Wolf-Dieter Müller-Jahncke
Wolf-Dieter Müller-Jahncke (* 12. Februar 1944 in Kirchen (Sieg)) ist ein deutscher Apotheker und Honorarprofessor für Pharmaziegeschichte an der Universität Heidelberg. Er ist Autor zahlreicher Fachbücher.
Leben
Nach seiner Approbation zum Apotheker im Jahr 1970 wurde Müller-Jahncke 1973 in Marburg im Fach Pharmaziegeschichte promoviert. Im Anschluss an seine Habilitation 1982, ebenfalls in Marburg, war er zunächst an der dortigen Universität tätig. 1988 übernahm er eine Honorarprofessur für Pharmaziegeschichte am heutigen Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg.
Auch außerhalb der Universität engagierte sich Müller-Jahncke vielfältig ehrenamtlich:[1] von 1986 bis 1997 als Kurator des Deutschen Apotheken-Museums in Heidelberg, von 1993 bis 1995 als Präsident der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte, ab 1997 als Sekretär[2] und von 2001 bis 2009 als Präsident[3] der Académie Internationale d' Histoire de la Pharmacie. 1998 gründete er das Hermann-Schelenz-Institut für Pharmazie- und Kulturgeschichte in Heidelberg e.V.
Müller-Jahncke ist Autor von 15 Büchern und mehreren hundert Zeitschriftenartikeln, seine Veröffentlichungen umfassen Beiträge zur Pharmaziegeschichte, darunter Außenseitertherapie, Astrologie- und Magiegeschichte der frühen Neuzeit.
Müller-Jahncke führte von 1978 bis 2013 die Privilegierte Apotheke in Kirchen (Sieg).
Wolf-Dieter Müller-Jahncke ist Mitautor des von Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann herausgegebenen Ärztelexikons, das 2006 in dritter Auflage erschien.[4]
Ehrungen
2010 wurde ihm für sein besonderes ehrenamtliches Engagement im akademischen und gesellschaftlichen Bereich das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Magie als Wissenschaft im frühen 16. Jahrhundert. Die Beziehungen zwischen Magie, Medizin und Pharmazie im Werk des Agrippa von Nettesheim (1486–1535). Naturwissenschaftliche Dissertation Marburg a.d.L. 1973.
- Johann Dryander und Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim in ihrem Briefwechsel. In: Hessische Heimat. Band 25, 1975.
- „Deßhalben ich solichs an gefangen werck vnfolkomen ließ“. Das Herbar des ‚Codex Berleburg‘ als eine Vorlage des ‚Gart der Gesundheit‘. In: Deutsche Apothekerzeitung. Band 117, 1977, S. 1663–1671.
- Von Ficino zu Agrippa. Der Magie-Begriff des Renaissance-Humanismus im Überblick. In: Antoine Faivre, Rolf Christian Zimmermann (Hrsg.): Epochen der Naturmystik. Berlin 1979, S. 24–51.
- mit Werner Dressendörfer und Gundolf Keil: Älterer deutscher ‘Macer’ – Ortolf von Baierland: ‘Arzneibuch’ – ‘Herbar’ des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Malerrezepte: Die oberrheinische medizinische Sammelhandschrift des Kodex Berleburg. Farbmikrofiche-Edition mit Einführung zu den Texten, Beschreibung der Pflanzenabbildungen und der Handschrift. München 1991 (= Codices illuminati medii aevi. Band 13).
- als Hrsg. mit Peter Dilg, Guido Jüttner und Paul U. Unschuld: Perspektiven der Pharmaziegeschichte. Festschrift Rudolf Schmitz. Graz 1983.
- Zum Magie-Begriff in der Renaissance-Medizin und -Pharmazie. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 99–116.
- Astrologisch-magische Theorie und Praxis in der Heilkunde der frühen Neuzeit. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1985 (= Sudhoffs Archiv. Beiheft 25), ISBN 3-515-03928-7. Zugleich Naturwissenschaftliche Habilitationsschrift Marburg a.d. L. 1982.
- als Hrsg. mit Werner Dressendörfer: Orbis pictus. Festschrift Wolfgang-Hagen Hein. Frankfurt am Main 1985.
- mit Christoph Friedrich: Geschichte der Pharmazie, II: Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. (2005), in: Rudolf Schmitz (Hrsg.): Geschichte der Pharmazie. 2 Bände, Govi, Eschborn 1998–2005, Band 2.
- mit Christoph Friedrich und Ulrich Meyer: Arzneimittelgeschichte. 2. Auflage. Govi, Eschborn 2005.
- Wonnecke, Johann. In: Wilhelm Kühlmann u. a. (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. 2. Auflage. Band 12. Berlin/Boston 2011, S. 577 f.
- Wer nicht wirbt, der stirbt: historische Arzneimittelwerbung im Plakat. Govi, Eschborn 2015.
Weblinks
Einzelnachweise
- Pharmazeutische Zeitung, 17. Ausgabe vom 29. April 2010, Seite 113.
- https://www.persee.fr/doc/pharm_0035-2349_1997_num_85_315_4558
- ALS DIE FRAUEN DIE OFFIZIN EROBERTEN (Memento vom 15. April 2010 im Internet Archive)
- Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann: Ärzte Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, 3. Auflage Springer Berlin Heidelberg 2006, ISBN 978-3-540-29584-6 (Print), ISBN 978-3-540-29585-3 (Online). doi:10.1007/978-3-540-29585-3