LEO-BW
LEO-BW ist ein landeskundliches Online-Informationssystem für Baden-Württemberg, das einen zentralen Zugang zu Informationen und digitalisierten Kulturgütern des Landes bieten soll. Beteiligt sind zahlreiche Kultur-, Gedächtnis- und Wissenschaftseinrichtungen, deren Bestände und Daten in dem Portal präsentiert und miteinander vernetzt werden. Die Federführung für das Angebot liegt beim Landesarchiv Baden-Württemberg. Die Abkürzung LEO steht für Landeskunde entdecken online.
Inhalte und Funktionalität
Das inhaltliche Themenspektrum von LEO-BW umfasst die Bereiche Landesgeschichte und Kultur, aber auch Naturkunde, Wirtschaft und Technik. Aktuell finden sich ca. 2,6 Mio. Datensätze von über 30 Partnereinrichtungen im Portal (Stand: November 2017). Darunter befindet sich ein hoher Anteil an bereits digitalisiertem Kulturgut, aber auch reine Metadaten (Kataloginformationen) werden vorgehalten. Neben verschiedenen Rechercheoptionen in den Partnerdaten stehen redaktionelle Beiträge sowie ein Kartenmodul zur Verfügung. Eine Besonderheit von LEO-BW ist, dass Dokumente, Medien oder Bauwerke über Beziehungen zu Personen und Orten miteinander verknüpft werden. Dies geschieht im Rückgriff auf den Einsatz von Normdaten (Linked-Data).
2015 wurde der Historische Atlas von Baden-Württemberg als Datenquelle in LEO-BW integriert.[1]
Am 8. November 2017 wurde das Themenmodul „Von der Monarchie zur Republik“ freigeschaltet. Es bietet Zugang zu ca. 900.000 digitalisierten Einzeldokumenten bzw. historisch bedeutsamen Quellen zur Frühphase der Weimarer Republik.[2]
Mit der Südwestdeutschen Archivalienkunde wurde am 22. Februar 2018 ein weiteres Themenmodul veröffentlicht.[3] Es enthält Informationen zu Archivaliengattungen und Quellentypen vom Frühmittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart und bezieht sich dabei auf den südwestdeutschen Raum in seinen historischen Dimensionen.[4]
Vorgeschichte
Die Landeskunde besitzt in Baden-Württemberg eine Tradition bis zurück in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1824 begann mit dem Ziel der „Beförderung der Vaterlandskunde“[5] die systematische Beschreibung des Königreichs Württemberg mit den Oberamtsbeschreibungen. Das Projekt wurde 1964 unter der Federführung der damaligen Landesarchivdirektion fortgesetzt und bestand in der modernisierten Form der Kreisbeschreibungen bis 2010.
In dem 2005 etablierten Landesarchiv Baden-Württemberg, das sich als landeskundliches Kompetenzzentrum versteht, bestanden früh erste Überlegungen, an die Tradition der Oberamtsbeschreibungen wie auch der Kreisbeschreibungen mit den nun vorhandenen Möglichkeiten der Digitalisierung und Online-Bereitstellung von Kulturgut anzuknüpfen. Leitgedanke war dabei, alle landeskundlich relevanten Informationen und insbesondere digitalisiertes Kulturgut zu Baden-Württemberg in einem interdisziplinären Kooperationsprojekt über einen gemeinsamen Zugang zusammenzuführen. Seit 2010 wurden die Pläne konkretisiert und in einem zweijährigen Projekt gemeinsam mit zahlreichen Partnern umgesetzt.
Zum 60. Geburtstag des Landes Baden-Württemberg wurde LEO-BW am 25. April 2012 freigeschaltet.[6]
Kooperationspartner
Die Inhalte des Portals werden von den folgenden Einrichtungen bereitgestellt:
- Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart
- Badische Landesbibliothek
- Badisches Landesmuseum Karlsruhe
- Bezirksmuseum Buchen
- Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg
- Haus der Geschichte Baden-Württemberg
- Haus des Dokumentarfilms / Landesfilmsammlung Baden-Württemberg
- Innenministerium Baden-Württemberg / service-bw
- Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
- Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
- Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg
- Landesarchiv Baden-Württemberg
- Landesmedienzentrum Baden-Württemberg
- Landesmuseum Württemberg
- Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg
- Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
- media::lab der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik der Hochschule Karlsruhe
- Museum der Universität Tübingen
- Projekt Literaturland Baden-Württemberg, vertreten durch die Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg (Deutsches Literaturarchiv Marbach) und die Literarische Gesellschaft Karlsruhe
- Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
- Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
- Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe
- Staatsgalerie Stuttgart
- Stadtarchiv Karlsruhe
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
- Stiftung Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg
- Technoseum – Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim
- Universität Stuttgart, Abteilung Landesgeschichte
- Universitätsbibliothek Freiburg
- Universitätsbibliothek Heidelberg
- Universitätsbibliothek Stuttgart
- Universitätsbibliothek Tübingen
- Württembergische Landesbibliothek
- Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
Organisation
LEO-BW ist ein Kooperationsprojekt und wird inhaltlich getragen von zahlreichen Institutionen. Federführend bei der Umsetzung und Steuerung von LEO-BW ist das Landesarchiv Baden-Württemberg, das den Portalbetrieb – unterstützt vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst – finanziert. Alle Angebote des Portals sind sowohl für die Nutzer als auch die teilnehmenden Einrichtungen gebührenfrei. Technischer Betreiber ist seit 2016 das Zentrum für Datenverarbeitung der Universität Tübingen (zuvor Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg).
Literatur
- Daniel Fähle und Andreas Neuburger: Landesgeschichte im digitalen Wandel: das landeskundliche Informationssystem LEO-BW. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Band 150 (2014), S. 559–568.
- Daniel Fähle und Wolfgang Krauth: Landeskundliches Informationssystem Baden-Württemberg. In: Ellen Euler, Monika Hagedorn-Saupe, Gerald Maier, Werner Schweibenz und Jörn Sieglerschmidt (Hrsg.): Handbuch Kulturportale. Online-Angebote aus Kultur und Wissenschaft. De Gruyter Saur, Berlin/Boston 2015, ISBN 978-3-11-040571-2, S. 284–291.
- Wolfgang Zimmermann: Vernetzen, visualisieren, kontextualisieren: LEO – das landeskundliche Informationssystem für Baden-Württemberg. In: Robert Kretzschmar (Hrsg.): Staatliche Archive als landeskundliche Kompetenzzentren in Geschichte und Gegenwart. Zum 65. Geburtstag von Volker Rödel. Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-021683-9, S. 313–323.
- Christian Keitel, Robert Kretzschmar: Südwestdeutsche Archivalienkunde. Ein neues Angebot im landeskundlichen Informationssystem LEO-BW. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Band 167 (2019), ISSN 0044-2607, S. 417–420.
Weblinks
Einzelnachweise
- Gemeinsame Pressemitteilung des Landesarchivs und der Kommission für geschichtliche Landeskunde. (PDF; 146 kB) „Historischer Atlas von Baden-Württemberg“ online gestellt. Digitale Version jetzt im Landeskunde-Portal LEO-BW. In: uni-stuttgart.edu. 22. Mai 2015, archiviert vom Original am 15. November 2017; abgerufen am 7. August 2017.
- Von der Monarchie zur Republik: Freischaltung der digitalen Quellensammlung zur Demokratiegeschichte. Pressemitteilung zur Freischaltung des Themenmoduls. In: mwk.baden-wuerttemberg.de. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, 8. November 2017, abgerufen am 14. November 2017.
- Themenmodul – Südwestdeutsche Archivalienkunde. In: leo-bw.de. Landesarchiv Baden-Württemberg, 2021, abgerufen am 23. Februar 2018.
- Neues Portal „Südwestdeutsche Archivalienkunde“ online. Pressemitteilung zur Freischaltung des Themenmoduls am 22. Februar 2018. In: mwk.baden-wuerttemberg.de. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, 22. Februar 2018, abgerufen am 23. Februar 2018.
- Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Reutlingen (= Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen von 1824–1886. Band 1). Cotta, Stuttgart/Tübingen 1824, S. [I] (s:Beschreibung des Oberamts Reutlingen – Neuausgabe. Unveränd. photomechan. Nachdruck dieser Ausgabe bei Bissinger, Magstadt (b. Stuttgart) 1971, DNB 720063213).
- Landeskundliches Portal LEO-BW geht online. Pressemitteilung zur Freischaltung des Portals durch Theresia Bauer am 25. April 2012. In: baden-wuerttemberg.de. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, 25. April 2012, abgerufen am 4. August 2017.