Pasquale Malipiero
Pasquale Malipiero (* um 1392 in Venedig; † 5. Mai 1462 in Venedig) war nach der Zählweise der staatlich kontrollierten Geschichtsschreibung der Republik Venedig ihr 66. Doge. Während seiner Regierungszeit von 1457 bis 1462 erlebte die Republik eine Zeit des Friedens.
Familie
Die Familie Malipiero stammt möglicherweise aus Böhmen, in ihrer mythischen Familiengeschichte führen die Malipiero ihre Herkunft aber auf einen Gefährten des Trojaners Antenor zurück.
Nach Marco Barbaro hatte er fünf Brüder mit Namen Girolamo, Domenico, Fantino, Bernardo sowie Giorgio, doch der Name ihrer Mutter ist nicht überliefert. Ihr 1362 geborener Vater war im Dezember 1400 einer der 41 Wähler des Dogen Michele Steno.
Pasquale Malipiero heiratete 1414 Giovanna Dandolo di Antonio, die zu demjenigen Zweig der Familie Dandolo gehörte, der auf der Giudecca ansässig war. Das Paar hatte mindestens drei Söhne, nämlich Lorenzo, Antonio und Polo (die venezianische Form von Paolo oder Paulus). Die drei jungen Männer gelangten durch die übliche Balla d’oro mittels Losverfahren 1438, 1439 und 1445 in den Großen Rat, die Generalversammlung der adligen, erwachsenen Männer Venedigs. Der einzige der Söhne, der heiratete, war Polo, der 1448 Perina Ruzzieri ehelichte, Tochter des Francesco Ruzzieri. Sie schenkte ihm einen Sohn namens Carlo, mit dem dieser Zweig der Familie ausstarb. Er hatte aber eine Tochter namens Maddalena, die 1434 Giacomo Gabriel di Zaccaria ehelichte.
Leben
Cursus honorum
Über Jugend und Ausbildung des späteren Dogen ist nichts bekannt. Wahrscheinlich erhielt er seine Ausbildung in der Handelspraxis, eine Tätigkeit, die er aber bald seinen Brüdern überließ. Er selbst zog eine Ämterlaufbahn vor. Die Mittel der Familie waren in jedem Falle vergleichsweise bescheiden.
Erstmals erscheint er in dieser Hinsicht als gewählter sindico und provveditore in Albanien, Dalmatien und auf Istrien am 28. Februar 1429. Auslöser waren Gerüchte, dass es in diesen Gebieten durch venezianische Amtsträger zu schweren finanziellen Schädigungen der Republik und auch der dortigen Bevölkerung gekommen war. Gemeinsam mit seinem Kollegen Paolo Vallaresso stellte Malipiero von Mitte April bis Ende Oktober Untersuchungen an, die in vielen Fällen den Verdacht des Senats bestätigten. Am 3. November erstatteten sie nach ihrer Rückkehr im Senat Bericht. Alessandro Zorzi, der ehemalige Conte von Zara wurde für schuldig befunden, sich nicht an sein Mandat gehalten zu haben. Ebenso wie in diesem Fall schlugen die beiden Provveditori am 27. Januar 1430 im Senat vor, Andrea Minio, den ehemaligen Bailò und Capitanio von Durazzo hart zu bestrafen. Er hatte sich dort offenbar mehrfach an jungen Frauen vergangen. Die beiden Berichterstatter kehrten im Mai 1430 nach Zara zurück, diesmal, um das dortige Abrechnungsgebaren einer umfassenden Untersuchung zu unterwerfen. Auch dort entdeckten sie schwere Verstöße.
Ab September 1435 verdichtet sich die Überlieferung über den Cursus honorum Malipieros, als er zum Konsul von Trani in Apulien gewählt wurde. Den einzigen Auftrag zu einer diplomatischen Mission erhielt er am 21. Februar 1437, als er zum Gesandten nach Genua gewählt wurde. Er bat zwar am 17. Dezember darum, wegen privater Angelegenheiten zurückkehren zu dürfen, doch wurde er im Frühjahr 1438 wieder nach Genua gesandt, wo er sich bis Dezember 1438 aufhielt.
Ende Januar kehrte Pasqualigo nach Venedig zurück. Bereits am 3. Februar wurde er in eine neue Position als einer von fünf Savi gewählt, wie man die Spezialisten für einen je spezifischen Themenkreis nannte. Dann reiste er an den Hof Papst Eugens IV. zum Konzil nach Florenz.
Am 20. September 1439 wurde er in den Senat gewählt, am 3. Mai 1440 wurde er zum Orator am Hof Francesco Sforzas gewählt, zu den Kommandanten der venezianischen Truppen in der Lombardei, zur Kontrolle der Condottieri, die im Kampf für Venedig engagiert waren. In dieser Funktion verhandelte er zwischen Juni und Oktober 1440 mit den Vertretern der Kommunen des Bresciano und des Bergamasco über ihre Unterstellung unter Venedig. In dieser Zeit entwickelte sich ein Verhältnis gegenseitiger Achtung zwischen dem Mailänder und dem Venezianer, das alle Auseinandersetzungen überdauerte.
Das Amt eines Podestà von Verona, in das er am 25. November 1440 gewählt wurde, lehnte er zugunsten desjenigen von Padua ab, für das er sich am 6. Dezember entschied. Mitte März 1441 trat er das Amt an, das er bis Mitte des nächsten Jahres führte. Wiederum am 12. August wurde er in den Senat gewählt, am 9. September in den Rat der Zehn, am 30. September zum Savio di Terraferma auf vier Monate.
Am 27. Januar 1443 wurde er in den Kleinen Rat, den Minor Consiglio, berufen, wo er bis Ende September einen Sitz hatte. Am 5. September wurde er zum Gesandten nach Bologna gewählt, wo er sich bis April 1444 aufhielt.
Am 31. Dezember 1444 wurde er zum Savio del Consiglio gewählt. Um in Venedig bleiben zu können, lehnte Malipiero die Wahl zum Gesandten nach Mailand 1445 ab, dann auch die Wahl zum Gesandten nach Bologna. Er begründete die Ablehnung mit Gesundheitsproblemen. Schließlich lehnte er auch eine Gesandtschaftsreise nach Mailand ab, nahm jedoch am 12. Juni 1445 die Wahl zum Avvogadore di Comun, einer Art Oberstem Ankläger des Staates. Die prestigeträchtige Gesandtschaft an den päpstlichen Hof vom 18. Dezember 1445 lehnte er allerdings nicht ab. Im Gegenzug räumte ihm der Senat drei Tage später ein, bei Rückkehr wieder sein Amt aufnehmen zu dürfen. Dies geschah allerdings erst im Mai 1446. Während er sich noch in Rom aufhielt, wurde Malipiero Statthalter im Friaul.
Inzwischen genoss er so hohes Ansehen, dass er mehrfach ins Collegio, den engsten Machtzirkel berufen wurde, dann zum Instruktor für den Rat der Zehn. Dabei durfte er, in Venedig eine seltene Ausnahme, sogar Waffen zu seiner Verteidigung tragen.
Nach all diesen Verdiensten auf militärischer und diplomatischer Ebene wurde geradezu erwartet, dass Malipiero zum Prokurator von San Marco de ultra aufstieg, ein Amt, in das er am 11. November 1446 gewählt wurde.
Ende des Jahres war er wiederum Gesandter bei Francesco Sforza. Der Senat setzte dabei auf den gegenseitigen Respekt der Männer. Man wollte verhindern, dass Sforza in den Dienst des Herzogs von Mailand treten würde, von Filippo Maria Visconti, vor dessen Stadttoren die venezianischen Truppen lagen. Doch auch nach zwei Monaten stellte sich kein Erfolg ein, und Malipiero kehrte nach Venedig zurück.
Nachdem in Rom Eugen IV. am 23. Februar 1447 gestorben war, reiste er mit einer Delegation nach Rom, um dem Nachfolger die üblichen Glückwünsche zu überbringen. Noch auf dem Rückweg wurde Malipiero in die Quaranta di zonta al Senato gewählt, doch bereits am 10. Juli sollte er nach Ferrara reisen, um dort mit den Emissären des Herzogs von Mailand zu verhandeln. So sollten die Eroberungen in Oberitalien konsolidiert, aber gleichzeitig die Konfrontation mit den Truppen unter Francesco Sforza vermieden werden, der auf die Mailänder Seite gewechselt war.
Kaum nach Venedig zurückgekehrt, sollte sich Malipiero wieder zum Capitanio generale Micheletto Attendolo begeben, dann wurde er zum Savio del Consiglio für das nächste halbe Jahr gewählt. Dann gleich wieder in die Lombardei. Er wurde zu einer Art Verbindungsmann zwischen dem Senat und den dortigen Militärs im Dienste Venedigs. Nach der Niederlage von Caravaggio gegen die Mailänder unter Sforza am 15. September 1448, wurde Malipiero am 19. September erneut zum Provveditore dell’Esercito gewählt, zusammen mit seinem Amtskollegen Alvise Loredan.
In einem diplomatischen Meisterstück überzeugte er den Sforza gegen Gewinnung des Herzogtums Mailand davon, dass es trotz des sich abzeichnenden Verlustes von Brescia für den Mailänder besser wäre, das Herzogtum zu gewinnen. Mailand sollte dabei die Herrschaft über das Gebiet zwischen Adda und Ticino behalten, Venedig die ostwärts bis zur Sesia anschließenden Gebiete erlangen.
Wieder wurde Malipiero am 30. Dezember 1448 zum Savio del Consiglio gewählt, am 26. Februar des Folgejahres in eine Zonta des Rates der Zehn. Doch schon am 21. April 1449 eilte er in der Funktion eines Oratoren zu Francesco Sforza, gemeinsam mit Giacomo Loredan und Orsotto Giustinian. Im Kern sollte er Sforza dazu bringen, seinen Krieg gegen die Mailänder zu beenden und sich mit diesen zu einigen. Doch ließ sich dieser nicht umstimmen. In seinen Diensten kämpften neben Bartolomeo Colleoni die besten Condottieri ihrer Zeit. Gemeinsam mit Orsotto Giustinian fiel Malipiero am 22. August die Aufgabe zu, Francesco Sforza mitzuteilen, man habe sich in Brescia für einen Frieden mit Mailand erklärt.
Wie bereits mehrfach, so wurde Malipiero am 31. Dezember 1449 zum Savio del Consiglio gewählt, doch noch vor Verstreichen der üblichen halbjährigen Amtszeit wurde er am 17. März 1450 als Gesandter in Ferrara akkreditiert. Unter Vermittlung des Markgrafen Leonello d’Este, kam es zum Frieden von Belfiore mit Neapel, ein Abkommen, das am 19. Juli feierlich promulgiert wurde. Damit entstand eine neue Allianz gegen Sforza und die Florentiner. Für Malipiero ging es am 11. Juli als Provveditore dell'Esercito nach Crema, wo er auf Unterhändler Sforzas traf, die neue Vertragsvorschläge unterbreiteten. Als Malipiero den Aufbruch zu sehr hinauszögerte, drohte ihm der Senat mit einer drastischen Geldstrafe. Der Aufenthalt in der Lombardei zog sich bis Ende 1451 hin.
Der nach Venedig Zurückgekehrte wurde am 22. Juli 1451 abermals Savio del Consiglio, diesmal in einer Sonder-Zonta aus drei Männern im Collegio. Nun konnte er im Senat jederzeit Beschlussverlagen einbringen, sofern ihm dies die ständigen Abwesenheiten ermöglichten. Wieder am 20. Oktober wurde Malipiero in eine solche Zonta straordinaria gewählt, diesmal beim Rat der Zehn.
Das Dogenamt
Nach übereinstimmenden Aussagen von Zeitgenossen war Malipiero ein schwacher und farbloser Doge, von mittlerer Statur und von mittelmäßigen Fähigkeiten, über dessen Regierungszeit nichts Wesentliches zu berichten ist. Das herausragende Ereignis seiner Regierungszeit soll die Feierlichkeit zu seiner Investitur gewesen sein. Die Republik erlebte eine Zeit des Friedens, und der Doge bekam den Beinamen dux pacificus (Friedensfürst).
Während seiner Regierungszeit wurde mit dem Bau des Portals zum Arsenal begonnen.
Bilder
- Bellini (zugeschrieben): Porträt des Dogen Pasquale Malipiero. Museum Boston
Grabmal
Das Grabmal befindet sich in einem Seitenschiff der Kirche San Zanipolo. Es hat die Form eines Tabernakels, der von einer Lünette mit einer Pietà abgeschlossen wird. Der Sarkophag selbst mit der Liegefigur des Dogen befindet sich unter einem für venezianische Gräber häufigen Stoffbaldachin. Die Skulpturen der allegorischen Figuren von Frieden und Gerechtigkeit stammen wahrscheinlich von Pietro Lombardo.
Literatur
- Franco Rossi: Malipiero, Pasquale. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 68: Malatacca–Mangelli. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2007, mit Todesdatum 5. Mai 1462.
- Andrea Da Mosto: I Dogi di Venezia. Florenz 1983, S. 177–179
- Helmut Dumler: Venedig und die Dogen. Düsseldorf 2001.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Francesco Foscari | Doge von Venedig 1457–1462 | Cristoforo Moro |