Orbey
Orbey (deutsch Urbeis; elsässisch Urwes) ist eine französische Stadt im Arrondissement Colmar-Ribeauvillé im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Orbey ist ein Mitglied der Communauté de communes de la Vallée de Kaysersberg.
Orbey | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Haut-Rhin (68) | |
Arrondissement | Colmar-Ribeauvillé | |
Kanton | Sainte-Marie-aux-Mines | |
Gemeindeverband | Vallée de Kaysersberg | |
Koordinaten | 48° 8′ N, 7° 10′ O | |
Höhe | 397–1301 m | |
Fläche | 45,76 km² | |
Einwohner | 3.467 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 76 Einw./km² | |
Postleitzahl | 68370 | |
INSEE-Code | 68249 | |
Website | http://www.orbey.fr/ | |
Rathaus (Hôtel de ville) |
Geografie
Orbey, etwa 20 km westlich von Colmar, verteilt sich auf mehrere Vogesentäler und hat 3467 Einwohner (Stand 1. Januar 2019). Das Gemeindegebiet gehört zum Regionalen Naturpark Ballons des Vosges. Hier, oberhalb der Stadt, liegen auch die beiden Stauseen Lac Blanc und Lac Noir, die über ein Pumpspeicherwerk miteinander verbunden sind.
Ortsteile und Siedlungen von Orbey sind Pairis, Tannach, Remomont, Les Basses Huttes, Les Hautes Huttes, Le Creux d'Argent und Les Allagouttes. Das Gebiet um Orbey war stets eine französische Sprachinsel inmitten des Elsass. Der hier gesprochene Dialekt, das Welsch, ist mit dem Französischen verwandt.
Geschichte
Erstmals erwähnt wurde der Ort 1049 unter dem Namen Orbeiz (vom germanischen *ur-bek "Bach"). Es gehörte zum Besitz von Eguisheim. 1138 wurde im Ortsteil Pairis ein Zisterzienserkloster, das Kloster Pairis, gegründet, das vom Herrn von Eguisheim mit großen Ländereien bis an die beiden Seen ausgestattet wurde.
Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Bevölkerung von Orbey sehr zu leiden und schrumpfte um zwei Drittel. König Ludwig XIV. erhielt im Westfälischen Frieden das Oberelsass und damit wurde Orbey französisch.
Im 18. Jahrhundert verdreifachte sich die Bevölkerungszahl auf etwa 3000 Einwohner. Aber es herrschte große Armut, Heimarbeit war für das Überleben unverzichtbar, und es gab immer wieder Konflikte mit den Grundherren. Das änderte sich erst mit der Französischen Revolution 1789, als alle Grundherrschaften aufgehoben wurden. Das Kloster Pairis wurde verkauft und verschwand zum größten Teil. In den erhalten gebliebenen Teilen der ehemaligen Klosteranlage ist heute ein Altenpflegeheim untergebracht. 1798 wurde der Kanton Lapoutroie gebildet, zu dem die Gemeinde bis 2015 gehörte.
Im 19. Jahrhundert begann mit einer Textilmanufaktur die Industrialisierung der ländlich geprägten Täler. Die Bevölkerung stieg auf 5000 Einwohner an, aber im Laufe des Jahrhunderts verringerte sie sich wieder, da die Landwirtschaft viele Menschen nicht mehr ernähren konnte. 1858 wurde eine neugotische Kirche erbaut, die einen bescheidenen Vorgängerbau ersetzte. Gegen Ende des Jahrhunderts begann die Elektrifizierung des Tales.
1871 wurde Orbey wie das ganze Elsass deutsch und erhält den Namen Urbeis. 1914, im Ersten Weltkrieg, war Orbey eine der Ortschaften, die durch die Westfront besonders betroffen waren. 1916 wurde die Ortschaft evakuiert. 1918 wurde Orbey wie das ganze Elsass wieder französisch.
Orbey erholte sich langsam, musste aber 1934 einen Unfall erleben, der fast zur Katastrophe geführt hätte: eine Druckwasserleitung des Elektrizitätswerks am Lac Noir brach und forderte neun Todesopfer.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden Dutzende von jungen Leuten für die Wehrmacht zwangsrekrutiert, die so genannten Malgré-nous. Nach heftigen Kämpfen und großer Zerstörung wurde der Ort am 16. Dezember 1944 von der Naziherrschaft befreit. Aber die Deutschen hielten sich noch im Gebirge, so dass erst Ende Februar 1945 endgültig von Befreiung die Rede sein konnte.
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war geprägt vom Niedergang der Textilindustrie und dem Rückgang der Landwirtschaft. Eine Kunststofffabrik eröffnete, und der Sommer- wie Wintertourismus bekam immer größere Bedeutung.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1841 | 1871 | 1910 | 1921 | 1936 | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2014 |
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Einwohner | 5656 | 5155 | 4485 | 3232 | 3869 | 3160 | 3236 | 3369 | 3114 | 3382 | 3548 | 3707 | 3612 |
Quelle: Gemeindeverzeichnis[1], Cassini und INSEE | |||||||||||||
Sehenswürdigkeiten
In Orbey gibt es einen Konvent kontemplativer Dominikanerinnen, das Kloster Jean Baptiste d' Unterlinden.
- Ehemaliges Kloster Pairis
- Lac Blanc
- Lac Noir
- Der Wackelstein
Städtepartnerschaften
- Zwischen Orbey und der Stadt Fosses-la-Ville im wallonischen Teil Belgiens besteht eine Städtepartnerschaft.
- Mit Pommeret im Département Côtes-d’Armor gibt es freundschaftliche Beziehungen.
Literatur
- Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 721–725.