Frühromantik
Die Frühromantik, ein Zeitabschnitt der Romantik, auch genannt die „Ältere Romantik“, dauerte von 1795 bis 1804.
- Theoretischer Aufbau der neuen Lebenseinstellung und Kunstanschauung
- Zeitschrift Athenäum (Philosophie, Theorie, literarische Werke)
- Zentren sind Jena (Universität),[1] Berlin (literarische Salons)
Philosophen
Fichte knüpft unmittelbar an Kant an und widmet sich rein menschlich einer auf dem Ich fundierten Theorie von Erkenntnis. Das Ich (= die schöpferische menschliche Persönlichkeit) schafft sich mit Hilfe der schöpferischen Phantasie das Nicht-Ich (= Außen-/Umwelt), an dem es sich sittlich betätigen kann. Das Nicht-Ich ist daher nichts Fremdes, sondern eine Schöpfung des Ichs!
Schelling schließt kritisch an Fichtes Wissenschaftslehre an. Natur und Geist bilden eine Einheit. Sie sind zwei Offenbarungen desselben Prinzips, der „Weltseele“. Alles im Universum ist beseelt. Die Kunst ist die höchste Gestaltung alles Irdischen.
Wissen und Glauben, Wissenschaft und Kunst, Philosophie und Religion sind für die Romantiker eins → romantische Universalpoesie → Schleiermacher: Religion ist Einssein des Einzelnen mit dem Unendlichen.
Theoretiker
Vorlesungen, Übersetzungen (u. a. hat August Wilhelm Schlegel zusammen mit seiner damaligen Ehefrau Caroline (später: Schelling) und Ludwig Tieck Shakespeare ins Deutsche übersetzt)
Der Dichter schafft mit Hilfe der Phantasie Werke („Genie“ = Steigerung einer allen Menschen angeborenen Fähigkeit). So, wie das menschliche Ich das Nicht-Ich schafft, ist Dichten Umsetzung des Geistes um dichterische Bilder: 1. Akt der dichterischen Phantasie = Gegenstände zu erschaffen; 2. Akt der dichterischen Phantasie = diese Gegenständlichkeit in Gleichnisse und dichterische Bilder aufzulösen. → Der Dichter deutet die Welt neu. Er kann das von ihm Geschaffene jederzeit wieder zerstören (Zerstörung einer zuvor geschaffenen Illusion = romantische Ironie)
Dichter
- Shakespeare-Übersetzung mit August Wilhelm Schlegel
- Bearbeitung deutscher Volksbücher (in seltsamer Mischung von lyrischen, epischen und dramatischen Darstellungsformen)
- Novellen, romantische Märchendramen
- Lyrik: innige Religiosität im Sinne der Romantik (Novalis fordert Rückkehr zur katholischen Einheit Europas), v. a. Hymnen an die Nacht = rhythmische Prosa (tiefe Erschütterung über den Tod seiner 15-jährigen Braut – Todessehnsucht: der Geliebten „nachsterben“)
- Phantastischer Entwicklungsroman Heinrich von Ofterdingen (dieser galt in der Romantik als Schöpfer des Nibelungenlieds): Symbol der blauen Blume (verheißt Heinrich im Traum alle Seligkeit → Symbol der Sehnsucht), Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit; unvollendet (Novalis stirbt mit 29 Jahren an einem Lungenleiden)
Literatur
- Ernst Behler: Frühromantik. de Gruyter, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-11-011888-2 (Sammlung Göschen 2807), Einführung.
- Reprint 2010: ISBN 978-3110118889
- Manfred Frank: „Unendliche Annäherung“. Die Anfänge der philosophischen Frühromantik. 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-28928-4 (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1328).
- Lothar Pikulik: Frühromantik. Epoche, Werke, Wirkung. 2. bibliographisch ergänzte Auflage. Beck, München 2000, ISBN 3-406-47030-0 (Arbeitsbücher zur Literaturgeschichte).