Gröde
Die Hallig Gröde (dänisch Grøde, nordfriesisch di Grööe; auch: Gröde-Appelland, niederdeutsch Grööd) ist eine der zehn Halligen in Nordfriesland im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Sie besteht aus der nicht mehr bewohnten ehemaligen Hallig Appelland (dänisch Abelland, nordfriesisch Åpellöön bzw. Aapellöön) im Norden und der bewohnten Hallig Gröde im Süden, die um 1900 bei Küstenschutzmaßnahmen miteinander verbunden wurden.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
? |
| |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Nordfriesland | |
Amt: | Pellworm | |
Höhe: | 4 m ü. NHN | |
Fläche: | 2,52 km2 | |
Einwohner: | 11 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 4 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 25869 | |
Vorwahl: | 04674 | |
Kfz-Kennzeichen: | NF | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 54 039 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Zingel 10 25813 Husum | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Jürgen Kolk | |
Lage der Gemeinde Gröde im Kreis Nordfriesland | ||
Die Gemeinde Gröde trägt mit lediglich elf Einwohnern (31. Dezember 2020) den Titel der kleinsten selbstständigen Gemeinde Deutschlands.[2] Zur 2,52 km²[3] großen Gemeinde gehört auch die nicht dauerhaft bewohnte Hallig Habel.[4]
Geographie
Gröde ist eine Hallig im Nordfriesischen Wattenmeer. Die sie nahezu vollständig umgebende Steinkante schützt das Eiland bei Sturmfluten vor Landverlust.
Die Hallig wird im Jahresverlauf durchschnittlich zwanzig bis dreißig Mal bei Landunter (mit Ausnahme der beiden Warften) überflutet. Die beiden Warften sind Siedlungsplätze der vor Ort lebenden Bevölkerung. Auf der Knudtswarft befinden sich vier Wohnhäuser. Etwas kleiner ist die Kirchwarft. Hier befinden sich die Halligschule, die Kirche und eine Lehrerwohnung. Mit 4,3 m über NHN ist sie die höchste Erhebung auf der Hallig. Schule und Lehrerwohnung stehen seit 2012 leer.
Beide Warften sind von Ringdeichen umgeben, damit sie Sturmfluten standhalten können. Wie bei allen Halligen besitzen alle Wohnhäuser im ersten Stock einen Schutzraum, der auf vier Betonpfeilern steht, die etwa vier Meter im Warftboden gegründet sind. Auf der Knudtswarft befindet sich zwischen den Gebäuden ein Fething. Auf der Kirchwarft liegt der Friedhof neben dem Kirchen- und Schulgebäude. Die Ende des 19. Jahrhunderts zerstörte Neu-Peterswarft am Weg zum Schiffsanleger wird heute als Lagerstätte für Baumaterialien verwendet.
NASA-Satellitenbild von Gröde mit Warften nummeriert, Bildmitte Hallig Habel, rechts oben Festland | ||||
Wohn- platz- Nr.1 | Warft | Topografische Bezeichnung | Bevölkerungsfortschreibung 31. Dezember 2005 | |
---|---|---|---|---|
Bevölkerung | Haushalte | |||
Ehemalige Hallig Appelland (Norden) | ||||
keine Warft2 | ||||
Ehemalige Hallig Gröde (Süden) | ||||
2 | Kirchwarft3 | Kirche | - | - |
3 | Knudtswarft | Häusergruppe | 13 | 6 |
1 Wohnplatz-Nr. 1 ist für die unbewohnte Hallig Habel reserviert, die ebenfalls zur Gemeinde Gröde gehört und nur eine Warft mit einer Vogelschutzstation aufweist, die lediglich im Sommer von einem Vogelwart besetzt ist.
2 Früher gab es nach einer alten Karte die Appelländerwarft nahe der Nordwestspitze der Hallig.[5]
3 Auch Schulwarft genannt,[6] da sich hier Kirche und Schule mit Lehrerdienstwohnung unter einem Dach befinden.
Geschichte
In alten Zeiten gehörte Gröde wie auch seine Nachbarhalligen Appelland und Habel zu den nordfriesisch besiedelten Uthlanden. Die Halligen wurden durch Sturmfluten vom Festland getrennt und hatten in der Folge durch weitere Fluten und Meeresströmungen Landverluste zu beklagen. In der Burchardiflut im Jahr 1634 ertrank auf den drei Halligen ein Mensch. Die Kirche St. Margarethen wurde 1779 erbaut. Es ist wahrscheinlich die siebte Kirche an dieser Stelle. Sie enthält einen Altar von 1592. Vor der Februarflut von 1825 gab es auf den damals noch drei eigenständigen Halligen Gröde, Appelland und Habel 23 Häuser, von denen acht zerstört wurden. Eine von drei Warften auf Gröde wurde ebenfalls zerstört. Im Jahr 1825 gab es noch 90 Einwohner auf Hallig Gröde. Bis zum Jahr 1874 halbierte sich diese Zahl. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs Gröde mit der nördlich gelegenen Hallig Appelland zusammen, nachdem man aus Küstenschutzgründen einen zwischen den beiden Halligen liegenden Priel mit einem Damm unterbrochen hatte.
Bis zum Deutsch-Dänischen Krieg 1864 zum dänischen Herzogtum Schleswig gehörend, kam Gröde in der Folge zu Preußen bzw. Deutschland.
- Alte Karte auf Postkarte, mit den getrennten Halligen Gröe und Appellön
- Karte der Halligen 1858, mit Gröde und Appelland getrennt
- Hallig Gröde um 1895
- Knudtswarft (1895)
- Knudtswarft von der Kirchwarft gesehen
Politik
Mit weniger als 70 Einwohnern hat die Gemeinde nach § 54 der schleswig-holsteinischen Gemeindeordnung keine Gemeindevertretung, sondern eine Gemeindeversammlung, an der alle wahlberechtigten Einwohner teilnehmen.
Die Gemeinde Gröde bildet den kleinsten Wahlbezirk Deutschlands. Die Gröder Wahlergebnisse wurden regelmäßig kurz nach Schließung der Wahllokale als erstes feststehendes Ergebnis bekannt gemacht. Zur Bundestagswahl 2013 entschieden sich jedoch erstmals alle Bewohner für die Briefwahl.[7]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Einwohner beziehen ihr Einkommen aus der Vermietung von Ferienwohnungen und aus dem Nebenerwerb der Landwirtschaft. Die Bewirtschaftung des Halliglands erfolgt dabei in Form einer gemeinschaftlichen Allmende. Darüber hinaus sind die meisten Einwohner beim Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein angestellt.[8] Seit 1976 wird Gröde mittels Strom- und Wasserleitung versorgungstechnisch vom Festland versorgt. Es gibt darüber hinaus auch eine Telekommunikationsleitung.
Verkehr
Die Rungholt und die Seeadler verkehren vom Festlandshafen Schlüttsiel nach Gröde. Einen regelmäßigen Fahrplan gibt es nicht. Vom Hafen Strucklahnungshörn auf Nordstrand verkehrt gelegentlich das Ausflugsschiff Adler V, seltener die Adler-Express;[9] zudem gibt es einen kleinen Yachthafen. Autoverkehr gibt es auf Gröde nicht.
Flora und Fauna
Im Sommer blüht auf den Wiesen der Hallig der Strandflieder. Gröde ist eine Zwischenstation für Zugvögel auf dem Weg von Südengland und Südwesteuropa nach Sibirien. So rasten zum Beispiel 10.000 bis 15.000 Ringelgänse jährlich auf der Hallig.
Literatur
- Nommen Hansen: Eine Beschreibung der Hallig Gröde aus dem Jahre 1814. Veröffentlicht von Jens Lorenzen. Nordfriisk Institut, Bredstedt/Bräist 1979, ISBN 3-88007-080-6.
- Jens Lorenzen (Hrsg.): Drei Hallig-Beschreibungen aus der Zeit um 1800. Hooge 1794, Nordmarsch 1807, Gröde 1814 (= Nordfriisk Instituut. Nr. 99). Nordfriisk Institut, Bredstedt/Bräist 1990, ISBN 3-88007-164-0.
- Ulf Hahne: Die Halligen Hooge und Gröde. Eine wirtschafts- und sozialgeographische Untersuchung. Hrsg.: Institut für Regionale Forschung und Information im Deutschen Grenzverein e. V. Flensburg (= Flensburger regionale Studien. Band 1). Forschungsstelle für Regionale Landeskunde an der Pädagogischen Hochschule Flensburg, Flensburg 1990, ISBN 3-923444-33-8.
Weblinks
- Amt Pellworm bei der Stadt Husum
- Private Website über Gröde
- Alte Karte von Gröde, Habel und Oland (auf einer alten Postkarte)
Einzelnachweise
- Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2020 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Berliner Zeitung: Ab auf die Hallig: „Berlin wäre mir viel zu groß und zu hektisch“. Abgerufen am 25. September 2020 (deutsch).
- Müllers Großes Deutsches Ortsbuch 2012. Vollständiges Ortsbuch. Walter de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-027806-4, S. 466 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 3: Ellerbek - Groß Rönnau. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2003, ISBN 978-3-926055-73-6, S. 310 (dnb.de [abgerufen am 26. April 2020]).
- Alte Karte von Gröde, Habel und Oland (auf einer alten Postkarte): nordfriesisch Apellönerwerv
- Auf Gröde ist die Bundestagswahl schon gelaufen. In: Weser-Kurier. 17. September 2013, abgerufen am 20. September 2013.
- Benjamin Lassiwe: Hallig Gröde – Deutschlands kleinste Gemeinde. Kommunal, abgerufen am 2. November 2019.
- Hallig Gröde. In: adler-schiffe.de. Abgerufen am 13. April 2018.