Föderierte Staaten von Mikronesien
Die Föderierten Staaten von Mikronesien (englisch Federated States of Micronesia) sind ein Inselstaat im westlichen Teil des Pazifischen Ozeans.
Federated States of Micronesia | |||||
Föderierte Staaten von Mikronesien | |||||
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Wahlspruch: Peace, Unity, Liberty
„Frieden, Einheit, Freiheit“ | |||||
Amtssprache | Kosraeanisch, Pohnpeanisch, Yapesisch, Chuukesisch, Ulithisch, Woleaianisch und Englisch | ||||
Hauptstadt | Palikir | ||||
Staats- und Regierungsform | Republik mit parlamentsgebundener Exekutivgewalt (Bundesrepublik) | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Präsident David Panuelo | ||||
Fläche | 702[1] km² | ||||
Einwohnerzahl | 114.000 (179.) (2019; Schätzung)[2] | ||||
Bevölkerungsdichte | 161 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | + 1,0 % (Schätzung für das Jahr 2019)[3] | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2019 (Schätzung)[4] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,62 (136.) (2019)[5] | ||||
Währung | US-Dollar (USD) | ||||
Unabhängigkeit | 3. November 1986 (freie Assoziation) 22. November 1990 endgültig (von den USA) | ||||
Nationalhymne | Patriots of Micronesia | ||||
Zeitzone | UTC+10 (Chuuk und Yap) UTC+11 (Kosrae und Pohnpei) | ||||
Kfz-Kennzeichen | FSM | ||||
ISO 3166 | FM, FSM, 583[6] | ||||
Internet-TLD | .fm | ||||
Telefonvorwahl | +691 | ||||
Geographie
Der Staat nimmt den größten Teil der Karolinen ein, die eine Inselgruppe Mikronesiens sind. Die Föderation besteht aus den Staaten Chuuk, Kosrae und Pohnpei, welche die Ostkarolinen bilden, und dem Staat Yap, der zusammen mit der unabhängigen Nation Palau die Westkarolinen bildet (im Jahr 1978 stimmten die Bürger von Palau gegen die Beteiligung in den Föderierten Staaten von Mikronesien und für die Unabhängigkeit). Die größte Stadt des Landes ist Weno mit etwa 17.624 Einwohnern auf der Insel Moen im Osten des Chuuk-Atolls; Hauptstadt ist Palikir auf der Insel Pohnpei.
Folgende Eilande stellen die Hauptinseln und -atolle Mikronesiens dar: (von West nach Ost)
- Ngulu
- Yap
- Ulithi
- Sorol
- Fais
- Eauripik
- Woleai
- Gaferut
- Olimarao
- Elato
- Lamotrek
- West Fayu (Pigailoe)
- Satawal
- Pikelot
- Pulusuk
- Puluwat
- Pulap
- Namonuito
- Fayu
- Chuuk-Atoll (bis 1990 Truk)
- Hall Islands
- Losap
- Namoluk
- Mortlock Islands
- Satawan
- Kapingamarangi
- Nukuoro
- Oroluk
- Sapwuahfik
- Pakin
- Ant
- Pohnpei
- Mokil
- Pingelap
- Kosrae
Geschichte
Die Inseln sind mindestens seit dem Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. menschlich besiedelt. Es wird angenommen, dass sich in vorkolonialer Zeit von der Insel Yap aus ein größeres Staatswesen in der Region entwickelt hat.
Als erste Europäer kamen Portugiesen im 16. Jahrhundert nach Mikronesien. 1696 wurden die Inseln von Spanien in Besitz genommen. Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg verkaufte Spanien die Inseln 1899 an Deutschland. Das damalige Deutsche Reich machte die Inseln zum Bestandteil seiner Kolonie Deutsch-Neuguinea. Ein Aufstand der Sokehs wurde 1911 von den Deutschen gewaltsam niedergeschlagen. Am Anfang des Ersten Weltkrieges wurden die Inseln 1914 ohne Widerstand von der japanischen Armee besetzt. 1920 kamen sie als Völkerbundsmandat an Japan.
Im Zweiten Weltkrieg diente vor allem Truk als Stützpunkt für die japanischen Angriffe auf Neuguinea, den Bismarck-Archipel und die Salomonen. Am 16. und 17. Februar 1944 wurde dieser im Rahmen der Operation Hailstone von Flugzeugen der US-Marine massiv bombardiert und ein großer Teil der dort stationierten japanischen Streitkräfte vernichtet. Beim sogenannten „Island Hopping“ der Amerikaner wurden allerdings viele andere japanische Stützpunkte umgangen und erst nach der Kapitulation Japans übergeben.
1947 wurde Mikronesien UN-Treuhandgebiet. Unter der Bezeichnung Trust Territory of the Pacific Islands (TTPI) wurde es zunächst von der US-Marine verwaltet, ab 1961 vom US-Innenministerium. Das TTPI ermöglichte den USA, abseits der Insel Guam weitere Militärstützpunkte zu errichten und zudem Kernwaffentests auf den Inselgruppen durchzuführen. Bereits 1946 wurden Atombomben getestet. 1954 wurde ihre stärkere Nachfolgerin, die Wasserstoffbombe, auf dem Bikini-Atoll der Marshallinseln erstmals gezündet. Neben militärischen Vorsätzen gab es auch zivile: Die UN verlangte von der US-Verwaltung, nationales Bewusstsein in der in Stämmen lebenden Bevölkerung zu erwecken sowie die Wirtschaftsentwicklung zu fördern. 1967 begannen Beratungen über die Zukunft der Inseln und 1970 schließlich erhielten die Mikronesier das Recht auf Souveränität.[7]
Am 10. Mai 1979 ratifizierten die vier späteren Bundesstaaten die Verfassung der so gegründeten Föderierten Staaten von Mikronesien und unterzeichneten einen Vertrag über die freie Assoziation mit den USA, den Compact of Free Association (COFA), der deren Zuständigkeit für die Verteidigung sowie finanzielle Unterstützungen festschreibt. Der Vertrag trat am 3. November 1986 in Kraft. Am 3. November 1979 wurde das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt.[8][9] Bei der Erlangung der Unabhängigkeit 1986 wurden diese Rechte bestätigt.[8] 1991 wurden die Föderierten Staaten von Mikronesien endgültig unabhängig.
Bevölkerung
Die Fertilitätsrate pro Frau betrug 2017 2,41 Kinder. Auf 1000 Einwohner kamen im selben Jahr 20 Geburten und 4,2 Todesfälle. Die Lebenserwartung bei der Geburt betrug im Jahr 2017 im Durchschnitt 73,1 Jahre (Frauen: 75,3 Jahre, Männer: 71,1 Jahre). Das Median-Alter betrug 25,1 Jahre. Das Bevölkerungswachstum lag 2017 bei −0,6 Prozent pro Jahr. Das Land hat eine hohe Emigrationsrate.[10]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohnerzahl |
---|---|
1950 | 32.001 |
1960 | 44.537 |
1970 | 61.431 |
1980 | 72.964 |
1990 | 96.331 |
2000 | 107.432 |
2010 | 103.616 |
2017 | 105.544 |
Quelle: UN[11]
Völker
Die größte und politisch dominante Volksgruppe mit etwa 48,8 % Bevölkerungsanteil sind die Chuukesen. Daneben sind auch die Pohnpeianer mit 24,2 % Einwohneranteil eine einflussreiche Volksgruppe. Weitere mikronesische Volksgruppen sind die Kosraeaner mit 6,2 %, die Yapesen mit 5,2 % und die Yap-Außeninselbewohner mit 4,5 % Gesamtbevölkerungsanteil. 1,8 % der Bevölkerung werden als Asiaten betrachtet; 1,5 % als Polynesier. Andere Volksgruppen machen 6,4 % der Gesamtbevölkerung aus.[10]
Sprachen
Das Land hat sieben offizielle Sprachen: Englisch, Yapesisch, Pohnpeanisch, Kosraeanisch, Chuukesisch, Ulithisch und Woleaianisch.
Weitere Sprachen sind unter anderem Mokilesisch, Mortlockesisch, Pingelapisch, Puluwatesisch, Satawalesisch, Namonuito, Pááfang, Nukuoro, Kapingamarangisch und das Ngatik Men’s Creole.
Die meisten Einwohner beherrschen Englisch zumindest in Grundzügen. Viele alte Einwohner sprechen fließend Japanisch. Viele sprechen eine oder mehrere der einheimischen Sprachen. Einige dieser Sprachen wurden während der Geschichte zunächst von Spanisch und Deutsch, dann von Japanisch und in letzter Zeit vor allem von Englisch beeinflusst.[10]
Religion
Im Großen und Ganzen ist Mikronesien aufgrund der deutschen und spanischen Kolonialgeschichte christlich geprägt. Die spanische Herrschaft führte dazu, dass heute noch ein Großteil der Bevölkerung römisch-katholisch ist. Während der deutschen Kolonialzeit bis 1914 kamen auch protestantische Missionare aus dem Kaiserreich zum Einsatz.
Gemäß der Volkszählung von 2000 sind 52,7 % der Bevölkerung römisch-katholisch und 40,1 % Kongregationalisten. Minderheiten sind die Baptisten und die Siebenten-Tags-Adventisten, zu denen sich 0,9 % bzw. 0,7 % der Gesamtbevölkerung bekennen. Andere Glaubensgemeinschaften machen 3,8 % der Einwohner aus.[10]
Gesundheit
Statistisch gesehen leben in der Föderation von Mikronesien und auf Nauru die dicksten Menschen der Welt. Über drei Viertel der Bevölkerung hat starkes Übergewicht, was auf eine landestypische und ortsbedingte Ernährung zurückzuführen ist.
Die Lebenserwartung auf Mikronesien betrug im Zeitraum von 2010 bis 2015 68,8 Jahre (Frauen: 69,9 / Männer: 68,0 Jahre). Mikronesien zählt damit zu den Ländern, in denen der Unterschied zwischen Männern und Frauen bei der Lebenserwartung nur sehr gering ist.[11]
Sport
Die Mikronesische Fußballnationalmannschaft ist weder Mitglied der FIFA noch des OFC. Mikronesien verfügt über ein eigenes Nationales Olympisches Komitee, welches bereits seit den Olympischen Sommerspielen 2000 immer Athleten zu Sommerspielen entsendet hat.
Politik
Name des Index | Indexwert | Weltweiter Rang | Interpretationshilfe | Jahr |
---|---|---|---|---|
Fragile States Index | 71,2 von 120 | 79 von 178 | Stabilität des Landes: erhöhte Warnung 0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend | 2020[12] |
Freedom in the World Index | 92 von 100 | — | Freiheitsstatus: frei 0 = unfrei / 100 = frei | 2020[13] |
Verfassung
Die Föderierten Staaten von Mikronesien sind ein demokratischer Bundesstaat mit einer parlamentsgebundenen Exekutivgewalt als Regierungssystem.
Als Legislative dient der Kongress der Föderierten Staaten von Mikronesien mit 14 vom Volk gewählten Mitgliedern. Jeder der vier Bundesstaaten entsendet je ein auf vier Jahre gewähltes Mitglied, die anderen zehn Kongressmitglieder repräsentieren je einen der nach Bevölkerungszahlen bestimmten Wahlkreise für eine Legislaturperiode von zwei Jahren.
Staatsoberhaupt ist der Präsident, dem ein Vizepräsident zur Seite steht. Beide werden für eine Amtsperiode von vier Jahren vom Kongress aus der Mitte der von den Bundesstaaten entsandten Mitgliedern gewählt. Deren Sitze im Kongress werden dann durch eine Nachwahl neu besetzt. Der Präsident ernennt zur Wahrnehmung der Regierungsgeschäfte ein Kabinett. In den Föderierten Staaten von Mikronesien gibt es keine politischen Parteien.
Das höchste Organ der Rechtsprechung ist der Supreme Court, der in eine Verfahrens- und eine Berufungsinstanz unterteilt ist. Die Richter werden auf Vorschlag und mit Zustimmung des Kongresses vom Präsidenten ernannt.
Präsidenten
Die bisherigen Präsidenten des Landes waren:
- Tosiwo Nakayama (1979–1987)
- John Haglelgam (1987–1991)
- Bailey Olter (1991–1997)
- Jacob Nena (1997–1999, vertrat Olter seit dem 8. November 1996)
- Leo Falcam (1999–2003)
- Joseph J. Urusemal (2003–2007)
- Manny Mori (2007–2015)
- Peter Christian (2015–2019)
- David Panuelo (seit 2019)
Bundesstaatliche Gliederung
Die Föderierten Staaten von Mikronesien bestehen aus vier Bundesstaaten. Jeder dieser Staaten hat eine eigene Verfassung, eine eigene gewählte Legislative und eine eigene Regierung. Die einzelnen Staatsregierungen haben erhebliche Rechte und unterhalten eigene Haushalte.
Karte | Bundesstaat | Inseln | Fläche | Einwohner |
---|---|---|---|---|
Chuuk |
294 | 127 km² | 48.651 | |
Kosrae |
5 | 110 km² | 6.616 | |
Pohnpei |
163 | 346 km² | 35.981 | |
Yap |
145 | 118 km² | 11.376 |
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2007 Ausgaben von umgerechnet 152 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 166 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 2,2 % des BIP. Das Land erhält jährlich Dollarzahlungen aus den USA in Millionenhöhe.[14]
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Wirtschaft
Die Föderierten Staaten von Mikronesien sind ökonomisch als Entwicklungsland von subsistenzieller Landwirtschaft und Fischfang geprägt. Der Verkauf von Lizenzen zum kommerziellen Fischfang in Hoheitsgewässern an ausländische Fischereiflotten ist der größte eigenständige Einnahmeposten. Die größte Einnahmequelle sind finanzielle Zuwendungen der USA, die aufgrund des Assoziationsabkommens gezahlt werden. Ebenso unterstützt Israel die Föderation in den Bereichen des Bildungswesens, der Landwirtschaft und der medizinischen Versorgung.
Der Abbau von hochwertigem Phosphat-Erz bildet ein weiteres wirtschaftliches Standbein. Größere Industrien gibt es bisher nicht, kleinere Betriebe erzeugen überwiegend Produkte für den heimischen Markt. Einzig kleinindustriell gefertigte Textilien sowie Souvenirs haben eine geringfügige exportwirtschaftliche Bedeutung.
Es besteht ein touristisches Potenzial, das allerdings aufgrund der Abgeschiedenheit der Inseln sowie fehlender Infrastruktur unterentwickelt ist.
Die Arbeitslosenquote betrug 16,1 Prozent (Stand: 2010).[16]
Literatur
- Hermann Mückler: Traditionelle und moderne Mobilität auf Atollinseln. Zur räumlichen Orientierung, Navigation, Bootsbau und Migration in Mikronesien. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien. Band 133, 2003, ISSN 0373-5656, S. 125–137.
- Glenn Petersen: Lessons Learned: The Micronesian Quest for Independence in the Context of American Imperial History. In: Micronesian Journal of the Humanities and Social Sciences. 3, 2004, ISSN 1449-7336, S. 45–63 (online; PDF; 275 kB).
Weblinks
- Offizielle Seite der Regierung der FSM
- Offizielle Seite des Kongress der FSM
- Legal Information System of the Federated States of Micronesia
- Datenbank inhaltlich erschlossener Literatur zur gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Situation in den Föderierten Staaten von Mikronesien
- Länder- und Reiseinformation des Auswärtigen Amtes (Deutschland)
Einzelnachweise
- UN Statistics Division, World Statistics Pocketbook 2015, S. 130 (Memento vom 1. Januar 2016 im Internet Archive)
- Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 7. Februar 2021 (englisch).
- Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 7. Februar 2021 (englisch).
- World Economic Outlook Database Oktober 2020. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2020, abgerufen am 7. Februar 2021 (englisch).
- Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 345 (englisch, undp.org [PDF]).
- Statoids.com
- Harenberg Staatenlexikon, Dortmund 2000.
- – New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). In: data.ipu.org. Abgerufen am 5. Oktober 2018 (englisch).
- Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 258.
- CIA World Fact Book Mikronesien. Abgerufen am 10. Mai 2014.
- World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 28. Juli 2017.
- Fragile States Index: Global Data. Fund for Peace, 2020, abgerufen am 7. Februar 2021 (englisch).
- Countries and Territories. Freedom House, 2020, abgerufen am 7. Februar 2021 (englisch).
- The World Factbook
- Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten. Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4.
- The World Factbook – Central Intelligence Agency. Abgerufen am 6. August 2018 (englisch).