Wester-Ohrstedt
Wester-Ohrstedt (dänisch Vester Ørsted) ist eine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Nordfriesland | |
Amt: | Viöl | |
Höhe: | 26 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,54 km2 | |
Einwohner: | 1034 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 56 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 25885 | |
Vorwahl: | 04847 | |
Kfz-Kennzeichen: | NF | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 54 152 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Westerende 41 25884 Viöl | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Stefan Timm | |
Lage der Gemeinde Wester-Ohrstedt im Kreis Nordfriesland | ||
Geografie
Das Gemeindegebiet von Wester-Ohrstedt erstreckt sich im Naturraum Bredstedt-Husumer Geest östlich von Nordfrieslands Kreisstadt und südlich vom Bachlauf der Imme, die weiter nordwestlich bei Viöl in die Arlau mündet.[2][3] Die Husumer Mühlenau entspringt innerhalb des Gemeindegebiets östlich von Ohrstedt Bahnhof und fließt südlich von der Dorflage durch das Gemeindegebiet.[4]
Gemeindegliederung
Neben Dorf gleichen Namens befinden sich auch Ohrstedt-Bahnhof, Westerholz (dänisch Vesterholt), Bremsburg (dänisch Bremsborg), Pfannendorf, Haneburg, allesamt Häusergruppen, sowie die Höfesiedlungenen Arl und Brandenburg im Gemeindegebiet.[5]
Nachbargemeinden
Direkt angrenzende Gemeindegebiete von Wester-Ohrstedt sind:[4]
Immenstedt, Ahrenviöl | Oster-Ohrstedt | |
Schwesing | Treia (Kreis Schleswig-Flensburg) | |
Wittbek |
Geschichte
Hügelgräber aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit belegen eine frühe Besiedlung des Gemeindegebiets. Insgesamt sind mehr als 40 Funde und elf Grabhügel bekannt.
In der Zeit zwischen 1200 und 1420 befand sich im Südwesten des heutigen Gemeindegebiets die Haneburg. Bei den Anlagen handelte es sich wohl um eine sogenannte Turmhügelburg, von der aber heute nichts mehr erkennbar ist. Einzig die Namen einer Straße und eines Hofs erinnern noch an sie. Der Ort selbst wurde 1438 erstmals als Westerohrstede erwähnt.
Der Ortsname ist erstmals 1438 schriftlich dokumentiert. Der Name geht auf altnordisch ārr in der Bedeutung Bote, Engel oder altn. arðr (altdän. arthær) in der Bedeutung Pflug zurück, Ohrstedt hieße demnach Stätte des Boten oder Pflugstätte[6]
Anfang des Jahres 1770 erfolgte die Verkoppelung, bei der die Ländereien, die bis dahin zum größten Teil Gemeinschaftsbesitz waren, den Bauern durch Los zugeordnet wurden. Einige wenige waren auch bereit, sich außerhalb des Dorfs im Osten oder im Süden anzusiedeln, in Bremsburg, Westerholz und Arl.
Auch in Wester-Ohrstedt zog mit der Eröffnung der Südschleswigschen Eisenbahn im Jahre 1854 und dem Bau des Bahnhofs im heutigen Ortsteil Ohrstedt-Bahnhof das Zeitalter der Moderne ein. Seit 1984 gibt es hier jedoch keine Haltestelle mehr. Die Bahnstrecke wurde von Engländern gebaut, was auch den für die Region eigenwillig anmutenden britischen Stil des inzwischen abgerissenen Bahnhofsgebäudes erklärte.
Im Jahre 1890 wurden für die Deputatarbeiter des Gutes Westerholz am Schwabstedter Damm Häuser auf Rentenbasis gebaut. Die Straße wird seitdem „Rentenstraße“ genannt. Kurioserweise ist die korrekte Bezeichnung der Straße heute nicht eindeutig. Für die Häuser westlich der Straße ist die korrekte Bezeichnung Westerholz, für die Häuser östlich der Straße Bremsburg.
Bis zum Deutsch-Dänischen Krieg 1864 gehörte der Ort zum Kirchspiel Schwesing (Svesing Sogn) der Nordergoesharde innerhalb des zu Dänemark gehörenden Herzogtum Schleswig. Nach der Annexion Schleswigs und Holsteins durch Preußen wurde aus dem Gebiet des Kirchspiels Schwesing eine Kirchspielslandgemeinde gebildet. Sie umfasste neben Wester-Ohrstedt die fünf Dorfschaften Ahrenviöl, Hochviöl, Immenstedt, Schwesing und Oster-Ohrstedt.
Am 1. April 1934 wurde die Kirchspielslandgemeinde Schwesing aufgelöst. Alle ihre Dorfschaften, Dorfgemeinden und Bauerschaften wurden zu selbständigen Gemeinden, so auch Wester-Ohrstedt.[7][8]
Im Jahr 1956 wurde der frühere Hof Ohlingslust zum Luftwaffenmaterialdepot ausgebaut. Dieses Depot besteht als dem Materialwirtschaftszentrum Einsatz der Bundeswehr unterstelltes Speziallager Wester-Ohrstedt noch heute.
Die Schulen in Bremsburg und Wester-Ohrstedt wurden 1964 geschlossen, als die Gemeinden Ahrenviöl, Oster-Ohrstedt und Wester-Ohrstedt eine aus allen drei Gemeinden leicht zu erreichende Dörfergemeinschaftsschule, die heutige GHS Ohrstedt, errichteten.
Im Jahr 1968 wurde eine Flurbereinigung durchgeführt. Im westlichen Ortsbereich wurden für Angehörige der Bundeswehr preisgebundene Wohnhäuser (Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser) in der so genannten „Eiderbau-Siedlung“, dem späteren Westerende, gebaut.
Ab 1974 wurden nacheinander die Baugebiete Osterende, Süderacker, An de Lehmkuhl, Achter de Wall und Nordahlweg ausgewiesen. Außerdem wurde eine Gemeindehalle, die auch zu Festlichkeiten genutzt wird, gebaut.
Seit dem Jahre 1997 gibt es in der dörflichen Hauptsiedlung eine Vollkanalisation.
Politik
Der Gemeinderat hat nach der Wahl 2013 elf Mitglieder:[9]
- Gruppe A: vier Sitze
- Gruppe B: sieben Sitze
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
Die Wirtschaft ist ländlich mittelständisch geprägt. Neben der Urproduktion der Landwirtschaft ist im Ort nahezu jedes handwerkliches Gewerk mit einem Unternehmen vertreten. Daneben besteht im Ort die Einkaufsmöglichkeit für Waren des täglichen Bedarfs.
Seit dem 16. Dezember 2013 ist in Wester-Ohrstedt ein MarktTreff angesiedelt.[10] Als Ankerpunkte befindet sich hier ein Geschäft des Lebensmitteleinzelhandel; daneben sind auch ein Bäcker sowie eine Filiale der VR Bank Westküste (vormals Volksbank Husum) hier untergebracht. Der MarktTreff dient den Einwohnern als Treffpunkt fürs dörfliche Leben.
Bildung
Die Gemeinde Wester-Ohrstedt hat einen evangelischen Kindergarten, in dem durchschnittlich 45 Kinder betreut werden. Ab August 2013 gibt es im Kindergarten eine Krippe, in der Kinder unter drei Jahren betreut werden. Kinder und Jugendliche dieser Gemeinde besuchen die Grund- und Hauptschule Ohrstedt, die erste Dörfergemeinschaftsschule Schleswig-Holsteins, die 1964 zwischen Wester-Ohrstedt, Oster-Ohrstedt und Ahrenviöl gebaut wurde. Sonder- und Realschüler, sowie Gymnasiasten besuchen Schulen in Husum.
Verkehr
Durch das Gemeindegebiet führt in Ost-West-Richtung die Bundesstraße 201 von Husum nach Schleswig; außerdem die Bahnstrecke Jübek–Husum.[4] Der vormalige Haltepunkt im Ortsteil Ohrstedt-Bahnhof ist jedoch nicht mehr in Betrieb.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Heinrich Hansen (1895–1976), Funktionär im Propaganda- und Pressewesen der NSDAP
Literatur
- Sonja Wenzel: In Saft und Kraft. In: Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 10: Timmaspe – Ziethen. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2008, ISBN 978-3-926055-92-7, S. 268 ff.
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2020 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Liste: Zuordnung der Gemeinden zu den Naturräumen. (PDF) S. 20, abgerufen am 29. Juli 2021.
- Topographische Karte vom "DigitalerAtlasNord". Abgerufen am 29. Juli 2021.
- Relation: Wester-Ohrstedt (1406818) bei OpenStreetMap. Abgerufen am 29. Juli 2021.
- Wohnplatzverzeichnis Schleswig-Holstein 1987. (PDF) Statistisches Landesamt für Schleswig-Holstein, 1992, S. 46, abgerufen am 29. Juli 2021.
- Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. 2. Auflage, Neumünster 1992, S. 692.
- Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Die Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 1867–1970. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, Kiel 1972, S. 251.
- Historisches Gemeindeverzeichnis Schleswig-Holstein: Anmerkungen zur Gemeinde Wester-Ohrstedt (Fußnote). (Digitalisat).
- Wahlergebnisse Kommunalwahl 2013
- MarktTreff Wester-Ohrstedt – MarktTreff. Abgerufen am 29. Juli 2021.