4-Pentensäure
4-Pentensäure ist eine lineare, ungesättigte Carbonsäure mit endständiger Doppelbindung, die stark nach Käse riecht und als Aromastoff verwendet wird.[4]
Strukturformel | ||||||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||||||
Name | 4-Pentensäure | |||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C5H8O2 | |||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
farblose bis hellgelbe[1] Flüssigkeit mit unangenehmem Geruch[2] | |||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||
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Eigenschaften | ||||||||||||||||
Molare Masse | 100,12 g·mol−1 | |||||||||||||||
Aggregatzustand |
flüssig[2] | |||||||||||||||
Dichte | ||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||
Siedepunkt | ||||||||||||||||
Dampfdruck | ||||||||||||||||
Löslichkeit |
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Brechungsindex |
1,4283 (20 °C, 589 nm)[4] | |||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C |
Zukünftig könnte 4-Pentensäure (neben den isomeren 2-Pentensäure und 3-Pentensäure) als Ausgangsstoff für cellulosebasierte Biotreibstoffe Bedeutung erlangen.[6]
Bei aktuellen Überlegungen zur Gewinnung von Adipinsäure, dem Zwischenprodukt für Polyamid 6.6, aus lignocellulosehaltiger Biomasse spielt 4-Pentensäure[7] und ihr Methylester Methyl-4-pentenoat eine bedeutende Rolle.[8][9]
Vorkommen und Darstellung
Klassische Laborverfahren zur Darstellung von 4-Pentensäure sind die Malonestersynthese und die Acetessigestersynthese mit Allylbromid[10] oder aus 1,2,3-Tribrompropan (praktisch quantitativ aus Allylbromid und Brom)[11] als modifizierte Malonestersynthese.
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Die alkalische Hydrolyse des substituierten Malonesters liefert den substituierten Malonester, wobei das zweite endständiges Bromatom durch das Malonesteranion als Bromwasserstoff abgespalten wird. Hydrolyse und Decarboxylierung führt zum Natriumsalz der 4-Brom-4-pentensäure, die durch Einwirkung von Ethanol und Natrium zur 4-Pentensäure reduziert wird.[12]
Oxidation von 4-Pentenal (aus Cyclopenten[13] oder Acetaldehyddiallylacetal[14]) mit Sauerstoff erzeugt ebenfalls 4-Pentensäure in relativ bescheidenen Ausbeuten (bis 38 %). 4-Pentensäure wird auch bei der Umsetzung von Propiolacton mit Vinylmagnesiumbromid in Gegenwart von Kupfer(I)-chlorid als Katalysator in einer Ausbeute von 59 % erhalten.[15]
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Allylalkohol reagiert mit dem Orthoester Trimethylorthoacetat unter Säurekatalyse mit Propionsäure in der Johnson-Variante der Claisen-Umlagerung zum 4-Pentensäuremethylester, der nach alkalischer Hydrolyse und Ansäuern 4-Pentensäure in 70%iger Ausbeute ergibt.[16]
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Von technischem Interesse ist die kontinuierliche Isomerisierung insbesondere von 3-Pentensäuremethylester zum 4-Pentensäuremethylester.[17] und Hydrolyse zur 4-Pentensäure. Der erforderliche 3-Pentensäuremethylester fällt in Ausbeuten von >90 % (als ca. 70 % 3-(E)-trans- und 30 % 3-(Z)-cis-Gemisch) bei der Carbonylierung von 1,3-Butadien mit CO und Methanol in Pyridin/3-Picolin-Gemisch mit Dicobaltoctacarbonyl als Katalysator an.[18] Isomerisierung mit Palladium auf sauren Ionenaustauschern oder Zeolithen liefert Isomerengemische mit bis zu 10 Gewichtsprozent 4-Pentensäureester, der destillativ aus dem Gemisch entfernt wird.[19] Die 3-Ester im Destillationssumpf werden in die Isomerisierungsreaktion zurückgeführt.
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Trotz Rückführung der unveränderten 3-Pentensäureester ist dieser Weg zu 4-Pentensäure kaum wirtschaftlich.
4-Pentensäure ist eine Komponente des bei der ringöffnenden sauren Hydrolyse von γ-Valerolacton entstehenden Pentensäuregemisches aus insgesamt fünf Isomeren: 4-Pentensäure, 3-Pentensäure (in cis- und trans-Konfiguration) und der thermisch stabilsten 2-Pentensäure (cis und trans).[20] Unter etwas milderen Bedingungen und vollständigem Umsatz der Edukte erfolgt die Reaktion eines γ-Valerolacton/Methanol-Gemisches zu den isomeren Pentensäureestern,[9] aus denen nach Hydrolyse 4-Pentensäure isoliert werden kann.
Eigenschaften
4-Pentensäure wirkt korrosiv und verströmt einen strengen Käsegeruch.
Anwendungen
Bromverbindungen, wie z. B. N-Bromsuccinimid[21] oder Iod[22] bzw. Iodchlorid[23] überführen 4-Pentensäure praktisch quantitativ in die entsprechenden Halogenmethyl-butyrolactone.
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Aus dem Iodmethyl-butyrolacton wird durch Dehydrohalogenierung mittels Diazabicycloundecen DBU das 5-Methylenbutyrolacton erhalten.[16]
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4-Pentensäure dient zur Synthese des Monomers 2-(3-Butenyl)-2-oxazolin,
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an dessen terminaler Doppelbindung in Homo- und Copolymeren in so genannten Thiol-En-Click-Additionsreaktionen sehr schonend und effizient thiolfunktionalisierte Moleküle addiert werden können.[24]
Durch Einbau von 4-Pentensäure in das neutrale thermoresponsive Polymer N-Isopropylacrylamid werden copolymere sphärische Mikrogele erhalten, deren Durchmesser sich bei pH-Verschiebung drastisch verändern.[25]
4-Pentensäure reagiert mit Schwefelsäure[12] oder Eisentriflat[26] unter intramolekularer Cyclisierung zu γ-Valerolacton.
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Die Reaktion ist reversibel und liefert Gemische der isomeren Pentensäuren.
Als Folgeprodukt insbesondere der alkalischen Hydrolyse von γ-Valerolacton, einer Plattformchemikalie aus nachwachsenden Rohstoffen, hat 4-Pentensäure in jüngerer Zeit größere Aufmerksamkeit geweckt. Durch Decarboxylierung an sauren Zeolithen entstehen n-Butene,[27] die an sauren Ionenaustauschern (Amberlyst 70) in einer Gesamtausbeute von 77 % zu C8+-Alkenen di- bzw. oligomerisiert werden können.[6][28] Die erhaltenen Alkene sind nach Hydrierung als biogener Benzin- bzw. Dieselkraftstoff verwendbar.
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Die bei der sauren Hydrolyse von γ-Valerolacton anfallenden isomeren Pentensäuren können zu Valeriansäure hydriert und mit Alkoholen zu den entsprechenden Estern umgesetzt werden. Der Valeriansäureethylester hat benzinartige Eigenschaften, die höheren Ester sind als Dieselersatz verwendbar.[29]
Zukunftspotential könnte die Umsetzung der isomeren Pentensäure- bzw. Pentensäureestergemische aus der Hydrolyse von γ-Valerolacton für die Herstellung des Polyamid 6-Monomeren ε-Caprolactam (nach Hydroformylierung zu 5-Formylvaleriansäure[30] und reduktiver Aminierung) bzw. des Polyamid-6.6-Bausteins Adipinsäure[31] durch Carbonylierung in Gegenwart von Wasser mit Palladiumacetat und dem Phosphinligand 1,2-Bis(di-tert-butylphosphinomethyl)benzol unter Verschiebung der Doppelbindung von der 2- und 3- in die 5-Position[7] oder Adipinsäuredimethylester durch Methoxycarbonylierung in Gegenwart von Methanol und dem Hydroformylierungskatalysatorensystem Dicarbonylacetylacetonato-rhodium(I) [Rh(acac)CO)2]/ Tris(natrium-meta-sulfonatophenyl)phosphan.[30] Aus dem Adipinsäureester ist die Diolkomponente 1,6-Hexandiol für Polyester oder von Hexamethylendiamin, dem Diaminbaustein für Polyamid 6.6, zugänglich.
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In Versuchen an Tieren und an Zellorganellen konnte die Hemmung der Fettsäureoxidation und die blutzuckersenkende Wirkung von 4-Pentensäure nachgewiesen werden.[32][33]
Einzelnachweise
- Eintrag zu 4-Pentenoic Acid bei TCI Europe, abgerufen am 15. Mai 2017.
- Eintrag zu 4-Pentensäure in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
- Datenblatt 4-Pentenoic Acid bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 15. Mai 2017 (PDF).
- 4-Pentenoic acid. In: thegoodscentcompany.com. The Good Scent Co., abgerufen am 15. Mai 2017 (englisch).
- R. Madsen, B. Fraser-Reid: 4-Pentenoic Acid. In: e-EROS Encyclopedia of Reagents for Organic Synthesis. 2002, doi:10.1002/047084289X.ru00128.
- P. Palkovits: Pentensäure als Wegbereiter für cellulosebasierte Biotreibstoffe. In: Angew. Chem. Band 122, Nr. 26, 2010, S. 4434–4436, doi:10.1002/ange.201002061.
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- Patent DE3040432A1: Verfahren zur Herstellung von 3-Pentensäureestern. Angemeldet am 27. Oktober 1980, veröffentlicht am 19. Mai 1981, Anmelder: Mitsubishi Gas Chemical Co., Inc., Erfinder: N. Isogai, M. Hosokawa, T. Okawa, N. Wakui, T. Watanabe.
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- Patent WO2012134397A1: Synthesis of diacids. Angemeldet am 28. März 2012, veröffentlicht am 4. Oktober 2012, Anmelder: Agency for Science, Technology and Research, Erfinder: P.K. Wong et al..
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- H. Schulz: Metabolism of 4-pentenoic acid and inhibition of thiolase by metabolites of 4-pentenoic acid. In: Biochemistry. Band 22, Nr. 8, 1983, S. 1827–1832, doi:10.1021/bi00277a013.