Riquewihr
Riquewihr (deutsch Reichenweier, elsässisch Richewihr) ist eine französische Gemeinde mit 1090 Einwohnern (1. Januar 2019) im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie gehört zum Arrondissement Colmar-Ribeauvillé, zum Kanton Sainte-Marie-aux-Mines und zum Gemeindeverband Pays de Ribeauvillé.
Riquewihr | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Haut-Rhin (68) | |
Arrondissement | Colmar-Ribeauvillé | |
Kanton | Sainte-Marie-aux-Mines | |
Gemeindeverband | Pays de Ribeauvillé | |
Koordinaten | 48° 10′ N, 7° 18′ O | |
Höhe | 230–936 m | |
Fläche | 16,97 km² | |
Einwohner | 1.090 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 64 Einw./km² | |
Postleitzahl | 68340 | |
INSEE-Code | 68277 | |
Website | http://www.ribeauville-riquewihr.com/ | |
Riquewihr und seine Weinberge |
Riquewihr wurde auf Grund seines unversehrt erhaltenen Stadtbildes aus dem 16. Jahrhundert als eines der Plus beaux villages de France (schönste Dörfer Frankreichs) klassifiziert.[1]
Geographie
Riquewihr liegt am Fuß der Vogesen, etwa zwölf Kilometer nordnordwestlich von Colmar. Das Gemeindegebiet von Riquewihr ist Teil des Regionalen Naturparks Ballons des Vosges.
Geschichte
Im 8. Jahrhundert gründete ein Franke namens Richo ein Landgut namens Richo villa, aus dem sich der Ort und sein Name entwickelten. Im 10. bis 11. Jahrhundert ging der Ort mit der zugehörigen Gutsherrschaft aus dem Grundbesitz der Grafen von Egisheim-Dabo (auch Dagsburg) an die Grafen von Horbourg über. Diese umgaben den Ort 1291 mit einer ersten Festungsmauer. 1320 erhielt Riquewihr die Stadtrechte.
1324 wurde die Herrschaft Reichenweier an den Grafen Ulrich von Württemberg verkauft. Im Jahre 1397 verlobte sich Graf Eberhard IV. von Württemberg mit Henriette von Montfaucon, die er im Jahre 1407 ehelichte. Henriette war die Erbin des Grafen von Montbéliard. Von diesem Zeitpunkt an gehörte sie neben der Grafschaft Württemberg-Mömpelgard zu den linksrheinischen Besitzungen des Hauses Württemberg. Im Jahre 1495 wurde die Grafschaft zum Herzogtum erhoben. Herzog Georg von Württemberg erlaubte 1534 die Einführung der von Zwingli inspirierten Religionsreform zur Reformierten Kirche. Eine Stiftung Georgs ermöglichte seit 1557 jährlich vier Stipendiaten aus Reichenweier das Studium im Evangelischen Stift in Tübingen.[2]
Im Jahre 1559 führte Herzog Christoph von Württemberg Luthers Lehren ein, um eine religiöse Einheit auf seinen Besitztümern am Rheinufer zu sichern. Zur Herrschaft Reichenweier zählten folgende Orte: Altweier, Beblenheim, Schloss Bilstein, Hunaweier, Mittelweier, Ostheim und Reichenweier. Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 setzte dem Ort wie auch anderen im Kriegsgebiet schwer zu. 1680 kam Riquewihr unter die Gewalt von Ludwig XIV., wiewohl es im Besitz Württembergs blieb. 1789, während der Französischen Revolution, schlossen sich die Bürger von Riquewihr der Französischen Republik an, 1796 wurden die Württemberger im Frieden von Campo Formio ausgeschlossen und Riquewihr Frankreich angegliedert[3]. Von 1871 bis 1918 gehörte der Ort als Teil des Reichsland Elsaß-Lothringen zum Deutschen Kaiserreich und war dem Kreis Rappoltsweiler im Bezirk Oberelsaß zugeordnet, danach wieder zu Frankreich, 1940–1944 war er von Deutschland annektiert. Nach 1945 entwickelte sich der Weinort zum Anziehungspunkt für Touristen. Die Bevölkerung ist bis heute mehrheitlich lutherisch.
Am Neujahrstag 2014 brannten im mittelalterlichen Ortszentrum mehrere historische Fachwerkhäuser nieder.[4][5]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1910 | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2017 |
Einwohner | 1438[6] | 1247 | 1322 | 1195 | 1045 | 1075 | 1212 | 1271 | 1077 |
Sehenswürdigkeiten
- Altstadt: Riquewihr ist bedeutend wegen seiner einmaligen Altstadt, die mitsamt den Befestigungsanlagen nahezu komplett erhalten ist.
- Der fachwerkverzierte obere Torturm Dolder ist ein Wahrzeichen der Stadt.
- Diebesturm, nordwestlicher Eckturm der Stadtbefestigung.
- Die Burgruine Reichenstein aus dem 13. Jahrhundert, deren fünfeckiger Bergfried akut einsturzgefährdet ist, liegt etwa zwei Kilometer nordwestlich der Stadt im Wald.
- Mit der noch weiter nordwestlich liegenden Burg Bilstein steht eine weitere Burgruine auf Riquewihrer Gebiet.
- Museen:
- Das Musée Hansi zeigt das Werk des Grafikers Jean-Jacques Waltz.
- Das Musée de la Poste (Postmuseum) befindet sich im ehemaligen württembergischen Schloss.
- Das Musée de la Tour de Voleurs mit Gefängnis und Folterkammer befindet sich im ehemaligen Judenviertel.
- Alte Stadtansicht von Reichenweier (Riquewihr)
- Altstadt
- Rue du General-de-Gaulle
- Rathaus
- Dolder
Töchter und Söhne der Stadt
- Conrad von Hailfingen genannt Boltringer († 1427) war 1423 und 1426 württembergischer Vogt in Reichenweier
- Herzog Ulrich von Württemberg (* 8. Februar 1487, † 6. November 1550 in Tübingen)
- Ernestine Rosine Flachsland (* 15. Februar 1742, † nach dem 13. Dezember 1774 in Worms), Mätresse von Ludwig IX von Hessen-Darmstadt
- Maria Karoline Flachsland (* 28. Januar 1750, † 15. September 1809 in Weimar), Ehefrau von Johann Gottfried von Herder
- Jacques Preiß (* 9. November 1859, † 7. März 1916), Jurist und Mitglied des Deutschen Reichstags
Städtepartnerschaft
- Weil der Stadt, Deutschland, seit 1961
Wirtschaft
Riquewihr ist einer der bedeutendsten elsässischen Weinbauorte. (Siehe Knipperlé). Daneben ist der Ort stark auf den Tourismus, insbesondere den Tagestourismus, ausgerichtet.
Literatur
- Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 688–704.
- M. Merian: Riquewihr in der Topographia Alsatiae auf Wikisource
Weblinks
Einzelnachweise
- Riquewihr auf Les plus Beaux Villages de France (französisch)
- Susanne Dieterich: Württemberg und Frankreich. Geschichte einer wechselvollen Beziehung. Tübingen 2015, S. 172.
- Informationsflyer des Office de Tourisme du Pays de Ribeauvillé et Riquewihr
- Badische Zeitung: Riquewihr nach dem Grossbrand - Wie geht es weiter? vom 8. Januar 2014
- Badische Zeitung: Bewohner von Riquewihr warten auf den Wiederaufbau; vom 16. Oktober 2014
- Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Kreis Rappoltsweiler