St-Adelphe
Sainte-Adelphe ist ein Kirchengebäude der lutherischen Protestantischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen in Neuwiller-lès-Saverne im französischen Département Bas-Rhin. Das spätromanische Bauwerk ist als Monument historique geschützt.[1] Die Kirche ist dem hl. Adelphus geweiht.
Geschichte
Nach seinem Tod wurde der Metzer Bischof Adelphus in der Krypta der Abteikirche St. Clemens in Metz bestattet. 826 oder 836 wurden seine Gebeine auf Anweisung des Metzer Bischofs Drogo in die Benediktinerabtei Neuwiller überführt. Damit wurde der Ort ein populäres Pilgerziel. St-Adelphe wird erstmals 1147 als Stiftskirche erwähnt und war ursprünglich mit der Abtei als Pfarrkirche St. Johannes der Täufer verbunden. Später wurde die Kirche mit dem Adelphistift vereinigt. Um 1220 wurden die Reliquien des hl. Adelphus in die Kirche Saint Pierre et Paul gebracht.
In gotischer Zeit wurde die nördliche Seitenapsis abgebrochen und durch eine Sakristei ersetzt. Im 14. Jahrhundert wurden die Reste des Drei-Apsiden-Chors abgerissen und ein dreischiffiger Chor mit ⅝-Schluss errichtet. Im Jahr 1431 erhielt die Kirche eine neue Glocke. Die „Große Glocke“, auch „Bürgerglocke“, gegossen von Johann Grempp aus Straßburg, wurde feierlich eingeweiht.
1545 setzt Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg auf seinem Territorium die Reformation durch. Anfangs nutzten die Protestanten noch die Kapelle Saint-Grégoire, doch diese wurde bald zu klein. Am 7. März 1562 drangen Protestanten in die Kirche ein und vertrieben die Stiftsherren. Ein Jahr später gab der Graf allerdings dem Drängen der katholischen Einwohner nach. Das Querhaus durften fortan die Katholiken für ihre Gottesdienste nutzen. Damit wurde Sainte-Adelphe eine der ersten Simultankirchen des Elsass. Schon im Dreißigjährigen Krieg verschärften sich die Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken erneut. 1683 musste Ludwig XIV. schlichtend eingreifen. Bei einem Besuch in Bouxwiller regelte der König die Nutzung der Kirche: Die Katholiken durften Chor und Querhaus alleine nutzen, eine Mauer grenzte den Bereich zum Langhaus ab. Die große Bürgerglocke durften beide Konfessionen nutzen, die anderen Glocken waren den Protestanten vorbehalten.
Im Jahr 1800 erhielten die Katholiken schließlich die Abteikirche als neues Gotteshaus. Das verwaiste Querhaus von St-Adelphe wurde zum Spritzenhaus. 1835 wurde die trennende Mauer eingerissen, und die Protestanten erhielten die komplette Kirche zurück.
1819 wurde der Turm abgerissen, 1822 stürzte der Chor teilweise ein und wurde schließlich ebenfalls abgerissen. 1845 wurde die Kirche dann umfassend saniert und noch einmal verändert. Unter Leitung des Architekten Aloyse Vincent Maestlé erhielt das nördliche Querhaus eine Tür. Außerdem wurde für eine neue Orgel der Firma Stiehr-Mockers eine Empore geschaffen.
Architektur
Die dreischiffige Pfeilerbasilika besitzt ein Langhaus mit sechs Jochen und einem breit ausladenden Querhaus. Vom ehemaligen Chor sind nur äußerlich Reste erkennbar. Im Inneren schließt die Kirche heute glatt in der Flucht der östlichen Wand des Querhauses. Über der Vierung sitzt ein mächtiger Turm mit nahezu quadratischem Grundriss. Das Giebelportal wurde betont, in dem das Mittelschiff über die Seitenschiffe hinausragt. Zwei in die Fassade geschobene Rundtürmchen flankieren diesen Risalit. Über dem Eingang sitzt eine Fensterrose. Bogenfriese schmücken das Äußere der Kirche aus rotem Sandstein. Die kräftige Gewöbestruktur im Inneren wird von Arkaden getragen, die auf oktogonal abgekanteten Pfeilern ruhen. In den Seitenschiffen herrschen einfache Gratgewölbe vor.
Orgel
Die Orgel stammt von der Orgelbauerfamilie Stiehr und Mockers und wurde 1850 erbaut. Zwischen 1888 und 1952 wurde das Instrument mehrfach erweitert und umgebaut. 1985 restaurierte der Straßburger Orgelbauer Gaston Kern die Orgel umfassend.[2]
Literatur
- Alphonse Wollbrett u. a.: Les Églises de Neuwiller-lès-Saverne. Société d'histoire et d'archéologie de Saverne et environs, Saverne 1959.
- Walter Hotz: Handbuch der Kunstdenkmäler im Elsass und in Lothringen. Deutscher Kunstverlag, München 1976, S. 175–176.
- Antoine Pfeiffer: Protestants d'Alsace et de Moselle: lieux de mémoire et de vie. SAEP, Ingersheim; Oberlin, Strasbourg, 2006, S. 13.
Weblinks
Einzelnachweise
- Eintrag in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Die Orgel von St-Adelphe in Neuwiller-lès-Saverne (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , A la découverte de l’Orgue, abgerufen am 7. September 2016