Werner Stötzer
Werner Stötzer (* 2. April 1931 in Sonneberg; † 22. Juli 2010 in Altlangsow) war ein deutscher Bildhauer und Zeichner. Er lebte und arbeitete in Altlangsow (Stadt Seelow) im Oderbruch.
Leben
Der Steinacher Werner Stötzer kam im Sonneberger Krankenhaus zur Welt. Er wuchs in Steinach auf und nach einer Ausbildung zum Keramikmodelleur an der Fachschule für angewandte Kunst[1] in Sonneberg studierte er von 1949 bis 1951 an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar bei Heinrich Domke, Hans van Breek und Siegfried Tschiersky. Aufgrund der Neuausrichtung der Hochschule setzte er sein Studium von 1951 bis 1953 in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste bei Eugen Hoffmann und Walter Arnold fort. Von 1954 bis 1958 war er Meisterschüler bei Gustav Seitz an der Akademie der Künste in Berlin. Zu den Meisterschülern dieser Zeit gehörten u. a. Manfred Böttcher und Harald Metzkes, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verband, aber auch der Maler Ernst Schroeder. Nach dem Ende der Meisterschülerzeit war Stötzer vor allem freischaffender Künstler.
1974 arbeitete er an der Umsetzung des Films Der nackte Mann auf dem Sportplatz von Konrad Wolf mit, der in seiner Heimatstadt Steinach und in Steinheid aufgenommen wurde. Er übernahm darin auch selbst eine kleine Nebenrolle als Bürgermeister.
Werner Stötzer war auch lehrend tätig. So 1975 bis 1978 als Gastdozent an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Von 1987 bis 1990 hatte er eine Professur mit künstlerischer Lehrtätigkeit an der Akademie der Künste der DDR inne. Ab 1978 war er ordentliches Mitglied und von 1990 bis 1993 Vizepräsident der Akademie der Künste. Dort wurde er selbst zum Mentor zahlreicher Künstler. Zu seinen Meisterschülern an der Akademie der Künste gehörten u. a. die Bildhauer Horst Engelhardt, Berndt Wilde und Joachim Böttcher, von 1989 bis 1992 der Maler und Bühnenbildner Mark Lammert.
Studienreisen führten ihn unter anderem in die Tschechoslowakei (1955), die Sowjetunion (1958), nach China (1957), Ungarn, Österreich (1957), Polen und in die Schweiz.
In erster Ehe war Werner Stötzer mit der Grafikerin Renate Rauschenbach von 1961 bis 1992 verheiratet. Sie bewohnten ein gemeinsames Haus seit der Geburt von Tochter Carla 1961 bis 1978 in Berlin-Altglienicke. Nach Wohnungen und Ateliers in Berlin und Vilmnitz (Gemeinde Putbus) auf Rügen bewohnte er von 1980 bis zu seinem Tod zusammen mit seiner zweiten Frau, der Bildhauerin Sylvia Hagen, ein ehemaliges Pfarrhaus in Altlangsow am Rande des Oderbruchs. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Carl-Hagen Stötzer.
Werner Stötzer starb im Alter von 79 Jahren und wurde auf dem Friedhof von Altlangsow im Landkreis Märkisch-Oderland beerdigt.[2][3][4]
Auszeichnungen
- 1962 Will-Lammert-Preis der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost).
- 1975 Käthe-Kollwitz-Preis der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost).
- 1977 und 1986 Nationalpreis der DDR
- 1994 Ernst-Rietschel-Kunstpreis für Bildhauerei
- 2008 Brandenburgischer Kunstpreis
- 2009 Ehrenbürgerwürde der Stadt Seelow
Ausstellungen (Auswahl)
- 1960 Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
- 1963 Magdeburg, Kulturhistorisches Museum (zusammen mit Gerhard Kettner)
- 1964 Altenburg, Greifswald, Stralsund, Erfurt
- 1965 Wien, Galerie „ZB“ (zusammen mit Gerhard Kettner)
- 1970 Potsdam
- 1972 Leipzig, Dresden
- 1979 Rostock, Galerie am Boulevard
- 1982 Ravensburg
- 1986 Bremen, Gerhard-Marcks-Haus
- 1995 Zürich, World Trade Center
- 1996 Lago Maggiore, Vira – Gambarogno Tessin Schweiz
- 1998 Frankfurt am Main, Galerie Schwind
- 1999 Duisburg, Wilhelm Lehmbruck Museum
- 2000 Düsseldorf, Galerie Beethovenstraße
- 2001 Berlin, Galerie Leo Coppi
- 2002 Berlin, galerie+edition refugium
- 2003 Frankfurt am Main, Galerie Schwind
- 2004 Bremen, „Sich dem Stein stellen“, Gerhard-Marcks-Haus
- 2005 Dresden, Galerie Beyer
- 2005 Leipzig, Galerie Schwind
- 2006 Berlin, Akademie der Künste (Berlin), „Märkische Steine“
- 2006 Dresden, Leonhardi-Museum, „Wegzeichen“
- 2006 Berlin, Galerie LEO.COPPI
- 2009 Frankfurt am Main, Galerie Schwind
- 2013 Hamburg, Open-Air-Schau Figur als Widerstand am Jungfernstieg (zusammen mit Alfred Hrdlicka und Bernd Stöcker)
- 2020 Berlin, Kunsthandel Dr. Wilfried Karger (Skulpturen – Plastiken – Zeichnungen)
Werke (Auswahl)
- 1956 Sitzender Junge, Bronze
- 1959/60 Fragen eines lesenden Arbeiters und Lesender Arbeiter im Hof des Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden, Bronzerelief
- 1963 Porträt Gerhard Kettner, Bronzebüste
- 1965 Stehendes Paar, Carara-Marmor, 64 cm × 15 cm × 19 cm, Unikat, Privatbesitz
- 1965 Trauernde Frauen, Marmor-Relief
- 1966 Liegende (In memoriam Bobrowski), Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
- 1966–1968 Bronzetür für das Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg
- 1967 Babi Jar, Relief und Lithografie
- 1970 Entwurf Bronzetür für die Thomaskirche in Erfurt
- 1972 Auschwitzgruppe, Marmor
- 1980 Bühnenbild und Masken zu Electra am Deutschen Theater Berlin
- 1982–84 Saale und Werra, Skulpturenpark Magdeburg
- 1985–86 Marmor-Reliefwand Alte Welt für das Marx-Engels-Forum in Berlin-Mitte
- 1986–87 Mutter und Kind
- 1988 Zigeunerin von Marzahn
- 1991 Große Sitzende (Internationales Bildhauersymposion Formen für Europa – Formen aus Stein in Syke)
- 1995 Torso (für Eberhard Roters)
- 1996 Fliehende
- 1996 Undine
- 2002 Liegende
- 2010 Torso, leicht gedreht[5]
Zitate
- über Stötzer
- „[…] Erst in den Marmorreliefs hat er konsequent versucht, durch Verkürzungen und Überschneidungen Räumlichkeit und Bewegung darzustellen. Seine Vorliebe für Einfachheit und Überschaubarkeit läßt ihn besonders darauf achten, daß durch kontinuierlichen Fluß der Umrisse und oragabischen Zusammenhang der Körperformen eine klare Bildordnung entsteht.Es ist erstaunlich, welche Monumentalität trotz des kleinen Formats von diesen Kompositionen ausstrahlt, deren schönste die Johannes Bobrowski gewidmete Große Liegende ist.“[6]
- „Der Figurenbildner Stötzer, der auch zeichnend immer den Körperhaltungen und Umrisslinien nachspürte, war zugleich höchst empfänglich für Landschaften, die ja auch Lebensräume der Menschen sind. Er umschrieb Landschaft dann wieder mit Hilfe der Menschenfigur – Werra und Saale, Wegzeichen, Seezeichen, Märkisches Tor.“[7]
- über das eigene Schaffen
- „Mein Inhalt ist weder der Himmel noch die Hölle, es ist der Mensch.“[8]
- „[…] saß ich vor dem Jungen der modelliert und abgegossen war. Stinklangweilig. Ich kriegte eine große Wut, eines Sonnabends. Dann nahm ich ein Beil, in der Wut hatte ich auch etwas getrunken, und haute dem ins Kreuz rein. Der Kopf fliegt hoch und schaut so nach oben. Das habe ich dann gelassen […] Und dann kam eine Ausstellung in der ich den Jungen zeigte, und da stand im ND oder irgend einer anderen Zeitung, daß der Junge zum Sputnik hochguckt. Das war herrlich. Das ist der zum Sputnik guckende Junge.“[9]
Film
- Werkstatt Zukunft II (DDR 1976, Regie: Joachim Hellwig)
Literatur (Auswahl)
- 1965 Wolfgang Hütt: Junge Bildende Künstler der DDR. VEB Bibliographisches Institut Leipzig
- 1970 Weggefährten. 25 Künstler aus der DDR. VEB Verlag für die Kunst, Dresden
- 1986 Werner Stötzer: Plastik und Zeichnungen. Gerhard Marcks-Stiftung, in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste der DDR
- 1989 Günter Ladwig: Werner Stötzer, seine Lehrer, seine Schüler. Messer-Ladwig, ISBN 3-9802286-0-6
- 1991 Karin Thomas: Werner Stötzer. Skulptur und Zeichnung. DuMont Buchverlag, Köln
- 1998 Werner Stötzer: Skulpturen und Zeichnungen 1989–1998. Galerie Schwind, ISBN 3-932830-28-8
- 2002 Matthias Flügge und Bernd Heise: Gedanken und Motive. edition refugium, ISBN 3-932153-11-1
- 2009 Werner Stötzer: Skulpturen und Zeichnungen 2009. Galerie Schwind, ISBN 3-932830-59-8
- 2009 DVD Atelierskizzen Werner Stoetzer. LNW Verlag
- Anke Scharnhorst, Ingrid Kirschey-Feix: Stötzer, Werner. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Ingeborg Ruthe: Der Rest Unfassbarkeit muss bleiben. In: Berliner Zeitung, 2. April 2001; zum 70. Geburtstag
- Bildhauer Werner Stötzer erhält Kunstpreis für Lebenswerk. In: Märkische Oderzeitung, 5. Juli 2008
- Die Sprache der Steine. In: Berliner Zeitung, 7. Juli 2008
Nachrufe
- Werner Stötzer gestorben. In: Märkische Oderzeitung, 23. Juli 2010
- Die Spur seiner Steine. In: Berliner Zeitung, 24. Juli 2010
- Peter H. Feist: Wegzeichen in Stein, Zeichnung, Wort. In: Neues Deutschland, 24. Juli 2010
- Er hat dem Stein mit Hammer und Meißel etwas hinzugefügt. In: Sächsische Zeitung, 24. Juli 2010
- Vollkommen unvollendet. (Memento vom 27. Juli 2010 im Internet Archive) In: Märkische Allgemeine, 24. Juli 2010
- Werner Stötzer gestorben. Bildhauer der „menschlichen Figur“. n-tv.de, Samstag, 24. Juli 2010
- Bildhauer Werner Stötzer gestorben. In: Hamburger Abendblatt
Weblinks
- Literatur von und über Werner Stötzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Werner Stötzer in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werkverzeichnis Skulptur und Plastik beim Verein Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg e.V.
- Werke von Werner Stötzer Ausgewählte Werke im öffentlichen Raum in Berlin bei Bildhauerei in Berlin
- Ausgewählte Arbeiten sowie detaillierte Biografie in der Galerie Schwind, Leipzig / Frankfurt am Main
- Werner Stötzer auf den Seiten der Akademie der Künste
- Werner-Stötzer-Archiv im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
Einzelnachweise
- Fachschule für angewandte Kunst in Sonneberg; Design in der DDR, Projekt der Stiftung Industrie- und Alltagskultur.
- knerger.de: Das Grab von Werner Stötzer
- thueringer-allgemeine.de: Erinnerungen an den Thüringer Bildhauer Werner Stötzer Artikel vom 31. Juli 2010.
- Augsburger Allgemeine: Bildhauer Werner Stötzer ist tot. Abgerufen am 28. März 2021.
- Werner Stötzer. In: GALERIE BORN. Abgerufen am 27. März 2021 (deutsch).
- Annegret Janda: Weggefährten. 25 Künstler der DDR. VEB Verlag der Kunst, Berlin 1970, S. 320 ff.
- Peter H. Feist: Wegzeichen in Stein, Zeichnung, Wort. In: Neues Deutschland, 24. Juli 2010
- Werner Stötzer nach tagesschau.de (Memento vom 25. Juli 2010 im Internet Archive) 23. Juli 2010
- zum Schaffensprozess der Skulptur Sitzender Junge im Alter von 25 Jahren. Persönlich zitiert nach Ausstellungskatalog (hrsg. Ursel Berger). In: Prenzlberger Ansichten, Januar 2017.