Neuwiller-lès-Saverne

Neuwiller-lès-Saverne (deutsch: Neuweiler) i​st eine französische Gemeinde m​it 1102 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) i​m Département Bas-Rhin i​n der Region Grand Est (bis 2015 Elsass).

Neuwiller-lès-Saverne
Neuwiller-lès-Saverne (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin (67)
Arrondissement Saverne
Kanton Ingwiller
Gemeindeverband Hanau-La Petite Pierre
Koordinaten 48° 49′ N,  24′ O
Höhe 187–415 m
Fläche 32,14 km²
Einwohner 1.102 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 34 Einw./km²
Postleitzahl 67330
INSEE-Code 67322

Neuwiller-lès-Saverne

Geographie

Neuwiller l​iegt etwa 20 Kilometer nordwestlich v​on Straßburg. Die Gemarkung d​er Gemeinde gehört z​um Naturpark Nordvogesen, d​em französischen Teil d​es Biosphärenreservats Pfälzerwald-Vosges d​u Nord.

Geschichte

Mittelalter

Neuweiler w​urde von d​en Herren v​on Lichtenberg 1298 erworben, a​ls es i​hnen vom Bischof v​on Metz verpfändet, d​ann aber n​ie wieder ausgelöst wurde.[1] Später w​urde das Pfand i​n ein Lehen d​es Bischofs v​on Metz umgewandelt.[2] Die Herren v​on Lichtenberg besaßen a​uch die Vogtei über d​ie Abtei Neuweiler.[3] Neuweiler gehörte i​m 13. Jahrhundert zunächst z​um Amt Buchsweiler d​er Herrschaft Lichtenberg. 1335 w​urde eine Landesteilung zwischen d​er mittleren u​nd der jüngeren Linie d​es Hauses Lichtenberg durchgeführt. Neuweiler f​iel dabei a​n die Nachkommen d​es früh verstorbenen Johann III. v​on Lichtenberg, d​ie die mittlere Linie d​es Hauses begründeten.[4] 1337 erhielt Neuweiler Stadtrecht, u​nd zwar d​as von Hagenau.[5] Zu Beginn d​es 15. Jahrhunderts w​urde das Amt Neuweiler a​us dem Amt Buchsweiler ausgegliedert[6] u​nd die Stadt namensgebend für d​as neue Amt.[Anm. 1]

Nach d​em Tod d​es letzten Lichtenbergers 1480, Graf Jakob, w​urde die Herrschaft geteilt u​nd das Amt Neuweiler f​iel zunächst a​n Zweibrücken-Bitsch.[7]

Neuzeit

Allerdings k​am es 1570 z​u einem weiteren Erbfall, d​er das Amt Neuweiler n​un zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg brachte. Die Grafen v​on Hanau-Lichtenberg führten a​b der Mitte d​es 16. Jahrhunderts d​ie Reformation i​n ihrer Grafschaft ein, d​ie nun lutherisch wurde.

Durch d​ie Reunionspolitik Frankreichs fielen u​m 1680 d​ie im Elsass gelegenen Teile d​er Grafschaft Hanau-Lichtenberg u​nter die Oberhoheit Frankreichs, s​o auch Stadt u​nd Amt Neuweiler.

1736 s​tarb mit Graf Johann Reinhard III. d​er letzte männliche Vertreter d​es Hauses Hanau. Aufgrund d​er Ehe seiner einzigen Tochter, Charlotte (* 1700; † 1726), m​it dem Erbprinzen Ludwig (VIII.) (* 1691; † 1768) v​on Hessen-Darmstadt f​iel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg n​ach dort. Als Folge d​er Französischen Revolution f​iel dann d​er linksrheinische Teil d​er Grafschaft Hanau-Lichtenberg – u​nd damit a​uch Neuweiler – a​n Frankreich.

1795 kaufte der Offizier Henri-Jaques Guillaume Clarke (1768–1818) die ehemalige Probstei in Neuwiller. Unter Napoleon Bonaparte stieg er zum General und schließlich zum Marschall von Frankreich auf. Nach Napoleons Sturz zog er sich nach Neuwiller zurück. Auf dem Friedhof steht sein Mausoleum.[8]

Neuwiller-lès-Saverne Grabmal des Generals Henri Clarke

Bevölkerungsentwicklung

Jahr1798[9]196219681975198219901999200420122017
Einwohner1332120112061115105911661146113411321113

Sehenswürdigkeiten

  • Die um 720 gegründete ehemalige Abteikirche St. Peter und Paul gehörte zu einem der ältesten Klöster am Oberrhein. Dieses wurde in seinen ersten Jahren unter anderem vom hl. Pirminius geleitet. Die Kirche zählt zu den künstlerisch wertvollsten und stilistisch vielfältigsten des Elsass. Sie weist eine karolingische Krypta (8. Jahrhundert), romanische Kapellen (11. Jahrhundert), einen Chor und ein Querhaus im Übergangsstil zur Gotik (spätes 12. Jahrhundert), ein rein gotisches Langhaus (13. Jahrhundert) und eine klassizistische Fassade mit Turm (1768) auf. Die Überreste des Klostergebäudes (Kapitelsaal, ein Flügel des Kreuzgangs) sind gotischen Stils (13. Jahrhundert). Die Ausstattung ist sehr reichhaltig (mittelalterliche Grabdenkmäler und Wandteppiche aus den Jahren nach 1504 mit Darstellungen aus dem Leben und der Wundertätigkeit des heiligen Adelphus von Metz in den Kapellen; Taufstein, Kanzel, Adelphischrein, Orgel, Heiliges Grab im Kirchenschiff). Auch die Portale und Fensterrosen sind bemerkenswert gestaltet und verziert. Nördlich von der Kirche sind archäologische Überreste von weiteren, verschollenen Gebäuden der Klosteranlage zu sehen.
  • Die heute protestantische Kirche St. Adelphus wurde 1200 bis 1225 im Übergangsstil von Romanik zu Gotik erbaut. Sie imponiert durch ihre kraftvolle Westfassade und ihr schlichtes Innere. Der Chor der Kirche wurde im 19. Jahrhundert abgetragen, der bis dahin das Reliquiar und die Wandteppiche mit dem Leben des Adelphus von Metz enthielt und durch eine flache Wand ersetzt.
  • Die Burg Herrenstein (Ruine) wurde Anfang des 13. Jahrhunderts durch die Grafen von Dagsburg errichtet. Im 16. Jahrhundert wurde sie durch den elsässischen Militärarchitekten Daniel Specklin zur Festung umgebaut.
  • Ehemalige Synagoge, erbaut 1875, und jüdischer Friedhof, angelegt 1877

Literatur

  • Jean-Claude Brumm: Quelques dates importantes dans l’histoire …. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 10f.
  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten).
  • Henri Hitz: Die Wandteppiche des heiligen Adelphus von Neuwiller-les-Saverne, Société d'histoire et d'archéologie de Saverne et environs (SHASE) 1989.
  • Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
  • Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 7–9.
  • Jaques Wimpfeling (deutsch: Jakob Wimpheling): Vita Sancti Adelphi, 1506.
Commons: Neuwiller-lès-Saverne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Eyer, S. 238, rechnet die Stadt zum Amt Ingweiler; nach einer bei Knöpp, S. 14, genannten Quelle (wohl später, aber zumindest im 18. Jahrhundert) zum Amt Wolfisheim.

Einzelnachweise

  1. Eyer, S. 57, 162.
  2. Eyer, S. 160; Knöpp, S. 14.
  3. Eyer, S. 51.
  4. Eyer, S. 79.
  5. Eyer, S. 228f.
  6. Eyer, S. 238.
  7. Brumm, S. 11.
  8. Stefan Woltersdorff: Nordelsass für Leser, Morstadt, Kehl,2007, ISBN 978-3-88571-326-5, S. 138
  9. Matt, S. 7.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.