Golzow (Oderbruch)
Golzow [ˈgɔltsoː] ist eine Gemeinde im Landkreis Märkisch-Oderland. Sie ist Sitz der Amtsverwaltung des Amtes Golzow. Seit dem 21. Januar 2014 führt die Gemeinde offiziell, auch auf den Ortseingangsschildern, die Zusatzbezeichnung „Ort der Kinder von Golzow“.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Märkisch-Oderland | |
Amt: | Golzow | |
Höhe: | 10 m ü. NHN | |
Fläche: | 17,43 km2 | |
Einwohner: | 788 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 45 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 15328 | |
Vorwahl: | 033472 | |
Kfz-Kennzeichen: | MOL, FRW, SEE, SRB | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 64 172 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Seelower Straße 14 15328 Golzow | |
Bürgermeister: | Frank Schütz (CDU) | |
Lage der Gemeinde Golzow im Landkreis Märkisch-Oderland | ||
Geografie
Die Gemeinde Golzow liegt 10 km östlich der Stadt Seelow im Oderbruch. Am Nordrand des Ortes fließt die Alte Oder, ein schmaler Seitenarm der Oder, der bis in das 18. Jahrhundert den ursprünglichen Flusslauf markierte. Die flache, nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegende Umgebung ist von landwirtschaftlichen Nutzflächen geprägt.
Gemeindegliederung
Golzow umfasst die bewohnten Gemeindeteile Golzow und Heimstättensiedlung.[3]
Geschichte
Golzow wurde 1308 als Golsow erstmals urkundlich erwähnt.[4] Im Zusammenhang mit der Trockenlegung des Oderbruchs unter Friedrich dem Großen von 1747 bis 1773 erfuhr auch Golzow eine erhebliche Vergrößerung.
Der in seiner Struktur friderizianische Grundriss ist noch nachvollziehbar. Das Dorf wird durch einen großen kreisrunden Platz, in dessen Mitte einst die Kirche stand, gegliedert. Sie war ein verputzter Backsteinbau, dessen Kern der Mitte des 18. Jahrhunderts entstammte. 1854 wurde sie durch Hinzufügen von Anbauten zu einer kreuzförmigen Anlage mit Turm über der Vierung umgestaltet und zeigte sich als ein markanter Bau der Schinkelschule. Golzow prosperierte von der Anbindung an die Reichsstraße 1 sowie an die Preußische Ostbahn und hatte in den 1870er Jahren die höchste Anzahl an Einwohnern. Während der Schlacht um das Oderbruch im April 1945 wurde – wie auch in anderen Dörfern – der Kirchturm durch deutsche Truppen gesprengt, da er der anrückenden Roten Armee in der weiten, flachen Landschaft einen guten Orientierungspunkt gegeben hätte. Der Abriss der Reste der Umfassungsmauern erfolgte in den Nachkriegsjahren. Nach dem Ende der Kampfhandlungen waren rund 76 % der Gebäude im Ort zerstört.[5] Um die Kirche für immer aus dem Dorfbild zu tilgen, wurde in sozialistischer Zeit über ihren ehemaligen Standort eine neue Straßenkreuzung geführt. Auch die Ruine des einstigen Gutshauses wurde mitsamt dem Park nach dem Zweiten Weltkrieg abgeräumt.[6] 1946 wurden rund 750 Hektar Ackerfläche der Bauern enteignet und im Zuge der Bodenreform in Deutschland insbesondere an Neubauern verteilt. 1952 bildete sich auch in Golzow die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe, aus der heraus elf Bauern eine LPG gründeten. Sie wurde nach der politischen Wende in die Landwirtschaft Golzow überführt.
Golzow gehörte seit 1817 zum Kreis Lebus in der Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Seelow im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder). Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland.
Bevölkerungsentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl:[7][8][9] Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Religion
- Evangelische Kirche
Das evangelische Pfarramt Golzow umfasst die Dörfer Golzow und Genschmar mit jeweils einer eigenen Predigtstätte. In Golzow finden die Gottesdienste nach dem Zweiten Weltkrieg im Pfarrhaus eingerichteten Kirchsaal statt. Anstelle der ebenfalls im Zweiten Weltkrieg zerstörten Genschmarer Kirche nutzt die Gemeinde eine ehemalige Friedhofskapelle.
- Römisch-katholische Kirche
Für die römisch-katholischen Christen existiert am südlichen Rand der Bahnhofssiedlung die Christus-König-Kirche. Die Kirche als Außengemeinde gehört neben Hohenjesar/Alt Zeschdorf und Müllrose zur Pfarrei Heilig Kreuz in Frankfurt (Oder).
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung besteht aus zehn Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte bei einer Wahlbeteiligung von 56,1 % zu folgendem Ergebnis:[10]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze |
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Golzower für Golzow | 70,5 % | 7 |
FDP | 29,5 % | 3 |
Bürgermeister
- 1998–2003: Christian Dorn[11]
- 2003–2014: Klaus-Dieter Lehmann (FDP)[12]
- seit 2014: Frank Schütz (CDU)[13]
Schütz wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 ohne Gegenkandidat mit 75,3 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[14] gewählt.[15]
Wappen
Blasonierung: „In Silber auf grünem Dreiberg stehend ein gold-bewehrter schwarzer Hahn mit rotem Kamm und Lappen, im erhobenen rechten Fuß einen nach links über den Kopf gebogenen grünen Zweig haltend.“[16]
Das Wappen wurde am 20. April 1998 genehmigt.
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Bekannt ist Golzow durch die DEFA-Langzeitdokumentation[17] Die Kinder von Golzow, die in zahlreichen Filmen von 1961 bis 2007 das Leben von Menschen aus Golzow begleitet hat.[18][19] Im Ort zeigt ein Museum die Entstehungsgeschichte und den Werdegang der Protagonisten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Die Landwirtschaft Golzow Betriebs-GmbH als Nachfolger der ehemaligen LPG „Einheit“ aus Golzow hat im Ort ihren Sitz.[20] Da es in Golzow seit 2014 keinen Dorfladen mehr gibt, arbeitet eine Gruppe der TU Darmstadt gemeinsam mit dem Bürgermeister sowie engagierten Bürgern und Betrieben daran, einen solchen wieder einzurichten und damit die Nahversorgung zu verbessern.[21]
Verkehr
Durch die Gemeinde verläuft die Landesstraße 33, die an der südlichen Gemeindegrenze auf die Bundesstraße 1 trifft.
Der Ort besitzt seit 1866 den Bahnhof Golzow (Oderbruch) an der Preußischen Ostbahn, auf der Züge der Regionalbahnlinie RB 26 (Berlin Ostkreuz – Kostrzyn) der Niederbarnimer Eisenbahn verkehren.
Persönlichkeiten
- Curt Lucas (1888–1960), Schauspieler
- Winfried Junge (* 1935), Regisseur der Filmdokumentation Die Kinder von Golzow
- Barbara Junge (* 1943), Co-Regisseurin der Filmdokumentation Die Kinder von Golzow
Literatur
- Klaus Vetter, Helga Ochs, Eckhard Ochs, Simone Uebelhack, Anneliese Kunze: 700 Jahre Golzow 1308–2008. Golzow 2008
Weblinks
Einzelnachweise
- Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
- «Kinder von Golzow» bald auf Ortsschild. In: www.berlin.de. 21. Januar 2014, abgerufen am 3. März 2021.
- Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Golzow
- 700 Jahre im Zeichen des Hahns. In: Märkische Oderzeitung, 24. Januar 2008
- Aufsteller: Ortsbestimmung, aufgestellt im Filmmuseum, April 2017.
- Jüdische Herrschaft auf Golzow. In: Märkische Oderzeitung, 13. Juni 2008
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Märkisch-Oderland (PDF) S. 22–25
- Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
- Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Märkisch-Oderland (Memento des Originals vom 1. April 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen (PDF) S. 26
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014
- § 73 des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
- Wappenangaben. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
- Filmpremiere mit großem Anklang. In: Märkische Oderzeitung, 2. September 2008
- Wie aus Kindern Erwachsene wurden. In: Die Welt, 6. April 2008
- [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=https://www.morgenpost.de/printarchiv/brandenburg/article163139/Golzows_Kinder_sind_erwachsen.html Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: [http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/https://www.morgenpost.de/printarchiv/brandenburg/article163139/Golzows_Kinder_sind_erwachsen.html Golzows Kinder sind erwachsen.] In: Berliner Morgenpost, 8. Februar 2008
- Agrargigant feiert seinen Chef. In: Märkische Oderzeitung, 14. Juni 2007
- Jeanette Bederke: Das Dorfladen-Experiment. In Golzow im Oderbruch tüfteln Studenten gemeinsam mit Einwohnern an einer Idee, das alte Lebensmittelgeschäft wiederzubeleben. In: Neues Deutschland, 15. Mai 2019, S. 10 (dpa)