Marino Grimani (Doge)
Marino Grimani (* 1. Juli 1532 in Venedig; † 25. Dezember 1605 ebenda) war der 89. Doge von Venedig. Er regierte von 1595 bis 1605. Während seiner Regierungszeit verschlechterten sich die bisher freundlichen Beziehungen der Republik zum Kirchenstaat dramatisch.
Familie
Die Grimani waren eine der „neuen Familien“ des Patriziats von Venedig, der case nuove, und gehörten zu den angesehensten Familien Venedigs. Mehrere Mitglieder der Familie waren in Staatsämtern tätig oder bekleideten hohe Ämter in der katholischen Kirche. Die Familie stellte insgesamt drei Dogen, außer Marino die Dogen Antonio Grimani (1521–1523) und Pietro Grimani (1741–1752). Der Name Grimani ist in Venedig mit zahlreichen Kunst-, Büchersammlungen und Stiftungen verbunden.
Leben
Grimani war der Sohn von Girolamo Grimani, der selbst bei einer Dogenwahl gescheitert war, und von Donata Pisani. Während seiner Karriere im Dienst der Republik war er Podestà von Padua und Brescia. Er war unter fünf Päpsten Botschafter am Vatikan. Von Papst Sixtus V. wurde er mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.
Er war mit Morosina Morosini verheiratet, mit der er vier Töchter hatte.
Das Dogenamt
Marino Grimani wurde im Alter von 62 Jahren am 26. April 1595 zum Dogen gewählt. Die Wahl, in deren Verlauf 71 Wahlgänge durchgeführt werden mussten, dauerte 24 Tage, und Grimani wurde schließlich mit knapper Mehrheit gewählt. Er wurde mit den üblichen Zeremonien in sein Amt eingeführt und gewann Anhänger durch großzügige Geschenke.
Seine Frau wurde am 4. Mai 1597 feierlich als Dogaressa gekrönt. Aus diesem Anlass erhielt sie von Papst Clemens VIII. die Goldene Rose. Der Doge selbst hatte von Clemens als besondere Auszeichnung ein goldenes Kreuz mit einem Splitter aus dem Kreuz Christi erhalten.
Trotzdem kam es während seiner Regierungszeit zu tiefen Zerwürfnissen zwischen dem Vatikan und der Republik. Anlass war die Investitur des Patriarchen von Grado, für die beide Parteien das Recht für sich beanspruchten. Der vom Papst ausgewählte Matteo Zane war gleichzeitig, und aus venezianischer Sicht in erster Linie, Senator der Republik, und man befürchtete einen Interessenkonflikt. 1604 verfügte der Rat der Zehn, dass in Venedig weder religiöse Schulen noch Klöster oder Kirchen ohne Erlaubnis der Republik errichtet werden durften, was die Kurie als Eingriff in ihre Rechte betrachtete. Der Streit kulminierte schließlich, als zwei Priester wegen krimineller Handlungen inhaftiert wurden.
Der Streit zwischen Venedig und dem Vatikan hatte internationale Folgen: Spanien und Österreich stellten sich auf die Seite des Papstes, während Frankreich und die protestantischen Länder Holland und England Venedig unterstützten, bzw. neutral blieben. In der Folge schickte Papst Paul V. zwei Schreiben (brevi) nach Venedig mit Exkommunikationsdrohungen gegen die Regierungsmitglieder. Zudem drohte er mit einem Interdikts gegen die Republik. Das hätte bedeutet, dass in Venedig keine Messen mehr gelesen werden und keine Sakramente gespendet werden durften. Venedig reagierte mit öffentlichen Protestschreiben und rief den Klerus zur Nichtbeachtung auf, da das Interdikt Roms gegen die Heilige Schrift, die Lehren der Kirchenväter und die Kirchengesetze überhaupt verstoße. Zwei Wochen nach Eintreffen dieser Drohbriefe starb der Doge.
Grabmal
Grimani wurde ebenso wie seine Frau, die ihn um acht Jahre überlebte, in der Kirche San Giuseppe di Castello (Sant’ Isepo) begraben.
Siehe auch
Literatur
- Andrea Da Mosto: I Dogi di Venezia. Florenz 1983.
Weblinks
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Pasquale Cicogna | Doge von Venedig 1595–1605 | Leonardo Donà |