Horodenka
Horodenka (ukrainisch Городенка; russisch Городенка Gorodenka) ist eine Stadt in der Oblast Iwano-Frankiwsk in der westlichen Ukraine mit etwa 9500 Einwohnern.
Horodenka | |||
Городенка | |||
| |||
Basisdaten | |||
---|---|---|---|
Oblast: | Oblast Iwano-Frankiwsk | ||
Rajon: | Rajon Horodenka | ||
Höhe: | 280 m | ||
Fläche: | 55,92 km² | ||
Einwohner: | 9.508 (2009) | ||
Bevölkerungsdichte: | 170 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 78100 | ||
Vorwahl: | +380 3430 | ||
Geographische Lage: | 48° 40′ N, 25° 30′ O | ||
KOATUU: | 2621610100 | ||
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt | ||
Adresse: | вул. Шевченка 77 78100 м. Городенка | ||
Statistische Informationen | |||
|
Geschichte
Die in der historischen Region Pokutien gelegene Ortschaft wurde 1195 erstmals urkundlich erwähnt. 1668 erhielt sie das Magdeburger Stadtrecht verliehen, in dieser Zeit lag sie in Polen-Litauen in der Woiwodschaft Ruthenien[1]. Armenische Kaufleute machten zu dieser Zeit aus der Stadt ein Handelszentrum. Von 1706 stammt die große armenische Kirche der Stadt. Seit dem 16. Jahrhundert, verstärkt im 18. Jahrhundert gab es einen Zustrom jüdischer Bevölkerung, welche die Armenier aus ihrer wirtschaftlichen Stellung weitgehend verdrängten. 1743 erlaubte der Grundherr Nikolaus Basilius Potocki der jüdischen Gemeinde in der Stadt selbst zu wohnen.[2] 1775 gab es 863 jüdische Familien im Ort. 1772 kam Horodenka als Teil Galiziens an die Habsburgermonarchie, ab 1850 war sie Sitz der Bezirkshauptmannschaft Horodenka[3], 1867 kam noch der Sitz eines Bezirksgerichts hinzu.
Um 1900 hatte Horodenka über 11.000 Einwohner, davon waren 49 % Ruthenen, 37 % Juden und 11 % Polen.[2] Während des Ersten Weltkrieges wurde der Ort mehrmals von der russischen Armee erobert. Dabei kam es zu Pogromen an der chassidischen Gemeinde.[2] Nach dem Ende Österreich-Ungarns wurde Horodenka 1920 wieder polnisch, als Teil der Woiwodschaft Stanislau. 1939 wurde das Gebiet aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes von der Sowjetunion besetzt.
Im Juli 1941 wurde Horodenka im Zuge des Deutsch-Sowjetischer Kriegs durch ungarische Truppen erobert, im September kam es unter deutsche Kontrolle. Die jüdische Bevölkerung, über 4000 Personen, wurde im November in ein Ghetto gesperrt. Am 4. Dezember 1941 wurden 2500 Juden von deutschen Einsatzkräften und ukrainischen Hilfstruppen erschossen und ihre Leichen vergraben. Am 13. April 1943 deportierten die Besatzer 1500 weitere Personen in das Vernichtungslager Belzec, wo man sie ermordete. Bis 6. September 1942 wurde das Ghetto liquidiert, die überlebenden Bewohner ins Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska verschleppt. Nur wenige konnten fliehen oder überlebten als Partisanen in den Wäldern.[4]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner[2] |
---|---|
1870 | 8.824 |
1880 | 10.014 |
1890 | 11.162 |
1900 | 11.613 |
1910 | 11.223 |
1921 | 9.970 |
2001 | 9.794 |
2005 | 9.573 |
2009 | 9.324 |
Sehenswürdigkeiten
- Profanierte Synagoge
Persönlichkeiten
- Nachman von Horodenka (um 1700–nach 1764), chassidischer Rabbi
- Alexander Granach (1890–1945), Schauspieler
- Benno Neumann (* 12. Januar 1901 als Elias Jubal, †?), Regisseur und Theaterdirektor, Begründer „Theater für 49“ in Wien
- Jakob Edelstein (1903–1944), Zionist, erster Judenältester vom Ghetto Theresienstadt und NS-Opfer
- Salo Flohr (1908–1983), Schachgroßmeister
- Lessja Smolinh (* 1994), Handballspielerin
Weblinks
- HORODENKA (Gorodenka)
- Artikel Horodenka in Encyclopedia of Ukraine (englisch)
- The Book of Horodenka (englisch)
Einzelnachweise
- Rizzi Zannoni, Woiewodztwo Ruskie, Część Krakowskiego, Sędomirskiego y Bełzkiego z granicami Węgier, y Polski, ktore gory Karpackie nakształt łańcucha wyciągnione, od góry Wolska aż do Talabry, wyznaczaią.; 1772
- N. M. Gelber: The History of the Jews of Horodenka.
- Reichsgesetzblatt vom 8. October 1850, Nr. 383, Seite 1741
- Omer Bartov: Erased. Vanishing traces of Jewish Galicia in present-day Ukraine. Princeton University Press, Princeton 2007, ISBN 978-0-691-13121-4, S. 101f.