Der Bund
Der Bund ist eine Schweizer Tageszeitung aus der Bundesstadt Bern. Am 1. Oktober 1850 gegründet, verfocht der Bund die 1848 in Kraft getretene Bundesverfassung der Schweiz und sah sich als Sprachrohr des neuen, liberal geprägten Bundesstaates.
Der Bund | |
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Beschreibung | Schweizer Tageszeitung |
Verlag | Tamedia Espace AG, Bern (Teil des Tamedia-Konzerns, Zürich) |
Erstausgabe | 1. Oktober 1850 |
Erscheinungsweise | werktäglich |
Verkaufte Auflage | 32'363 (Vj. 34'264) Exemplare |
(WEMF-Auflagebulletin 2020[1]) | |
Verbreitete Auflage | 34'782 (Vj. 35'944) Exemplare |
(WEMF-Auflagebulletin 2020) | |
Chefredaktoren | Isabelle Jacobi (designiert, ab 2022), Arthur Rutishauser (Chefredaktor der Tamedia-Mantelredaktion) |
Weblink | www.derbund.ch |
ZDB | 126145-9 |
Die Tageszeitung hat eine WEMF-beglaubigte Auflage von 34'264 (Vj. 37'362) verkauften bzw. 35'944 (Vj. 37'800) verbreiteten Exemplaren.[1] Die drei Regionalausgaben der Berner Zeitung sowie deren Kopfblätter Berner Oberländer und Thuner Tagblatt aus dem gleichen Verlag erzielen zusammen mit dem Bund eine Reichweite von 324'000 (Vj. 325'000) Lesern (WEMF Total Audience 2018-2).[2]
Allgemeines
Der Bund gliedert sich in zwei Faszikel, die die klassischen Zeitungsressorts repräsentieren:
- Der erste Faszikel enthält mit der «Seite 2» eine tägliche Themenseite, danach folgen die Seiten des Ausland- und des Inlandressorts, die Meinungsseite, die Wirtschaftsnachrichten, Börsendaten sowie die Sportberichterstattung.
- Der zweite Teil trägt den Titel «Bern» und enthält Nachrichten aus Stadt, Region und Kanton Bern. Es folgen die vermischten Meldungen («Panorama») und der Kulturteil «Der kleine Bund».
Samstags erscheinen jeweils an Stelle der Themenseite das «Samstagsinterview» und der wöchentliche Leitartikel; gleichentags liegt dem Bund Das Magazin bei.
Der Bund wird herausgegeben von der Tamedia Espace AG, die zur Zürcher Tamedia-Gruppe gehört. Diese, ebenfalls Herausgeberin der Berner Zeitung, ist verantwortlich für das Verlagsgeschäft: Anzeigenkunden können seit der Einführung des sogenannten Berner Modells – ein Verlag, zwei Zeitungen – seit dem 1. Januar 2004 nur noch Inserate für beide Titel zusammen buchen.
Per Oktober 2021 wurden die beiden Redaktionen von Bund und Berner Zeitung zusammengelegt.[3] Es erscheinen weiterhin beide Zeitungen und Onlineportale.
Layout
Das Layout des Bunds lehnt sich seit der inhaltlichen Kooperation an dasjenige des Tages-Anzeigers an. So wird bei beiden die Schriftfamilie Publico eingesetzt,[4] was den Austausch von Inhalten zwischen den beiden Zeitungen erleichtern soll. Die Layouts von Bund und Tages-Anzeiger wurden mit dem Ziel entworfen, dass sie sich «so weit gleichen wie nötig und so weit unterscheiden wie möglich».[4] Dominierende Farben im Bund-Layout sind Schwarz und Blau.
Geschichte
Der Bund wurde vom Solothurner Buchhändler Louis Jent[5] gegründet und erschien erstmals am 1. Oktober 1850 in einer Auflage von rund 1000 Exemplaren.[6] Anfangs hatte die Zeitung zwei Redaktoren. Sie wurde zunächst als parteiunabhängige Zeitung nach dem Vorbild von The Times gegründet, schlug sich aber bald auf die Seite der Liberalen.[6]
Zunächst erschien der Bund täglich, auch sonntags. Zwischen 1891 und 1967 erschien er werktags zwei Mal täglich, nachdem ein entsprechender Versuch 1869 am Widerstand der Leserschaft gescheitert war.[6]
Bald hatte sich die Zeitung als feste Grösse in der Berner und Schweizer Zeitungslandschaft etabliert. Auch Albert Einstein gehörte zu den Bund-Abonnenten.[7] 1911 wurde das neue Redaktions- und Druckereigebäude an der Effingerstrasse 1 eröffnet, in dem der Bund bis 1994 untergebracht war.
Als erste Setzmaschine in der Schweiz wurde beim Bund ab 1893 eine Thorne-Setzmaschine eingesetzt.[6] 1976 wurde der Bleisatz durch den Fotosatz ersetzt.[8]
Im Deutschen Reich war der Bund von 1934 bis 1945 verboten, genauso wie auch die Neue Zürcher Zeitung und die National-Zeitung in Basel. Das Verbot wurde als Reaktion auf die Berichterstattung über den so genannten Röhm-Putsch erlassen.[6]
Während in der Nachkriegszeit mehrere Bund-Redaktoren noch politische Ämter für die FDP bekleideten, fand in den 1980er-Jahren ein redaktionsinterner Wandel statt: Die Haltung der Redaktion, insbesondere der Lokalredaktion war nicht mehr automatisch bürgerlich. Die Haltung der neue Generation von Journalistinnen und Journalisten führte redaktionsintern zu Spannungen.[9]
In den 90er Jahren übernahm die NZZ-Gruppe den Bund.[8] Es gelang jedoch nicht, die Zeitung in die Gewinnzone zu führen. Schliesslich übernahm Espace Media im Jahr 2004 40 % der Aktien und die operative Führung von der NZZ, 2007 auch den Rest der NZZ-Beteiligung.[6] Ab März 2005 wurde der Bund im Druckzentrum der Espace Media gedruckt. Er blieb jedoch redaktionell unabhängig von der Berner Zeitung.
Im Mai 2006 löste der Bund als Folge von Sparmassnahmen seine Sportredaktion auf. Danach übernahm die mit Bund-Journalisten aufgestockte Sportredaktion der lokalen Konkurrentin Berner Zeitung die Berichterstattung. Ab 2008 untersuchte eine Projektgruppe der Tamedia AG, seit 2007 Mehrheitsaktionärin von Espace Media, verschiedene Varianten für den Bund. Im Vordergrund stand dabei entweder eine enge Zusammenarbeit mit dem Tages-Anzeiger oder der Zusammenschluss mit der Berner Zeitung zu einer neuen Regionalzeitung.[10]
Die Ankündigung löste zahlreiche, mehrheitlich bedauernde oder empörte Reaktionen aus. In der Folge lancierte der Berner Politikberater und Buchautor Mark Balsiger das Komitee «Rettet den Bund». Das Komitee, das von Politikern aus verschiedenen Parteien und Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur präsidiert wird, setzt sich für die Eigenständigkeit des Bunds ein. Während der ersten zwei Wochen nach der Gründung sind dem Petitionskomitee ungefähr 7000 Personen beigetreten; Anfang 2010 verzeichnete das Komitee 16'500 Mitglieder.[10]
Im Mai 2009 entschied sich der Verwaltungsrat der Tamedia AG für die Variante, die Bund-Chefredaktor Artur K. Vogel und Res Strehle, Co-Chefredaktor des Tages-Anzeigers, ausgearbeitet hatten: Der Bund bleibt als eigenständiger Titel erhalten, arbeitet jedoch künftig redaktionell eng mit dem Tages-Anzeiger zusammen. Seit Oktober 2009 ist das Modell in Kraft: Der Bund bezieht die ganze Auslandberichterstattung, Teile der Innenpolitik, der Wirtschaft, des Sports und der Kultur sowie Beilagen vom Tages-Anzeiger. Eine gemeinsame Bundeshausredaktion in Bern unter Bund-Ägide, geleitet von Fabian Renz, berichtet für beide Titel über die Bundespolitik.[11]
Seit Anfang 2018 erstellen nur noch je eine deutsch- und eine französischsprachige Tamedia-Redaktion den internationalen/nationalen Mantel (Inland, Ausland, Wirtschaft und Sport) für die 12 bezahlten Tages- und 2 Sonntagszeitungen der Tamedia. Chef der deutschsprachigen Mantelredaktion ist der vorherige Chefredaktor von Tages-Anzeiger/SonntagsZeitung Arthur Rutishauser. Er bleibt zudem Chefredaktor der SonntagsZeitung. Patrick Feuz blieb Chefredaktor des Bunds.[12][13]
Die Lokalredaktionen von Bund und Berner Zeitung wurden per Oktober 2021 zusammengeschlossen und es wurden insgesamt rund 20 Vollzeitstellen abgebaut.[14][15] Der Regierungsrat des Kantons Bern bedauerte diesen Schritt und auch der Berner Stadtpräsident, Alec von Graffenried, kritisierte den Entscheid.[16][17] Am 14. April 2021 veröffentlichten die Mitarbeitenden von Bund und Berner Zeitung ein Manifest. Darin forderten sie das Verlagshaus Tamedia unter anderem auf, die Zahl der angekündigten Entlassungen zu minimieren.[18]
- Erstausgabe vom
1. Oktober 1850 - Layouts um 1950
Chefredaktoren
- 1850–1864: Abraham Roth (de facto)
- 1866–1874: Johann Karl Tscharner
- 1875–1882: Franz Limacher
- 1882–1890: Konrad Eggenschwyler
- 1890–1925: Michael Bühler
- 1925–1941: Ernst Schürch
- 1941–1964: Walter Egger
- 1964–1984: Paul Schaffroth
- 1985–1987: Hans Stark
- 1987–1989: Andreas Christoph Kurz
- 1989–1995: Peter Ziegler
- 1995–2000: Konrad Stamm
- 2001–2006: Hanspeter Spörri
- 2007–2014: Artur K. Vogel
- 2015–2021: Patrick Feuz
- Ab 2022 (designiert): Isabelle Jacobi[19]
Siehe auch
- Liste von Schweizer Zeitungen
- Joseph Victor Widmann (1842–1911), ab 1880 Redaktor am Bund
Weblinks
Einzelnachweise
- WEMF-Auflagebulletin 2020 (PDF; 745 kB).
- WEMF Total Audience 2018-2 (Memento des Originals vom 15. Oktober 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , S. 10 (PDF; 609 kB).
- Patrick Feuz: In eigener Sache – «Bund» und «Berner Zeitung» arbeiten zusammen. Abgerufen am 18. Dezember 2021.
- Blog «Der neue Bund»
- Gustav Adolf Lang: Jent, Franz Louis. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2008.
- 160 Jahre Der Bund (PDF; 1,7 MB)
- Adrian Hopf-Sulc: 170 Jahre «Der Bund» – Hitlers Zorn, Honorar für Bundesräte und Abonnent Einstein. Abgerufen am 18. Dezember 2021.
- Ernst Bollinger: Bund, Der. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Patrick Feuz: 170 Jahre «Der Bund» – Bürgerliche Wutausbrüche, linke Boykottaufrufe. Abgerufen am 18. Dezember 2021.
- Adrian Hopf-Sulc: 170 Jahre «Der Bund» – Von Patrons, Aktionären und Rettungsaktionen. Abgerufen am 18. Dezember 2021.
- Espace Media führt Tageszeitung Der Bund weiter und plant Einsparungen – Tages-Anzeiger organisiert Redaktion neu. In: Tamedia (Medienmitteilung zur Zusammenarbeit zwischen Bund und Tages-Anzeiger; PDF; 58 kB).
- Tamedia: neue Organisation der Zeitungsredaktionen und Wachstumsinitiativen. Tamedia. 23. August 2017.
- Umbau bei Tamedia. Zwei konzentrierte Tamedia-Redaktionen ab 2018. In: persoenlich.com. 23. August 2017.
- Medienwandel in Bern – Durch die Fusion von Bund und Bernerzeitung fallen 20 Stellen weg. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), 8. April 2021, abgerufen am 8. April 2021.
- Berner Zeitung und Der Bund: hohe journalistische Kompetenz in einer Redaktion. In: tx.group. TX Group, 8. April 2021, abgerufen am 9. April 2021.
- «Berner Modell» hätte eine Chance verdient. In: be.ch. Regierungsrat des Kantons Bern, 8. April 2021, abgerufen am 9. April 2021.
- «Ein schwarzer Tag für den Medienplatz Bern». In: bern.ch. Präsidialdirektion der Stadt Bern, 8. April 2021, abgerufen am 9. April 2021.
- Medienplatz Bern – Belegschaft von «Bund» und «Berner Zeitung» veröffentlicht Manifest. In: derbund.ch. 14. April 2021, abgerufen am 14. April 2021.
- Pietro Supino: In eigener Sache – Isabelle Jacobi folgt auf Patrick Feuz. Abgerufen am 18. Dezember 2021.