Simonetta Sommaruga

Simonetta Myriam Sommaruga (* 14. Mai 1960 in Zug; heimatberechtigt in Lugano und Eggiwil) ist eine Schweizer Politikerin (SP). Seit November 2010 ist sie Bundesrätin und seit Januar 2019 Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Von 2010 bis 2018 leitete sie das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD). In den Jahren 2015 und 2020 war sie Bundespräsidentin der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Simonetta Sommaruga (2022)
Sommaruga (hinten, 3. von links) auf dem Bundesratsfoto 2022

Leben

Herkunft und Ausbildung

Sommaruga wuchs mit zwei Brüdern und einer Schwester in Sins, Kanton Aargau, auf. Sie besuchte das Gymnasium Immensee und schloss 1980 mit der Matura ab. Anschliessend bildete sie sich in Luzern, Kalifornien und Rom zur Pianistin aus. Von 1988 bis 1991 studierte sie Anglistik und Romanistik an der Universität Freiburg (Schweiz), jedoch ohne Abschluss.[1]

Karriere

Simonetta Sommaruga beim «Forum des 100» (2012)
Simonetta Sommaruga während der Covid-19-Pandemie beim Einkaufen auf dem Berner Markt

Ausgangspunkt ihrer politischen Karriere war ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, die sie von 1993 bis 1999 ausübte und die sie in der Deutschschweiz öffentlich bekannt machte. Von 2000 bis 2010 war sie Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz.[2] Von 2003 bis 2008 war sie Präsidentin der Entwicklungshilfeorganisation Swissaid.[3]

Von 1998 bis 2005 gehörte Sommaruga dem Gemeinderat (Exekutive) von Köniz an und war dort Vorsteherin für Feuerwehr und Zivilschutz. Von den Wahlen 1999 bis 2003 war sie Nationalrätin. Während dieser Zeit entstand 2001 das Gurten-Manifest «für eine neue und fortschrittliche Politik»: Zusammen mit dem Politikwissenschaftler Wolf Linder, dem Historiker Tobias Kästli und dem Könizer Gemeindepräsidenten Henri Huber erstellte sie zehn Thesen und provozierte laut Rudolf Strahm «harsche Gegenreaktionen» der SP-Linken insbesondere wegen einer Aussage zur Begrenzung der Zuwanderung.[4]

Ab den Wahlen 2003 bis 2010 gehörte Sommaruga dem Ständerat an.[5] Schon während dieser Zeit setzte sie sich im Buch Für eine moderne Schweiz. Ein praktischer Reformplan für die Eidgenössische Konkordanz ein: «Konkordanz setzt voraus, dass sich auch politische Gegner vertrauen können – gleichzeitig stärkt die Konkordanz diese Erfahrung.»[4]

Am 22. September 2010 wurde sie anlässlich der Ersatzwahl für Moritz Leuenberger mit 159 Stimmen im vierten Wahlgang in den Bundesrat gewählt. Mit ihrer Wahl waren erstmals vier Frauen gleichzeitig im Bundesrat vertreten. Am 14. Dezember 2011 wurde sie in ihrem Amt bestätigt.[6]

Am 4. Dezember 2013 wurde Sommaruga mit 180 von 205 gültigen Stimmen zur Vizepräsidentin 2014[7] und schliesslich am 3. Dezember 2014 mit 181 von 236 Stimmen zur Bundespräsidentin für das Jahr 2015 gewählt.[8]

Nach den Anschlägen in Norwegen 2011 setzte sich die Vorsteherin des EJPD dafür ein, dass der Internetverkehr von verdächtigen Personen auf Antrag in Echtzeit von den zuständigen Ermittlungsbehörden präventiv überwacht werden kann.[9]

Am 5. Dezember 2018 wurde sie zum zweiten Mal zur Vizepräsidentin des Bundesrates gewählt. Turnusgemäss folgt auf die einjährige Amtszeit als Vizepräsidentin das Amt der Bundespräsidentin. Die Wahl zur Bundespräsidentin fand am 11. Dezember 2019 statt, ihr Amtsantritt fand per 1. Januar 2020 statt.[10]

Privates

Sommaruga ist Patenkind von Othmar Keel und Tochter dessen Schwester Marie-Therese. Von Haus aus war sie katholisch, jedoch ist sie aus der Kirche ausgetreten.[11]

Sommaruga wohnte vor ihrem Umzug in die Stadt Bern in Spiegel bei Bern. Sie ist seit 1996 mit dem Schriftsteller Lukas Hartmann verheiratet.[12] Ihr Schwager ist der Journalist Jürg Lehmann.[13]

Auslandsbesuche als Bundespräsidentin

Im Jahr 2015

DatumOrtStaatHauptgrund
11. JanuarParisFrankreich FrankreichTeilnahme an der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Anschlages auf Charlie Hebdo
27. JanuarOświęcimPolen PolenTeilnahme an der Gedenkveranstaltung für die Opfer des KZ Auschwitz
2. FebruarBrüsselBelgien BelgienTreffen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, EU-Ratspräsident Donald Tusk und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz
26. FebruarLuxemburgLuxemburg LuxemburgTreffen mit Premierminister Xavier Bettel und Grossherzog Henri
6. MaiWienOsterreich ÖsterreichTreffen mit Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann
14. MaiAachenDeutschland DeutschlandTreffen zur Karlspreisverleihung mit Martin Schulz, dem Präsidenten des Europäischen Parlamentes und sieben weiteren Staatsoberhäuptern
(König Abdullah II., König Felipe VI., Joachim Gauck, Dalia Grybauskaitė, François Hollande, Sauli Niinistö und Petro Poroschenko)
18. MaiMailand und RomItalien Italien
6. JuniParisFrankreich FrankreichBesuch des French Open-Finalspiels zwischen Stan Wawrinka und Novak Đoković
6. und 7. JuliMadridSpanien SpanienTreffen mit dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy und König Felipe VI.
8. JuliWarschauPolen PolenTreffen mit der polnischen Ministerpräsidentin Ewa Kopacz und dem polnischen Präsidenten Bronisław Komorowski
12. JuliLondonVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichBesuch des Wimbledon-Finalspiels zwischen Roger Federer und Novak Đoković
13. SeptemberMelegnanoItalien ItalienTeilnahme an den Gedenkfeierlichkeiten für die Schlacht bei Marignano
15. und 16. SeptemberLjubljana, Bled und MariborSlowenien Slowenien
  • Treffen mit dem slowenischen Präsidenten Borut Pahor
  • Treffen mit dem slowenischen Ministerpräsidenten Miro Cerar
17. SeptemberVaduzLiechtenstein LiechtensteinTeilnahme am Treffen der Staatsoberhäupter der deutschsprachigen Länder
25. und 26. SeptemberNew York CityVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
25. bis 27. OktoberAddis Abeba und JijigaAthiopien Äthiopien
11. und 12. NovemberVallettaMalta MaltaTeilnahme am EU-Afrika-Gipfel
30. NovemberParisFrankreich FrankreichTeilnahme an der UN-Klimakonferenz
21. DezemberBrüsselBelgien BelgienTreffen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker

Im Jahr 2020

Wegen der COVID-19-Pandemie fanden im Jahr 2020 deutlich weniger Auslandsbesuche statt.

DatumOrtStaatHauptgrund
27. JanuarOświęcimPolen PolenTeilnahme an der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau
30. JanuarWienOsterreich ÖsterreichTraditioneller Antrittsbesuch in Wien, Treffen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz
20. bis 23. JuliKiew, Stanyzja Luhanska und SlowjanskUkraine UkraineTreffen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und Übergabe von Hilfsgütern im Konfliktgebiet in der Ostukraine
29. SeptemberRomItalien ItalienTreffen mit Präsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Giuseppe Conte

Dokumentation

Veröffentlichungen

  • Gurtenmanifest für eine neue und fortschrittliche SP-Politik (mit Henri Huber, Tobias Kästli, Wolf Linder). Gurten, 10. Mai 2001; Dokument online (PDF; 236 kB)
  • Für eine moderne Schweiz. Ein praktischer Reformplan (hrsg. mit Rudolf H. Strahm). Nagel & Kimche, München 2005, ISBN 3-312-00356-3

Literatur

Commons: Simonetta Sommaruga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Simonetta Sommaruga im Munzinger-Archiv, abgerufen am 19. Juni 2011 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. EJPD: Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Abgerufen am 24. August 2018.
  3. SWISSAID gratuliert Stiftungsrätin Sommaruga. In: SWISSAID. 22. September 2010 (swissaid.ch [abgerufen am 24. August 2018]).
  4. Rudolf Strahm: Die Methode Sommaruga, Weltwoche, 14, Mai 2020
  5. Simonetta Sommaruga. In: SP Schweiz. (sp-ps.ch [abgerufen am 24. August 2018]).
  6. Bundesratswahlen 2011, 20 Minuten, abgerufen am 14. Dezember 2011.
  7. Simonetta Sommaruga wird Vizepräsidentin des Bundesrats (Memento vom 1. Januar 2014 im Webarchiv archive.today) Bundesversammlung. 4. Dezember 2013, abgerufen am 1. Januar 2014.
  8. Michael Schoenenberger: Bundespräsidium: Sommaruga mit gutem Ergebnis gewählt. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. Dezember 2014, abgerufen am 3. Dezember 2014.
  9. David Schaffner: Widerstand gegen Big Sister. Tages-Anzeiger, 28. Juli 2011. Abgerufen am 30. Juli 2011.
  10. Frank Sieber, Claudia Baer: Bundesratswahl: Das Parlament bestätigt die bisherige Regierung und verwehrt den Grünen den Einzug in den Bundesrat. In: nzz.ch. 11. Dezember 2019, abgerufen am 11. Dezember 2019.
  11. Michael Meier: Der Bibeldeuter: Porträt. Der Bund, 17. Februar 2015, S. 27.
  12. https://www.srf.ch/news/panorama/ehemann-von-sommaruga-schriftsteller-lukas-hartmann-feiert-seinen-75 srf.ch Ehemann von Sommaruga - Schriftsteller Lukas Hartmann feiert seinen 75.
  13. Philipp Gut: Sommaruga und die Lehmann-Brothers. In: Weltwoche Ausgabe 50/2010. 1. Januar 2010, abgerufen am 11. November 2015.
VorgängerAmtNachfolger
Moritz LeuenbergerMitglied im Schweizer Bundesrat
2010–
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