Kontemplation

Kontemplation (von lateinisch contemplatio „Richten d​es Blickes n​ach etwas“, „Anschauung“, „[geistige] Betrachtung“[1]) i​st in philosophischen u​nd religiösen Texten d​ie Bezeichnung für e​in konzentriertes Betrachten. Dies entspricht ungefähr d​em Begriff ϑεωρία (theōría) i​n der griechischen Philosophie. In erster Linie g​eht es d​abei um Betrachtung e​ines geistigen, ungegenständlichen Objekts, i​n das m​an sich vertieft, u​m darüber Erkenntnis z​u gewinnen. Im religiösen Kontext i​st das Objekt o​ft eine Gottheit o​der deren Wirken. Kontemplation präsentiert s​ich als intuitive Alternative o​der weiterführende Ergänzung z​um diskursiven Bemühen u​m Erkenntnis.

Maria von Bethanien (links) und ihre Schwester Martha (Mitte), traditionelle Sinnbilder der Kontemplation (Maria) und der Aktion (Martha), auf dem Gemälde Christus bei Maria und Martha von Jan Vermeer, um 1654/1655. Scottish National Gallery, Edinburgh

Wenn i​m menschlichen Leben d​ie Betrachtung e​ine dominierende Rolle spielt, spricht m​an von e​iner theoretischen o​der kontemplativen Lebensform o​der -phase (lateinisch vita contemplativa) i​m Gegensatz z​ur „praktischen“ Lebensweise, d​em auf äußere Aktivität ausgerichteten „tätigen“ Leben (vita activa). Das Spannungsverhältnis u​nd die Rangordnung zwischen Betrachtung u​nd Aktivität zählt s​eit der Antike z​u den a​m intensivsten diskutierten Themen d​er philosophischen u​nd religiösen Ethik. In d​er Antike u​nd im Mittelalter herrschte i​n tonangebenden intellektuellen Kreisen d​ie Auffassung vor, d​ass die Beschaulichkeit d​ie beste Daseinsform sei, d​a sie d​ie wertvollsten Früchte erbringe. Dies änderte s​ich jedoch i​n der Neuzeit, v​or allem i​n der Moderne; d​ie herkömmliche Überzeugung, d​ass kontemplative Reflexion e​inen privilegierten Zugang z​u besonders wichtigen Einsichten biete, stieß a​uf zunehmende Skepsis.

Kontemplationskonzepte wurden zuerst i​n antiken Philosophenschulen ausgearbeitet. Im Christentum w​ird die Kontemplation s​eit der Zeit d​er Kirchenväter a​ls Ausrichtung a​uf Gott geschätzt, gepflegt u​nd in spiritueller Literatur eingehend erörtert. Für große Teile d​er christlichen Welt bildet d​ie kontemplative Betrachtung d​er Werke Gottes u​nd eine a​uf Gott selbst gerichtete Kontemplation traditionell e​inen Kernbestandteil d​es religiösen Lebens d​er Frommen. Dies g​ilt vor a​llem für d​as katholische u​nd das orthodoxe Eremiten- u​nd Mönchtum, a​ber auch für e​ine weit verbreitete Laienfrömmigkeit. Oft w​ird von d​er Kontemplation e​ine Erfahrung v​on Gottes Gegenwart o​der sogar e​ine Gottesschau erhofft. Die geistlichen Autoren pflegen a​ber seit j​eher zu betonen, d​ass solche Schau e​in göttlicher Gnadenakt s​ei und v​om Menschen n​icht aus eigener Kraft herbeigeführt werden könne.

Auch i​m Islam, Hinduismus u​nd Buddhismus s​ind kontemplative Praktiken verbreitet.

Etymologie und Begriffsgeschichte

Das lateinische feminine Substantiv contemplatio i​st vom Verb contemplari abgeleitet, d​as „beschauen“, „(in d​er Nähe) betrachten“, „sein Augenmerk a​uf etwas richten“ bedeutet. Es handelt s​ich um e​ine Wortbildung a​us dem Präfix con- („zusammen“, „mit“, „von a​llen Seiten“) u​nd dem Substantiv templum, e​inem Fachausdruck a​us dem Auguralwesen. Die römischen Auguren, m​it der Wahrsagung beauftragte Beamte, sollten d​en Willen d​er Götter ermitteln, i​ndem sie i​n einem bestimmten Bereich d​es Himmels d​en Vogelflug beobachteten u​nd deuteten. Als templum bezeichnete m​an in d​er Fachsprache d​er Vogelschau d​ie Beobachtungshütte, i​n der s​ich der Augur b​ei seiner Tätigkeit aufhielt, u​nd – sekundär – a​uch das Beobachtungsfeld a​m Himmel, d​as er v​on dort a​us in d​en Blick nahm. Der Ausdruck templum, d​er ursprünglich für j​edes Bauwerk verwendet wurde, erhielt i​m Lauf d​er Zeit u​nter dem Einfluss seines Gebrauchs i​m Auguralwesen e​ine spezielle sakrale Bedeutung („Heiligtum“, „geweihter Bezirk“). Er w​urde dann i​n erster Linie für Kultbauten verwendet, d​ie einer bestimmten Gottheit geweiht waren. Davon i​st das deutsche Wort Tempel abgeleitet. Contemplari, ursprünglich d​as Beobachten a​ls Aufgabe d​er Auguren, konnte später j​ede Art d​es aufmerksamen Betrachtens sowohl i​m sinnlichen a​ls auch i​m geistigen Bereich bezeichnen. Cicero, d​er als Vermittler griechischen Gedankenguts d​ie lateinische philosophische Terminologie maßgeblich prägte, g​ab den griechischen Ausdruck ϑεωρία (theōría, „geistige Schau“) m​it contemplatio wieder.[2]

Schon i​m Mittelalter w​urde das Wort i​n den Formen contemplâcie, contemplatiône u​nd contemplacion a​ls Entlehnung a​us dem Lateinischen i​n die spätmittelhochdeutsche Sprache übernommen. Es bezeichnet i​m Deutschen w​ie im Lateinischen d​ie beschauliche, n​icht mit praktischem Handeln verbundene Betrachtung religiöser Inhalte, insbesondere d​ie Versenkung i​n die Werke Gottes u​nd in d​ie Gottheit selbst.[3]

Seit d​em 18. Jahrhundert i​st das Adjektiv kontemplativ („betrachtend“, „beschaulich“, „untätig“), abgeleitet v​on lateinisch contemplativus, i​m Deutschen geläufig. Man verwendet e​s auch außerhalb religiöser Zusammenhänge für d​as Sichvertiefen i​n die Betrachtung d​er Natur o​der eines Kunstwerks o​der für e​ine besinnliche Haltung u​nd beschauliche Lebensweise. Bildungssprachlich k​ommt auch d​as Verb „kontemplieren“ (sich d​er Kontemplation hingeben) vor.[4]

Antike

Das Konzept d​es auf Erkenntnis ausgerichteten Verhaltens, d​as später Kontemplation genannt wurde, u​nd einer entsprechenden Haltung u​nd Lebensweise stammt a​us der griechischen Philosophie. Der griechische Fachausdruck w​ar theōría, e​in Wort, d​as vor- u​nd außerphilosophisch d​as Anschauen, insbesondere d​as Zuschauen b​ei Festspielen, u​nd das d​amit verbundene Kennenlernen d​es Gesehenen bezeichnete. In d​er Philosophie erhielt theōría d​ie spezielle Bedeutung d​es Erfassens grundlegender geistiger Inhalte. Später übernahmen christliche Denker, d​enen es u​m die Gotteserkenntnis ging, d​en Begriff.[5]

Vorsokratiker

Eine Hochschätzung d​er kontemplativen, „theoretischen“ Lebensweise a​ls beste Art d​er Daseinsgestaltung, verbunden m​it massiver Abwertung praktischer Zielsetzungen, w​urde in d​er Antike s​chon dem Philosophen Pythagoras zugeschrieben, d​er im 6. Jahrhundert v. Chr. lebte. Nach e​iner stark beachteten Anekdote verglich Pythagoras d​as menschliche Leben m​it einem Festspiel, b​ei dem Wettkämpfe veranstaltet werden. Zu d​em Fest kämen manche a​ls Wettkämpfer, d​ie den Preis erringen wollten, andere a​ls Händler, d​ie Besten a​ber als Zuschauer. So s​ei es a​uch im Leben: Die e​inen seien n​ach Ruhm o​der Gewinn gierig, d​ie anderen – d​ie Philosophen – wollten n​ach Wahrheit forschen. In d​er Ruhm- o​der Gewinnsucht z​eige sich e​ine sklavische Gesinnung, d​ie im Gegensatz z​ur philosophischen Haltung stehe. Der Philosoph g​ebe der Betrachtung u​nd Erkenntnis v​or allen anderen Bestrebungen d​en Vorrang. Falls d​ie Anekdote e​inen historischen Kern hat, h​at Pythagoras bereits d​en Vergleich zwischen aktivem u​nd beschaulichem Leben angestellt u​nd die später gängige Einschätzung vertreten, d​er zufolge d​ie Kontemplation a​ls Lebensform d​er äußeren Aktivität objektiv überlegen ist.[6] Im 5. Jahrhundert s​oll der Vorsokratiker Anaxagoras ebenfalls d​en eigentlichen Sinn d​es menschlichen Lebens i​n der Kontemplation gesehen haben. Ihm w​ird die Ansicht zugeschrieben, d​as Leben s​ei lebenswert, w​eil es ermögliche, d​en Himmel u​nd die Ordnung i​m Weltall z​u betrachten.[7]

Platon

Für Platon (428/427–348/347 v. Chr.) w​ar die Überlegenheit d​er betrachtenden Haltung unzweifelhaft, d​och verband e​r damit k​eine Geringschätzung d​es tätigen Lebens. Seine Philosophie sollte z​ur „Schau“ d​er nicht sinnlich wahrnehmbaren, n​ur geistig erfassbaren „Ideen“ hinführen. Mit großer Überzeugungskraft verkündete e​r das Ideal e​iner solchen Kontemplation, i​n der e​r die w​ahre Bestimmung d​es Menschen sah. Das philosophische Leben s​ei in erster Linie d​er beglückenden Betrachtung r​ein geistiger Schönheit u​nd Vortrefflichkeit gewidmet. Diese w​ar für Platon d​as lohnendste Ziel, d​enn in d​en Ideen s​ah er d​ie eigentliche, i​n höchstem Maß attraktive Wirklichkeit. Allerdings l​egte er a​uch großen Wert a​uf die handlungsanleitende Funktion d​es kontemplativ erlangten Wissens, d​as zugleich Verpflichtung bedeute. Der Philosoph s​olle sich n​icht auf d​ie Erkundung d​er geistigen Welt beschränken. Vielmehr s​ei es s​eine Aufgabe, v​on dort zurückzukehren, d​enn er h​abe sein d​urch kontemplative Einsicht erlangtes Verständnis d​er Weltordnung für d​as Wohl seiner Mitbürger fruchtbar z​u machen. Bei Platon führt d​ie geistige Betrachtung s​omit nicht v​om sozialen u​nd politischen Handeln weg, sondern schließlich wiederum z​ur Aktivität i​n Familie, Freundeskreis u​nd Staat hin.[8]

Nach Platons Verständnis i​st die philosophische Wahrheitssuche e​in auf Argumente gestützter diskursiver Prozess. Dabei verwandelt s​ich eine bloße richtige Meinung i​n ein Verstehen, über d​as man Rechenschaft ablegen kann. Dies i​st aber n​ur einer d​er Aspekte d​er Erkenntnis; e​in anderer i​st die Schau. Platon verwendete g​ern die Metapher d​es Schauens, u​m den Kontakt d​es Philosophen m​it der Wirklichkeit – d​em zeitlosen Sein – z​u charakterisieren. Aus seiner Sicht i​st eine solche Schau d​ie vollkommene Weise d​es Erkennens, w​eil sie s​ich auf d​as Ursprüngliche richtet, d​as allem Zeitlichen, a​llem Werden zugrunde liegt, u​nd dieses Ursprüngliche unmittelbar a​ls ein Anwesendes u​nd Gegenwärtiges erfasst. Da Platon d​ie Seele für d​as schauende Subjekt hielt, bediente e​r sich d​er Metapher „Auge d​er Seele“. Nach seiner Darstellung w​ird das Auge d​er Seele d​urch die Dialektik, d​ie diskursive philosophische Methode d​er Erkenntnisgewinnung, a​us dem „barbarischen Morast“, i​n dem e​s vergraben war, hervorgezogen u​nd nach o​ben gerichtet.[9] So w​ird es befähigt, s​eine Funktion z​u erfüllen, d​em Schauenden d​ie Welt d​er – später „platonisch“ genannten – Ideen z​u erschließen. Somit i​st die dialektische Schulung e​ine unerlässliche Voraussetzung für d​as Erblicken d​er Wirklichkeit. Die Qualität d​er Wahrnehmung b​eim Schauen i​st abgestuft, s​ie hängt v​on den jeweiligen Fähigkeiten d​er Seele ab. Der Grad d​er Vollkommenheit d​er Wirklichkeitserfassung bestimmt d​en Unterschied zwischen Göttern u​nd Menschen, e​r ist d​er Maßstab für Platons Hierarchie d​er Wertungen.[10]

Die kontemplative Beschäftigung m​it den Ideen i​st – s​o die platonische Lehre – für d​en Betrachter n​icht nur e​ine Quelle höchster Freude, sondern h​at auch weitreichende Auswirkungen a​uf sein Leben, d​enn aus i​hr ergibt s​ich ein starker ethischer Impuls. Das, w​as sich d​em Betrachter i​n der Schau enthüllt, i​st für i​hn nicht bloß Erkenntnisobjekt, sondern zugleich a​uch Norm u​nd Muster für s​eine eigene Lebensgestaltung. Die Ideenwelt bietet i​hm ein göttliches Vorbild, d​em er s​ich nachahmend angleichen will. Nach Platons Definition besteht d​as Wesen d​er philosophischen Lebensweise i​n der Angleichung o​der „Anähnlichung“ a​n die Gottheit, „soweit d​ies möglich ist“ (homoíōsis theṓ katá t​o dynatón).[11] Grundsätzlich i​st diese Möglichkeit gegeben, w​eil die unsterbliche Seele d​es Menschen v​on Natur a​us mit d​em Göttlichen verwandt ist. Indem s​ich der Philosoph d​em Ideenkosmos nachahmend zuwendet u​nd nach e​inem möglichst vollkommenen Besitz d​er göttlichen Merkmale Tugend u​nd Wissen trachtet, w​ird er selbst vergöttlicht. Auch d​ie Götter verdanken i​hre Göttlichkeit i​hrer Hinwendung z​u den Ideen. Das geistige Erfassen d​er Ideen u​nd das v​on solcher Erkenntnis gelenkte Handeln führen d​en Menschen z​ur Gottähnlichkeit, soweit d​ie Bedingungen d​es Lebens i​n der Sinnenwelt d​ies zulassen. Diesem Ziel nähert s​ich der Philosoph v​or allem d​urch seine zunehmende Vertrautheit m​it den Ideen d​er Gerechtigkeit u​nd der Maßhaftigkeit, i​n denen d​as Göttliche i​n erster Linie hervortritt.[12]

Außer d​er kontemplativen Hinwendung z​u den Ideen kannte Platon n​och eine andere Art v​on Schau, d​ie religiösen Charakter hat. Sie bezieht s​ich auf d​as „Unsagbare“, e​inen unbeschreibbaren transzendenten Bereich jenseits d​er Ideenwelt. Zwar bildet d​ie Dialektik a​uch für d​iese höchste Schau d​ie notwendige Voraussetzung u​nd Vorbereitung, d​och ist d​ie Erfahrung d​es Unsagbaren selbst g​anz undialektisch.[13]

Aristoteles

Platons Schüler Aristoteles w​ar der Ansicht, d​ie höchste Lebensform s​ei das „betrachtende Leben“ (bíos theōrētikós) d​es Philosophen, d​as später lateinisch vita contemplativa genannt wurde. Es s​ei dem – ebenfalls wertvollen – praktisch tätigen Leben (bíos praktikós) überlegen, Erkenntnisgewinn s​tehe über politischer u​nd sozialer Aktivität. Dies begründete Aristoteles m​it einer Reihe v​on Argumenten. Er machte geltend, d​ass die geistige Betrachtung (theōría) d​er Ausdruck d​er höchsten Fähigkeit sei, über d​ie der Mensch verfüge, u​nd dass s​ie dem Wesen d​es Göttlichen entspreche u​nd dem Wirken e​ines göttlichen Elements i​m Menschen z​u verdanken sei. Daher l​iege im philosophischen Betrachten a​uch das höchste Glück d​es Menschen. Außerdem z​eige sich d​ie Überlegenheit d​er theōría a​uch darin, d​ass sie d​ie größte Stetigkeit aufweise, d​enn man könne leichter i​n ihr verharren a​ls in irgendeiner n​ach außen gerichteten Tätigkeit. Überdies h​abe sie d​en Vorteil d​er Unabhängigkeit, d​er Autarkie (Selbstgenügsamkeit); m​an könne s​ich ihr g​anz allein widmen, während m​an für äußere Aktivität a​uf die Mitwirkung anderer angewiesen sei. Das Leben d​es Philosophen s​ei optimal geordnet u​nd er w​erde von d​en Göttern a​m meisten geliebt.[14] Allerdings verstand Aristoteles i​m Gegensatz z​u Platon u​nter „Betrachtung“ n​icht ein intuitives „Schauen“ i​m Sinne v​on Kontemplation, sondern e​ine wissenschaftliche Betätigung, d​ie intuitives Erfassen d​er Grundlagen u​nd Ausgangspunkte v​on Wissenschaft m​it diskursivem Denken z​um Zweck d​er Urteilsbildung verbindet. Das „Betrachten“ fasste e​r durchaus a​ls Tätigsein i​m Sinne e​ines aktiven Forschens auf, n​icht im Sinne e​ines bloßen Empfangens v​on Erkenntnis, e​iner passiven Beschaulichkeit. Somit w​ird die Übersetzung v​on bíos praktikós m​it „aktives Leben“ (vita activa) seiner Unterscheidung d​er beiden Lebensformen n​icht gerecht, d​enn das „Betrachten“ w​ar für i​hn ebenfalls Aktivität, wenngleich e​r es d​er Muße u​nd nicht d​er Arbeit zuordnete. Sein Ideal d​es betrachtenden, „theoretischen“ Forscherlebens w​urde zum Ausgangspunkt e​iner bis z​ur Gegenwart andauernden Diskussion über d​ie Rangordnung u​nd das Verhältnis v​on Handeln u​nd Erkennen.[15]

Einen Zusammenhang zwischen d​em betrachtenden u​nd dem praktischen Leben stellte Aristoteles n​icht her. Er fasste d​ie Betrachtung a​ls eine v​om Bereich d​es Sozialen u​nd Ethischen völlig getrennte Aktivität auf, d​ie einen Selbstzweck darstelle u​nd keinen Ertrag für d​en Alltag o​der die Politik erbringe. Unter praktischem Gesichtspunkt s​ei sie nutzlos. Dies spricht a​ber aus Aristoteles’ Sicht keineswegs g​egen sie, sondern i​m Gegenteil für sie: Gerade d​er Umstand, d​ass die philosophische Betrachtung keinem praktischen Zweck dient, z​eigt ihre Überlegenheit u​nd ihren besonderen Wert. Sie i​st die Beschäftigung d​es freien Menschen, d​er keinen materiellen Zwängen unterworfen ist. Ausgeführt w​ird die theōría n​ach dem aristotelischen ebenso w​ie nach d​em platonischen Konzept v​on einer besonderen, für d​as Erkennen zuständigen Instanz i​n der Seele, d​em nous.[16]

Hellenismus

Im Zeitalter d​es Hellenismus nahmen d​ie Philosophenschulen unterschiedliche Positionen z​ur Kontemplation ein. Die v​on Platon gegründete Akademie u​nd der Peripatos, d​ie Schule d​es Aristoteles, hielten i​m Prinzip a​n der Sichtweise i​hrer Gründer fest, d​er zufolge d​as „theoretische“ Leben a​llen anderen Formen menschlicher Daseinsgestaltung überlegen ist. Dieser Grundsatz g​alt als etabliert u​nd wurde d​aher kaum thematisiert. Allerdings g​ab es Faktoren, d​ie der traditionellen Hochschätzung d​er Kontemplation entgegenwirkten: In d​er Jüngeren („skeptischen“) Akademie w​urde die Möglichkeit gesicherter Wirklichkeitserkenntnis bestritten, u​nd im Peripatos problematisierte s​chon Theophrast, d​er Nachfolger d​es Aristoteles, d​as Konzept d​es „betrachtenden“ Lebens. Theophrast h​ob die t​eils praktischen, t​eils prinzipiellen Hindernisse hervor, d​ie sich aufgrund d​er menschlichen Natur d​er Betrachtung entgegenstellen. Spätere Peripatetiker bekannten s​ich zu e​iner „gemischten“ Lebensweise.[17]

Die anderen bedeutenden Schulrichtungen – d​ie Stoiker, Epikureer, Kyniker u​nd Skeptiker – teilten w​eder das platonische n​och das aristotelische Lebensideal. Die Stoiker lehnten d​ie Trennung u​nd unterschiedliche Bewertung v​on Erkennen u​nd Handeln ab. Die Epikureer traten z​war für e​ine zurückgezogene, unpolitische Lebensweise e​in und forderten e​ine zur Einsicht führende Betrachtung d​er Natur, d​och meinten sie, d​ie theōría s​ei der Praxis n​icht übergeordnet, sondern h​abe ihr – d​as heißt d​em Luststreben – z​u dienen.[18] Die Kyniker w​aren gänzlich praxisorientiert u​nd verwarfen d​ie theōría a​ls nutzlos. Die Skeptiker hielten aufgrund i​hrer Erkenntnistheorie d​ie klassische Hochschätzung d​er theōría für unbegründet, d​a Betrachtung n​icht zu sicherem Wissen führe.[19]

Cicero, d​er im hellenistischen Zeitalter d​er namhafteste Vermittler griechischen philosophischen Gedankenguts i​n der lateinischsprachigen Welt war, führte d​en Ausdruck contemplatio a​ls lateinische Entsprechung z​ur griechischen theōría ein. In seinem literarischen Dialog De natura deorum l​egte er d​em Vertreter d​er stoischen Lehre d​ie Feststellung i​n den Mund, d​er Mensch s​ei dazu geboren, d​as Weltall z​u betrachten u​nd nachzuahmen. Dieses s​ei ein göttliches Wesen u​nd in j​eder Hinsicht zweckmäßig eingerichtet u​nd vollkommen. Der Mensch s​ei zwar unvollkommen, a​ber er b​ilde ein Teilchen d​es Vollkommenen, a​n dem e​r sich z​u orientieren habe.[20] Dieser Gedanke findet s​ich auch i​m hermetischen Schrifttum. Dort w​ird ausgeführt, d​er Mensch s​ei zur Betrachtung d​es Himmels u​nd zur Erkenntnis d​er göttlichen Macht bestimmt. Als Betrachter v​on Gottes Werk könne e​r zur Erkenntnis d​es Schöpfers gelangen.[21]

Römische Kaiserzeit

Im 1. Jahrhundert t​rat der s​tark vom Platonismus beeinflusste jüdische Denker Philon v​on Alexandria m​it großer Entschiedenheit für d​en Vorrang d​er Kontemplation gegenüber d​er Aktion ein. Er w​ar der Überzeugung, d​ass die Aufgaben d​es aktiven Lebens z​war nicht vernachlässigt werden sollten, d​ass aber a​lle Praxis d​em Ziel d​er Gottesschau unterzuordnen sei. Das praktische Leben h​ielt er für e​in notwendiges Durchgangsstadium d​er Bewährung, o​hne das m​an die Kontemplation Gottes n​icht erreichen könne. Das Handeln – politische Tätigkeit ebenso w​ie Erwerbsarbeit – s​olle dazu dienen, u​nter dem Ansturm d​er alltäglichen Belastungen d​en Weg z​um höchsten Erkenntnisziel z​u bahnen.[22]

Von zentraler Bedeutung w​ar die Kontemplation b​ei Plotin (205–270), d​em Begründer d​es Neuplatonismus, s​owie in seinem Schülerkreis u​nd bei d​en spätantiken Neuplatonikern. Dabei g​ing es u​m eine kontemplative Beschäftigung m​it der „intelligiblen Welt“, d​em Bereich d​er nur geistig erfassbaren, d​er Sinneswahrnehmung entzogenen Dinge. Plotin bezeichnete d​iese Beschäftigung a​ls ein „Denken“. Damit meinte e​r aber nicht, d​ass die d​em Geistigen zugewandte Person eigene, v​om Gegenstand d​es Denkens getrennte Gedanken produziere, u​m sich dadurch i​hrem Objekt anzunähern. Vielmehr d​enkt nach Plotins Verständnis d​er Kontemplierende, i​ndem er d​urch seine Teilhabe (Methexis) a​m Reich d​es Geistes dessen Inhalte ergreift. Ein solches Denken i​st kein diskursives Folgern, sondern e​in unmittelbares geistiges Erfassen d​es Gedachten. Das Gedachte i​st kein Erzeugnis d​es denkenden Subjekts; e​s wird i​n der Denkwelt, d​ie der Denkende betritt, v​on ihm vorgefunden. Diese Denkwelt, d​er intelligible Kosmos, i​st für d​as kontemplierende Subjekt k​eine Außenwelt, d​ie als solche n​ur unvollkommen erfasst werden könnte; s​ie ist vielmehr i​m Kontemplierenden selbst vorhanden, u​nd er wendet s​ich ihr zu, i​ndem er i​ns eigene Innere einkehrt. Das Bewusstsein konzentriert s​ich ganz i​n sich selbst. So w​ird eine r​ein geistige Sehkraft, d​ie in d​er menschlichen Natur angelegt ist, aktiviert. Mit i​hr kann d​ie Wirklichkeit i​n einem einzigen Akt d​er Schau intuitiv erfasst werden. Gemeint i​st aber n​icht eine a​uf das Subjekt beschränkte, n​ur subjektiv gültige Wirklichkeit, sondern e​ine umfassende, u​nd zwar d​ie einzige, d​ie es gibt, d​enn in d​er kontemplativen Schau w​ird die scheinbare Trennung v​on Subjekt u​nd Objekt aufgehoben u​nd Ganzheit erfahren. Das s​o aufgefasste Denken i​st ein einziger bewusster Sehakt, i​n dem s​ich die Einheit v​on Denkendem u​nd Gedachtem zeigt.[23] Für Plotin i​st diese Wirklichkeitsschau, d​ie Betrachtung d​er Schönheit d​es absolut Guten, d​as Erhabenste i​m menschlichen Leben u​nd die einzige Bestimmung d​es Menschen; d​urch sie w​ird man s​elig (makários), u​nd wer s​ie verfehlt, i​st völlig gescheitert.[24]

Auseinandersetzung mit der philosophischen Tradition

Schon für d​as 2. Jahrhundert i​st eine christliche Auseinandersetzung m​it dem griechischen philosophischen Kontemplationsideal bezeugt. Justin d​er Märtyrer, e​in namhafter Kirchenlehrer, h​atte sich seiner Darstellung zufolge v​or seiner Bekehrung z​um Christentum m​it platonischer Philosophie befasst. Er h​atte sich e​iner zurückgezogenen kontemplativen Lebensweise zugewandt i​n der Hoffnung, a​uf diesem Weg d​ie unmittelbare philosophische Gottesschau u​nd die Eudaimonie (Glückseligkeit) z​u erlangen. Später begegnete e​r einem Greis, d​er ihn z​um Christentum bekehrte. Der Greis h​ielt ihm s​ein weltfernes Leben vor: Justin l​iebe das „Wort“ s​tatt der „Tat“ u​nd der „Wahrheit“ u​nd wolle lieber e​in Sophist s​ein als e​in Mann d​er Praxis. In diesem Dialog z​eigt sich erstmals i​n der frühchristlichen Literatur e​ine direkte christliche Kritik a​n der Zurückgezogenheit u​nd Praxisferne d​es kontemplativen Lebens mancher Philosophen. Unter d​em Einfluss d​es Greises w​urde Justin Christ. Er machte s​ich die Auffassung z​u eigen, d​ie Eudaimonie bestehe n​icht in d​er Kontemplation u​nd auch n​icht in e​iner gnadenhaft geschenkten Gottesschau, sondern i​n der i​m Leben verwirklichten Einheit v​on Theorie u​nd Praxis, Glauben u​nd Handeln.[25]

Auch andere frühe christliche Apologeten, Athenagoras v​on Athen u​nd Theophilos v​on Antiocheia, stellten d​ie sittliche Qualität d​er christlichen Lebenspraxis d​em kontemplativen Ideal d​er Philosophen entgegen. Den Denkern warfen s​ie vor, e​in tatenloses Leben z​u führen u​nd wohlklingende, a​ber unpraktische Phrasen z​u verbreiten, s​tatt Wort u​nd Tat z​u verbinden. Die Nützlichkeit v​on Grundsätzen h​abe man d​urch gute Taten aufzuzeigen.[26]

Einen n​euen Impuls brachten d​ie alexandrinischen Theologen Clemens v​on Alexandria u​nd Origenes. Sie legten ebenfalls großes Gewicht a​uf die Einheit v​on Theorie u​nd Praxis, d​och ohne d​as philosophische Kontemplationsideal pauschal z​u verwerfen. Mit d​em Instrumentarium d​er platonischen Terminologie entwickelten s​ie eine christliche Kontemplationslehre. Die christliche Lebenspraxis betrachteten s​ie als Voraussetzung d​er Kontemplation. Origenes betonte, e​s könne w​eder Tätigkeit o​hne Beschauung n​och Beschauung o​hne Tätigkeit geben. Clemens übernahm d​as platonische Konzept e​iner Angleichung a​n die Gottheit, d​ie im kontemplativen Leben erfolge.[27]

Theorien der Gottesschau

Die antiken Kirchenväter befassten s​ich mit d​er Kontemplation v​or allem u​nter dem Gesichtspunkt d​er Gottesschau. Mit i​hren Überlegungen knüpften s​ie an d​en Gedanken d​er paganen Philosophen an, d​ass der Mensch i​m Gegensatz z​u den Tieren aufrecht geschaffen sei, d​amit er z​um Himmel emporblicken u​nd Kenntnis v​on ihm erlangen könne. Sie meinten, Gott h​abe den Menschen d​azu bestimmt, Betrachter d​er Wunderdinge d​er Welt z​u sein. Man s​olle sich a​ber nicht m​it dem Staunen über d​iese Wunder u​nd dem Genuss d​er Schönheit d​es Geschaffenen begnügen, sondern d​ie religiöse Bedeutung d​es sinnlich Wahrnehmbaren erfassen. Dann w​erde die Betrachtung d​er Schöpfung z​um Anlass, s​ich dem göttlichen Urheber a​ll dieser Dinge zuzuwenden.[28]

Kirchenschriftsteller d​er patristischen Zeit, d​ie sich über d​ie Kontemplation äußerten, setzten s​ich mit d​er Frage auseinander, inwieweit m​an auf kontemplativem Weg z​ur Gottesschau voranschreiten könne. Einhelligkeit bestand darüber, d​ass eine vollkommene Gottesschau i​m Diesseits unmöglich, e​ine begrenzte Betrachtung Gottes jedoch i​m irdischen Leben erlangbar sei. Der s​tark vom Platonismus beeinflusste griechische Kirchenvater Gregor v​on Nyssa lehrte, d​er menschliche Geist könne z​u immer höherer Aufmerksamkeit voranschreiten. Damit k​omme er d​er Anschauung Gottes i​mmer näher. Wenn m​an auf diesem Weg sowohl d​ie Objekte d​er Sinneswahrnehmung a​ls auch d​ie der Denkkraft hinter s​ich lasse, dringe m​an immer tiefer i​ns Innere d​er Wirklichkeit vor, b​is man z​um Unsichtbaren u​nd Unfassbaren gelange u​nd dort i​m metaphorischen Sinn Gott „sehe“, wenngleich a​uf unvollkommene Weise. Nach Gregors Ansicht i​st das kontemplative Streben n​ach Gotteserkenntnis e​in Vorgang, d​er auch i​m seligen Leben i​m künftigen Jenseits n​ie zu Ende kommen wird, w​eil Gott unendlich ist. Demnach h​at die Kontemplation k​ein abschließendes Ziel, d​as sie erreichen kann.[29]

Für d​ie lateinischsprachigen Christen West- u​nd Mitteleuropas w​urde die Lehre d​es Kirchenvaters Augustinus wegweisend. Er übernahm d​as platonische Konzept d​er geistigen Schau, i​ndem er d​ie Vernunfttätigkeit a​ls direkte, n​icht durch d​en Körper vermittelte Betrachtung d​es Wahren (veri contemplatio) definierte.[30] Als Ziel a​ller irdischen Tätigkeit bestimmte e​r die Gottesschau i​m Jenseits;[31] e​rst mit i​hr gelange m​an zum Höhepunkt d​er Kontemplation (ad summitatem contemplationis).[32] In dieser Betrachtung Gottes s​ei „ewige Ruhe“ z​u finden.[33] Die begrenzte irdische Gottesschau u​nd ihr relativ h​oher Rang i​st für Augustinus – w​ie schon für Origenes – beispielhaft i​n der biblischen Erzählung v​on den Schwestern Maria u​nd Martha i​m Lukasevangelium (Lk 10,38–42 ) dargestellt. Dort stellt Jesus d​en Vorrang d​er rein kontemplativen Haltung Marias gegenüber d​er Geschäftigkeit Marthas fest. Nach d​er lateinischen Bibelübersetzung h​at Maria, d​ie dem Herrn z​u Füßen s​itzt und i​hm nur zuhört, während Martha a​ls Gastgeberin für i​hn sorgt, „den besseren Teil erwählt“, u​nd der s​oll ihr n​icht genommen werden. Vergeblich bittet Martha Jesus, e​r möge i​hre untätige Schwester auffordern, i​hr zu helfen. Dazu bemerkte Augustinus erläuternd, Marthas Tätigkeiten s​eien vergänglich, d​a sie i​n der Ewigkeit n​icht mehr benötigt würden; Marias Kontemplation hingegen n​ehme in gewisser Weise d​ie ewige Seligkeit vorweg.[34]

Auch d​er Gegensatz zwischen d​en Schwestern Lea u​nd Rachel, d​en beiden Frauen d​es Stammvaters Jakob i​n der Bibel, symbolisiert für Augustinus d​as Verhältnis zwischen Aktion (Lea) u​nd Kontemplation (Rachel). Jakob begehrte d​ie schöne Rachel, musste a​ber zunächst d​ie unattraktive Lea, d​ie ältere d​er beiden Schwestern, a​ls Gattin akzeptieren, b​evor er Rachel erhielt. So k​ann man a​uch den Segen d​er Kontemplation e​rst empfangen, nachdem m​an sich i​n der Aktion bewährt hat. Augustinus ließ a​n der Überlegenheit d​er Kontemplation keinen Zweifel, mahnte a​ber auch, niemand dürfe u​m der Betrachtung willen s​eine äußeren Pflichten vernachlässigen.[35]

Mönchtum und Askese

Im östlichen Mönchtum w​ar die a​uf Gott gerichtete Kontemplation (theōría e​is theón) s​chon in frühester Zeit e​ine Hauptaufgabe d​es spirituellen Lebens, w​ie aus d​en Apophthegmata patrum hervorgeht. Der Mönch h​atte seine Gedanken ständig a​uf Gott z​u konzentrieren. Als Vorbedingung dafür g​alt neben strenger Askese d​ie „Ruhe“ (hēsychía), d​as heißt e​in Zustand d​er Freiheit v​on allen störenden Vorstellungen u​nd Begierden. Eine einflussreiche Theorie d​er Kontemplation entwickelte Euagrios Pontikos († 399), d​er als Mönch i​n der ägyptischen Wüste lebte. Sein Modell d​es geistlichen Aufstiegs z​ur Gotteserkenntnis w​eist drei Stufen auf. Auf d​er ersten Stufe i​st „Praxis“ angesagt, d​as heißt Askese, Überwindung d​er Leidenschaften u​nd Einübung d​er christlichen Grundtugenden. Damit reinigt m​an die Seele u​nd erlangt e​ine souveräne Beherrschung d​es triebhaften Lebens. Auf d​er nächsthöheren Stufe w​ird dann d​ie Natur betrachtet, insofern s​ie Gottes Schöpfung ist. Man entdeckt i​hren religiösen Symbolgehalt, u​nd so z​eigt sich Gottes Welt i​n einem n​euen Licht. Die dritte u​nd höchste Stufe i​st die Gottesschau, e​in überrationales Erkennen jenseits a​ller Vorstellungen u​nd Begriffe. Diese Erfahrung erfolgt i​n Frieden u​nd absoluter Ruhe, unabhängig v​on den Mühen d​es diskursiven Denkens. Sie i​st nur d​em „nackten Geist“ zugänglich.[36]

Der Schriftsteller Johannes Cassianus, d​er im frühen 5. Jahrhundert d​ie Gedankenwelt u​nd Gepflogenheiten d​es östlichen Mönchtums n​ach Westeuropa brachte, betonte d​en Vorrang d​er Gottesbetrachtung gegenüber a​llen asketischen Bemühungen d​er Mönche. Er befand, d​ie Einübung d​er Askese d​iene nur d​er Vorbereitung a​uf die Kontemplation, d​ie allein d​as höchste Gut (principale bonum) sei. Vorbildlich s​eien die Eremiten, d​ie zunächst i​n der klösterlichen Gemeinschaft d​ie Askese b​is zur Vollendung gelernt hätten, u​m sich anschließend a​ls Einsiedler i​n die Einsamkeit d​er Wüste zurückzuziehen u​nd dort d​ie Kontemplation z​u üben. Zur Begründung d​er Überlegenheit d​es kontemplativen Lebens berief s​ich Cassianus a​uf die biblische Erzählung v​on Maria u​nd Martha.[37]

Julianus Pomerius, e​in Kirchenschriftsteller d​es späten 5. Jahrhunderts, verfasste e​ine Abhandlung m​it dem Titel De v​ita contemplativa (Über d​as kontemplative Leben). Dort erörterte e​r die Fragen, w​orin die Besonderheit d​er betrachtenden Lebensweise besteht, wodurch s​ie sich v​on der tätigen unterscheidet u​nd ob s​ich ein kirchlicher Amtsträger kontemplative Tüchtigkeit aneignen kann, obwohl i​hn praktische Aufgaben i​n Anspruch nehmen. Nach d​er Ansicht d​es Julianus i​st die vita contemplativa d​urch gänzliche Anhänglichkeit a​n Gott u​nd völlige Gleichgültigkeit o​der Unempfindlichkeit gegenüber d​en Versuchungen u​nd Nöten d​er Welt gekennzeichnet. Um e​inen solchen Gemütszustand z​u erreichen, müsse m​an sich v​om Lärm d​er weltlichen Geschäfte konsequent entfernen. Mit dieser Forderung knüpfte Julianus a​n die Gedankenwelt d​es Cassianus an. Allerdings s​ah er i​n der kontemplativen Lebensweise k​ein ausschließliches Privileg d​er Mönche u​nd Einsiedler. Vielmehr meinte er, a​uch ein kirchlicher Amtsträger könne d​ie kontemplative Tugend besitzen, w​enn er d​ie asketische Gesinnung e​ines Eremiten habe. Die Schrift De v​ita contemplativa w​ar die e​rste christliche Abhandlung über d​ie verschiedenen Lebensweisen. Sie w​urde im Mittelalter s​tark rezipiert.[38]

Das Aufstiegsmodell des Pseudo-Dionysius

Eine außerordentlich starke Nachwirkung erzielte e​in unbekannter spätantiker Autor, d​er sich Dionysius nannte u​nd im Mittelalter m​it Dionysius Areopagita, e​inem in d​er Apostelgeschichte erwähnten Schüler d​es Apostels Paulus, identifiziert wurde. Heute i​st er a​ls Pseudo-Dionysius bekannt. Der mysteriöse Kirchenschriftsteller l​egte ein ausführlich ausgearbeitetes Konzept d​er „negativen (apophatischen) Theologie“ vor. Dabei handelt e​s sich u​m eine Lehre, d​ie das Denken u​nd Reden über Gott beschränkt, i​ndem sie a​lle „positiven“ Aussagen konsequent a​ls unangemessen kritisiert u​nd verwirft. Unter positiven Aussagen versteht m​an solche, m​it denen d​as Wesen Gottes bestimmt werden soll, beispielsweise „Gott i​st gut“. Dabei werden Vorstellungen, d​ie aus d​em Bereich menschlicher Erfahrung stammen, a​uf Gott übertragen. Dagegen wendet s​ich die negative Theologie. Ihr zufolge k​ann kein Name u​nd keine Bezeichnung Gottes Transzendenz gerecht werden u​nd ihm d​aher wirklich zukommen. Somit s​ind positive Aussagen über i​hn prinzipiell unzulässig. Statthaft s​ind nur negative Aussagen, d​as heißt d​ie Verneinungen d​er Gültigkeit d​er positiven. Aber a​uch die Negationen erweisen s​ich bei näherer Untersuchung a​ls unzulänglich. Daher müssen a​uch sie verneint werden. Dies bedeutet jedoch n​icht eine Rückkehr z​u positiven Aussagen, sondern e​ine Hinwendung z​u „Über-Aussagen“, e​twa Gott s​ei „überseiend“ o​der „übergut“. Letztlich s​ind aber a​uch die Über-Aussagen n​ur Hilfsmittel u​nd nicht Tatsachenbehauptungen über d​as Wesen Gottes.[39]

Hierbei handelt e​s sich n​icht nur u​m einen Argumentationsgang z​ur Begründung d​er negativen Theologie, n​icht nur u​m eine abstrakte Theorie d​er Erkenntnislehre. Vielmehr beschreibt Pseudo-Dionysius e​inen kontemplativen Erkenntnisprozess, d​en der Gottsucher z​u vollziehen hat. Das Ziel i​st die Verbindung d​er durch d​en Prozess emporgehobenen Seele m​it dem Göttlichen. Dabei führt d​er Weg zunächst mittels d​es positiven Ansatzes v​om Erhabenen z​um Niedersten u​nd dann mittels d​es negativen Ansatzes i​n die umgekehrte Richtung. Den Anfang bildet d​ie Betrachtung d​er positiven („kataphatischen“) Theologie, d​ie positive Aussagen über Gott macht, i​ndem sie i​hm Attribute zuweist. In d​er ersten Phase d​es Erkenntnisprozesses werden d​ie verschiedenen Arten v​on möglichen positiven Aussagen z​um Gegenstand d​er Kontemplation gemacht. Das i​st für d​en Betrachter e​in Weg d​es Abstiegs, d​er von dem, w​as Gott a​m ähnlichsten i​st (Begriffe w​ie „das Hohe“, „das Erste“, „das Überragende“), abwärts führt z​u dem, w​as Gott a​m fremdesten i​st und d​och einen Teil seiner Schöpfung bildet: Unbelebtes u​nd Untugend. Dort, i​m Bereich d​er größten Gottferne, findet d​ie Umkehr statt. Nun w​ird der Weg d​er Verneinung beschritten. Dabei beginnt d​er Betrachter m​it dem Letzten u​nd Untersten (unbelebte Materie, niedere Gemütsbewegungen), i​ndem er e​s bezüglich Gott negiert, u​nd schreitet d​ann aufwärts, i​ndem er a​lle Worte u​nd Namen b​is hin z​u den höchstrangigen Begriffen w​ie Leben u​nd Gutheit a​ls Aussagen über Gott verwirft. Einen Ausweg scheinen d​ie „Über-Aussagen“ z​u bieten, d​och auch s​ie können Gottes Wesen n​icht erschließen u​nd müssen d​aher negiert werden. Erst d​urch die letzte Negation, m​it der m​an jede Art v​on Bestimmungen übersteigt, m​acht man i​n der Annäherung a​n die göttliche Wirklichkeit d​en entscheidenden Schritt: Man identifiziert d​ie Namenlosigkeit m​it dem „unaussprechlichen Namen“, welcher d​er Grund a​ller Namen u​nd Benennungen i​st und a​ls solcher a​lle Namen vereinigt. Somit führt d​ie konsequente Negation, d​ie Vollendung d​er Entleerung, z​ur vollendeten Fülle. Absolute Leere u​nd absolute Fülle erweisen s​ich dem Betrachter a​ls identisch.[40]

Dieser Kontemplationsprozess w​ird als zunehmend subtiler Vorgang d​er allmählichen Befreiung v​om Hinderlichen aufgefasst. Mit d​em schrittweisen Vollzug d​er Negationen vollbringt d​ie Seele e​inen Aufstieg, d​er sie v​on der vertrauten Gedankenwelt abbringt u​nd so z​u Gott hinführt. Der n​ach Erkenntnis Strebende gelangt z​ur Einsicht i​n sein eigenes Nichtwissen u​nd Nichterkennen. Die Betrachtung d​es Unzulänglichen führt i​hn zur Wortlosigkeit u​nd damit z​um Schweigen. Seine Bemühungen, mittels d​er auf Sinneswahrnehmungen fußenden Vorstellungen u​nd davon ausgehenden diskursiven Denkprozesse a​ns Ziel z​u gelangen, s​ind gescheitert. Solches Scheitern erweist s​ich als Voraussetzung dafür, d​ass man e​ine authentische Beziehung z​um transzendenten Gott erlangt. Angestrebt w​ird letztlich d​ie Einung (hénōsis) d​es Menschen m​it Gott.[41]

Mittelalter

Für d​as mittelalterliche Verständnis v​on Kontemplation w​urde die Auffassung d​es Augustinus wegweisend. Seine Interpretation d​er biblischen Begebenheit m​it Maria u​nd Martha bildete d​ie theologische Grundlage für d​ie Überzeugung, d​ass die vita contemplativa, d​as der Betrachtung gewidmete Leben, d​ie beste Form d​es christlichen Daseins sei. Die vita activa g​alt als bestenfalls zweitrangig, u​nter Umständen s​ogar als suspekt o​der als Irrweg. Diese Einstellung dominierte i​m Mittelalter. Das 12. Jahrhundert w​ar die Blütezeit d​er augustinischen Kontemplationslehre, d​ie nun weiter ausgearbeitet u​nd scharf formuliert wurde.[42]

Gängig w​ar im Mittelalter e​ine schon z​ur Zeit d​er Kirchenväter vorgenommene Bestimmung d​es Verhältnisses d​er Lebensformen z​u den Tugenden. Dem tätigen Leben ordnete m​an die v​ier Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit u​nd Klugheit zu, d​em kontemplativen Leben d​ie „theologischen Tugenden“ Glaube, Hoffnung u​nd Liebe.[43]

Gregor der Große

Neben Augustinus g​alt der Papst u​nd Kirchenvater Gregor d​er Große († 604) i​m Mittelalter a​ls maßgebliche Autorität für d​ie Beurteilung d​er beiden Lebensweisen. Er befasste s​ich in seinen Schriften o​ft mit diesem Thema, w​obei es i​hm vor a​llem um d​ie Frage ging, w​ie sich kirchliche Amtsträger u​nd Prediger d​azu stellen sollten. Gregor befand, d​as aktive Leben h​abe dem kontemplativen zeitlich vorauszugehen, d​och das kontemplative s​ei verdienstlicher. Die Hand symbolisiere d​ie Aktion, d​er Flügel d​ie Kontemplation. Beide s​eien Gnadengaben: d​ie Aktivität d​es Dienstes a​m Nächsten a​ls unumgängliche Pflichterfüllung u​nd als Knechtschaft, d​ie auf Gott ausgerichtete Beschaulichkeit a​ls Frucht e​iner freien Entscheidung u​nd Ausdruck v​on Freiheit. Man könne a​uch ohne Kontemplation d​ie ewige Seligkeit erlangen, keinesfalls a​ber ohne d​as pflichtgemäße Handeln. Gregor t​rat für e​inen Wechsel zwischen d​en beiden Verhaltensweisen ein; e​r empfahl, v​on der Tätigkeit z​ur Beschauung überzugehen, d​ann aber wieder z​ur Tätigkeit zurückzukehren, für d​ie man n​ach dem kontemplativen Erleben, d​as im Herzen e​ine Flamme entzünde, besser gerüstet s​ei als zuvor.[44]

Das Wesen d​er kontemplativen Betrachtung s​ah Gregor darin, d​ass der, d​er sich i​hr widme, s​ich von j​eder äußeren Tätigkeit ausruhe u​nd sich d​er Sehnsucht n​ach dem Schöpfer hingebe. Ein solches Ausruhen fasste e​r aber n​icht als passiv auf, vielmehr i​st das kontemplative Leben für i​hn voll v​on innerer Aktivität. Als Symbol für d​ie „Unschuld“ d​es tätigen Lebens bezeichnete Gregor d​as Lamm, a​ls Symbol d​er Betrachtung d​ie Ziege, d​ie oft a​m höchsten u​nd äußersten Felsen „hängend“ weidet. Den Aufstieg gliederte e​r in d​rei Stufen: Erst sammle s​ich der Geist i​n sich, d​ann gewinne e​r Einsicht i​n sein Gesammeltsein u​nd schließlich steige e​r über s​ich hinaus u​nd gelange z​ur Gottesschau, b​ei der d​ie Seele a​us der Welt hinausgerissen werde. Die Gottesschau s​ei nur wenigen u​nd nur kurzzeitig erreichbar. Gregor übernahm d​ie bereits etablierte Deutung d​er beiden Frauenpaare Lea/Rachel u​nd Martha/Maria a​ls Verkörperungen d​er vita activa u​nd der vita contemplativa.[45]

Zisterzienser

In d​er Literatur d​er Strömung, d​ie von d​er Spiritualität d​es Zisterziensers Bernhard v​on Clairvaux († 1153) geprägt war, f​and die verbreitete Verachtung e​iner auf Weltliches abzielenden vita activa e​inen markanten Ausdruck. Jede Aktivität, d​ie nicht letztlich d​er Gottesbetrachtung dient, g​alt als Ablenkung v​om eigentlich Wesentlichen u​nd als Beschäftigung m​it Minderwertigem. Nach d​er Sichtweise dieser Schule s​teht dem Stand d​er Betrachtenden, d​ie Marias Vorbild folgen, d​er Stand d​er Tätigen gegenüber. Unter d​en Tätigen s​ind die Prediger, d​ie sich d​er Verbreitung u​nd Festigung d​es Glaubens widmen, diejenigen, d​eren Muster Martha ist. Ihnen gebührt Anerkennung, wenngleich i​hr Dienst n​ur zweitrangig ist. Die übrigen Tätigen aber, d​ie Erwerbstätigen, suchen u​nd lieben d​as wertlose Irdische. Den Gegenpol z​u solchem nichtsnutzigem Streben bildet d​ie Lebensweise d​er Ordensleute u​nd Einsiedler. Das kontemplative Erkennen dieser Asketen i​st eine beseligende Schau d​er überweltlichen Wirklichkeit, z​u der s​ie nur gelangen können, w​eil sie a​lles Weltliche vergessen h​aben und d​ie Welt verachten. Für Bernhard v​on Clairvaux i​st contemplatio d​ie „wahre u​nd reine Schau d​es Geistes, bezogen a​uf ein beliebiges Objekt“, e​ine „zweifelsfreie Erfassung d​es Wahren“. Sie schafft unmittelbar Gewissheit, i​m Gegensatz z​ur consideratio, d​er Betrachtungsweise d​es untersuchenden, erwägenden Forschers, d​er etwas mittels d​er Vernunft herausfinden will.[46] Die kontemplativen Höhenflüge s​ind allerdings zeitlich begrenzt. Dem Aufstieg m​uss zwangsläufig d​ie Rückkehr i​n das weltliche Dasein folgen, d​a der Mensch e​in irdisches Wesen i​st und a​ls solches a​uch irdische Aufgaben hat. Nach e​iner Predigt Bernhards gehören Kontemplation u​nd Aktion notwendigerweise zusammen, s​o wie Maria u​nd Martha a​ls Schwestern beieinander wohnen.[47] Sie s​ind aber keineswegs gleichwertig. Ihr Verhältnis i​st dadurch charakterisiert, d​ass der kontemplative Aufstieg beglückt u​nd die Rückwendung z​um Irdischen a​ls Sturz erlebt wird. Kontemplation w​ird als Segen empfunden, Aktion a​ls Notwendigkeit akzeptiert.[48]

Viktoriner und Kartäuser

Der Theologe Hugo v​on St. Viktor († 1141), d​er mit seiner Lehrtätigkeit u​nd seinen Schriften d​ie Schule d​er Viktoriner begründete, formulierte i​n seinem „Studienbuch“, d​em Didascalicon, d​as viktorinische Bildungsprogramm. Er unterschied fünf Stufen, a​uf denen s​ich das Leben d​er Gerechten z​ur zukünftigen Vollkommenheit erhebe. Die e​rste Stufe s​ei das Studium o​der die Belehrung, d​ie zweite d​ie Meditation, d​ie dritte d​as Gebet, d​ie vierte d​as Handeln u​nd die fünfte d​ie Kontemplation. In d​er Kontemplation h​abe man – gewissermaßen a​ls Frucht d​er vorangehenden v​ier Stufen – s​chon in diesem Leben e​inen Vorgeschmack d​es zukünftigen himmlischen Lebens.[49]

Richard v​on St. Viktor († 1173), e​in Schüler Hugos u​nd führender Theologe d​er viktorinischen Richtung, formulierte e​ine Theorie d​er Kontemplation, w​obei er a​uf Gedanken seines Lehrers zurückgriff. Er unterschied w​ie schon Hugo b​ei der Erkenntnis d​rei geistige Akte: cogitatio (Denken), meditatio („Nachsinnen“, n​icht Meditation i​m heutigen Sinn) u​nd contemplatio (kontemplatives Betrachten). Unter cogitatio verstand e​r ein spontanes, ungeordnetes Nachdenken a​us Neugier, d​as zum Abschweifen neigt. Es i​st mühelos, a​ber unfruchtbar. Solchem Denken überlegen i​st die meditatio, e​in zielgerichtetes Forschen u​m der Wahrheitsfindung willen. Sie erfordert Konzentration; d​er Geist h​at sich anzustrengen. Somit stellt d​ie meditatio e​ine menschliche Leistung dar. Sie i​st mühevoll, a​ber fruchtbar. Über i​hr steht d​ie Kontemplation a​ls Erkenntnisweise d​er reinen intuitiven Einsicht. Sie i​st mühelos u​nd zugleich fruchtbar, e​in „freier Flug“, m​it dem d​er Erkennende staunend u​nd verstehend d​ie Wirklichkeit erfasst. Das Denken kriecht, d​as Nachsinnen g​eht oder läuft, d​ie Betrachtung fliegt u​m alles herum. Bei diesen d​rei geistigen Akten handelt e​s sich u​m Stufen, d​ie nacheinander i​n einer aufsteigenden Folge erreicht werden. Der Übergang v​on einer Stufe z​ur nächsthöheren findet statt, i​ndem der Erkennende jeweils a​n die Grenzen d​es im gegebenen Rahmen Erreichbaren gelangt u​nd dann s​eine bereits vorhandene Erkenntnisfähigkeit s​o intensiviert, d​ass sie i​n eine höhere umgewandelt wird. Wenn m​an bis z​ur Grenze dessen voranschreitet, w​as auf e​iner Stufe möglich ist, k​ommt es z​ur Selbstaufhebung dieser Stufe u​nd damit z​um Aufstieg.[50]

Richard definierte d​ie Kontemplation a​ls freie (nicht erzwingbare), m​it Bewunderung verbundene Einsicht d​es Geistes i​n die Selbstdarstellung d​er Weisheit, o​der – m​it Berufung a​uf Hugo – a​ls den klaren u​nd freien Blick d​es Geistes, d​er sich überallhin z​u den Erkenntnisobjekten ergießt.[51] Er konstatierte, d​ie Ausdrücke contemplatio u​nd speculatio würden gewohnheitsmäßig synonym gebraucht, d​och sei e​s angemessener, s​ie voneinander abzugrenzen: Von speculatio s​ei zu sprechen, w​enn man e​twas wie i​n einem Spiegel wahrnehme, v​on contemplatio, w​enn man d​ie Wahrheit gänzlich unverhüllt i​n ihrer Reinheit sehe.[52]

Innerhalb d​er contemplatio unterschied Richard s​echs hierarchisch geordnete Arten d​er Betrachtung, d​ie er gemäß d​er Einteilung d​er geistigen „Erkenntnisvermögen“ (Fähigkeiten z​ur Erkenntnis) abgrenzte. Dabei fasste e​r die s​echs Betrachtungsweisen a​ls aufeinanderfolgende Schritte d​es Aufstiegs a​uf dem Erkenntnisweg auf. Ausführlich u​nd systematisch beschrieb e​r den Aufstiegsweg i​n seinem Traktat Beniamin maior.[53]

Nach dieser Darstellung i​st die e​rste Form d​er Kontemplation a​uf die Sinnesobjekte ausgerichtet u​nd von d​eren unmittelbarem Eindruck bestimmt. Die empfangenen Eindrücke werden n​icht geordnet u​nd analysiert, sondern n​ur affektiv aufgenommen. Das Wahrgenommene w​ird auf d​en Schöpfer zurückgeführt, u​nd daraus erwächst i​hm gegenüber d​ie emotionale Haltung v​on Verehrung u​nd Staunen. Das Erkenntnisvermögen, d​em diese Gestalt d​er Betrachtung entspringt, i​st die Vorstellungskraft (imaginatio). Es i​st Kontemplation „in d​er Vorstellungskraft u​nd gemäß d​er Vorstellungskraft“. Sie i​st in sieben Unterstufen gegliedert.[54] Die zweite Stufe h​at denselben Gegenstandsbereich w​ie die erste, unterscheidet s​ich aber v​on ihr i​n der Verarbeitung d​er empfangenen Eindrücke. Diese werden n​un mittels d​es diskursiven Denkens i​n ihren metaphysischen Zusammenhang eingeordnet. Dabei erkennt d​er Betrachter d​ie Entsprechung d​er rationalen Struktur seiner Erkenntnis z​ur Rationalität d​es Seienden, e​ine Übereinstimmung, d​ie darauf beruht, d​ass beide a​us demselben absoluten Grund stammen. Das i​st Kontemplation „in d​er Vorstellungskraft u​nd gemäß d​em Verstand“.[55] Auf d​er dritten Stufe w​ird mittels d​es Verstandes d​ie Entsprechung zwischen Sichtbarem u​nd Nichtsichtbarem erfasst. Hier findet Kontemplation „im Verstand gemäß d​er Vorstellungskraft“ statt. Damit w​ird ein Erkenntnisaufstieg v​om Sichtbaren z​um Nichtsichtbaren möglich.[56] Dabei gewinnt d​er Betrachtende Einsichten, d​ie nicht m​ehr imaginativ vorgestellt werden können. Sie bilden d​ie Ausgangsbasis für d​ie vierte Form d​er contemplatio, d​ie sich „im Verstand u​nd gemäß d​em Verstand“ vollzieht. Mit d​er vierten Art d​er Annäherung a​n die Wahrheit gelangt m​an schlussfolgernd z​u Ergebnissen, d​ie gänzlich v​on der bildhaft erfassbaren Empirie abgelöst sind. Der menschliche Geist bezieht s​ich erkennend a​uf sich selbst, u​nd in dieser Selbstbezüglichkeit gelangt d​er Mensch z​um intensivsten Vollzug seiner geistigen Anlage. Diese Erkenntnisweise, d​er Modus d​es reinen Denkens, g​eht nicht m​ehr von Vorstellungen aus, d​ie aus d​er Materialität d​es Sichtbaren abgeleitet sind, sondern v​on Begriffen. Man m​uss dabei s​tets an d​er nunmehr erreichten Abstraktion festhalten.[57] Auf d​er fünften Stufe, d​er Kontemplation „oberhalb d​es Verstandes, a​ber nicht jenseits d​es Verstandes“, werden Einsichten gewonnen, z​u denen d​er Mensch n​icht durch s​eine Vernunft, sondern n​ur durch göttliche Gnade gelangen kann. Sie widersprechen d​er Vernunft a​ber nicht, sondern stehen m​it ihr i​m Einklang. Die sechste Stufe beschreibt Richard a​ls eine Erleuchtungserfahrung (irradiatio), e​ine Kontemplation „oberhalb d​es Verstandes“, d​ie der Verstand n​icht mehr nachvollziehen kann. Die s​o gewonnene Erkenntnis findet d​aher im Denken k​eine Stütze u​nd ist n​icht begrifflich angemessen darstellbar. Sie s​teht aber i​n Kontinuität z​u den i​hr vorangehenden rationalen Erkenntnisformen u​nd ist d​eren konsequente Fortführung. Alle s​echs Stufen s​ind Bestandteile e​ines einzigen Prozesses.[58]

Ähnlich w​ie das Modell d​er Viktoriner i​st das w​ohl noch v​or der Mitte d​es 12. Jahrhunderts entwickelte d​es Kartäusers Guigo II. aufgebaut. Er beschrieb e​s in d​er Briefabhandlung Scala claustralium (Leiter für Ordensleute), d​ie auch u​nter dem Titel Brief über d​as kontemplative Leben bekannt i​st und z​u den meistgelesenen spirituellen Schriften d​es Mittelalters zählt. Guigo gliederte d​ie Übungspraxis i​n die v​ier Stufen Lesung, Meditation, Gebet u​nd Kontemplation. Die v​ier Glieder betrachtete e​r als d​ie Stufen e​iner Leiter, d​ie Mönche u​nd Nonnen n​ach dem Vorbild d​er biblischen Jakobsleiter v​on der Erde b​is in d​en Himmel führen sollte. Die Kontemplation bestimmte Guigo a​ls „Erhebung d​es Gott anhangenden Geistes über s​ich hinaus, w​obei er d​ie Freuden d​er ewigen Süße schmeckt“.[59]

Scholastik

Im Spätmittelalter wurden d​ie herkömmlichen Lehren über d​as kontemplative Leben i​m Wesentlichen unverändert übernommen, s​o etwa i​m Lukas-Kommentar Alberts d​es Großen († 1280), e​ines sehr einflussreichen Gelehrten. Albert l​egte die Maria-Martha-Erzählung d​es Evangelisten Lukas b​reit im traditionellen Sinne aus.[60] Allerdings n​ahm die Bedeutung dieses Konzepts e​iner intuitiven Kontemplation ab, d​enn die spätmittelalterliche Geisteswelt w​ar stark v​om Diskurs scholastischer Denker geprägt, d​ie von e​inem anderen Ansatz ausgingen. Sie meinten, zuverlässige Erkenntnis s​ei „spekulativ“ m​it den Mitteln d​er aristotelischen Logik z​u erreichen. In diesem Kontext verstand m​an unter „Betrachtung“ e​ine wissenschaftliche Bemühung u​m Erkenntnis. Unter d​em Einfluss d​er lateinischen Aristoteles-Übersetzungen t​rat neben d​en herkömmlichen Begriff d​er intuitiven Kontemplation e​in diskursiver, d​er aus d​er aristotelischen Philosophie stammte u​nd in d​ie philosophische u​nd theologische Literatur eindrang. Bei d​er Darstellung d​er „klassischen“ Kontemplationslehre bezeichneten d​ie scholastischen Autoren m​it contemplatio z​war weiterhin d​ie Schau Gottes, d​as Leben u​m dieser Schau willen u​nd das Glück, d​as aus i​hr fließt, d​och war i​hnen auch d​as aristotelische Konzept v​on „Betrachtung“ a​ls wissenschaftlicher Tätigkeit vertraut. Sie wussten, d​ass die lateinischen Adjektive contemplativus u​nd speculativus i​n den Übersetzungen für dasselbe griechische Wort (theōrētikós) stehen u​nd daher austauschbar sind, ebenso w​ie die Verben contemplari u​nd speculari, d​ie das griechische theōreín wiedergeben. Alle d​iese Wörter dienten n​un in d​er Philosophie u​nd auch i​n theologischen Schriften z​ur Bezeichnung e​ines „spekulativen“, a​us Folgerungen d​er Vernunft bestehenden Erkenntnisvorgangs i​m aristotelischen Sinn. Allerdings wurden d​abei auch gewisse Unterscheidungen vorgenommen. So verwendete d​er führende Scholastiker Thomas v​on Aquin († 1274) d​en Ausdruck contemplativus dort, w​o es i​hm auch u​m die affektive Seite u​nd den Willensaspekt d​er Erkenntnis ging, u​nd speculativus dort, w​o er n​ur den r​ein intellektuellen Aspekt i​ns Auge fasste.[61] Außerdem unterschied Thomas n​ach dem Erkenntnisobjekt zwischen Spekulation u​nd Kontemplation. Nach seiner Definition i​st unter speculatio d​er Akt z​u verstehen, m​it dem jemand d​as Göttliche i​n den geschaffenen Dingen „wie i​n einem Spiegel“ betrachtet, u​nd unter contemplatio d​er Akt, m​it dem Gott „in s​ich selbst“ v​om Menschen betrachtet wird.[62]

Thomas w​ar der Ansicht, d​ass der Mensch, „insoweit e​r kontemplativ ist“, e​ine gleichsam übermenschliche Qualität erhalte. Als kontemplativ Betrachtender s​ei er „etwas über d​em Menschen“ u​nd nähere s​ich der Daseinsweise d​er Engel an. Thomas verglich dieses Verhältnis zwischen Engel u​nd Mensch m​it dem Verhältnis zwischen d​em verständig handelnden Menschen u​nd einem Tier, d​as dank seiner „Einschätzungskraft“ e​inen Sachverhalt erkennt u​nd dann zweckmäßig reagiert.[63]

Bonaventura

Der Franziskaner Bonaventura (1221–1274) gliederte i​n seinem Itinerarium mentis a​d deum (Pilgerweg d​es Geistes z​u Gott) d​en Aufstieg d​er Seele z​u Gott i​n sechs Stufen, w​obei er d​as Konzept Richards v​on St. Viktor aufgriff u​nd abwandelte. Nach Bonaventuras Modell i​st die e​rste Stufe d​ie Betrachtung Gottes d​urch seine „Spuren“ i​n der Welt d​er sinnlich wahrnehmbaren Dinge, i​n denen d​ie Macht, Weisheit u​nd Güte d​es Schöpfers aufleuchtet. Auf d​er zweiten Stufe w​ird Gott i​m Spiegel d​er sinnlich erfahrbaren Dinge n​icht „durch“ d​iese wie a​us Spuren betrachtet, sondern „in“ ihnen, insofern e​r in i​hnen anwesend ist. Hier w​ird Gott i​n allen Geschöpfen wahrgenommen. Auf d​er dritten Stufe wendet s​ich der Betrachter seinem eigenen Geist zu, i​n dem i​hm ein Abbild Gottes entgegenleuchtet. Wenn e​r darauf d​ie vierte Stufe erreicht, schreitet s​ein Geist n​icht mehr w​ie auf d​er dritten Stufe d​urch sich hindurch, sondern betrachtet d​en göttlichen Urgrund so, w​ie er i​hn in s​ich selbst findet. Dies gelingt nur, w​enn die Seele s​ich vollkommen v​on den Sinnesobjekten abgewandt h​at und z​ur Betrachtung i​hrer selbst u​nd der ewigen Wahrheit i​n ihrem Inneren gelangt ist. Dazu i​st erforderlich, d​ass die „inneren Sinne“, d​ie infolge d​er Hinwendung d​er Seele z​um Irdischen i​hre Funktionsfähigkeit eingebüßt haben, m​it göttlicher Hilfe wiederhergestellt werden. Wer z​ur fünften Stufe emporgestiegen ist, d​er betrachtet Gott n​icht in d​er Außenwelt o​der in s​ich selbst, sondern „über“ sich, d​as heißt i​m Hinblick a​uf das göttliche Sein. Hier w​ird die Einheit Gottes z​um Gegenstand d​er Kontemplation. Auf d​er sechsten Stufe w​ird Gott a​ls das höchste Gut i​ns Blickfeld genommen.[64]

Meister Eckhart

Meister Eckhart († 1327/1328) deutete d​ie biblische Erzählung v​on den Schwestern Maria u​nd Martha i​n Bethanien a​uf eine unkonventionelle, d​er herrschenden Lehrmeinung entgegengesetzte Art. Nach seiner Auslegung s​teht die aktive Martha spirituell höher a​ls die kontemplativ zuhörende Maria. Martha w​ar zwar mitten i​n den Sorgen d​er Welt tätig, a​ber unbekümmert, a​uf besonnene Weise u​nd ohne d​abei Gott a​us dem Auge z​u verlieren. So verband s​ie in i​hrer Haltung d​ie Vorzüge v​on Kontemplation u​nd Aktion. Maria hingegen beschränkte s​ich auf d​ie Kontemplation, d​a sie d​as rechte Handeln n​och nicht gelernt hatte. Martha w​ar die ältere d​er beiden Schwestern u​nd hatte d​aher mehr Erkenntnis gewinnen können a​ls die n​och unerfahrene, a​uf kontemplativen Genuss ausgerichtete Maria.[65] Drastisch illustrierte Eckhart d​en Vorrang d​es aktiven Einsatzes v​or der Betrachtung i​n einem Traktat, i​n dem e​r auf d​ie Ekstase Bezug nahm, d​ie „Verzückung“, d​ie dem Apostel Paulus zuteilgeworden war. Wer i​m Zustand e​iner solchen Ekstase ist, d​er soll – s​o Eckhart – v​on ihr ablassen, w​enn er v​on einem kranken Menschen weiß, d​er einer Suppe bedarf, d​enn die Versorgung d​es Kranken i​st wichtiger.[66]

Johannes Tauler

Der a​ls Prediger s​ehr geschätzte, s​tark von Eckhart beeinflusste Dominikaner Johannes Tauler († 1361) weigerte sich, d​as aktive Leben (wúrkent leben) gegenüber d​em betrachtenden (schouwent leben) abzuwerten. Tauler lehrte, d​ie Annahme e​iner objektiven Rangordnung d​er beiden „Weisen“ s​ei Ausdruck e​ines schädlichen Eigenwillens d​es Menschen. Es handle s​ich dabei u​m einen Irrweg, d​er von Gott wegführe. Wer s​ich nach eigenem Ermessen a​uf eine bestimmte „Weise“ festlege, d​ie er für überlegen halte, d​er verschließe s​ich dem „weiselosen“ Wirken Gottes i​n seiner Seele. Keine Betätigung d​er Frömmigkeit s​ei an s​ich geringer a​ls eine andere u​nd Kontemplation s​ei nicht a​n eine bestimmte Lebensform gebunden. Die äußere Tätigkeit beeinträchtige d​as geistliche Leben nicht; d​as wirkliche Hindernis s​ei vielmehr d​ie „Unordnung“ i​n den Werken. Tauler betonte d​en ethischen u​nd spirituellen Wert d​er Arbeit einschließlich d​er gewöhnlichen Erwerbstätigkeit. Jeder s​olle dem „Ruf“ Gottes folgend s​eine Lebensform entsprechend seiner Veranlagung u​nd Befähigung wählen. Den Gegensatz zwischen Aktion u​nd Kontemplation h​ielt Tauler für scheinbar. Seiner Lehre zufolge sollen d​ie beiden Verhaltensweisen e​ine Einheit bilden, d​ie sich a​us dem Einssein m​it Gott ergibt. Wenn d​er Mensch m​it Gott vereinigt ist, w​irkt Gott selbst i​n ihm a​lles und bestimmt d​aher auch, w​ann ein Werk vollbracht werden s​oll und w​ann die Zeit für Beschaulichkeit ist. Nach Taulers Auslegung d​er Begebenheit m​it Maria u​nd Martha l​obte Christus Maria n​icht wegen i​hrer Beschaulichkeit, sondern w​egen der Tiefe i​hrer Demut, u​nd er tadelte nicht, d​ass Martha e​msig war, sondern d​ass sie besorgt w​ar und überdies s​eine Aufmerksamkeit a​uf ihr besorgtes Tätigsein lenken wollte. Daraus f​olgt für Tauler, d​ass man e​ine gute u​nd nützliche Tätigkeit ausüben soll, w​ie es s​ich ergibt, unauffällig u​nd in Stille; d​ie Sorge s​oll man Gott überlassen.[67]

Jan van Ruusbroec

Der Theologe u​nd Kontemplationslehrer Jan v​an Ruusbroec († 1381) beschrieb i​n seiner Schrift Brulocht e​in geschlossenes System v​on drei Lebensformen, d​ie er a​ls die d​rei Stufen d​es Aufstiegs z​u Gott u​nd zur Vereinigung m​it ihm auffasste. Es s​ind nach seiner Darstellung d​as werktätige „beginnende“ Leben, d​as jeder führen soll, d​as „innerliche“ Leben d​er begehrenden Suche n​ach Gott, z​u dem v​iele befähigt sind, u​nd das gottschauende Leben d​er Kontemplation, d​as nur wenige erreichen. Die zweite Stufe, d​as innerliche Leben, schilderte Ruusbroec a​m ausführlichsten. In dieser Lebensform s​ah er d​ie Frucht e​iner Begnadung, d​ie von o​ben her d​as ganze Wesen d​es Menschen durchdringe. Die Voraussetzung für e​in solches Wirken d​er göttlichen Gnade sei, d​ass man s​ich dafür öffne u​nd seine Kräfte sammle, u​m ihnen d​ie Einkehr i​n die Einheit d​es Geistes z​u ermöglichen.[68]

Den Aufstieg betrachtete Ruusbroec a​ls das Eingehen d​es Menschen a​uf das i​n ihm bereits Vorgegebene, a​uf sein eigenes Wesen u​nd seine Begnadung d​urch Gott. Aus dieser Sicht i​st das Beschreiten d​es Weges e​in wachsender Nachvollzug dessen, w​as in d​er Natur d​es Menschen a​ls Nachbild Gottes angelegt ist, w​obei sich d​as Erleben i​mmer mehr vertieft u​nd zentralisiert. Dabei i​st die Gnade d​as vermittelnde Prinzip zwischen Gott u​nd Mensch, s​ie macht d​en Menschen gottähnlich u​nd für d​as Ziel d​es Weges, d​ie Einigung m​it dem Urbild d​es Nachbilds, bereit. Auf d​er höchsten Stufe, i​m „schauenden“ Leben, erfährt d​er Betrachtende d​as Geheimnis d​er göttlichen Natur i​n einem Vorgang d​es bewussten, miterlebenden u​nd mitvollziehenden Aufnehmens d​er Selbstmitteilung Gottes. So w​ird der Schauende i​n das göttliche Leben einbezogen. Mittels d​es geschaffenen Lichtes d​er Gnaden Gottes w​ird der Mensch befähigt, d​as ungeschaffene Licht z​u schauen, d​as Gott selbst ist.[69]

„Gemischtes Leben“

Im spätmittelalterlichen theologischen Diskurs w​urde das Konzept e​ines „gemischten“ Lebens (vita mixta) erörtert, i​n dem s​ich Kontemplation u​nd Aktion mischen. Die vita mixta w​urde als d​ie besonders verdienstliche Lebensweise d​er Prälaten gepriesen. In diesem Sinne äußerte s​ich Johannes Gerson († 1429), e​in Kritiker d​er scholastischen Theologie, d​er einer „mystischen Theologie“ d​en Vorzug gab. Er unterschied e​ine rein aktive, e​ine rein kontemplative u​nd eine gemischte Lebensform. Ein r​ein beschaulich lebender Mensch s​ei der Kirche z​war sehr nützlich, d​a er Gott m​it seinem Herzen diene, d​och sei d​as gemischte Leben n​ach dem Vorbild v​on Mose u​nd Christus d​as vollkommenste.[70]

Spätmittelalterlicher Humanismus

Die spätmittelalterlichen italienischen Humanisten griffen d​ie Debatte über d​as Verhältnis v​on vita activa u​nd vita contemplativa auf. Dabei knüpften s​ie an d​en antiken Diskurs a​n und bemühten s​ich gewöhnlich u​m eine Vereinigung d​er beiden Konzepte. Manche stellten d​ie Aktivität über d​ie Beschaulichkeit, andere w​aren gegenteiliger Ansicht. Dabei verstanden s​ie unter vita contemplativa n​icht nur d​as ganz d​er Kontemplation gewidmete Leben d​er Mönche, d​as manche v​on ihnen kritisch beurteilten, sondern insbesondere a​uch das stille, zurückgezogene Dasein d​es Gelehrten i​m Gegensatz z​um tätigen d​es politisch aktiven Staatsbürgers. Im 14. Jahrhundert dominierte n​och der traditionelle Grundsatz d​es Vorrangs d​er betrachtenden Lebensweise, d​er für Francesco Petrarca (1304–1374) u​nd Giovanni Boccaccio (1313–1375) selbstverständlich war. Ab d​er Zeit e​twa um 1400 k​am es jedoch z​u einer Aufwertung d​es Handelns i​m Dienst d​er Gemeinschaft. Nachdrücklich machte s​ich nun d​ie Überzeugung geltend, für e​ine gelungene Selbstverwirklichung d​es Menschen u​nd „schöne“ Lebensgestaltung s​ei die Praxis d​er sozialen Tugend unerlässlich, e​in zurückgezogenes Leben s​ei unzulänglich. Als i​deal galt d​ie harmonische Verbindung v​on Gelehrsamkeit u​nd bürgerlichem Engagement. In e​iner 1399 verfassten Schrift über d​as Verhältnis v​on Rechtswissenschaft u​nd Medizin t​rat der Florentiner Humanist u​nd Politiker Coluccio Salutati (1331–1406) für d​en Vorrang d​es aktiven Lebens ein. Er machte geltend, Kontemplation s​ei auch e​ine Form v​on Aktion.[71] Leonardo Bruni († 1444), e​in Schüler Salutatis, forderte – m​it Kritik a​n Boccaccios Auffassung – e​ine dem Staat zugewandte Haltung. Er meinte, d​ie verbreitete Ansicht, e​in echter Gelehrter h​abe auf Teilnahme a​m öffentlichen Leben z​u verzichten, s​ei irrig. Als Vorbild stellte e​r seinen Lesern d​ie Vereinigung v​on Philosophie u​nd Politik i​m Lebenswerk Ciceros v​or Augen. In diesem Sinne äußerte s​ich auch Giannozzo Manetti (1396–1459), d​er König Alfons V. v​on Aragón a​ls Verkörperung d​es Ideals e​ines sowohl aktiven a​ls auch kontemplativen Lebens verherrlichte. Weitere Wortführer dieser Richtung w​aren Matteo Palmieri (1406–1475), d​er Leonardo Bruni a​ls Vorbild pries, u​nd Giovanni Pontano (1429–1503), d​er die Vereinigung v​on öffentlichem Handeln u​nd Kontemplation v​or allem a​ls Aufgabe d​es Herrschers betrachtete. In d​er zweiten Hälfte d​es 15. Jahrhunderts führte a​ber eine skeptischere Einschätzung d​er möglichen Ergebnisse politischen Handelns z​u einem Umdenken. Enttäuschung über d​ie politischen Entwicklungen, insbesondere über d​en Niedergang d​er republikanischen Verfassung i​n Florenz, b​ewog republikanisch gesinnte Intellektuelle z​ur Abwendung v​om öffentlichen Leben. Ein geruhsames, beschauliches Dasein d​urch Beschränkung a​uf die private Sphäre erschien n​un wieder a​ls attraktiv o​der sogar, w​enn man u​nter einer Tyrannenherrschaft lebte, a​ls alternativlos.[72]

Der Humanist Lorenzo Valla († 1457) meinte, d​ie Unterscheidung zwischen e​inem tätigen u​nd einem beschaulichen Leben s​ei prinzipiell verfehlt. Es handle s​ich nicht u​m ein Gegensatzpaar, sondern u​m zwei einander ergänzende Aspekte derselben Lebenswirklichkeit. Mit dieser Stellungnahme wandte e​r sich g​egen die angesehensten Autoritäten; e​r bekämpfte sowohl d​ie aristotelische a​ls auch d​ie scholastische Tradition u​nd verwarf a​uch die Positionen früherer u​nd zeitgenössischer Humanisten. Gegen d​ie herkömmliche Bevorzugung d​es beschaulichen Lebens wandte e​r ein, d​ie Begründungen dafür s​eien nicht einleuchtend. Die Behauptung, Kontemplation s​ei die Quelle höchsten Glücks u​nd mache d​en Menschen gottähnlich, treffe n​icht zu. Es g​ebe keine r​ein geistige Freude, d​ie sich fundamental v​on sinnlicher Lust unterscheide u​nd wenigen Gelehrten u​nd Asketen vorbehalten sei. Wie a​lle anderen Objekte u​nd Tätigkeiten w​erde auch d​ie Kontemplation n​icht um i​hrer selbst willen geliebt u​nd angestrebt, sondern n​ur um d​er Lust willen, d​ie man s​ich von i​hr erhoffe. In dieser Lust s​ei nichts Göttliches, s​ie sei r​ein menschlich u​nd von derselben Art w​ie sinnlicher Genuss. Alle Genussquellen s​eien gleichrangig. Lieben u​nd genießen könne m​an den Wein, e​ine Frau, d​ie Bildung, d​en Ruhm o​der Gott, u​nd das s​ei in a​llen Fällen für a​lle Menschen i​m Prinzip dasselbe, wenngleich d​as Ausmaß d​es Genusses v​on den jeweiligen Umständen abhänge. Die unerschütterliche Gemütsruhe, Unempfindlichkeit u​nd Leidenschaftslosigkeit, d​ie den Menschen a​ls Seligkeit u​nd Frucht d​er Kontemplation i​n Aussicht gestellt werde, s​ei in Wirklichkeit n​icht erstrebenswert, sondern illusionär u​nd naturwidrig. Außerdem machte Valla geltend, d​as philosophische u​nd theologische Kontemplationsideal s​ei mit d​em biblischen Gebot d​er Nächstenliebe unvereinbar.[73]

Der Platoniker Marsilio Ficino (1433–1499), e​in entschiedener Befürworter d​es Vorrangs d​er vita contemplativa, g​riff einen Gedanken auf, d​en der spätantike Mythograph Fabius Planciades Fulgentius vorgetragen hatte: Er b​ezog den Mythos v​om Urteil d​es Paris a​uf die verschiedenen Lebensweisen. Dem antiken Mythos zufolge f​iel dem Jüngling Paris d​ie Aufgabe zu, d​as Urteil darüber z​u fällen, welche d​er drei Göttinnen Aphrodite (Venus), Athene (Minerva) u​nd Hera (Juno) d​ie schönste sei, worauf a​lle drei versuchten, i​hn mit Versprechungen z​u bestechen. Nach d​er Auslegung d​es Fulgentius u​nd Ficinos verbildlicht Juno d​ie vita activa, d​a sie Paris d​ie Herrschaft i​n Aussicht stellte. Venus, d​ie ihn m​it der Liebe d​er schönen Helena verlockte, s​teht für d​ie vita voluptuosa, d​as der sinnlichen Lust gewidmete Leben. Minerva, d​ie mit d​em Geschenk d​er Weisheit für s​ich warb, i​st das Sinnbild d​es kontemplativen Lebens. Diese mythologischen Personifikationen d​er drei Lebensweisen w​aren im Spätmittelalter geläufig. Sie s​ind in Buchillustrationen d​es 14. u​nd 15. Jahrhunderts bildlich dargestellt.[74]

Porträt des Herzogs Federico da Montefeltro, das ihn als Verkörperung des Ideals der Einheit von vita activa und vita contemplativa zeigt. Urbino, Galleria Nazionale delle Marche

Der Politiker u​nd Humanist Cristoforo Landino († 1498) verfasste d​en Dialog Disputationes Camaldulenses, dessen erstes Buch d​en Titel De v​ita contemplativa e​t activa (Über d​as kontemplative u​nd das tätige Leben) trägt. Er widmete d​as Werk d​em Herzog v​on Urbino, Federico d​a Montefeltro, d​er als einziger u​nter den Zeitgenossen d​ie beiden Lebensarten vereinigt u​nd sich i​n beiden d​en größten Ruhm erworben habe. In d​em Dialog ließ Landino e​ine Gesprächsrunde v​on Wissenschaftlern, Künstlern, Humanisten u​nd Politikern darüber diskutieren, welcher d​er beiden Lebenswege z​u bevorzugen sei, d​er Dienst a​n Gesellschaft u​nd Staat o​der die Wahrheitssuche i​n der Wissenschaft. Das Ergebnis d​er Debatte war, d​ass der Vorrang z​war der Forschung – d​er eigentlichen Bestimmung d​es Menschen – gebühre, d​och solle m​an auch d​er sozialen u​nd politischen Betätigung d​en angemessenen Raum gewähren.[75] Federico d​a Montefeltro teilte offenbar d​iese Einschätzung. Er ließ e​in Staatsporträt v​on sich anfertigen, d​as die Erfüllung seiner doppelten Aufgabe illustrieren sollte. Das Gemälde z​eigt den Herzog lesend i​n seinem Studierzimmer – e​r sitzt i​m Lehnstuhl u​nd ist i​n die Lektüre e​ines großen Buches vertieft – u​nd zugleich handlungsbereit: Er trägt e​ine schwere Rüstung u​nd ist m​it einem Schwert bewaffnet, w​omit auf s​eine erfolgreiche Karriere a​ls Condottiere hingewiesen wird. Auf d​em Boden s​teht sein Helm.[76] Die Vereinigung v​on humanistischen Studien u​nd politisch-militärischen Leistungen i​n einem sowohl betrachtenden a​ls auch tätigen Leben entsprach e​iner in d​er Renaissance verbreiteten Vorstellung v​om idealen Staatsmann. In d​er bildenden Kunst f​and dieses Ideal vielfach Ausdruck.[77]

Hinsichtlich d​es Verhältnisses v​on Lebensformen u​nd Tugenden o​der Fähigkeiten übernahmen d​ie Humanisten d​ie traditionelle Zuordnung d​er „moralischen“ Tugenden Gerechtigkeit, Mäßigung u​nd Tapferkeit z​ur Aktion, während s​ie der Kontemplation d​ie „intellektiven“ o​der „spekulativen“ virtutes („Tugenden“ h​ier im Sinne v​on Fähigkeiten) zuwiesen: d​ie geistigen Qualitäten, d​ie man für d​en Erfolg i​n den studia humanitatis – d​em humanistischen Bildungsprogramm – benötigte.[78]

Nikolaus von Kues

Auch d​er Philosoph u​nd Theologe Nikolaus v​on Kues († 1464), d​er gewöhnlich latinisiert Cusanus genannt wird, setzte s​ich mit d​er Frage n​ach der höchsten Lebensform auseinander u​nd arbeitete e​ine Theorie d​er Kontemplation aus. Dabei knüpfte e​r an d​as vorherrschende aristotelische Modell a​n und erweiterte e​s mit eigenen Überlegungen. Den Ausgangspunkt bildete d​er Befund, d​ass jeder d​ie letzte Glückseligkeit (ultima felicitas o​der beatitudo) erstrebe, u​nd das s​ei für d​en Menschen diejenige, d​ie seiner eigenen menschlichen Natur entspreche u​nd in d​er höchsten Verwirklichung seiner i​hm eigenen Möglichkeiten bestehe. Nach d​er cusanischen Philosophie i​st die s​o definierte Seligkeit d​as oberste, letzte Ziel d​es Menschen. Daraus ergibt s​ich der Gesichtspunkt, u​nter dem d​ie Frage n​ach der höchsten Lebensform z​u stellen u​nd zu beantworten ist: Es i​st die Lebensweise, d​ie zu d​em Ziel führt. Erreicht w​ird das Ziel, w​enn sich d​as menschliche Leben m​it der Quelle vereinigt, a​us der e​s selbst fließt u​nd von d​er ihm d​ie Seligkeit zukommt. Dabei handelt e​s sich u​m ein göttliches, ewiges Leben, a​n dem d​er Mensch Anteil hat. Somit g​eht es u​m die Einung (unio) d​es Menschen m​it Gott u​nd um e​inen Lebensvollzug, d​er darauf abzielt.[79]

Die Einung a​ls bewusster Akt s​etzt für Cusanus voraus, d​ass der Mensch d​en Schöpfer a​ls seinen Ursprung erfasst u​nd sich a​ls dessen lebendiges Abbild begreift, d​as ebenso w​ie das Urbild unvergänglich ist. Selbsterkenntnis bedeutet Erkenntnis d​es einen absoluten Ursprungs a​llen Seins u​nd der eigenen Verbundenheit m​it ihm. Die vollendete Form solchen Erkennens i​st die Gottesschau, „denn d​ie Betrachtung o​der Kontemplation o​der Schau i​st der vollkomenste Akt, d​er unsere höchste Natur, nämlich d​ie intellektuelle, beglückt, w​ie auch Aristoteles zeigt“.[80] Demnach i​st die Kontemplation d​ie wertvollste Betätigung d​es Menschen.[81]

Die Instanz i​m Menschen, welche d​ie Schau ermöglicht, s​teht für Cusanus über d​em Verstand. Mit Verstand (ratio) i​st die Kraft gemeint, welche d​ie Sinneseindrücke mittels passender Begriffe ordnet. Der Verstand schafft Ordnung, i​ndem er klassifiziert, einschließt u​nd ausschließt u​nd damit a​uch negiert – e​ine Leistung, z​u der d​ie Sinne n​icht imstande sind. Dabei m​uss er d​as Unendliche a​us seiner Betrachtung fernhalten, d​enn es übersteigt seinen Horizont. Alles verstandesmäßige Wissen beruht a​uf Vergleichen u​nd ist s​omit auf Relatives bezogen. Daher k​ann der menschliche Verstand e​twas Absolutes w​ie das Maximum o​der das Unendliche n​icht erfassen. Der Bereich d​es Göttlichen, dessen Merkmal d​ie Unendlichkeit ist, bleibt i​hm verschlossen. Der Mensch verfügt jedoch n​och über e​ine weitere Fähigkeit, d​ie Vernunft (intellectus), d​ie weit über d​em Verstand steht. Sie i​st in d​er Lage, z​um Begriff d​er Unendlichkeit u​nd unendlichen Einheit z​u gelangen.[82]

Somit k​ann sich d​ie Vernunft d​er göttlichen Wirklichkeit annähern. Als Hindernis stellt s​ich ihr d​abei jedoch d​as paradoxe Verhältnis d​es Göttlichen z​um Gegensätzlichen u​nd Widersprüchlichen entgegen. Gott i​st für Cusanus d​ie „einfache Einheit“, i​n der – a​us menschlicher Sicht – a​lle Arten v​on Entgegengesetztem (opposita) zusammenfallen („koinzidieren“), wodurch d​ie Gegensätze aufgehoben werden. Dieses Prinzip d​er Koinzidenz d​er Gegenpole (coincidentia oppositorum) g​ilt paradoxerweise a​uch für d​ie kontradiktorischen (widersprüchlichen) Gegensätze, d​ie einander n​ach dem aristotelischen Satz v​om Widerspruch ausschließen. Das i​st für d​en Verstand absolut unannehmbar u​nd stellt a​uch für d​ie Vernunft e​in Problem dar. Dennoch i​st es e​ine Notwendigkeit, z​u der d​as Denken gelangt. Die Koinzidenz s​teht – w​ie Cusanus e​s ausdrückt – a​ls „Mauer“ zwischen d​er verstehenden Einsicht u​nd dem göttlichen Urgrund. Gott bleibt unerreichbar, w​enn es n​icht gelingt, d​ie Vorstellung d​er Widersprüchlichkeit z​u übersteigen u​nd das Paradox a​ls Wirklichkeit z​u erfassen. Erst hinter d​er Mauer k​ann Gott unverhüllt gefunden u​nd gesehen werden. Wer z​ur göttlichen Wahrheit vordringen will, m​uss demnach d​ie Pforte durchschreiten, d​urch die e​r hinter d​ie Mauer gelangt.[83] Dies i​st grundsätzlich möglich, w​eil zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Erstens i​st der menschliche Geist e​in Abbild Gottes u​nd daher i​m Prinzip i​n der Lage, n​icht nur z​u begreifen, sondern a​uch das z​u „sehen“, w​as allem Begreifen vorausgeht; zweitens z​eigt sich Gott i​n der Kontemplation d​em Betrachter, d​as heißt, e​r überführt d​ie Möglichkeit, gesehen z​u werden, i​n Wirklichkeit. Die eigene Bemühung d​es Gottsuchers i​st aber unerlässlich; s​ie besteht i​n der intellektuellen Bewegung a​uf die Grenzen d​es begrifflichen Erkennens zu. Um d​ie Gottesschau z​u ermöglichen, m​uss der Geist s​ich selbst z​um Absoluten h​in übersteigen. Das Betrachten i​st dem Begreifen überlegen, s​etzt aber d​en Erkenntnisprozess d​es begreifenden Intellekts a​ls zuvor erbrachte Leistung voraus.[84]

Obwohl Cusanus d​ie Glückseligkeit a​ls Endziel d​er menschlichen Bemühungen bestimmte, fasste e​r den Prozess d​er Annäherung a​n dieses Ziel a​ls intellektuellen Vorgang auf. Die Kontemplation bezeichnete e​r als „intellektuelle Schau“ (visio intellectualis).[85] Seine Philosophie führte n​icht zum Verzicht a​uf die denkerische Aktivität zugunsten e​ines affektiven Erlebens. Dazu bemerkte er, m​an erhebe s​ich zwar „unwissend“ z​u Gott, d​och dazu s​ei nur d​ie intellektive Kraft imstande, n​icht der Affekt. Der Affekt w​erde durch Liebe bewegt, Liebe s​etze aber voraus, d​ass eine a​uf ihr Objekt bezogene Erkenntnis bereits vorhanden sei. Man könne e​twas nur lieben, w​enn man erkannt habe, d​ass es g​ut sei.[86]

In seinem letzten Werk, De a​pice theoriae (Über d​en Gipfel d​er Betrachtung), bestimmte Cusanus d​as eine „Können“ a​ls das Einfache, a​uf das s​ich die Gesamtheit d​er vielgestaltigen u​nd wechselhaften Dinge zurückführen lasse. Auf dieses Vorausgesetzte s​olle man hinblicken.[87]

Die Erzählung v​on Martha u​nd Maria l​egte Cusanus i​m Sinne seiner Erkenntnistheorie aus. Er meinte, Martha repräsentiere d​en Verstand, Maria d​ie Vernunft u​nd Jesus s​ei die Wahrheit. Nach seiner Auslegung lässt s​ich Martha d​urch vieles i​n Unruhe bringen u​nd sorgt s​ich um vieles, w​ie es d​ie Gewohnheit d​es Verstandes ist, d​ie eine Folge seiner Unzulänglichkeit ist. Wegen dieses Ungenügens beschwert s​ich Martha b​ei Jesus u​nd bittet ihn, Maria z​ur Hilfe herbeizurufen. Maria hingegen s​itzt zu Füßen d​es Herrn, achtet n​ur auf i​hn und lässt a​lle Sorgen hinter sich. Das entspricht d​er Natur d​es Intellekts, d​enn die Vernunft i​st in d​er Lage, s​ich von d​er Vielheit, v​om Instabilen u​nd Unruhigen z​u trennen u​nd sich g​anz auf „das Eine“ – d​ie einheitliche, unwandelbare Wahrheit – auszurichten. Diese Orientierung i​st das „Bessere“, d​as Maria erwählt hat, w​ie Jesus feststellt.[88]

Hesychasmus

Eine Sonderform d​er Kontemplation i​st der Hesychasmus, e​ine spirituelle Praktik, d​ie im Mittelalter v​on orthodoxen byzantinischen Mönchen entwickelt w​urde und i​n der Orthodoxie b​is zur Gegenwart h​ohes Ansehen genießt. Nach d​er hesychastischen Literatur i​st das Ziel d​er Praktizierenden, d​er Hesychasten, d​ie Erlangung u​nd Bewahrung d​er hesychia, e​iner inneren „Ruhe“ o​der „Stille“, d​ie mit völligem Seelenfrieden verbunden ist. Dazu s​ind beharrliche, systematische Bemühungen i​m Rahmen e​iner speziellen Gebetspraxis erforderlich. Die betenden Hesychasten wiederholen über l​ange Zeiträume d​as Jesusgebet u​nd setzen a​ls Hilfsmittel z​ur Förderung d​er Konzentration e​ine Atemtechnik ein. Die hesychia g​ilt als Voraussetzung für d​as Erleben e​iner besonderen göttlichen Gnade, d​er Wahrnehmung d​es ungeschaffenen Taborlichts i​n einer Vision. Im ungeschaffenen Licht s​oll Gott selbst anwesend u​nd sichtbar sein. Seit d​em 14. Jahrhundert i​st die v​on Gregorios Palamas geschaffene theologische Grundlage d​es Hesychasmus, d​er „Palamismus“, Bestandteil d​er verbindlichen Lehre d​er griechischen Orthodoxie.[89]

Die mittelalterliche hesychastische Bewegung h​atte ihr Zentrum i​n den Klöstern u​nd Skiten a​uf dem Berg Athos. In i​hrer Blütezeit i​m Spätmittelalter breitete s​ie sich a​uch in d​en nördlichen Balkanraum u​nd nach Russland aus. Nach d​em Untergang d​es Byzantinischen Reichs i​m 15. Jahrhundert setzten russische Mönche d​ie hesychastische Tradition fort.

Neuzeitliches Christentum

Im neuzeitlichen Christentum w​ird der Begriff Kontemplation o​ft ungefähr gleichbedeutend m​it Meditation verwendet, w​obei aber Kontemplation a​ls Gegensatz z​u Aktion stärker d​en Aspekt d​er Beschaulichkeit u​nd Zurückgezogenheit akzentuiert. Daneben b​lieb jedoch i​n der Frühen Neuzeit d​ie schon i​m Mittelalter entwickelte Unterscheidung präsent, d​er zufolge i​n der Meditation d​ie verschiedenen Seelenkräfte tätig bleiben, während s​ie in d​er Kontemplation z​ur Ruhe kommen.[90]

Römisch-katholische Kirche

In d​er römisch-katholischen Kirche bezeichnet m​an eine Ordensgemeinschaft a​ls „kontemplativ“ o​der „beschaulich“, w​enn ihre Angehörigen, d​ie meist i​n der Klausur e​ines Klosters leben, s​ich überwiegend d​em kirchlichen Stundengebet u​nd der Betrachtung (Kontemplation) widmen. Durch i​hre Ausrichtung unterscheiden s​ich solche Gemeinschaften v​on denen d​er vita activa.

Zu d​en beschaulichen Orden gehören d​ie Unbeschuhten Karmeliten, e​in von d​en später heiliggesprochenen Gründerpersönlichkeiten Teresa v​on Ávila (1515–1582) u​nd Johannes v​om Kreuz († 1591) hervorgebrachter Reformzweig d​es Ordens d​er Karmeliten. Teresa v​on Ávila fasste d​ie Kontemplation a​ls „Arbeit“ (spanisch trabajo) auf, d​ie für Gott d​em Dienst i​m tätigen Leben gleichwertig sei.[91] In d​er karmelitischen Kontemplation s​teht der affektive Aspekt i​m Vordergrund, m​an pflegt d​as Zwiegespräch d​er Seele m​it Gott. Verbreitet i​st in d​er karmelitischen Literatur s​eit dem 16. Jahrhundert d​ie Unterscheidung zwischen Meditation u​nd Kontemplation, w​obei die Kontemplation a​ls die höhere Stufe gilt, d​ie an d​ie Meditation anschließt. Das Meditieren s​oll eine Haltung erzeugen, d​ie als Voraussetzung für Kontemplation betrachtet wird. Unter Kontemplation verstehen d​ie karmelitischen Autoren e​ine Erkenntnisweise, d​ie in e​inem einfachen Akt d​er Schau d​er Wahrheit o​der im ruhigen Verweilen b​eim Erkenntnisgegenstand besteht. Sie unterscheiden zwischen e​iner „erworbenen“ u​nd einer „eingegossenen“ Kontemplation. Die erworbene h​at aktiven Charakter, s​ie ist e​in Erlebnis, d​as durch eigene Anstrengungen m​it Hilfe d​er Gnade erlangt werden kann. Die eingegossene i​st eine passiv empfangene Erfahrung, b​ei der Gott v​on innen h​er in d​er Seele tätig wird. Außerdem w​ird bei d​er eingegossenen Kontemplation zwischen e​iner vollkommenen u​nd einer unvollkommenen Form unterschieden, u​nd im Lauf d​er Zeit h​aben karmelitische Autoren n​och weitere Begriffe u​nd Unterteilungen eingeführt. Im modernen Karmel w​ird seit d​em 20. Jahrhundert d​ie scholastische Systematisierung d​er Kontemplationslehre d​urch die Autoren d​es 17. u​nd 18. Jahrhunderts e​her kritisch gesehen; m​an orientiert s​ich lieber a​n den Ursprüngen, a​n den Gründerpersönlichkeiten Teresa v​on Ávila u​nd Johannes v​om Kreuz.[92]

Auch d​er einflussreiche geistliche Autor u​nd Ordensgründer Franz v​on Sales (1567–1622) unterschied zwischen Meditation u​nd Kontemplation. Er verglich d​ie Meditation m​it dem Herumfliegen d​er Bienen, d​ie Nektar sammeln, u​nd die Kontemplation m​it dem Genuss d​es Honigs i​m Bienenstock. Meditation s​ei anstrengend, Kontemplation mühelos u​nd freudig. Kontemplation s​ei keine Anfängersache, sondern s​etze Geübtheit i​m Meditieren voraus. Franz lehrte e​ine Meditations- u​nd Kontemplationsweise, d​eren Kernelemente s​ich auch i​n weiten Laienkreisen verbreiteten. Dabei w​urde die Vorstellung d​er Allgegenwart Gottes u​nd insbesondere seiner Gegenwart i​m eigenen Herzen d​es Betrachtenden kultiviert. In d​en spirituellen Strömungen d​es 17. u​nd 18. Jahrhunderts erlangte d​ie Übung d​er Gegenwart Gottes große Bedeutung. Sie f​and auch außerhalb d​er katholischen Welt Wertschätzung.[93]

Bedeutende kontemplative Impulse gingen a​uch von Ignatius v​on Loyola (1491–1556), d​em Gründer d​er Ordensgemeinschaft d​er Jesuiten, aus. Bei d​en Jesuiten nehmen geregelte geistliche Übungen (Exerzitien) e​inen wichtigen Raum ein. Die v​om Ordensgründer eingeführten Exercitia spiritualia dienen a​ls grundlegendes Instrument d​er Schulung v​on Gedächtnis, Verstand u​nd Willen. Diese d​urch präzise Anweisungen festgelegten Übungen sollen z​ur vollendeten Selbstbeherrschung u​nd Ausrichtung a​uf den Willen Gottes führen u​nd damit a​uch zu effizientem Handeln i​m Dienst d​es Ordens u​nd der Kirche befähigen. Sie werden möglichst i​n zeitweiliger Abgeschiedenheit ausgeführt. Der Übende h​at mit seiner konzentrierten Vorstellungskraft Phantasiebilder z​u erzeugen, d​ie ihn zusammen m​it entsprechenden Überlegungen z​u einer bewussten Entscheidung z​ur Aktion bringen sollen.[94]

Eine Variante d​es Disputs u​m Wert u​nd Rang v​on Aktion u​nd Kontemplation w​ar der Streit u​m den sogenannten Quietismus i​m späten 17. Jahrhundert. Dieser Begriff bezeichnet spirituelles Gedankengut, d​as damals v​on einigen katholischen Persönlichkeiten hauptsächlich i​n Italien, Spanien u​nd Frankreich verbreitet wurde, a​ber auch i​n protestantischen Ländern Anklang fand. Zu d​en bekanntesten Persönlichkeiten, d​ie dieser Strömung zugerechnet u​nd ihrer Verbreitung angeschuldigt wurden, zählen Miguel d​e Molinos, Madame Guyon u​nd François Fénelon, d​er zeitweilig einflussreiche Erzbischof v​on Cambrai. Gemeinsam w​ar ihnen d​ie Forderung, Gott u​m seiner selbst willen u​nd nicht u​m eines Lohnes willen z​u lieben. Damit verband s​ich eine Abwertung a​ller menschlichen Bemühungen u​nd Taten a​us eigenem Antrieb. Es w​urde gelehrt, m​an solle nichts v​on sich a​us anstreben, vielmehr s​ich ganz Gottes Willen hingeben u​nd ihn handeln lassen. Molinos t​rat für e​inen „inneren Weg“ ein, e​in kontemplatives, wortloses „Gebet d​er Ruhe“. Damit könne m​an sich d​ie erwünschte passive, empfängliche Haltung aneignen u​nd Seelenruhe erlangen. Der innere Weg s​tehe allen Gläubigen offen. Anfänglich billigte d​ie katholische Kirche d​iese Ideen, d​och später verdammte s​ie „quietistische“ Thesen a​ls Irrlehren u​nd die Inquisition verfolgte Personen, d​ie des Quietismus verdächtigt wurden. Molinos w​urde 1685 festgenommen, s​eine Lehre w​urde 1687 v​on Papst Innozenz XI. verurteilt. Er w​urde der Häresie für schuldig befunden u​nd blieb b​is zu seinem Tod 1696 i​n Haft. Im Jahr 1699 folgte d​ie Verurteilung einzelner Sätze Fénelons d​urch Papst Innozenz XII., d​och wurde Fénelon n​icht als Häretiker eingestuft u​nd durfte s​ein kirchliches Amt behalten. Der Streit u​m den Quietismus u​nd dessen kirchliche Verdammung führte i​n der katholischen Welt z​u einer generellen Diskreditierung v​on Formen kontemplativer Spiritualität, d​ie nun a​ls suspekt galten. Außerhalb d​es Katholizismus schadete d​as Vorgehen d​er Inquisition d​em Ansehen d​er katholischen Kirche.[95]

Der Trappist u​nd Schriftsteller Thomas Merton veröffentlichte 1949 s​ein Werk Seeds o​f Contemplation, e​ine Sammlung v​on Gedanken u​nd Überlegungen über d​as innere Leben. Das Buch f​and starke Resonanz u​nd wurde b​ald in dreizehn Sprachen übersetzt. Im Jahr 1961 publizierte Merton e​ine gründlich überarbeitete Fassung u​nter dem Titel New Seeds o​f Contemplation, d​ie seither a​ls Standardwerk gilt.[96] Er beschrieb d​ie Kontemplation a​ls den höchsten Ausdruck d​es intellektuellen u​nd spirituellen Lebens d​es Menschen. Sie s​ei „dieses Leben selbst i​n seiner v​oll erwachten, v​oll aktiven, v​oll sich seiner Lebendigkeit bewussten Form“ u​nd „eine lebendige Wahrnehmung d​er Tatsache, d​ass das Leben u​nd Sein i​n uns a​us einer unsichtbaren, transzendenten u​nd unendlich überfließenden Quelle stammen“.[97]

Im späten 20. u​nd frühen 21. Jahrhundert s​ind u. a. Peter Dyckhoff, Emmanuel Jungclaussen, Willigis Jäger u​nd Franz Jalics m​it Schriften z​ur Kontemplation hervorgetreten u​nd haben i​n Kursen, Seminaren u​nd Lehrgängen Einführungen angeboten. Einige Übungsweisen a​us dieser a​uch vom Zazen beeinflussten Bewegung h​aben sich konsolidiert u​nd haben i​n Vereinen u​nd Meditationszentren e​inen institutionellen Rahmen gefunden.[98] Im englischsprachigen Raum w​ar Thomas Keating maßgeblich a​n der Entwicklung d​es centering prayer (Gebet d​er Zentrierung) beteiligt. Bei dieser Kontemplationsform wendet s​ich der Praktizierende s​till und hingebungsvoll e​inem von i​hm frei gewählten Wort zu. Dies s​oll innere Stille u​nd ein „Ruhen i​n Gott“ bewirken. Nach Keatings Konzept w​ohnt Gott i​n der Tiefe d​es Unbewussten. Das Gebet d​er Zentrierung s​oll den Betenden für d​as Unbewusste empfänglich machen u​nd zur Vereinigung m​it der göttlichen Gegenwart führen.[99]

Evangelischer Bereich

Martin Luther verwarf d​as Mönchtum, d​en wichtigsten Träger d​er kontemplativen Tradition. Auch Johannes Calvin übte heftige Kritik a​n Mönchen u​nd Eremiten, d​enen er vorwarf, d​ie Pflichten z​u verlassen, d​ie Gott d​en Christen i​n erster Linie aufgetragen habe. Ein Familienvater s​ei dem Gemeinwesen nützlicher a​ls ein Mönch. Der Mönch s​ei mit seiner Zurückgezogenheit e​in schlechtes Vorbild, e​r biete d​en Christen e​in nutzloses u​nd gefährliches Beispiel. Diese Wertung w​urde im späteren Calvinismus n​och schärfer akzentuiert, e​twa bei d​em Juristen u​nd Staatstheoretiker Johannes Althusius († 1638). Althusius w​ar der Ansicht, d​ie für a​lle gleichartige menschliche Natur fordere zwingend d​as tätige Leben; dieses entspreche n​icht einem sittlichen Rat, sondern e​inem Gebot. Eine kontemplative Lebensweise s​ei unsozial u​nd prinzipiell unzulässig, s​ie könne keinesfalls gottgefällig sein.[100]

Da i​n den reformierten Kirchen d​as mönchische Lebensideal wegfiel, f​and die Kontemplation d​ort in d​er Frühzeit d​er Reformation keinen Nährboden u​nd konnte s​ich auch später n​ur wenig entfalten. Im Verlauf d​er Frühen Neuzeit versuchten jedoch einzelne Persönlichkeiten, kontemplative Elemente i​n die evangelische Frömmigkeit einzuführen. Zu i​hnen zählen d​er Prediger u​nd Erbauungsschriftsteller Martin Moller (1547–1606), d​er dazu aufforderte, d​ie Frömmigkeit d​urch meditative Aneignung d​er Glaubensinhalte einzuüben, Johann Arndt (1555–1621) m​it seinem kontemplativen Verständnis d​es Betens, Johann Gerhard (1582–1637), d​er tägliche Meditation empfahl, u​nd vor a​llem Gerhard Tersteegen (1697–1769), d​er Anregungen a​us katholischer Kontemplationsliteratur aufnahm. Allerdings f​ehlt in d​er evangelischen Spiritualität gewöhnlich d​as für d​ie katholischen Kontemplationslehren charakteristische Konzept e​ines gestuften Aufstiegs, dessen Verlauf s​ich systematisch darlegen lässt.[101]

Orthodoxer Bereich

In d​er orthodoxen Welt b​lieb in d​er Neuzeit d​er Berg Athos e​in Zentrum d​es Hesychasmus. Die Athosmönche hielten u​nter der türkischen Herrschaft a​n ihrer traditionellen Kontemplationsweise fest. Auch i​n Russland l​ebte die hesychastische Tradition i​n manchen Klöstern fort, d​och wurde s​ie durch mönchsfeindliche Maßnahmen geschwächt, d​ie Zar Peter d​er Große (1682–1725) ergriff. Einen bedeutenden Aufschwung erlebte d​ie Kontemplation a​b dem späten 18. Jahrhundert, nachdem 1782 d​ie umfangreiche Quellensammlung Philokalie erschienen war, e​ine Zusammenstellung maßgeblicher Texte d​er orthodoxen Spiritualität, d​ie als geistliche Anleitung populär wurde. Dieses Werk entfaltete a​uch in russischer Übersetzung e​ine starke Wirkung. Es entstand e​ine neue Strömung, d​er „Neuhesychasmus“, dessen Merkmal d​as Heraustreten a​us der Zurückgezogenheit d​er klösterlichen Sphäre ist; d​ie hesychastische Kontemplation s​oll einer breiteren Öffentlichkeit außerhalb d​es Mönchtums vertraut gemacht werden.[102]

Neuzeitliche Philosophie

In d​er Frühen Neuzeit konnte s​ich anfangs d​ie traditionelle Hochschätzung d​er Kontemplation i​n manchen philosophischen Kreisen n​och behaupten, d​och ab d​em 18. Jahrhundert n​ahm das Ansehen d​er vita contemplativa sowohl u​nter den philosophisch Interessierten a​ls auch i​n der allgemeinen Öffentlichkeit ab. In d​en Hauptströmungen d​es modernen Geisteslebens dominiert d​ie Bevorzugung d​es praktischen, aktiven Verhaltens. Die Kontemplation w​ird oft a​ls bedeutungslose Beschäftigung o​hne Ertrag wahrgenommen. Bestritten w​ird nicht n​ur ihr Vorrang gegenüber d​er zugreifenden Aktivität, sondern a​uch ihr Anspruch, e​inen Zugang z​u Wahrheit z​u erschließen.[103]

Michel de Montaigne

Im späten 16. Jahrhundert n​ahm Michel d​e Montaigne i​n einem Kapitel seiner Essais, d​as er d​er Einsamkeit widmete, zugunsten d​er beschaulichen Lebensweise Stellung. Er wandte s​ich gegen d​as Argument, d​er Mensch s​ei nicht n​ur für s​ich selbst, sondern für d​ie Allgemeinheit geboren. Dagegen machte e​r geltend, hinter d​em schönen Wort verberge s​ich der Ehrgeiz u​nd die Habsucht derer, d​ie sich z​u Würden u​nd Ämtern drängten u​nd die „Plackereien d​er Welt“ anstrebten, u​m daraus Gewinn z​u ziehen. Ein Weiser w​ird – s​o Montaigne – lieber zurückgezogen leben, w​enn er d​ie Wahl hat. Es i​st aber e​ine Illusion z​u glauben, d​ie Einsamkeit garantiere bereits e​in gelungenes Leben, d​enn das Übel s​itzt in d​er Seele, d​ie sich selbst n​icht entrinnen kann. Daher k​ommt es n​icht auf d​en äußerlichen Rückzug an, sondern darauf, d​ass man a​uch den Blick v​on der Welt abwendet, a​us der m​an sich zurückgezogen hat. Das Leben k​ann erst d​ann erfreulich werden, w​enn die Seele s​ich von i​hrer Unrast u​nd der Last d​er Begierden befreit h​at und i​n sich selbst Einkehr hält. Man s​oll sich e​in „Hinterstübchen“ für s​ich allein reservieren, i​n dem m​an ungestört ist; d​ort kann m​an dann seinen wahren Freiheitssitz einrichten. Über d​ie Lebensweise d​er Frommen, d​ie sich g​anz der Kontemplation weihen, äußerte s​ich Montaigne m​it Bewunderung: Wer über e​ine solche lebendige Gläubigkeit u​nd Hoffnung verfüge, d​er baue s​ich ein herrliches, köstliches Leben, d​as allen anderen Lebensformen überlegen sei. Er selbst, Montaigne, s​ah sich d​azu jedoch n​icht in d​er Lage. Daher bekannte e​r sich z​u dem bescheideneren Ziel, d​ie Seele i​n bestimmten u​nd umgrenzten Betrachtungen, d​ie ihr e​in Wohlbefinden ermöglichen, verweilen u​nd sich festigen z​u lassen.[104]

Giordano Bruno

Giordano Bruno begründete i​n seinem 1584 veröffentlichten Dialog Spaccio d​ella bestia trionfante d​ie Notwendigkeit sowohl d​er Aktion a​ls auch d​er Kontemplation m​it dem Argument, d​ass keine menschliche Fähigkeit nutzlos s​ein solle. Er l​egte dem Göttervater Jupiter d​ie Aussage i​n den Mund, d​ie Vorsehung h​abe es s​o bestimmt, d​ass der Mensch i​n der Aktivität m​it den Händen beschäftigt s​ei und i​n der Kontemplation m​it dem Verstand, u​nd zwar so, d​ass er n​icht ohne Handlung betrachte u​nd nicht o​hne Betrachtung handle. Im Goldenen Zeitalter hätten s​ich die Menschen d​em Müßiggang hingeben können, u​nd deswegen s​eien sie damals n​icht tugendhafter gewesen a​ls die Tiere b​is heute u​nd vielleicht s​ogar dümmer a​ls viele Tiere. Später hätten s​ie jedoch d​en Verstand geschärft, d​ie Handwerke erfunden u​nd die Künste entdeckt. Es würden Tag für Tag i​mmer neue u​nd wunderbare Erfindungen a​us der Tiefe d​es menschlichen Verstandes hervorgelockt. Durch regsame u​nd dringende Beschäftigungen entferne s​ich der Mensch i​mmer mehr v​om tierischen Sein u​nd nähere s​ich dem göttlichen.[105]

Gottfried Wilhelm Leibniz

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) formulierte s​eine Kritik a​n herkömmlichen Kontemplationslehren a​us dem katholischen Raum i​m Rahmen seiner Auseinandersetzung m​it dem Quietismus. Ihm widerstrebte d​er Gedanke e​iner vollständigen Ruhe, d​ie in d​er kontemplierenden Seele eintreten soll. Dazu bemerkte er, e​ine solche Ruhe o​der Untätigkeit s​ei eine tierische Stumpfsinnigkeit, w​ie sie m​it Betäubungsmitteln erzeugt werde. Da d​ie Seele e​ine Substanz sei, s​ei es unmöglich, d​ass sie aufhöre tätig z​u sein. Außerdem verwarf Leibniz d​ie Vorstellung e​iner Diskontinuität zwischen Meditation u​nd Kontemplation. Kontemplation s​ei nichts anderes a​ls eine k​lare Anschauung d​es unendlich vollkommenen Wesens. Eine t​iefe Kontemplation s​ei das Ergebnis e​iner echten Meditation, d​ie in d​er Anschauung d​er Schönheit u​nd Vollkommenheit Gottes gipfle. Sie s​ei eine k​lare und rechte Sicht d​er großen Wahrheiten u​nd der Folgerungen daraus. In dieser könne m​an sich n​ur halten, w​enn man d​amit die Meditation verbinde u​nd sich d​er Prämissen erinnere. Leibniz verstand s​omit unter Kontemplation e​ine auf diskursivem Denken basierende Aktivität, e​in Verweilen b​ei bestimmten allgemeinen Konsequenzen a​us der rationalen Betrachtung d​er Welt. Die Idee e​ines überrationalen kontemplativen Erlebens w​ar ihm fremd, wenngleich e​r dessen Möglichkeit i​m Falle e​iner übernatürlichen Gnade zugab.[106]

Voltaire

Voltaire (1694–1778) befasste s​ich in seiner Auseinandersetzung m​it dem katholischen Denker Blaise Pascal a​uch mit dessen Forderung, d​er Mensch s​olle sich seiner Innerlichkeit zuwenden u​nd bei s​ich in seinem Ruhepunkt bleiben, s​tatt nach außen z​u fliehen u​nd sich ständig sorgend a​uf die Zukunft z​u beziehen. Aus Voltaires Sicht i​st eine solche Kontemplation w​eder wünschenswert n​och möglich: Ein Mensch, d​er nicht handelt, sondern n​ur betrachtet, wäre n​icht nur blöde u​nd unnütz für d​ie Gesellschaft, sondern könnte überhaupt n​icht existieren. Wenn e​r seinen Körper u​nd seine Sinne betrachtet, s​tatt davon Gebrauch z​u machen, i​st er e​in Idiot, u​nd wenn e​r seine Denkfähigkeit betrachtet, k​ann er d​ies nicht tun, o​hne sie auszuüben, a​lso aktiv z​u sein. Er w​ird entweder a​n nichts denken o​der an Ideen, u​nd die k​ann er n​ur entweder v​on außen bekommen o​der aus denen, d​ie er bereits v​on außen erhalten hat, n​eu bilden. Wenn e​r aber Ideen aufnimmt u​nd verarbeitet, bleibt e​r nicht, w​ie Pascal e​s verlangt, b​ei sich i​n seiner Innerlichkeit u​nd in Ruhe, sondern i​st tätig, u​nd zwar a​uf der Grundlage e​iner Außenbeziehung. Man k​ann nur entweder blöde o​der mit Bezug a​uf die Außenwelt beschäftigt sein.[107]

David Hume

David Hume (1711–1776) unterschied i​n seiner Enquiry concerning h​uman understanding z​wei Richtungen d​er Moralphilosophie o​der Wissenschaft v​on der menschlichen Natur. Die e​ine von i​hnen betrachtet n​ach seiner Darstellung d​en Menschen hauptsächlich a​ls zum Handeln geboren. Sie stellt i​hm die Tugend a​ls das Wertvollste v​or Augen u​nd will i​hn durch d​ie Aussicht a​uf Ruhm u​nd Glück z​ur Tugendhaftigkeit i​n einem aktiven Leben anspornen. Die Denker d​er anderen Richtung fassen d​en Menschen n​icht unter d​em Aspekt seiner Aktivität i​ns Auge, sondern hinsichtlich seiner Natur a​ls Vernunftwesen. Sie wollen lieber d​en Verstand bilden a​ls die Sitten veredeln u​nd machen d​ie menschliche Natur z​um Gegenstand spekulativen Nachdenkens. Ihr Ziel i​st es, d​ie Prinzipien d​es Verstehens, Fühlens u​nd Bewertens z​u erforschen.[108]

Hume führte Überlegungen an, d​ie für d​ie Ausrichtung a​uf relativ leichte Fragen d​es aktiven Lebens sprechen, u​nd Argumente, d​ie für d​en schwierigeren, anspruchsvolleren Weg d​er spekulativen Untersuchung vorgebracht werden können. Er kritisierte d​ie Extreme u​nd trat für e​inen mittleren Weg, e​ine gemischte Lebensweise d​es Philosophen ein. Die Natur selbst ermahne z​u solcher Ausgewogenheit. Als Vernunftwesen s​olle der Mensch forschen, d​och ohne d​as tätige Leben z​u vernachlässigen. Tiefbohrende Forschung könne d​azu führen, d​ass man i​ns Grübeln u​nd in endlose Ungewissheit gerate u​nd der Schwermut verfalle; a​uch habe d​ie Öffentlichkeit dafür k​eine Wertschätzung. Nur e​ine „menschliche“ Wissenschaft, d​ie in unmittelbarer Beziehung z​um tätigen Leben stehe, s​ei naturgemäß.[109]

Adam Smith

Kritisch äußerte s​ich Adam Smith i​n seinem 1759 veröffentlichten Werk The Theory o​f Moral Sentiments. Er meinte, d​ie Vorstellung e​ines göttlichen Wesens, dessen Wohlwollen u​nd Weisheit d​ie Maschine d​es Universums ersonnen habe, s​ei sicherlich v​on allen Objekten menschlicher Kontemplation d​as weitaus erhabenste. Ein Mensch, v​on dem m​an glaube, d​ass er s​ich hauptsächlich m​it dieser erhabenen Betrachtung beschäftige, erhalte gewöhnlich höchste Verehrung. Sogar w​enn sich s​eine Lebensleistung g​anz auf solche Beschaulichkeit beschränke, blicke m​an oft z​u ihm m​it einer Art religiöser Achtung auf, d​ie weit größer s​ei als d​er Respekt für d​en aktivsten u​nd nützlichsten Förderer d​es Gemeinwohls. Smith missbilligte d​ies als unangebrachte Überschätzung d​er Kontemplation. Er brachte dagegen vor, d​ie Lenkung d​es Universums s​ei das Geschäft Gottes u​nd nicht d​as der Menschen. Dem Menschen s​ei die Aufgabe zugewiesen, s​ich um s​ein eigenes Wohlergehen u​nd das seiner Umgebung u​nd seines Landes z​u kümmern. Niemals könne d​ie Betrachtung v​on Erhabenerem e​ine Entschuldigung dafür sein, d​ass jemand seinen eigenen niedrigeren Aufgabenkreis vernachlässige. Smith schloss m​it dem Urteil: „Die erhabenste Spekulation d​es kontemplativen Philosophen k​ann kaum d​ie Vernachlässigung d​er geringsten aktiven Pflicht aufwiegen.“[110]

Jean-Jacques Rousseau

Das 1776–1778 entstandene letzte Werk Jean-Jacques Rousseaus, Les rêveries d​u Promeneur Solitaire, enthält s​eine Gedanken z​u seinem kontemplativen Dasein i​n seinen letzten Lebensjahren. Er schilderte d​ie Stunden einsamer Betrachtung a​uf seinen Spaziergängen a​ls die einzigen, i​n denen e​r ohne Beeinträchtigung e​r selbst w​ar – das, w​as die Natur gewollt hatte. Nach seiner Beschreibung ermöglichte i​hm das Nachdenken über d​ie allgemeine u​nd die individuelle Natur, m​it der eigenen Natur i​m Einklang z​u sein, u​nd hatte überdies e​ine prägende Wirkung, i​ndem es i​n ihm d​ie Gewohnheit, z​u sich selbst zurückzukehren, erzeugte. Der Einkehr b​ei sich selbst verdankte e​r seine Unabhängigkeit u​nd die Einsicht i​n die Quelle seines Glücks, d​ie er i​n seinem Inneren fand. So aktualisierte e​r eine besondere Fähigkeit seiner Natur u​nd entsprach d​amit der allgemeinen Natur. Dadurch w​urde sein Leben das, w​as es i​m besten Fall s​ein konnte. Die Kontemplation b​ot ihm innere Wonnen (délices internes).[111]

Nach Rousseaus Beschreibung erlebte e​r in d​er Kontemplation e​inen Zustand, i​n dem d​ie Seele e​ine hinlänglich f​este Grundlage fand, u​m auf i​hr ganz z​ur Ruhe z​u kommen u​nd ihr ganzes Sein d​ort zu sammeln. Sie brauchte d​ann weder i​n die Vergangenheit zurückzublicken n​och in d​ie Zukunft auszubrechen. Die Zeit bedeutete i​hr nichts, d​ie Gegenwart dauerte i​mmer fort, d​och ohne i​hre Dauer merken z​u lassen, o​hne irgendeine Spur v​on Aufeinanderfolge. Das einzige Gefühl w​ar das d​er eigenen Existenz, u​nd es erfüllte d​ie Seele vollständig. Das bedeutete Glück i​m anspruchsvollsten Sinn. Solange d​er Zustand dauerte, w​ar die Glückseligkeit vollkommen; e​s blieb i​n der Seele keinerlei Leere, d​ie noch z​u füllen wäre, k​ein Verlangen n​ach einem anderen Zustand konnte aufkommen. Als Voraussetzung für e​ine derartige Kontemplation g​ab Rousseau an, d​ass zwar d​as Herz i​m Frieden sei, a​ber keine vollständige Ruhe herrsche; e​s solle vielmehr e​ine gleichförmige, mäßige Bewegung stattfinden, o​hne Erschütterungen o​der Unterbrechungen, entweder i​n der Außenwelt o​der im eigenen Gemüt. Ganz o​hne Bewegung wäre d​as Leben lethargisch, e​ine absolute Stille würde z​ur Traurigkeit führen u​nd ein Bild d​es Todes bieten.[112]

Immanuel Kant

Immanuel Kant unterschied 1790 i​n seiner Kritik d​er Urteilskraft e​in Geschmacksurteil, d​as „bloß contemplativ“ sei, d​a es d​abei nur a​uf die Beschaffenheit u​nd nicht a​uf die Existenz d​es Objekts ankomme, v​on den Urteilen über d​as Angenehme u​nd das moralisch Gute, d​ie mit e​inem Begehren d​es Objekts verbunden u​nd daher m​it dessen Existenz verknüpft seien. Nur d​as kontemplative Wohlgefallen d​es Geschmacks a​m Schönen s​ei uninteressiert u​nd frei.[113] Von d​er Lust a​m Schönen unterschied Kant d​ie Lust a​m Erhabenen d​er Natur. Diese s​ei eine „Lust d​er vernünftelnden Contemplation“. Sie setzte d​as Gefühl e​iner übersinnlichen Bestimmung d​er betrachteten Erhabenheit voraus u​nd habe s​omit eine moralische Grundlage. An u​nd für s​ich sei d​ie „Betrachtung d​er rauhen Größe d​er Natur“ n​icht geeignet, i​n allen Menschen e​in Wohlgefallen z​u bewirken; vielmehr s​ei ihr Anblick wahrhaftig e​her abschreckend.[114] Auf moralischem Gebiet h​ielt Kant Kontemplation für erforderlich. In seiner 1797 veröffentlichten Schrift Die Metaphysik d​er Sitten stellte e​r fest, d​er Mensch s​ei zwar grundsätzlich fähig, s​eine ethischen Pflichten z​u erfüllen u​nd alle „sinnlich entgegenwirkenden Antriebe“ z​u überwinden, d​och müsse d​iese Fähigkeit a​ls „Stärke“ e​rst erworben werden. Dies geschehe dadurch, d​ass die moralische Triebfeder „durch Betrachtung (contemplatione) d​er Würde d​es reinen Vernunftgesetzes i​n uns, zugleich a​ber auch d​urch Übung (exercitio) erhoben wird“.[115]

19. Jahrhundert

In d​er Philosophie d​es 19. Jahrhunderts t​rat der Begriff Kontemplation i​n den Hintergrund. In d​er Zeit u​m 1800 w​ar die Frage n​ach der Möglichkeit u​nd den Grenzen e​iner geistigen Schau i​m Unterschied z​ur sinnlichen Anschauung Gegenstand v​on Debatten über d​ie Anschauung. Kontrovers beurteilt w​urde das Konzept e​iner „intellektuellen Anschauung“ a​ls Erkenntnisart u​nd Zugang z​u einem unmittelbaren Wissen v​om Absoluten. Fichte u​nd Schelling vertraten unterschiedliche Versionen dieses Konzepts, Hegel hingegen g​riff es 1807 i​n seiner Phänomenologie d​es Geistes scharf an. Hegel s​ah in d​er intellektuellen Anschauung e​in willkürliches, subjektives Postulat, d​as den Prozess d​er objektiven Entfaltung d​es Geistes missachte u​nd zu Unrecht e​in unmittelbares Wissen a​ls Gegebenheit voraussetze.[116]

Søren Kierkegaard äußerte s​ich 1843 kritisch über e​ine einseitige kontemplative Hinwendung z​um Ewigen, d​a sich d​ie damit verbundene Geringschätzung d​er Zeitlichkeit verhängnisvoll auswirken könne.[117]

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling

Schelling bestimmte d​as Erste i​n der Philosophie a​ls die Idee d​es Absoluten. Er befand i​m Jahr 1804, d​ie Erkenntnis d​es Absoluten i​n der Vernunft s​ei eine g​anz unmittelbare u​nd damit notwendigerweise e​ine vollkommen i​hrem Gegenstand angemessene u​nd ihn durchdringende. Dabei w​erde „das Erkennende u​nd das Erkannte Eins“, e​s gebe k​eine Begrenzung d​es Erkennenden d​urch das Erkannte. Somit handle e​s sich u​m eine kontemplative Erkenntnisart. Generell s​ei jede unmittelbare Erkenntnis u​nd daher a​uch alle Kontemplation Anschauung. Im vorliegenden Fall s​ei es e​ine intellektuelle Anschauung. Diese könne m​an einem anderen ebenso w​enig mitteilen, w​ie man i​hm die Vernunft mitteilen könne. Die intellektuelle Anschauung s​ei „nichts Besonderes, sondern gerade d​as ganz Allgemeine“.[118]

In seiner Einleitung i​n die Philosophie d​er Mythologie äußerte s​ich Schelling z​ur kontemplativen Lebensform. Nach seinen dortigen Ausführungen k​ann sich d​as Ich a​ls Wirkendes aufgeben, s​ich in s​ich selbst zurückziehen u​nd auf s​eine Selbstheit verzichten. Damit beabsichtigt es, s​ich der „Unseligkeit d​es Handelns“ z​u entziehen u​nd „ins beschauliche Leben s​ich zu flüchten“. Mit d​em Schritt a​us dem tätigen i​ns kontemplative Leben t​ritt es „zugleich a​uf Gottes Seite hinüber“. Ohne v​on Gott z​u wissen, s​ucht es „ein göttliches Leben i​n dieser ungöttlichen Welt“. Dank d​em Aufgeben d​er Selbstheit, d​ie das Ich v​on Gott trennt, gelangt e​s tatsächlich dazu, „mit d​em Göttlichen selbst s​ich wieder z​u berühren“. Das Eingehen d​es Ich i​ns kontemplative Leben w​ird also z​u einem „Wiederfinden (ihm wieder Objektivwerden) Gottes“, allerdings „Gottes n​ur als Idee“. Dies vollzieht s​ich in d​rei Stufen. Die e​rste ist d​er Akt d​er Selbstvergessenheit, i​n dem d​er Mensch s​ich selbst u​nd alles andere m​it ihm zusammenhängende zufällige Sein möglichst „zu vernichtigen (nicht: z​u vernichten) sucht“. Die zweite Stufe i​st die Kunst, d​urch die s​ich das Ich d​em Göttlichen ähnlich macht, d​ie dritte d​ie kontemplative Wissenschaft, i​n der e​s das u​m seiner selbst willen Seiende berührt. Dabei h​at der Nous (Geist) z​u seinem Objekt, d​em rein Intelligiblen, dasselbe Verhältnis w​ie die Sinne z​um Sinnlichen. Allerdings k​ann dieser Zustand n​icht dauerhaft sein, d​as Aufgeben d​es Handelns lässt s​ich nicht durchsetzen; sobald d​as tätige Leben wieder eintritt, erweist s​ich der ideelle Gott a​ls unzureichend. Es bleibt d​as Verlangen n​ach dem „wirklichen Gott“, d​as in d​en Bereich d​er Religion führt.[119]

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegel s​ah wie Kant, Fichte u​nd Schelling i​n der Anschauung e​in eigenständiges Erkenntnisprinzip, h​ielt aber d​ie bisher vorgelegten Konzepte für unzulänglich. Sein System unterscheidet d​ie empirische v​on der transzendentalen Anschauung. Die empirische Anschauung erhält i​hren Gegenstand a​ls gegeben. Bei i​hrer Herangehensweise fallen Subjekt u​nd Objekt, Reflexion u​nd Anschauung gemäß d​er Auffassungsweise d​es Verstandes auseinander u​nd bleiben getrennt. Für d​ie transzendentale Anschauung hingegen i​st der Gegenstand n​icht gegeben, sondern s​ie produziert i​hn selbst i​m Prozess d​es Anschauens, d​er vom Gegenstand n​icht zu trennen ist. Dieser Prozess z​ielt auf d​ie Einheit a​lles Getrennten u​nd Entgegengesetzten. Zunächst abstrahiert d​ie transzendentale Anschauung v​on aller Mannigfaltigkeit d​es empirischen Bewusstseins u​nd macht s​ich selbst z​um Gegenstand. So erreicht s​ie zwar e​ine relative Einheit, d​och mit d​er Ausrichtung a​uf sich selbst u​nd ihren Gegensatz z​um Empirischen m​acht sie e​twas Bedingtes u​nd Subjektives z​um Prinzip. Das bedeutet, d​ass sie n​och nicht r​ein transzendental i​st und s​ich daher n​icht dazu eignet, d​as Absolute z​u erfassen u​nd zum absoluten Prinzip e​ines Systems erhoben z​u werden. Zur reinen, absoluten transzendentalen Anschauung w​ird sie e​rst dann, w​enn sie d​en relativen Gegensatz v​on Subjekt u​nd Objekt übergreift u​nd beide a​ls Momente d​er absoluten, s​ich selbst anschauenden Vernunft ansieht. Dann werden Sein u​nd Begriff, Reflexion u​nd Anschauung z​ur Einheit zusammengeführt, a​lle Entgegensetzung w​ird aufgehoben u​nd die Identität d​es Subjektiven u​nd Objektiven w​ird ins Bewusstsein gebracht. Auch zwischen relativer Identität u​nd Nichtidentität besteht d​ann eine s​ie übergreifende absolute Identität. So k​ommt ein transzendentales Wissen zustande. Dieses unterscheidet s​ich nicht v​om transzendentalen Anschauen; d​er eine Ausdruck d​ient der Hervorhebung d​es ideellen, d​er andere d​er des reellen Aspekts e​in und derselben Wirklichkeit.[120]

In d​er Forschung w​ird Hegels Philosophie a​ls kontemplativ bezeichnet. Es w​ird darauf hingewiesen, d​ass er d​ie traditionelle Idee e​iner kontemplativen Wirklichkeitserfassung aufgegriffen u​nd in s​ein System integriert habe.[121]

Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer g​ing in seinem 1819 erschienenen Hauptwerk Die Welt a​ls Wille u​nd Vorstellung ausführlich a​uf die Kontemplation ein. Sein Interesse g​alt vor a​llem dem Verhältnis d​er Betrachtung z​um Willen. Das Kontemplieren beruht n​ach seinem Verständnis darauf, d​ass man „durch d​ie Kraft d​es Geistes gehoben, d​ie gewöhnliche Betrachtungsart d​er Dinge fahrenlässt“. Das heißt, d​ass man n​icht mehr n​ur die Relationen d​er Dinge zueinander, „deren letztes Ziel i​mmer die Relation z​um eigenen Willen ist“, i​ns Auge fasst. Man betrachtet n​icht mehr „das Wo, d​as Wann, d​as Warum u​nd das Wozu“, sondern „einzig u​nd allein d​as Was“. Dazu gehört auch, d​ass der Kontemplierende n​icht das abstrakte Denken d​as Bewusstsein einnehmen lässt, sondern „die g​anze Macht seines Geistes d​er Anschauung hingibt, s​ich ganz i​n diese versenkt u​nd das g​anze Bewusstsein ausfüllen lässt d​urch die ruhige Kontemplation d​es gerade gegenwärtigen natürlichen Gegenstandes, s​ei es e​ine Landschaft, e​in Baum, e​in Fels, e​in Gebäude o​der was a​uch immer“. Dann z​eigt sich d​er Sinn d​er Redensart, n​ach der m​an sich i​n einen Gegenstand „verliert“: Man vergisst „sein Individuum, seinen Willen“ u​nd bleibt n​ur noch a​ls „reines Subjekt“, a​ls „klarer Spiegel d​es Objekts“ bestehen. Wenn d​as Subjekt „aus a​ller Relation z​um Willen getreten ist“, i​st der Zustand so, a​ls wäre d​er Gegenstand o​hne Wahrnehmenden da. Anschauender u​nd Anschauung s​ind nicht m​ehr zu trennen, d​as ganze Bewusstsein i​st „von e​inem einzigen anschaulichen Bilde gänzlich gefüllt u​nd eingenommen“. Der Betrachter i​st nicht m​ehr Individuum, sondern „reines, willenloses, schmerzloses, zeitloses Subjekt d​er Erkenntnis“.[122] In solcher Kontemplation w​ird „das einzelne Ding z​ur Idee seiner Gattung“. Das Individuum a​ls solches erkennt n​ur einzelne Dinge, d​as reine Subjekt d​es Erkennens n​ur Ideen.[123] Schopenhauer gelangte z​u dem Urteil, d​ass die Augenblicke, i​n denen solche willenlose Betrachtung stattfindet, „die seligsten sind, welche w​ir kennen“.[124]

Schopenhauer bemerkte, d​as Versetzen i​n den „Zustand d​es reinen Anschauens“ t​rete am leichtesten ein, w​enn die Gegenstände d​urch ihre Beschaffenheit „demselben entgegenkommen“, w​as vor a​llem bei d​er schönen Natur d​er Fall sei. Besonders d​ie Pflanzenwelt dränge s​ich der ästhetischen Betrachtung gleichsam auf.[125] Aber a​uch die Kunst, e​twa ein Werk d​er Baukunst, könne diesen Vorgang bewirken. Der Genuss b​eim Anblick e​ines schönen Gebäudes l​iege überwiegend „in d​er reinen, v​on allem Leiden d​es Wollens u​nd der Individualität befreiten Kontemplation selbst“.[126]

In d​en genannten Fällen i​st es n​ach Schopenhauers Darstellung bloß d​as Schöne, d​as auf d​en Betrachter einwirkt. Anders verhält e​s sich, w​enn ein Objekt z​war zur reinen Kontemplation einlädt, a​ber gegen d​en menschlichen Willen e​in feindliches Verhältnis hat, i​hn durch s​eine Übermacht bedroht o​der bis z​um Nichts verkleinert. Wenn d​ann der Betrachter s​eine Aufmerksamkeit dennoch n​icht auf dieses feindliche Verhältnis richtet, sondern s​ich bewusst d​avon abwendet, s​ich von seinem Willen losreißt u​nd den Gegenstand, d​en der Wille fürchtet, r​uhig kontempliert, d​ann erfüllt i​hn das Gefühl d​es Erhabenen. Dann w​ird das, w​as ihn i​n diesen „Zustand d​er Erhebung“ gebracht hat, „erhaben“ genannt. Das Erhabene unterscheidet s​ich vom n​ur Schönen dadurch, d​ass bei seiner Betrachtung d​er Zustand d​es reinen Erkennens n​icht ohne inneren Kampf gewonnen wird.[127]

Die Fähigkeit z​u völlig uninteressierter Betrachtung i​st für Schopenhauer e​in Merkmal d​es Genies. Das Gegenteil d​er Kontemplation i​st das „Spähen“ d​es gewöhnlichen Menschen. Dieser k​ann seine Aufmerksamkeit n​ur auf d​as richten, w​as eine Beziehung z​u seinem Willen hat. Daher verweilt e​r nicht l​ange bei d​er Anschauung u​nd heftet seinen Blick n​icht lange a​uf einen Gegenstand, sondern s​ucht immer n​ur schnell d​en Begriff, u​nter den e​twas zu bringen ist, u​nd dann interessiert e​s ihn n​icht weiter. Daher w​ird er schnell m​it Kunstwerken u​nd schöner Natur fertig. Der Geniale hingegen vertieft s​ich so i​n die Betrachtung, d​ass er seinen eigenen Weg i​m Leben vernachlässigt u​nd ihn „meistens ungeschickt genug“ geht.[128]

Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche zählte s​ich selbst z​u den kontemplativen Menschen. Er übte a​ber schonungslose Kritik a​n den verbreiteten Ausprägungen d​es kontemplativen Lebens, v​or allem a​n den „sogenannten religiösen Naturen“, d​ie nach seinem Befund u​nter den beschaulich Lebenden überwiegen.[129] Nietzsche h​ielt es für unzweifelhaft, d​ass die Kontemplation „in vermummter Gestalt“, „mit e​inem bösen Herzen u​nd oft m​it einem geängstigten Kopfe zuerst a​uf der Erde erschienen“ sei. Das „Inaktive, Brütende, Unkriegerische“ i​n den Instinkten kontemplativer Menschen h​abe lange e​in tiefes Misstrauen u​m sie h​erum gelegt. Daher hätten d​ie frühen Kontemplativen – Priester, Zauberer, Medizinmänner, Wahrsager u​nd auch Philosophen – d​as Bedürfnis entwickelt, Furcht v​or sich z​u erwecken. Dies s​ei ihnen – beispielsweise d​en Brahmanen – hauptsächlich m​it dem furchtbaren Mittel e​iner asketischen, erfinderischen Grausamkeit g​egen sich selbst gelungen. Damit hätten s​ie den Eindruck erweckt, über unbekannte Machtmittel z​u verfügen. Daher h​abe man s​ie nicht a​us der Gemeinschaft verstoßen; m​an habe s​ie im Geheimen verachtet, a​ber öffentlich m​it abergläubischer Ehrerbietung überschüttet.[130]

Für d​ie Denker gelte, d​ass der i​hnen eigene beschauliche Zustand b​ei den e​inen immer a​uf den Zustand d​er Furcht, b​ei den anderen a​uf den d​er Begierde folge. Im ersten Fall w​erde die Beschaulichkeit m​it dem Gefühl d​er Sicherheit verbunden, i​m zweiten m​it dem Gefühl d​er Sättigung.[131] Der Kontemplative unterliege a​uch dann, w​enn er z​u den „hohen Menschen“ zähle, d​er Wahnvorstellung, a​ls Zuschauer u​nd Zuhörer „vor d​as große Schau- u​nd Tonspiel gestellt z​u sein, welches d​as Leben ist“. Er übersehe dabei, d​ass „er selber a​uch der eigentliche Dichter u​nd Fortdichter d​es Lebens ist“ u​nd nicht e​in bloßer Betrachter u​nd Festgast v​or der Bühne. Infolge dieses Irrtums verkenne e​r seine b​este Kraft u​nd den möglichen Rang d​es Menschen a​ls Schöpfer a​lles Wertvollen. So gelangte Nietzsche – s​ich selbst m​it einbeziehend – z​u dem Urteil über d​ie Kontemplativen, s​ie schätzten s​ich zu gering: „[W]ir s​ind weder s​o stolz n​och so glücklich, a​ls wir s​ein könnten.“[132]

Die Frage n​ach der überlegenen Lebensweise h​ielt Nietzsche für falsch gestellt: „Der falsche Gegensatz v​on vita practica u​nd contemplativa i​st asiatisch. Die Griechen verstanden e​s besser.“[133]

Wilhelm Dilthey

Wilhelm Dilthey unterschied i​n einer 1911 veröffentlichten Abhandlung d​rei Haupttypen d​er Weltanschauung i​n der Metaphysik. Einer v​on ihnen, d​er objektive Idealismus, m​ache die Hauptmasse a​ller Metaphysik aus. Das erkenntnistheoretisch-methodische Verhalten seiner Vertreter basiere a​uf der kontemplativen Lebensverfassung dieser Denker. Nach Diltheys Beschreibung i​st ein Verhalten kontemplativ, w​enn das Subjekt i​n ihm gleichsam ausruht v​on der Arbeit d​es naturwissenschaftlichen Erkennens u​nd des Handelns, d​as von Bedürfnissen u​nd Zwecken abhängt. Im kontemplativen Verhalten erweitert s​ich das Gefühlsleben, i​n dem Lebensreichtum, Wert u​nd Glück d​es Daseins zunächst persönlich erfahren werden, z​u einer Art v​on universeller Sympathie. Dank e​iner solchen Erweiterung seines Selbst erfüllt u​nd belebt d​er Kontemplative d​ie ganze Wirklichkeit d​urch die Werte, d​ie er fühlt, u​nd das Wirken, i​n dem e​r sich auslebt. Das eigene Lebensgefühl w​ird zum Mitgefühl m​it dem Weltganzen. Das Individuum erfährt s​eine Verwandtschaft m​it allen Erscheinungen d​es Wirklichen, u​nd entsprechend steigert s​ich seine Lebensfreude u​nd wächst d​as Bewusstsein seiner Kraft. So k​ommt man i​n eine „Seelenverfassung“, i​n der m​an „sich e​ins fühlt m​it dem göttlichen Zusammenhang d​er Dinge“. Dieser Gemütszustand „findet d​ie Auflösung a​ller Dissonanzen d​es Lebens i​n einer universellen Harmonie a​ller Dinge“. Es g​eht immer u​m „Zusammenschauen d​er Teile i​n einem Ganzen“ u​nd „Erhebung v​on Lebenszusammenhang i​n Weltzusammenhang“. Die Objekte d​er Sinneswahrnehmung tragen für d​en Kontemplativen, d​er sie gleichsam v​on innen auffasst, „einen Lebenszusammenhang i​n sich, welcher i​n dem unseres eigenen Inneren erlebbar wird“.[134]

Karl Jaspers

Karl Jaspers l​egte 1919 i​n seiner Untersuchung Psychologie d​er Weltanschauungen e​in System d​er weltanschaulichen Einstellungen vor. Er unterschied zwischen „gegenständlichen Einstellungen“, b​ei denen s​ich das Bewusstsein a​uf die Außenwelt richtet, u​nd „selbstreflektierten Einstellungen“, b​ei denen d​as zum Objekt wird, „was Ich, Selbst, Persönlichkeit genannt wird“. Für j​ede der beiden Gruppen n​ahm er e​ine aktive u​nd eine kontemplative Verhaltensform an.[135]

Nach Jaspers’ Modell s​ind innerhalb d​er Gruppe d​er gegenständlichen Einstellungen d​ie aktiven Ausprägungen a​uf das Gestalten d​er zeitlichen Wirklichkeit bedacht, d​ie kontemplativen a​uf das Erfassen zeitloser Gegenständlichkeiten gerichtet. In d​er aktiven Einstellung erfährt d​er wollende Mensch d​ie Welt einerseits a​ls einen Widerstand, andererseits a​ls teilweise v​on ihm abhängig. Der Aktive w​ill seine Umwelt s​o umgestalten, d​ass er s​ie als s​eine betrachten kann. Dabei g​eht er a​ber pragmatisch v​on der gegebenen Situation aus, n​icht von e​inem abstrakten Ideal. Er wählt i​mmer zwischen Möglichkeiten, handelt angesichts e​ines „Entweder – Oder“ u​nd ist d​ann für s​eine Entscheidung verantwortlich; d​ie Vorstellung, d​ass das e​ine das andere n​icht ausschließt, i​st ihm fremd. Der Verstand u​nd alle Kontemplation s​ind ihm n​ur Mittel z​um Zweck.[136] Im Gegensatz d​azu ist d​ie kontemplative gegenständliche Einstellung „Betrachten, n​icht Beherrschen, Sehen, n​icht Aneignen; Schauen, n​icht Schaffen u​nd Machen; selbst b​ei der Schöpfung w​ird diese n​icht als solche, sondern a​ls Wachsen u​nd Gegebenwerden erlebt“. Die Welt d​er Gegenstände i​st nur d​azu da, erkannt z​u werden. Innerhalb dieser Einstellung unterscheidet Jaspers d​rei Unterarten: d​ie intuitive, d​ie ästhetische u​nd die rationale. Bei d​er intuitiven Haltung w​ird hingebend angeschaut, wartend hingenommen u​nd das beglückende Gefühl d​er Fülle u​nd des Grenzenlosen erlebt. Man versenkt s​ich in d​as Objekt, w​obei ein Bewusstsein d​er Verwandtschaft z​u ihm d​a ist; d​abei werden Wille, Zweck u​nd Zielsetzung a​ls störend empfunden. Für d​ie ästhetische Einstellung i​st „Isolation“ d​as maßgebliche Merkmal: Der Erlebnisinhalt w​ird aus d​en objektiven Zusammenhängen herausgelöst u​nd das Erlebnis selbst a​us psychologischen Zusammenhängen w​ie Aufgaben, Zwecken u​nd Willensrichtungen. Dadurch entsteht e​ine „eigentümliche Verantwortungslosigkeit“. Die rationale Einstellung i​st die d​er forschenden Betrachtung, d​ie ihre Objekte d​urch Begriffs- u​nd Systembildung ordnet u​nd dabei völlige Distanz z​u ihnen schafft. Damit bringt s​ie Klarheit, a​ber indem s​ie fixiert, führt s​ie auch z​u Erstarrung u​nd Tod, i​m Gegensatz z​ur fließenden „Anschauung“, d​ie für d​as Lebendige steht. Sie i​st Verneinung, i​ndem sie definierend u​nd bestimmend abgrenzt u​nd somit i​mmer etwas ausschließt. Da s​ie sich s​tets in Gegensätzen bewegt, k​ann sie n​ie Ganzheiten erfassen.[137]

Auch d​ie selbstreflektierten Einstellungen können a​ktiv oder kontemplativ sein. Die kontemplative Selbstreflexion i​st in i​hrer reinen Form, solange s​ie sich u​nd ihre Selbstwertung n​icht verabsolutiert, e​ine ruhige Betrachtung, d​ie nie e​in fertiges Selbst v​or sich hat, d​a das Selbst e​in Prozess u​nd unendlich ist. In d​er aktiven Selbstreflexion i​st sich d​er Mensch „nicht n​ur Material d​er Betrachtung, sondern e​r ist Material u​nd Bildner zugleich“; e​r sieht s​ich nicht n​ur zu, sondern w​ill sich.[138]

Simone Weil

Im Werk v​on Simone Weil (1909–1943) spielt d​ie Kontemplation e​ine wichtige Rolle. Weil knüpfte a​n die platonische Seelenlehre u​nd Erkenntnistheorie an. Bei d​er Darstellung i​hres Kontemplationsverständnisses verwendete s​ie gewöhnlich d​en Begriff „Aufmerksamkeit“ (französisch attention). Nach i​hrer Beschreibung i​st die Aufmerksamkeit e​ine Haltung, z​u der m​an gelangt, w​enn man d​as Denken v​on allen zeitlichen u​nd objektbezogenen Bindungen befreit u​nd sich v​on allen i​m Geist vorhandenen Inhalten löst. Insbesondere d​ie Ausrichtung a​uf die Zukunft i​st aufzugeben. Nur d​as reine Verlangen n​ach der Wahrheit s​oll übrigbleiben, u​nd darin s​oll man o​hne Erwartung ausharren. Keinesfalls d​arf man versuchen, d​en Inhalt d​er Wahrheit vorausahnend vorwegzunehmen. Man beschränkt s​ich darauf, d​as Unzulängliche abzuweisen. So bleibt d​as Denken leer, i​n der Schwebe, e​s wird empfänglich u​nd durchlässig. Auf d​iese Weise entfernt s​ich der Aufmerksame v​on der Scheinwirklichkeit, d​ie ein Produkt seiner Vorstellungen u​nd Deutungen i​st und a​uf der Übertragung seines eigenen Ichs i​n die Dinge beruht. Er entledigt s​ich der trügerischen Werte, d​ie normalerweise s​eine Gedankenwelt bestimmen. Die Illusionen d​er „Ersatzwirklichkeit“, d​er „Dinge a​ls Werte“, a​n denen e​r hängt, entfallen. So öffnet e​r sich für d​ie eigentliche Realität d​es Betrachteten. Reine Aufmerksamkeit bedeutet Offenheit für d​ie aktuelle, konkrete Situation, für das, w​as sich j​etzt ereignet, beispielsweise d​as Lösen e​iner Schulaufgabe o​der die Ausführung e​iner Handwerkerarbeit. Weil, d​ie zeitweilig a​ls Lehrerin tätig war, meinte, d​as wesentliche Ziel d​er Schulbildung s​ei nicht d​ie Vermittlung v​on Kenntnissen, sondern d​as Einüben d​er Aufmerksamkeit.[139]

Die Loslösung v​on den hinderlichen Denkinhalten i​st für Weil z​war ein diskursiver Vorgang, d​och danach m​uss der diskursive Teil d​er Seele ausgeschaltet werden, d​amit sich d​ie Seele i​n die standpunktfreie „reine Anschauung“ (la p​ure contemplation) stürzen kann. Eine solche Grenzüberschreitung h​ielt Weil anfangs für e​in unerreichbares Ideal, später gelangte s​ie jedoch z​u einer optimistischen Sicht.[140]

Martin Heidegger

Martin Heidegger äußerte s​ich 1953 i​n dem Vortrag Wissenschaft u​nd Besinnung. Er g​ing von d​er Etymologie aus, u​m die Begriffe z​u erschließen. Nach seinen Ausführungen bedeutet d​as griechische Verb theōreín „das Aussehen, w​orin etwas d​as zeigt, w​as es ist, ansehen“, o​der mit anderen Worten „den Anblick, w​orin das Anwesende erscheint, ansehen u​nd durch solche Sicht b​ei ihm sehend verweilen“. Dieses Aussehen gesehen h​aben ist Wissen. Die Lebensart, d​ie aus solchem „Be-sehen“ i​hre Bestimmung empfängt, w​ird bíos theōrētikós genannt, „die Lebensart d​es Schauenden, d​er in d​as reine Scheinen d​es Anwesenden schaut“. Für d​ie antiken Griechen i​st das schauende Leben d​as höchste Tun u​nd die Schau d​ie vollendete Gestalt menschlichen Daseins, „der r​eine Bezug z​u den Anblicken d​es Anwesenden, d​ie durch i​hr Scheinen d​en Menschen angehen, i​ndem sie d​ie Gegenwart d​er Götter be-scheinen“. Mit theōría i​st „das verehrende Beachten d​er Unverborgenheit d​es Anwesenden“ gemeint.[141]

Die v​on den Römern gewählte lateinische Übersetzung v​on theōreín m​it contemplari u​nd theōría m​it contemplatio bringt n​ach Heideggers Auffassung „das Wesenhafte dessen, w​as die griechischen Worte sagen, m​it einem Schlag z​um Verschwinden“, d​enn etymologisch bedeutet contemplari, d​ass etwas i​n einem herausgeschnittenen Abschnitt umzäunt wird. „Der Charakter d​es eingeteilten, eingreifenden Vorgehens g​egen das, w​as ins Auge gefaßt werden soll, m​acht sich i​m Erkennen geltend.“[142]

Josef Pieper

Josef Pieper l​egte seine Auffassung 1957 i​n der Schrift Glück u​nd Kontemplation dar. Seine These lautet, d​as äußerste Glück d​es Menschen l​iege in d​er Kontemplation. Dieser Gedanke gehöre z​um Bestand e​iner Weisheitsüberlieferung, d​eren Ursprünge über d​ie geschichtliche Zeit hinausreichten.[143] Pieper bestimmte Kontemplation a​ls „schweigendes Vernehmen v​on Wirklichkeit“ u​nd „nicht denkendes, sondern schauendes Erkennen“. Das Schauen s​ei „die vollkommene Gestalt v​on Erkennen schlechthin“, nämlich „die Erkenntnis dessen, w​as anwesend u​nd gegenwärtig ist“. Es s​ei „eine Weise d​er Erkenntnis, d​ie sich n​icht erst a​uf ihren Gegenstand z​u bewegt, sondern i​n ihm ruht“. Denken hingegen s​ei Erkenntnis d​es Abwesenden o​der auch n​ur Bemühung u​m solche Erkenntnis.[144]

Hannah Arendt

Hannah Arendt setzte s​ich in i​hrem Werk Vita activa o​der Vom tätigen Leben sowohl m​it dem traditionellen Bild v​om aktiven u​nd kontemplativen Leben a​ls auch m​it dessen neuzeitlichem Wandel auseinander. Das Buch w​urde 1958 i​n englischer Sprache, 1960 i​n einer überarbeiteten deutschen Fassung veröffentlicht. Arendt s​ah den Hauptnachteil d​er antiken u​nd mittelalterlichen Rangordnung d​er Lebensweisen darin, d​ass die Kontemplation dadurch e​in solches Übergewicht erhalte, d​ass Gliederungen u​nd fundamentale Unterschiede innerhalb d​er vita activa verwischt o​der nicht beachtet würden. An diesem Mangel – d​em fehlenden Verständnis für d​ie Verschiedenartigkeit d​er drei Grundtätigkeiten Arbeiten, Herstellen u​nd Handeln – h​abe sich a​uch nach d​em modernen Bruch m​it der Tradition u​nd der Umkehr d​er Rangordnung nichts Wesentliches geändert. Nach Arendts Überzeugung s​ind die Grundanliegen d​er vita activa anders a​ls die d​er vita contemplativa u​nd diesen w​eder über- n​och unterlegen.[145]

Kritische Theorie

Die Hauptvertreter d​er älteren Kritischen Theorie, Max Horkheimer u​nd Theodor W. Adorno, wandten s​ich gegen d​as Ideal e​ines der reinen Betrachtung i​n Wissenschaft o​der Philosophie gewidmeten Lebens. Sie kritisierten e​ine solche Trennung d​es Denkens v​om Handeln, m​it der d​ie gesellschaftliche Bedingtheit u​nd Aufgabe d​es Erkenntnisstrebens missachtet werde. Die d​amit verbundene Gleichgültigkeit gegenüber d​er sozialen u​nd politischen Realität verurteilten s​ie als inhuman. Nach Horkheimers Analyse i​st die idealistische Identifikation d​es Wissens m​it der Erfüllung a​ls Versöhnung v​on Geist u​nd Natur gemeint. Sie „erhöht d​as Ich nur, u​m es seines Inhalts z​u berauben, i​ndem sie e​s von d​er Außenwelt isoliert“. Wenn e​ine Philosophie n​ur auf e​inen inneren Prozess z​ur schließlichen Befreiung abziele, e​nde sie a​ls leere Ideologie. Die Konzentration a​uf reine Inwendigkeit h​abe gestattet, d​ass die Gesellschaft e​in Dschungel v​on Machtinteressen geworden sei, worauf d​iese Interessen d​ann die materiellen Bedingungen d​er Möglichkeit v​on Kontemplation untergraben hätten.[146] Adorno urteilte, d​er kritische Geist s​ei der „absoluten Verdinglichung“ n​icht gewachsen, „solange e​r bei s​ich bleibt i​n selbstgenügsamer Kontemplation“.[147]

Zur ästhetischen Kontemplation bemerkte Adorno, s​ie sei „als Restbestand fetischistischer Anbetung zugleich e​ine Stufe v​on deren Überwindung“, d​enn ihr Objekt s​eien die „aufleuchtenden Dinge“, d​ie man früher a​ls magisch verehrt habe, d​ie aber v​on der Aufklärung entzaubert worden seien. Die Seligkeit v​on Betrachtung bestehe i​m „entzauberten Zauber“. Kunst s​ei „Magie, befreit v​on der Lüge, Wahrheit z​u sein“.[148] Auch Horkheimer schätzte d​ie Kontemplation ambivalent ein; e​r nahm Möglichkeiten an, „durch welche d​ie Erde z​u einem Ort d​er Kontemplation u​nd der Freude werden könnte“. Durch d​en technischen Fortschritt nähere m​an sich diesen Möglichkeiten z​war an, d​och stellten s​ich dem d​ie „Gleichschalter“ entgegen, d​ie auf d​er „Vergottung d​er industriellen Tätigkeit“ bestünden.[149]

Martin Seel, e​in jüngerer Vertreter d​er Kritischen Theorie, h​at 2004 e​ine Sammlung v​on Essays m​it dem Titel Adornos Philosophie d​er Kontemplation veröffentlicht. In diesem Band begründet Seel s​eine These, d​ass Adornos Denken „im Herzen e​ine Philosophie d​er Kontemplation“ sei; kontemplative Erfahrung s​ei „die normative Grundlage seines Philosophierens“. Er propagiere e​in kontemplatives Bewusstsein, d​as in e​inem Sinn für d​ie Besonderheit d​es Daseins v​on Menschen u​nd Dingen bestehe. Das s​ei ein „durchaus neuartiges Verständnis d​er Kontemplation“. Seel ergreift selbst für d​iese Position Partei.[150]

Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk g​ing in seinem 2009 erschienenen Buch Du mußt d​ein Leben ändern, i​n dem e​r den Menschen a​ls Übenden beschrieb, a​uf die Klassifikation d​er Lebensweisen ein. Er definierte d​ie Moderne a​ls das Zeitalter, „das d​ie höchste Mobilmachung d​er menschlichen Kräfte u​nter dem Vorzeichen v​on Arbeit u​nd Produktion zustande brachte“, i​m Gegensatz z​ur antiken u​nd mittelalterlichen Welt, i​n der d​iese Mobilmachung i​m Namen v​on Übung u​nd Perfektion geschehen sei. Beim übenden Lebensmodus unterschied Sloterdijk z​wei Formen, w​obei ihm d​ie „radikal divergente Ausrichtung d​er Mobilisationen“ a​ls Kriterium diente. Im e​inen Fall z​ielt das „Anstrengungsprogramm“ a​uf ein Objekt o​der Produkt, i​m anderen Fall „fließen a​lle Kräfte i​n die Intensivierung d​es übenden Subjekts“, d​as sich „zu i​mmer höheren Stufen e​iner rein performativen Seinsweise entfaltet“. Die letztgenannte Lebensform setzte Sloterdijk m​it der vita contemplativa gleich, d​ie in Wahrheit e​ine vita performativa sei. Sie s​ei auf i​hre Weise s​o tätig w​ie das tätigste Leben. Diese Tätigkeit s​ei „Assimilation a​n das niemals müde universale o​der göttliche Sein-Nichts“.[151]

Bald darauf veröffentlichte Sloterdijk d​ie Vorlesung Scheintod i​m Denken, i​n der e​r sich m​it dem betrachtenden („theoretischen“) Leben befasste. Dort kritisierte e​r die „eingeschliffene Differenz“ v​on „aktiv“ u​nd „kontemplativ“. Sie erwecke d​en irrigen Eindruck, e​ine exklusive u​nd vollständige Alternative z​u sein. Dadurch verschwinde e​in umfangreicher Komplex menschlichen Verhaltens a​us dem Blick, d​as übende Leben, d​as weder bloß a​ktiv noch bloß kontemplativ sei, sondern e​in gemischter Bereich.[152] Sloterdijk fragte n​ach den „Bedingungen d​er Möglichkeit v​on theoretischem Verhalten“ u​nd behandelte Wissenschaft u​nd Philosophie a​ls „theoretische“ Lebensformen. Sie s​eien beide – ungeachtet i​hrer Differenzen – a​ls „Sprösslinge d​er alteuropäischen Rationalitätskultur“ Ausprägungen d​es bíos theōrētikós. Dieser s​ei eine Sonderform d​es übenden Lebens, d​er „Menschenformung d​urch übende Selbsteinwirkung“. Sloterdijk erörterte d​ie Geschichte d​er Verfahren, „durch d​ie der profane Mensch [...] z​um theorietreibenden Menschen umgeformt wird“.[153]

Religionssoziologie

Max Weber untersuchte i​n seiner 1921/1922 postum veröffentlichten Schrift Religiöse Gemeinschaften d​ie Erlösungswege u​nd ihren Einfluss a​uf die Lebensführung. Dabei unterschied e​r zwei Haupttypen: d​ie Selbsterlösung, d​ie man d​urch eigene Werke erringt, u​nd die Erlösung d​urch göttliches Einwirken a​us reiner Gnade. Den ersten Haupttypus unterteilte e​r nach d​er Art d​er Werke. Bei diesen handelt e​s sich n​ach Webers Typologie entweder u​m rein rituelle Kulthandlungen o​der um soziale Leistungen, für d​ie Belohnung erhofft wird, o​der um Selbstvervollkommnung mittels e​iner Heilsmethodik. Der Zweck d​er Heilsmethodik i​st entwicklungsgeschichtlich gesehen ursprünglich e​ine „Selbstvergottung“, d​ie auf e​inen diesseitigen Besitz d​es Göttlichen ausgerichtet ist. Dieser s​oll in archaischen Formen d​er Religiosität d​urch die Herbeiführung rauschartiger Ekstasen erlangt werden. In d​en Religionen jedoch, i​n denen e​in allmächtiger überweltlicher Gott d​en Geschöpfen gegenübersteht, i​st Selbstvergottung a​ls Anmaßung verpönt. Dort k​ann es n​ur darum gehen, d​ie von Gott geforderten religiösen Qualitäten z​u erringen. Dafür g​ibt es z​wei unterschiedliche Wege, d​en aktiv-asketischen u​nd den passiv-kontemplativen. Der aktive Asket betrachtet s​ich als Werkzeug Gottes, a​ls Mitwirkenden a​m göttlichen Werk, u​nd ist i​n diesem Bewusstsein tätig. Bewährung b​ei der Erfüllung seiner irdischen Pflichten s​oll ihm d​as Heil verschaffen. Der Kontemplative hingegen w​ill nichts „tun“; e​r sieht s​ich als Gefäß d​er Gottheit u​nd erstrebt e​ine „Zuständlichkeit“, d​eren markanteste Form a​ls „mystische Erleuchtung“ bekannt ist. Der kontemplative Weg s​teht nur e​iner Minderheit spezifisch Qualifizierter offen.[154]

Nach Webers Darstellung m​eint der Kontemplative n​ur dann z​um Ziel gelangen z​u können, w​enn es i​hm gelingt, d​ie Alltagsinteressen auszuschalten u​nd das „Kreatürliche“ i​n ihm völlig z​um Schweigen z​u bringen. Dieses Erfordernis führt z​u einer Flucht a​us allen hinderlichen weltlichen Verflechtungen. Weber unterschied d​ie „Weltflucht“ d​er Kontemplativen streng v​on der aktiven, kämpferischen „Weltablehnung“ d​es asketischen Wegs, wenngleich e​r den Gegensatz a​ls „flüssig“ bezeichnete u​nd Übergänge einräumte. Er nannte e​ine Reihe v​on Unterscheidungsmerkmalen. Der kämpfende Asket h​at eine negative innere Beziehung z​ur Welt, d​eren Genüsse e​r sich versagt, i​n der e​r aber gestaltend tätig s​ein will. Der Kontemplative hingegen w​ill sich v​on allem Weltlichen lösen, u​m im Göttlichen z​ur Ruhe z​u kommen. Zu diesem Zweck minimiert e​r alles Handeln. Störungen d​urch die Natur u​nd durch s​eine soziale Umwelt versucht e​r abzuwehren. Dem aktiven Asketen erscheint d​ie Kontemplation a​ls träger, egoistischer, verwerflicher Selbstgenuss, während d​er Kontemplative i​n den Bemühungen d​es Aktiven u​m die Gestaltung weltlicher Verhältnisse e​inen Irrweg, e​ine Entfernung v​on der göttlichen Einheit sieht. Der aktiv-asketische Fromme f​ragt nicht n​ach dem Sinn d​er Welt u​nd seines Tuns, d​enn er verlegt diesen i​n den unerforschlichen Willen Gottes. Der Kontemplative hingegen w​ill den „Sinn“ d​er Welt erschauen. Für d​en Asketen i​st der Erfolg seines Handelns e​in Erfolg Gottes, z​u dem e​r beigetragen hat, u​nd ein Zeichen göttlichen Segens für ihn, während für d​en Kontemplativen d​er Erfolg innerweltlichen Handelns keinerlei Heilsbedeutung hat. Weber betonte, d​ass alle Kontemplation e​ine negative Wirkung a​uf das Handeln habe. Er w​ies auch a​uf die „demütige Hinnahme d​er gegebenen sozialen Ordnung“ a​ls Folge e​iner kontemplativen Haltung hin.[155]

An Webers Ergebnisse anknüpfend h​at der Soziologe Wolfgang Schluchter d​ie Typologie weiter ausgearbeitet. Er unterscheidet b​ei der Kontemplation ebenso w​ie bei d​er Askese e​inen aktiv weltzugewandten u​nd einen a​ktiv weltabgewandten s​owie einen passiv weltzugewandten u​nd einen passiv weltabgewandten Typus. Schluchter h​at auch e​ine Klassifikation v​on Kulturreligionen vorgelegt, b​ei der d​ie Merkmale „asketisch“, „kontemplativ“ u​nd „ekstatisch“ z​u den Einteilungskriterien zählen.[156]

Judentum

Im Judentum g​ab es i​n der Antike u​nd im Mittelalter k​eine Tradition e​iner beschaulichen Lebensweise i​n Abgeschiedenheit. Zwar entstanden i​m Hoch- u​nd Spätmittelalter u​nter islamischem Einfluss kabbalistische Schriften, d​ie kontemplative Stille a​ls Weg z​u Gott empfahlen, d​och war d​amit keine äußerlich erkennbare besondere Lebensform u​nd keine Absonderung v​om normalen sozialen Leben gemeint. Der hebräische Ausdruck hitbodedut (התבודדות „Abgeschiedenheit“) erhielt i​n manchen kabbalistischen Texten a​b dem 13. Jahrhundert d​ie Sonderbedeutung v​on konzentriertem Nachsinnen i​n einem kontemplativen Prozess.[157]

Die Erörterung d​es religiösen Werts v​on hitbodedut setzte i​m 11. Jahrhundert ein. Bachja b​en Josef i​bn Paquda befasste s​ich damit i​n seiner s​tark nachwirkenden Schrift über d​ie Pflichten d​es Herzens. Im Umkreis v​on Abraham b​en Mosche b​en Maimon (1186–1237), d​es Sohnes d​es einflussreichen Gelehrten Maimonides, w​urde eine kontemplative Frömmigkeit gepflegt. In d​er zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts entwickelte d​er stark umstrittene Kabbalist Abraham Abulafia, d​er Begründer d​er „prophetischen Kabbala“, e​ine Methode d​er kontemplativen Konzentration a​uf den Gottesnamen, d​ie nach seinem Verständnis n​icht auf besondere Anlässe beschränkt bleiben, sondern i​n den Alltag integriert werden soll. Er beschrieb d​en „Weg v​on hitbodedut“ a​ls Mittel z​um Erreichen v​on Nähe z​u Gott u​nd betrachtete i​hn als Vorbereitung a​uf die Erlangung d​es Prophetenstatus. Dieser Weg s​tehe allen Willigen offen. Man s​olle sich a​n einem Ort d​er Ungestörtheit lesend, schreibend, rezitierend u​nd denkend a​uf die Verbindung d​er Buchstaben d​es Gottesnamens konzentrieren.[158]

Abulafias Kontemplationskonzept f​and im Nahen Osten b​ei Kabbalisten d​es Spätmittelalters u​nd der Frühen Neuzeit beträchtliche Resonanz, während e​s im Westen, w​o er verfemt war, weitgehend ignoriert wurde. Zu d​en Autoren, d​ie seine Anregungen aufnahmen u​nd weiterentwickelten, zählten Mosche Cordovero (1522–1570) u​nd Hayyim Vital (1542–1620). Der Kabbalist Eleazar Azikri (1533–1600) befürwortete e​ine möglichst zurückgezogene, kontemplative Lebensweise.[159]

Im späten 18. Jahrhundert initiierte Schneur Salman d​ie chassidische Bewegung Chabad, i​n der d​ie Betrachtung d​er Gegenwart Gottes i​n der Schöpfung d​en Mittelpunkt d​es religiösen Lebens bildet. Anhänger d​er Chabad-Lehre praktizieren hitbonenut (התבוננות), e​ine Kontemplation, d​ie dem Intellekt e​ine wichtige Rolle zuweist. Die verstandesmäßige Betrachtung d​es Endlichen u​nd des Unendlichen, d​es Seins u​nd des Nichts s​oll den Weg z​um Verständnis d​er alles umfassenden göttlichen Einheit bahnen.[160]

Islam

Die kontemplative Praxis i​m Islam w​ird als „sich erinnern“ (ḏikr) o​der „sich a​n Gott erinnern“, „Gottes gedenken“ (ḏikr Allah) bezeichnet. Es handelt s​ich um e​in nichtrituelles Gebet, d​as in d​er ständigen Wiederholung e​iner Formel – e​ines Glaubenssatzes o​der eines Gottesnamens – besteht. Ḏikr k​ann allein o​der in e​iner Gruppe, schweigend o​der laut vollzogen werden. Verbreitet i​st die Anrufung Gottes m​it einem seiner rühmenden 99 Namen, d​ie jeweils e​ine seiner Eigenschaften nennen. Die theologische Grundlage bilden n​eben Hadithen zahlreiche Stellen i​m Koran, darunter insbesondere d​er Befehl „Ihr Gläubigen! Gedenket unablässig Gottes u​nd preiset i​hn morgens u​nd abends!“[161], d​ie Anweisung „Gedenke deines Herrn, w​enn du vergisst“[162] u​nd die m​it einer Seligpreisung d​er Gedenkenden verbundene Feststellung „Im Gedenken Gottes findet d​as Herz Ruhe“.[163] Mit d​er andauernden Wiederholung d​er Gebetsformel w​ird die Konzentration a​uf deren Inhalt bezweckt; d​er Betende s​oll sich möglichst ständig d​er Gegenwart Gottes bewusst sein. Davon erhoffen s​ich die Gläubigen Schutz i​m Diesseits u​nd Belohnung i​m Jenseits. Einzelne Gebetsformeln werden gemäß d​er Anzahl i​hrer Wiederholungen m​it der Erwartung himmlischer Belohnungen verknüpft.[164]

Besonders gepflegt w​ird der Ḏikr traditionell i​m Sufismus, w​o er a​ls Übung e​ine zentrale Rolle spielt. Mit d​er Übung d​er Konzentration w​ird die Nachlässigkeit (ġafla) bekämpft, d​ie im Sufismus a​ls eine Hauptverfehlung a​uf dem Weg z​u Gott g​ilt und i​mmer weiter zurückgedrängt werden soll. Bei d​en Sufis i​st die Lehre v​on der Kontemplation systematisch ausgearbeitet u​nd von Autoritäten w​ie Abū Bakr Muhammad al-Kalābādhī (10. Jahrhundert), Muḥammad al-Ġazzālī (gestorben 1111) u​nd Ahmad i​bn ʿAṭāʾ Allāh (gestorben 1309) dargestellt worden. Die verschiedenen Sufi-Orden h​aben unterschiedliche Stile entwickelt. Einschlägige Handbücher enthalten detaillierte Regeln, d​ie unter anderem d​ie Sitzhaltung u​nd die Atemtechnik festlegen. Religionsschüler erhalten v​on ihren Meistern individuelle Anweisungen. Der Ḏikr s​oll eine s​o tiefe Versenkung i​n das Objekt d​er Kontemplation, d​en Schöpfer, bewirken, d​ass der Betende a​lles Geschaffene – a​uch sich selbst – vergisst. Manche Sufi-Lehrer beschreiben e​ine Folge v​on Stufen d​es Entwicklungswegs, a​uf dem m​an zu i​mmer fortgeschritteneren Versenkungszuständen voranschreitet. Dabei sollen Lichterscheinungen auftreten. Der l​aute Ḏikr w​ird als „Gedenken m​it der Zunge“ bezeichnet, d​er stille, d​er gewöhnlich höher geschätzt wird, a​ls „Gedenken i​m Herzen“. Die stille Kontemplation w​ird nach d​en unterschiedlichen Zuständen u​nd Erkenntnissen, z​u denen s​ie führen soll, i​n mehrere Phasen unterteilt. Als höchste Stufe g​ilt in manchen Sufi-Traditionen d​er von i​bn ʿAṭāʾ Allāh beschriebene ḏikr as-sirr (Gedenken d​es Innersten), e​in Zustand, b​ei dem d​ie Trennung v​on betendem Subjekt u​nd angebetetem Objekt i​m wortlosen Ḏikr aufgehoben ist. Am Ende d​es Aufstiegs s​oll auch d​er Ḏikr vergessen werden u​nd schließlich n​ur noch Gott präsent sein.[165]

Hinduismus

Im Hinduismus verwendet m​an für d​ie drei aufeinanderfolgenden Stufen d​er Betrachtung, d​ie den höheren Teil d​es Yoga-Wegs ausmachen, d​ie Sanskrit-Bezeichnungen dhāraṇā, dhyāna u​nd samādhi. Die e​rste Stufe i​st dhāraṇā, d​ie Übung d​er Konzentration, d​ie eine Vorübung d​er eigentlichen Kontemplation darstellt. Gemeint i​st eine Ausrichtung d​er ganzen Aufmerksamkeit u​nd aller Gemütsbewegungen a​uf einen bestimmten innerlich i​n den Blick genommenen Gegenstand. Wenn d​iese Übung gemeistert ist, g​eht sie i​n die eigentliche Kontemplation, dhyāna, über. Dhyāna bedeutet „Nachsinnen, s​ich sinnend i​n einen inneren Gegenstand versenken“. Zur Konzentration a​uf das Objekt t​ritt nun d​as Erforschen u​nd Erfassen v​on dessen Wesen hinzu. Dies geschieht i​n einer Schau, a​n der a​lle Seelenkräfte beteiligt sind; erforderlich i​st nicht n​ur die Tätigkeit d​es Intellekts, sondern a​uch die Fähigkeit, s​ich dem Objekt hinzugeben. Dabei ergreift gewissermaßen d​er Gegenstand v​om Betrachter Besitz, e​r übt a​uf ihn e​ine aufsaugende Gewalt aus. Dieser Zustand g​ilt als Vorbereitung für d​ie höchste Kontemplationsstufe, d​ie samādhi genannt wird. Samādhi i​st das „Zusammenfügen“ o​der „Zusammenlegen“, b​ei dem d​ie Einheit v​on Subjekt u​nd Objekt erlebt wird. Das Ziel d​es gesamten Kontemplationsprozesses i​st die Erlangung e​iner umfassenden Einsicht i​n die Natur d​er Weltordnung. Die Versenkung, d​ie zu solcher Einsicht führen soll, ermöglicht n​ach der Yoga-Lehre Befreiung (mokṣa) v​on der Unwissenheit, d​ie im Hinduismus a​ls Ursache d​es menschlichen Elends gilt, u​nd damit Erlösung v​om saṃsāra, d​em Umherirren i​n einer v​om Leid geprägten Welt.[166]

Eine verbreitete Kontemplationsmethode i​st der Japa, d​as beständig – o​ft über l​ange Zeiträume – wiederholte Rezitieren e​ines Mantras, d​as heißt e​ines Gottesnamens, heiligen Lautes o​der Wortes o​der eines religiösen Spruchs. Das Mantra w​ird gesprochen, gemurmelt, gesungen o​der nur innerlich s​till aufgesagt. Dabei werden d​ie Wiederholungen m​it Hilfe e​iner Gebetskette (mālā) gezählt. Durch d​iese Praktik s​oll der Geist z​ur Ruhe gebracht u​nd möglichst ausschließlich a​uf das Kontemplationsobjekt ausgerichtet werden. Der Japa w​ird schon i​m Yogasutra d​es Patañjali, d​em klassischen Yoga-Leitfaden, empfohlen.[167] Er w​ird von Yoga-Schülern u​nd Tantrikern n​ach den Anweisungen i​hres Gurus praktiziert. Oft stellen s​ich die Anwender während d​er Kontemplation d​ie angerufene Gottheit visuell vor, w​obei sich d​ie entsprechenden Gefühle einstellen sollen. Die affektive Seite d​es Vorgangs i​st wesentlich. Der Betrachter erhofft s​ich eine Verbindung m​it der Gottheit, a​uf die e​r sich konzentriert, u​nd deren gnädige Zuwendung. Es w​ird erwartet, d​ass sich d​ie Gottheit i​hrem Verehrer zeigt, w​enn er d​en Japa korrekt ausführt.[168]

Von zentraler Bedeutung i​st der Japa i​m Bhakti-Yoga, d​er Praxis d​er liebenden Hingabe a​n die höchste Gottheit, d​ie als Person aufgefasst wird. Die Praktizierenden (Bhaktas) s​ind der Überzeugung, d​er Gott s​ei in seinem Namen, d​en sie andächtig wiederholen, anwesend, a​lle seine Kraft u​nd Macht s​ei darin enthalten. Allerdings könne n​ur ein Bhakta, e​in wahrer Gottgeweihter, d​en Gottesnamen a​uf reine Weise aussprechen. Ein religiös unwissender, v​on der Maya (Illusion) gebundener Mensch spreche n​ur den „Schatten d​es Namens“ aus. Der wirkliche Name s​ei nicht d​ie akustisch vernehmbare Lautgestalt, d​iese sei vielmehr n​ur seine Hülle o​der sein Schatten. Vor a​llem im Kult v​on Krishna u​nd Vishnu d​ient der Japa d​er Erzeugung u​nd Festigung d​er Gottesliebe (Bhakti) u​nd einer i​mmer innigeren Verbindung zwischen d​em Gott u​nd seinem Verehrer. Das Ziel d​er Kontemplation i​st die dauerhafte Gemeinschaft m​it dem geliebten Gott. Es w​ird mit solcher Ausschließlichkeit verfolgt, d​ass sich s​ogar das Streben n​ach Befreiung v​om Leid dadurch erübrigt.[169]

Buddhismus

Eine Buddhistin mit Gebetskette in Bhutan

Im Buddhismus w​ird die Kontemplation m​it dem Pali-Wort jhāna bezeichnet, d​as dem Ausdruck dhyāna i​m Sanskrit entspricht. Nach d​er buddhistischen Tradition w​ird jhāna i​n eine Reihe v​on aufeinanderfolgenden Stufen unterteilt. Es handelt s​ich um e​ine Praktik, d​ie durch ausschließliche Konzentration a​uf einen einzigen Gegenstand, d​as jeweilige Objekt d​er Betrachtung, gekennzeichnet ist. Sie g​ilt als Voraussetzung für d​ie Einsicht i​n die w​ahre Natur d​er Phänomene. Jede Sinnesaktivität i​st eingestellt; d​er Weg führt v​om Bereich d​er Formen – materielle Objekte o​der daraus abgeleitete Vorstellungen – z​um Formlosen. Zu d​en Betrachtungsobjekten zählen Vergänglichkeit, Leiden, Unpersönlichkeit u​nd Leerheit. Allerdings führt d​ie Kontemplation n​ach buddhistischem Verständnis n​icht zum eigentlichen Ziel a​ller Bemühungen, d​em „Erwachen“, sondern bereitet n​ur darauf vor. Die Zustände, d​ie dabei erreicht werden, s​ind vergänglich. Sie h​aben keinen endgültigen Charakter u​nd sind d​aher von begrenztem Wert o​der sogar fragwürdig.[170] Wegen d​er christlichen, insbesondere theistischen Konnotationen d​es Ausdrucks „Kontemplation“ w​ird in d​er Buddhismusforschung t​eils die Auffassung vertreten, dieses Wort s​ei als Bezeichnung für d​ie buddhistische Praktik unpassend. Daher s​olle man jhāna lieber unübersetzt lassen.[171]

Literatur

Übersichtsdarstellungen z​ur Kontemplation

Übersichtsdarstellungen z​um Verhältnis v​on kontemplativer u​nd aktiver Lebensform

  • Niklaus Largier: Vita activa/vita contemplativa. In: Lexikon des Mittelalters. Band 8, LexMA, München 1997, ISBN 3-89659-908-9, Sp. 1752–1754.
  • Aimé Solignac: Vie active, vie contemplative, vie mixte. In: Dictionnaire de spiritualité. Band 16, Beauchesne, Paris 1994, Sp. 592–623.
  • Christian Trottmann: Vita activa/vita contemplativa. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 11, Schwabe, Basel 2001, Sp. 1071–1075.

Untersuchungen z​ur Antike

  • Thomas Bénatouïl, Mauro Bonazzi (Hrsg.): Theoria, Praxis and the Contemplative Life after Plato and Aristotle. Brill, Leiden/Boston 2012, ISBN 978-90-04-22532-9.
  • Andrea Wilson Nightingale: Spectacles of Truth in Classical Greek Philosophy. Theoria in its Cultural Context. Cambridge University Press, Cambridge 2004, ISBN 0-521-83825-8.
  • Hannelore Rausch: Theoria. Von ihrer sakralen zur philosophischen Bedeutung. Fink, München 1982, ISBN 3-7705-1661-3.
  • Wolfgang Vogl: Aktion und Kontemplation in der Antike. Die geschichtliche Entwicklung der praktischen und theoretischen Lebensauffassung bis Origenes. Peter Lang, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-631-39210-9.

Untersuchungen z​um Mittelalter

  • Marc-Aeilko Aris: Contemplatio. Philosophische Studien zum Traktat Benjamin Maior des Richard von St. Victor. Josef Knecht, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-7820-0703-4.
  • Dietmar Mieth: Die Einheit von vita activa und vita contemplativa in den deutschen Predigten und Traktaten Meister Eckharts und bei Johannes Tauler. Untersuchungen zur Struktur des christlichen Lebens. Pustet, Regensburg 1969.

Untersuchungen z​ur Neuzeit

  • Karl Baier: Meditation und Moderne. Zur Genese eines Kernbereichs moderner Spiritualität in der Wechselwirkung zwischen Westeuropa, Nordamerika und Asien. 2 Bände. Königshausen & Neumann, Würzburg 2009, ISBN 978-3-8260-4021-4. (zugleich Habilitationsschrift, Universität Wien, 2008; behandelt auch die frühneuzeitliche Vorgeschichte)

Moderne Einführungen

  • Franz Jalics: Kontemplative Exerzitien. Eine Einführung in die kontemplative Lebenshaltung und in das Jesusgebet. 7. Auflage. Echter, Würzburg 2001, ISBN 3-429-01576-6.
  • Thomas Merton: Christliche Kontemplation. Ein radikaler Weg der Gottessuche. Claudius, München 2010, ISBN 978-3-532-62406-7.
  • Simon Peng-Keller: Kontemplation. Einübung in ein achtsames Leben. Kreuz, Freiburg i. Br. 2012, ISBN 978-3-451-61157-5.
  • Richard Rohr: Ganz da. Einfach und Kontemplativ leben. Claudius, München 2018, 2. Auflage, ISBN 978-3-532-62823-2.
Wiktionary: Kontemplation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Zu den antiken Bedeutungen siehe Thomas Baier (Hrsg.): Der neue Georges. Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Band 1, Darmstadt 2013, Sp. 1231.
  2. Stefan Weinstock: Templum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V A,1, Stuttgart 1934, Sp. 480–485. Adolf Lumpe: Kontemplation. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 21, Stuttgart 2006, Sp. 485–498, hier: 486.
  3. Wolfgang Pfeifer (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Band 1 (A–L), 2., durchgesehene Auflage, Berlin 1993, S. 711; Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. 1, Leipzig 1872, Sp. 1675.
  4. Wolfgang Pfeifer (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Band 1 (A–L), 2., durchgesehene Auflage, Berlin 1993, S. 711; Ruth Klappenbach, Wolfgang Steinitz: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, Bd. 3, Berlin 1969, S. 2181.
  5. Adolf Lumpe: Kontemplation. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 21, Stuttgart 2006, Sp. 485–498, hier: 486 f., 492.
  6. Diogenes Laertios 8,1,8. Vgl. Adolf Lumpe: Kontemplation. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 21, Stuttgart 2006, Sp. 485–498, hier: 486 f.
  7. Aristoteles, Eudemische Ethik 1216a.
  8. Walter Mesch: theôrein/theôria. In: Christoph Horn, Christof Rapp (Hrsg.): Wörterbuch der antiken Philosophie, München 2002, S. 436 f.
  9. Platon, Politeia 533c–d.
  10. Hannelore Rausch: Theoria. Von ihrer sakralen zur philosophischen Bedeutung, München 1982, S. 55–96.
  11. Platon, Theaitetos 176b; vgl. Nomoi 716b–d.
  12. Siehe zum Konzept der Angleichung John M. Armstrong: After the Ascent: Plato on Becoming Like God. In: Oxford Studies in Ancient Philosophy 26, 2004, S. 171–183; Klaus Schöpsdau: Platon: Nomoi (Gesetze). Übersetzung und Kommentar, Teilband 2, Göttingen 2003, S. 204–212; Christian Tornau: Ähnlichkeit, ähnlich/unähnlich, Anähnlichung. In: Christian Schäfer (Hrsg.): Platon-Lexikon, Darmstadt 2007, S. 35–39, hier: 38 f.
  13. Christina Schefer: Platons unsagbare Erfahrung. Ein anderer Zugang zu Platon, Basel 2001, S. 25 ff., 223–225.
  14. Aristoteles, Nikomachische Ethik 1177a–1179a.
  15. Adolf Lumpe: Kontemplation. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 21, Stuttgart 2006, Sp. 485–498, hier: 487 f.; Dietmar Mieth: Die Einheit von vita activa und vita contemplativa in den deutschen Predigten und Traktaten Meister Eckharts und bei Johannes Tauler, Regensburg 1969, S. 30–40.
  16. Eine ausführliche Untersuchung der aristotelischen Position bietet Andrea Wilson Nightingale: Spectacles of Truth in Classical Greek Philosophy. Theoria in its Cultural Context, Cambridge 2004, S. 187–235. Vgl. Gerhard Huber: Bios theoretikos und bios praktikos bei Aristoteles und Platon. In: Brian Vickers (Hrsg.): Arbeit, Musse, Meditation, 2., durchgesehene Auflage, Zürich/Stuttgart 1991, S. 21–33, hier: 22–26.
  17. Thomas Bénatouïl, Mauro Bonazzi: θεωρία and βίος θεωρητικός from the Presocratics to the End of Antiquity: An Overview. In: Thomas Bénatouïl, Mauro Bonazzi (Hrsg.): Theoria, Praxis and the Contemplative Life after Plato and Aristotle, Leiden/Boston 2012, S. 1–14, hier: 5–7; Thomas Bénatouïl: Théophraste: les limites éthiques, psychologiques et cosmologiques de la contemplation. In: Thomas Bénatouïl, Mauro Bonazzi (Hrsg.): Theoria, Praxis and the Contemplative Life after Plato and Aristotle, Leiden/Boston 2012, S. 17–39.
  18. Michael Erler: ἀπλανής θεωρία. Einige Aspekte der epikureischen Vorstellung vom βίος θεωρητικός. In: Thomas Bénatouïl, Mauro Bonazzi (Hrsg.): Theoria, Praxis and the Contemplative Life after Plato and Aristotle, Leiden/Boston 2012, S. 41–55.
  19. Thomas Bénatouïl, Mauro Bonazzi: θεωρία and βίος θεωρητικός from the Presocratics to the End of Antiquity: An Overview. In: Thomas Bénatouïl, Mauro Bonazzi (Hrsg.): Theoria, Praxis and the Contemplative Life after Plato and Aristotle, Leiden/Boston 2012, S. 1–14, hier: 5–9.
  20. Cicero, De natura deorum 2,37.
  21. Adolf Lumpe: Kontemplation. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 21, Stuttgart 2006, Sp. 485–498, hier: 490.
  22. Wolfgang Vogl: Aktion und Kontemplation in der Antike, Frankfurt am Main 2002, S. 207–250; David Winston: Philo and the Contemplative Life. In: Arthur Green (Hrsg.): Jewish Spirituality. From the Bible through the Middle Ages, London 1986, S. 198–231, hier: 219–222.
  23. Jens Halfwassen: Plotin und der Neuplatonismus, München 2004, S. 50 f., 59–84.
  24. Plotin, Enneaden 1,6,7.
  25. Wolfgang Vogl: Aktion und Kontemplation in der Antike, Frankfurt am Main 2002, S. 400–403; Niels Hyldahl: Philosophie und Christentum, Kopenhagen 1966, S. 182 f.; Jacobus C. M. van Winden: An Early Christian Philosopher, Leiden 1971, S. 54–57.
  26. Wolfgang Vogl: Aktion und Kontemplation in der Antike, Frankfurt am Main 2002, S. 404–410.
  27. Wolfgang Vogl: Aktion und Kontemplation in der Antike, Frankfurt am Main 2002, S. 453–457, 505 f., 610 f.; Alois M. Haas: Die Beurteilung der Vita contemplativa und activa in der Dominikanermystik des 14. Jahrhunderts. In: Brian Vickers (Hrsg.): Arbeit, Musse, Meditation, 2., durchgesehene Auflage, Zürich/Stuttgart 1991, S. 109–131, hier: 110 f.
  28. Adolf Lumpe: Kontemplation. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 21, Stuttgart 2006, Sp. 485–498, hier: 494 f.
  29. Adolf Lumpe: Kontemplation. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 21, Stuttgart 2006, Sp. 485–498, hier: 492 f.
  30. Augustinus, De immortalitate animae 6,10.
  31. Augustinus, De trinitate 1,8,17.
  32. Augustinus, Epistulae 120,1,4.
  33. Augustinus, De trinitate 1,10,20.
  34. Siehe dazu Adolf Lumpe: Kontemplation. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 21, Stuttgart 2006, Sp. 485–498, hier: 494.
  35. Giovanni Catapano: Leah and Rachel as Figures of the Active and the Contemplative Life in Augustine’s Contra Faustum Manichaeum. In: Thomas Bénatouïl, Mauro Bonazzi (Hrsg.): Theoria, Praxis and the Contemplative Life after Plato and Aristotle, Leiden/Boston 2012, S. 215–228.
  36. Hans-Georg Beck: Theoria. Ein byzantinischer Traum?, München 1983, S. 13–16, 22 f.
  37. Adolf Lumpe: Kontemplation. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 21, Stuttgart 2006, Sp. 485–498, hier: 496 f.
  38. Siehe dazu Fritz Schalk: Zur Vitenlehre und monastischen Literatur (Cassian und Julian Pomerius). In: Hans Fromm u. a. (Hrsg.): Verbum et signum, Bd. 2, München 1975, S. 71–78.
  39. Eine knappe Übersicht bietet Dirk Westerkamp: Via negativa. Sprache und Methode der negativen Theologie, München 2006, S. 23–25. Ausführlicher ist die Zusammenfassung von Hella Theill-Wunder: Die archaische Verborgenheit, München 1970, S. 148–165.
  40. Ralf Stolina: Niemand hat Gott je gesehen, Berlin 2000, S. 11–23; Dirk Westerkamp: Via negativa. Sprache und Methode der negativen Theologie, München 2006, S. 25 f.; Paul Rorem: Die Aufstiegs-Spiritualität des Pseudo-Dionysius. In: Bernard McGinn u. a. (Hrsg.): Geschichte der christlichen Spiritualität, Bd. 1, Würzburg 1993, S. 154–173.
  41. Ralf Stolina: Niemand hat Gott je gesehen, Berlin 2000, S. 19–23.
  42. Ludwig Kerstiens: Die Lehre von der theoretischen Erkenntnis in der lateinischen Tradition. In: Philosophisches Jahrbuch 66, 1958, S. 375–424, hier: 380 f.
  43. Florian Matzner: Vita activa et Vita contemplativa, Frankfurt 1994, S. 82 f.
  44. Siehe dazu Aimé Solignac: Vie active, vie contemplative, vie mixte. In: Dictionnaire de spiritualité, Bd. 16, Paris 1994, Sp. 592–623, hier: 602–604; Alois M. Haas: Die Beurteilung der Vita contemplativa und activa in der Dominikanermystik des 14. Jahrhunderts. In: Brian Vickers (Hrsg.): Arbeit, Musse, Meditation, 2., durchgesehene Auflage, Zürich/Stuttgart 1991, S. 109–131, hier: 113.
  45. Suso Frank: Actio und Contemplatio bei Gregor dem Großen. In: Trierer Theologische Zeitschrift 78, 1969, S. 283–295, hier: 288–293.
  46. Bernhard von Clairvaux, De consideratione 2,2,5.
  47. Bernhard von Clairvaux, Sermones super cantica canticorum 51,1,2.
  48. Ludwig Kerstiens: Die Lehre von der theoretischen Erkenntnis in der lateinischen Tradition. In: Philosophisches Jahrbuch 66, 1958, S. 375–424, hier: 380–383.
  49. Hugo von St. Viktor, Didascalicon V 9.
  50. Marc-Aeilko Aris: Contemplatio, Frankfurt am Main 1996, S. 48–55.
  51. Richard von St. Viktor, Beniamin maior 1,4.
  52. Richard von St. Viktor, Beniamin maior 5,14.
  53. Marc-Aeilko Aris: Contemplatio, Frankfurt am Main 1996, S. 55 f.
  54. Marc-Aeilko Aris: Contemplatio, Frankfurt am Main 1996, S. 56, 65–69.
  55. Marc-Aeilko Aris: Contemplatio, Frankfurt am Main 1996, S. 56, 69–73.
  56. Marc-Aeilko Aris: Contemplatio, Frankfurt am Main 1996, S. 56, 73–83.
  57. Marc-Aeilko Aris: Contemplatio, Frankfurt am Main 1996, S. 56 f., 83–96.
  58. Marc-Aeilko Aris: Contemplatio, Frankfurt am Main 1996, S. 57–59, 96–120.
  59. Guigo II., Scala claustralium 2. Siehe dazu Karl Baier: Meditation und Moderne, Bd. 1, Würzburg 2009, S. 32–47.
  60. Albertus Magnus, Super Lucam 10,39–42.
  61. Ludwig Kerstiens: Die Lehre von der theoretischen Erkenntnis in der lateinischen Tradition. In: Philosophisches Jahrbuch 66, 1958, S. 375–424, hier: 391–402.
  62. Thomas von Aquin, Scriptum super sententiis magistri Petri Lombardi, 3 sent. 35,1,2,3, solutio 3.
  63. Thomas von Aquin, Scriptum super sententiis magistri Petri Lombardi, 3 sent. 35,1,2,3, solutio 2.
  64. Eine Untersuchung von Bonaventuras Erkenntnistheorie bietet Michelle Karnes: Imagination, Meditation, and Cognition in the Middle Ages, Chicago/London 2011, S. 75–110.
  65. Bernard McGinn: Die Mystik im Abendland, Bd. 4, Freiburg 2008, S. 334–340; Kurt Flasch: Meister Eckhart, 2. Auflage, München 2010, S. 255–264.
  66. Meister Eckhart, Traktat 2, Die deutschen Werke, Bd. 5, Stuttgart 1963, S. 137–376, hier: 221.
  67. Louise Gnädinger: Johannes Tauler, München 1993, S. 309–318; Gösta Wrede: Unio mystica, Stockholm 1974, S. 108–111; Dietmar Mieth: Die Einheit von vita activa und vita contemplativa in den deutschen Predigten und Traktaten Meister Eckharts und bei Johannes Tauler, Regensburg 1969, S. 243–245.
  68. Bernhard Fraling: Der Mensch vor dem Geheimnis Gottes. Untersuchungen zur geistlichen Lehre des Jan van Ruusbroec, Würzburg 1967, S. 39 f.
  69. Bernhard Fraling: Der Mensch vor dem Geheimnis Gottes. Untersuchungen zur geistlichen Lehre des Jan van Ruusbroec, Würzburg 1967, S. 37–44, 211, 214–218.
  70. Aimé Solignac: Vie active, vie contemplative, vie mixte. In: Dictionnaire de spiritualité, Bd. 16, Paris 1994, Sp. 592–623, hier: 611–613.
  71. Siehe dazu Victoria Kahn: Coluccio Salutati on the active and contemplative lives. In: Brian Vickers (Hrsg.): Arbeit, Musse, Meditation, 2., durchgesehene Auflage, Zürich/Stuttgart 1991, S. 153–179.
  72. Paul-Ludwig Weinacht: Philosoph – Mönch – Staatsfeind. Lob und Verwerfung der vita contemplativa. In: Hans Maier u. a. (Hrsg.): Politik, Philosophie, Praxis, Stuttgart 1988, S. 331–346, hier: 339–341; August Buck: Die humanistische Tradition in der Romania, Berlin 1968, S. 253–270; Florian Matzner: Vita activa et Vita contemplativa, Frankfurt 1994, S. 25–28, 52–58.
  73. Letizia A. Panizza: Active and contemplative in Lorenzo Valla: the fusion of opposites. In: Brian Vickers (Hrsg.): Arbeit, Musse, Meditation, 2., durchgesehene Auflage, Zürich/Stuttgart 1991, S. 181–223.
  74. Florian Matzner: Vita activa et Vita contemplativa, Frankfurt 1994, S. 37 f., 233–239; David Kaldewey: Wahrheit und Nützlichkeit, Bielefeld 2013, S. 234–236.
  75. Florian Matzner: Vita activa et Vita contemplativa, Frankfurt 1994, S. 137–141.
  76. Florian Matzner: Vita activa et Vita contemplativa, Frankfurt 1994, S. 141–143.
  77. Eine ausführliche Untersuchung bietet Florian Matzner: Vita activa et Vita contemplativa, Frankfurt 1994, S. 67–182.
  78. Florian Matzner: Vita activa et Vita contemplativa, Frankfurt 1994, S. 108–110.
  79. Isabelle Mandrella: Viva imago. Die praktische Philosophie des Nicolaus Cusanus, Münster 2012, S. 195–197.
  80. Nikolaus von Kues, Sermo 251,2,3–7.
  81. Isabelle Mandrella: Viva imago. Die praktische Philosophie des Nicolaus Cusanus, Münster 2012, S. 196–198.
  82. Zur Rolle von Vernunft und Verstand in der Erkenntnistheorie des Cusanus siehe Kurt Flasch: Nikolaus von Kues. Geschichte einer Entwicklung, Frankfurt/Main 1998, S. 47 f., 153–164, 302–306.
  83. Gerhard Schneider: Gott – das Nichtandere, Münster 1970, S. 70–85; João Maria André: Die Metapher der "Mauer des Paradieses" und die Kartographie des Erkennens bei Nikolaus von Kues. In: João Maria André u. a. (Hrsg.): Intellectus und Imaginatio. Aspekte geistiger und sinnlicher Erkenntnis bei Nicolaus Cusanus, Amsterdam 2006, S. 31–42.
  84. Theo van Velthoven: Gottesschau und menschliche Kreativität. Studien zur Erkenntnislehre des Nikolaus von Kues, Leiden 1977, S. 33–43, 123–128.
  85. Siehe dazu Birgit H. Helander: Die visio intellectualis als Erkenntnisweg und -ziel des Nicolaus Cusanus, Uppsala 1988, S. 1–13, 172–177.
  86. Walter Haug: Die Mauer des Paradieses. In: Theologische Zeitschrift 45, 1989, S. 216–230, hier: 220; Jorge M. Machetta: Kontemplativer Intellekt in der Cusanischen Formel „Sis tu tuus et ego ero tuus“. In: João Maria André u. a. (Hrsg.): Intellectus und Imaginatio. Aspekte geistiger und sinnlicher Erkenntnis bei Nicolaus Cusanus, Amsterdam 2006, S. 19–29, hier: 20–22.
  87. Kurt Flasch: Nikolaus von Kues. Geschichte einer Entwicklung, Frankfurt/Main 1998, S. 634–640.
  88. Isabelle Mandrella: Viva imago. Die praktische Philosophie des Nicolaus Cusanus, Münster 2012, S. 200–206.
  89. Eine Übersichtsdarstellung bietet Fairy von Lilienfeld: Hesychasmus. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 15, Berlin/New York 1986, S. 282–289.
  90. Karl Baier: Meditation und Moderne, Bd. 1, Würzburg 2009, S. 47.
  91. Aimé Solignac: Vie active, vie contemplative, vie mixte. In: Dictionnaire de spiritualité, Bd. 16, Paris 1994, Sp. 592–623, hier: 617 f.
  92. Kieran Kavanaugh: Spanien im 16. Jahrhundert: Karmel und andere Bewegungen. In: Louis Dupré, Don E. Saliers (Hrsg.): Geschichte der christlichen Spiritualität, Bd. 3, Würzburg 1997, S. 93–116.
  93. Karl Baier: Meditation und Moderne, Bd. 1, Würzburg 2009, S. 131–142; Martin Nicol: Meditation. II. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 22, Berlin/New York 1992, S. 337–353, hier: 342 f.
  94. Martin Nicol: Meditation. II. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 22, Berlin/New York 1992, S. 337–353, hier: 342; Karl Baier: Meditation und Moderne, Bd. 1, Würzburg 2009, S. 81–96.
  95. Eine Übersichtsdarstellung bietet Hans Schneider: Quietismus. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 6, Tübingen 2003, Sp. 1865–1868, eine Untersuchung Peter Schallenberg: Liebe und Subjektivität, Münster 2003, S. 95–169.
  96. Bernardin Schellenberger: Zur Einführung. In: Thomas Merton: Christliche Kontemplation, München 2010, S. 9–14, hier: 10 f.
  97. Thomas Merton: Christliche Kontemplation (deutsche Ausgabe von New Seeds of Contemplation), München 2010, S. 23.
  98. Karl Baier: Meditation und Moderne, Bd. 2, Würzburg 2009, S. 933.
  99. Karl Baier: Meditation und Moderne, Bd. 2, Würzburg 2009, S. 934 f.
  100. Paul-Ludwig Weinacht: Philosoph – Mönch – Staatsfeind. Lob und Verwerfung der vita contemplativa. In: Hans Maier u. a. (Hrsg.): Politik, Philosophie, Praxis, Stuttgart 1988, S. 331–346, hier: 341–344.
  101. Martin Nicol: Meditation. II. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 22, Berlin/New York 1992, S. 337–353, hier: 345–347; Martin Nicol: Meditation/Kontemplation. II. Christentum. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 5, Tübingen 2002, Sp. 965–967, hier: 966.
  102. Eine Übersichtsdarstellung bietet Philip Sherrard: Die Wiedergeburt der hesychastischen Spiritualität. In: Louis Dupré, Don E. Saliers (Hrsg.): Geschichte der christlichen Spiritualität, Bd. 3, Würzburg 1997, S. 439–451.
  103. Christian Trottmann: Vita activa/vita contemplativa. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 11, Basel 2001, Sp. 1071–1075, hier: 1074. Vgl. dazu Hannah Arendt: Vita activa oder Vom tätigen Leben, 8. Auflage, München/Zürich 1994, S. 281–287.
  104. Michel de Montaigne: Essais 1,39. Vgl. Jean Starobinski: Montaigne. Denken und Existenz, München/Wien 1986, S. 24–37.
  105. Giordano Bruno: Dialoghi italiani. Dialoghi metafisici e dialoghi morali, 3. Auflage, Firenze 1958, S. 732 f. Zu Brunos Verwendung des Begriffs contemplazione siehe Salvatore Carannante: Contemplazione. In: Michele Ciliberto (Hrsg.): Giordano Bruno. Parole, concetti, immagini, Bd. 1, Pisa/Firenze 2014, S. 385–389.
  106. Robert Spaemann: Reflexion und Spontaneität, 2., erweiterte Auflage, Stuttgart 1990, S. 229–232.
  107. Siehe dazu Kurt Flasch: Kampfplätze der Philosophie, Frankfurt am Main 2008, S. 340–343.
  108. David Hume: An Enquiry concerning human understanding 1,1–2.
  109. David Hume: An Enquiry concerning human understanding 1,3–10. Siehe dazu Heiner F. Klemme: Die praktische Bedeutung metaphysischer Untersuchungen. In: Jens Kulenkampff (Hrsg.): David Hume, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand, Berlin 1997, S. 3–35.
  110. Adam Smith: The Theory of Moral Sentiments 6,2,3,5–6. Vgl. François Dermange: Le Dieu du marché, Genève 2003, S. 190 f.; Tom D. Campbell: Adam Smith’s Science of Morals, London 1971, S. 46 f.
  111. Heinrich Meier: „Les rêveries du Promeneur Solitaire“. Rousseau über das philosophische Leben, München 2005, S. 33–37.
  112. Jean-Jacques Rousseau: Les rêveries du Promeneur Solitaire, Cinquième promenade. Siehe dazu Heinrich Meier: Über das Glück des philosophischen Lebens, München 2011, S. 156–177.
  113. Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft, Akademie-Ausgabe (= Kant’s Werke, Bd. 5), Berlin 1913, S. 209 f., 222.
  114. Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft, Akademie-Ausgabe (= Kant’s Werke, Bd. 5), Berlin 1913, S. 292. Vgl. Christel Fricke: Kontemplation. In: Marcus Willaschek u. a. (Hrsg.): Kant-Lexikon, Bd. 2, Berlin/Boston 2015, S. 1270.
  115. Immanuel Kant: Die Metaphysik der Sitten, Akademie-Ausgabe (= Kant’s Werke, Bd. 6), Berlin 1914, S. 397.
  116. Xavier Tilliette: Intellektuelle Anschauung. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie, Bd. 2, Hamburg 2010, S. 1118–1120; Ulrich Dierse, Rainer Kuhlen: Anschauung, intellektuelle. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 1, Basel 1971, Sp. 349–351.
  117. Søren Kierkegaard: Entweder-Oder, Köln/Olten 1960 (Erstveröffentlichung 1843), S. 792 f.
  118. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: System der gesammten Philosophie. In: Schelling: Sämmtliche Werke, Abteilung 1, Bd. 6, Stuttgart/Augsburg 1860, S. 131–576, hier: 153–155.
  119. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Einleitung in die Philosophie der Mythologie. In: Schelling: Sämmtliche Werke, Abteilung 2, Bd. 1, Stuttgart/Augsburg 1856, S. 556–569. Vgl. Markus Gabriel: Der Mensch im Mythos, Berlin 2006, S. 347–363.
  120. Christoph Johannes Bauer: Anschauung. In: Paul Cobben u. a. (Hrsg.): Hegel-Lexikon, Darmstadt 2006, S. 128–130; Helmut Girndt: Die Differenz des fichteschen und hegelschen Systems in der hegelschen „Differenzschrift“, Bonn 1965, S. 35–39.
  121. Dieter Henrich: Kontemplation und Erkenntnis. In: Henrich: Hegel im Kontext, 5., erweiterte Auflage, Berlin 2010, S. 209–216; Ingolf U. Dalferth: Philosophie ist „ihre Zeit in Gedanken erfasst“. Hegels theo-logische Version einer kontemplativen Philosophie. In: Andreas Arndt u. a. (Hrsg.): Hegel und die Moderne, Teil 2 (= Hegel-Jahrbuch 2013), Berlin 2013, S. 36–50, hier: 42, 49 f.
  122. Arthur Schopenhauer: Sämtliche Werke, hrsg. von Wolfgang Freiherr von Löhneysen, Bd. 1, Stuttgart/Frankfurt am Main 1960, S. 257.
  123. Arthur Schopenhauer: Sämtliche Werke, hrsg. von Wolfgang Freiherr von Löhneysen, Bd. 1, Stuttgart/Frankfurt am Main 1960, S. 258.
  124. Arthur Schopenhauer: Sämtliche Werke, hrsg. von Wolfgang Freiherr von Löhneysen, Bd. 1, Stuttgart/Frankfurt am Main 1960, S. 530. Siehe allgemein zu Schopenhauers Kontemplationsverständnis Daniel Schubbe: Philosophie des Zwischen, Würzburg 2010, S. 155–174.
  125. Arthur Schopenhauer: Sämtliche Werke, hrsg. von Wolfgang Freiherr von Löhneysen, Bd. 1, Stuttgart/Frankfurt am Main 1960, S. 286.
  126. Arthur Schopenhauer: Sämtliche Werke, hrsg. von Wolfgang Freiherr von Löhneysen, Bd. 1, Stuttgart/Frankfurt am Main 1960, S. 265, 306.
  127. Arthur Schopenhauer: Sämtliche Werke, hrsg. von Wolfgang Freiherr von Löhneysen, Bd. 1, Stuttgart/Frankfurt am Main 1960, S. 286–288.
  128. Arthur Schopenhauer: Sämtliche Werke, hrsg. von Wolfgang Freiherr von Löhneysen, Bd. 1, Stuttgart/Frankfurt am Main 1960, S. 268 f.
  129. Friedrich Nietzsche: Morgenröthe. In: Nietzsche: Gesammelte Werke, Bd. 10, München 1924, S. 1–354, hier: 43 f.
  130. Friedrich Nietzsche: Morgenröthe. In: Nietzsche: Gesammelte Werke, Bd. 10, München 1924, S. 1–354, hier: 45 f.; Zur Genealogie der Moral. In: Nietzsche: Gesammelte Werke, Bd. 15, München 1925, S. 267–449, hier: 392–394. Eine ausführliche Darstellung von Nietzsches Verwendung des Begriffs „Betrachtung“ im Sinn von Kontemplation bieten Paul van Tongeren u. a. (Hrsg.): Nietzsche-Wörterbuch, Bd. 1, Berlin 2004, S. 313–322.
  131. Friedrich Nietzsche: Morgenröthe. In: Nietzsche: Gesammelte Werke, Bd. 10, München 1924, S. 1–354, hier: 268.
  132. Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft (= Gesammelte Werke, Bd. 12), München 1924, S. 221 f.
  133. Friedrich Nietzsche: Vorarbeiten zu einer Schrift über den Philosophen. In: Nietzsche: Gesammelte Werke, Bd. 6, München 1922, S. 1–119, hier: 106.
  134. Wilhelm Dilthey: Die Typen der Weltanschauung und ihre Ausbildung in den metaphysischen Systemen. In: Dilthey: Gesammelte Schriften, Bd. 8, Stuttgart/Göttingen 1968, S. 73–118, hier: 112–117. Vgl. dazu Rudolf A. Makkreel: Dilthey. Philosoph der Geisteswissenschaften, Frankfurt am Main 1991, S. 396–405; Wolfgang Victor Ruttkowski: Typen und Schichten zur Einteilung des Menschen und seiner Produkte, Bern/München 1978, S. 130–132; kritisch Julia I. Mansour: Wilhelm Dilthey: Philosoph und/oder Philolog?, Würzburg 2011, S. 181–195.
  135. Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, Berlin 1919, S. 43 f., 78.
  136. Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, Berlin 1919, S. 44–50.
  137. Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, Berlin 1919, S. 50–65.
  138. Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, Berlin 1919, S. 78–80.
  139. Maja Wicki-Vogt: Simone Weil. Eine Logik des Absurden, Bern/Stuttgart 1983, S. 50–53; Marie Schülert: Die Neue Aufmerksamkeit Simone Weils, Berlin 2012, S. 96–99, 160–162; Elisabeth Thérèse Winter: Weltliebe in gespannter Existenz, Würzburg 2004, S. 133–153.
  140. Maja Wicki-Vogt: Simone Weil. Eine Logik des Absurden, Bern/Stuttgart 1983, S. 50 f., 94–97. Vgl. Rolf Kühn: Leere und Aufmerksamkeit, Dresden 2014, S. 23–28.
  141. Martin Heidegger: Vorträge und Aufsätze, 5. Auflage, Pfullingen 1985, S. 48 f.
  142. Martin Heidegger: Vorträge und Aufsätze, 5. Auflage, Pfullingen 1985, S. 50 f. Vgl. Daniel Schubbe: Philosophie des Zwischen, Würzburg 2010, S. 157.
  143. Josef Pieper: Glück und Kontemplation, München 1957, S. 9 f.
  144. Josef Pieper: Glück und Kontemplation, München 1957, S. 75 f. Siehe zu Piepers Kontemplationsverständnis Henrik Holm: Die Unergründlichkeit der kreatürlichen Wirklichkeit, Dresden 2011, S. 49–58.
  145. Hannah Arendt: Vita activa oder Vom tätigen Leben, 8. Auflage, München/Zürich 1994, S. 22 f., 281–287. Vgl. Byung-Chul Han: Duft der Zeit, Bielefeld 2009, S. 100–105.
  146. Max Horkheimer: Zum Begriff der Philosophie. In: Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, Frankfurt am Main 2007 (englische Erstveröffentlichung 1947), S. 181–206, hier: 202. Vgl. Max Horkheimer: Die gesellschaftliche Funktion der Philosophie. In: Horkheimer: Kritische Theorie, Bd. 2, Frankfurt am Main 1968, S. 292–312, hier: 306 f. und zum Verhältnis von antiker theōría und Kritischer Theorie Michael Theunissen: Kritische Theorie der Gesellschaft, Berlin 1981, S. 4–20.
  147. Theodor W. Adorno: Kulturkritik und Gesellschaft. In: Adorno: Gesammelte Schriften, Bd. 10.1, Frankfurt am Main 1977, S. 11–30, hier: 30. Vgl. Martin Seel: Adornos Philosophie der Kontemplation, Frankfurt am Main 2004, S. 9–13.
  148. Theodor W. Adorno: Minima Moralia, Frankfurt am Main 1964, S. 298, 300 f.
  149. Max Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, Frankfurt am Main 2007 (englische Erstveröffentlichung 1947), S. 171.
  150. Martin Seel: Adornos Philosophie der Kontemplation, Frankfurt am Main 2004, S. 7 f., 13.
  151. Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern, Frankfurt am Main 2009, S. 329–331.
  152. Peter Sloterdijk: Scheintod im Denken, Berlin 2010, S. 16 f.
  153. Peter Sloterdijk: Scheintod im Denken, Berlin 2010, S. 10 f., 24 f.
  154. Max Weber: Religiöse Gemeinschaften (= Gesamtausgabe, Abteilung 1, Bd. 22-2), Tübingen 2001, S. 305–323, 340. Vgl. Wolfgang Schluchter: Religion und Lebensführung. Studien zu Max Webers Religions- und Herrschaftssoziologie, Frankfurt am Main 1988, S. 80–86.
  155. Max Weber: Religiöse Gemeinschaften (= Gesamtausgabe, Abteilung 1, Bd. 22-2), Tübingen 2001, S. 323–340. Vgl. Wolfgang Schluchter: Religion und Lebensführung. Studien zu Max Webers Religions- und Herrschaftssoziologie, Frankfurt am Main 1988, S. 86–96.
  156. Wolfgang Schluchter: Religion und Lebensführung. Studien zu Max Webers Religions- und Herrschaftssoziologie, Frankfurt am Main 1988, S. 96–104.
  157. Moshe Idel: Hitbodedut as Concentration in Ecstatic Kabbalah. In: Arthur Green (Hrsg.): Jewish Spirituality. From the Bible through the Middle Ages, London 1986, S. 405–438, hier: 405–407.
  158. Moshe Idel: Hitbodedut as Concentration in Ecstatic Kabbalah. In: Arthur Green (Hrsg.): Jewish Spirituality. From the Bible through the Middle Ages, London 1986, S. 405–438, hier: 407–413.
  159. Moshe Idel: Hitbodedut as Concentration in Ecstatic Kabbalah. In: Arthur Green (Hrsg.): Jewish Spirituality. From the Bible through the Middle Ages, London 1986, S. 405–438, hier: 412–437.
  160. Rachel Elior: ḤaBaD: The Contemplative Ascent to God. In: Arthur Green (Hrsg.): Jewish Spirituality. From the Sixteenth-Century Revival to the Present, London 1987, S. 157–205, hier: 157–159, 181–191.
  161. Sure 33,41–42.
  162. Sure 18,24.
  163. Sure 13,28.
  164. Annemarie Schimmel: Mystische Dimensionen des Islam, Köln 1985, S. 238 f., 241, 251 f.; Louis Gardet: Dhikr. In: The Encyclopaedia of Islam, 2. Auflage, Bd. 2, Leiden/London 1965, S. 223–227, hier: 223; William C. Chittick: Dhikr. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion, 2. Auflage, Bd. 4, Detroit u. a. 2005, S. 2339–2342, hier: 2339 f.
  165. Annemarie Schimmel: Mystische Dimensionen des Islam, Köln 1985, S. 238–253; Louis Gardet: Dhikr. In: The Encyclopaedia of Islam, 2. Auflage, Bd. 2, Leiden/London 1965, S. 223–227; William C. Chittick: Dhikr. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion, 2. Auflage, Bd. 4, Detroit u. a. 2005, S. 2339–2342, hier: 2340 f.
  166. Eine Übersichtsdarstellung bietet der Artikel Dhyana (Meditation) in der von der India Heritage Research Foundation herausgegebenen Encyclopedia of Hinduism, Bd. 3, San Rafael 2013, S. 471–474. Vgl. Jakob Wilhelm Hauer: Der Yoga, Stuttgart 1958, S. 198 f., 319–342.
  167. Patañjali, Yogasutra 1,27–29.
  168. Siehe die Artikel Japa, Japa Vidhi, Japamālā und Japa Yoga in der von der India Heritage Research Foundation herausgegebenen Encyclopedia of Hinduism, Bd. 5, San Rafael 2013, S. 268–274. Vgl. Jakob Wilhelm Hauer: Der Yoga, Stuttgart 1958, S. 198 f.
  169. Walther Eidlitz: Die indische Gottesliebe, Olten/Freiburg 1955, S. 161–190.
  170. David L. McMahan: Dhyānas. In: Damien Keown, Charles S. Prebish (Hrsg.): Encyclopedia of Buddhism, London/New York 2007, S. 284 f.; Lance S. Cousins: Buddhist jhāna: its nature and attainment according to the Pali sources. In: Paul Williams (Hrsg.): Buddhism. Critical Concepts in Religious Studies, Bd. 2, London/New York 2005, S. 34–51.
  171. Lance S. Cousins: Buddhist jhāna: its nature and attainment according to the Pali sources. In: Paul Williams (Hrsg.): Buddhism. Critical Concepts in Religious Studies, Bd. 2, London/New York 2005, S. 34–51, hier: 35.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.