Wattenscheid
Wattenscheid war von 1926 bis 1974 eine kreisfreie Stadt im mittleren Ruhrgebiet. Im Rahmen der Gebietsreform wurde Wattenscheid mit Wirkung vom 1. Januar 1975 mit der kreisfreien Stadt Bochum zusammengeschlossen. Aktuell (Stand: 30. November 2020) hat Wattenscheid als Stadtbezirk 2 Bochum-Wattenscheid 73.139 Einwohner.[1] Schutzpatronin des Stadtbezirks ist die Heilige Gertrud.
Wattenscheid Stadt Bochum | |
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Höhe: | 68 m |
Fläche: | 23,96 km² |
Einwohner: | 73.139 (30. Nov. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 3.053 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 44866, 44867, 44869 |
Vorwahl: | 02327 |
Lage von Wattenscheid in Bochum | |
Lage und Gliederung
Wattenscheid liegt im Westen von Bochum mitten im Ruhrgebiet. Im Westen grenzt Wattenscheid an Gelsenkirchen und Essen, im Norden an Herne. Es zählt zur Hellwegbörde nördlich der Ruhr.
Den Stadtbezirk Wattenscheid bilden die Ortsteile
- Wattenscheid-Mitte
- Eppendorf/Munscheid
- Günnigfeld
- Höntrop (inkl. Eiberg)
- Leithe
- Sevinghausen (Teil von Höntrop)
- Heide
- Südfeldmark (Teil von Mitte und Günnigfeld)
- Westenfeld
- Westenfeld/Vogelspoth
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Wattenscheid findet sich im Heberegister des Klosters Werden aus dem Jahr 880 als Villa Uattanscethe.[2] Im selben Dokument finden sich auch zum ersten Mal die Namen der Wattenscheider Stadtteile Eppendorf (Abbingthorpe), Höntrop (Hogingthorpe) und Westenfeld (Westanfelda). Vor 1417 erhielt Wattenscheid von Graf Adolf IV. von Kleve-Mark die stadtähnlichen Rechte einer Freiheit. Ab 1554 war Wattenscheid Mitglied der Hanse.
Anfang des 17. Jahrhunderts war Wattenscheid mit ungefähr 700 Einwohnern die bevölkerungsreichste Freiheit der Grafschaft Mark. Während des Dreißigjährigen Krieges war Wattenscheid von 1623 bis 1629 von spanischen Reitern besetzt. 1633 plünderten kaiserliche Hilfstruppen Wattenscheid, später kamen noch hessische und schwedische Truppen. Das größte Unglück, welches das alte Wattenscheid traf, war der große Stadtbrand vom 15. September 1635, über den es nur spärliche Quellen gibt.[3]
Das alte Wattenscheid wurde 1635 durch ein Feuer nahezu vollständig zerstört.
Zwischen 1811 und 1832 war Wattenscheid der Sitz eines Kommissariats, dem 36 Pfarreien angehörten, darunter Bochum, Gelsenkirchen, Dortmund, Unna, Hattingen, Hagen, Iserlohn und Hamm. Im Jahre 1816 wurde Wattenscheid bei der Entstehung der preußischen Provinz Westfalen Sitz einer Bürgermeisterei (1842 umbenannt in Amt), zu der die Gemeinden Hessler, Schalke, Braubauerschaft (heute Bismarck), Bulmke, Hüllen, Gelsenkirchen, Ückendorf, Leithe, Günnigfeld, Westenfeld, Sevinghausen, Eiberg, Freisenbruch, Königssteele, Höntrop, Eppendorf und Munscheid gehörten. Der Kohlebergbau, der in Wattenscheid zuerst im Jahre 1722 erwähnt wurde, beschleunigte während der Zeit der Industrialisierung die Weiterentwicklung der Stadt, so dass es 1840 zwölf Bergwerke mit ca. 580 Bergleuten gab.
1868 wurde Gelsenkirchen aus dem Amt Wattenscheid entlassen, 1876 und 1885 folgten das später von Gelsenkirchen eingemeindete Ückendorf und das später von Essen eingemeindete Königssteele, so dass das Amt fast zwei Drittel seiner Fläche verlor.
Durch das Bevölkerungswachstum von Wattenscheid im späten 19. Jahrhundert erhielt Wattenscheid am 15. Januar 1876 die Stadtrechte. Von 1885 bis 1926 gehörte Wattenscheid als amtsfreie Stadt zum Landkreis Gelsenkirchen.
Durch das Inkrafttreten des Gesetzes über die Neuregelung der kommunalen Grenzen im rheinisch-westfälischen Industriebezirke am 1. April 1926 wurde Wattenscheid durch die Eingemeindung von Munscheid und von Teilen der Gemeinden Eppendorf, Günnigfeld, Höntrop, Königssteele, Leithe (Westfalen), Sevinghausen und Westenfeld[4] eine kreisfreie Stadt mit 62.780 Einwohnern.
1957 arbeiteten mehr als 8.000 Wattenscheider (etwa 60 Prozent der damaligen arbeitenden Bevölkerung) im Bergbau. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte ein Strukturwandel: Zechen wurden nach und nach geschlossen und neue Industriebetriebe siedelten sich an. Der damalige Bürgermeister Erwin Topp bemühte sich ab 1968 erfolgreich, eine Verarmung durch das Ende der Zechen und auch eine Eingemeindung Wattenscheids nach Bochum zu verhindern, kam aber 1971 bei einem Flugzeugabsturz im Taunus ums Leben.[5] 1973 wurde mit der Zeche „Holland“ die letzte Wattenscheider Zeche stillgelegt.
Am 1. Januar 1975 wurden die Städte Bochum und Wattenscheid schließlich vom Landtag Nordrhein-Westfalens im Rahmen einer umfangreichen Gebietsreform (Ruhrgebiet-Gesetz) zu einer neuen Stadt mit dem Namen „Bochum“ zusammengeschlossen,[6] da im Ruhrgebiet keine kreisfreien Städte mit weniger als 200.000 Einwohnern mehr existieren sollten. Das von der Aktion Bürgerwille initiierte Bürgerbegehren, bei dem sich 71,43 Prozent der Wattenscheider für die Beibehaltung der Selbständigkeit aussprachen, scheiterte.[7]
Der Ortsteil Höntrop erlangte im Januar 2000 mit dem Krater von Wattenscheid nationale Bekanntheit, durch den am 2. Januar der Zugang zu mehreren Wohnhäusern plötzlich abgeschnitten war und diese direkt am Abgrund standen. Der S-Bahn-Verkehr musste umorganisiert werden.
Politik
Bezirksvertretung
Die Bezirksvertretung Wattenscheid hat 19 Sitze. Die Sitzverteilung in der aktuellen Wahlperiode (2020–2025) sieht wie folgt aus: SPD 6, CDU 5, Bündnis 90/Die Grünen 3, Unabhängige Wählergemeinschaft 2, AfD 1, DIE LINKE. 1, FDP 1.[8] Derzeitiger Bezirksbürgermeister ist Hans-Peter Herzog (SPD), die stellvertretenden Bezirksbürgermeister sind Oliver Buschmann (Die Grünen) und Marc Westerhoff (CDU).[9]
Die Bezirksverwaltungsstelle Wattenscheid betreut die Bezirksvertretung organisatorisch und bietet darüber hinaus noch einige Verwaltungsdienstleistungen an. Das Bürgerbüro ist inzwischen organisatorisch an das Einwohneramt angebunden. Leiter der Wattenscheider Bezirksverwaltungsstelle ist Karlheinz Kayhs. Er ist auch Schriftführer der Bezirksvertretung.
In Wattenscheid befand sich die Landesgeschäftsstelle des NPD-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, die jetzt in Essen beheimatet ist.
Siehe auch: Ergebnisse der Kommunalwahlen in Wattenscheid
Stadtoberhäupter
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister Hauptgemeindebeamte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das englische System einer zweiteiligen Gemeindeführung in der Stadt übernommen, wonach der Oberstadtdirektor als besoldeter Hauptgemeindebeamter die Stadtverwaltung leitet, während der ehrenamtliche Oberbürgermeister dem Rat der Stadt vorsteht.[10][11]
Bürgermeister
- Hauptamtliche Bürgermeister
- 1877–1879: Eduard Schaub
- 1880–1893: Otto Pokorny
- 1894–1918: Anton Wibberding
- 1920–1927: Paul Ueberhorst (SPD) aus Eschwege
Oberbürgermeister
- Hauptamtlicher Oberbürgermeister
- 1927–1933: Paul Ueberhorst (SPD) aus Eschwege
- ab 16. April 1933–1939: Gerichtsassessor Hans Petri (NSDAP) vom Landgericht Bielefeld als Staatskommissar
- ab 10. März 1939 Oberbürgermeister Otto Leopold Piclum (NSDAP) in Bochum (kommissarisch),
- ab 4. April 1939: Amtsbürgermeister August Düsterloh (NSDAP) aus Hattingen (kommissarisch).
- 1945–1946: Johann Noll
- Ehrenamtliche Oberbürgermeister
- 1946–1946: Gustav Herrmann (SPD)
- 1946–1948: Hugo Bungenberg (CDU)
- 1948–1949: Kurt Kötzsch (SPD)
- 1950–1964: Hermann Sievers (SPD)
- 1964–1968: Georg Schmitz (SPD)
- 1968–1971: Erwin Topp (SPD)
- 1971–1974: Herbert Schwirtz (SPD)
Oberstadtdirektor
- 1946: Johann Noll
- 1946–1959: Georg Hollenkamp
- 1959–1966: Paul Herzog
- 1966–1968: Kommissarische Verwaltung durch Georg Schmitz
- 1968–1971: Georg Schmitz
- 1971–1974: Erwin Schlarbaum
Wappen
Das erste offizielle Wappen von Wattenscheid entstand nach den Vorlagen der seit 1477 geführten Siegelbildern und wurde der Stadt Wattenscheid 1888 verliehen. Es zeigt in Silber die heilige Nonne Gertrud von Nivelles mit Abtstab und einem goldenen Schiff in den Händen, welche über einem kleineren Wappenschild empor wächst. In der linken oberen Ecke schwebt eine goldene Krone. Am Stab und am Wappen krabbeln Mäuse empor.
Im Jahre 1937 führte die Stadt Wattenscheid ein neues Wappen ein. Infolge des herrschenden Zeitgeistes waren Heiligendarstellungen in hoheitlichen Wappen nicht mehr erwünscht. Im neuen Wappen befand sich nur noch der Schild. Der gespaltene Schild zeigt die Wappen der früheren Territorialherren, „vorne“ das des Herzogtums Kleve (Teil der achtstrahligen Lilienhaspel) und „hinten“ das der Grafschaft Mark (Schachbalken).
Durch den Zusammenschluss der Städte Bochum und Wattenscheid zum 1. Januar 1975 verlor Wattenscheid das Recht zur Wappenführung. Der märkische Schachbalken wurde in das seither geltende Bochumer Stadtwappen übernommen.
Bevölkerung
Am 31. Dezember 2020 lebten 73.135 Einwohner im Stadtbezirk Wattenscheid und davon 22.430 Einwohner in Wattenscheid-Mitte.
Strukturdaten der Bevölkerung in Wattenscheid-Mitte:
- Minderjährigenquote: 16,9 % [Bochumer Durchschnitt: 14,8 % (2020)]
- Altenquote (60 Jahre und älter): 26,1 % [Bochumer Durchschnitt 28,6 % (2020)]
- Ausländeranteil: 23,8 % [Bochumer Durchschnitt 14,7 % (2020)]
- Arbeitslosenquote: 15,3 % [Bochumer Durchschnitt 8,9 % (2017)]
Die Strukturdaten der weiteren Stadtteile des Stadtbezirks Wattenscheid (Eppendorf, Günnigfeld, Höntrop, Leithe und Westenfeld) finden sich in den jeweiligen Artikeln.
Industrie und Handel
Über mehr als ein Jahrhundert wurde Wattenscheid wie die meisten Städte im Ruhrgebiet vom Bergbau geprägt. Zu den großen Zechen zählten:
- Zeche Holland
- Zeche Centrum
- Zeche Fröhliche Morgensonne
- Zeche Vereinigte Engelsburg, insbesondere deren Schacht Hector
- Zeche Vereinigte Maria Anna Steinbank
- Zeche Hannover
Bekanntester Wattenscheider Unternehmer war der Textilfabrikant Klaus Steilmann.
Sport
Der Fußballverein SG Wattenscheid 09 spielte von 1990 bis 1994 in der Bundesliga. Heutzutage spielt der Verein in der fünftklassigen Oberliga Westfalen. Spielstätte der SGW ist das Lohrheidestadion.
Der TV Wattenscheid 01 Leichtathletik gehört zu den erfolgreichsten deutschen Leichtathletikvereinen. Prominenteste Sportlerin aus Wattenscheid ist die zweimalige Siebenkampf-Weltmeisterin Sabine Braun, die ihre aktive Karriere inzwischen beendet hat. Sie wohnt in Wattenscheid-Höntrop.
Die Sportgymnastinnen des TV Wattenscheid 01 waren mehrfach bei Olympischen Spielen dabei.
Der Schachverein SV Wattenscheid spielte von 1998 bis 2014 in der Schachbundesliga.
Ebenfalls erfolgreich ist Wattenscheid im Bereich des Kampfsports. Der Okinawa-te Wattenscheid unter der Führung von Klaus Wiegand konnte schon über 50 deutsche Meisterschaften gewinnen. Auch bei der deutschen Meisterschaft im Mai 2007 war das Herrenteam des Okinawa-Te erfolgreich.
Die Sportkegler von SK Wattenscheid waren mit ihrer 1. Mannschaft lange Jahre in der Bundesliga vertreten. Nach einigen Ab- und Aufstiegen spielen sie in der aktuellen Saison 2009/10 in der 2. Bundesliga Nord. In den letzten Jahrzehnten waren die Kegler aus Wattenscheid auch bei deutschen Meisterschaften erfolgreich und konnten zahlreiche Podestplätze im Herren und Seniorenbereich erringen.
Karneval in Wattenscheid
Der Karneval ist in der „fünften Jahreszeit“ fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in Wattenscheid und erlebt alle zwei „geraden“ Jahre seinen Höhepunkt mit dem großen Umzug. Von Günnigfeld aus zieht der Karnevalszug über die Günnigfelder Straße ab der Einmündung Kirchstraße in Richtung Aschenbruch und dort nach links in die Parkstraße. Seit 2012 geht der Zug dann am Ende der Parkstraße über Marien- und Lyrenstraße auf die Friedrich-Ebert-Straße, am Rathaus vorbei zum August-Bebel-Platz und schließlich weiter über Hoch- und Bochumer Straße. Mit Erreichen der Einmündung Querstraße löst sich der Umzug auf.
Die Wattenscheider Karnevals- und Brauchtumsvereine haben sich im Festausschuss des Wattenscheider Karnevals (FWK e. V.) zusammengeschlossen und sind insbesondere für die Ausrichtung des Karnevalsumzuges und für die Wahl des Prinzenpaares verantwortlich. Im Gegensatz zu vielen anderen wird das Wattenscheider Prinzenpaar für die Dauer von zwei Sessionen gewählt. Als höchste Repräsentanten stehen in der Session 2020/21 und 2021/22 das Stadtprinzenpaar Bodo I. (Neumann) und Alexandra I. (Hegenberg) an der Spitze des Wattenscheider Karnevals.
Der Festausschuss Wattenscheider Karneval e.V. nahm zum 11. November 1995 seine Tätigkeit als eingetragener Verein auf und wurde durch folgende Vereine gegründet:
Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Günnigfeld 1969 (e.V.), Prinzessinnennclub Wattenscheid, Günnigfelder Karnevalsgesellschaft (GÜ.KA.GE. e.V.), Hamster Club Höntrop 79, Die letzten Watermänner, Prinzenclub Wattenscheid, Gäünsereiterclub Sevinghausen 1598 (e.V.), Gänsereiterclub Höntrop 1598 (e.V.). Ebenso zu den Gründungsmitgliedern zählten die Mitglieder des bis dahin amtierenden "alten" FWK-Vorstandes, der noch nicht in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins existierte.
Ebenfalls zum Karnevalsbrauchtum gehört in den Stadtteilen Höntrop und Sevinghausen das Gänsereiten.
Kirmes in Wattenscheid
In Wattenscheid wird traditionell zweimal jährlich (im Frühling und Herbst) Kirmes gefeiert: Die Frühjahrskirmes ist bekannt als Gertrudiskirmes und findet immer im Zeitraum um den 17. März herum statt; dem Namenstag der Wattenscheider Pfarr- und Schutzpatronin Gertrud.
Verkehr
Wattenscheid hat Anschluss an den Ruhrschnellweg, heute A 40 (zuvor A 430, davor B 1). In unmittelbarer Nachbarschaft der Autobahnabfahrt Wattenscheid befindet sich an der Ruhrgebietsstrecke Dortmund–Duisburg der Bahnhof Wattenscheid. Obwohl nur Halt im Nahverkehr, ist er durch seine verkehrsgünstige Lage unmittelbar an der Autobahn eine wichtige Park-and-ride-Station im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Im Stadtteil Höntrop befindet sich ein Haltepunkt gleichen Namens an der S-Bahn-Linie 1. Die genannten Bahnstationen sind nicht direkt miteinander verbunden; es ist immer ein Umweg via Essen bzw. Bochum erforderlich. Direkt und in dichtem Takt verkehren Linienbusse (u. a. 344/365/386/389) der BoGeStra.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Heimatmuseum Helfs Hof
Das Heimatmuseum Helfs Hof beherbergt eine Ausstellung bäuerlicher Gebrauchsgegenstände aus verschiedenen Jahrhunderten und eine Sammlung zur Wattenscheider Geschichte. Es wird vom Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid betrieben und ist jeden Mittwoch von 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr, sowie samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr geöffnet.
Bartholomäuskapelle
Die Pilgerkapelle St. Bartholomäus am Wattenscheider Hellweg gehörte ursprünglich zu einem Pilgerhaus, in dem Pilger, die über den Hellweg zum Jakobsweg und nach Santiago de Compostela wanderten, übernachten konnten. Sie muss in den Jahren zwischen 1364 und 1395 errichtet worden sein. 1661 wurde sie renoviert und 1972 in eine Autofahrerkapelle umgewandelt.
Taufstein
In der Propsteikirche St. Gertrud von Brabant, der Keimzelle des Wattenscheider Gemeinwesens, steht ein mehr als 1000 Jahre alter Taufstein. Er zeigt die Geburt, die Taufe, den Tod und die Auferstehung Jesu. Die Propsteikirche steht auf der Kirchenburg, die den letzten erhaltenen Rest der frühen Stadtmauer darstellt.
Kirche am Alten Markt
Die kleine evangelische Kirche am Alten Markt wurde 1763 fertiggestellt. Wegen Geldmangel musste der Bau mehrfach unterbrochen werden und dauerte insgesamt 87 Jahre. Trotzdem hat die Kirche zwei Sehenswürdigkeiten zu bieten, den barocken Kanzelaltar und den Orgelprospekt.
Bergbauwanderweg
Der Bergbauwanderweg Wattenscheid führt durch Höntrop und Eppendorf und wurde 1992 vom Heimat- und Bürgerverein fertiggestellt. Er gehört zur Route der Industriekultur und führt oberirdisch durch eine reizvolle Landschaft über eine Länge von 4,8 km an diversen ehemaligen Standorten des Ruhrbergbaus entlang.
IBKK
In Wattenscheid befindet sich auch Europas größte private Schule für bildende Kunst und Kunsttherapie: Das Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie (IBKK) mit rund 1000 Studenten. Es liegt im Kunstzentrum Bochum in der Lohrheidestraße 57.
Kunst4tel
Das Kunstviertel ist eine Künstlergemeinschaft mit Musikern, Autoren und bildenden Künstlern, die seit 19. Oktober 2001 ihren Sitz in Wattenscheid hat.
Persönlichkeiten aus Wattenscheid
Folgende Persönlichkeiten sind eng mit der Stadt Wattenscheid verbunden:
In Wattenscheid geboren
- Friedrich Wilhelm Nottebohm (1808–1875), Architekt, Ingenieur und Gewerbepolitiker
- Josef Franke (1876–1944), Architekt
- Reinhard Rauschenberg (1879–1953), Gewerkschafter und Politiker (SPD)
- Karl Viëtor (1892–1951), Literaturhistoriker
- Franz Eberhard Rumpenhorst (1898–1962), Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates Zeche Holland, Gründungsratsmitglied der Wattenscheider Stadtverordnetenversammlung[12]
- Walther Gottfried Klucke (1899–1951), Schriftsteller
- Gotthold Ephraim Lessing (1903–1975), Dirigent und Hochschullehrer
- Liselotte Rauner (1920–2005), Autorin
- Theo Aaldering (1920–1979), Gewichtheber
- Joe Buschmann (1925–2015), Jazzmusiker und Gastronom
- Günter Nehm (1926–2009), humoristischer Dichter
- Dieter Kieselstein (1928–2012), Puppenspieler
- Reinhard Döhl (1934–2004), Literatur- und Medienwissenschaftler, Autor und Künstler
- Gisbert Schneider (1934–2018), Kirchenmusiker, Organist und Hochschullehrer
- Wilhelm Beermann (1936–2020), Manager der Energiewirtschaft bei RAG und der Deutschen Steinkohle AG
- Heinz-Alfred Steiner (* 1936), Offizier und Politiker (SPD)
- Willi Schulz (* 1938), Fußball-Nationalspieler
- Klaus Rinke (* 1939), Künstler
- Jochen Borchert (* 1940), Politiker (CDU)
- Jürgen Schwarz (* 1940), Autor
- Walter Drenseck (1941–2011), Steuerrechtler und Bundesrichter
- Christa Thoben (* 1941), Politikerin (CDU)
- Ulrich Cegla (* 1942), Mediziner und Universitätsprofessor
- Werner Ipta (1942–2019), Fußballspieler
- Reinhard Junge (* 1946), Krimiautor und Lehrer in Wattenscheid
- Carl Krasberg (* 1946), bildender Künstler
- Heinz-Josef Koitka (* 1952), ehemaliger Fußball-Bundesliga-Torhüter und Trainer
- Uli Möller (* 1956), Regisseur und Drehbuchautor
- Andreas Heege (* 1957), Archäologe
- Derk Akkermann (* 1958), Gitarrist, Musikproduzent, Gründer der Band Saris
- Hendrik Schulte (* 1958), Bauingenieur und politischer Beamter
- Axel Rudi Pell (* 1960), Gitarrist und Kopf der gleichnamigen Band
- Rainer Kampmann (* 1964), Medienmanager, Deutschlandradio
- Anja Butschkau (* 1966), Sozialarbeiterin und Politikerin (SPD)
- Michael Laricchia (* 1968), deutscher Schauspieler
- Stefan Kornatz (* 1968), Autor und Regisseur
- Karsten Riedel (* 1970), Sänger, Musiker, Produzent und Komponist
- Mark Waschke (* 1972), Fernseh-, Kino- und Theaterschauspieler
- Galla (1972–2011), Rapper
- Philipp Magalski (* 1974), Politiker (Piratenpartei)
- Patrick Joswig (* 1975), Schauspieler
- Anne Müller (* 1983), Handballspielerin
- Niko Bungert (* 1986), Fußballspieler
In Wattenscheid aufgewachsen
- Leroy Sané (* 1996), Fußballspieler
- Claudio Raneri (* 1967), Opernregisseur und Coach
Personen, die in Wattenscheid gewirkt haben
- Klaus Steilmann (1929–2009), Unternehmer
- Wolfgang Wendland (* 1962), Sänger der Wattenscheider Punkband Die Kassierer
- Erkan Durmaz (* 1965), deutscher Schauspieler
Sonstiges
- Laut John Pearsons im Jahre 1973 erschienenem Buch James Bond: The Authorized Biography, erblickte Ian Flemings weltberühmter, fiktiver Geheimagent am 11. November 1920 in Wattenscheid das Licht der Welt.
- Als kreisfreie Stadt hatte Wattenscheid bis zum 1. Januar 1975 das Kfz-Unterscheidungszeichen WAT. Im Zuge der von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer initiierten Kennzeichenliberalisierung führte die Stadt Bochum das Kennzeichen WAT als alternatives Unterscheidungskennzeichen am 14. November 2012 wieder ein.[13] Im September 2014 gab es bereits wieder 8500 Fahrzeuge mit dem „neuen alten“ Kennzeichen.[14] Aktuell sind 15.010 Fahrzeuge mit Wattenscheider Kfz-Kennzeichen unterwegs (Stand: 19. September 2020).[15]
Siehe auch
Literatur
- Franz-Werner Bröker, unter Mitarbeit von Ralph Eberhard Brachthäuser und Johannes Schnieders: Wattenscheid – über die Geschichte von Kirche und Stadt: 90 Jahre Propsteikirche und ihr tausendjähriger Taufstein. Wattenscheid 1995.
- Christoph Gerz, Kläre Kupitz, André Weinhold, Maria Wilmes: Glocken der Wattenscheider Kirchen und Kapellen, Nr. 21 der Schriftenreihe Beiträge zur Wattenscheider Geschichte des Heimat- und Bürgervereins Wattenscheid, Wattenscheid 1992.
- Ludger Tewes: Mittelalter im Ruhrgebiet. Siedlung am westfälischen Hellweg zwischen Essen und Dortmund (13. bis 16. Jahrhundert). Verlag Schöningh, Paderborn 1997. ISBN 3-506-79152-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Amt für Statistik und Wirkungscontrolling der Stadt Bochum: Monatlicher Bevölkerungsbestand (Stadtbezirke). In: www.bochum.de. 30. November 2020, abgerufen am 21. Januar 2021 (deutsch).
- Rudolf Kötzschke (Hrsg.): Die Urbare der Abtei Werden a. d. Ruhr (= Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde XX: Rheinische Urbare). Bd. 2: A. Die Urbare vom 9.–13. Jahrhundert. Hrsg. von Rudolf Kötzschke, Bonn 1908, Nachdruck Düsseldorf 1978, Bd. 3: B. Lagerbücher, Hebe- und Zinsregister vom 14. bis ins 17. Jahrhundert, Bonn 1908, Nachdruck Düsseldorf 1978, Bd. 4,I: Einleitung und Register. I. Namenregister. Hrsg. von Fritz Körholz, Düsseldorf 1978, Bd. 4,II: Einleitung, Kapitel IV: Die Wirtschaftsverfassung und Verwaltung der Großgrundherrschaft Werden. Sachregister. Hrsg. von Rudolf Kötzschke, Bonn 1958,
- Kunstverlag Bühn, in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Wattenscheid (Hrsg.): Chronik Stadt Wattenscheid. Josef Bühn, München 1972, S. 16.
- Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 291.
- Stadtspitze starb bei Flugzeug-Absturz, vom 21. Januar 2011, abgerufen am 1. März 2017, auf derwesten.de.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 329.
- Sabine Mecking: Bürgerwille und Gebietsreform. Demokratieentwicklung und Neuordnung von Staat und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen 1965–2000 (Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 85), Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-70314-6.
- https://www.bochum.de/Politik-Bezirke-und-Wahlen/Bezirksvertretungen/Bezirksvertretung-Bochum-Wattenscheid
- http://www.territorial.de/westfal/wanne/stadtkrt.htm
- Wattenscheid, eine illustrierte Stadtgeschichte von F.-W.-Bröker, HG. Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid e.V., 5. erw. Auflage, Bochum, 1998.
- Franz Eberhard Rumpenhorst, GenWiki.
- http://www.lokalkompass.de/wattenscheid/ratgeber/wat-kennzeichen-ab-sofort-verfuegbar-d231430.html
- Tobias Blasius: WAZ – Fast 250.000 Autos mit Altkennzeichen unterwegs. 22. September 2014, abgerufen am 15. Mai 2015.
- Referat für politische Gremien, Bürgerbeteiligung und Kommunikation: Fahrzeugbestand in Bochum – Monatsvergleich. In: Statistische Fakten Stadt Bochum. 2020, abgerufen am 19. September 2020.