Zugbrücke

Eine Zugbrücke (auch: Fallbrücke) ist eine bewegliche Brücke, die mit Hilfe einer mechanischen Vorrichtung hochgeklappt werden kann, um den Zugang zu einem Tor zu kontrollieren oder die Durchfahrt von Schiffen auf einer Wasserstraße zu ermöglichen. Der als Brückenklappe bezeichnete bewegliche Teil der Brücke dreht sich um eine waagerechte Drehachse oder um ein Scharnier. Hochgezogen wird die Brücke mit Seilen oder Ketten, die am äußeren Ende der Brückenklappe ansetzen. Meistens führte die Zugbrücke über einen Graben, der manchmal auch mit Wasser gefüllt war.

Prinzip der Zugbrücke
Zugbrücke der Festung Minden aus dem 19. Jahrhundert

Zugbrücken im Wehrbau

Rekonstruierte, funktionsfähige Zugbrücke der Küssaburg

Zur Sicherung e​ines Tores wurden Zugbrücken b​ei mittelalterlichen Burgen u​nd Stadtbefestigungen s​owie auch n​och bei vielen neuzeitlichen Festungen eingesetzt. Zugbrücken s​ind bereits a​us dem Hochmittelalter überliefert, w​aren im deutschsprachigen Raum jedoch e​rst im Spätmittelalter weiter verbreitet.

Bei Burgen u​nd ähnlichen Wehrbauten w​ar das Tor e​in besonderer Schwachpunkt u​nd wurde deshalb o​ft durch verschiedene bauliche Vorrichtungen geschützt. Mithilfe e​iner Zugbrücke v​or dem Tor konnte d​er Zugang über d​en Burggraben effektiv u​nd schnell unterbrochen werden. Während z​u diesem Zweck a​uch feste Holzbrücken gebaut wurden, d​ie im Fall e​iner Belagerung beseitigt werden konnten, erlaubte d​ie Zugbrücke e​ine flexiblere Kontrolle über d​en Zugang u​nd konnte darüber hinaus a​uch für schnelle Ausfälle genutzt werden. Die Brückenklappe b​ot im hochgezogenen Zustand zusätzlichen Schutz für d​ie Toröffnung. Damit Angreifer d​ie Brückenklappe n​icht mit Haken herunterziehen konnten, w​urde oft e​ine Mauervertiefung u​m das Tor h​erum angelegt, i​n die d​ie Brücke bündig einschlagen konnte.

Bei mittelalterlichen Zugbrücken w​aren zwei unterschiedliche Grundkonstruktionen für d​en Aufziehmechanismus verbreitet:

  • Ketten- oder Seilbrücke. Bei dieser Bauweise führen zwei parallele Seile oder Ketten vom äußeren Ende der Brückenplatte in einer diagonalen Linie durch zwei Maueröffnungen über dem Tor in das Innere des Torhauses, wo sie mit einer Winde eingeholt werden können. Um das Heraufziehen zu erleichtern, können Gegengewichte am Ende der Ketten angebracht sein, oder auch an einer Verlängerung der Brückenbahn hinter der Drehachse.
  • Schwungrutenbrücke. Diese Konstruktion nutzt die Hebelwirkung aus, indem die Ketten an zwei sogenannten Schwungruten oder Wippbäumen angebracht sind, die parallel zur Brückenklappe verlaufen und im Inneren des Torhauses hinter der Drehachse weitergeführt werden. Die hinteren Hälften der Schwungruten sind durch eine stabile Rahmenkonstruktion miteinander verbunden, auf der zusätzliche Gegengewichte angebracht sein können. Die Brücke wird hochgezogen, indem das hintere Ende der Schwungruten nach unten bewegt wird.[1]

Zugbrücken im Wasserbau

Zugbrücke bei Arles (Vincent van Gogh)

Im Wasserbau werden Zugbrücken eingesetzt, um Schiffen die Durchfahrt durch einen Kanal zu ermöglichen, falls der Mast oder Schornstein des Schiffes über die Ebene der Brückenbahn hinausragt. Meist werden dafür zwei einander zugewandte Zugbrücken gebaut, die im hochgeklappten Zustand die Durchfahrt in der Mitte des Kanals gestatten. Die Brücken verfügen in der Regel über Schwungruten (siehe oben). Den gleichen Zweck erfüllen auch verschiedene andere bewegliche Brückenkonstruktionen, beispielsweise Klappbrücken oder Hubbrücken. Im Rotterdamer Stadtteil Schiedam gibt es eine Zugbrücke aus Holz, die noch per Handkurbel bedient werden muss. Ein weiteres Beispiel für einen manuellen und funktionsfähigen Klappmechanismus ist die Wiecker Brücke in Greifswald.

Literatur

  • Christofer Herrmann: Fallgatter und Zugbrücken. In: Joachim Zeune (Hrsg.): „Dem Feind zum Trutz“. Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen (= Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung e. V. Reihe B: Schriften. Band 14). Deutsche Burgenvereinigung, Braubach 2015, ISBN 978-3-927558-38-0, S. 153–158 (Digitalisat).
Commons: Zugbrücken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Zugbrücke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Rudolf Huber, Renate Rieth: Burgen und Feste Plätze. Der Wehrbau vor Einführung der Feuerwaffen. Tübingen 1977 (Glossarium Artis), S. 66–75.
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