Seelow

Seelow [ˈzeːloː] ist die Kreisstadt des Landkreises Märkisch-Oderland, Land Brandenburg, Deutschland.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Brandenburg
Landkreis: Märkisch-Oderland
Höhe: 52 m ü. NHN
Fläche: 42,73 km2
Einwohner: 5394 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 126 Einwohner je km2
Postleitzahl: 15306
Vorwahl: 03346
Kfz-Kennzeichen: MOL, FRW, SEE, SRB
Gemeindeschlüssel: 12 0 64 448
Adresse der
Stadtverwaltung:
Küstriner Straße 61
15306 Seelow
Website: www.seelow.de
Bürgermeister: Jörg Schröder (SPD)
Lage der Kreisstadt Seelow im Landkreis Märkisch-Oderland
Karte

Geographie

Seelow liegt am Westrand des Oderbruchs, an der Bundesstraße 1, der ehemaligen Reichsstraße 1 von Aachen nach Königsberg. Die Entfernung zum Zentrum Berlins beträgt etwa 70 km, die Entfernung zur Grenze nach Polen etwa 20 km.

Stadtgliederung

Zur Stadt Seelow gehört der Ortsteil Werbig mit den bewohnten Gemeindeteilen Alt Langsow, Neulangsow und Werbig. Daneben gibt es die Wohnplätze Altlangsower Loose, Neu Werbig, Schweizerhaus, Seelower Loose, Vorwerk, Werbiger Loose und Zernickow.[2]

Geschichte

Im Jahr 1252 wurde das Dorf (Villa) Zelou (Zelov) erstmals als Besitz des Domstifts Lebus erwähnt, 1308 und 1311 als Städtchen (oppidum).[3] Bis zur Auflösung des Bistums 1556 blieb es in dessen Besitz.

In den Jahren 1630, 1788 und 1809 gab es große Stadtbrände.

Auf den Seelower Höhen fand 1945, am Ende des Zweiten Weltkrieges, eine der größten Schlachten zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht statt – die Schlacht um die Seelower Höhen. Nach hohen Verlusten auch auf ihrer Seite konnten sich die sowjetischen Streitkräfte den Weg nach Berlin freikämpfen und die damalige Reichshauptstadt schließlich einnehmen. Seelow wurde bei den Kämpfen stark zerstört, vor allem durch einen Luftangriff am 17. April 1945, danach auch durch Brände bei Plünderungen.

Seelow gehörte seit 1816 zum Landkreis Lebus im Regierungsbezirk Frankfurt in der preußischen Provinz Brandenburg. Das Landratsamt befand sich seit 1863 in Seelow. 1950 wurde der Landkreis Lebus in Landkreis Seelow umbenannt. Von 1952 bis 1993 war Seelow Kreisstadt des Kreises Seelow im Bezirk Frankfurt (Oder).

Eingemeindungen

Am 26. Oktober 2003 wurde Werbig in die Stadt Seelow eingegliedert.[4]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
18753.618
18903.334
19102.961
19253.066
19333.165
19393.082
19462.757
19503.253
19644.500
19714.740
Jahr Einwohner
19815.441
19855.669
19895.583
19905.487
19915.473
19925.361
19935.240
19945.168
19955.167
19965.237
Jahr Einwohner
19975.248
19985.380
19995.381
20005.412
20015.371
20025.316
20035.995
20045.896
20055.776
20065.736
Jahr Einwohner
20075.688
20085.599
20095.575
20105.540
20115.445
20125.464
20135.465
20145.366
20155.387
20165.451
Jahr Einwohner
20175.415
20185.426
20195.422
20205.394

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl:[5][6][7] Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Religion

Evangelische Kirche

Seelow ist Sitz des Superintendenten des evangelischen Kirchenkreises Oderbruch, der am 1. Juli 1998 durch den Zusammenschluss der früheren Kirchenkreise Seelow und Bad Freienwalde (Oder) gegründet wurde. Die Stelle des Superintendenten hat einen Dienstumfang von 50 %. Zur anderen Hälfte erfüllt er die Aufgaben eines Pfarrers im Sprengel Seelow. Der Sprengel besteht aus den drei Gemeinden Seelow, Friedersdorf und Langsow mit zwei Gemeindekirchenräten (in Friedersdorf und Seelow) und vier Predigtstätten. Alle drei Kirchengemeinden verfügen über einen gemeinsamen Haushalt.

Katholische Kirche

1946 ließ sich der aus Küstrin kommende Pfarrer Alois Pech in Seelow nieder und richtete eine katholische Notkapelle ein. 1962 wurde die bisher angemietete Kapelle von der Kirchengemeinde gekauft, ausgebaut und geweiht. Sie erhielt als Patrozinium den heiligen Klemens Maria Hofbauer.[8] Ende 2003 wurde die Kapelle geschlossen und zum Verkauf angeboten.[9] Heute gehören die Katholiken in Seelow zur Kirchengemeinde Heilig Kreuz in Frankfurt (Oder), zu der auch die nähergelegene Kirche in Golzow gehört.

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Stadtverordnetenversammlung von Seelow besteht aus 18 Stadtverordneten sowie dem hauptamtlichen Bürgermeister (Stand: Kommunalwahl am 26. Mai 2019).[10]

Stimmenanteile
SPDDie LinkeAfDWG Heimat-Kultur-SportCDUFDPWG Freiheit, Arbeit, WerteFreie WG SeelowOffensive DGesamt
201430,3 %31,9 %10,1 %11,6 %1,3 %8,6 %6,2 %100 %
201927,2 %26,2 %19,2 %18,9 %05,5 %3,0 %100 %
Sitze
SPDDie LinkeAfDWG Heimat-Kultur-SportCDUFDPWG Freiheit, Arbeit, WerteFreie WG SeelowOffensive DGesamt
20037631118
200857221118
201456222118
201955331118

Bürgermeister

  • 2001–2009: Udo Schulz (SPD)[11]
  • seit 2009: Jörg Schröder (SPD)

Schröder wurde am 27. September 2009 mit 50,7 % der gültigen Stimmen zum neuen Bürgermeister der Stadt gewählt.[12] Er wurde am 24. September 2017 mit 65,7 % der gültigen Stimmen für weitere acht Jahre[13] in seinem Amt bestätigt.[14]

Wappen

Das Wappen wurde am 12. Februar 2002 genehmigt.

Blasonierung: „In Blau zwei schräggekreuzte goldene Bootshaken; in den Winkeln: oben eine goldene Mitra, vorne ein aufgehender silberner Halbmond, hinten ein gekerbtes silbernes Tatzenkreuz und unten ein goldener Stern.“[15]

Flagge

Die Stadt Seelow führt eine Flagge mit drei Streifen in den Farben Blau-Silber (Weiß)-Blau und im Verhältnis 1:3:1 mit dem Stadtwappen im Mittelstreifen.

Städtepartnerschaften

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Gedenkstätte Seelower Höhen
Stadtkirche
Bryceson-Orgel der Stadtpfarrkirche Seelow
Rathaus
Kulturhaus

Bauwerke

In der Liste der Baudenkmale in Seelow stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale.

  • Stadtkirche, klassizistischer Bau von Karl Friedrich Schinkel, errichtet 1830–1832, restauriert und 1997/98 durch den Wiederaufbau ihres Turmes komplettiert. In der Kirche steht seit 2010 eine Orgel der englischen Orgelbaufirma Bryceson, die um das Jahr 1880 gebaut wurde.[16]
  • Schweizerhaus. Früher im Besitz des Bankiers Hugo Simon. 2010 von der Stadt gekauft und saniert.[17]

Geschichtsdenkmale

  • Gedenkstätte Seelower Höhen (Sturm der Roten Armee auf Berlin über die Seelower Höhen, 1945) mit Monumentalplastiken von Lew Kerbel
  • Friedenswald, 1991 auf Initiative des Bürgermeisters Gernot Schmidt, des Schriftstellers Martin Stade, des Journalisten Eberhard Grashoff sowie des Aktionskünstlers Ben Wargin zum Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkrieges und der Vertriebenen auf dem Krugberg in der Nähe der Straße nach Werbig gepflanzt.[18] Dort befinden sich auch 13 Skulpturen als Ergebnis eines Bildhauersymposiums als „Zeichen für den Aufbau eines gemeinsamen Hauses Europa“.
  • Mahnmal von 1968 (nach anderen Angaben 1972) für die Opfer des Faschismus im Park vor der Grundschule an der Straße der Jugend
  • Zwölf Stolpersteine, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, wurden 2011 verlegt.[19]

Regelmäßige Veranstaltungen

Jedes Jahr gibt es drei große Veranstaltungen in Seelow. Den Auftakt bildet seit dem Jahr 2011 das Maifest zum 1. Mai, welches das ursprüngliche „Sport- und Spielfest“ des SV Victoria Seelow nach seinem 20-jährigen Bestehen abgelöst hat. Inhalte des Festes, welches auf dem Gelände der Sparkassen-Arena stattfindet, sind das traditionelle Aufstellen des Maibaumes zum Abend des 30. April mit anschließendem Fackel- und Fanfarenumzug sowie Auftritte von Bands. Des Weiteren finden der jährliche Nachtpokallauf der Feuerwehren als auch Fußball-Freundschaftsspiele des örtlichen Fußballvereins statt.

Am ersten Septemberwochenende findet das Seelower Stadtfest statt. Neben Bühnenprogramm und zahlreichen Bierausschänken sollen Fahrgeschäfte wie Autoscooter u. ä. viele Besucher anlocken.

Der „historische Weihnachtsmarkt“ am Wochenende zum dritten Advent bietet neben Ausstellungen, weihnachtlichen Programmen in der Stadtkirche auch das Anschneiden eines möglichst großen Weihnachtsgebäckes, etwa eines Weihnachtsstollens oder Dominosteins.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Im Gebiet von Seelow sind 41 Windkraftanlagen mit einer Leistung von ca. 2 Megawatt installiert.[20]

Verkehr

In Seelow kreuzen sich die Bundesstraßen 1 Berlin–Küstrin und 167 EberswaldeLebus.

Der Bahnhof Seelow befindet sich an der Bahnstrecke Eberswalde–Frankfurt (Oder). Er wird von der Regionalbahnlinie RB 60 (EberswaldeFrankfurt (Oder)) bedient. Der Bahnhof Seelow-Gusow liegt im Nachbarort Gusow-Platkow an der Bahnstrecke Berlin–Küstrin. Er wird von der Regionalbahnlinie RB 26 (Berlin-OstkreuzKostrzyn) angefahren. Der Haltepunkt Werbig wird von der RB 26 und der RB 60 bedient.

Öffentliche Einrichtungen

  • Die Stadt ist Sitz der Verwaltung des Amtes Seelow-Land sowie der Hauptsitz der Kreisverwaltung Märkisch-Oderland.
  • Stadtbibliothek „Ulrich Plenzdorf“ Seelow

Bildung

Sport

Seelow besitzt eine Rennstrecke am Stadtrand, auf der jährlich ein Lauf der FIA Autocross Europameisterschaften ausgetragen wird. Der Veranstalter ist der örtliche Motorsportclub MC Seelow.

Seelow hat zwei Fußballplätze, einer davon befindet sich in der Sparkassenarena, dem früheren Oderbruchstadion Seelow. Die Anlagen werden vom SV Victoria Seelow sowie für den Schulsport genutzt. Victoria Seelow spielt in der Saison 2019/20 in der fünftklassigen Oberliga Nordost. Direkt am Stadion befindet sich auch eine Kegelhalle mit vier Classic-Kegelbahnen, welche vom Kegelverein 1. KSC 1959 Seelow genutzt werden.

Der Tennisclub Seelow e. V. betreibt drei Sandplätze in der Nähe des Seelower Gymnasiums.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Mit Seelow verbundene Persönlichkeiten

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Lebus. Mit einer Übersichtskarte im Anhang (= Friedrich Beck [Hrsg.]: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII; Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam. Band VII). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1983, Seelow, S. 394–401 (es gibt einen Nachdruck von 2011).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafenthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 3, 1. Ausgabe. Brandenburg 1856, S. 207–209 (books.google.de).
  • W. Riehl, J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 380–381; Textarchiv – Internet Archive.
  • Martin Zeiller: Seelow. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (= Topographia Germaniae. Band 13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S. 94 (Volltext [Wikisource]).
Commons: Seelow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Seelow – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
  2. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Stadt Seelow
  3. Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemaligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Band 3. Berlin 1832, S. 136–137; Textarchiv – Internet Archive.
  4. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  5. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Märkisch-Oderland (PDF) S. 34–37
  6. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  7. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  8. Die römisch-katholische Gemeinde, abgerufen am 14. Mai 2017.
  9. Neuer Eigentümer plant Abriss des Hauses – Zur Schuldentilgung: Erzbistum verkauft Wilhelmshorster Kapelle, abgerufen am 14. Mai 2017.
  10. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  11. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen (PDF) S. 26
  12. SPD-Erfolge bei Bürgermeisterwahlen. In: Der Tagesspiegel, 29. September 2009
  13. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 74
  14. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 24. September 2017
  15. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  16. www.altekirchen.de, abgerufen am 24. Januar 2017
  17. Schweizerhaus Seelow auf www.seenland-oderspree.de
  18. Werbiger Friedenswald wird 20 Märkische Oderzeitung, 26. Januar 2011, abgerufen am 21. Juni 2013.
  19. Verlegung der Stolpersteine sind abgeschlossen
  20. Energieatlas. Windenergie-Anlagen in Seelow. (Nicht mehr online verfügbar.) In: energie-experten.org. Archiviert vom Original am 21. August 2016; abgerufen am 21. August 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.energie-experten.org
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