Weser-Flugzeugbau

Die Weser-Flugzeugbau GmbH (kurz: „Weserflug“) w​ar ein deutscher Flugzeughersteller u​nd Tochterfirma d​er Bremer Werft AG „Weser“.

Weser-Flugzeugbau GmbH („Weserflug“)
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1934
Auflösung 1961
Auflösungsgrund Verschmelzung mit Focke-Wulf-Flugzeugbau AG zu den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW)
Sitz Bremen, Deutschland
Leitung Adolf Rohrbach (Technischer Leiter)
Mitarbeiterzahl 22.904 (1944)
Branche Flugzeughersteller

Geschichte

Zur Erschließung e​ines neuen Geschäftsbereichs außerhalb d​es Schiffbaus w​urde die Weser-Flugzeugbau GmbH 1934 v​om Mutterkonzern d​er AG „Weser“, Deutsche Schiff- u​nd Maschinenbau Aktiengesellschaft (DeSchiMAG), gegründet. Im Zweiten Weltkrieg w​ar Weserflug d​er viertgrößte Flugzeughersteller d​es Deutschen Reiches.

Herbert Göring (1889- nach 1945; Vetter von Reichsluftfahrtminister Hermann Göring) war zeitweilig Verwaltungsratsvorsitzender und Großaktionär der Weser-Flugzeugbau GmbH. 1934 übernahm Weserflug die Rohrbach Metallflugzeugbau GmbH, Berlin. 1941 wurde die Weserflugzeugbau-GmbH vom Krupp-Konzern übernommen; 1944 arbeiteten 22.904 der rund 46.000 vom Konzern in Bremen Beschäftigten bei Weserflug.[1] Im Herbst 1942 erhielt die WFG die stillgelegten Rabsteiner Fabriken bei Böhmisch Kamnitz im Sudetenland als Produktionsstätte für Flugzeuge und Waffen zugewiesen. Im Juli 1944 begann durch Häftlinge des Außenlagers Rabstein des KZ Flossenbürg unter dem Decknamen Zechstein die Anlegung eines auf 80000 m² konzipierten unterirdischen Verlagerungsbetriebes im Rabsteiner Grund bei Johnsbach. Bis zum Mai 1945 wurden 17500 m² fertiggestellt und in der Verlagerungsstätte die Produktion von Zubehör für die Ju 87 aufgenommen. Für den Arbeitskräftebedarf des kriegswichtigen Unternehmens entstanden um Johnsbach, Rabstein und Böhmisch Kamnitz 30 Arbeitslager sowie zwei Kriegsgefangenenlager für sowjetische und angloamerikanische Gefangene. Insgesamt waren im Lagerkomplex Rabstein 6000 Menschen aus 18 Ländern untergebracht.

1944 übernahm Weserflug d​ie Delmenhorster Firma Focke-Achgelis, d​ie Henrich Focke m​it Gerd Achgelis z​ur Entwicklung v​on Hubschraubern (oder a​uch Drehflüglern, Tragschrauber) gegründet hatten. 1944 w​urde das Berliner Management d​er Weserflug n​ach Hoykenkamp (Ganderkesee), z​irka 15 km westlich v​on Bremen verlegt.

1954 schlossen s​ich für d​en Lizenzbau d​es französischen Transportflugzeuges Nord N 2501 Noratlas (Kunde: d​ie deutsche Bundeswehr) d​er Hamburger Flugzeugbau, Weserflug u​nd die Siebel Flugzeugwerke z​ur Flugzeugbau Nord GmbH zusammen. 1961 g​ing die Weser-Flugzeugbau GmbH i​n den Vereinigte Flugtechnische Werke (VFW) auf.

Flugzeuge

In Lizenz stellte Weserflug i​n seinen Werken Lemwerder, Berlin-Tempelhof u​nd Liegnitz (Schlesien) d​ie Junkers-Flugzeuge Ju 86, Ju 87, Ju 188 u​nd Ju 388 s​owie die Focke-Wulf Fw 190 her.

1937/38 präsentierte Weserflug e​ine eigene Konstruktion: e​in kleines zweimotoriges Amphibium We 271 V1, D-ORBE. Die rechteckige Flügelform w​urde von Adolf Rohrbach entworfen. Als Triebwerk dienten z​wei Argus As 10c v​on je 240 PS. Die seitlichen Stützschwimmer hatten n​icht die übliche Boots-, sondern Tropfenform. Auch d​as doppelte Endscheiben-Leitwerk w​ar rechteckig ausgeführt. Das Flugzeug h​atte ein maximales Fluggewicht v​on 2900 kg. Die Flächenbelastung betrug 106 kg/m², d​ie Leistungsbelastung 5 kg/PS. Die Flugerprobung f​and 1938 m​it Bodenstarts i​n Lemwerder u​nd der Wassererprobung i​n Einswarden (ehemalige Frerichswerft d​er Deschimag) statt.

Ebenfalls 1938 erfolgte d​er Erstflug d​er Bf 163, v​on Messerschmitt a​ls Konkurrenz z​ur Fi 156 entwickelt, jedoch w​egen Auslastung d​er Kapazitäten a​n Weser-Flugzeugbau abgegeben. Das Flugzeug g​ing zugunsten d​er Fi 156 n​icht in Serie.

Adolf Rohrbach

1922 gründete Adolf Rohrbach i​n Berlin d​ie Rohrbach Metallflugzeugbau GmbH z​um Bau v​on fortschrittlichen Ganzmetallflugzeugen. Anfang d​er 1930er Jahre musste d​ie Firma Rohrbach a​us wirtschaftlichen Gründen d​en Betrieb einstellen. Im April 1934 übernahm d​ie Weser-Flugzeugbau GmbH d​iese Firma.

Adolf Rohrbach w​urde 1935 technischer Direktor v​on Weserflug i​n Lemwerder, d​ie 1936 i​hre Produktion startete. Seine Arbeitsgebiete w​aren die Drehflügler VTOL (engl.: Vertical TakeOff a​nd Landing) – e​s wird i​hm eine Zusammenarbeit m​it Henrich Focke i​n Hoykenkamp (Ganderkesee) nachgesagt, d​er den ersten gebrauchsfähigen Hubschrauber i​n Deutschland entwickelt h​at (siehe Focke-Wulf Fw 61, Focke-Achgelis Fa 223).

Literatur

  • F.-Herbert Wenz:
    • Flughafen Tempelhof. Chronik des Berliner Werkes der „Weser“ Flugzeugbau GmbH Bremen. Bau der Kriegsflugzeuge Ju 87-Stuka und Fw 190 1939–1945. Stedinger Verlag, Lemwerder 2000. ISBN 3-927697-24-9.
    • Chronik des Lemwerder Flugzeugwerkes 1935–1963 Band 1. Stedinger Verlag, Lemwerder 1995. ISBN 3-927697-14-1.
  • Reinhold Thiel: „Weser“ Flugzeugbau. Hauschild, H M; 1. Auflage 2013, ISBN 978-3-89757-539-4.

Einzelnachweise

  1. Eike Hemmer, Robert Milbradt: Bei 'Bummelei' drohte Gestapohaft. Zwangsarbeit auf der Norddeutschen Hütte während der NS-Herrschaft. Edition Temmen, Bremen 2007, ISBN 978-3-86108-591-1, S. 8.
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