Osterhever
Osterhever (dänisch: Østerhever) ist eine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Nordfriesland | |
Amt: | Eiderstedt | |
Höhe: | 2 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,5 km2 | |
Einwohner: | 213 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 12 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 25836 | |
Vorwahl: | 04865 | |
Kfz-Kennzeichen: | NF | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 54 100 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Welter Straße 1 25836 Garding | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Peter Theodor Hansen (WVO) | |
Lage der Gemeinde Osterhever im Kreis Nordfriesland | ||
Geografie und Verkehr
Osterhever liegt 16 Kilometer nordwestlich von Tönning und 12 Kilometer nordöstlich von St. Peter-Ording auf der Halbinsel Eiderstedt. Wenige km südlich verlaufen die Bundesstraße 202 und die Bahnlinie von Husum nach St. Peter-Ording.
Augustenkoog ist ein Ortsteil von Osterhever.[2]
Geschichte
Archäologische Bohrungen auf der Warft Osterhever zeigen, dass diese im Mittelalter aus Klei aufgewarftet auf worden ist, also durch Auffahren von dem Meeresboden entnommenem Material als sturmflutsichere Erhebung entstand. Der Osterhever Koog wurde im 12. Jahrhundert eingedeicht. Im späten Mittelalter verlor das Kirchspiel infolge von Sturmfluten Land im Norden und Westen zum Fallstief genannten Teil der Nordsee hin. Der südlich anschließenden Mühlendeich des Mimhusenkooges wurde 1991 durch Dirk Meier untersucht. Die Ausgrabungen ergaben einen niedrigen Kerndeich des 12./13. Jahrhunderts, der mehrfach erhöht wurde. Alle Deichbauten waren in den instabilen Untergrund gesackt.
In der Chronicon Eiderostadense vulgare[3], der Gemeinen Eiderstedter Chronik, die die Zeit 1103 bis 1547 umfasst, dürfte Osterhever das erste Mal urkundlich erwähnt worden sein: 1113 schlugen die Boyensmänner ihren Kirchenherrn Harmen Lütke (in Garding) tot. Ihnen wurde deswegen ihr Patronatsrecht ( Vorschlagsrecht für die Pfarrstellbesetzung) genommen. Danach wurden folgende Kapellen (…) erbaut: (…) Osterhever (…).[4]
Am 1. Januar 2002 gab die Gemeinde Augustenkoog ihre Selbstständigkeit auf und trat der Gemeinde Osterhever bei.[5]
Politik
Gemeindevertretung
Von den neun Sitzen in der Gemeindevertretung hat die CDU seit der Kommunalwahl 2003 vier Sitze, die Wählergemeinschaft WGO hat drei und die Wählergemeinschaft WVO zwei. Bei den Kommunalwahlen am 26. Mai 2013 erhielt die CDU 31,5 % der abgegebenen Stimmen und damit drei Sitze. Die WGO kam auf 34,8 % und auf drei Sitze. Als dritte Gruppierung erhielt die WVO 33,6 % und damit ebenfalls drei Sitze. Die Wahlbeteiligung betrug 67,3 Prozent.[6]
Bürgermeister
Für die Wahlperiode 2013–2018 wurde Peter Theodor Hansen (WVO) zum neuen Bürgermeister gewählt. Er löste Ove Becker Ketels ab, der das Amt 23 Jahre innegehabt hatte.[7]
Wirtschaft
Haupteinnahmequellen der Gemeinde sind die Landwirtschaft und der Fremdenverkehr.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Osterhever’sche Kirche, die auf einer Warft liegende ursprünglich romanische St.-Martin-Kirche, hat als Vorgängerbau eine 1113 errichtete Kapelle. Wohl um die 200 Jahre später, in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, dürfte die Kirche, die die Kapelle ersetzte oder zu der die Kapelle erweitert wurde, im romanischen Stil entstanden sein. Von dieser Kirche existieren noch im heutigen Bau zwei kleinere Fenster, das Portal der Nordwand und ein Teil des Chorraumes.[8] 1565 erweiterte man den Altarraum um die Apsis.[9] Später kamen weitere Erweiterungen und Ausbauten hinzu, der Dachreiter mit den Glocken stammt aus dem Jahr 1908. Die Kirche besitzt den Schnitzaltar Christus auf der Rast von 1520, einen historischen Altarblock, mit Schnitzwerk versehene Abendmahlsbänke, die mit 1753 datiert sind, und eine spätgotische Triumphkreuzgruppe mit Maria und dem Jünger Johannes, die unter dem Kreuz stehen.
Vor dem Gestühl hängt ein nahezu menschengroßer Taufengel von der Decke herab. Vermutlich 1822 wurde ein alter Taufstein durch einen Taufengel ersetzt. Im Allgemeinen wurden Taufengel an einem Seil befestigt, das über eine Rolle mit einem Gegengewicht verbunden war. Wie bei unserem Engel war in der Gürtelregion eine Öse befestigt. Mit Hilfe eine Stange mit Haken konnte der Taufengel dann aus seiner erhöhten Position zur Taufhandlung herabgezogen werden. So hatte man bei den Gottesdiensten mehr Platz in der Kirche. Die Taufschale, die in den Kranz (den der Engel in seinen Händen hält) eingefügt wurde, fehlt leider.[10] Der Taufengel war bis um 2010 auf dem Boden der Kirche eingelagert und wurde nach einer Restaurierung wieder aufgehängt.
In der Liste der Kulturdenkmale in Osterhever stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale. Dazu gehört auch die Madonna auf der Mondsichel, die 2010 nach über 100 Jahren wieder in die Kirche zurückgebracht wurde. Die Madonna war seit 1902 im Städtischen Museum Flensburg gelagert worden. Dorthin war sie seinerzeit durch den Möbelfabrikanten Heinrich Sauermann[11] gelangt, der in den norddeutschen Kirchen nach Kunstwerken geforscht hatte, die (nach der Reformation) zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den Kirchen entfernt worden waren. Viele dieser Schätze waren wegen ihrer katholischen Vergangenheit bereits vernichtet worden, manche lagen unbeachtet auf den Kirchenböden – wie ebendiese Madonna.
Unter der Orgelempore befindet sich der Grabstein Jakob Ulves mit der Darstellung eines Kriegers mit Fahne und einer Frau in Eiderstedter Tracht aus der kulturellen Blütezeit Eiderstedts.
Die Kirche ist täglich geöffnet für Gebet, innere Einkehr und Andacht sowie zur Besichtigung.
- Inneres mit spätgotischem Triumphkreuz
- Schnitzaltar von 1520
- Madonna aus dem 16. Jahrhundert
- Taufengel von 1822
- Linke Abendmahlbank von 1753
- Rechte Abendmahlbank von 1753
- Die Kirche von Osten
- Westseite
- Spätgotisches Triumphkreuz
- Taufengel von 1822
- Eingang auf der Südseite
- Grabmal von 1774
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Hans-Alwin Ketels (1913–2017), Landwirt und Politiker (CDU)
Literatur
- Dirk Meier: Die Nordseeküste: Geschichte einer Landschaft. Heide 2006
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2020 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 7: Munkbrarup - Pohnsdorf. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2006, ISBN 978-3-926055-88-0, S. 284 (dnb.de [abgerufen am 22. Juli 2020]).
- , Repertorium der Geschichtsquellen des Mittelalters der bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 1. November 2013
- Aushang in der St. Martin-Kirche in Osterhever
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Bekanntgabe des amtlichen Wahlergebnisses durch das Amt Eiderstedt am 27. Mai 2013, abgerufen am 30. Mai 2013
- Geheime Wahl beantragt Husumer Nachrichten vom 2. Juli 2013, abgerufen am 3. Juli 2013
- Aushang in der St. Martin-Kirche in Osterhever
- Aushang in der St. Martin-Kirche in Osterhever
- Aushang in der St. Martin-Kirche in Osterhever
- Aushang in der St. Martin-Kirche in Osterhever