Blaubeuren
Blaubeuren ist eine Stadt im Alb-Donau-Kreis im Osten von Baden-Württemberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Alb-Donau-Kreis | |
Höhe: | 516 m ü. NHN | |
Fläche: | 79,11 km2 | |
Einwohner: | 12.434 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 157 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 89143 | |
Vorwahl: | 07344 | |
Kfz-Kennzeichen: | UL | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 25 020 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Karlstraße 2 89143 Blaubeuren | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Jörg Seibold | |
Lage der Stadt Blaubeuren im Alb-Donau-Kreis | ||
Geographie
Geographische Lage
Die Kernstadt Blaubeuren liegt am Fuße der Schwäbischen Alb, 16 Kilometer westlich von Ulm. Die bei der Gebietsreform 1975 eingemeindeten heutigen Ortsteile Seißen mit Wennenden und der Steigziegelhütte sowie Sonderbuch, Asch und die Hessenhöfe befinden sich nördlich auf der Hochebene der Schwäbischen Alb, die Dörfer Beiningen, Erstetten und Pappelau südlich auf dem Hochsträß. Gerhausen sowie der Hauptort Blaubeuren liegen im Blautal. Der im Aachtal gelegene Stadtteil Weiler ist, wie auch Gerhausen, weitgehend mit dem Hauptort Blaubeuren zusammengewachsen.
Nachbargemeinden
Die Stadt grenzt im Norden an den Ortsteil Suppingen der Stadt Laichingen und an Berghülen, im Osten an Blaustein, im Süden an Ulm und Erbach und im Westen an die Stadt Schelklingen und die Gemeinde Heroldstatt.
Stadtgliederung
Die Stadt Blaubeuren besteht aus den Ortsteilen Blaubeuren, Gerhausen, Altental, Asch, Beiningen, Pappelau, Erstetten, Sotzenhausen, Seißen, Wennenden, Sonderbuch und Weiler mit der Kernstadt Blaubeuren und 18 weiteren Dörfern, Weilern, Höfen und (Einzel-)Häusern.[2]
Schutzgebiete
In Blaubeuren liegen die Naturschutzgebiete Rabensteig und Untere Hellebarten. Im Nordosten hat die Stadt zudem Anteil am Naturschutzgebiet Kleines Lautertal. Die Flächen um den Rabensteig sind auch als Bannwald ausgewiesen, das Kleine Lautertal als Schonwald. Einige Landschaftsteile auf dem Stadtgebiet wurden als Landschaftsschutzgebiet Blaubeuren ausgewiesen. Die Stadt hat überdies Anteile an den FFH-Gebieten Tiefental und Schmiechtal und Blau und Kleine Lauter sowie am Vogelschutzgebiet Täler der Mittleren Flächenalb.[3]
Geschichte
Vorgeschichte
Im Blau- und Aachtal in der Nachbarschaft von Blaubeuren befinden sich mehrere Höhlen mit bedeutenden archäologischen Fundstellen eiszeitlicher Jäger und Sammler (Jungpaläolithikum). Genannt seien die Brillenhöhle, der Hohle Fels (bei Schelklingen) und das Geißenklösterle. Funde und Grabungsergebnisse werden heute im Urgeschichtlichen Museum präsentiert.
Mittelalter
Bereits in alemannischer Siedlungszeit (6./7. Jahrhundert) bestand eine Siedlung Beuren an der Blau, am Rucken wurden Grabstätten aus dieser Zeit gefunden. Hier bestand auch schon früh eine Johannes dem Täufer geweihte Kapelle. Die Keimzelle der heutigen Stadt ist jedoch das um 1085 von den Grafen von Tübingen am Blautopf gegründete Benediktinerkloster Blaubeuren, das von Mönchen aus dem Kloster Hirsau bezogen wurde. Das Kloster förderte den Zuzug von Handwerkern und Dienstleuten und besaß das Marktrecht, so dass sich um das Kloster rasch eine weltliche Gemeinde entwickelte, die bei ihrer ersten Erwähnung in zwei am 24. Dezember 1267 ausgestellten Urkunden bereits als befestigte Stadt im Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen erscheint.
1282 wurde die Stadt durch die Heirat einer Tochter (Agnes) des Grafen Rudolf I. der Scheerer von Tübingen-Herrenberg mit Graf Ulrich II. von Helfenstein an die Grafen von Helfenstein vererbt. Dessen Sohn Ulrich III. verkauft die Stadt am 28. August 1303 an die Herzöge von Österreich, erhielt sie jedoch umgehend als Erblehen zurück. Die Ortsherrschaft blieb bei den Grafen von Helfenstein, bis diese sie (nach mehreren Verpfändungen ab 1384) im Jahr 1447 an die Grafen von Württemberg verkauften.
Württembergische Zeit
Bereits im 14. Jahrhundert ist eine Stadtschule nachgewiesen, 1418 wurde das Marktrecht durch König Sigismund erweitert und danach ein Rathaus (Kaufhaus) am Markt errichtet, um 1425 wurde das Spital gegründet. In württembergischer Zeit nach 1447 wurde die Stadt zum Sitz des Amts Blaubeuren und erhielt damit eine wichtige Verwaltungsfunktion für die umliegenden Orte. Württemberg reformierte auch die städtische Verwaltung, so dass neben dem Bürgermeister in der Mitte des 15. Jahrhunderts auch erstmals ein mit Bürgern besetzter Rat erscheint.
Die Reformation wurde 1534/1535 ohne große Schwierigkeiten durchgeführt. Infolgedessen wurde das Kloster aufgehoben und in eine evangelische Klosterschule umgewandelt, die im seit 1817 bestehenden evangelischen Seminar, einem altsprachlichen Gymnasium, fortbesteht. Die geistlichen Pfründeinkünfte fielen an den württembergischen Herzog, das Spital wurde 1537 der Stadt übertragen. Um 1540 erlangte die Stadt das Monopol zum Eisen- und Salzhandel, 1608 wurde das Marktrecht um zwei weitere Märkte erweitert.
Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges fiel Blaubeuren kurzfristig wieder an Österreich zurück, auch das Kloster wurde erneut von Mönchen bewohnt. Nach 1635 war der Ort Schauplatz von Kampfhandlungen und wurde teilweise verwüstet, nach 1637 versuchte die österreichische Herrschaft, gegen den Willen der Bevölkerung, den katholischen Glauben zu restituieren. Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde Blaubeuren an das Herzogtum Württemberg zurückgegeben.
Bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches (1806) war Blaubeuren Grenzstadt des Herzogtums und gleichzeitig Amtsstadt (später Oberamt). Das Oberamt Blaubeuren (vergleichbar einem Landkreis) existierte während der Zeit des Königreichs und Volksstaates Württemberg weiter bis 1934 und wurde dann unter der Bezeichnung Kreis Blaubeuren fortgeführt. 1938 wurde dieser im Zuge einer Verwaltungsreform in der NS-Zeit aufgelöst; seine Gemeinden wurden größtenteils wie Blaubeuren selbst dem Landkreis Ulm zugeschlagen.
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wuchs Blaubeuren nicht über die mittelalterliche Stadtmauer hinaus. Das änderte sich erst 1830, als diese im Zuge der Industrialisierung teilweise abgetragen wurde. Im Zentrum standen dabei die Ausbeutung der Kalkvorkommen im Blautal und die damit verbundene Ansiedlung der Zementindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu einer weiteren Ausdehnung der Stadt, diesmal nach Süden, kam es nach 1868, als mit der Eröffnung des Bahnhofs Blaubeuren an der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen angeschlossen wurde. 1934 wurde der Nachbarort Gerhausen eingemeindet.[4]
Zementfabrik
Unter Führung der 1875 von Julius Spohn gegründeten „Cementfabrik Blaubeuren Gebrüder Spohn“, schlossen sich 1903 die süddeutschen Zementfabriken zu einem Kartell, zusammen. Im folgenden Jahr erfolgte die Umwandlung des Blaubeurer Zementwerks in eine Aktiengesellschaft, der Portland-Zement Blaubeuren Gebrüder Spohn AG. Diese wurde 1938 mehrheitlich von der Portland-Zementwerke Heidelberg AG (der späteren HeidelbergCement AG) übernommen. Die vollständige Integration in den Heidelberger Zementkonzern erfolgte 1966. Mit dem ersatzlosen Abbruch des unrentabel gewordenen Zementwerks 1998/1999 durch die HeidelbergCement AG endete die Geschichte Blaubeurens als bedeutender Standort der europäischen Zementindustrie.
Nachkriegszeit
1945 geriet Blaubeuren als Teil des Landkreises Ulm in die Amerikanische Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. 1973 erfolgte die Kreisreform in Baden-Württemberg, bei der Blaubeuren zum Alb-Donau-Kreis kam.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurden am 1. Januar 1974 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Asch und Sonderbuch sowie am 1. Januar 1975 die Gemeinden Beiningen, Pappelau, Seißen und Weiler eingemeindet.
Politik
Gemeinderat
In Blaubeuren wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Blaubeuren hat nach der letzten Wahl 25 Mitglieder (unverändert). Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Bei der Unechten Teilortswahl ist die Gemeinde in sieben Wahlbezirke unterteilt, die nach der baden-württembergischen Gemeindeordnung als Wohnbezirke bezeichnet werden, wobei zum Teil mehrere Ortsteile zu einem Wohnbezirk zusammengefasst sind. Zudem sind sechs Ortschaften (Asch, Beiningen, Pappelau, Seißen, Sonderbuch und Weiler) im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit jeweils eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzender eingerichtet. Die Ortschaftsräte der Ortschaften Pappelau und Seißen werden entsprechend dem System der Unechten Teilortswahl gewählt und die beiden Ortschaften sind dafür ebenfalls in Wohnbezirke unterteilt.[5]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2019 |
Sitze 2019 |
% 2014 |
Sitze 2014 |
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FW | Freie Wähler | 34,8 | 9 | 39,5 | 10 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 21,2 | 5 | 25,1 | 6 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 20,8 | 5 | 19,5 | 5 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 23,2 | 6 | 15,9 | 4 | |
gesamt | 100,0 | 25 | 100,0 | 25 | ||
Wahlbeteiligung | 57,3 % | 50,5 % |
Wappen und Flagge
Das Wappen zeigt seit 1471 das sogenannte „Blaumännle“ – ein stehender, blau gekleideter Mann auf goldenem Grund, mit grünem Kranz im Haar, mit den Händen je eine aufrechte, auswärts gekehrte schwarze Hirschstange haltend.
Die Blaubeurer Stadtfarben sind Blau-Gelb.
Bürgermeister
Bürgermeister der Stadt Blaubeuren ist Jörg Seibold. Die erste Amtszeit des Diplom-Verwaltungswirts (FH) und Diplom-Verwaltungswissenschaftlers begann am 3. Juli 2002. Er setzte sich am 21. April 2002 im ersten Wahlgang mit 67,3 % gegen drei Mitbewerber durch und trat damit die Nachfolge von Georg Hiller an, der das Amt 24 Jahre innehatte und nicht mehr zur Wahl antrat. 2010 wurde Seibold mit 98,4 % der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Bei der Bürgermeisterwahl am 15. April 2018 wurde Jörg Seibold mit 92,3 % der abgegebenen Stimmen wiedergewählt und erhielt damit ein klares Votum für eine dritte Amtszeit.
Städtepartnerschaften
Partnerstadt ist seit 1990 Tharandt in Sachsen. Weitere Partnerschaften bestehen mit dem Distrikt Brecknockshire in Powys/Wales (Großbritannien) sowie den Gemeinden Kryštofovo Údolí (Christophsgrund) und Novina (Neuland) in Tschechien.
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
Die Unternehmensgruppe Merckle (Pharmaindustrie) hat ihren Hauptsitz in Blaubeuren. Ebenfalls in Blaubeuren befindet sich die Firmenzentrale von Centrotherm.
Verkehr
Der Bahnhof Blaubeuren liegt an der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen und ist Regionalexpress-Halt. Im Stunden-Takt verbindet dieser beide Städte an der Donau. Zweistündlich wird über Donaueschingen Neustadt (Schwarzwald) erreicht. Zusätzlich verdichten Züge der Regionalbahn-Linie Ehingen (Donau) – Ulm – Memmingen den Fahrplan. Neben dem Bahnhof Blaubeuren befindet sich im Stadtteil Gerhausen ein Haltepunkt. Blaubeuren gehört dem Donau-Iller-Nahverkehrsverbund (DING) an. Blaubeuren liegt an der Bundesstraße 28 zwischen Reutlingen und Ulm. In der Stadt beginnt auch die Bundesstraße 492 nach Ehingen. Von Stuttgart oder München aus ist die Stadt über die ca. 12 km Luftlinie entfernte A 8 zu erreichen.
Im Ortsteil Sonderbuch befindet sich der Flugplatz Blaubeuren (Sonderlandeplatz).
Der Alb-Neckar-Radweg erreicht Blaubeuren als Fernradweg. Er führt von Ulm nach Heilbronn.
Religionen
Blaubeuren ist Sitz des Kirchenbezirks Blaubeuren der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Alle Stadtteile Blaubeurens sind evangelisch geprägt. Es gibt evangelische Kirchengemeinden in Blaubeuren, Gerhausen, Weiler, Seißen, Sonderbuch, Asch und Pappelau. Erstetten und Beiningen gehören kirchlich zu Pappelau.
In Blaubeuren gibt es die katholische Kirchengemeinde „Mariä Heimsuchung“ mit einer Filialkirche in Gerhausen. Blaubeuren ist am 2. Juli, dem Fest Mariä Heimsuchung, Ziel einer Wallfahrt mit langer Tradition, die sich auch nach Einführung der Reformation über die Jahrhunderte hindurch erhalten hat.
Auch die Neuapostolische Kirche hat hier eine Gemeinde.
Weitere Freikirchen sind die Ecclesia Blaubeuren[6] (Haus der Hoffnung) und die AlbKirche in Asch[7] welche Teil des BFP sind.
Die muslimische Gemeinde in Blaubeuren, größtenteils türkisch geprägt, entstand nach Migration von Arbeitskräften seit Anfang der 1960er Jahre aus der Türkei. Neben Ehingen und Ulm gehörte Blaubeuren mit der Anfang der 1980er Jahre gegründeten Moscheegemeinde zu den ersten in der Region. Heute gibt es eine muslimische Gebetsstätte sowohl in Blaubeuren als auch im Stadtteil Gerhausen. Nach Neugründungen von muslimischen Gemeinden in den Nachbarstädten Schelklingen und Erbach dienen die Häuser größtenteils nur noch für die Zwecke der örtlichen muslimischen Bevölkerung.
Bildungseinrichtungen
- Das Heinrich-Fabri-Institut ist ein geistes- und sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Eberhard Karls Universität Tübingen.
- Das Joachim-Hahn-Gymnasium Blaubeuren ist ein staatliches Gymnasium mit naturwissenschaftlichem und sprachlichem Zug (Spanisch). Seit es einen von der IZBB geförderten Neubau mit Mensa, Bewegungsraum, Technikraum, Raum der Stille und Bibliothek erhielt, bietet es auch offene Ganztagesbetreuung an.
- Das Evangelische Seminar Blaubeuren, ein staatliches altsprachliches Gymnasium mit evangelischem Internat, nutzt bis heute die Räumlichkeiten des Klosters.
- Im Stadtteil Gerhausen befindet sich die Karl-Spohn-Realschule.
- Die Blautopfschule in Blaubeuren setzt sich zusammen aus einer Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule, welche auch eine Förderschule beherbergt. Weitere Grundschulen befinden sich in den Blaubeurer Stadtteilen Asch, Gerhausen und Seißen.
- Im Kernort Blaubeuren gibt es eine Musikschule und eine Volkshochschule.
- 1947 wurde in Blaubeuren die erste, heute nicht mehr bestehende, Unterkunft des damals neu gegründeten Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) gegründet.
Sporteinrichtungen
Blaubeuren besitzt ein Hallenbad und ein Freibad (Christian-Schmidbleicher-Freibad).[8]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Blaubeuren liegt an der Hauptroute der Oberschwäbischen Barockstraße sowie an der südlichsten Strecke der Deutschen Fachwerkstraße.
Bauwerke
Direkt am Blautopf liegt das 1085 gegründete ehemalige Kloster Blaubeuren. In der Klosterkirche befinden sich ein Hochaltar von 1493 aus der Ulmer Schule und ein gleichaltriges spätgotisches Chorgestühl von Jörg Syrlin dem Jüngeren.
Blaubeuren hat darüber hinaus eine Altstadt mit zahlreichen Fachwerkbauten. Ein großer Gebäudekomplex ist das ehemalige Blaubeurer Spital, wie üblich in der Nähe eines Stadttors (Ulmer Tor) gelegen.
Auf einem felsigen Berg befindet sich das 1926 errichtete „Ruckenkreuz“, ein 8,40 Meter hohes Gedenkkreuz aus Stahlbeton mit einer Spannweite von 2,80 Metern, das an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert.
Im Norden von Gerhausen gibt es einen Monolithen, das „Kriegerdenkmal“, das an die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs erinnert.
Im Stadtgebiet liegen die Reste der Burgen Ruck und Blauenstein, Hohengerhausen (Ortsteil Gerhausen), Greifen- oder Günzelburg und Burkartsweiler (beide Ortsteil Seißen), Sirgenstein (Ortsteil Weiler), und schließlich Gleißenburg (Ortsteil Beiningen).[9]
Museen
Das Urgeschichtliche Museum, das mit dem Institut für Urgeschichte der Universität Tübingen verbunden ist, zeigt altsteinzeitliche Funde aus den Höhlen im Achtal. Wissenschaftliche Erkenntnisse, experimentelle Archäologie und moderne Museumsdidaktik finden sich hier unter einem Dach. Die ältesten figürlichen Kunstwerke der Menschheit, gefunden in den Höhlen um Blaubeuren, darunter die Venus vom Hohle Fels, werden hier moderner Kunst des 20. Jahrhunderts gegenübergestellt. Einer der Höhepunkte des Museums ist die Präsentation von Flöten aus Vogelknochen und Mammutelfenbein, die ältesten bislang gefundenen Musikinstrumente der Welt.
Das ehemalige Badhaus der Mönche im Klostergelände präsentiert im Untergeschoss die historischen Badeeinrichtungen sowie in den Obergeschossen das Heimatmuseum mit Möbeln und Gegenständen aus Blaubeuren.
Im ehemaligen Amtshaus im Klostergelände befindet sich die literarische Gedenkstätte Schubartstube.
Naturdenkmäler
Markanteste Sehenswürdigkeit in Blaubeuren ist der Blautopf, eine Karstquelle, aus der die Blau entspringt. Mit 21 Metern Tiefe ist der Blautopf eine der tiefsten und größten Quellen in Deutschland, aus der zwischen 310 und 32.000 l/s strömen.
Als Klötzle Blei ist zum einen der Metzgerfelsen in der Stadt und zum andern ein Bleiwürfel bekannt, der an diesem Berg angebracht ist. Bekannt ist der Begriff durch den Zungenbrecher: ’s leit a Kletzle Blei glei bei Blaubeira – glei bei Blaubeira leit a Kletzle Blei (vgl. Eduard Mörikes Stuttgarter Hutzelmännchen, Geschichte von der Schönen Lau).
Im Achtal bei Weiler zählen das Felsenlabyrinth, das Felsplateau der ehemaligen Günzelburg und das Geißenklösterle zu den geologischen Besonderheiten.
Die Höhlen rund um Blaubeuren mit der ältesten Eiszeitkunst wurden von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt.[10]
Regelmäßige Veranstaltungen
Einmal jährlich findet in Gerhausen ein weltweit einzigartiges Schlittenrennen statt. Bei dieser als Patenterrennen bekannten Veranstaltung treten Teams aus Lenker und Bremser mit ihren historischen Schlitten gegeneinander an. Laut Patentschrift des Kaiserlichen Patentamtes aus dem Jahr 1911 ist ein Patenter ein lenkbarer Rodelschlitten mit elastischen Kufen, deren Vorderteil beim Lenken seitlich abgebogen wird.
Sonstiges
Auf dem Schillerstein westlich des Teilorts Gerhausen betreibt der SWR den Sender Blaubeuren (Schillerstein), den leistungsschwächsten Rundfunksender in Deutschland.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Heinrich Schmid, später Heinrich III. Fabri († 1493), Abt des Klosters; als Ratgeber und Freund Graf Eberhards im Bart Mitbegründer der Eberhard Karls Universität Tübingen
- Johannes Lupfdich (um 1463–1518), Rechtsprofessor in Tübingen, Anwalt und Rat in verschiedenen Diensten
- Laurentius Autenrieth (1483–1549), Abt des Benediktinerklosters Lorch
- Berthold Schauer († vor 1496), Goldschmiedemeister, tätig in Salzburg
- Johann Magenbuch (1487–1546), Stadtphysicus in Nürnberg und Leibarzt
- Nathanael Köstlin (1744–1826), evangelischer Theologe und Ehrenprälat in Urach
- Christoph Gottfried Bardili (1761–1808), Philosoph
- Johann Gottlob Veiel (1772–1855), württembergischer Oberamtmann
- Carl Theodor Friedrich von Lang (1801–nach 1882), württembergischer Oberamtmann
- Gottlob Adolf Veiel (1802–1864), Jurist und Landtagsabgeordneter
- Christian Friedrich Wurm (1803–1859), Gymnasialprofessor, Historiker, Autor und Politiker
- Matthäus Hipp (1813–1893), Uhrmacher und Erfinder
- Wilhelm Friedrich von Drescher (1820–1897), württembergischer Oberamtmann
- Gustav Adolph Bockshammer (1824–1882), württembergischer Oberamtmann
- Paul Wurm (1829–1911), evangelischer Pfarrer, Theologe und Publizist
- Karl Kübel (1852–nach 1929), Architekt
- Emil Autenrieth (1867–1941), württembergischer Oberamtmann.
- Gerhard Günther (1889–1976), evangelischer Theologe
- Hans Gassebner (1902–1966), Maler und Grafiker
- Wilhelm Schäfer (1902–1979), Politiker (NSDAP), Landrat in Crailsheim
- Kurt Walz (1904–1999), Bauingenieur, Beton-Experte und Manager
- Alfred Doderer-Winkler, Ingenieur und Unternehmer
- Otto C. Straub (1930–2021), veterinärmedizinischer Virologe an der Universität Hohenheim
- Otto-Günter Lonhard (* 1933), Jurist und Heimatforscher
- Hansjörg Weitbrecht (1938–2019), Industrie- und Betriebssoziologe
- Wolfgang Schürle (* 1941), Politiker (CDU), Landrat des Alb-Donau-Kreises
- Ulrich Bauder (* 1944), Chemiker, Physiker und Hochschullehrer
- Immo Eberl (* 1947), Historiker und Hochschullehrer
- Rainer Schach (* 1951), deutscher Bauingenieur und Professor an der TU Dresden
- Volker Schneider (* 1952), Politikwissenschaftler, Professor für materielle Staatstheorie
- Markus Dentler (* 1953), Theaterschauspieler, Theaterregisseur und Theaterleiter
- Rudolf Hausmann (* 1954), Politiker (SPD), Landtagsabgeordneter
- Daniel Bohnacker (* 1990), Freestyle-Skifahrer
- Marius Fischer (* 1993), Regisseur, Kameramann, Drehbuchautor
Persönlichkeiten, die in Blaubeuren gewirkt haben
- Karl Philipp Conz (1762–1827), Dichter und Schriftsteller; war Schüler der Klosterschule in Blaubeuren
- Karl Nüßle (1816–1892), Löwenwirt in Blaubeuren, Landtagsabgeordneter
- Wilhelm Dodel (1850–1934), Jurist; von 1892 bis 1913 Oberamtsrichter in Blaubeuren, „schwäbischer Salomo“ genannt
- Hans Reyhing (1882–1961), Lehrer in Blaubeuren und schwäbischer Heimatdichter
- Adolf Merckle (1934–2009), Unternehmer, Gründer des pharmazeutischen Unternehmens Ratiopharm
- Joachim Hahn (1942–1997), Prähistoriker, grub zwischen 1974 und 1991 in den Höhlen bei Blaubeuren nach Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb, Namengeber des Gymnasiums
- Georg Hiller (* 1946), ehemaliger Bürgermeister und seit 2002 Ehrenbürger Blaubeurens
Ehrenbürger von Blaubeuren (Auswahl)
Vierzehn Ehrenbürger hat die Stadt Blaubeuren bisher ernannt:[11]
- 1867 Ferdinand von Steinbeis[12]
- 1968 Gustav Siegloch
- 1971 Karl Spohn
- 1973 Christian Ruopp
- 1978 Karl Zepf
- 1980 Babette Gundlach
- 1994 Ruth und Adolf Merckle
- 2002 Georg Hiller
- 2018 Erich Straub
Literatur
- Blaubeuren mit der Thalmühle, Bleiche, Papiermühle und zwey Ziegelhütten. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Blaubeuren (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 7). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1830 (Volltext [Wikisource]).
- Wolfgang Adler, Wolfgang Schöllkopf, Joachim Striebel: Blaubeuren. Klemm und Oelschläger, Münster/Ulm 2010, ISBN 978-3-86281-003-1.
- Hansmartin Decker-Hauff und Immo Eberl (Hrsg.): Blaubeuren: die Entwicklung einer Siedlung in Südwestdeutschland. Hrsg. im Auftrag der Stadt Blaubeuren. Thorbecke, Sigmaringen 1986, ISBN 3-7995-4082-2.
- Immo Eberl: Blaubeuren an Aach und Blau: ein historischer Führer durch Stadt und Kloster. Fotos von Toni Oehl. Regio-Verlag Glock u. Lutz, Sigmaringendorf 1989, ISBN 3-8235-8010-8.
- Immo Eberl und Jörg Martin: Urkunden aus Blaubeuren und Schelklingen: Regesten aus den Stadtarchiven Blaubeuren und Schelklingen sowie dem Pfarrarchiv Schelklingen. (Alb und Donau: Kunst und Kultur, 23), Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 2000, ISBN 3-9806664-2-5.
- Eugen Imhof (Hrsg.): Blaubeurer Heimatbuch. Kulturgemeinde Blaubeuren, Blaubeuren 1950.
- Otto-Günter Lonhard: Blaubeurer Häuserbuch vom 15. Jahrhundert bis 1820. Lonhard, Pforzheim 2005.
- Gerrit-Richard Ranft, Stefanie Kölbl (Hrsg.): 40000 Jahre Kunst um Blaubeuren: ein Führer. Fleischhauer und Spohn, Bietigheim-Bissingen 2004, ISBN 3-87230-778-9.
- Stadt Blaubeuren (Hrsg.): Blaubeuren 700 Jahre Stadt: Festschrift aus Anlass des Jubiläums der Stadterhebung. Stadtverwaltung, Blaubeuren 1967.
- Teresa Kolar: „Expressiver Realismus“ im sakralen Raum. Wandmalereien von Wilhelm Geyer in Blaubeuren. Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Jahr 2018, Heft 3, S. 184–190 (PDF; 9,8 MB)
- Martin Zeiller: Blawbeuren. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Sueviae (= Topographia Germaniae. Band 2). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 37–38 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Blaubeuren bei LEO-BW
- Homepage der Stadt Blaubeuren
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Hauptsatzung
- Daten- und Kartendienst der LUBW
- Stadt Blaubeuren: Gerhausen. Abgerufen am 8. Januar 2022.
- Hauptsatzung der Stadt Blaubeuren vom 16. September 1974, zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 abgerufen am 1. Juni 2009.
- www.gvcb.de
- www.albkirche.de – AlbKirche, vormals Volksmission Asch
- blaubeuren.de
- Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4, S. 312–317.
- Unesco-Entscheidung: Eiszeit-Höhlen bei Ulm sind Weltkulturerbe. In: Spiegel Online. 9. Juli 2017, abgerufen am 9. Juni 2018.
- msc: Die Ehrenbürgerschaft und die Träger. In: Schwäbische Zeitung. 2. November 2018, abgerufen am 12. Dezember 2020.
- Steinbeis, Ferdinand von (seit 1851) in der Deutschen Biographie