Snjatyn
Snjatyn (ukrainisch Снятин; russisch Снятын, polnisch Śniatyn) ist eine Stadt am linken Ufer des Pruths im Westen der Ukraine mit etwa 10.000 Einwohnern (2019)[1].
Snjatyn | |||
Снятин | |||
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Basisdaten | |||
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Oblast: | Oblast Iwano-Frankiwsk | ||
Rajon: | Rajon Snjatyn | ||
Höhe: | 270 m | ||
Fläche: | 35,29 km² | ||
Einwohner: | 9.942 (2019) | ||
Bevölkerungsdichte: | 282 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 78300 | ||
Vorwahl: | +380 3476 | ||
Geographische Lage: | 48° 27′ N, 25° 34′ O | ||
KOATUU: | 2625210100 | ||
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt | ||
Adresse: | вул. Т. Шевченка 70 78300 м. Снятин | ||
Website: | Webseite des Gemeinderates | ||
Statistische Informationen | |||
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Die Stadt liegt im Osten der Oblast Iwano-Frankiwsk, etwa 81 Kilometer südöstlich von Iwano-Frankiwsk. In Snjatyn trifft die Regionalstraße P–20 auf die Fernstraße N 10.
Geschichte
Der Ort wurde 1158 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. 1448 erhielt er als Teil der Woiwodschaft Ruthenien der Adelsrepublik Polen-Litauen das Magdeburger Stadtrecht offiziell verliehen.[2] Die Stadt gilt deshalb als eine der ältesten Städte der historischen Region Pokutiens. Die Stadt gehörte nach der Ersten Teilung Polens von 1772 bis 1918 zum österreichischen Galizien und war von 1854 bis 1918 Sitz der Bezirkshauptmannschaft Śniatyn[3], zusammen mit dem 1867 errichteten Bezirksgericht bestanden sie bis 1918.
1866 wurde südlich der Stadt eine Station der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn eröffnet, diese begünstigte die wirtschaftliche Entwicklung. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kam Śniatyn zu Polen, lag hier ab 1921 in der Woiwodschaft Stanislau und war im Zweiten Weltkrieg 1939 erst sowjetisch und von 1941 bis 1944 deutsch besetzt. Während des Krieges wurde die jüdische Einwohnerschaft der Stadt in einem Ghetto eingesperrt. Dieses wurde 1942 niedergebrannt und die verbliebenen Juden abtransportiert und ermordet.
1945 kam die Stadt wiederum zur Sowjetunion, dort wurde sie Teil der Ukrainischen SSR und ist seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ein Teil der Ukraine.
Zum Stadtgebiet zählt auch das frühe deutschsprachige Dorf Augustdorf (polnisch Augustów), welches nordöstlich der Innenstadt nahe der Grenze zur Bukowina liegt. Der Ort wurde 1836 von protestantischen Familien aus Josefsberg und Landestreu begründet und nach dem damaligen Bürgermeister von Snjatyn benannt. Sie gründeten 1837 (konstituiert 1871) eine Filialgemeinde der helvetischen Pfarrgemeinde Kolomea in der Evangelischen Superintendentur A. B. Galizien. Im Jahr 1868 wurde eine Kirche erbaut.[4] 1944 wurde die deutschsprachige Bevölkerung evakuiert und das Dorf nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Snjatyn eingemeindet.
Ein weiteres eingemeindetes Dorf ist Mykulynzi (Микулинці), dieses wurde am 14. Juli 1975 zur Stadt eingemeindet.
Persönlichkeiten
- Oleh Didenko (* 1980), Jurist und Behördenleiter
- Wassyl Kasijan (1896–1976), ukrainisch-sowjetischer Grafiker und Kunstprofessor
- Roman Palester (1907–1989), polnischer Komponist
- Jakob Rosner (1890–1970), österreichischer Journalist und Marxist
Architektur
Viele historische Bauwerke sind zerfallen. Das Schloss verfiel und verschwand endgültig nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Friedhof erinnert noch an die alte armenische Siedlung. Die heutige Pfarrkirche, die 1857 eingeweiht wurde, hat Verwüstungen welche unter sowjetischer Herrschaft stattfanden, überstanden. In der Innenstadt stehen noch ein paar historische Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert, u. a. das ehemalige Rathaus. Auch die beeindruckende "Große Synagoge" im Osten der Stadt ist noch als Gebäude vorhanden, doch durch den Einzug einer Nähfabrik hat sie ihren architektonischen Charakter verloren.
Weblinks
- Śniatyn. In: Filip Sulimierski, Władysław Walewski (Hrsg.): Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich. Band 10: Rukszenice–Sochaczew. Walewskiego, Warschau 1889, S. 929 (polnisch, edu.pl).
- Sniatyns Vergangenheit in der Gegenwart neu entdeckt
- Informationen zu Augustdorf
- Impressionen aus Augustdorf (Stadtteil von Sniatyn), Ukraine, Kreis Kolomea (PDF; 903 kB). Hilfskomitee der Galiziendeutschen e.V. Publikation vom Oktober 2012. Abgerufen am 6. Dezember 2016.
Einzelnachweise
- Städte und Siedlungen der Ukraine auf pop-stat.mashke.org; abgerufen am 17. Mai 2020 (ukrainisch)
- Rizzi Zannoni, Karta granic Polski, zacząwszy od końca gór Karpackich w Siedmiogrodzie, aż do osady Tatarów Bessarabskich, Zawieraiąca Moldawią Pułnocną, stepy Tatarów Lipków, y wyciągnienie Dniestru od Chocima aż do Benderu.; 1772
- Reichsgesetzblatt vom 24. April 1854, Nr. 111, Seite 401
- Schematismus der evangelischen Kirche Augsb. und Helvet. Bekenntnisses in den im österr. Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern. Wien 1875, S. 342–343 (Online).