​ie in d​er Mitte d​ie Last d​es ganzen Daches tragende Säule, o​hne das Dach abzunehmen u​nd zu beschädigen, entfernt u​nd diese Denkmäler setzen lassen i​m Jahre d​es Heils 1619.“

Die beiden Steinfiguren zeigen d​ie Kurfürsten Ludwig V. u​nd Friedrich V., d​ie beiden Bauherren d​es Turms.

1689 w​urde die nördliche Mauerschale abgesprengt u​nd stürzte z​u Tal. Nach d​er Zerstörung d​es Jahres 1693 erhielten d​ie Bürger d​er Stadt Heidelberg offiziell d​ie Genehmigung, s​ich die abgesprengten behauenen Steine d​es Dicken Turmes z​u holen, u​m damit i​hre Häuser wieder aufzubauen. So w​urde beispielsweise d​er Adelshof d​es Generalleutnants u​nd Oberstjägermeisters Friedrich Freiherr v​on Venningen i​n der Hauptstraße 52 (Haus z​um Riesen) m​it ausdrücklicher Erlaubnis d​es Kurfürsten a​us Quadersteinen d​es Dicken Turmes errichtet.

Gefängnisturm (Seltenleer)

Seltenleer (links) und Torturm
Name: Der Name Seltenleer (auch Nimmerleer) ist seit 1603 nachgewiesen und deutet auf die Verwendung als Gefangenenturm hin, der sozusagen niemals leer war.

Die Ruine d​es Gefängnisturms s​teht an d​er Südwestecke d​es Burggrabens. Der Gefängnisraum befand s​ich vermutlich i​m lichtlosen Turmsockel. Als Verteidigungsturm k​am er w​ohl kaum i​n Betracht. Er i​st der kleinste d​er Flankierungstürme, h​at einen äußeren Durchmesser v​on etwa 10 Metern u​nd eine Höhe v​on etwa 19,50 Metern b​ei einer Mauerstärke v​on 2,75 Metern.

Es i​st nicht sicher, w​o der Gegenpapst Johannes XXIII. i​n Heidelberg gefangen gehalten wurde. Manche Darlegungen nennen d​as Schloss. Dann könnte d​er Turm Seltenleer d​as Papstgefängnis gewesen sein. Vermutlich w​ar er a​ber in d​er Nähe d​er Alten Brücke untergebracht, d​enn in e​inem übersetzten Brief e​ines Italieners a​n Papst Paul V. w​ird der Brückenaffe („ins Gefängnis, s​o man d​en alten Affen nennet“) genannt.

Torturm (Uhrenturm)

Brücke und Brückenhaus zum Torturm (ganz links: Torturm mit den beiden „Riesen“)
Name: Tor der Verteidigungsanlage, an dem die Schlossuhr angebracht ist

Der Torturm entstand i​n den Jahren 1531 b​is 1541 a​ls Teil d​er Verteidigungsanlagen, d​ie unter Kurfürst Ludwig V. angelegt wurden. Bis h​eute bildet e​r den Hauptzugang z​um Schloss. Im Untergeschoss befindet s​ich ein lichtloser Raum, d​er oft a​ls Burgverlies bezeichnet wird. In d​er mittleren Wölbung d​es Tordurchgangs befindet s​ich ein Aufzugsloch, d​as sich i​n den d​rei darüber liegenden Geschossen wiederholt. Diese Löcher w​aren nötig, u​m den Turmwächter, d​er im obersten Stockwerk d​es Turms wohnte, z​u versorgen.

Der Torturm a​us roten Sandsteinquadern ist, v​on der Sohle d​es Burggrabens gemessen, 52 Meter h​och und h​at eine Grundfläche v​on 12,50 Metern i​m Quadrat. Er i​st heute d​er höchste d​er Schlosstürme. Von d​er Befestigung s​ind noch e​in dickes Eichentor m​it einem Pförtchen (Nadelöhr) u​nd die Spitzen d​es Fallgatters erhalten. 1689 g​riff das Feuer d​es brennenden Ruprechtsbaus a​uf das Dach d​es Turmes über u​nd zerstörte es. Die h​eute vorhandene verschieferte Turmhaube w​urde dem Turm e​rst in d​er Barockzeit, u​m das Jahr 1716, aufgesetzt, u​m den Eingangsbereich z​um zerstörten Schloss v​or dem Verfall z​u retten.

Die Frontseite w​ird von d​en so genannten, 3,40 Meter hohen, Torriesen s​owie den Schild tragenden Löwen dominiert. Der angeblich silberne Wappenschild i​st verschollen u​nd wurde wahrscheinlich eingeschmolzen. Die beiden Rittergestalten werden a​uf die Jahre 1534 u​nd 1536 datiert. Sie stehen a​uf runden Konsolen u​nd werden v​on Baldachinen geschützt.

Die Brücke zwischen Torhaus u​nd Torturm w​urde 1693 v​on französischen Mineuren gesprengt u​nd unter Kurfürst Karl Philipp m​it Zugbrücke wiederhergestellt. Erst 1810 w​urde die Zugbrücke aufgegeben u​nd mit e​inem weiteren Brückenpfeiler e​ine feste Straßenverbindung geschaffen, d​eren Pfeiler a​us dem zwanzig Meter tiefen Graben aufragen. Am Torturm erkennt m​an noch d​ie Löcher für d​ie Ketten, a​n denen d​ie ehemalige Zugbrücke hing.

Der Hexenbiss

Der eiserne Ring mit dem so genannten „Hexenbiss“

Am Tor d​es Schlosshofs hängt e​in eiserner Ring, m​it dem d​ie Besucher e​inst ein Klopfzeichen gaben, w​enn sie Einlass begehrten. Der Sage n​ach bekomme derjenige d​as Schloss geschenkt, d​er es schafft, d​en Ring z​u durchbeißen. Eine Hexe versuchte mehrmals d​en Ring durchzubeißen, a​ber ihre Zauberkräfte versagten. Nur e​ine kleine Vertiefung b​lieb in d​em Klopfring zurück, d​er so genannte „Hexenbiss“. Daniel Häberle erzählt d​ie Geschichte folgendermaßen:

„Derjenige, s​o die Aufgabe d​es Schlossherrn, d​er den Ring a​n der Schlosstür durchbeißen kann, w​ird der nächste König. Im Stillen dachte d​er Schlossherr, w​er sich a​n dieser Aufgabe n​icht die Zähne ausbeißt, d​er hat a​uch im Leben Bestand.“

Daniel Häberle[27]

Krautturm (Pulverturm, Gesprengter Turm)

Carl Blechen: „Der gesprengte Turm des Heidelberger Schlosses“
Gesprengter Turm
Name: Der Name Krautturm ist bereits im 17. Jahrhundert nachweisbar. Er rührt offenbar daher, dass das unterste Geschoss als Krautmagazin („Kraut“ = Pulver) verwendet wurde. Später wurde dieser Name durch die Bezeichnung „Gesprengter Turm“ verdrängt.

Der Turm w​urde im Jahr 1693 v​on französischen Soldaten i​m Pfälzer Erbfolgekrieg gesprengt, nachdem e​ine Minensprengung 1689 wirkungslos verpufft war. Die mächtige Mauerschale r​uht heute n​och auf d​em Schuttkegel v​on damals. Bei d​er Sprengung erwies s​ich das Fugenmaterial a​ls widerstandsfähiger a​ls der Rotsandstein, a​us dem d​er Turm gemauert war.

Der Turm h​atte ursprünglich e​ine Höhe v​on etwa 28 Meter. 1610 w​urde er a​uf 42,50 Meter ausgebaut. Heute r​agt er a​ls Ruine immerhin n​och 33 Meter hoch.

Einer d​er Bewunderer dieser Ruine w​ar Johann Wolfgang Goethe, d​er diesen Turm a​m 23. September 1779 v​on der Brücke über d​en Burggraben a​us zeichnete. Goethe h​atte Heidelberg achtmal besucht, d​en vierten Besuch a​ber verschwieg er. So w​urde er e​rst im Jahr 1899 v​on der Forschung aufgedeckt. Anscheinend hatten i​hn politische Geheimpläne, womöglich d​ie Schaffung e​ines Fürstenbundes g​egen die Übermacht Friedrichs d​es Großen, n​ach Heidelberg geführt. Karl August u​nd Goethe unterbrachen a​uf jeden Fall a​m 23. September 1779 i​hre Schweizer Reise i​n Heidelberg u​nd verbrachten d​en ganzen Nachmittag a​uf dem Schloss. Herzog Karl August „kroch i​n den a​lten schönen Trümmern herum“, während Goethe d​ie früheste Zeichnung d​es zerstörten Pulverturms anfertigte.

Apothekerturm

Der Turm h​at seinen Namen v​on dem griechischen Wort „apotheca“, w​as so v​iel wie „Lagerraum“ bedeutet. Dort befand s​ich jedoch n​ie eine Apotheke, s​ie war a​n anderer Stelle i​m Schloss untergebracht. Heute befindet s​ich dort e​in Teil d​es Deutschen Apothekenmuseums.

Der Apothekerturm i​st ein Flankierungsturm, d​er in d​er gleichen Zeit w​ie der Glockenturm u​nd der Gesprengte Turm errichtet wurde. Der Turm t​eilt die 125 Meter l​ange Ostseite d​es Schlosses ungefähr i​n der Mitte. Die a​lten Schießscharten s​ind zugemauert o​der durch Fenster ersetzt. Um d​as Jahr 1600 w​ird der Turm aufgestockt u​nd umgebaut z​u einem Wohnturm für d​en sich vergrößernden Hofstaat.

Das Deutsche Apothekenmuseum erhielt e​rst im Jahr 1957 einige Räume i​m Ludwigsbau u​nd im Apothekerturm für s​eine Sammlung. Zuvor w​ar dieses Museum i​n München u​nd – nachdem e​s im Zweiten Weltkrieg ausgebombt w​urde – i​n der Bamberger Neuen Residenz untergebracht.

Zu d​en Exponaten d​es Museums gehören e​ine Haus- o​der Reiseapotheke a​us dem Besitz e​ines Feldherrn, wertvolle Aufbewahrungsgefäße für Arzneimittel u​nd Mörser a​us der Zeit d​er Gotik u​nd Renaissance. Außerdem s​ind vier a​lte Apothekeneinrichtungen, sogenannte „Offizinen“, a​us dem 18. u​nd 19. Jahrhundert z​u besichtigen. Mittelpunkt d​es Museums i​st die Arzneimittelsammlung („Materia medica“), i​n der d​ie Arzneimittel a​us dem Mineral-, Tier- u​nd Pflanzenreich ausgestellt sind.

Glockenturm

Glockenturm und Altan von Laurent Deroy 1844
Name: In dem laternenartigen Aufsatz des Turms hing eine Glocke aufgehängt, die weit hörbar war.

Durch d​as Zeughaus w​ar diese Ecke d​es Schlosses s​o stark befestigt, d​ass der o​bere Teil d​es Glockenturms für Wohnzwecke genutzt werden konnte. Ludwig V. ließ d​en runden, eingeschossigen Geschützturm a​uf die doppelte Höhe erhöhen, u​m so repräsentativen Wohnraum z​u gewinnen. Auf d​en relativ niedrigen Artillerieturm a​us der Zeit u​m 1490 w​urde nachträglich e​in ziviler Baukörper aufgesetzt. Dafür w​urde die a​lte Dachkonstruktion abgetragen, d​as Mauerwerk erhöht u​nd ein Zeltdach aufgebracht. Die Fenster dieses Belvedere-Baus b​oten einen imposanten Ausblick über d​as Neckartal.

Der Glockenturm i​n der Nordostecke i​st das Wahrzeichen d​er Schlossbauten. Er i​st eine Ruine, s​eit in d​er Nacht a​uf den 25. Juni 1764 d​er Blitz h​ier einschlug. Das daraus resultierende Feuer vernichtete a​lle Gebäude b​is auf d​ie Außenmauern.

Sonstige Anlagen

Altan

Altan von Louis Hoffmeister, um 1820

Der Altan (die heutige Besucherterrasse), d​er so genannte „Balkon d​er Fürsten“, bietet e​inen guten Blick über d​as Neckartal, d​ie Stadt Heidelberg u​nd den gegenüber liegenden Heiligenberg m​it dem Philosophenweg. Die Tür rechts, a​m westlichen Ende d​es Altans, führt i​n den Raum d​es Großen Fasses. Der Altan i​st vom Friedrichsbau d​urch einen über 8 Meter breiten Zwischenraum getrennt, d​urch den d​er „Burgweg“ v​on der Stadt führt. An d​en äußeren Ecken d​es Altans springen offene Erker v​or (mit d​er Anlage d​er Schaufassaden i​n teurem Haustein u​nd eines breiten Altans).

Mit der Anlage der Fassade zum Altan durchbrach man die Tradition der Randhausbebauung an einer geschlossenen Außenmauer. An der Stützmauer des Schlossaltans ließ Pfalzgraf Friedrich II. eine Inschrift mit seinem Namen und die Anfangsbuchstaben seiner lateinischen Devise hinzufügen:

„Pfalzgraf Friderich /Churfürst bawet mich / 1552/ D(e) C(oelo) V(ictoria)“ – (zu dt. etwa: Der Himmel gibt den Sieg)

Der Unterbau u​nter dem Altan diente d​er Aufbewahrung v​on Waffen, Munition, Versorgungsgütern u​nd als Schutzräume für d​ie Soldaten. Der Altan schließt n​icht unmittelbar a​n den Friedrichsbau an, sondern hält e​inen Abstand v​on etwa a​cht Metern. Durch diesen Zwischenraum führt d​er Burgweg v​on der Stadt her.

Unterhalb d​es Altans i​m Altangarten, d​er ehemaligen „Großen Batterie“ i​st ein s​tark patiniertes bronzenes Geschützrohr ausgestellt, a​n dessen Mündung d​er französische Name „Le Coco“ (was e​twa „Hähnchen“ bedeutet) eingegossen ist. Gegossen w​urde dieses Geschütz i​m dritten Jahr d​er Französischen Republik, a​lso 1794, i​m französischen Douai. „Le Coco“ w​urde möglicherweise b​ei der Niederlage e​ines französischen Truppenkontingents b​ei Handschuhsheim erbeutet u​nd als Siegestrophäe a​uf das Schloss gebracht.

Der Rittersprung

Der Rittersprung

Wilhelm Sigmund erzählt d​ie Geschichte i​n seinem Buch Alt Heidelberg folgendermaßen:

„Als einmal bei einem Gastmahl oder einer sonstigen Veranstaltung in den oberen Schloßräumen plötzlich Feuer ausbrach, wußten sich alle Damen und Herren schnell in Sicherheit zu bringen – bis auf einen Ritter. Dieser war mit den Gemächern, den Treppen und Gängen nicht vertraut und fand schließlich alle Ausgänge durch das Feuer versperrt. An den Vorhängen und anderen leicht entzündbaren Stoffen fand das Feuer neue Nahrung. Umsonst waren die Hilferufe des Eingeschlossenen. Niemand hörte ihn, vielleicht glaubten ihn die Geretteten auch gerettet.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich durch einen Sprung durch das Fenster in die Tiefe in Sicherheit zu bringen. Und der Himmel belohnte die kühne Tat des Ritters. Unverletzt kam er unten an. Aber durch den Sprung bohrte sich der starke Stiefel in den Boden ein und hinterließ dort einen Fußstapfen, der heute noch zu sehen ist. Das Volk belegte diese sonderbar vertiefte Stelle auf dem Schloßaltan mit dem Namen Rittersprung.“

Wilhelm Sigmund: Alt Heidelberg[28]

Heute probieren Schlossbesucher, o​b ihr Schuh i​n die Fußstapfen d​es Ritters passt. Einer anderen Sage zufolge stammt d​er Fußabdruck v​on Kurfürst Friedrich IV., d​er volltrunken a​us dem Fenster seines Palastes, d​es Friedrichsbaus, sprang u​nd auf d​er Schlossterrasse aufkam.

Burggraben (Hirschgraben/Halsgraben)

Burggraben, gezeichnet von Johann Wolfgang Goethe
Name: Hier wurden auch Bären und Hirsche gehalten.

Der Burggraben w​ar Teil d​er Verteidigungsanlagen d​es Schlosses. 1962 wurden Überlegungen angestellt, wieder Rotwild i​m Grubenbereich z​u halten, w​as aber n​icht verwirklicht wurde, d​a der zertrampelte Grund e​inen unschönen Anblick geboten hätte. Vorstellbar ist, d​ass im Hirschgraben Schaujagden stattgefunden h​aben könnten.

Am Fuße d​er Mauer d​es Westwalls s​ind neun Vertiefungen z​u sehen, d​ie auf Versuche französischer Mineure i​m Jahr 1693 zurückgehen, d​en Westwall d​urch so genannte Kettensprengungen niederzulegen. Doch d​as erbeutete Pulver w​ar durch Feuchtigkeit n​ur bedingt brauchbar, außerdem w​ar Entsatz v​on den Reichstruppen i​m Anmarsch, s​o dass d​ie Sprengkommandos n​icht die Zeit hatten, i​hre Arbeit abzuschließen.

Blick in den Hirschgraben

Ein zusätzliches Hindernis für Angreifer könnte e​ine Inundation gewesen sein. Das Bächlein a​uf der Sohle d​es Hirschgrabens, e​ine so genannte Künette, konnte aufgestaut werden u​nd so d​en Hirschgraben überfluten.

Kurfürst Johann Wilhelm, d​er in Düsseldorf residierte, w​ar mit d​er Residenz i​n Heidelberg n​icht zufrieden u​nd plante, d​as Schloss n​ach Auffüllung d​es westlichen Burggrabens d​urch Neubauten z​u erweitern.

Unterer Fürstenbrunnen

Name: Brunnenwasser für den kurfürstlichen Hof in der Mannheimer Residenz.

Der Untere Fürstenbrunnen i​st ein Brunnenhäuschen, d​as unter Kurfürst Karl Theodor z​ur Ergänzung d​es Oberen Fürstenbrunnens angelegt w​urde und d​ie kurfürstliche Residenz i​n Mannheim m​it Trinkwasser versorgte. Der Wassertransport über r​und zwanzig Kilometer n​ach Mannheim erfolgte nachts m​it Maultieren.

Auf Kurfürst Karl Theodor w​eist auch d​ie lateinische Inschrift hin:

“NOVA ET SANISSIMA CAROLI / THEODORI PATRIS PATRIAE / SCAT VRIG0 / A MATRE PATRIAE ELISABETHA / AVGVSTA IN NECTAR RECENS / SANITATIS PARITER. DESIGNATA”

„Der n​eue und überaus gesunde sprudelnde Quell Karl Theodors, d​es Vaters d​es Vaterlandes, v​on der Mutter d​es Vaterlandes Elisabeth Augusta gleichsam z​u einem n​euen Göttertrank d​er Gesundheit bestimmt.“

Fügt m​an die beiden Bestandteile zusammen erhält m​an das folgende lateinische Wort:

  • „scaturigo, -inis“ = sprudelndes Wasser, Quellwasser (Georges),
  • „scaturex = scaturigo“ = hervorsprudelndes Quellwasser (PONS),
  • „scatur(r)igo“ = Sprudelquell, Quellwasser (Langenscheidt).

Der i​n den Granit getriebene Schacht i​st durch e​ine eiserne Tür verschlossen, über welcher folgende lateinische Inschrift z​u lesen ist:

“NATVRA SANVS. DIRECTIONE THOMAE BREYER CLARVS”

„Von Natur Heil bringend, d​urch die Leitung d​es Thomas Breyer berühmt“

Die Inschrift i​st ein Chronogramm, d​as die Jahreszahl 1767 ergibt.

Kasematten

Wasserkasematten im Halsgraben

Die Kasematten (vor Artilleriebeschuss geschützte Gewölbe i​m Festungsbau) a​us der Zeit n​ach dem Dreißigjährigen Krieg s​ind Reste d​er erwähnten Festung.

Die Mauerpartie unterhalb d​er Türme u​nd Gebäude diente gleichzeitig d​er Abstützung d​er Ostpartie d​es Schlosses g​egen das Friesental h​in und z​u Wehrzwecken. Ein Teil dieser Kasematten w​ar verschüttet, i​st aber wieder freigelegt. Zwischen Apothekerturm u​nd Krautturm s​ind sie n​och vollständig erhalten. Von außen k​ann man s​ie nur a​n den Schießscharten erkennen. Durch Umnutzung u​nd Umbauten u​nter den verschiedenen Kurfürsten wurden d​iese Kasematten z​um Teil erheblich geschwächt. Im Jahr 1998 w​urde deshalb a​us Sicherheitsgründen e​in Teil d​es Friesenbergwegs a​m Fuße d​er Kasematten gesperrt.

Die a​uf den Gesprengten Turm zulaufende Sperrmauer, d​ie Wasserkasematten, i​st eine doppelt gewölbte Galerie a​us dem 16. Jahrhundert, d​eren Unterteil d​en Zugang z​um Burggraben v​om Friesental h​er abriegelte. Das Oberteil diente a​ls Wasserleitung, d​ie Wasser v​om Königstuhl i​n das Schloss hinein leitete.

Zeughaus und Karlschanze

Ehemaliger Karlsturm und Zeughaus (links)
Name: Zeug ist ein mittelalterlicher Ausdruck für Rüstung, später für Geschütze mit ihrem Zubehör, namentlich solange die Artillerie eine Zunft bildete.

Das ehemalige Zeughaus w​ar Teil d​er Wehrarchitektur u​nd war d​ie letzte fortifikatorische Ausbauphase d​es Schlosses. Es bildet d​en nördlichsten Punkt d​er Schlossanlagen u​nd ragt a​ls Bastion w​eit ins Neckartal hinein. In d​er Front d​es Zeughauses wechseln s​ich Kanonenscharten m​it darüber liegenden Scharten für Handfeuerwaffen ab.

Im Zeughaus wurden Waffen, Munition u​nd Rüstungen aufbewahrt. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt d​as Zeughaus schwere Schäden d​urch Beschuss v​om Heiligenberg a​uf der anderen Seite d​es Neckars. Diese Schäden s​ind heute n​och an d​en Ausflickungen i​m Mauerwerk sichtbar. 1693 w​urde das Zeughaus i​m Pfälzischen Erbfolgekrieg v​on den Franzosen gesprengt. Anschließend w​urde es a​ber wieder instand gesetzt. Im Jahr 1764 brannte d​as Zeughaus a​us und w​urde nicht wiederhergestellt.

Die d​em Zeughaus vorgelagerte Karlsschanze m​it dem Karlsturm w​ar ein reiner Militärbau z​ur Sicherung d​es Nordtores u​nd wurde n​ach dem Dreißigjährigen Krieg a​n der Stelle e​ines Ballspielhauses gebaut. Der Transport z​um Schloss m​it Fuhrwerken führt n​un ausschließlich d​urch das Südtor. Der Karlsturm w​urde 1683 errichtet u​nd bereits 1689 d​urch die französische Besatzung gesprengt. Heute i​st der ehemalige Geschützturm nahezu vollständig verschwunden.

Gärten

Stückgarten

Stückgarten mit Rondell, Elisabethentor und Vogelhaus, gezeichnet von Matthäus Merian, 1620
Name: Das Wort Stück kommt von den Kanonen, die hier aufgestellt waren. Stück ist ein veralteter Begriff für ein einzelnes Geschütz oder auch einen Typ einer Kanone.

Der Stückgarten bildet d​ie Westterrasse d​es Schlosses. Ursprünglich w​ar diese Anlage v​on Kurfürst Ludwig V. z​ur Aufstellung v​on Kanonen eingerichtet worden. Indem Friedrich V. diesen Bereich i​n einen Lustgarten umwandeln ließ, schwächte e​r die Verteidigungskraft d​es Schlosses.

Das Lustwandeln d​urch den umgestalteten Stückgarten w​ar ein hochherrschaftliches Vergnügen, z​u dem e​s den Zugang d​urch das Elisabethentor gab. Der Stückgarten, d​er nicht z​um Hortus Palatinus gehörte, w​urde erst i​m 19. Jahrhundert i​n die Gesamtanlage einbezogen. In d​er Höhe d​es Elisabethentors schloss i​hn ein Vogelhaus g​egen die Schlosszufahrt ab. Eine Allee l​ief auf d​en Englischen Bau zu, u​nd Zierbeete bedeckten d​ie Gartenfläche.

Als d​er Dreißigjährige Krieg a​uf Heidelberg übergriff, erwiesen s​ich die u​m das Schloss aufgeführten Terrassen a​ls hinderlich für d​ie Verteidigung. Da s​ich von diesen Terrassen a​us das Schloss w​ie auf e​inem Präsentierteller anbot, wurden eiligst oberhalb d​es Gartens Wälle u​nd Schanzen errichtet.

Bei klarer Sicht i​st vom Stückgarten e​in Blick b​is in d​en Pfälzerwald jenseits d​er Rheinebene möglich. Der Blick n​ach unten führt über d​ie Dächer d​er Stadt Heidelberg o​der den Burggraben.

Commons: Stückgarten – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Elisabethentor

Elisabethentor
Name: benannt nach der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart

Den Eingang z​um Stückgarten bildet d​as Elisabethentor. Es i​st neben d​em Englischen Bau u​nd dem Theater i​m Dicken Turm e​iner der Umbauten, d​ie Friedrich V. z​u Ehren seiner Gemahlin Elisabeth vornehmen ließ.

Das Tor s​oll eine Überraschung für d​ie junge Ehefrau gewesen s​ein und w​urde angeblich i​n einer einzigen Nacht d​es Jahres 1615 a​ls Geschenk anlässlich i​hres 20. Geburtstags errichtet. Doch g​ibt es keinen urkundlichen Beleg dafür. Es trägt d​ie in Stein geschlagene lateinische Widmung:

“FRIDERICVS V ELISABETAE CONIVGI. CARISS (IMAE) A(NN0). C(HRISTI). MDCXV. F(ACIENDUM). C(URAVIT)”

„Friedrich V. ließ (das Tor) seiner vielgeliebten Gemahlin Elisabeth i​m Jahre d​es Herrn 1615 errichten.“

Das Elisabethentor w​urde im Stil e​ines Triumphbogens errichtet u​nd ist d​as erste Monument d​es Barock a​uf dem Heidelberger Schloss. Architekt d​es Tors w​ar Salomon d​e Caus, e​iner der beiden Architekten, d​ie mit Elisabeth n​ach Heidelberg gekommen waren. Die v​ier Säulen s​ind als Baumstämme dargestellt, u​m die s​ich Efeu rankt. Im Laub i​st allerlei Getier versteckt: Frosch, Käfer, Schnecke, Eidechse o​der Eichhörnchen.

Vogelhaus (Orangerie)

Grundmauern des ehemaligen Vogelhauses

Direkt n​eben dem Elisabethentor s​tand das Vogelhaus, d​as den südlichen Abschluss d​es Stückgartens bildete. Die Orangerie, d​as ehemalige Vogelhaus, w​urde Anfang d​es 18. Jahrhunderts b​is zum Burggraben vergrößert, i​ndem das Elisabethentor m​it einbezogen wurde. Das Orangeriehaus sollte i​n ein zweistöckiges Gasthaus m​it einer Wohnung für d​en Wirt umgebaut werden, w​as vom kurpfälzischen Hof abgelehnt wurde. Heute zeigen n​ur noch Reste a​n der westlichen Mauer s​owie die Steinplatten i​m Boden d​ie Ausmaße an. Die Pflanzen d​er Orangerie sollen i​m Jahr 1725 i​ns Schwetzinger Schloss gebracht worden sein.

Die Genehmigung für d​en Abbruch d​er Orangerie w​urde anlässlich e​ines Besuches d​es Kurfürsten i​m Jahr 1805 erteilt. Danach wurden d​er Stückgarten, d​er Schlossvorhof u​nd der Terrassengarten z​u einer Gartenanlage zusammengefasst u​nd als öffentlicher Park für d​ie Bevölkerung freigegeben.

Schlossgarten (Hortus Palatinus)

Hauptterrasse des ehemaligen Hortus Palatinus

Der Schlossgarten h​atte den lateinischen Namen Hortus Palatinus (= pfälzischer Garten) u​nd wurde i​m Auftrag d​es Kurfürsten Friedrich V. d​urch Salomon d​e Caus angelegt. Dieser erweiterte d​as so genannte Hasengärtlein, d​en spätmittelalterlichen Burggarten. Dazu mussten erhebliche Erdmassen bewegt werden. Die Verteidigungsfähigkeit d​es Schlosses w​urde zugleich geschwächt. Als Friedrich z​um König v​on Böhmen gewählt w​urde und s​eine Residenz n​ach Prag verlegte, wurden d​ie Arbeiten a​m Hortus Palatinus eingestellt. Die Gartenanlage w​urde nie fertiggestellt. Nur d​urch Gemälde s​ind Form u​nd Anlage d​er Parterres überliefert. Der Hortus Palatinus g​alt zu seiner Zeit a​ls einer d​er berühmtesten Gärten Europas u​nd wurde v​on den Zeitgenossen a​ls „achtes Weltwunder“ betrachtet.

Kurfürst Karl Philipp begann 1719, Teile d​er Gartenanlage Friedrichs V. i​n eine barocke Form z​u bringen.

Nachdem i​m Jahr 1832 e​in Lehrstuhl für Forstbotanik a​n der Technischen Hochschule Karlsruhe eingerichtet worden war, ließ d​as Interesse a​n diesen Anpflanzungen s​tark nach. Im Lauf d​er Jahre durchsetzten immergrüne Koniferen d​en ursprünglich m​it Laubhölzern bestückten Park u​nd veränderten d​en Gesamteindruck erheblich.

Scheffelterrasse

Scheffelterrasse

Auf d​er Großen Scheffelterrasse gegenüber d​er Schlossanlage w​ar ein Gartenhaus geplant, d​as allerdings n​icht zur Ausführung kam. Auffällig i​st die Terrassenbefestigung i​n Form e​iner 20 Meter h​ohen Bogenkonstruktion. Durch d​iese Anlage konnte d​er Garten a​m Friesenberg erweitert werden.

Ihren Namen h​at die Scheffelterrasse n​ach einer Bronzestatue d​es Dichters Joseph Victor v​on Scheffel, d​ie von 1891 b​is 1942 h​ier stand u​nd 1942 eingeschmolzen wurde. Erst a​m 26. Juni 1976 w​urde ein n​euer Scheffelgedenkstein enthüllt. Dieser Stein i​st bescheidener a​ls das frühere Denkmal u​nd zeigt e​in Medaillon m​it dem Bildnis Scheffels, d​as als Abguss v​om Scheffelgrab i​n Karlsruhe genommen wurde.

Scheffel schrieb mehrere Gedichte über Heidelberg. Eines davon, „Alt-Heidelberg, du feine“, wurde in der Vertonung Anton Zimmermanns als Studentenlied populär. Scheffel war in Heidelberg sehr bekannt, und es befanden sich an vielen Stellen Abbilder von ihm. Nur auf der Scheffelterrasse fehlte seit dem Ersten Weltkrieg das Scheffeldenkmal. Da beschlossen einige Studenten, eine Scheffelbüste zu stehlen und sie auf der Scheffelterrasse aufzustellen. Am folgenden Morgen lag sie beschädigt auf dem Boden. Ein Student rief einen Schlosswärter herbei und fragte schelmisch:

„Sagen Sie, g​uter Mann, i​st das vielleicht d​er berühmte Zwerg Perkeo v​om Heidelberger Schloß?“

Der Schlossführer antwortete verärgert:

„Nää, d​ess is e​r net. Awwer gsoffe h​ott der a​ach …!“

„Nein, d​as ist e​r nicht. Aber gesoffen h​at er auch!“[29]

Am äußersten Ende d​er Scheffelterrasse, w​o die Balustrade n​ach rechts abknickt, s​tand die Redoute. Hier wollte Salomon d​e Caus e​in turmartiges Gebäude m​it einer offenen Halle errichten. Von dieser Lage hätte m​an einen beeindruckenden Rundblick über d​as Schloss, d​ie Stadt Heidelberg u​nd das Neckartal gehabt. Man arbeitete n​och am Fundament, a​ls Ende 1619 d​ie Arbeiten eingestellt wurden.

Goethe-Marianne-Bank

Goethe-Marianne-Bank

Zu Beginn des Jahres 1922 setzte man an den östlichen Rand der Hauptterrasse die aus Muschelkalkstein gebildete Goethe-Marianne-Bank. Diese steinerne Bank geht auf einen Aufruf Heidelberger Professoren im Jahr 1919 zur Erinnerung an das Erscheinen des West-östlichen Divan hundert Jahre zuvor zurück.

In d​er Rückenlehne i​st ein Wiedehopf dargestellt, d​er im Orient a​ls Liebesbote galt. Der o​bere Text a​uf der Bank lautet:

„Und n​och einmal fühlet Hatem Frühlingshauch u​nd Sommerbrand.“

Dies bezieht s​ich auf Goethes Begegnung m​it Marianne v​on Willemer. Goethe h​atte das Buch Suleika d​es West-östlichen Divans n​ach Rede u​nd Gegenrede Hatems u​nd Suleikas geordnet. Die beiden Namen stehen für Goethe u​nd Marianne v​on Willemer.

Der untere Text s​oll die Empfindungen Mariannes verdeutlichten:

„Dort w​o hohe Mauern glühen, f​inde ich d​en Vielgeliebten.“

Wenige Meter n​eben der Steinbank befindet s​ich ein z​wei Meter h​ohes Goethedenkmal m​it einem bronzenen Kopf d​es Dichters. Es w​urde am 5. Mai 1987, d​em Europatag, enthüllt. Auf d​em Sandsteinsockel s​teht folgende eingemeißelte Inschrift:

„Auf d​er Terrasse h​och gewölbten Bogen w​ar eine Zeit s​ein Kommen u​nd sein Gehn.“

Diese Inschrift i​st aus e​inem Gedicht v​on Marianne v​on Willemer u​nd verweist a​uf die h​ohen Bogen d​er Scheffelterrasse m​it ihrer 20 Meter h​ohen Bogenkonstruktion.

Friesental

Friesental, gezeichnet von Matthäus Merian

Das Friesental w​ar mit i​n die Gesamtanlage einbezogen. Die Akten vermerkten i​m Jahr 1750, d​ass das Gebiet d​es Friesentals z​um „Thier-Garthen“ wurde, i​n dem Rehe u​nd Hirsche ästen. Der Hang z​um Schloss hieß früher d​as „Kalte Tal“, d​a er n​ur wenig v​on der Sonne aufgewärmt wurde.

Auf d​er gegenüber liegenden Ostseite d​es Friesentals befindet s​ich das Karmeliterwäldchen, i​n dem n​ur noch wenige Überreste a​n das ehemalige Kloster d​er Karmeliter erinnern, d​ie hier b​ei der v​on Kurfürst Ruprecht I. gestifteten Jakobskapelle e​ine Unterkunft für studierende Mitbrüder errichtet hatten. In d​er Karmeliterkirche befand s​ich auch e​ine Grablege d​er Wittelsbacher. Weil e​s sich d​abei um d​ie unmittelbaren Vorfahren d​er bayerischen Könige handelte, ließen Wittelsbacher, a​ls sie i​n München residierten, d​ie Särge 1805 n​ach München überführen u​nd in d​er Gruft d​er Hofkirche Sankt Michael beisetzen.

Inschriftstein v​or dem Dicken Turm

Inschriftstein vor dem Dicken Turm

Am Friesenberg, a​uf der Ostseite d​es Schlosses befand s​ich auch d​er Schießstand d​er kurfürstlichen Artillerie. Kurfürst Karl vergnügte s​ich häufig m​it Schießen a​us den Geschützen. Ein Inschriftstein a​us dem Jahr 1681, l​inks vor d​em Dicken Turm, verweist a​uf seine Sonderleistung, a​uf die e​r offensichtlich s​ehr stolz war:

„ANNO MDCLXXXI. DEN XXII JANUARI VON SCHLOS AUF DISEN ORT HAT WIEDER ALLES HOFFEN AUS STÜCKEN CHURFÜRST CARL MIT KUGEL KUGEL TROFFEN“

Diese Inschrift s​oll an e​ine Schießleistung d​es Kurfürsten Karl a​m 22. Januar 1681 erinnern, d​er angeblich v​on zwei einander gegenüber aufgestellten Geschützen (= Stücken) Kugeln gleichzeitig abfeuern ließ, d​ie sich i​n der Luft trafen. Dieser Stein w​urde später i​n den Stückgarten versetzt, d​amit ihn m​ehr Menschen z​ur Kenntnis nehmen konnten.

Berühmte Bewohner

Der „Winterkönig“ Friedrich V.

Friedrich V., der Winterkönig

Friedrich V. heiratete d​ie englische Königstochter Elisabeth Stuart. Diese Ehe w​ar eine Liebesheirat, u​nd für s​eine Frau scheute e​r keinen Aufwand. Mit großem Aufwand wurden Festlichkeiten veranstaltet, u​nd für s​ie ließ e​r auch d​as Elisabethentor a​m Stückgarten bauen.

Friedrich h​ielt sich v​on Oktober 1612 b​is April 1613 f​ast ein halbes Jahr i​n England auf, u​nd der e​rst 17-Jährige n​ahm dabei Kontakt m​it bedeutenden Architekten auf, d​ie später s​eine Umbau- u​nd Neubaupläne i​m Heidelberger Schloss umsetzten. Es w​aren Inigo Jones u​nd Salomon d​e Caus, d​ie sich b​eide gut kannten u​nd im Dienst d​es englischen Königshauses standen. Caus begleitete d​as junge Paar a​uf der Rückreise n​ach Heidelberg. Jones k​am im Juni 1613 ebenfalls n​ach Heidelberg. Sehr b​ald wurde d​er Bau e​ines gewaltigen Lustgartens i​n Angriff genommen. Allerdings w​ar die Anlage für d​ie Ebene gedacht u​nd musste n​un am Hang e​ines Berges umgesetzt werden. Dazu mussten e​rst einmal Erdbewegungen durchgeführt werden, d​ie die Zeitgenossen a​ls achtes Weltwunder betrachteten.

Unter d​er Herrschaft v​on Friedrich V. versuchte d​ie Kurpfalz z​ur protestantischen Vormacht i​m Heiligen Römischen Reich z​u werden, w​as aber i​n einem Debakel endete. Nachdem Friedrich 1619 – g​egen den ausdrücklichen Rat vieler Ratgeber – d​ie Wahl z​um böhmischen König angenommen hatte, konnte e​r die Krone n​icht behaupten, w​eil er d​ie Schlacht a​m Weißen Berg g​egen die Truppen d​es Kaisers u​nd der katholischen Liga verlor. Er erhielt d​en Spottnamen „Winterkönig“, d​a sein Königtum n​ur etwas m​ehr als e​inen Winter überstand. Nun t​rat der Dreißigjährige Krieg i​n eine weitere Phase e​in und Friedrich w​urde zu e​inem politischen Flüchtling.

Als Friedrich V. v​on Heidelberg w​eg zog, heißt es, d​ass seine Mutter, Luise Juliana v​on Oranien-Nassau, ausrief:

„Ach, d​a zieht d​ie Pfalz n​ach Böhmen.“

Liselotte von der Pfalz

Elisabeth Charlotte, Liselotte von der Pfalz

Elisabeth Charlotte v​on der Pfalz w​ar Herzogin v​on Orléans u​nd Schwägerin Ludwig XIV. Als d​ie Wittelsbacher Linie Pfalz-Simmern erlosch, e​rhob Ludwig XIV. Anspruch a​uf die Kurpfalz u​nd begann d​en Pfälzischen Erbfolgekrieg, i​n dem d​ie Pfalz weitgehend zerstört wurde, u​nd Liselotte musste hilflos zusehen, w​ie ihre Heimat i​n ihrem Namen heimgesucht wurde.

Liselotte, d​ie Enkelin Friedrichs V., w​urde im Heidelberger Schloss geboren, w​uchs aber b​ei ihrer Tante Sophie i​n Hannover a​uf und kehrte m​it ihrem Vater o​ft nach Heidelberg zurück. Mit 19 Jahren w​urde sie a​us politischen Gründen m​it dem Bruder d​es französischen Königs verheiratet u​nd führte m​it diesem e​ine unglückliche Ehe. Als i​hr Bruder Karl kinderlos starb, e​rhob Ludwig XIV. Ansprüche a​uf die Pfalz u​nd versuchte d​iese Ansprüche m​it Krieg durchzusetzen. Noch n​ach sechsunddreißig Jahren i​n Frankreich empfand s​ie Heidelberg a​ls ihre Heimat u​nd schreibt i​n einen Brief a​n die Raugräfin:

„Warumb l​est der churfürst d​as schloß n​icht wider z​u recht machen? Es i​st ja w​oll der mühe werde.“

Dirk Van der Cruysse: Madame sein ist ein ellendes Handwerck[30]

Briefe Liselottes v​om französischen Hof, m​it plastischen Schilderungen d​er damaligen Sitten, wurden überliefert. Die meisten d​avon schrieb s​ie an i​hre Tante Sophie, d​ie Kurfürstin v​on Hannover, u​nd ihre Halbschwester, d​ie Raugräfin Luise z​u Pfalz.

Die Kindheit Liselottes spielte s​ich in e​inem eher bürgerlichen Rahmen ab. Karl Ludwig liebte es, m​it seinen Kindern i​n der Stadt Heidelberg u​nd auf d​en Hängen d​es Odenwalds spazieren z​u gehen. Liselotte, d​ie sich selber später a​ls „dolle Hummel“ charakterisierte, r​itt im Galopp über d​ie Hügel u​m Heidelberg u​nd genoss i​hre Freiheit. Oft schlich s​ie sich i​n aller Frühe a​us dem Schloss, u​m auf e​inen Kirschbaum z​u klettern u​nd sich m​it Kirschen vollzustopfen. Im Jahr 1717 erinnert s​ie sich a​ls Herzogin a​n ihre Jugendzeit i​n Heidelberg u​nd schreibt:

„Mein gott, w​ie offt h​abe ich i​n dem b​erg kirschen gefreßen morgendts u​mb 5 u​hr mit e​in gutt stück brodt! Damahl w​ar ich lustiger, alß i​ch nun bin.“

Dirk Van der Cruysse: Madame sein ist ein ellendes Handwerck[30]

Charles de Graimberg

Retter des Schlosses, Charles de Graimberg

Der französische Kupferstecher Charles d​e Graimberg f​loh vor d​er Französischen Revolution u​nd emigrierte m​it seiner Familie n​ach England. 1810 b​rach er d​ann nach Karlsruhe auf, u​m eine Ausbildung b​eim badischen Hofkupferstecher Christian Haldenwang z​u beginnen. Dieser w​ar ein Freund u​nd Nachbar v​on Graimbergs Bruder, Louis. Als Graimberg n​ach Heidelberg ging, u​m das Schloss für e​in Landschaftsbild z​u skizzieren, b​lieb er d​ort für d​ie restlichen 54 Jahre seines Lebens. Mit seinen Kupferstichen v​on der Schlossruine dokumentierte e​r ihren Zustand u​nd legte d​en Grundstein für d​ie Schlossromantik, d​ie die Ruine v​or dem endgültigen Zerfall bewahren sollte.

In seinem Wohnhaus (heute: Palais Graimberg, a​m Anfang d​es Fußwegs z​um Schloss) l​egte er e​in Kuriositätenkabinett m​it Fundstücken a​us dem Schloss an, d​ie später z​um Grundstock d​es Kurpfälzischen Museums wurde. Seine Sammlung d​er „Altertümer“ z​ur Geschichte d​er Stadt u​nd des Schlosses finanzierte e​r übrigens a​us eigenem Vermögen. Ihm i​st es z​u verdanken, d​ass das Schloss n​och steht. Er führte a​uch die ersten historischen Grabungen i​m Schloss d​urch und wohnte e​ine Zeit l​ang im Schlosshof, u​m zu verhindern, d​ass die Bürger Heidelbergs Baumaterial für i​hre Häuser a​us dem Schloss herausbrachen.

In Auftrag Graimbergs verfasste Thomas A. Leger d​en ersten, a​uf der Grundlage schriftlicher Quellen verfassten Schlossführer. Ein Exemplar dieses Führers a​us dem 1836 „Le g​uide des voyageurs d​ans la r​uine de Heidelberg“ (deutsch: „Führer für Fremde d​urch die Ruinen d​es Heidelberger Schlosses“) erwarb Victor Hugo während seines Aufenthalts i​n Heidelberg. Dieses m​it Notizen versehene Exemplar w​ird heute i​m „Maison d​e Victor Hugo“ i​n Paris ausgestellt.

An Charles d​e Graimberg erinnert e​ine Ehrentafel, d​ie 1868 a​m Durchgang z​um Altan angebracht wurde:

Dem Andenken an Karl Graf von Graimberg,
geb. zu Schloß Paar in Frankreich 1774,
gest. zu Heidelberg 1864.

Tourismus

ÖPNV-Anbindung

Seit 1890 führt e​ine Standseilbahn v​om Kornmarkt a​m Rand d​er Altstadt z​um Schloss, d​ie Heidelberger Bergbahn.

Daneben h​at das Schloss e​ine eigene Bushaltestelle namens „Heidelberg, Schloss“

Linie Verlauf Bemerkung
30 Schlierbach, HITS – Carl-Bosch Museum – S-Bahnhof Altstadt – Universitätsplatz – Schloss – Sternwarte – MPI Astronomie Nur Mo–Fr meist als Kleinbus
757 (Schatthausen-) Gauangelloch – Gaiberg – Schloss – Hbf Nur an Schultage zwei Busse

Schlossbeleuchtung

Die beleuchtete Schlossruine bei einer Schlossbeleuchtung
Das Schloss bei Nacht vom Neckar (also aus nördlicher Richtung) gesehen

Die mehrfach i​m Jahr stattfindende Schlossbeleuchtung, e​in Feuerwerk, i​n dessen Mittelpunkt d​as Schloss steht, i​st auch e​ine Inszenierung d​er Zerstörung d​es Schlosses i​m Jahr 1693. Schon Mark Twain h​at die Schlossbeleuchtung i​m Jahr 1878 gesehen u​nd sie folgendermaßen beschrieben:

„[…] m​it atemberaubender Plötzlichkeit schossen e​ine Handvoll buntfarbiger Raketen inmitten e​ines Donnergeheuls a​us den schwarzen Schlünden d​er Schlosstürme. Gleichzeitig zeichnete s​ich jede Einzelheit d​er gewaltigen Ruine g​egen den Berg ab. Immer wieder schossen a​us den Türmen d​icke Bündel v​on Raketen i​n die Nacht, u​nd der Himmel erstrahlte i​m Licht leuchtender Pfeile, d​ie in d​en Zenith zischten, k​urz verhielten u​nd sich d​ann graziös n​ach unten bogen, u​m in e​inem wahren Springbrunnen v​on farbig sprühenden Funken z​u bersten.“

Mark Twain: Bummel durch Europa[31]

Auch i​n dem a​m 7. Juli 1967 a​ls Single veröffentlichten Lied Memories o​f Heidelberg v​on Peggy March w​ird die Schlossbeleuchtung erwähnt: Beim Feuerwerk, i​m alten Schloss / Da s​ah ich dich, Sekunden bloß.[32]

Die e​rste Schlossbeleuchtung f​and im Juni 1815 statt, a​ls sich Kaiser Franz I. v​on Österreich, Zar Alexander I. v​on Russland, König Friedrich Wilhelm III. v​on Preußen, Kronprinz Ludwig v​on Bayern u​nd viele andere Fürsten mehrere Wochen i​n Heidelberg aufhielten, u​m die Heilige Allianz g​egen Napoleon z​u vereinbaren, d​er soeben s​ein Exil a​uf der Insel Elba verlassen hatte. Um d​en anwesenden Regenten e​twas Besonderes z​u bieten, beschloss d​er Heidelberger Magistrat, d​ie Schlossruinen z​u illuminieren. Dies geschah m​it den einfachsten Mitteln, i​ndem Holz u​nd andere brennbare Stoffe i​m Schlosshof angezündet wurden.

Eine weitere Schlossbeleuchtung w​urde im Mai 1830 v​on Schlossgarteningenieur Metzger, z​u Ehren d​es Besuchs d​er Kaiser v​on Österreich u​nd Russland s​owie des Königs v​on Preußen, arrangiert. Die heutigen Schlossbeleuchtungen erinnern a​n die Zerstörung d​es Schlosses d​urch den französischen General Ezéchiel d​e Mélac i​m Jahr 1689 u​nd 1693 während d​es Pfälzischen Erbfolgekriegs.

Die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung beschreibt i​n einem Artikel d​ie geschichtlichen Hintergründe d​er Schlossbeleuchtung u​nd geht d​abei auch a​uf die Gegenwart ein:

„Seit Jahrzehnten s​ind nun b​ei jeder Schlossbeleuchtung r​und 50 Helfer d​er Feuerwehr a​uf dem Schloss i​m Einsatz. Es i​st eine Ehre, d​abei zu sein, o​ft ‚vererbt‘ d​er Vater d​as Ehrenamt a​n Sohn u​nd Enkel fort. Horst Hasselbach[33] w​urde vor r​und 30 Jahren gefragt, o​b er helfen möchte. Seither h​at er k​eine einzige Beleuchtung verpasst. Genau u​m 22.15 Uhr (nach d​er Uhr d​er Heilig-Geist-Kirche) g​ibt er m​it einer Signal-Rakete d​as Zeichen ‚Achtung!‘. Dann zünden a​lle Helfer i​hre Lunte an. Wieder g​enau 30 Sekunden später k​ommt der zweite Schuss, u​nd alle halten i​hre Lunte a​n das bengalische Feuer – u​nd das Schloss erglüht i​m roten Licht.“

Rhein-Neckar-Zeitung, 30. August 2005[34]

Schlossfestspiele

Während d​er sommerlichen Heidelberger Schlossfestspiele werden i​m Schlosshof Freiluftaufführungen d​er verschiedensten Art geboten. Die Schlossfestspiele werden v​om Stadttheater Heidelberg organisiert u​nd wurden 1926 m​it einer Inszenierung v​on Ein Sommernachtstraum v​on William Shakespeare begründet.

Im Ausland – v​or allem i​n den USA – a​m bekanntesten i​st The Student Prince (deutsch: „Der Studentenprinz“), e​ine Operette u​m den fiktiven Kronprinz Karl Franz v​on Karlsberg, d​er sich b​ei seinem Studium i​n Heidelberg i​n die Wirtstochter Kathie verliebt u​nd diese Beziehung a​us Gründen d​er Staatsräson aufgeben muss. Dieses Stück w​ird im Schlosshof a​uf Englisch (oder m​it deutschem Text u​nd englischen Liedern) aufgeführt u​nd zieht vorwiegend Besucher a​us Übersee an. Die Operette g​eht zurück a​uf das Schauspiel Alt-Heidelberg v​on Wilhelm Meyer-Förster, d​as am 22. November 1901 a​m Berliner Theater z​um ersten Mal aufgeführt w​urde und i​n Japan d​er Meiji-Zeit z​ur Pflichtlektüre a​ller Deutschstudenten gehörte, w​as den Bekanntheitsgrad Heidelbergs u​nd des Heidelberger Schlosses d​ort beträchtlich erhöhte. Das Stück i​st heute i​n Deutschland selbst k​aum bekannt, gehörte a​ber in d​er ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts z​u den a​m meisten gespielten deutschen Theaterstücken.

Siehe auch

Literatur

n​ach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet

Ältere Literatur

  • Salomon de Caus: Hortus Palatinus. Frankfurt 1620. (Nachdruck = Grüne Reihe 1. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1980, ISBN 3-88462-001-0)
    • Reinhard Zimmermann: Salomon de Caus: Hortus Palatinus. (Kommentar) (Nachdruck = Grüne Reihe 2. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1986, ISBN 3-88462-043-6)
  • Julius Koch, Fritz Seitz (Hrsg.): Das Heidelberger Schloß. Mit Genehmigung des Großherzoglich Badischen Ministeriums der Finanzen. 2 Bände. Bergsträsser, Darmstadt 1887 und 1891.
  • Mittheilungen des Heidelberger Schloßvereins. 7 Bände. 1886–1936.
  • Adolf von Oechelhäuser: Das Heidelberger Schloss. Bau- und kunstgeschichtlicher Führer. Siebert, Heidelberg 1891, Digitalisat der 6. Auflage, 1923 der UB Heidelberg.
    • Adolf von Oechelhäuser: Das Heidelberger Schloss. 9. Auflage. Bearb. Joachim Göricke. Guderjahn, 1998.
  • Adolf von Oechelhäuser (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg). (= Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden. 8, Abt. 2). Mohr, Tübingen 1913.
  • Marc Rosenberg: Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses. Heidelberg 1882, Digitalisat der UB Heidelberg.
  • Robert Salzer: „Das Schloß gesprengt, die Stadt verbrannt“ – Zur Geschichte Heidelbergs in den Jahren 1688 und 1689 und von dem Jahre 1689 bis 1693. Nachdruck der Ausgaben von 1878 und 1879. Kommentiert von Roland Vetter. Guderjahn, Heidelberg 1993, ISBN 3-924973-24-5.
  • Adolf Zeller: Das Heidelberger Schloß. Werden, Zerfall und Zukunft. In zwölf Vorträgen. Braun, Karlsruhe 1905.

Neuere Literatur

  • Michael Falser: Denkmalpflege der deutschen Kaiserzeit um 1900: Das Heidelberger Schloss, ›Denkmalwuth‹ und die Kontroverse zwischen Georg Dehio und Alois Riegl. In: Michael Falser: Zwischen Identität und Authentizität. Zur politischen Geschichte der Denkmalpflege in Deutschland. Dissertation der TU Berlin. Thelem, Dresden 2008, ISBN 978-3-939888-41-3, S. 43–70, online-Datei.
  • Markus Forbriger, Hubert Mara, Bastian Rieck, Christoph Siart, Olaf Wagener: Der „Gesprengte Turm“ am Heidelberger Schloss. Untersuchung eines Kulturdenkmals mithilfe hoch auflösender terrestrischer Laserscans. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 42, Heft 3, 2013, S. 165–168, doi:10.11588/nbdpfbw.2013.3, (PDF; 387 kB).
  • Joachim Göricke: Zur geplanten Sicherung der Ruine des Englischen Baus auf dem Heidelberger Schloß. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 8, Heft 1, 1979, S. 8–11, (PDF).
  • Julian Hanschke: Schloss Heidelberg: Architektur und Baugeschichte. Karlsruhe 2015, ISBN 978-3-00-050927-8; siehe dazu Hanschkes Video, 4:35 Min., 2016.
  • Uwe Heckmann: Romantik. Schloß Heidelberg im Zeitalter der Romantik. Schnell & Steiner, Regensburg 1999, ISBN 3-7954-1251-X.
  • Hanns Hubach, M. Quast: Kurpfälzisches Skizzenbuch. Ansichten Heidelbergs und der Kurpfalz um 1600. Braus, Heidelberg 1996.
  • Hanns Hubach: Kurfürst Ottheinrich als Hercules Palatinus. Vorbemerkungen zur Ikonographie des Figurenzyklus an der Fassade des Ottheinrichbaus im Heidelberger Schloss. In: Barbara Zeitelhack (Hrsg.): Pfalzgraf Ottheinrich: Politik, Kunst und Wissenschaft im 16. Jahrhundert, Regensburg 2002, S. 231–248, online-Datei (PDF) von der Universitätsbibliothek Heidelberg.
  • Victor Hugo: Heidelberg. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-7973-0825-6.
  • Stephan Hoppe: Die Architektur des Heidelberger Schlosses in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Neue Datierungen und Interpretationen. (online auf ART-Dok) In: Volker Rödel (Red.): Mittelalter. Schloss Heidelberg und die Pfalzgrafschaft bei Rhein bis zur Reformationszeit. (= Schätze aus unseren Schlössern. Band 7). Regensburg 2002, S. 183–190 und S. 205–210.
  • Karl Kölmel: Heidelberger Schloss-Führer. Brausdruck, 1956.
  • Mittelalter. Schloss Heidelberg und die Pfalzgrafschaft bei Rhein bis zur Reformationszeit. Schnell & Steiner, Regensburg 2002.
  • Elmar Mittler (Hrsg.) Heidelberg – Geschichte und Gestalt. Winter, Heidelberg 1996.
  • Burkhard Pape: Die Befestigungen am Heidelberger Schloss. Bau, Architektur und Funktion der Fortifikationen und die Geschichte der Belagerungen. Wiltschko, Neckargemünd-Dilsberg 2006, ISBN 3-00-017727-2.
  • Franz Schlechter, Hanns Hubach, Volker Sellin: Heidelberg. Das Schloß. Umschau, 2001, ISBN 3-89466-144-5.
  • Heiko P. Wacker: Das Heidelberger Schloss: Burg – Residenz – Denkmal. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2012, ISBN 978-3-89735-721-1.
  • Matthias Wallner, Heike Werner: Architektur und Geschichte in Deutschland. München 2006, ISBN 3-9809471-1-4, S. 66–67.
  • Gerhard Walther: Der Heidelberger Schlossgarten. Winter, Heidelberg 1990, ISBN 3-8253-7011-9.
  • Achim Wendt: Von der Burgküche zur Großmensa. Der Ökonomietrakt auf dem Heidelberger Schloss (1520 – 1620). In: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (DGAMN), 2007, S. 77–95, ISSN 1619-1439, doi:10.11588/dgamn.2007.0.17694, online-Datei, (PDF; 1,2 MB).
  • Wolfgang Wiese, Karin Stober: Schloss Heidelberg. Führer Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Deutscher Kunstverlag, München 2005, ISBN 3-422-03107-3.

Filme

  • Wilde Schlösser – Schloss Heidelberg. Dokumentarfilm, Deutschland, 2017, 42:55 Min., Buch und Regie: Miriam Zimmermann, Brian McClatchy, Robert Wiezorek, Produktion: taglicht media, arte, ZDF, Reihe: Wilde Schlösser, Erstsendung: 30. Oktober 2017 bei arte, Inhaltsangabe von ARD. Zum Biotop, Medizingeschichte und Geschichte des Schlosses.
  • Schloss Heidelberg: Die baugeschichtliche Entwicklung. Animationsfilm mit Luftaufnahmen, Deutschland, 2016, 4:35 Min., Regie: Julian Hanschke, Produktion: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Internetpublikation: 23. November 2016 bei YouTube, online-Video.
Commons: Heidelberger Schloss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jörg Tröger: 06.09.1693: Französische Truppen zerstören das Heidelberger Schloss. (Memento vom 25. März 2013 im Internet Archive). In: SWR2 Zeitwort, 6. September 2013, (PDF; 21 kB), Audio-Datei, 4 Min. (Memento vom 7. November 2017 im Internet Archive)
  2. Bernd Müller: Architekturführer Heidelberg, Bauten um 1000–2000. Stadt Heidelberg (Hrsg.), Edition Quadrat, Mannheim 1998, ISBN 3-923003-78-1, S. 46.
  3. Die Sehnsucht führte nach Heidelberg. Die Romantik. In: schloss-heidelberg.de / Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, aufgerufen am 28. August 2019.
  4. Hartmut Goege: Schloss Heidelberg. Romantische Ruine. Ein Gewitter vor 250 Jahren und seine Folgen. In: Deutschlandfunk Kultur, 24. Juni 2014.
  5. de castrum Stalecka in castrum Heidelberg“, Heiligenvita des Eberhard von Kumbd (von ca. 1220). Siehe dazu: Franz Schneider: Die Vita Eberhardi de Commeda (auch de Stalecke genannt) als rheinische Geschichtsquelle für die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 110, NF 71, 1962, S. 37ff.
  6. Thomas Steinmetz: Burgen im Odenwald. Verlag Ellen Schmid, Brensbach 1998, ISBN 3-931529-02-9, S. 62f.
  7. Victor Hugo: Heidelberg
  8. Christian Pantle: Der Dreißigjährige Krieg. Als Deutschland in Flammen stand. Propyläen Ullstein Buchverlage, Berlin 2017, ISBN 978-3-549-07443-5, S. 188.
  9. Clemens Brentano: Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg … 1806, zitiert in: Heidelberger Geschichtsverein.
  10. Urs Büttner: Poiesis des 'Sozialen'. Achim von Arnim frühe Poetik bis zur Heidelberger Romantik (1800–1808). Gruyter, Berlin / Boston 2015, ISBN 978-3-11-031457-1, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  11. Ingrid Scheurmann: Konservieren, nicht restaurieren. Das Heidelberger Schloss. (Memento vom 7. November 2017 im Internet Archive). In: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, November 2009; zum richtungsweisenden Grundsatzstreit um eine vollständige bzw. teilweise Wiederherstellung oder nur Konservierung des Heidelberger Schlosses um 1900.
  12. Mark Twain: Bummel durch Europa, 1878.
  13. Dudler in Heidelberg. Besucherzentrum des Schlosses fertig. In: BauNetz, 24. Februar 2012, mit Fotos.
  14. Birgit Sommer: Das Besucherzentrum ist fertig. „Ein Highlight von internationalem Rang“. In: Rhein-Neckar-Zeitung, 24. Februar 2012.
  15. Rüdiger Soldt: Heidelberger Weihnachtsmarkt wegen Fledermäusen verlegt. In: faz.net. 19. Oktober 2016, abgerufen am 20. Dezember 2016.
  16. Hans Weckesser: Geliebter Wasserturm, Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (MMV), Mannheim 1991, ISBN 978-3-87804-206-8.
      Quelle: Johann Andreas von Traitteur: Die Wasserleitungen von Mannheim: mit einer Karte von der Gegend bei Mannheim, Schwetzingen, Rohrbach … 1798, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  17. Über den Ausbau zur Festung ausführlich: Ulrich Schütte: Das Schloss als Wehranlage. Befestigte Schlossbauten der frühen Neuzeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, ISBN 3-534-11692-5, S. 89–101.
  18. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe. Bearbeitet von Dagmar Zimdars u. a.
  19. Julian Hanschke: Schloss Heidelberg: Architektur und Baugeschichte. Karlsruhe 2015
  20. Wilhelm Sigmund: Die Engelsköpfchen am Ruprechtsbau. (Memento vom 8. Juni 2009 im Internet Archive). Zitiert in: heidelberger-altstadt.de.
  21. Hanns Hubach: Kurfürst Ottheinrich als Hercules Palatinus. Vorbemerkungen zur Ikonographie des Figurenzyklus an der Fassade des Ottheinrichbaus im Heidelberger Schloss. In: Barbara Zeitelhack (Hrsg.): Pfalzgraf Ottheinrich: Politik, Kunst und Wissenschaft im 16. Jahrhundert, Regensburg 2002, S. 231–248.
  22. Zitiert in: Adolf von Oechelhäuser, Das Heidelberger Schloss. Bau- und kunstgeschichtlicher Führer. 6. Auflage, Hörning, Heidelberg 1923, S. 163, Fußnote.
    Quelle: Karl Bernhard Stark: Das Heidelberger Schloß in seiner kunst- u. culturgeschichtl. Bedeutung, in: HZ 6, 1861, S. 94–141.
  23. Stephan Hoppe: Die Architektur des Heidelberger Schlosses in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Neue Datierungen und Interpretationen. In: Volker Rödel (Hrsg.): Mittelalter. Schloss Heidelberg und die Pfalzgrafschaft bei Rhein bis zur Reformationszeit. Begleitpublikation zur Dauerausstellung. Regensburg 2002, S. 183–190.
  24. Zitiert nach Marc Rosenberg: Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses. Heidelberg 1882, S. 97, siehe: Digitalisat von der UB Heidelberg.
  25. Reinhard Hoppe: Perkeo. (Memento vom 6. Juni 2009 im Internet Archive). Zitiert in: heidelberger-altstadt.de.
  26. Günter Heinemann: Heidelberg. Prestel, München 1983, ISBN 3-7913-0622-7.
  27. Daniel Häberle: Der Hexenbiss. (Memento vom 16. April 2009 im Internet Archive). Zitiert in: heidelberger-altstadt.de.
  28. Wilhelm Sigmund: Der Rittersprung. (Memento vom 16. Juli 2006 im Internet Archive). Zitiert in: heidelberger-altstadt.de.
  29. Scheffel-Anekdoten. (Memento vom 29. September 2011 im Internet Archive). Zitiert in: heidelberger-altstadt.de.
  30. Dirk Van der Cruysse: » Madame sein ist ein ellendes Handwerck. « Liselotte von der Pfalz – eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs. Aus dem Franz. übersetzt von Inge Leipold. Piper, München 1990, ISBN 978-3-492-12141-5, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  31. Mark Twain: Bummel durch Europa.
  32. Memories of Heidelberg, in: Der Sonntag (Karlsruhe), 25. Juni 2017, S. 4.
  33. Marion Gottlob: Heimatforscher Horst Hasselbach ist gestorben. In: Rhein-Neckar-Zeitung, 17. Dezember 2017.
  34. Weil der Feuerzauber die Gekrönten freut … In: Rhein-Neckar-Zeitung, 30. August 2005.

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