Illerkirchberg
Illerkirchberg ist eine Gemeinde im östlichen Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Alb-Donau-Kreis | |
Höhe: | 520 m ü. NHN | |
Fläche: | 11,45 km2 | |
Einwohner: | 4845 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 423 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 89171 | |
Vorwahl: | 07346 | |
Kfz-Kennzeichen: | UL | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 25 137 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 49 89171 Illerkirchberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Markus Häußler | |
Lage der Gemeinde Illerkirchberg im Alb-Donau-Kreis | ||
Geographie
Illerkirchberg liegt etwa acht Kilometer südlich von Ulm und erstreckt sich grob zwischen dem Illertal im Osten sowie dem Weihungstal im Westen.
Geologie
In Illerkirchberg befindet sich die Typlokalität der Kirchberger Schichten. Die tonreichen, fossilführenden Schichten (mit Haifischzähnen, Brackwassermuscheln, Schnecken und Fischen) sind Teil der sog. Brackwasser-Molasse und wurden vor rund 17 bis 18 Mio. Jahren im Zeitalter des Miozän (Tertiär) (Stufe Ottnang-Karpat; früher: Helvet) abgelagert. Die Kirchberger Schichten breiten sich zunächst in einem schmalen Streifen von der Schweiz (Schaffhausen) her kommend nach Osten aus. In Richtung Südosten öffnet sich dieser Ablagerungsbereich dann, so dass die Kirchberger Schichten auch in Tiefbohrungen östlich des Chiemsees beobachtet werden können. In Illerkirchberg treten die Schichten vor allem am Steilhang zur Iller, entlang des Weihungstals und des Fischbachs in Erscheinung (wenn sie nicht gerade vom Boden bedeckt sind). Im Alpenvorland sind die Kirchberger Schichten in der Regel von mehreren hundert Metern jüngerer Sedimentablagerungen der Oberen Süßwassermolasse überdeckt und können in großen Bereichen des Molassebeckens nur in Tiefbohrungen angetroffen werden. Ausführlich beschrieben werden die Kirchberger Schichten u. a. in Arbeiten von Eser (1850), Sandberger (1875), Gümbel (1887), Kranz (1904), Schlickum (1963), Reichenbacher (1989) und Doppler (1995).
In Illerkirchberg treten zudem die Grimmelfinger Schichten in Erscheinung, die zu den Ablagerungen der Graupensandrinne gezählt werden und die ebenfalls während des Miozän in der Süß-Brackwassermolasse abgelagert wurden und unterhalb der Kirchberger Schichten auftreten. Sie bestehen aus grau- bis gelbweißen Sanden. Daneben treten in Illerkirchberg Lößlehmdecken sowie Schotter-/ Kiesablagerungen der Günz- und Mindelkaltzeit in Erscheinung.
Klima
Der Jahresniederschlag beträgt rund 750 mm und die Durchschnittstemperatur etwa 8 °C. Illerkirchberg hat ein gemäßigtes Klima und liegt im Einflussbereich der atlantischen Westwindzone. Markante Wetterlagen sind der lang anhaltende Nebel im Herbst und Winter sowie der gelegentlich auftretende Alpenföhn. Ortsteile, die sich unmittelbar im Illertal befinden, sind bei Starkregenereignissen oder schlagartigen Schneeschmelzen im Allgäu von Illerhochwässern bedroht.
Nachbargemeinden
Die Gemeinde grenzt im Westen und Norden an Ulm, im Osten an die bayrische Stadt Senden, im Süden an Illerrieden und Staig.
Gliederung
Illerkirchberg besteht aus Oberkirchberg und Unterkirchberg sowie den kleineren Ortsteilen Mussingen, Buch, Beutelreusch und Oberweiler.
Schutzgebiete
Teile der Gemeindefläche wurden als Landschaftsschutzgebiet Illerkirchberg ausgewiesen. Daneben hat die Gemeinde Anteil am FFH-Gebiet Donau zwischen Munderkingen und Ulm und nördliche Iller.[2]
Geschichte
Gemeindefusion
Die heutige Gemeinde Illerkirchberg entstand im Zuge der baden-württembergischen Gebietsreform am 1. April 1972 durch den freiwilligen Zusammenschluss der damals selbstständigen Gemeinden Oberkirchberg und Unterkirchberg.[3]
Oberkirchberg
1087 wurde erstmals Chirchberg erwähnt.[4] Eine Unterscheidung der Ortsteile in Ober- und Unterkirchberg kommt erst im 14./15. Jahrhundert auf. Auf dem Bergsporn, der heute noch das Schloss trägt, stand wohl schon im Mittelalter eine Burg. Die Grafen von Kirchberg verarmten im 15. Jahrhundert und starben 1519 aus.
1498 gelangte das Gebiet zum Herzogtum Bayern-Landshut, wurde jedoch bereits 1507 an die Fugger verkauft. Die Grafen Fugger von Kirchberg haben heute noch ihren Sitz auf dem 1767 von Franz Anton Bagnato erbauten Schloss. Von 1805 bis 1810 gehörte die Grafschaft Kirchberg zum Königreich Bayern, um dann gemäß dem Grenzvertrag zwischen Bayern und Württemberg vom 18. Mai 1810 zum Königreich Württemberg zu kommen.
Unterkirchberg
Ersterwähnung siehe bei Oberkirchberg. Genau wie Oberkirchberg, gehörte Unterkirchberg zur Grafschaft Kirchberg. Allerdings befand sich auf dem Gebiet des Dorfes bereits in der Antike ein Kastell, das offenbar in der Zeit des Kaisers Claudius (um das Jahr 50 n. Chr.) errichtet worden war. Früher wurde es mit dem Namen Viana oder evtl. auch Phaeniana in Verbindung gebracht, was aber nach neueren Erkenntnissen nicht korrekt sein dürfte. Das Unterkirchberger Kastell reiht sich in eine Kette weiterer Kastelle ein, die unmittelbar südlich der Donau in den Jahren 41 bis 54 n. Chr. errichtet wurden und zur Sicherung der römischen Provinz Rätien diente („ältere Donaulinie des Rätischen Limes bzw. Donaulimes“). Die Kastelle waren durch Straßen miteinander verbunden (Donausüdstraße bzw. Donautalstraße) und wurden nicht von Legionären, sondern von Hilfstruppen (Auxiliartruppen) bezogen. Das Kastell war eines der größten der Donau-Linie und dürfte, den Funden nach zu urteilen, von einer Reitereinheit besetzt gewesen sein. Später wurden die Kastelle weiter nach Norden verlagert (Alblimes ab etwa 74 bzw. 85 n. Chr.). Das Kastellgelände wurde danach noch für einige Jahrzehnte zivil genutzt. Aus der Alamannenzeit bzw. dem frühen Mittelalter stammen Reihengräber, die auf dem Gelände der Grundschule gefunden wurden. Auf dem Geländesporn, auf dem heute die Kirche steht, waren noch bis in die 1960er Jahre Burggräben und Wälle einer mittelalterlichen Burg erkennbar. Heute ist nur noch der Wall und der Graben der Hauptburg auf dem vorgelagerten Kreuzberg erhalten. Bis Ende des 18. Jahrhunderts wurde dieser Teil des Bergs noch „Niedere Burg“ genannt. Diese Burg ist im 11./12. Jahrhundert wohl aufgegeben worden, und seitdem wurde das Schloss in Oberkirchberg von den Grafen von Kirchberg bewohnt. Die ersten Benediktiner, die das Kloster Wiblingen gründeten, wohnten die ersten Monate bis zur Fertigstellung der Klostergebäude noch in dieser Burg. In den folgenden Jahrhunderten bis zur Säkularisation konnte das Kloster Wiblingen bedeutenden Einfluss in Unterkirchberg gewinnen. Das prächtige Pfarrhaus zeugt heute noch von dieser Periode. Wie Oberkirchberg war Unterkirchberg von 1805 bis 1810 bei Bayern und seit 1810 bei Württemberg.
Verwaltungszugehörigkeiten seit 1810
Ober- und Unterkirchberg gehörten seit 1810 zum württembergischen Oberamt Wiblingen (seit 1842 Laupheim). Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangten die beiden Gemeinden 1938 zum Landkreis Ulm. 1945 wurden die Ortschaften Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörten somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. Seit der 1973 erfolgten Kreisreform in Baden-Württemberg gehört Illerkirchberg zum neu gebildeten Alb-Donau-Kreis.
Religionen
Illerkirchberg ist bis heute eine katholisch geprägte Gemeinde, im Ortsteil Oberkirchberg befindet sich die Kirche St. Sebastian, in Unterkirchberg die Kirche St. Martin. Letztere ist bereits seit dem Jahr 1194 nachgewiesen.
Laut dem Zensus 2011 waren 54,8 % der Einwohner römisch-katholisch, 19,0 % evangelisch und 26,2 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[5] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Ende 2020 hatte Illerkirchberg 4.845 Einwohner, von denen waren 47,1 % katholisch, 15,6 % evangelisch und „Sonstige“ 37,3 %.[6]
Politik
Verwaltungsverband
Illerkirchberg ist der Sitz des Gemeindeverwaltungsverbands Kirchberg-Weihungstal, dem neben Illerkirchberg die Gemeinden Hüttisheim, Schnürpflingen und Staig angehören.
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Illerkirchberg hat 14 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem amtlichen Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2019 |
Sitze 2019 |
% 2009 |
Sitze 2009 |
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FWV | Freie Wählervereinigung Illerkirchberg | 22,55 | 3 | 22,55 | 3 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 25,83 | 4 | 32,7 | 5 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 16,15 | 2 | 15,6 | 2 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 11,29 | 2 | 0,00 | 0 | |
UBI | Unabhängige Bürgerliste Illerkirchberg | 24,18 | 3 | 0,00 | 0 | |
gesamt | 100,0 | 14 | 100,0 | 14 | ||
Wahlbeteiligung | 68,49 % | 62,5 % |
Bürgermeister
Im August 2020 wurde Markus Häußler (parteilos) mit 48,12 Prozent der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 68 Prozent als neuer Bürgermeister der Gemeinde gewählt.
Wappen
In gespaltenem Schild vorne in Gold (Gelb) eine rot gekleidete und rot gekrönte Dame mit dunklem Teint, in der Linken eine rote Mitra haltend, hinten in schwarz ein doppelarmiges goldenes (gelbes) Kreuz (Patriarchenhochkreuz). Die Flaggenfarben sind Rot-Gelb (Rot-Gold).[7]
Partnerschaften
Seit dem Jahr 1988 besteht eine Städtepartnerschaft mit der etwa 5.000 Einwohner zählenden Gemeinde Brives-Charensac im Département Haute-Loire in der Region Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich.
Wirtschaft und Infrastruktur
Illerkirchberg gehört den Zweckverbänden Wasserversorgung Steinberggruppe und Klärwerk Steinhäule an.
- Bildung
In Illerkirchberg gibt es drei Kindergärten, einer in Oberkirchberg, zwei in Unterkirchberg. Auch befindet sich in den Ortsteilen Oberkirchberg wie auch in Unterkirchberg je eine Grundschule. Weiterführende Schulen sind in der Nachbargemeinde Staig (Verbandsgemeinschaftsschule) bzw. in Ulm (Realschule, Gymnasium).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Illerkirchberg liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße.
- In Oberkirchberg gibt es:
- das Fuggerschloss[8]
- die Pfarrkirche St. Sebastian
- die Friedhofskapelle „Zu Unserer Lieben Frau“[9]
- Fugger-Schloss Oberkirchberg
- Oberkirchberg, Kirche St. Sebastian und Eingang zum Schloss
- Schlossstraße in Oberkirchberg
- Eingang zum Schloss
- Schlosskirche und Pfarrkirche
- Blick von der Ulmer Straße zum Schloss
- Fürstliches Wappen
- Unterkirchberg, Säulenreihe am Eingang zur Kirche
Persönlichkeiten
- Michael Braig (1774–1832), Pater und Mönch des Benediktinerklosters Wiblingen, Vikar in Unterkirchberg und Pfarrer in Illerrieden
- Georg Geisenhof (1780–1861), Kirchenhistoriker und Schriftsteller
- Söhne und Töchter der Stadt
- Roman Sebastian Zängerle (1771–1848), Fürstbischof der Diözese Graz-Seckau
- Wilhelm List (1880–1971), deutscher Heeresoffizier, seit 1940 Generalfeldmarschall
- Rudolf Distler (* 1946), Maler
- Deniz Yılmaz (* 1988), Fußballspieler
Literatur
- Martin Kluger: Die Fugger um Augsburg, München und Ulm. Adel, Schlösser und Kirchen. 1. Auflage. Context Verlag, Augsburg 2012, ISBN 978-3-939645-43-6.
- Ober-Kirchberg. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Laupheim (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 35). Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, S. 210–217 (Volltext [Wikisource]).
- Unter-Kirchberg. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Laupheim (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 35). Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, S. 273–278 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Internetpräsenz der Gemeinde Illerkirchberg
- Sarah Hadry: Kirchberg, Grafen. In: Historisches Lexikon Bayerns.
- Sarah Hadry: Kirchberg-Weißenhorn, Herrschaft. In: Historisches Lexikon Bayerns.
- Ortsgeschichte und Wappen
- Oberkirchberg – Ein Heimatblog – Geschichten, Fotos und Fundstücke aus dem Oberkirchberg vergangener Tage
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Daten- und Kartendienst der LUBW
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 458.
- Lutz Reichardt: Ortsnamenbuch des Alb Donau Kreises und des Stadtkreises Ulm.
- Illerkirchberg Bevölkerung nach Staatsangehörigkeitsgruppen und weiteren demografischen Strukturmerkmalen sowie Religion. (PDF; 996 KB) Zensus 2011, S. 9
- Einwohnerzahlen der Gemeinde Illerkirchberg abgerufen am 10. März 2021 („Unter ‚Sonstige‘ sind Menschen anderer Religionen und Konfessionen als römisch-katholisch und evangelisch-lutherisch sowie Personen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, zusammengefasst.“).
- Wappengeschichte der Gemeinde Illerkirchberg
- Martin Kluger: Die Fugger um Augsburg, München und Ulm. Adel, Schlösser und Kirchen. 1. Auflage. Context Verlag Augsburg, Augsburg 2012, ISBN 978-3-939645-43-6.
- bildindex.de